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Ein Hai kommt selten allein

SouRin
von

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Samezuka Soap - Ein Versuch, den Rekord im Heulen zu brechen

Als Rin nach dem eher weniger ertragreichen Treffen mit Haru abends wieder zurück zum Internat fuhr, lehnte er mit dem Kopf an der Scheibe und dachte nach, während er Musik hörte. Auch wenn der Delfin ihm nicht weitergeholfen hatte, so konnte er wenigstens jetzt ein wenig nachdenken. Warum war Sousuke auf einmal so komisch?

Rin war während des Trainings aufgefallen, dass der andere sich ungewöhnlich und seltsam motivationslos verhielt. Das hatte er nie zuvor am anderen beobachtete, nicht als es ihm wegen seiner Schulter körperlich schlecht ging, noch früher, als er keinen Bock gehabt hatte. Es musste etwas Gravierendes passiert sein, dass der Walhai sich so veränderte. Das war zwar nur eine Kleinigkeit, doch in Kombination mit seinem auf einmal abweisenden Verhalten, wog sie schwer und machte Rin Sorgen. Nicht nur, weil er unbefriedigt war und nicht zum Schuss kam, sondern vor allem auch, weil er sich natürlich um seinen besten Freund sorgte und auf dessen Wohlbefinden aus war. Ihm leuchtete ein, dass sie nicht immer harten Sex haben konnten und vielleicht auch nicht in Stellungen, in denen Sousuke oben lag und seine Schulter belastete, doch es gab auch andere Dinge, die man tun, und Stellungen, die man ausprobieren konnte…

Rin würde sich hüten, den Heilungsprozess des anderen wegen seines Verlangens zu beeinträchtigen, doch er brauchte es einfach - und zwar von Sousuke. Selbstbefriedigung war schön und gut, aber noch lange nicht so erfüllend wie mit der Person zu schlafen, die man liebte – vor allem nicht, wenn diese eigentlich greifbar war. Es mit jemand anderem zu tun, auf die Idee kam Rin gar nicht erst, da Sousuke sowieso keiner das Wasser reichen könnte und er außerdem viel zu schüchtern dazu wäre, einen ONS oder eine Affäre zu haben – er hatte ja noch nicht mal mit seinem damaligen Freund in Australien schlafen können!

Er zählte das, was sie momentan hatten, nicht als Affäre, da sie nicht nur Sex hatten, sondern eindeutig auch Gefühle mitschwangen. Welcher Art diese waren, dessen musste der Hai endlich mal auf den Grund gehen, doch angesichts der Lage wurde ihm das Nachfragen oder Gestehen zusätzlich erschwert.
 

Rin kam gegen 21 Uhr wieder am Internat an und machte sich schwermütig auf den Weg zu ihrem Zimmer. Seine Füße wollten ihn beinahe nicht dorthin tragen, sondern immer wieder umkehren, oder in einen anderen Gang einbiegen, doch er zwang sich zu Sousuke zurück zu kehren.

Mit schnell schlagendem Herz öffnete er die Tür und versuchte sich mental darauf einzustellen, den anderen im nächsten Augenblick zu sehen und bald darauf eventuell zu konfrontieren, denn es war klar, dass es nicht so weitergehen konnte, doch als die roten Augen den Raum erblickten, nahmen sie alles darin war, nur den Walhai nicht. Wo steckte dieser? War er vielleicht nach Hause abgehauen?

Nein, das konnte sich der Rothaarige beim besten Willen nicht vorstellen…
 

Ziemlich verwirrt, aber dadurch abgelenkt, zog Rin seine Jacke aus und zog sich dann wie in Trance fürs Bett an. Er würde natürlich an einem Freitagabend nicht um kurz nach neun schlafen gehen, doch im Bett fand er es gerade am gemütlichsten. Auch wenn er es nicht gerne zugab, so sehnte er sich sehr nach Sousuke bzw. den Dingen, die dieser mit ihm anstellen konnte.

Mit roten Wangen ließ sich der Hai auf sein Bett fallen und steckte sich schnell Kopfhörer in die Ohren, sodass ihn die Musik vielleicht etwas ablenken würde. Diese half auch, sein Verlangen zu unterdrücken, doch das änderte nichts daran, dass er den anderen bei sich haben wollte, wenigstens um zu kuscheln.

Rin zuckte zusammen, als sich die Tür auf einmal öffnete und sein hochgewachsener bester Freund mit einem Handtuch um den Nacken im Zimmer stand und ihn genauso überrascht ansah, wie er ihn. Hätte er sich auch gleich denken können, dass Sousuke nur duschen und nicht abgehauen war…

Als die Tür hinter Sousuke ins Schloss fiel, folgte eine unangenehme Stille und ein Starren beiderseits, das seitens Rins auch nicht durch seine Musik verbessert wurde.

Insgeheim war Sousuke ein wenig sauer, dass Rin ihn wegen Haru alleine gelassen hatte – vor allem weil es der Delfin war – doch laut seiner neu zugelegten Philosophie war es doch eigentlich gut, wenn sie getrennter Wege gingen. Nur leider stellte der Walhai immer mehr fest, dass er sich einfach nicht daran gewöhnen konnte, den anderen nicht bei sich zu haben, selbst wenn er versuchte sich einzureden, dass es besser für sie beide wäre.

Wortlos schritt er nun zum Stockbett und kletterte die Leiter nach oben. Es war ihm schwer gefallen, den Blickkontakt zu unterbrechen, da ihn die roten Augen an so Vieles erinnerten, das sie schon gemeinsam erlebt hatten – nicht zu guter Letzt, da des Öfteren Tränen aus diesen geflossen waren.

Beinahe in der gleichen Sekunde, als Sousuke sich auf die Matratze legte, wurde ihm klar, dass er es einfach nicht konnte. Er konnte sich ein Leben ohne Rin nicht vorstellen. Er konnte diesen nicht ignorieren. Er konnte es nicht ertragen, diese wunderschönen Augen vom Salzwasser traurig schimmern zu sehen. Er konnte nicht…

Rin befand sich in einer Art Schockstarre, aus der er langsam erwachte, nachdem sich die türkisen Augen von ihm abgewandt hatten und in eine andere verfiel, die allerdings auch vom Größeren ausgelöst wurde. Auf diese Weise nicht beachtet zu werden, war für ihn neu und versetzte ihm einen Stich in die Brust. Sein rechter Kopfhörer fiel ihm aus dem Ohr, doch er nahm dies kaum war, denn sein Blick ging starr nach vorne, als auch schon zwei Tropfen den Bettbezug für wenige Sekunden dunkler färbten.
 

Unterdessen hatte Sousuke beschlossen seine Strategie ein wenig zu lockern, wozu er sich nun wieder auf den Weg nach unten machte und die Leiter hinab stieg. Rin bemerkte dies gar nicht, da er nach wie vor auf einen Punkt im Zimmer starrte und stumm weinte, während seine Schultern zusammensackten.

Als der Walhai dies bemerkte, zogen sich die dunklen Augenbrauen sorgenvoll zusammen und er bereute es sehr, den anderen so behandelt zu haben. Rin bemerkte nun auch, dass Sousuke neben seinem Bett stand und ihn anblickte, woraufhin sich die Starre endgültig löste und sein Körper ein Beben durchfuhr, dicht gefolgt von einem vergeblich unterdrückten Schluchzen. Ihm fiel das Handy aus der Hand und er versuchte sich die Tränen abzuwischen, um nicht noch erbärmlicher auszusehen als er es ohnehin schon tat, doch sie wollten nicht stoppen, genauso wenig wie der Heulkrampf, in den sein Körper übergegangen war.

Sousuke biss sich schuldbewusst auf die Lippen und zögerte viel zu lange, denn er wusste, warum Rin weinte und scheute sich daher, zu diesem zu gehen, wusste aber auch, dass er es gerade deswegen tun musste. Er gab sich einen Ruck, setzte sich aufs Bett und krabbelte zum Kleineren, der sich kläglich versuchte zusammen zu reißen.
 

„Rin“, nahm Sousuke dessen rechte Hand in seine und schloss für einen Moment die Augen, als er sie küsste.
 

Das hatte den Effekt, dass der Hai für einen Moment still war, im nächsten jedoch noch mehr zu weinen begann. So hatte er sich das nicht vorgestellt…

Sousuke fühlte sich schrecklich hilflos und das Schlimmste an der Situation war, dass er die Schuld an Rins Zustand trug. Vielleicht nicht zu 100%, doch den größten Teil hatte er zu verantworten.
 

„Bitte…sag mir, was ich tun soll“, nahm der Größere nun auch Rins andere Hand in seine und sah ihn unterwürfig verzweifelt an. Er würde so ziemlich alles tun, damit es dem anderen besser ginge.
 

„Ich weiß doch auch nicht!“, war Rin nicht fähig, Sousuke für mehr als einen Blick anzusehen, doch genauso wenig, sich dessen Griff zu entziehen.
 

Lediglich wandte er den Blick ab und versuchte sich zu beruhigen, unter anderem indem er sein Handy samt den Kopfhörern beiseite legte. Sousuke hasste ihn immerhin nicht und er war ihm offenbar auch nicht egal. Das war doch schon mal gut, oder? Dies versuchte er sich einzureden, um seinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch ganz so einfach war das nicht. Dazu war zu viel passiert und er zu emotional davon aufgewühlt. Dass Sousuke ihn nun zu sich zog und seinen Kopf an seinen lehnte, machte das nicht besser.

Nun wusste er gar nicht mehr, was er glauben sollte. Erst ignorierte dieser ihn die ganze Zeit, stieß ihn von sich und lehnte ihn ab und dann verhielt er sich wieder so sanft und lieb.
 

„Es tut mir so leid…“, entschuldigte sich der Walhai in diesem Moment für so vieles, was er gar nicht alles benennen konnte und schloss die Augen.
 

„Was tut dir leid?“, wurde Rin nun langsam wütend, da sich seine Verwirrung legte.
 

„Alles…alles, was ich dir angetan hab“, seufzte Sousuke ergeben.
 

„Also bereust du es doch, mit mir geschlafen zu haben?“, fasste Rin die Entschuldigung und Erklärung total falsch auf, doch er konnte einfach nicht anders.
 

„Nein!“, setzte der Größere augenblicklich entgegen und riss erschrocken die Augen auf, sowie er sich wieder ein Stück entfernte.
 

„Warum willst du dann nicht mehr?“, traten neue Tränen in die nun vor Wut und Verzweiflung glänzenden Augen.
 

„Rin, ich kann momentan einfach nicht…es liegt wirklich nicht an dir“, versuchte sich der andere zu erklären, scheiterte aber, weil ihn Rins Blick ängstigte.
 

Er hatte wirklich Mist gebaut…
 

„Woran denn bitte dann?!“, wurde der Rothaarige nun laut und es war ihm gerade ziemlich egal, dass die Wände nicht gerade dick waren.
 

Für einen Moment schauten ihn die türkisen Augen erschrocken an, da deren Besitzer mit dieser direkten Frage nicht gerechnet hatte, ihm gleichzeitig jedoch klar war, dass er endlich reinen Tisch machen musste.
 

„Ich dachte, ich schütze dich…“, sprach Sousuke sein im Nachhinein doch ziemlich dämliches Vorhaben an.
 

„Wovor denn bitte? Du weißt doch, dass ich es wollte…und auch immer noch will!“, ließ Rin nicht locker und lief gerade Gefahr, sich in Rage zu reden.
 

„Vor mir und-“, unterbrach sich der Größere dann selbst, da er sich nicht traute, den eigentlichen Grund für seine Zurückhaltung auszusprechen.
 

„Jetzt sag es schon!“, riss der Hai seine Hände nun aus der sanften Umklammerung der Größeren. „Ist dir auf einmal doch klar geworden, dass du nicht auf Männer stehst oder mich nicht willst?“
 

„Nein! Das hat damit überhaupt nichts zu tun!“, schüttelte Sousuke energisch den Kopf, da das nun wirklich sehr weit vom eigentlich Grund entfernt war.
 

Als Rin nun sah, dass der andere es wirklich ernst meinte und ziemlich verzweifelt wirkte – etwa so sehr wie er zuvor – tat es ihm schon fast leid, ihn so angeschrien zu haben. Er atmete tief durch und wischte sich dann die letzten Tränen vom Gesicht, denn er glaubte, sich nun wieder vollends im Griff zu haben.

Okay, Sousuke bereute es nicht, das alles mit ihm getan zu haben, das war gut. Außerdem war Rin nun schon ein wenig neugierig, weswegen der andere sich so abweisend gegenüber ihm verhalten hatte. Andererseits wollte er auch noch etwas Anderes klarstellen, über das er sich, durch Sousukes Verhalten, nicht mehr so ganz sicher war.
 

Erleichtert, dass Rin nicht mehr weinte und sich auch sonst beruhigt hatte, atmete nun auch Sousuke auf, auch wenn er sich nach wie vor furchtbar wegen dem fühlte, was er dem anderen angetan hatte. So ganz bereit, den Grund dafür zu nennen, war er trotzdem nicht, doch wollte er es wenigstens versuchen, wozu er sich nun mental vorbereitete. In dieser Vorbereitung unterbrochen wurde der nachdenkliche Walhai jedoch nun durch eine scheinbar zusammenhanglose und unpassende Frage des Kleineren, auf die er sich erst gar keinen Reim machen konnte, da er so sehr in seinen eigenen Gedanken und Vorstellungen gefangen gewesen war.
 

„Findest du mich eigentlich attraktiv?“, zupfte Rin mit gesenktem Blick am Ärmel des Größeren und traute sich nicht, ihn anzusehen.
 

„Wie?“, blinzelte Sousuke vollkommen aus der Bahn geworfen und wartete perplex ab.
 

„Na wie wohl?“, wurde der Hai nun etwas röter und schnaubte eingeschnappt, ehe er den anderen losließ.
 

Nur leider wusste der Walhai ganz und gar nicht, auf welche Weise er dies zu verstehen hatte, sodass er stumm blieb und den anderen lediglich vollkommen verwirrt betrachtete. Natürlich fand er ihn attraktiv, was war das für eine Frage?

Rin war doch das schönste Wesen, das er sich je hätte erträumen können.
 

„Na du fällst immerhin über mich her, da musst du mich doch sexuell ansprechend finden, oder?“, nuschelte Rin nun vor sich hin und beleuchtete seine vorherige Frage so genauer, doch hörte es sich dabei aber gleichzeitig an, als würde er dem Größeren eine runterhauen, wenn er etwas Negatives oder gar nichts dazu äußern würde.
 

„Ich weiß nicht“, erwiderte Sousuke zögerlich, der solche Dinge ganz und gar nicht einschätzen konnte und gerade ohnehin sehr verwirrt und überfordert war.
 

„Du kannst mir nicht erzählen, dass du kein sexuelles Verlangen hast, wenn du einfach so mit einem Kerl schläfst!“, setzte Rin nun doch wieder energischer nach, da es ihn schon wütend machte, dass der andere scheinbar teilnahmslos oder desinteressiert an die Sache heranging. Vielleicht wusste er es aber auch wirklich nicht besser, doch das machte es für den Hai gerade nicht erträglicher.
 

Sousukes Art zu sagen, dass das bei ihm ein wenig anders und auch, dass seine Motive für Sex anders als bei den Meisten war, war auf diesen Ausbruch des anderen lediglich mit einem „…hm“ zu antworten und dabei ratlos mit den Schultern zu zucken
 

„…wirklich jetzt?“, fiel Rin aus allen Wolken, starrte den anderen ungläubig an und wurde dann sehr rot im Gesicht, da ihm bewusst wurde, was er in den letzten Minuten alles gefragt und getan hatte.
 

„Ich mag es einfach, weil du es bist“, gestand Sousuke nun ehrlich und lächelte dabei verunsichert.
 

„O-oh…“, erreichte Rins Röte ihren Höhepunkt und er wich leicht zurück, da ihm nun so einiges klar wurde.
 

„Alles okay, Rin?“, rückte der Größere ihm nach und musterte ihn besorgt als er seine Hand nach ihm ausstreckte, um ihn am Arm zu streicheln.
 

„Du bist einfach nur doof“, schmollte der Hai vor sich hin, als er seinen Schock überwunden hatte, ließ die Berührung zu und kam dem anderen wieder näher.
 

Das war eigentlich nicht die Antwort, die er hören wollte, aber irgendwie passte sie für seinen verpeilten Walhai besser und süß war sie obendrein noch. Diese Eigenart des Größeren fand Rin sehr anziehend und angenehm, sodass er nicht anders konnte, als sich nun an diesen zu kuscheln und dessen Nähe seit Langem einmal wieder zu genießen.

Sousuke lächelte leicht und drückte ihn an sich. Zwar hatte er es immer noch nicht über sich gebracht, dem anderen zu sagen, was Sache war, doch fühlte er sich so langsam bereit dazu. Die Erkenntnis, dass ihm alles egal war, solange Rin nur bei ihm war, hatte lange gedauert, doch sie half ihm, die richtigen Worte zu finden.
 

Nachdem sie eine Weile stillschweigend in den Armen des anderen verbracht hatten, in welcher Sousukes Herzschlag sich langsam aber sicher beschleunigte, fühlte sich der Größere nun mehr oder weniger bereit über seine Sorgen zu reden, die gleichzeitig irgendwie den Grund darstellten, weswegen er sich so dämlich verhalten hatte. Jedoch stellte es sich gar nicht mal als so leicht dar, den Anfang zu finden. Zum Einen, da er nicht wusste, wo dieser überhaupt lag, zum Anderen, weil er sich schon ziemlich schämte, Rin so zugesetzt zu haben.
 

„Du, Rin?“, begann der Walhai leise und schloss für kurze Zeit die Augen, um sich zu sammeln.
 

„Hm?“, machte der Kleinere leise und blinzelte mit den noch vom Weinen geröteten Augen.
 

„Du weißt ja, dass es meiner Schulter nicht so gut geht“, leitete Sousuke den ersten Teil seines Geständnisses ein und machte sich schon mal darauf gefasst, dass Rin bald wieder weinen würde.
 

„Ja…“, wurde der Rothaarige nun hellhörig und hob den Kopf von Sousukes Brustkorb. „Oh nein, was ist damit?“
 

Er hatte sich schon denken können, dass es nicht so gut aussah und der andere hatte ihm bereits vorher mitgeteilt, dass der Heilungsprozess schwierig war, doch dass es so schlimm war, hatte er ganz einfach nicht wahrhaben wollen. Es sah jedoch ganz danach aus, als wäre es noch schlimmer als angenommen, so wie sich der andere verhielt. In Rin brach schon jetzt eine Welt zusammen, auch wenn er noch gar nicht genau wusste, wie es um seinen besten Freund stand, weil er sich schon alle möglichen Szenarien gedanklich ausmalte.
 

„Also…“, fiel es Sousuke doch schwerer als erwartet, doch er sagte sich, dass er es endlich hinter sich bringen musste und riss sich zusammen. „Also mein Arzt meinte, dass sie zwar wieder heilt, aber ich sie nicht mehr sie stark belasten darf und kann.“
 

„Heißt das, dass…“, setzte Rin an und schaute den Größeren nun mit weit aufgerissenen Augen an, in denen sich zum dritten Mal in kurzer Zeit Flüssigkeit sammelte.
 

Sousuke nickte daraufhin nur und wandte den Blick ab, weil er sich schrecklich fühlte. Einerseits wegen seiner Karriere, die er in den Sand gesetzt hatte, andererseits wegen der verpassten Gelegenheit, mit Rin gemeinsam auf internationalen Turnieren antreten zu können, und vor allem weil er den anderen so traurig machte. Dass das nur deswegen so war, weil Rin ihn liebte und sozusagen an seiner statt weinte, konnte Sousuke noch immer nicht so recht begreifen.
 

„Du bist so ein Idiot!“, brachte Rin trotz seinem Weinen ziemlich energisch hervor und schlug dem Größeren nicht fest auf die Brust, aber den Symbolcharakter dieser Aktion verstand dieser trotzdem.
 

„Ich weiß…“, war Sousuke mit so vielen Gefühlen wieder überfordert, vor allem weil er sich gleichzeitig auch selbst so schlecht fühlte.
 

„Warum hast du dich auch so übernommen? Du hättest doch wissen müssen, wann Schluss ist!“, regte sich der Kleinere weiter unter Tränen auf, sank dann aber wieder an seinen Freund und blieb an diesen gelehnt sitzen.
 

„Ich konnte nicht aufhören, weil es die einzige Möglichkeit war, wie ich mich dir verbunden fühlen konnte, obwohl wir keinen Kontakt hatten“, gab Sousuke leise zu.
 

Rin wurde in diesem Moment so Einiges klar, das er sich zuvor auch schon hatte denken können, doch als der andere es nun aussprach, bestätigte sich seine Vermutung. Natürlich war er ein Stück mit an Sousukes Leiden Schuld und fühlte sich deswegen furchtbar, was er nun an diesem ausließ, doch er sagte sich, dass der andere doch auch auf seine Gesundheit hätte achten können und müssen. Dass die Gefühle stärker als die Vernunft sein konnten, wusste er aber auch nur zu gut aus eigener Erfahrung, sodass er Sousuke nicht wirklich böse sein konnte. Nein, seine Wut richtete sich eher gegen sich selbst. Was hatte er auch einfach so den Kontakt zu seinem besten Freund abbrechen müssen? Auch hierfür kannte er die schmerzliche Antwort: Weil er es nicht ausgehalten hatte, sich und dem anderen sein Versagen einzugestehen. Hinzu kam, dass er in Australien trotz seiner liebevollen Gastfamilie sehr einsam gewesen war und keinen Anschluss gefunden hatte, auch wenn er es noch so sehr versucht hatte. Das war ihm auf die Psyche geschlagen und diese depressiven Schübe hatten ihn letztendlich vom Antworten auf Sousukes Briefe abgehalten. Das war eine Erklärung, jedoch keine Entschuldigung für sein Verhalten…

Sie hatten beide großen Mist gebaut, den sie sich langsam eingestehen konnten und vielleicht würden sie es ja gemeinsam schaffen, alles besser zu machen. Dass nichts mehr wie vorher werden konnte, lag auf der Hand, doch man konnte versuchen das Beste draus zu machen.
 

„Es tut mir so leid, Sousuke“, entschuldigte sich Rin nun auch. „Ich hätte nicht einfach aufhören sollen, auf deine Briefe zu antworten…“
 

Sousuke nickte nur leicht, was der andere nicht sehen konnte, da er sein Gesicht an seinem Shirt versteckte. Es tat schon irgendwie gut diese Worte vom Anderen zu hören, doch es bedrückte ihn noch so viel mehr, das er sich von der Seele reden musste, sodass diese ihn nicht glücklich stimmen konnten. Sousuke streichelte sanft über Rins Rücken, um ihn zu beruhigen, aber auch um selbst Ruhe zu finden.
 

„Daran können wir jetzt auch nichts mehr ändern“, stellte er nüchtern fest und hielt in der Bewegung inne, sodass seine Hand nun auf der Rückenmitte lag.
 

„Das stimmt…“ gab der Kleinere ihm traurig recht. „Aber wir können es zusammen versuchen, oder? Also das Beste daraus zu machen…“
 

Auf diese positive Antwort und das Angebot war Sousuke so gar nicht gefasst gewesen, da er sich darauf eingestellt hatte, nur von Rin angeschrien zu werden und dessen Enttäuschung über die schlechte Botschaft zu spüren bekommen würde, nicht aber, dass der andere trotzdem bei ihm bleiben wollte.

Diese Tatsache veranlasste ihn dazu, sich noch schlechter wegen seinem Plan, Rin auf Abstand zu halten, zu fühlen. Mit diesem musste er außerdem auch noch herausrücken, denn es ging gar nicht, was er abgezogen hatte.
 

„Du willst trotzdem noch bei mir bleiben, obwohl ich nicht mehr mit dir mithalten kann?“, vergewisserte sich Sousuke nach wie vor ungläubig.
 

„Aber natürlich! Was hast du denn gedacht?!“, setzte ihm Rin bestimmend entgegen, woraufhin Sousuke nur betreten weg sah.
 

„Sag mir nicht, du hast mich auf Abstand gehalten, weil…“, kam der rothaarige Hai nun selber auf den Grund für das seltsame Verhalten des anderen, den er nicht fassen konnte.
 

„Es tut mir so leid, ich weiß, das war dumm von mir“, bestätigte der Größere die Vermutung des anderen. „Ich dachte, dass es dir dann vielleicht nicht so schwer fallen würde, wenn wir getrennte Wege gehen, weil du mich dann hasst.“
 

„Ach Sousuke…manchmal bist du wirklich unverbesserlich“, musste Rin nun leicht lachen, obwohl dies in ihrer Situation ein wenig unangebracht wirkte, aber die Tatsache, dass Sousuke wirklich gedacht hatte, er würde ihn nur deswegen verlassen, weil er nicht mehr gegen ihn antreten konnte, war in seinen Augen einfach so lächerlich. „Ich würde dich erstens nie hassen können, egal was für dumme Dinge du anstellst, und zweitens brauche ich dich nicht als Rivalen an meiner Seite.“
 

Sousuke sah überrascht zum Kleineren, der ihn liebevoll anlächelte als er ihm diese Worte mitteilte. Ziemlich überfordert, wusste er erst einmal gar nicht, was er darauf erwidern sollte und brauchte einige Augenblicke, um überhaupt darauf reagieren zu können.

Schließlich nahm er Rins Hände in seine und beugte sich dann zu ihm, um ihn sanft zu küssen. Die weichen Lippen waren ein wenig trockener als sonst und schmeckten salzig, beides wohl auf den übermäßigen Flüssigkeitsverlust in Tränenform zurückzuführen.

Nun war es an Rin, überrascht zu sein, aber ebenfalls im positiven Sinne, sodass er kurz darauf erwiderte und milde in den Kuss lächelte.
 

„Ich werde bei dir bleiben, aber nur unter einer Bedingung“, grinste Rin schelmisch als sich ihre Lippen voneinander trennten.
 

Sousuke blinzelte ihn neugierig an und erinnerte dabei an einen ahnungslosen Welpen, der zu seinem Herrchen aufsah, während er die Bedingung abwartete.
 

„Du musst mir versprechen, nie wieder etwas vor mir geheim zu halten und auf einmal auf Abstand zu gehen, nur weil du glaubst, mich dadurch zu schützen“, teilte der Hai dem Größeren nun mit und sah ihn dabei aus funkelnd roten Augen an, in denen dieser entschlossene Ausdruck lag, den Sousuke so bewunderte und liebte.
 

„Versprochen!“, willigte er ohne lange nachdenken zu müssen ein.
 

„Puh…ich glaub, ich sollte mal was trinken“, löste Rins Anspannung sich endgültig nach dem Versprechen des anderen und er bemerkte endlich, wie unglaublich durstig er vom ganzen Weinen geworden war.
 

Sousuke fühlte sich deswegen trotz dem klärenden Gespräch schuldig und erhob sich, um dem Hai seine Wasserflasche vom Schreibtisch zu holen, welche er ihm kurz darauf reichte.

Rin exte diese in wenigen, großen Zügen und wischte sich danach über den Mund, bevor er sie auf den Nachttisch stellte.
 

„Ich muss dich aber noch was fragen“, meinte Rin dann und sah nachdenklich, aber irgendwie auch skeptisch aus, wodurch Sousuke das Herz in die Hose rutschte und nun doch wieder Angst bekam, dass irgendwas nicht in Ordnung war, oder er noch mehr falsch gemacht hatte.
 

„Was denn?“, schaute er unterwürfig aus seinem ‚Versteck‘ im letzten Eck von Rins Bett zu dem nach wie vor Stehenden.
 

„Du hast mir doch gesagt, dass du ‚sowas noch nie zuvor gemacht hast‘ und da hab ich mich gefragt, ob du vorher schon mal jemanden geküsst hast“, erklärte der Rothaarige sich nun, der ziemlich neugierig wurde, nachdem ihm der Stein vom Herzen gefallen war, den ihm Sousuke durch seine Ablehnung aufgeladen hatte. „Ich hab bei dem Trinkspiel damals nämlich nicht drauf geachtet, ob du bei diesem Punkt getrunken hast…“
 

„Oh, ach so“, beruhigte sich Sousuke schnell wieder, blickte aber verdutzt drein, weil er mit allem gerechnet hatte, aber nicht mit einer derart banalen Frage – dass sie Rin interessierte, verstand er aber auch, denn es war umgekehrt genauso.
 

Rin kniete sich aufs Bett, nachdem nicht sofort eine Antwort kam und beugte sich vor, wozu er sich mit den Händen auf der Matratze abstützte. Dabei kam er Sousuke sehr nah und erinnerte diesen an eine neugierige Katze. Es fehlten nur noch die Öhrchen, Krallen hatte der Kleinere immerhin schon, wie er einige Wochen zu vor zu spüren bekommen hatte…
 

„Und?“, drängte Rin den Größeren weiter, da er es endlich wissen wollte.
 

„Es gab da mal so eine aus der Parallelklasse in der Mittelstufe, die wohl auf mich stand“, begann Sousuke zu erklären, wurde aber sofort wieder unterbrochen.
 

„Nur eine? Bestimmt nicht!“, bemerkte Rin, denn Sousuke sah wirklich sehr heiß aus, dass es quasi unmöglich war, dass er nur eine Verehrerin gehabt haben sollte – auch auf der Samezuka gab es einige Typen, die ihm hinterher schauten, wie der Hai bemerkt hatte.
 

„Es war nur eine, die es mir gesagt hat…besser?“, ergänzte der Walhai, um seine Diva zufrieden zu stellen, welche daraufhin nickte und er fortfahren konnte. „Sie hat mich halt geküsst, ich fand es nicht so berauschend und das war’s dann eigentlich auch…“
 

„Das war alles?“, schnaubte das rothaarige Kätzchen schon fast ein bisschen beleidigt.
 

„Ja…tut mir leid?“, wusste Sousuke nicht so ganz, was er von der Reaktion halten sollte, die ihn doch sehr verwirrte.
 

„Na ja, wenn das so ist, muss ich jetzt eben dafür sorgen, dass du richtig geküsst wirst!“, grinste Rin voller Tatendrang und schlang seine Arme auch schon um den Nacken des Größeren, der so schnell gar nicht reagieren konnte und dann auch schon die wundervollen Lippen des Kleineren auf seinen spürte.



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