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Ein Hai kommt selten allein

SouRin
von

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Never Have I Ever

Die kommende Schulwoche verlief eher unspektakulär: Sousuke ging zur Physiotherapie, der Unterricht war mittelmäßig langweilig und Rin schmiss sich förmlich in seine Arbeit als Teamcaptain, hauptsächlich um sich abzulenken. Dank Makoto und Haru musste er zwangsläufig wieder mehr mit seiner eigenen Sexualität ringen, die er seit zwei Jahren relativ gut unterdrückte, doch nun begann seine Fassade zu bröckeln. Dass Sousuke in gewisser Weise auch daran schuld war, konnte man nicht bestreiten, vielleicht war er auch der Hauptgrund, doch Makoto und Haru hatten das Fass zum Überlaufen gebracht.

Ob er sich verstecken und weiterhin so leben wollte, dessen war sich Rin nicht mehr so sicher. Aber er hatte auch Angst davor, wie sein Umfeld darauf reagieren würde, geschweige denn seine Familie. Wenn er es sich schon eingestehen musste, auf Männer zu stehen, dann wollte und konnte er das nicht an die große Glocke hängen. Es wäre aber schon schön, einen Freund zu haben…

Nicht nur irgendeinen, er wusste eigentlich ganz genau was bzw. wen er wollte, doch dass der ihn auch wollte, wagte er zu schwer zu bezweifeln. Zwar wusste er nichts von Sousukes Vorlieben in dieser Hinsicht, doch der Größere wirkte ganz und gar nicht schwul, oder wie jemand, der auch auf Männer stand. Vielleicht wäre es wirklich besser, wenn sie beste Freunde blieben. Wenn sie mit der Schule fertig wären, konnte es gut sein, dass sich ihre Wege ohnehin trennten. Rin wollte glauben, dass das gut wäre, doch der Stich in seiner Brust verhinderte die Freude und wandelte sie noch im Keim zu einer bedrückten Verzweiflung. Er konnte nicht mit Sousuke als guten Freund zusammen sein, aber ohne ihn ging es ihm noch schlechter. Es war zum Verzweifeln.
 

Wenigstens war inzwischen Freitag und Rin konnte sich ein bisschen auf die kleine Party freuen, die er im engsten Freundeskreis bei sich zu Hause schmeißen würde. Gou hatte er beauftragt schon mal alles vorzubereiten, dass er wenn er in ein paar Stunden nach Hause fuhr, nicht mehr viel erledigen musste. Im Gegenzug hatte sie darauf bestanden, auch dabei sein zu dürfen, wogegen Rin zunächst angekämpft hatte, da er der Meinung war, sie wäre zu jung, doch als sie mit dem Argument gekommen war, dass Rei und Nagisa genauso alt wie sie waren und auch kommen durften, hatte er sich geschlagen gegeben. Immerhin würden auch keine Jungs wie Momo, oder gar dieser selbst, anwesend sein, sodass er sich in dieser Hinsicht entspannen konnte. Makoto und Haru waren ohnehin versorgt, Nagisa und Rei nicht der Typ, der sich an seine kleine Schwester ranmachte und Sousuke…er war auch eher etwas wie ein Bruder für Gou, hoffte Rin zumindest.

So genau hatte er noch nie über die beiden nachgedacht, doch er glaubte zu wissen, dass da nichts lief, oder potentiell laufen könnte. Wenn doch, wäre das sein Untergang, sowie eine grausame Ironie des Schicksals. Eigentlich war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass dieses Szenario eintreffen würde, doch der Hai schob diesen Gedanken an eine schreckliche heterosexuelle Normalität schnell beiseite. Davon wollte er sich beim besten Willen nicht den Tag verderben lassen, der gar nicht so schlecht angefangen hatte und hoffentlich genauso gut, wenn nicht besser, weiterlaufen würde.
 

Nach dem Training ging Rin in das Zimmer, das er mit Sousuke bewohnte, um eben diesen einzusammeln. Er hatte sich nur schnell abgeduscht und wollte bald nach Hause, um sich dort noch eine richtige Dusche zu gönnen, bevor seine Gäste kommen würden.
 

„Sousuke?“, öffnete er die Tür. „Bist du fertig? Ich will dann los…“
 

Rin klang ein wenig angepisst, doch das hatte weder etwas mit dem Größeren zu tun, noch dass er sich nicht auf den Abend freute. Er wusste schlichtweg nicht, wie er sich dem anderen gegenüber verhalten sollte, da er Angst hatte, dieser könnte etwas bemerken.

Doch dass Sousuke jemals irgendwas in der Richtung bemerken würde, war genauso unmöglich, wie dass Haru eines Tages aufhören würde, sich für Wasserbehälter auszuziehen, die ihn fassen konnten.
 

„Bin gleich fertig“, schwang sich der Dunkelhaarige von seinem Bett und steckte sein Handy in die schon gepackte Sporttasche.
 

„Gut…“, murmelte Rin und schnappte sich ebenfalls seine.
 

Sousuke war so ein angenehmer Mitbewohner, ganz besonders im Gegensatz zu Ai. Er mochte den kleinen Grauhaarigen zwar, aber dessen Unordnung, seltsame Sammlungen und noch seltsameren Pornoheftchen waren doch etwas zu viel für den Hai gewesen.

Es könnte alles so schön sein, wenn es in Japan nicht nach wie vor als unnormal galt und daher eher weniger öffentlich akzeptiert war, einen gleichgeschlechtlichen Partner zu haben und wenn er sicher wüsste, auf was Sousuke stand und wie er allgemein tickte. Laut dessen Aussage am Sonntag zuvor war es ihm bei anderen egal, doch das hieß noch lange nicht, dass er das bei seinem Partner genauso sah.
 

„Alles okay bei dir?“, wollte Sousuke wissen, als sie durch den Flur des Internats nach draußen gingen. „Du wirkst nicht, als würdest du dich auf heute freuen.“
 

Er konnte für sich sagen, dass er das nicht sonderlich tat. Immerhin ging der Walhai nur mit, um bei seinem besten Freund zu sein und auch, um ihn nicht schon wieder bei den anderen zu lassen und selber alleine zurückgelassen zu werden.
 

„Das ist es nicht“, schüttelte der Rothaarige leicht den Kopf und es wirkte sehr danach, als würde er auf Abstand gehen, besonders da er nun, da sie zur Bahnhaltestelle liefen, einen größeren Abstand zum anderen als gewöhnlich wahrte.
 

Sousuke warf ihm einen skeptischen Blick zu, der bedeuten sollte, dass der Kleinere offen zugeben konnte, wenn er ihn störte.
 

„Es hat auch nichts mit dir zu tun…wirklich nicht“, seufzte Rin und lächelte dann leicht. „Die Woche war einfach nur anstrengend.“
 

„Willst du dich dann heute nicht lieber ausruhen?“, schlug der Größere indirekt vor, dass man die Party auch verschieben, oder gleich ausfallen lassen könnte.
 

„Nein, geht schon“, erwiderte der Kleinere. „Ich freu mich drauf, die anderen wieder zu sehen.“
 

Das Lächeln, das er dabei auf den Lippen trug, hätte nicht schöner und schmerzlicher zugleich in Sousukes Augen sein können.

War er nicht genug, dass Rin glücklich war? Waren die anderen so viel wichtiger als er? Sie waren doch die ganze Zeit zusammen, warum lächelte der Kleinere dann nicht so für ihn?

Früher hatte er das doch auch getan…früher, als es nur sie beide gegeben hatte.
 

Von diesen Gefühlen der Eifersucht, die sich dadurch bemerkbar machten, dass Sousuke mit leerem Blick nach unten sah, bekam Rin kaum etwas mit, da er zu sehr in seinen eigenen Gedanken gefangen war.
 

Die Fahrt zu Rins Elternhaus dauerte nicht sehr lange und verlief schweigend, da die beiden Haie ihren eigenen Gedanken und Sorgen nachgingen, auch wenn sich viele derer überschnitten und teilweise sogar vom anderen abhingen. Wenn sie endlich mal offen und ehrlich miteinander reden würden, würden sich einige dieser lösen, doch dazu fehlte es dem Einen am Mut, dem Anderen an Worten.
 

Sousuke hoffte einfach nur, dass er wirklich nichts falsch gemacht hatte, denn Rin verhielt sich schon die ganze Woche so wie heute, wenn es momentan auch extrem war. So sehr von diesem abgelehnt gefühlt hatte er sich nicht mehr, seit dieser aufgehört hatte, seine Briefe zu beantworten…

Okay, ganz so schlimm war es nicht, denn immerhin sah er den Kleineren noch und dieser sprach mit ihm, aber trotzdem war da etwas, das zwischen ihnen stand.
 

Wenigstens wurde der Rothaarige auf dem Weg zu sich nach Hause wieder gesprächiger und sah auch weniger angespannt als in der Schule aus. Rin redete, Sousuke hörte zu und fühlte sich gleich besser, auch wenn der andere ihm nur banale Dinge erzählte, wie was er ungefähr für den Abend geplant hatte und wo seine Gäste schlafen würden.
 

„Dir macht es nichts aus, bei mir im Zimmer zu schlafen, oder?“, vergewisserte sich Rin dann, als er schon die Haustür erblicken konnte.
 

Sousuke schüttelte den Kopf und lächelte leicht: „Erinnert mich an früher.“
 

Nun musste auch Rin schmunzeln, als er daran dachte, wie viel Spaß sie doch als Kinder gehabt hatten und dass sie wenn sie bei ihm übernachtet hatten, immer extra lange aufblieben, oder es versuchten, indem sie heimlich Cola tranken. Zu dieser Zeit hatte wohl auch ihrer beider Obsession mit diesem eigentlich ungesunden Getränk begonnen.
 

„Stimmt“, erwiderte er nun deutlich besserer Laune und schloss dabei die Tür auf. „Aber heute trinken wir nicht nur Cola, oder?“
 

„Laut deiner Planung nicht“, grinste Sousuke, der sich langsam mit dem Gedanken anfreunden konnte, diesen Abend nicht wie immer zu verbringen.
 

Gesetzlich gesehen durfte man in Japan erst ab 20 Alkohol konsumieren, aber Rins Mutter sah das nicht so eng und hatte ihnen ein bisschen was dagelassen, außerdem schmuggelte Nagisa liebend gerne den selbst gemachten Erdbeerlikör seiner Schwestern mit, sodass sie ausreichend versorgt waren. Von der Truppe vertrug ohnehin niemand sonderlich viel, nur bei Sousuke war sich Rin da nicht sicher. Makoto war immer gut im Rennen, vielleicht dank seiner Größe, da musste das beim Walhai ähnlich sein, oder? Wie dem auch wäre, er würde es sicherlich an diesem Abend herausfinden.
 

„Onii-chan~!“, kam Gou keine halbe Minute später, als dass die beiden Jungs den Flur betreten hatten, die Treppe hinuntergerannt und umarmte ihren Bruder, dann folgte Sousuke.
 

Rin versuchte sich seine leichte Eifersucht nicht anmerken zu lassen und wollte daher schnell wissen: „Hast du alles vorbereitet?“
 

„Klar doch“, stemmte die Rothaarige die Hände in die Seiten. „Was erwartest du von mir?“
 

„Nichts anderes“, lächelte Rin und strich ihr über den Kopf.
 

Sousuke machte sich schon auf den Weg nach oben, beeilte sich aber nicht, da er Rin dann doch lieber die Führung überlassen würde, weil er sich bei seinem Orientierungssinn sicher verlaufen würde, auch wenn er das Haus eigentlich kannte.
 

„Ich bereite dann mal das Geschirr vor“, verschwand Gou guter Dinge in Richtung Küche, während sich Rin zu Sousuke nach oben begab.
 

Dieser stand oben im Gang und lief dem Kleineren dann hinterher, als dieser in sein Zimmer ging. Beim Betreten musste der Dunkelhaarige fast den Kopf einziehen, da er Türrahmen doch etwas niedrig war.
 

„Irgendwie hatte ich das höher in Erinnerung“, kommentierte Sousuke diesen beinahe-Unfall und streckte sich ein bisschen, sodass sein Kopf die obere Fassung berührte.
 

„Du bist seit dem auch ganz schön in die Höhe geschossen, Idiot“, verdrehte Rin die Augen, dadurch den Fakt, dass er das eigentlich ziemlich anziehend fand, kaschierend.
 

„Vielleicht“, lächelte Sousuke amüsiert und fühlte sich in diesen vier Wänden gleich besser.
 

Das Haus, Rins Zimmer und die Atmosphäre erinnerten ihn an früher, an die Zeit, als sein Leben noch unbeschwert im Vergleich zu dem jetzigen gewesen war.

Er beobachtete Rin dabei, wie er eine Decke und ein Kissen bezog und diese auf den Futon legte, der neben seinem Bett auf dem Boden lag.
 

„Willst du im Bett schlafen?“, wollte Rin wissen, dem einfiel, dass es vielleicht nicht die beste Idee wäre, den anderen mit seiner verletzten Schulter auf dem Boden schlafen zu lassen.
 

„Geht schon“, schüttelte Sousuke den Kopf mit einem milden Ausdruck in den Augen, der es unerwartet lieb vom anderen fand, dass er an ihn dachte.
 

„Okay, du bekommst das Bett“, ließ sich Rin gar nicht erst auf diese Diskussion ein und tauschte dann das Bettzeug.
 

„Wenn du das so bestimmend festlegst, hab ich wohl nichts mehr dazu zu sagen~“, ließ sich der Dunkelhaarigen nun aufs Bett fallen und schaute dann nach unten zum anderen.
 

„Ja ja“, nuschelte Rin, der ein wenig rot geworden war und nun Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen. „Bin dann mal duschen.“
 

„Okay“, nickte Sousuke, der die Augen schloss, als die Tür zu fiel. Nun war er wieder alleine mit seinen Gedanken…
 

Unterdessen stand Rin bereits unter der Dusche, konnte sie aber nicht so sehr genießen, wie er es sich erhofft hatte, da ihm ziemlich bald ein Gedanke kam: Was wenn Sousuke sich in seinem Zimmer umsehen und die Heftchen – und anderen Utensilien – unter seinem Bett entdecken würde?!

Diese waren zwar versteckt, doch wenn man es wollte, konnte man sie finden…

Er hoffte einfach mal, dass sein bester Freund noch wie früher ziemlich anständig war und die Privatsphäre anderer schätze.

Trotzdem beeilte sich Rin, sich zu waschen und zu rasieren, das er auch tat, wenn gerade kein Turnier anstand. Es war einfach aus Gewohnheit und auch, weil er sich so wohler fühlte.
 

Als er ins Zimmer zurückkehre, stellte er erleichtert fest, dass Sousuke eingeschlafen war. Er trat zu ihm ans Bett und musterte den Größeren, der so friedlich und ausgeglichen aussah, wie er es schon lange nicht mehr erlebt hatte.

Rin musste dem Drang widerstehen, die dunkeln Haare aus der Stirn des Größeren zu streichen und allgemein, diesen anzufassen. Wenn das so mit ihm weiterging, konnte er es knicken, dass seine Gefühle für den Walhai noch lange geheim bleiben würden…
 

Etwa eine Stunde bevor die anderen eintrudelten, war Sousuke von selbst aufgewacht und hatte sich ein bisschen verloren auf den Weg nach unten gemacht. Im ersten Moment des Erwachens hatte er die Angst verspürt, wieder alleine gelassen worden zu sein, doch das war natürlich Schwachsinn, da Rin und Gou unten in der Küche standen und die letzten Vorbereitungen trafen.

Erleichtert, aber irgendwie nicht zufrieden, half er ihnen dann.
 


 

Makoto und Haru kamen pünktlich, was eindeutig darauf zurückzuführen war, dass der Orca seinen Freund rechtzeitig abgeholt und höchstwahrscheinlich auch angezogen hatte. Die beiden brachten eine Flasche Gletscherwasser aus Harus Geheimvorrat mit, das aber nie jemand abgesehen von diesem selbst trank, weil es wie Mundspülung schmeckte und wohl ein Anstandsmitbringsel sein sollte. Rin hegte außerdem die Vermutung, dass der Delfin es einfach aus Trotz immer wieder mitbrachte und auch trank, vielleicht auch, weil es entfernt etwas mit Wasser zu tun hatte. Makotos Versuche, ihm das auszureden, waren gescheitert, weswegen er sich seinem Schicksal ergab; wie sooft wenn es um Haru ging.
 

„Sollen wir euch noch was helfen?“, bot der Orca zuvorkommend wie immer an, doch Rin schüttelte den Kopf.
 

„Ihr könnt eure Sachen schon mal ins Gästezimmer bringen, wenn ihr wollt“, meinte er dann aber. „Ihr wisst ja, wo‘s langgeht.“
 

„Machen wir, danke“, schnappte sich Makoto daraufhin lächelnd die Tasche, in der er sowohl seine, als auch Harus Schlafsachen gepackt hatte.
 

Der Delfin verzog sich unterdessen schon mit seiner Flasche hellblauen Gesöffs ins Wohnzimmer, wo er sich fasziniert vors Aquarium von Rins Mutter setzte und erstmal beschäftigt war.
 

„Kannst du aufpassen, dass er nichts damit anstellt?“, bat Rin seine Schwester, mit der er in der Wohnzimmertür stand und den Schwarzhaarigen beobachtete.
 

„Mach ich~“, kicherte Gou daraufhin und gesellte sich zu Haru, dessen Trizeps sie stillschweigend begutachtete.
 

Der Hai seufzte aufgrund der seltsamen Affektion seiner Schwester gegenüber Muskeln, doch solange sie darauf achtete, dass der Delfin nichts anstellte, war ihm alles recht.
 

„…er ist manchmal so komisch“, kommentierte Sousuke, der gerade aus der Küche kam, Harus Anblick und jagte Rin damit einen kleinen Schrecken ein, da der Größere auf einmal hinter ihm stand.
 

„Schon…“, lächelte er unsicher und drehte sich zum anderen um. „Bist du fertig mit kochen?“
 

Der Walhai nickte daraufhin und drehte sich wieder um.
 

„Riecht auf jeden Fall lecker~“, ging der Rothaarige mit ihm mit und war froh, dass zumindest sein bester Freund kochen konnte, denn Gou und er waren darin nicht sonderlich talentiert.
 

Viel Zeit, sich auszuruhen blieb dann nicht mehr, da keine fünf Minuten später, Rei und Nagisa ins Haus gestürmt kamen. Der kleine Blonde nahm jedes Mal fast die Haustür mit, wenn er irgendwo ankam und schrie keine zwei Sekunden später auch schon das Haus zusammen.
 

„Rin-chan! Ich hab dir deinen Likör mitgebracht!“, hüpfte Nagisa durchs Wohnzimmer in die Küche und drückte dem Hai die Flasche mit dem pinken Inhalt in die Hand.
 

„Danke“, war dieser ein bisschen überfordert, freute sich aber, da er das Zeug wirklich gerne trank.
 

Er hatte nicht einmal Zeit den Kleineren zu begrüßen, da dieser auch schon weiterhüpfte, um Makoto zu suchen.
 

Der Erdbeerlikör war eher mittelmäßig stark, doch Rin musste aufpassen, dass er nicht zu viel davon trank, einfach weil es so gut schmeckte. Für gewöhnlich verabscheute er Süßes, doch in Kombination mit Alkohol mochte er es komischerweise, das vielleicht nicht letztendlich an der Farbe lag…
 

„Was ist das?“, beugte sich Sousuke nach vorne und begutachtete die unetikettierte Flasche über Rins Schulter, welche er fast berührte.
 

„Erdbeerlikör“, entgegnete der Hai und wurde leicht rot, da der Größere ihm schon wieder so nahe war.
 

„Du trinkst das?“, wollte der andere skeptisch wissen, da er den Geschmack seines besten Freundes kannte.
 

„Es schmeckt wirklich lecker“, nickte Rin und schmollte, weil er wusste, worauf Sousuke hinauswollte.
 

„Okay, okay“, meinte dieser nur, zog sich zurück und wandte sich wieder dem Essen zu. „Ich nehm dir das Zeug ganz bestimmt nicht weg.“
 

„Das glaub ich dir“, lachte Rin nun leicht, da er die Vorstellung von Sousuke, der die pinke Flüssigkeit aus einem Martiniglas trank, einfach zu köstlich fand.
 

Wenig später trommelte der Hai seine Gäste fürs Essen zusammen, dass sie zumindest ein bisschen was im Magen hatten, bevor die Trinkspiele begannen, auf welche besonders Nagisa immer bestand.

Haru weigerte sich zuerst etwas zu essen, weil es von Sousuke stammte und begründete es damit, dass da „nicht genügend Fisch“ drin sei, doch Makoto bekam ihn schließlich mit Rins Hilfe dazu, es wenigstens zu probieren. Hauptsächlich half, dass der Hai ihm androhte, sein Gletscherwasser wegzunehmen und ihn nicht mehr zum Aquarium zu lassen, aber auch, dass Makoto ihn schließlich fütterte.

Nach diesem kleinen Drama räumten alle, die man gefahrenlos in die Küche lassen konnte – das hieß Sousuke, Rin, Rei und Gou, Makoto musste auf Haru aufpassen – das Geschirr weg, während Nagisa schon mal seine Würfel herauskramte und sich mit Gou im Schlepptau als erster ins Wohnzimmer aufmachte, sowie er den Likör mitnahm und ein paar Gläser damit befüllte. Lediglich Makoto und Sousuke blieben verschont, da Ersterer laut eigener Aussage „schon hatte“, womit er seinen Pfefferminzlikör meinte, der fast genauso schlimm wie das Gletscherwasser war, und Zweiterer sein Glas vorsichtshalber bei sich behalten hatte.
 

Kaum dass alle saßen, beschwerte sich Rin ein bisschen, dass Nagisa seinen guten Likör nicht ihm vorbehalten hatte, woraufhin Rei versicherte, dass er nach der Runde auf etwas anderes umsteigen würde, Gou aber auch Gefallen am Getränk gefunden hatte und sich das so schnell nicht von ihrem Bruder verbieten lassen würde...das war wohl so ein Matsuoka-Ding.

Sousuke beobachtete das stillschweigend, während er an seiner Vodka-Cola nippte, wobei er ziemlich viel von deren Gezeter abbekam, da er direkt nebendran saß. Auch versuchte er sich ein bisschen hinter Rin zu verstecken, da Haru ihn von schräg rechts böse anstarrte, er aber (noch) keinen Stress mit diesem suchte, auch wenn er ihn mit der Aktion vorhin und seinem Blick gerade auf die Palme bringen könnte.

Als Nagisa jedoch beschloss, dass sie zu allererst dieses von ihm neu entdeckte Trinkspiel ausprobieren sollten, das ‚Freeman‘ hieß, wurde Harus Aufmerksamkeit auf dieses gelenkt. Er hörte nicht so ganz bei der Regelerklärung zu, da Makoto ihm ohnehin wie immer helfen würde, und freute sich sogar ein bisschen als sie anfingen.

Seine Freude war allerdings nicht von langer Dauer, da der Delfin erstens der Freeman sein wollte und es gar nicht toll fand, dass er das nicht gleich zu Anfang sein durfte bzw. konnte und da er zweitens nicht ‚free‘ trinken durfte, was ihm gar nicht in den Kram passte. Nach fünf Runden wurde es Haru zu blöd und er fing an sich zu beschweren und näher an Makoto zu rücken, während er beleidigt bereits aus der Flasche Gletscherwasser trank, weil ihm der Likör im Glas nicht schmeckte und er zu faul war, sich ein neues Glas zu holen.

Um eine Katastrophe abzuwenden, willigten alle ein, zu einem anderen überzugehen, wobei Haru schon gut etwas intus hatte, einfach weil er aus Trotz an seiner Flasche nuckelte.

Rin wollte eigentlich vorschlagen, dass sie Busfahrer spielen könnten, doch Nagisa war schneller und stellte ihnen noch ein neues Trinkspiel vor, das sich ‚Das erste Mal‘ schimpfte und nichts Gutes sein konnte.

Allerdings schienen die Regeln doch relativ simpel und Haru nicht gegen den Strich zu gehen, sodass niemand Beschwerde einlegte.

Sousuke verstand zwar nicht so ganz, worin der Spaß darin bestehen sollte, dass einer Dinge vorlas, die man noch nie getan hatte und dass alle, die es schon mal gemacht hatten, einen Schluck trinken mussten, doch es schien ganz okay zu sein, sodass er nichts sagte.

Solange man ihn nicht belästigte und Nanase nicht nervte, war ihm alles Recht.
 

Inzwischen hatten alle ihr Glas ‚Kicherwasser‘, wie Gou den Erdbeerlikör inzwischen liebevoll nannte, geleert und gingen größtenteils zu anderen Mischgetränken über – abgesehen von Rin und seiner Schwester, die bei diesem blieben. Makoto und Haru waren mit ihren seltsamen grünen und blauen Flüssigkeiten und vor allem miteinander glücklich, denn Haru saß schon halb auf dem Größeren, Rei nippte an seinem Gin Tonic, Nagisa hatte den farblich zu den Haaren passenden Vodka-O vor der Nase stehen und Sousuke blieb bei seiner Mischung aus Vodka und Cola.
 

Die ersten Fragen stellten sich als relativ harmlos heraus, doch schon bald ging es ein bisschen mehr ans Eingemachte. Interessant war auch, dass niemand das Glas ansetzte, als es hieß: „Ich habe noch nie ein Mädchen geküsst.“

Nur Gou nahm dann doch schnell einen Schluck, als sie hoffte, dass ihr Bruder nicht hinsah, der es aber doch aus dem Augenwinkel mitbekommen hatte.
 

„Gou?“, sah er sie überrascht und ein wenig tadelnd an.
 

„Was denn?“, streckte sie ihm die Zunge heraus.
 

„Hehe, Gou-chan ist eben nicht verklemmt, neee?“, sah Nagisa sie unterstützend an und die beiden fassten sich lächelnd an den Händen.
 

Rin gab auf und drehte sich zu Sousuke, dem er zuflüsterte: „Kann ich gleich einen Schluck von dir haben?“
 

Ihm war einfach nach etwas Stärkerem.
 

Nagisa las als nächstes vor: „Ich habe noch nie in den Pool gepinkelt.“
 

Bei dieser Option griffen so ziemlich alle rasch zu ihren Gläsern, was zu allgemeinem Gelächter führte, in dem Rins etwas großer Schluck aus Sousukes Glas unter ging. Dieser lächelte auch leicht, da es ihm doch besser als erwartet gefiel, vor allem weil Haru inzwischen still gestellt war.
 

Die nächsten Fragen hatten so ziemlich alle mit Sex zu tun, was dazu führte, dass nur Makoto und Haru, ab und zu mal Nagisa und Rei zum Glas griffen. Rin kam sich irgendwie viel zu prüde vor, sodass er einfach Alibi-mäßig ab und zu an seinem Likör nippte, wenn es keine zu spezifische Aussage war.

Dabei verpasste er vollkommen darauf zu achten, ob und wann Sousuke trank, doch umgekehrt beobachtete der Größere jede Bewegung des Kleineren. Die türkisenen Augen verengten sich ein wenig, auch wenn er glaubte zu erkennen, dass Rin nicht so ganz ehrlich war; immerhin kannte er den Kleineren und wusste, wenn dieser nicht ganz ehrlich war. Seiner Ansicht nach machte es auch keinen Sinn, bei intimeren Aussagen zu trinken wenn man das bei den Kuss-Aussagen nicht getan hatte…doch was wusste er schon?
 

Inzwischen hatte Haru so ziemlich alle Hemmungen verloren und saß auf Makoto Schoß, der ein bisschen verzweifelt, aber auch glücklich wirkte. Nagisa war gut bei Laune, doch das war er eigentlich immer, Rei wirkte relativ normal, Gou kicherte ein bisschen oft, aber sonst schien alles gut zu sein.

Bei der nächsten Aussage wurden jedoch alle spitz, denn sie lautete: „Ich habe noch nie meinen Körper benutzt, um meinen Willen durchzusetzen.“
 

Als Haru daraufhin einen gewaltigen Schluck seines Gletscherwassers nahm, wurde Makoto ziemlich rot um die Nase und der Rest schaute auch nicht schlecht.
 

„Haru!“, jammerte der Orca und wollte am liebsten im Boden versinken.
 

„Was denn? Man kann dich damit so leicht beruhigen“, erwiderte der Delfin gelassen und stellte die Flasche auf dem Tisch ab, ehe er sich auf dem Schoß des Größeren drehte und ihn küsste.
 

„Okaaay. Weiter im Text“, versuchte Rin zu vermeiden, dass sie weitere Details aus Makotos und Harus Sexleben zu hören bekamen.
 

Anscheinend störte sich niemand daran, dass die beiden so offen zeigten, dass sie ein Paar waren und Rin hatte im Prinzip auch nichts dagegen, doch war es für ihn etwas Neues, das so zu sehen. Irgendwie löste es in ihm das verlangen auch, das Gleiche zu tun, doch dass das unmöglich war, verstand er auch im angetrunkenen Zustand.
 

„Also das war es eigentlich so ziemlich“, schüttelte Nagisa dann den Kopf. „Es gibt zwar noch ein paar Sachen, aber ich glaub nicht, dass jemand außer den beiden denen zustimmen könnte~“
 

„Zeig mal!“, riss Gou ihm das Handy aus der Hand und fing dann an zu kichern.
 

Rin konnte sich denken, was dort stand und wurde leicht rot. Außerdem war sein Kicherwasser alle, sodass er aufstand, um sich neues einschenken zu gehen.

Er blieb ein wenig länger als nötig in der Küche, um sich zu sammeln. Ein Blick ins Wohnzimmer machte es nicht besser, da er hauptsächlich Makoto und Haru sah, die vor der Tür zwischen Wohnzimmer und Küche saßen und miteinander kuschelten. Haru schmiegte sich an den Größeren und schien ziemlich glücklich zu sein, was eine Seltenheit darstellte.

Rin seufzte und wandte sich ab. Es ging ihm doch mehr nach als gedacht, seine Freunde so miteinander zu sehen. Nicht, dass er es ihnen nicht gönnte, im Gegenteil, aber es machte ihn Dinge wollen, die er sehr lange unterdrückt hatte. Außerdem musste er ständig an Sousuke denken, der doch auch im anderen Raum saß…so nah und doch so unerreichbar fern.

Nach einem weiteren Seufzer, nahm Rin einen großen Schluck des pinken Getränks und beschloss in diesem Moment, seine Sorgen ein bisschen wegzuspülen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Was ich von der ganzen Komemntarsituation auf animexx halte, könnt ihr gerne auf meinem Weblog nachlesen. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kai_Tsukishima
2017-08-13T20:17:55+00:00 13.08.2017 22:17
Hui! Und da ist das zweite Kapitel ja schon. *.*

Haru ist mir betrunken ja einer. XD
Mako-chan ist käuflich, hihi~

Da werden wohl noch einige Sachen passieren im nächsten Kapitel. Freue mich schon wahnsinnig drauf. e3ê

Bis bald hoffentlich!<3


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