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Ein Hai kommt selten allein

SouRin
von

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Erwarte keine hilfreichen Ratschläge von einem gehässigen Delfin

Zwei Wochen später – sie hatten in der Zwischenzeit nochmal miteinander geschlafen, weil keiner der beiden dem Verlangen nach dem anderen widerstehen konnte – wurde Sousuke in seiner Annahme bestätigt: Seine Schulter würde heilen, aber er konnte es vergessen, sie je wieder so zu belasten und einzusetzen, wie es zuvor möglich gewesen war. Schöne Scheiße.

Damit verflüchtigte sich nicht nur der Traum, Profischwimmer zu werden, sondern auch – was viel schlimmer war – die gemeinsame Zukunft mit Rin. Wenn er nicht wettbewerbsfähig schwimmen konnte, wie sollten sich ihre Wege dann auf einem Kurs bewegen?

-Gar nicht. Das wusste er und diese Erkenntnis traf ihn heftiger als er es vermutet hatte.

Sousuke war schon lange irgendwie klar gewesen, dass er sich nicht mehr vollständig erholen wurde, doch jetzt, da er diese Tatsache schwarz auf weiß hatte, stürzte sie ihn in eine Tiefe, aus der er sich so schnell nicht wieder alleine hochziehen würde können.

Trotzdem versuchte er es vor Rin so gut es ging geheim zu halten, der der einzige war, der ihn eventuell retten könnte…wenn er es nur wüsste.

Solange dieser nicht fragte, war auch alles gut, dann musste er nicht mal lügen. Trotzdem gestaltete sich die kommende Woche schwierig für den jungen Walhai, weil ihn dieser schreckliche Gedanke einfach nicht loslassen wollte, ihn tagein, tagaus im Nacken saß. In Folge dessen war er oft abwesend und das nicht nur im Unterricht.

Natürlich kuschelten sie abends, wenn sie alles andere erledigt und ihre Ruhe vor Nitori und Momo hatten, aber selbst das konnte der Dunkelhaarige nicht genießen. Sein, wie er inzwischen festgestellt hatte, sexuelles Verlangen nach Rin, schien von den Sorgen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen zu werden, sodass auch am Wochenende nichts lief, an dem er eigentlich offiziell ‚durfte‘.

Selbst die Nähe zum anderen konnte ihn kaum aufmuntern, auch wenn sie zuvor immer dazu im Stande gewesen war. Der Gedanke, die Gewissheit, dass sie schon bald nicht mehr zusammen sein konnten, warf Sousuke in ein noch tieferes Loch des Abyss, der sich in seinem Kopf aufgetan hatte.

Die heißen Küsse, welche der Rothaarige ihm aufdrückte, schafften es kaum zu ihm durchzudringen, doch wenigstens lenkten sie ihn ein wenig ab. Schließlich legte Sousuke seine Arme um Rin, presste ihn an sich und erwiderte. Er spürte nun wohl Verlangen in sich aufkeimen, das durch die Hitze und das Reiben ihrer Körper aneinander entstand, doch würde er es sich nie verzeihen können, den Kleineren dazu zu benutzen, sich besser zu fühlen. Es erschien ihm nicht richtig, auch wenn Rin es vielleicht wollte…

Nichtsdestotrotz schaffte es der Walhai nicht, sich vom anderen loszureißen ihn von sich zu drücken. Wie hätte er das gekonnt?

Rin war so lange weg gewesen, er hatte ihn so lange vermisst, wie sollte er ihn da jetzt von sich stoßen?

Doch in diesem Moment kam ihm ein Gedanke: Was war, wenn das genau das war, das er tun sollte?

Vielleicht wäre es besser, sich früher als später von Rin zu trennen, dann, wenn es noch nicht so sehr schmerzte. Dass das eine Lüge war, wusste Sousuke, denn ihm war klar, dass es immer schmerzen, ihm das Herz herausreißen würde, wenn Rin ging. Da machte es eigentlich keinen Unterschied, ob er sich jetzt schon distanzierte, oder erst in ein paar Monaten nach ihrem Abschluss.

Trotzdem fasste er die Hoffnung – falls man diese groteske Verzerrung dieser als solche bezeichnen konnte – dass er es wenn schon nicht für sich selbst, dann für Rin, einfachere gestalten konnte, indem er eben doch dies tat: Abstand nehmen.

Inwiefern Sousuke dessen fähig wäre, musste sich erst noch zeigen, aber sicher stand, dass er seinen Entschluss gefasst hatte, bei dem er wieder nur an Rins Wohl dachte und sein eigenes völlig vernachlässigte.

Dessen heiße Zunge in seinem Mund und die verlangenden Hüftbewegungen machten es ihm schwer, nicht die Kontrolle zu verlieren. Die Luft um sie schien trotz der Jahreszeit zu glühen und als Sousuke die kalten Augen öffnete, lag ein verklärter Schleier über ihnen.
 

„Was ist?“, hauchte Rin ihm leise zu, bevor sich die roten Augen wieder schlossen und die Lippen auf seine legten, die ein bisschen nach Kirschcola schmeckten.
 

All dem zu widerstehen, würde hart werden…sehr hart.
 


 

Was auch immer in Sousuke gefahren war, Rin verstand es nicht. Nun war schon das zweite Wochenende in Folge verstrichen, ohne dass sie miteinander geschlafen hatten. Dass er sich einmal über so etwas beschweren würde, wäre ihm noch vor einem Vierteljahr nicht im Traum eingefallen, doch die Situation sah nunmal so aus, dass ihre Beziehung zwar nicht klar definiert war, doch das erstmal nichts machte, weil Rin eigentlich ganz zufrieden war. Das lag nicht zuletzt daran, dass Sousuke wirklich gut im Bett war und ihn mehr als nur befriedigte, als daran, dass er sich wirklich mit der Ungewissheit abgab. Nun begann dieses Gefühl der sexuellen Ausgeglichenheit allerdings auch wieder zu schwinden, was bedeutete, dass Rin muffelig wurde. Er war noch nicht an dem Punkt angelangt, an dem er alles und jedes Ding anschnauzte und gegen eine Wand warf oder trat, aber er stand nah davor.

Warum auch immer Sousuke nicht auf ihn eingegangen war, es machte Rin verrückt. Dabei tat er doch alles, damit dieser sich auf ihn stürzte und dass der Größere das konnte, hatte er schon mehrmals bewiesen. Warum also diese plötzliche Zurückhaltung?

Hatte der Walhai festgestellt, dass das doch nichts für ihn war?

-Nein, das konnte Rin sich eigentlich nicht vorstellen, denn an den Küssen hatte sich nichts verändert und er meinte auch zu wissen, dass er den anderen noch genauso wie zuvor erregte.

Wieso um alles in der Welt wollte Sousuke dann nicht mit ihm schlafen? Man sagte doch, dass besonders pubertierende, männliche Wesen einen besonders hohen Sexualtrieb hatten, warum also konnte der andere diesen dann nicht an ihm ausleben?

In einer derart verzweifelten Lage hatte sich der Hai schon lange nicht mehr wiedergefunden und ließ sich nun frustriert auf eine Bank im Aufenthaltsraus fallen. Keine halbe Minute später trank er gierig aus seiner Coladose, die ihn nur zu sehr daran erinnerte, dass er Sousukes Teil auch gerne mal wieder im Mund haben würde. Seit seinem ersten Versuch eines Blowjobs, der mehr oder weniger schief gegangen war, aber trotzdem seinen Zweck erfüllt hatte, hatte Rin versucht seine Künste zu verfeinern, indem er heimlich mit Bananen übte und dabei vorwiegend versuchte, deren Schale nicht mit seinen Zähnen zu verletzen. Diese stellen nämlich sein Hauptproblem bei dieser Tätigkeit dar…das letzte und gleichzeitig erste Mal waren ein paar Kratzer auf Sousukes Schaft zurückgeblieben, an denen sich dieser zwar nicht gestört hatte, doch Rin war es trotzdem peinlich, dass er das nicht besser hinbekam.

Am liebsten würde er natürlich am Lebendobjekt proben, sodass sich der Rothaarige nun erhob und ins Zimmer zurückging, aber nicht ohne davor die leere Coladose viel zu schwungvoll in den Mülleimer zu werfen.

Dort angekommen, zögerte Rin nicht lange, sondern ging auf Sousuke zu, welcher am Schreibtisch saß und gerade Hausaufgaben machte, kniete sich hin und öffnete dessen Hose noch bevor dieser realisierte, was überhaupt geschah.

Ein bisschen rot um die Nase und den Blick gesenkt, fokussierten sich die roten Augen auf die Shorts, welche er leicht nach unten zog, um das noch schlaffe Glied aus seinem Stoffgefängnis zu befreien. Als er es in der Hand hielt und schon ansetzen wollte, darüber zu lecken, wurde er von einer Hand aufgehalten, die sich zwischen seine Zunge und den Schaft schob.
 

„Was machst du da?“, fragte Sousuke überrascht und nicht wirklich eine Antwort erwartend.
 

„Wonach sieht’s denn aus?“, nuschelte Rin gegen die Hand und versuchte sie wegzuziehen.
 

„Ich bin gerade beschäftig“, fiel es Sousuke zugegebenermaßen schwer, diesem Angebot zu widerstehen, zumal sich das, was Rin vorhatte, das letzte Mal ziemlich gut angefühlt hatte.
 

„Das kann warten“, schmollte der Hai nun schon ein bisschen und umfasste die Hand mit seinen beiden, um sie wegzuziehen, entschied sich dann aber doch - da dieses Vorhaben sinnlos war - einfach über diese zu lecken.
 

„Rin“, sagte der Größere nun mit fester Stimme, sodass dieser endlich zu ihm aufblickte.
 

„Ach komm schon…“, mischte sich Trotz nun langsam mit Frust und zu allem Überfluss sah Sousuke nun auch noch beiseite, anstatt ihn an.
 

„Ich kann jetzt wirklich nicht“, murmelte der Größere wenig überzeugend, aber Rin ließ trotzdem von ihm ab und stand auf.
 

„Na schön, dann halt nicht!“, rauschte der Hai nun ziemlich aufgebracht aus dem Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und verzog sich auf den Hof.
 

Sousuke seufzte leise und machte sich dann daran, sich wieder richtig anzuziehen und seinen Reißverschluss zu schließen. Es war schwerer als erwartet, Rin zu widerstehen, vor allem mit dem Gewissen, dass er diesem damit weh tat…

Sousuke wollte das alles doch auch nicht, aber es ging eben nicht anders. Seine Schulter war hinüber, er konnte nicht mit Rin mithalten und sie würden erneut getrennte Wege gehen, diesmal vielleicht für immer.

Mit diesem Gedanken, starrten die eigentlich so schönen Augen des Dunkelhaarigen auf das Blatt, doch nahmen sie die Zahlen und Buchstaben darauf kaum war. Diese verschmolzen zu einer einheitlichen Masse, als er ins Leere starrte und sich vorstellte, wie schön seine Zukunft hätte sein können, doch dieser Traum verschwamm genauso wie die der Inhalt des Blattes. Er versuchte danach zu greifen, doch diese Blase voll von Hoffnung war geplatzt. Ein dunkler Tintenfleck breitete sich auf dem weißlichen Papier aus und riss Sousuke ironischerweise aus seinen sinisterartigen Gedanken.
 


 

In den folgenden Tagen war Rin verständlicherweise nicht gut auf Sousuke zu sprechen und schmollte. Das ließ er ihn dadurch spüren, dass er bei jeder Gelegenheit schnippische Bemerkungen machte und sich generell wie eine verwöhnte Diva aufführte, die ausnahmsweise mal nicht ihren Willen bekam. Sousuke fiel es nicht leicht, mit diesem Rin umzugehen, aber er sagte sich, dass es doch ein Schritt in die richtige Richtung war. Würde Rin ihn hassen, würde ihm die Trennung leichter fallen…

Dass der andere ihn nie hassen könnte, sondern einfach nur unbefriedigt und beleidigt, vor allem aber in seinem Stolz verletzt, war, lag auf der Hand.

Da ging er schonmal auf die Knie und bot sich an und dann wurden ihm, und seinen hervorragenden neuen Fähigkeiten, Hausaufgaben vorgezogen!
 

Gegen Freitag legte sich Rins Trotzreaktion ein wenig, sodass er beim Training auch wahrnahm, dass Sousuke nicht so ganz fit war. Es war klar, dass er nicht wie vorher trainieren konnte, doch es schien ihm, als ob der Walhai auf eine andere Weise nachgelassen hätte…da war so gar keine Motivation, keine Willenskraft in seinen Zügen, die er doch sonst immer so bewundert hatte. Was war mit Sousuke los?

Wurde er vielleicht krank, oder stresste ihn die Schule? Sicher war, dass er mit den Gedanken an einem anderen Ort hing und sich keine große Mühe beim Schwimmen gab. Das machte Rin irgendwie wütend und er kam gar nicht auf die Idee, dass der andere vielleicht nicht anders konnte – sei der Grund nun physischer oder psychischer Natur.

Nach dem Training wollte Rin seinen besten Freund – mit dem er in den letzten Wochen so viele Dinge getan hatte – eigentlich zur Rede stellen, doch dieser verschwand so schnell aus der Umkleide, dass man meinen könnte, er hätte an diesem Tag nicht am Training teilgenommen.

Rin entging nicht, dass sich der andere von ihm distanzierte. Aus welchem Grund dies auf einmal aus dem heiteren Himmel geschah, konnte er sich aber nicht erklären. Auf dem Weg zurück ins Zimmer, kam ihm ein schrecklicher Verdacht: Was war, wenn Sousuke es wirklich bereute, das alles mit ihm getan zu haben?

Anders konnte er sich dessen plötzliches Desinteresse nicht erklären…

Trotzdem hoffte Rin so sehr, dass es nicht so war, denn wenn Sousuke ihn schon körperlich nicht wollte, wie sollte er dann jemals auf emotionaler Ebene eine Chance haben? Versuchend, nicht daran zu denken, dass sein Traum, der in den letzten Wochen so wirklich erschien, mit seinem besten Freund zusammen sein zu können, dass dieser ihn liebte, nichts weiter als eine Einbildung sein könnte, beeilte sich Rin zurück aufs Zimmer zukommen. Schon jetzt kämpfte er gegen die aufschäumenden Tränen an.

Vor Aufregung hatte er völlig vergessen, dass der Raum, in den er nun stürmte, die Person beinhaltete, die seinen vermutlich bevorstehenden Heulkrampf verursacht hatte, doch als es ihm bewusste wurde, war es bereits zu spät und die Tür zugefallen.

Mit wässrigen, geweiteten Augen, schaute Rin erschrocken zu Sousuke, der neben dem Stockbett stand und ihn ebenso verdutzt ansah.
 

„Alles okay bei dir?“, wollte der Dunkelhaarige wissen.
 

„Gar nichts ist okay!“, schrie Rin ihm entgegen, doch nach dem Satz begann seine Unterlippe bereits zu zittern und die ersten Tränen flossen.
 

„Rin…“, ging Sousuke nun auf den heulenden Hai zu, der an der Tür stand und sich über die Augen wischte. „Was ist denn los?“
 

„Du bist los!“, schluchzte der Kleinere und presste seinen Rücken gegen das massive Holz.
 

Rin so zu sehen, brach Sousuke das Herz und er zweifelte erneut, ob sein Plan so gut war, doch welche andere Wahl hatte er? Vielleicht war es auch etwas Banales, das er regeln konnte, sodass Rin aufhörte zu weinen…aufhörte…zu…weinen.
 

Als keine Antwort kam, sah Rin auf und teilte ihm nicht minder aufgebracht als zuvor mit: „Was glaubst du wie es sich anfühlt, dauernd abgewiesen zu werden, obwohl du zuvor so verrückt nach mir warst?!“
 

„Tut mir leid…es geht momentan einfach nicht“, senkte Sousuke den Kopf und überlegte schon, welche vorläufige, aber schlüssige Erklärung er geben konnte.
 

„Warum nicht?!“, bestand Rin darauf, den Grund zu erfahren, wurde aber schon ruhiger
 

„Es geht ein bisschen auf meine Schulter und ich hab Angst, dass es den Heilungsprozess beeinträchtigt“, meinte Sousuke daraufhin.
 

Das stimmte ein bisschen, doch verschwieg er, dass da sowieso nicht mehr viel zu retten bzw. kaputt zu machen war. Irgendeinen Grund musste er dem anderen geben, denn irgendwie konnte er es trotz allem nicht sehen, dass dieser sich so miserabel wegen ihm fühlte.
 

„Ach so?“, blinzelten die roten Augen die Tränen weg, die schon abebbten.
 

Sich ein wenig dämlich fühlend, fuhr Rin sich nun durch die roten Haaren und atmete tief ein und aus. Er hatte sich ganz schön zum Deppen gemacht und das nur, weil Sousuke ein paar Mal nicht mit ihm schlafen wollte. Doch halt: Was war dann mit dem Blowjob? Dabei brauchte der andere seine Arme doch nichtmal. Ja, er musste gar nichts dabei tun!
 

„Tut mir wirklich leid“, hörte er Sousuke nun sagen, gab sich aber doch nicht so ganz damit zufrieden.
 

Mal abgesehen davon, dass dessen Begründung nicht ganz schlüssig war, spürte er einfach, dass da noch etwas anderes war.
 

„Und was war dann mit letztens?“, hakte Rin nun protestierend nach, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte. „Und tu nicht so du weißt genau was ich meine.“
 

„Achso, das…“, begann Sousuke und suchte schnell nach einem Grund dafür, dass er die himmlischen Lippen abgelehnt hatte. „Ich war einfach nicht in Stimmung.“
 

Das war zwar eine lahme Ausrede, aber teilweise die Wahrheit. Ihm war momentan wirklich nicht nach solchen Dingen, auch wenn sein Körper da vielleicht einer anderen Meinung war.
 

„Hm, na schön“, gab Rin aber doch schließlich auf und begab sich zu seinem Bett, auf das er sich schmiss.
 

Ein wenig beruhigt, aber nicht wirklich zufrieden, lag der Hai eine Weile musikhörend und an die Decke starrend auf der Matratze. Dabei kam er zu dem Entschluss, dass es vielleicht keine schlechte Idee wäre, mit Haru zu reden. Das letzte Mal hatte ihn dessen Meinung ein Stück weiter gebracht und so erhoffte er sich, mit einem erneuten Treffen die gleiche Wirkung in dieser Angelegenheit zu erzielen.

Rin griff nach seinem Handy, das neben ihm lag und schrieb Haru an. Bis dieser antwortete, konnte einige Zeit verstreichen, doch solange sie sich noch dieses Wochenende treffen konnte, war ihm alles recht.

Er hatte nämlich einige Fragen an den anderen, die er an keinen anderen richten konnte und hoffte, dass Haru ihm diese beantworten konnte…wenn nicht er, wer dann?
 

Jedenfalls sagte Haru sogar relativ zügig für seine Verhältnisse zu und so fuhr Rin am Wochenende zum Delfin, um sich ein wenig mit ihm zu unterhalten. Das alles war überhaupt nur möglich, da Makoto zu Hause einiges zu tun hatte und auf seine Geschwister aufpassen musste, denn die Tachibana-Eltern wollten einen Wochenend-Trip zu zweit unternehmen. Haru würde wohl später nach dem Gespräch mit Rin auch zu seinem Freund und dessen Geschwistern gehen, doch solange ihre Eltern noch nicht abgereist waren, war es ihm zu stressig.

Als der Hai bei ihm klingelte, dauerte es eine Weile bis Haru begriff, dass er selbst öffnen musste, weil Makoto ausnahmsweise nicht anwesend war und ihm diese Aufgabe abnahm.
 

„Was hat so lange gedauert?“, begrüßte ihn Rin. „Lagst du in der Wanne?“
 

Haru schüttelte den Kopf, denn er war einfach nur im Wohnzimmer gesessen und hatte nach draußen gesehen. Manchmal vergaß er auch, dass man Menschen verbal antworten musste, da das bei Makoto überflüssig war und er meistens mit diesem zusammen war, oder dieser das Reden übernahm, wenn sich andere in Reichweite befanden.

Rin war das mehr oder weniger gewöhnt, auch wenn er meinte, dass dieses Verhalten mit den Jahren ‚schlimmer‘ geworden war. Mit dem neuen Wissen, dass die beiden Wale zusammen waren, konnte er sich langsam auch den Grund dafür denken.
 

„Also, ich wollte dich da ein paar Sachen fragen…“, entschloss sich der Rothaarige nicht lange um den heißen Brei herum zu reden, denn dann könnte er sich bei Haru um Kopf und Kragen reden, da dieser sowieso kaum antwortete wenn ihn etwas nicht interessierte.
 

„Hm?“, machte Haru, als er sich auf einem Sitzkissen neben Rin niederließ, der soeben am kleinen Tisch dasselbe getan hatte.
 

„Na du weißt doch, dass Sousuke und ich mehr oder weniger zusammen sind…“, passte sich die Gesichtsfarbe des Hais der seiner Haare ziemlich schnell an. „Und wir haben da einige Dinge getan, aber das ist in letzter Zeit irgendwie auch nicht mehr so.“
 

So ganz wusste Haru nicht, worauf der andere hinauswollte, aber ihm gefiel es nicht so wirklich, dass sein bester Ri(n)vale mit diesem komischen Verschnitt von zu groß und breitschultrig geratenen Typen abgab. Der Delfin legte den Kopf leicht schief, sodass dem anderen signalisiert wurde, dass dieser schon etwas spezifischer werden musste, wenn er eine Antwort erhalten wollte.
 

„Na wir haben ein paar Mal miteinander geschlafen“, gab Rin kleinlaut zu und implodierte dabei beinahe vor Peinlichkeit.
 

„Ah…“, kam es von Haru, der nun etwas genauer darüber im Bild war, welches Problem der andere zu haben schien.
 

„Aber im Moment läuft da irgendwie nichts“, brachte der Rothaarige sein Problem auf den Punkt. „Und ich weiß nicht warum und mag es auch nicht.“
 

„Er ist bestimmt eh nicht gut im Bett“, zuckte Haru mit den Schultern und nahm einen Schluck Wasser aus dem Glas, das auf dem Tisch stand.
 

„…doch!“, setzte Rin lauter als zuvor entgegen und lief noch röter an, bevor seine Stimme wieder schwächer wurde. „Viel zu gut…“
 

Nach einem etwas komplizieren und für Rin teilweise sehr peinlichen genaueren Schildern der Lage, glaubte der Delfin der Wurzel des Problems auf den Grund gegangen zu sein, da die beiden Haie wohl nicht die Besten darin waren, miteinander zu kommunizieren. Auf eine verbale Art, wohl gemerkt, denn mit ihren Körpern hatten sie wohl schon einiges zustande gebracht. Leider reichte das nur nicht vollkommen aus, wenn man den anderen wirklich verstehen wollte…
 

„Reden ist wichtig, Rin“, nickte der Schwarzhaarige bestimmt und fand, dass das einen guten Tipp darstellte.
 

Der andere glaubte nicht richtig zu hören. Da meinte dieser größtenteils stumme Typ zu ihm, dass er mehr mit seinem fast-Freund reden sollte!
 

„…ihr redet doch auch nicht!“, schnaubte der Hai beleidigt.
 

„Doch…mit unseren Gedanken“, setzte der andere entgegen und sah dabei viel zu ernst in die roten Augen.
 

„Das kann aber nicht jeder!“, meinte der Hai genervt entgegen, da das Gespräch schon jetzt total abschweifte.
 

„Deswegen müsst ihr das ja normal machen“, blieb Haru gelassen und begann dann zu erzählen, wie viel toller es war, sich nicht immer unterhalten zu müssen, um zu wissen, was dem anderen durch den Kopf ging.
 

Das driftete dann ziemlich schnell zu einem selten gesehenen Geschwafel seitens Haru über seine und Makotos tolle Beziehung ab und dass sich Rin daran doch ein Beispiel nehmen sollte. Dabei verlor er vollkommen aus den Augen, dass es hauptsächlich um Sousuke gehen sollte, jedenfalls wenn es nach seinem Gesprächspartner ging, dem es langsam reichte.

Die Stimmung des Hais schwankte so langsam von Peinlichkeit zu Genervtheit über, weil er es zwar schön fand, dass es bei seinen beiden Freunden so gut lief, aber doch eigentlich über seine Probleme reden wollte.
 

Irgendwann unterbrach er den Delfin schließlich, bevor ihm noch der Kragen platzte: „Haru das hilft mir nicht weiter!“
 

„Ach, du wolltest Hilfe?“, blickte der Schwarzhaarige nun vollkommen unbeeindruckt, aber mit einer dezenten Spur Überraschung in der Stimme, zum Hai.
 

„Ja! Deswegen bin ich doch hier“, verlor Rin langsam die Hoffnung, dass er hier Hilfe bekommen würde.
 

„Also wenn das so ist“, setzte Haru an und begann dann allen Ernstes, dem anderen einige Stellungen vorzuschlagen, die er ausprobieren könnte.
 

Leider war das nur so komisches Zeug, das Rin so ganz und gar nicht zusagte und wahr nur die MakoHaru Fusion toll fand…wer Makrele im Bett mochte, sollte das tun, aber für ihn war das eindeutig nichts. Zumal wollte Rin doch nur überhaupt Sex und dass es generell bei ihm und Sousuke besser lief…wenn er Fetisch-Kram hören wollen würde, hätte er das gesagt! Haru müsste man manchmal echt mit Trigger-Warnungen versehen. Da war er die ganze Zeit still, aber wenn er mal was sagte, handelte es von abartigen Sexpraktiken, von denen andere nicht unbedingt hören wollten.
 

„Haru darum geht es nicht!“, sah sich der Hai erneut gezwungen, den anderen zu unterbrechen – vor allem auch, da er ein bisschen von dem Gesagten verstört wurde.
 

„Ich dachte du bist unbefriedigt“, kam es dann trocken vom Delfin, der damit voll ins Schwarze traf.
 

„Ja! Aber ich will doch nur ganz normalen Sex!“, überkam Rin die Verzweiflung und er seufzte tief.
 

„Laaaaaaangweilig“, ließ sich Haru auf den Boden nach hinten sinken.
 

„Haru, bitte…ich weiß, dass du Sousuke nicht magst und so, aber kannst du mir nicht wenigstens dieses eine Mal helfen?“, versuchte es der Rothaarige ein letztes Mal.
 

„Ich könnte dir sagen, was ich tue, wenn Makoto meint, er hätte keine Lust“, schloss Haru die Augen, der es insgeheim ein bisschen genoss, Rin so zu ärgern – vor allem weil er Sousuke wirklich nicht mochte und auch nicht wollte, dass da was zwischen den beiden lief, da er meinte, den Hai vorm Größeren beschützen zu müssen. „Oder du sagst mir, was ihr bisher gemacht hab, dass ich daran anschließen kann.“
 

Beide Optionen behagten Rin nicht so ganz, da er das Gefühl hatte, dass beides ziemlich unangenehm für ihn ausgehen konnte, entschied sich dann aber für Zweiteres, da er schon von den bisherigen Schilderungen des Delfins verstört genug war.

Und so kam es dazu, dass der Hai mehr oder weniger freiwillig und mit sehr viel Erröten erzählte, was er und Sousuke bisher miteinander auf sexueller Ebene erlebt hatten. Haru unterbrach ihn immer mal wieder, indem er meinte, dass Makoto das besser gemacht hätte und er nicht glaubte, dass Sousukes Teil so groß war und dass sein Freund sowieso den Längsten überhaupt hätte. Rin versuchte nicht darauf einzugehen, doch spätestens als der Delfin das Können des Walhais zum dritten Mal in Frage stellte und dann noch meinte, dass er nur zu öde und schlecht wäre, riss dem Hai der Geduldsfaden.
 

„Du weißt doch gar nicht, wie er ist!“, schnaubte Rin, der mit Sousukes bisherigen Leistungen in diesem Bereich mehr als zufrieden war, es sollte eben nur öfter oder überhaupt sein. „Und dass du dich über ihn auslässt, hilft mir auch nicht weiter!“
 

„Hm“, war nun auch Haru irgendwie eingeschnappt, da man es ihm nicht weiter gestattete, den Walhai schlecht zu machen.
 

„Das bringt doch alles nichts…“, fuhr sich Rin verzweifelt durchs Haar und ließ die Schultern hängen.
 

„Ich muss dann sowieso bald rüber zu Makoto“, meinte Haru, der auch die Nase voll von dem Allen hatte, weil der Hai sich gerade nicht mehr ärgern ließ.
 

„Okay, dann geh ich mal besser wieder…“, erhob sich der Rothaarige, der nicht so wirklich in seinem Bestreben weitergekommen war.
 

Auch der Delfin tat es ihm gleich, jedoch wesentlich langsamer, dafür aber schon wieder in seinen normalen, lethargischen Zustand zurückkehrend.
 

„Also dann mal…danke, dass du es versucht hast und viel Spaß heute Abend“, meinte Rin, nach wie vor ein wenig angesäuert, aber nicht unbedingt in einem Streit auseinander gehen wollend.
 

„Würde ich zurückgeben, aber…“
 

„Haruuu!“



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