Zum Inhalt der Seite

Ein Schritt nach dem anderen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Prolog

 

Es gab Tage im Leben, da sollte man im Bett bleiben. An solchen Tagen sollte man es auf jeden Fall vermeiden aufzustehen. An solchen Tagen sollte man die Decke über den Kopf ziehen und weiterschlafen.

Während er in den Himmel starrte wurde ihm bewusst, dass heute so ein Tag war. Während er die einzelnen Wolken am sonst klaren, blauen Himmel betrachtete erinnerte er sich an den so fernen Morgen. Er hatte verschlafen, das war nichts Ungewöhnliches, das passierte ihm öfters als er zugeben würde.

Er war länger aufgeblieben als sonst, da er seine Trainingseinheit nicht hatte unterbrechen wollen. Als er endlich den Ausguck verlassen hatte, war die Kombüse bereits hell erleuchtet gewesen. Der nervige Kartoffelschäler hatte also bereits mit den Vorbereitungen für das Frühstück begonnen.

Am dunklen Horizont hatte er bereits den ersten Silberstreifen ausmachen können, dementsprechend war es kein Wunder gewesen, dass er verschlafen hatte.

Er beobachtete aufsteigende Blätter im Wind und erinnerte sich an das entnervte Gesicht des Smutjes, als dieser ihn mit einem kräftigen Kick in die Magengrube geweckt hatte, er hatte das gesamte Frühstück verpennt und niemand war auf die Idee gekommen ihn zu wecken. Auch dies war kein Wunder, schließlich war es nicht das erste Mal gewesen, dass er verschlafen hatte und es war auch nicht das erste Mal gewesen, dass der Koch ihm ein paar Happen verwahrt hatte.

Eigentlich war an diesem Morgen also nichts Ungewöhnliches gewesen, weswegen er im Bett hätte bleiben müssen, weswegen er sich hätte verstecken müssen. Schließlich war er Lorenor Zorro und würde sich nie vor etwas verstecken.

Die Wolken waren vorbeigezogen und ließen nun einen strahlendblauen Himmel zurück der bereits von der nahenden Nacht gezeichnet war. Ganz anders war der Himmel in seinem Traum gewesen, in seinem Traum aus Verzweiflung, Verantwortung und Angst.

Solche Träume waren ihm unbekannt und daher hätte ihm bewusst sein sollen, dass er hätte im Bett bleiben müssen.

Die grelle, untergehende Sonne blendete ihn. Nein, heute war ihm das Glück ganz gewiss nicht hold gewesen, heute nicht.

Es hatte schon damit angefangen, dass er verschlafen hatte und dass der Moment in dem der Koch ihn aufgeweckt hatte der furchtbare Höhepunkt seines Traumes gewesen war.

Dann hatte er beim üblichen morgendlichen Training eine Scheibe vom Ausguck zerstört. Die Scherben waren übers halbe Deck geflogen, hatten beinahe die anderen verletzt. Franky, Nami und Sanji hatten ihn aus unterschiedlichsten Gründen verflucht und er hatte den Rest des Vormittags damit verbracht mit einem kleinen Eimer auf allen Vieren übers Deck zu kriechen und die Scherben wieder aufzusammeln, immer begleitet von seinem nervigen Kapitän, der so anders mit ihm sprach als in seinem Traum.

Natürlich hatte er sich auch noch an einer Scherbe schneiden müssen, nachdem Brook von der Schaukel gerutscht und auf ihm gelandet war. Es war wirklich nicht sein Tag gewesen.

Seine linke Hand hatte wie wild geblutet und Chopper hatte ihn ganz theatralisch übers halbe Schiff ins Krankenzimmer gezogen. Dabei hatte er wohl auch das halbe Esszimmer inklusive Tischdecke vollgeblutet, worüber sich wieder einmal der Koch aufgeregt hatte.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte ihm bewusst sein sollen, dass er sich so schnell wie möglich irgendwohin hätte verkriechen sollen.

Aber selbstredend hatte er das nicht getan und selbstredend war ihm das auch nicht bewusst gewesen.

Am Nachmittag hatten sie eine Insel erreicht, irgendeine gottverlassene Insel im Nirgendwo.

Er hatte an Bord bleiben wollen, sein Training wieder aufnehmen oder eine Runde schlafen wollen, aber bevor er auch nur seine Gedanken geordnet hatte, hatte sein Idiot eines Käpt’n ihn am Schlafittchen gepackt und mit an Land gezogen.

Er hörte weit entfernte Rufe, während er weiterhin den Himmel betrachtete. Bis gerade war es so idyllisch gewesen, nicht das sowas ihn normalerweise kümmerte, aber irgendwie hatte er die Ruhe genossen, hatte sich eins mit der Natur gefühlt, wie sonst nur bei seiner Meditation.

Warum nur hatte er sich mit dem Koch gestritten?

Er wusste gar nicht mehr, worum es gegangen war, weswegen sie sich gestritten hatten. So war es oft  zwischen ihnen. Ihre Kabbeleien enthielten weder Sinn noch Verstand und waren trotz ihres harten Auftretens meist ohne jegliche Ernsthaftigkeit.

So war es auch dieses Mal gewesen, während sie den steilen Berg hinaufgestiegen waren. Alle bis auf Franky und Lysop, die für irgendwelche kleinere Reparaturen an Bord geblieben waren, hatten den mühsamen Marsch angetreten, mehr oder minder freiwillig.

Am Anfang hatte Brooks farbenfrohes und heiteres Geigenspiel begleitet von Ruffys schiefem aber fröhlichen Wanderlied ihren Disput übertönt, doch als sie das Ende vom Wald erreicht hatten, waren sie beinahe handgreiflich geworden, jedoch hatte Nami ein paar schlagkräftige Argumente vorgebracht um ihren Streit beizulegen.

Die Rufe kamen näher, irgendjemand schien schon bei ihm zu sein, doch seine Umgebung wurde langsam dunkel, erst jetzt nahm er die Schmerzen war, die sein Körper aushalten musste.

Als sie den engen Pass hinter dem Wald erreicht hatten und nur noch einen kurzen Fußmarsch von der Spitze entfernt gewesen waren, hatte er erneut an seinen Traum denken müssen.

Seine Augen hattenauf dem kleinen, bereits weit entfernten Schemen seines Kapitäns verweilt, der zusammen mit Chopper und Brook voraus gerannt war und nicht mehr als ein laut lachender Schatten in der untergehenden Sonne gewesen war.

Für einen kurzen Moment war er abgelenkt gewesen, war beim Gehen eingefroren. Lange genug, damit der Smutje hatte in seine Hacken laufen können.

Sie hatten einander angekeift ehe er überhaupt gewusst hatte, was geschehen war.

Plötzlich war dann alles ganz schnell gegangen, seine Füße hatten ihren sicheren Halt verloren, er war unaufmerksam gewesen. Eigene Blödheit könnte man sagen.

Er erinnerte sich an den eher überraschten Ausdruck in den blauen Augen seines Crewmitgliedes, die halb nach ihm ausgestreckte Hand.

Er erinnerte sich daran, wie sich ihre Fingerkuppen kurz streiften und wie der Smutje seinen Namen geflüstert hatte.

Es war seltsam gewesen. Erst da war ihm bewusst geworden, dass etwas nicht stimmte. Wenn der Koch ihn beim Namen nannte, stand die Welt meist kurz vor ihrem Untergang.

Er erinnerte sich an eine raue Felswand, an der er versucht hatte sich festzuhalten, erinnerte sich an Hände aus dem Nichts, die versucht hatten ihn zu halten.

Er erinnerte sich an seine Finger, die sich in grauen Stein bohren wollten und doch keinen Halt fanden. Er erinnerte sich an das ekelhafte Knacken der Arme die ihn halten wollten, meinte sich auch an einen schmerzhaften Aufschrei erinnern zu können, der nicht der seine gewesen war.

Und dann war da nur noch Himmel gewesen. Für eine kurze Ewigkeit hatte er in den Himmel gestarrt und sich gewundert ob er denn nun fliegen konnte.

Dann war da endlich der ersehnte Arm gewesen, der sich nach ihm ausstreckte, länger als menschenmöglich.

Er streckte seine Hand nach der seines Kapitäns und dann prallte er auf!

Für einen Moment war alle Luft aus seinen Lungen gepresst worden, für einen kurzen Moment war er erfüllt von Schmerzen gewesen, jedoch nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Der Himmel über ihm wurde dunkel und auch die Stimmen, die nach ihm riefen, entfernten sich.

Er wollte lachen, bei dem Gedanken wie lächerlich er aussehen musste.

Was die anderen wohl denken mussten, ihn hier so liegen zu sehen, er musste erbärmlich aussehen.

Er hätte heute Morgen im Bett bleiben müssen. Er hätte nicht aufstehen sollen, er hätte einfach weiterschlafen sollen.

Die Welt um ihn herum wurde dunkel und still.

Ja, er hätte einfach weiterschlafen sollen. Er wollte nur schlafen.

Ergeben schloss er die Augen und erlaubte sich zu schlafen. Vielleicht würde morgen ein besserer Tag werden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  pbxa_539
2017-06-01T18:46:26+00:00 01.06.2017 20:46
Mhm, ich glaub, solche Tage kennt wohl jeder.
Da bin ich ja direkt gespannt auf Sanjis Sicht der Dinge dieses besagten Tages.
Und auf "morgen".
Antwort von:  Sharry
08.06.2017 09:25
Hey,
vielen lieben Dank für deinen Kommi,
ja, ich denke auch, dass jeder mal so einen Tag hat und ich befürchte, dass Sanjis Tag nicht viel besser ablief.
Wünsche dir viel Spaß beim nächsten Kapitel.
Alles Liebe
Sharry


Zurück