Zum Inhalt der Seite

Ein Hai kommt selten allein

SouRin
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle zusammen!

Ja, ich weiß, dass ich noch eine andere FF am Laufen hab(Sharky Scam), aber zwischendurch hatte ich diese Idee und musste sie in 12 Kapiteln niederschreiben.
Zwar ist diese nicht ganz so tragisch wie die andere, hat es aber auch in sich.
Also viel Spaß mit dem Drama~ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Unerwartete Erkenntnisse und Geständnisse

Wie diese ganze Tragödie ihren Anfang fand?

Nun, eigentlich ging alles mit Haru los…wie hätte es auch anders sein sollen?

Auch wenn diese Angelegenheit nicht direkt mit dem Delfin zutun hatte, war er der Auslöser gewesen, der Rin dazu veranlasste, sich mehr mit sich und vor allem seinen Gefühlen auseinander zu setzen, vor denen er nicht sein ganzes Leben lang davonrennen konnte – auch wenn er sich das manchmal wünschte.
 

Als der Rothaarige eines Nachmittags mal wieder bei Haru vorbeischaute, der gerade die anderen vier des Iwatobi Schwimmteams zu Besuch hatte, fiel ihm einmal mehr etwas auf. An diesem Tag war es jedoch irgendwie offensichtlicher für ihn. Woran genau es lag, dass Rin mit einem Mal die so selbstverständlich und normal wirkenden Gesten zwischen Makoto und Haru verdächtig vorkamen, konnte er nicht sagen, doch dass ihm an diesem Tag klar wurde, dass da mehr sein musste, konnte man nicht bestreiten.

Es war nicht einmal so, dass sich irgendetwas an den beiden verändert hätte, nein, es war mehr er selbst, der sich verändert hatte und deswegen fiel es ihm nun mehr ins Auge:

Makoto sah Haru immer auf diese ganz bestimmte Weise an, trug ihm alles hinterher und dann war da noch dieses Spiel, das die beiden seit einigen Jahren spielten…der Orca konnte verdammt nochmal Harus Gedanken lesen, das war ganz und gar nicht normal!

In wie weit sich der Delfin den Gefühlen des anderen bewusst war, konnte Rin beim besten Willen nicht sagen, da er den Schwarzhaarigen nach wie vor nur schwer einschätzen und, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten, nicht dessen Gedanken erraten konnte. Genauso unfähig war Rin zu bestimmen, was Haru davon hielt, abgeneigt von dieser Zuwendung schien er allerdings nicht zu sein.
 

Rin verbrachte die nächsten zwei Stunden damit, sich eher zurück zu halten und die anderen zu beobachten. Ihm war nicht nachsozialer Interaktion, zumal er seine aufkommenden Vermutungen überprüfen wollte, wozu er seine Freunde eingehend beobachtete.

Rei und Nagisa machten sich bald auf den Weg nach Hause, sodass nun nur noch seine Schwester und die beiden Objekte seiner Neugier übrig waren.
 

„Ich geh dann auch mal nach Hause“, erhob sich Gou gegen 18 Uhr und trat zu ihrem Bruder. „Soll ich Kaa-san irgendwas von dir ausrichten?“
 

„Hm…du kannst sie mal fragen, wann sie das nächste Mal mit ihren Freundinnen wegfährt“, zuckte Rin mit den Schultern, der vorhatte, das Haus mal wieder für eine kleine Party zu benutzen.
 

„Mach ich“, lächelte die Rothaarige wissend und winkte den anderen dann zum Abschied zu. „Bis morgen!“
 

Haru nickte daraufhin nur kurz und Makoto erwiderte mit einem Lächeln die Verabschiedung, ehe er sich vom Tisch erhob und in die Küche ging, um mit dem Abwasch anzufangen.

Diese Gelegenheit nutzte Rin, der die letzten Stunden abseits des niedrigen Tisches verbracht hatte, um nun näher an diesen und an Haru heranzurücken. Er konnte einfach nicht an sich halten und musste seine Recherchen die beiden betreffend weiter voranbringen, weswegen er sich dazu entschloss, einfach mal das Thema anzusprechen. Vielleicht täuschte er sich und das alles war nur eine Illusion seines zurzeit so verwirrten Verstandes, doch viel falsch machen konnte man bei Haru nicht. Entweder er verstand es und bestätigte die Vermutung, oder er wusste nicht, wovon Rin sprach und die Sache hätte sich ebenso erledigt.
 

Der Delfin musterte ihn, da er es ungewöhnlich fand, dass der andere auf einmal so nah zu ihm kam, unternahm aber von sich aus nichts. Stattdessen aß er die Reste seiner Makrele und ließ Rin somit unbewusst Zeit, die richtigen Worte zu finden.
 

„Du Haru…du weißt, dass Makoto dich mag?“, begann dieser schließlich leiser als gewöhnlich und hoffte, dass Betreffender noch eine Weile in der Küche beschäftigt wäre.
 

„…ja“, erwiderte Haru monoton und sah Rin an, als hätte dieser ihm soeben mitgeteilt, dass der Himmel tagsüber blau war.
 

Offenbar musste er etwas genauer werden, da es wohl offensichtlich war, dass beste Freunde sich mochten, aber er meinte ja eigentlich ein anderes Mögen!
 

„Also mögen mögen…“, wurde Rin seiner Ansicht nach nun etwas genauer und ein wenig rot dabei.
 

Es war immer etwas heikel, gleichgeschlechtliche Lieben anzusprechen, egal in welcher Intensität dies geschah.

Was allerdings auf seine Aussage folgte, darauf war der Hai ganz und gar nicht gefasst gewesen. Es hatte ihn so aus der Bahn geworfen, dass er die ganze Woche über an nichts anderes denken konnte.
 

„Ich weiß“, verdrehte Haru ein wenig die Augen und sagte das als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt. „Wir sind seit 4 Jahren zusammen.“
 

Rin starrte ihn daraufhin nur ungläubig an, während Makoto, der in diesem Moment ins Wohnzimmer zurückgekehrt war, knallrot anlief und eins seiner verzweifelten „Haru!“s losließ.
 

Nach seiner Schockstarre musste der Hai vor allem Makoto versichern, dass er das für sich behalten würde, auch wenn er im gleichen Atemzug meinte, dass er das nicht schlimm fand. Im Gegenteil: Er freute sich für die beiden, wobei er nicht vermeiden konnte, dass in seiner Freude ein gewisser Hauch Neid mitschwang.

Die beiden hatten so ein Glück, dass sie sich so lange kannten, so gut verstanden und auch noch zueinander gefunden hatten!
 

„Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich damit kein Problem habe“, seufzte Rin nochmal, da Makoto nicht aussah, als wäre er vollkommen beruhigt.
 

„Wirklich nicht?“, hakte der Orca nach. „Ich weiß, es ist nicht normal und-“
 

„Makoto“, mischte sich Haru nun ein und sah seinen b/festen Freund tadelnd an, was nicht oft vorkam.
 

„Es ist okay…ich freu mich für euch“, rang sich Rin nun ein Lächeln ab, auch wenn er eigentlich zu nachdenklich dafür war, um ehrliche Freude zu empfinden. „…und ich finde auch, dass es bei euch wie die natürlichste Sache der Welt wirkt. Ich kann es mir kaum anders vorstellen.“
 

„Danke, Rin“, schien Makoto nun endlich beruhigt und lächelte Haru zu, der daraufhin die Lippe schürzte und sich wegdrehte, damit niemand seine roten Wangen sah.
 

„Ich mach mich dann auch mal auf den Weg zurück ins Internat“, streckte sich Rin beim Aufstehen und gähnte daraufhin leise.
 

„Warte, ich bring dich noch zur Tür!“, bestand Makoto darauf und folgte dem Rothaarigen, während Haru sich auf den Weg in die Küche machte.
 

Unterdessen lag Sousuke auf seinem Bett in der oberen Etage des Stockbetts, das er sich mit Rin teilte, und hörte wie sooft Musik. Dabei starrte er ins Leere und musste unweigerlich daran denken, dass der Hai gerade Spaß mit seinen Freunden hatte. Es war nicht so, dass er es ihm nicht gönnen würde, nur fühlte er sich immer ein bisschen ausgeschlossen. Es war nicht so, dass er viel mit den anderen zu tun haben wollte, nein, er wollte einfach nur bei seinem besten Freund sein. Es war nicht so, dass…
 

Der Dunkelhaarige seufzte kaum hörbar und schloss die Augen. Zwar war seine Schulter ziemlich am Arsch, dafür konnte er wenigstens mit Rin zusammen sein und die letzten schönen Monate seines Lebens mit diesem verbringen. Diese wollte er genießen und weder sich, noch den anderen mit dem Zustand seiner Schulter belasten, um die es nicht so gut stand. Vielleicht würde sich das irgendwann bessern, vielleicht nicht. Im Grunde spielte das auch keine Rolle mehr, da er so oder so nicht mehr wettbewerbsfähig sein würde…doch würde Sousuke sich dafür hüten, Rin dies mitzuteilen.

Dieser war schon in Tränen ausgebrochen, als er ihm gesagt hatte was los war, eine weitere Hiobsbotschaft würde er sicher nicht besser aufnehmen. Das Letzte, das er wollte, war Rin im Weg zu stehen. Daher sagte er auch nie was, wenn dieser sich mit seinen Freunden traf und ihn alleine zurückließ. Das führte zu einem einsamen Dasein, doch dieses war Sousuke bereits gewöhnt. Ein Leben ohne Rin war immer einsam, jedenfalls für ihn.

Sonst hatte er auch keine Freunde, jedenfalls keine richtigen. Kisumi und Gou waren die einzigen gewesen, zu denen er während Rins Australien Aufenthalts losen Kontakt gehalten hatte, wobei es eher von Seiten der anderen geschehen war. Gou mochte er, sie kannten sich seit sie klein waren, doch es war einfach nicht das Gleiche wie mit Rin. Kisumi war ein Kapitel für sich und auch wenn er ganz nett sein mochte, kam Sousuke nicht wirklich gut mit ihm zurecht. Dafür waren sie einfach zu verschieden.

Kurzum: Es gab niemanden, der ihn verstand, außer Rin und es gab genauso niemanden, den er je nah an sich rangelassen hatte. Dazu vertraute er einfach niemandem, genaugenommen konnte er nicht einmal Rin vollkommen vertrauen…aber er wollte und versuchte es und genau das machte den Unterschied.
 

Als Sousuke sich auf den Rücken drehte auf die Uhr sah, war es schon nach 19 Uhr. Rin war verdammt lange weg…

Unweigerlich drängte sich der Gedanke auf, dass der andere nicht wiederkommen würde, da er mit den anderen, mit Haru, mehr Spaß als mit ihm hatte.

Auf das Thema Haru reagierte der Walhai immer besonders empfindlich, weil er wusste, wie wichtig dieser für Rin war. Er mochte es nicht, dass ein anderer dem Hai so wichtig war. Eigentlich sollte er sein Rivale, seine Inspiration sein, nicht der Delfin!

Doch das konnte er nun endgültig knicken…mit der Schulter kam er nach deren Heilung vielleicht gerade mal gegen Rei an. Deprimiert, als sein Herz, aber vor allem seine Schulter ein stechender Schmerz durchfuhr, biss Sousuke wütend die Zähne aufeinander und schlug mit der linken Hand gegen die Wand.

Wie passend die Zeilen des Lieds doch waren, das er gerade hörte.
 

I'm the hand of God

I'm the dark messiah

I'm the vengeful one

(Look inside and see what you're becoming)

In the blackest moment of a dying world

What have you become

(Look inside and see what you're becoming)
 

When you die

You'll know why

For you cannot be saved

With all the world enslaved

When you die

You'll know why[/]
 

Es wäre gelogen, wenn er behauptet hätte, dass der Tod keine Lösung wäre, doch der Gedanke an Rin hatte ihm in der dunkelsten Zeit Hoffnung gespendet, tat es noch immer. Innerlich aufgewühlt, bekam Sousuke nicht mit, dass der andere gerade das Zimmer betrat und schlug noch einmal gegen die Wand, wenn auch nicht ganz so hart wie zuvor.
 

Bei der Erschütterung und dem unschönen Geräusch zuckte der Rothaarige zusammen und sah besorgt zu seinem besten Freund nach oben. Im ersten Moment hatte er schon vermutet, dass er etwas falsch gemacht hatte, doch ihm wurde schnell klar, dass Sousuke nicht einmal mitbekommen hatte, dass er überhaupt schon wieder da war. Das schloss seine Schuld an dessen Laune zwar nicht aus, aber verringerte die Möglichkeit deutlich.
 

Ohne lange zu zögern, ging Rin auf die Leiter des Stockbetts  zu und stieg die ersten zwei Stufen nach oben, um sich einen genaueren Überblick über Sousukes Lage verschaffen zu können. Bevor dieser endlich bemerkt, dass Rin da war, war sein Gesicht von Schmerz und Verzweiflung gezeichnet, das dem Kleineren Sorgen bereitete.

Als der Dunkelhaarige seinen Kopf überrascht zur Seite wandte und die Kopfhörer aus den Ohren zog, blickten ihm zweit rote Augen besorgt an, deren Besitzer die Lippen unbewusst geschürzt hatte.
 

„Rin…“, blinzelte Sousuke, wobei sich seine Gesichtszüge glätteten, und richtete sich auf, sodass sie sich nicht mehr so nah wie zuvor waren, da ihn das ein bisschen nervös machte.
 

„Was machst du bitte, wenn ich nicht da bin?“, schnauzte dieser ihn besorgt an und kletterte weiter nach oben, sodass er sich setzen und sich Sousukes linke Hand schnappen konnte, die ziemlich rot aussah.
 

„…nichts“, versuchte er gar nicht erst, seine Hand wegzuziehen, welche in dieser Sekunde eindringlich von Rin begutachtet wurde.
 

Die Berührung fühlte sich irgendwie gut an, auch wenn seine Finger kalt von der Luft draußen waren, und er mochte es insgeheim, wenn der andere sich um ihn sorgte, ihm Aufmerksamkeit schenkte.
 

„Das sieht mir aber nicht nach nichts aus“, seufzte Rin. „Willst du dir deine linke Seite jetzt auch noch kaputt machen, oder was soll das…?“
 

Den zweiten Teil murmelte er vor sich hin, da das für sie beide eigentlich ein Tabu-Thema darstellte. Wie erwartet sprang Sousuke darauf an und sah kurz mit geweiteten Augen zu ihm, ehe er seine Hand zu sich zog.
 

„Nein, ich…“, begann er, stoppte aber wieder, da er nachdenken wollte, bevor ihm das Falsche herausrutschte.
 

„Du…?“, hakte Rin weiter nach und sah ihn dabei an.
 

„Mir war langweilig“, tat der Größere den eigentlich viel komplexeren Sachverhalt ab, wobei die Aussage genaugenommen auch keine Lüge war.
 

Ohne Rin war es immer langweilig und wenn Sousuke langweilig war, kam er auf blöde Ideen. Wie sich auszumalen, welche tollen Dinge der andere erlebte und vor allem mit wem, aber auch, die Wand dafür zu strafen, dass er selbst so unfähig war. Seine Schulter stellte den besten Beweis dafür dar, dass er eindeutig nicht auf sich aufpassen konnte und auch nicht wusste, wann genug war.
 

„Langweilig?“, hob sich eine rote Augenbraue skeptisch. „Wenn du solche Sachen anstellst, wenn dir langweilig ist, sollte ich dich vielleicht ab sofort immer mitnehmen, wenn ich was mit meinen Freunden unternehme.“
 

„Nein…ich will dich ja auch nicht stören“, schüttelte Sousuke kurz den Kopf, obwohl das Angebot auf den ersten Blick verlockend klang.
 

„Du störst doch nicht“, lächelte Rin kurz und rückte weiter auf die Matratze, da er sonst fast hinunterkippte.
 

„Hm…“, glaubte Sousuke das nicht so ganz und wusste nicht, was er davon halten sollte, dass der andere ihm näher gekommen war.
 

„Und die anderen mögen dich auch“, fuhr er fort als wäre nichts, auch wenn er merkte, dass sich der Größere kaum merklich zurückzog und nun die Musik auf seinem Handy ausschaltete, die man im Hintergrund noch durch die Kopfhörer leise wahrgenommen hatte.
 

„Da bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte Sousuke und sah Rin aus kalt wirkenden Augen kurz an, ehe er sich aufsetzte und die Beine anzog, die er von dort an musterte.
 

„Okay, Haru und du versteht euch nicht so gut, aber abgesehen davon…“, gab Rin zu, versuchte den anderen aber aufzumuntern, indem er lächelte. „Was hältst du davon, wenn wir nächste Woche Freitag zu mir fahren? Meine Mutter ist nicht da und ich hatte vor eine kleine Party zu schmeißen. Das hab ich letztes Jahr auch ein paar Mal gemacht. Die anderen würden auch kommen…es wird sicher lustig!“
 

So wirklich begeistert war Sousuke nicht von der Idee, da er eigentlich gehofft hatte, am nächsten Wochenende ein bisschen Zeit mit Rin alleine verbringen zu können, doch es war besser mitzugehen als wieder alleine herumzusitzen. In seinem Zustand konnte und durfte er sich nicht einmal mit Training ablenken, das verbat ihm sein Physiotherapeut.
 

„Hm…okay“, stimmte der Walhai zu und musterte den Kleineren dann.
 

Dessen Antwort bekam er nur am Rande mit und brauchte auch ein bisschen, um zu antworten. Manchmal war er einfach zu eingenommen von Rins Schönheit.

Dass es komisch war, so fasziniert von seinem besten Freund zu sein, war ihm im Laufe der letzten Jahre auch irgendwann bewusst geworden, doch das hieß nicht, dass sich daran etwas ändern ließ, geschweige denn, dass er es wollte.

Dessen rotes Haar passte hervorragend zum feurigen Temperament seines besten Freundes und in den roten Augen spiegelten sich oftmals Entschlossenheit, aber auch Verzweiflung wider, doch immer von einem warmen Unterton begleitet. Genau das war es, das Rin war: warm. Deswegen fühlte er sich auch so wohl in dessen Gegenwart, er strahlte Wärme und Geborgenheit aus, etwas, das Sousuke sonst nicht kannte. Er fühlte sich beim anderen zuhause, ein Gefühl, das ihm vor allem seine Eltern nie geben hatten.
 

„Du siehst nicht begeistert aus“, stellte Rin fest. „Magst du sowas nicht?“
 

„Keine Ahnung, ich war noch nie auf einer Party“, erwiderte Sousuke schließlich.
 

„Oh, echt nicht?“, entgegnete der Kleinere ehrlich überrascht und lachte dann, wobei ein wenig Unsicherheit mitschwang. „Was hast du denn die ganzen Jahre getrieben, in denen ich weg war?“
 

„Trainiert…?“, wusste der Walhai nicht so ganz, was er sonst hätte antworten sollen und eigentlich wusste Rin das auch.
 

„Die ganze Zeit?“, konnte der andere es immer noch nicht so ganz fassen, auch wenn sie das Thema schon öfter angerissen hatten.
 

„Was glaubst du, wie das da sonst zustande kommen konnte?“, deutete Sousuke auf seine rechte Schulter, die bandagiert war.
 

„…stimmt auch wieder“, seufzte Rin und machte sich daran, von der Matratze auf die Leiter zu rutschen.
 

Es war eindeutig Zeit, dieses Thema schnell zu beenden, bevor einer von ihnen wieder depressiv wurde, oder anfing zu weinen, wobei Zweiteres nur auf den Hai zutraf.
 

Sousuke fragte sich, ob er etwas falsch gemacht hatte, da Rin nun wegging, hoffte aber, dass es einfach nur deswegen war, weil dieser um diese Zeit meistens duschen ging. Immerhin hatten sie am nächsten Tag Unterricht und morgens zu duschen war nie eine gute Idee im Internat, da die Waschräume meistens voll waren und zumindest Sousuke ein wenig Privatsphäre vorzog. Rin noch mehr, weswegen er immer dann ging, wenn sich sonst niemand in den Duschen befand. Nicht einmal er durfte mitgehen.

Anfangs hatte Sousuke einmal mit dem andere mitgehen wollen, doch dieser hatte ihm stammelnd erklärt, dass er das nicht wollte und er respektierte das natürlich. Es war zwar ein bisschen komisch, doch bei genauerem Überlegen war es auch komisch, mit seinem besten Freund duschen zu gehen…oder?

Sousuke wusste es um ehrlich zu sein nicht, da er nicht gut im ‚Normalsein‘ war und somit auch keine Ahnung von normalen Freundschaften hatte.

Demzufolge hatte er es für lange Zeit als normal empfunden, so auf seinen besten Freund fixiert zu sein und sich so zu diesem hingezogen zu fühlen. Sousuke würde alles für Rin tun.

Dass das alles andere als normal war, hatte er im Laufe der Jahre am Rande von seinen Mitmenschen mitbekommen. Wie gut, dass er niemandem erzählt hatte, was er für Rin empfand und wie er diesem gegenüber eingestellt war. Sie hätten ihn bestimmt ausgelacht und als abartig hingestellt. Aber selbst das war Sousuke im Grunde egal…solange der andere nur bei ihm war, war alles gut.
 

„Ich bin dann duschen“, meinte Rin, als er sich seine Sachen zusammengesucht hatte. „Bis später.“
 

„Bis später“, erwiderte Sousuke und steckte die Kopfhörer wieder in die Ohren.
 

Es konnte eine Weile dauern bis der Rothaarige zurückkam, denn dessen Duschgänge erstreckten sich meist über eine halbe Stunde, da er sich nicht nur wusch, sondern von Kopf bis Fuß rasierte. Das mochte komisch klingen und war es wahrscheinlich auch, doch die Erklärung, dass es ihn schneller beim Schwimmen machte, stelle Sousuke zufrieden. Es selbst tun würde er aber nicht, da ihm sein Gesicht, Achseln und Brust schon genug Arbeit bereiteten und für die paar hundertstel Sekunden war es ihm das nicht wert. Inzwischen konnte es ihm ohnehin egal sein.

Wenn Sousuke ehrlich war, konnte er sich Rin auch gar nicht anders vorstellen. Für ihn hatte dieser schon immer eine Art weibliche Eleganz ausgestrahlt, die er sich nicht so ganz erklären konnte, da der andere doch eindeutig männlich war.

In früheren Jahren hatte das anders ausgesehen und Sousuke war lange der festen Überzeugung gewesen, dass sein bester Freund vielleicht doch ein Mädchen wäre. Für ihn ähnelte Rin eher seiner Schwester als anderen Jungs in ihrem Alter, außerdem war dieser viel zu süß für einen Jungen gewesen.

Auch wenn sie zusammen im Schwimmclub waren und sich immer zusammen in der Jungenumkleide umgezogen hatten, so hatte Sousuke nie zum anderen gesehen und es hatte nicht in seinen Kopf gewollte, dass der andere genauso männlich wie er war. Vielleicht auch deswegen, da er sich schon immer ein bisschen zu Rin hingezogen gefühlt hatte und zwar auf eine ganz bestimmte Weise, die er sich nicht erklären konnte. Er wusste doch, dass er sich als Junge in ein Mädchen verlieben sollte, das war ‚normal‘. Daher kam es ihm auch jetzt, da er doch wusste, dass Rin ein Junge war, nicht in den Sinn, dass er in den anderen verliebt sein könnte. Das ging doch nicht, das war nicht möglich…

Um sich von diesen seltsamen Gedanken abzubringen, schaltete Sousuke seine Musik wieder an, verschränkte die Arme hinterm Kopf und schaute an die Decke. Er verharrte in dieser Pose bis Rin ins Zimmer zurückkehrte, sich ins Bett legte und das Licht ausschaltete.

Erst dann machte er es sich so bequem wie es mit einer kaputten Schulter ging und versuchte zu schlafen, nachdem er das Handy weggelegt hatte, fand aber so bald keine Ruhe, da ihm zu viel im Kopf herumspukte.
 

So wie auch Sousuke, fand Rin ebenfalls keinen Schlaf, doch ihm gingen andere Dinge durch den Kopf. Hauptsächlich seine neuste Entdeckung bezüglich der Beziehung seiner Freunde beförderten einige Fragen an die Oberfläche, denen er sich vor einigen Jahren bereits versucht hatte zu stellen, doch gescheitert war.

Damals war er zu schwach und unsicher gewesen, aber vor allem hatte es Wichtigeres gegeben, als dass er sich mit etwas Banalem wie seiner Sexualität auseinandersetzen konnte. Zum Beispiel musste er Englisch lernen und sich in Australien einleben, sich an vieles gewöhnen. Doch im Grunde waren all diese Dinge nur Ausreden gewesen, um sich nicht dem Unvermeidbaren nicht stellen zu müssen.

Als gefühlt all seine Klassenkameraden in der 8./9. Klassen anfingen mit Mädchen auszugehen, hatte er sich noch mehr ins Training gestürzt, um eine Ausrede zu haben, weswegen er keine hatte, aber auch, um sich selbst nicht eingestehen zu müssen, dass er aufs eigene Geschlecht stand.

Als er 16 war, geriet sein mehr oder weniger geordnetes Leben ein bisschen aus den Fugen, da einer seiner Schwimmkameraden ziemlich eindeutig mit ihm flirtete und Rin nicht so ganz wusste, was er darauf erwidern sollte. Schließlich waren sie ein paar Mal miteinander ausgegangen, doch es hatte nicht lange gehalten, da Rin sich schon früh bewusst wurde, dass er den anderen nicht liebte und ihn nur als Ersatz für jemand anderen benutzte, den er sehr vermisste. Allerdings kam der Typ nicht annähernd an diesen ‚jemand‘ heran, sodass Rin ihn auch nicht an sich heran ließ und ihn wenn überhaupt nur küsste. Von der Beziehung wusste auch niemand und sie verlief sich spätestens dann im Sand, als Rin wieder zurück nach Japan ging.

Dort hatte er auch erst einmal mit anderen Dingen zu kämpfen, sodass sein Liebesleben einmal mehr in den Hintergrund gedrängt wurde, auch weil er sich seinen Fehlern erst nicht stellen wollte und ganz froh war, dass seine Freunde auf ihn zugegangen und ihn gerettet hatten.

Dass Sousuke bei vielen seiner Turniere ebenfalls anwesend gewesen war, wusste er inzwischen und war ganz froh, dass er es erst im Nachhinein erfahren hatte, da er sonst noch nervöser gewesen wäre. Immerhin war er derjenige, vor dem er die ganze Zeit davongelaufen war, da er es doch war, den er nicht vergessen konnte und für den er für Freunde nicht erlaubte Gefühle hegte.

In diesem Jahr hatte Sousuke ihn, mit samt seinen aufgestauten Gefühlen, jedoch schließlich eingeholt, indem er auf einmal auf seine Schule gewechselt und ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt hatte.

Seit dem fiel es Rin zunehmes schwerer seine Gefühle zu unterdrücken, aber ihm wurde gleichzeitig mit jedem Tag mehr bewusst, wie sehr er den anderen vermisst hatte. So langsam war Rin sich nicht mehr sicher, was er von seinem eigenen Handeln halten sollte. War es das wirklich wert gewesen, sich so lange vor Sousuke und seinen Gefühlen zu verstecken? Hätte es ihm geschadet, sich ab und zu mal bei diesem zu melden?

Er wusste es nicht und wusste es doch. Gleichzeitig hatte jedoch große Angst davor, dass der andere herausfinden würde, dass er auf Männer stand. Wie würde Sousuke wohl reagieren, sollte er eines Tages die Wahrheit herausfinden?

Rin war sich bewusst, dass er es nicht ewig geheim halten konnte, doch es sich selbst einzugestehen und es zu akzeptieren, hatte sehr lange gedauert. Dass er schon seit längerem ziemlich in seinen besten Freund verliebt war, wollte er sich nach wie vor nicht so ganz eingestehen. Es machte alles nur kompliziert und als ob sie nicht so schon genug Probleme hätten!

Außerdem wusste Rin auch nicht, wie Sousuke zu dem Thema stand. Sie hatten nie über auch nur annähernd verwandte Themen gesprochen und allgemein war der Dunkelhaarige selbst für seinen besten Freund ein Mysterium in vielen Dingen.

Wie genau er sich herantasten sollte, wusste Rin nicht so ganz, doch vielleicht kamen ihm da seine Freunde unbewusst zu Hilfe. Immerhin waren Makoto und Haru zusammen und egal ob die beiden nun schwul waren oder nicht, sie konnten ihm als eine Art Alibifrage dienen, um sich an Sousukes Standpunkt in dieser Hinsicht heranzutasten.

Da sich der Größere noch hin und her wälzte, ging Rin davon aus, dass er auch nicht schlafen konnte und schluckte, bevor er seinen Mut zusammennahm und seinen schnellen Herzschlag zu ignorieren versuchte.
 

„Du, Sousuke?“, begann er leise, aber verständlich.
 

Vom Bett über ihm kam ein „Hm?“, sodass er nun sicher wusste, dass der andere wach war und ihn hören konnte.
 

„Wusstest du, dass Makoto und Haru zusammen sind?“, fragte er und kam sich dabei ein bisschen dämlich vor, da der Walhai das sicher nicht wissen konnte.
 

„Nein“, kam es ziemlich gleichgültig von oben, sodass sich Rin gezwungen sah, weiter zu reden, um deutlichere Antworten zu bekommen.
 

„Du klingst nicht überrascht…findest du das nicht komisch…also weil du weißt schon?“, wurde Rin noch nervöser und ziemlich rot, sodass er dankbar war, dass es dunkel war.
 

„Ist doch egal, solange sie glücklich sind“, kam es immer noch scheinbar wenig interessiert von Sousuke.
 

„Findest du wirklich?“, starrte der Hai die Wand an, die er nur schemenhaft erkennen konnte.
 

„Klar, ist mir egal“, erwiderte der andere unverändert, aber nicht, weil es ihm tatsächlich egal war, sondern weil er zwanghaft versuchte, das alles nicht zu sehr an sich heranzulassen und sich dann selbst unangenehmen Fragen stellen zu müssen.
 

Rin seufzte nun leise und zog verzweifelt die Decke über den Kopf. Sousuke konnte manchmal so ein Idiot sein! Da hatte er schonmal den Mut zusammengenommen, indirekt mit ihm über dieses Thema zu reden und dann war er danach noch genauso schlau wie zuvor, nur weil dieser so uneindeutig antwortete!
 

Als nichts mehr von unten kam, schloss Sousuke die Augen wieder, die er während ihrer ‚Unterhaltung‘ an die Decke gerichtet hatte. So ganz egal war ihm das alles tatsächlich nicht, aber in eine andere Richtung, als Rin je vermutet hätte. Der Walhai war insgeheim gerade ein bisschen glücklich, da die neuen Informationen bedeuteten, dass er sich fast keine Sorgen darum machen musste, dass Haru ihm Rin wegnahm. Das würde er niemals laut aussprechen und selbst genau in diesem Zusammenhang denken, doch unterbewusst erleichtertere es ihn, dass Makoto sich um den nervigen Delfin kümmerte. Das hieß nämlich, dass er Rin ein bisschen mehr für sich hatte…

Und das war alles, das er wollte: Rin für sich haben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Und das war nur der Anfang dieser Eskalation~
(Spoiler: es wird sehr...intensiv und ungehalten werden, wenn ihr versteht was ich meine *auf das 'kommt' im Titel deut*)

LG Yu Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kai_Tsukishima
2017-08-13T18:42:05+00:00 13.08.2017 20:42
Gefällt mir schon mal sehr gut! <3

Freue mich auf die weiteren Kapitel und hoffe, das es bald weiter geht. ^.^


Zurück