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YORU - Was die Nacht verrät

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Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo Leute, ich habe jetzt mal wegen der Artikel recherchiert und sowohl „die“ als auch „das“ Bandana gefunden. Ebenso fand ich sowohl „der“ als auch „das“ Sai, wobei der Ausdruck „die Saigabel“ auch nicht so falsch wäre.
Schreibt mir gerne mal in die Reviews oder per Mail was ihr richtiger findet, dann entscheidet einfach die Mehrheit.^^ Bis dahin schreibe ich weiter „die“ Bandana und „der“ Sai.
Und jetzt viel Spaß. Komplett anzeigen

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YORU NO 2

Raphael wartete hinter seiner Zimmertür bis alle anderen schlafen gegangen waren. Selbst Spike schlummerte bereits auf seinem Kissen mit dem Kopf auf seinem vierten Salatblatt, als endlich auch Donatello seine Werkstatt verließ und gähnend in seinem Zimmer verschwand. Raphael erkannte ihn am Geräusch seiner Schritte und am leisen pock-pock des Bo-Stabes, der gegen seinen Panzer schlug, wenn er vor Müdigkeit den Oberkörper vorbeugte. Wenn man 15 Jahre aufeinander hockte, so wie die Turtles, prägten sich solche Details ein.

Jetzt war die Zeit gekommen.

Lautlos schlüpfte der Mutant aus dem Zimmer und schlich in geübter Ninja-Manier durch den Wohnraum, wobei er Acht gab nicht auf leere Pizzakartons oder Michelangelos liegengelassenes Spielzeug zu treten. Kurz vor den Drehkreuzen duckte er sich in einen besonders schwarzen Schatten und sah sich um, weil er dachte etwas gehört zu haben. Aber alles blieb ruhig. Kein Lufthauch regte sich.

'Jetzt steckt Mikey mich noch mit seinem Verfolgungswahn an.', dachte er und sprang lautlos über das Drehkreuz in die endlosen Tunnel der Kanalisation.
 

Hinter ihm flammten in der Dunkelheit unbemerkt zwei weiße Augen auf.
 

Wie ein verhängnisvoller Schatten glitt Raphael durch das nächtliche New York City. Er sprang über die Dächer und huschte von einer leeren Gasse in die nächste. Er suchte die Straßen nach einem ganz bestimmten Ziel ab und fand es schließlich in einem der unzähligen Hinterhöfe der Stadt. Eine Gruppe Kraang-Droiden. Von den Kraang unbemerkt spähte er den Trupp aus und musste sich sehr zusammenreißen, um seinen eigenen Plan nicht in den Wind zu schießen und einfach mit seinen Sais mitten unter den Feind zu springen. Es juckte ihn enorm in den Fingern ein paar von den Blechschädeln aufzuspießen. Aber er beherrschte sich und folgte dem Trupp ungesehen, als der sich in Bewegung setzte. Na wer sagt's denn?, dachte er bei sich. Wenn Leonardo nicht da war und sie ständig ermahnte leise zu sein, ging es doch hervorragend mit der lautlosen Observation. Manchmal fragte sich Raphael, ob er alleine nicht irgendwie besser dran war.
 

Es war schon gegen zwei Uhr morgens, als sich endlich einer der Droiden von den anderen trennte und alleine weiter lief. Nun sah Raphael seine Chance endlich gekommen. Wurde auch Zeit! Er hatte schon ganz steife Schultern vom Nichtstun!

Voller Tatendrang stieg auf die Randbegrenzung des Daches, auf dem er stand, zückte die Sais und setzte gerade zum Sprung in die Tiefe an, als er überraschend am Panzer zurückgehalten wurde. Sofort dachte er an die restlichen Kraang, stieß sich vom Dach ab, vollführte einen Rückwärtssalto über den Kopf seines Angreifers hinweg und landete geschickt hinter ihm, nur um gleich wieder abzuspringen und von oben mit den Sais auf ihn herabzustoßen. Dieser war aber bereits in die Knie gegangen, hielt ein Katana in den Händen und ging dem Angriff von unten entgegen. Die Sais trafen auf die Klinge, der Führer des Schwertes trat rasch zur Seite und Raphael landete Angesicht in Angesicht vor dem Feind, die Klingen ineinander verkeilt.
 

„Leo?!“
 

Jetzt hatte er innerhalb von 24 Stunden unwissentlich alle seine Brüder bekämpft ohne sie zu erkennen. Das wurde langsam zu einer schlechten Angewohnheit.

„Ernsthaft? Jetzt verfolgst du mich sogar nachts?“, fuhr er ihn mit mühsam gedämpfter Stimme an. Aber Leonardo konterte mit einer Gegenfrage.

„Schleichst du dich denn öfter nachts raus und verfolgst Kraang-Truppen?“

Raphaels Augen wurden vor Zorn immer schmaler.

„Wie lange läufst du mir schon nach?“

„Lange genug, um mich zu fragen was das hier werden soll. So eine Art Einsamer-Held-Aktion?!“

Der Ton zwischen beiden wurde immer wütender. Raphael ballte die Fäuste fester um die Griffe der Sais und drückte Leonardos Katana herunter, damit er dessen ganzes Gesicht sehen konnte. Er beugte sich über die verkeilten Waffen vor und sah Leonardo ernst in die Augen.

„Das geht dich überhaupt nichts an!“, zischte er.

Der Anführer in Blau stemmte unter großem Krafteinsatz sein Katana wieder hoch und stieß Raphael den Schaft vor die Brust, sodass der zwei Schritte zurück treten musste, um nicht umzufallen. Dabei glitten die Waffen auseinander und jeder Kämpfer stand wieder frei für sich.
 

„Es geht mich sehr wohl was an, wenn du hier Alleingänge unternimmst ohne jemandem was zu sagen!“, stellte er klar und richtete sich auf, steckte das Schwert aber noch nicht wieder ein.

„Spiel' dich nicht immer so auf, Leo! Du versaust gerade alles!“, spie ihm der Saikämpfer entgegen. Aber dann verstummte er, weil er Michelangelo nicht verraten wollte. Er hatte ihm einen Kraang besorgen wollen, an dem er üben konnte. Aber die anderen würden das wahrscheinlich für eine ganz schlechte Idee halten, also durfte er Leonardo gegenüber nichts davon zugeben. Mit wütendem Blick auf seinen Anführer, trat der temperamentvolle Mutant ein paar Schritte zur Seite und spähte über die Dachkante nach dem Droiden, den er verfolgt hatte.

Der Kraang spähte zurück.

Schnell zog Raphael den Kopf ein und trat von der Dachkante zurück. Dann zeigte er mit der Spitze eines Sais auf Leonardo.

„Nur deinetwegen weiß er jetzt, dass wir hier sind!“, behauptete er.

Der Turtle mit den blauen Augen schüttelte nur missbilligend den Kopf. Im nächsten Moment schoss eine Salve pinker Energie haarscharf daran vorbei und er duckte sich reflexartig. Der Kraang war bis zur Dachkante hoch geklettert und hatte einen Schuss abgegeben.

Raphael nahm die Schultern zurück und senkte den Kopf, um auf den Droiden zu zurennen. Den hatte er doch im Nu erledigt, dachte er sich. Aber da tauchten links und rechts neben dem ersten noch mehr Droidenköpfe auf. Raphael hielt inne. Unschlüssig wen er jetzt zuerst fertig machen sollte sah er zu Leonardo, aber der war schon zwei Dächer weiter und bedeutete ihm zu folgen.

Raphael wog ab. Sollte er dem Angeber folgen oder lieber kämpfen. Selbstverständlich lieber kämpfen! Aber unter dem wachsamen Blick seines Anführers konnte er schlecht ein Alien mit nach Hause nehmen. Die drei Droiden stiegen bereits aufs Dach und hinter ihnen tauchten noch zwei weitere auf. Raphael knurrte frustriert, steckte die Sais ein und folgte Leonardo.
 

Wieder zu Hause wusste der jähzornige Turtle nicht wohin mit seiner Wut. So ein Wichtigtuer! So ein Krötenhirn! So ein gottverdammter, sich in alles einmischender... Er trat nach der Trainingspuppe, die hinter der Couch hing und fegte sie glatt von ihrem Haken. Und jetzt setzte dieser Möchtegern-Splinter auch noch diesen Blick auf. Oh, er hasste es, wenn Leonardo diesen beherrschten Blick aufsetzte, kurz bevor er anfing zu predigen!

„Was sollte das, Raph? Was hast du da draußen machen wollen?“, fragte der Anführer betont ruhig. Wahrscheinlich blieb er so ruhig, weil es Nacht war und die anderen schliefen, sonst hätte er ihn sicher angebrüllt. Raphael ballte die Fäuste. Seine Schultern bebten vor unterdrückter Aggression und er schloss die Augen, um Leonardo nicht sofort eine reinzusemmeln. Nicht schon wieder.

Ausrede! Er brauchte eine Ausrede. Und alles nur, weil Michelangelo so ein Schisshase war!

„Konnte nicht schlafen. Brauchte Bewegung.“, knurrte er gepresst.

Leonardo hob zweifelnd eine Augenbraue.

„Hattest du heute nicht den ganzen Tag Bewegung? Bist du deshalb heute morgen nicht aus den Federn gekommen, weil du nachts auf Kraang-Jagd gehst?“, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Er sah aus wie die Mütter im Fernsehen, wenn ihre Teenies zu spät nach Hause kommen. Raphael fiel es immer schwerer sich zu beherrschen.

„Wenn sich das Team nicht auf dich verlassen kann...“, fing der Turtle in Blau wieder an, doch nun riss dem Jüngeren endgültig der Geduldsfaden.

„Das Team?“, schnauzte er Leonardo an und trat bedrohlich nahe an ihn heran, um ihm seine Gefühle direkt ins Gesicht zu schreien. „Weißt du was DEIN Team macht, wenn es Probleme hat? Es kommt zu MIR, Leo! Du hast keine Ahnung was in deinem Team vor sich geht. Nur weil Splinter dich zum Anführer erklärt hat, hast du es noch lange nicht drauf diesen Titel zu tragen. Wann immer irgendetwas Probleme macht, suchst du die Schuld bei mir! Und ich sage dir noch etwas: Vielleicht bist du es, auf den man sich nicht verlassen kann!“ Damit drehte er Leonardo den Rückenpanzer zu, der sprachlos und völlig überrumpelt auf Raphaels Hinterkopf starrte. Für einen Moment blieben sie so stehen, dann drehte sich der zornige Bruder erneut um. Seine rechte Faust segelte auf Leonardos Kinn zu, der sie reflexartig abfing, dabei aber die linke Faust übersah, die nur Sekundenbruchteile später nach vorne schnellte und auf sein Auge zielte. Der Anführer wurde von der Wucht des Schlags rückwärts über die Lehne der Couch geschleudert und blieb, die Füße in der Luft, der Kopf nur Zentimeter über dem Boden, benommen dort liegen.
 

Raphael schnaubte zufrieden. Das hatte gut getan. Nun konnte er schlafen. Er ließ seinen Anführer liegen wo er war und ging in sein Zimmer. Dort warf er sich auf das Bett und stellte fest, dass sein Kopfkissen noch immer auf dem Boden lag, nachdem er es Michelangelo in den Mund gestopft hatte. Ach was soll's!, dachte er und hob es auf. Er teilte sich mit seinen Brüdern das Badezimmer, was machte da schon ein bisschen Spucke vom Vortag an seinem Kissen? Seine Fingerknöchel pochten noch immer dort, wo sie auf Leonardos Schädelknochen getroffen waren und er musste schmunzeln. Das würde der alte Angeber noch eine Weile spüren. Sein Blick streifte den friedlich schlummernden Spike, der unbewusst an dem Salatblatt kaute auf dem sein Köpfchen lag.

„Sei froh, dass du keine Brüder hast.“, riet Raphael ihm halblaut. „Für den einen musst du schweigen, der andere will alles wissen und beim Dritten musst du dich völlig grundlos entschuldigen.“ Damit drehte er sich auf den Rücken und starrte mit halb geschlossenen Augen in die Dunkelheit.

Und was ist mit meinen Wünschen?, fragte er sich im Stillen. Es ist als wäre ich der Babysitter für die anderen. Leo muss ich zeigen wie man richtig anführt, Donnie muss ich Eier einprügeln und Mikey benimmt sich wie ein kleines Kind.

Er drehte sich auf die Seite und merkte jetzt erst, dass er die Sais nicht abgelegt hatte. Andererseits war ihm das jetzt sowas von egal. Der nächste, der hier ungefragt rein kam, war selber Schuld. Bevor er einschlief, dachte er noch: Dann muss ich eben mit Mikey zu den Kraang gehen, anstatt ihm einen zu holen.
 

Er bemerkte nicht wie gegen 4 Uhr morgens seine Zimmertür erneut geöffnet wurde, denn der Eindringling blieb vorsorglich draußen. Ein Fuß schob nur vorsichtig einen etwa kürbisgroßen Klumpen in den Raum, bevor die Tür behutsam wieder geschlossen wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Cat_Girl_02
2017-08-01T20:06:27+00:00 01.08.2017 22:06
Ich würde mich für eine Fortsetzung freuen😁 BITTE!😆😉
Antwort von:  Dollface-Quinn
02.08.2017 01:30
Ist in Arbeit und kommt bald. Vielen Dank für den Kommentar. 😊
Antwort von:  Dollface-Quinn
29.10.2017 13:38
Sorry. Die Fortsetzung hat doch länger gedauert. Real Life hat mir dazwischengefunkt. Aber dafür hab ich jetzt ein 10 Seiten langes Kapitel hochgeladen.^^


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