Prolog
Der eiskalte Regen prasselte auf den jungen Mann ein. Die Regentropfen vermischten sich mit dem Blut und fielen zu Boden, der mehrere Meter entfernt war.
Er spürte nichts. Nicht die Kälte, auch nicht den Schmerz, der eigentlich durch die selbsthinzugefügten Wunden entstehen sollte. Stumm blickte er nach unten und beobachtete die kleinen Menschen und die Spielzeugautos, die sich unter seinen, in der Luft baumelnden, Füßen befanden.
Der Blaugrauhaarige stand auf. Unentschlossen, ob er nun endlich seinem Leid ein Ende bereiten und sich einfach auf die harten Pflastersteine der Straßen fallen lassen sollte oder ob es doch noch einen Grund gab zu leben. Ein einziger richtiger Grund. Das würde vollkommen ausreichen.
Eigentlich ging es ihm ja nicht schlecht. Er war der Sohn einer reichen Familie, er konnte sich alles kaufen, was er wollte, die schönsten Frauen treffen, überall hinfahren und alle möglichen Erfahrungen sammeln. Er musste nur das tun, was man von einem Hiwatari verlangte.
Und genau da lag das Problem.
Kai hasste es, ein Hiwatari zu sein mit seinen ganzen Pflichten und der grausamen Familie, wenn man es überhaupt Familie nennen konnte.
Nein, es gab keinen wahren Grund weiterzuleben, es lohnte sich einfach nicht.
Die Tabletten schienen endlich Wirkung zu zeigen, oder war es der Blutverlust? Die Welt fing an sich langsam zu drehen, er wurde müde und Kais Beine gaben nach. Das Dach des Wolkenkratzers, auf dem der junge Mann nun kniete war rutschig, es konnte also nicht mehr schief gehen.
Diesmal ging er auf Nummer sicher.
Zuerst, um den Schmerz in seiner Brust zu überdecken, hatte er sich die Pulsandern aufgeritzt. Aber schön schräg, damit es auch ja nicht zu schnell ging. Die restlichen Schlaftabletten, die er wegen seinen Schlafstörungen bekommen hatte, hatte er dann alle auf einmal mit einem Glas Wasser eingenommen. Und zu guter letzt hatte er eines der höchsten Gebäude der Stadt gewählt.
Die Stimme, die nach ihm rief, hörte er gar nicht.
Selbst wenn er sie gehört hätte, wäre er nicht auf den Gedanken gekommen, dass er gemeint war.
Die Lichter der Straßen, die er eben noch von Oben beobachtete, verschwanden und es wurde schwarz vor seinen Augen.
Nur ein letztes Wort, das ihm noch durch den Kopf schoss: 'Endlich'. Nun würde es endlich vorbei sein. Er hat an alles gedacht...
Diesmal war es sicher: Kai Hiwatari würde heute Nacht diese Welt verlassen.