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Beat of a Damned Lover

Übersetzung der gleichnamigen FF auf ff.net
von

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Befrei mich

„Du! Du lebst!“, stotterte Boris.

 

„Sieht wohl so aus“, erwiderte Voltaire, „faszinierend, nicht wahr? Jetzt denkst du wohl, dass du Kai wohl nicht selbst umbringen wirst.“

 

Boris erblasste. „Glaub mir, Voltaire, ich würde niemals auch nur davon träumen-“

 

„Bitte, tu, was dir beliebt.“ Voltaire gestikulierte zu Kai. „Geh' und bring' ihn um, ich werde dir sogar deine Waffe geben.“ Er gab einem Diener ein Zeichen, der mit einem silbernem Tablett, auf welchem eine Schusswaffe lag, zu Boris eilte. „Nur zu, Boris, nimm die Pistole und erschieß meinen Enkel. Er wird nicht weglaufen.“

 

Tyson schnappte nach Luft und wollte aufstehen, doch Kai hielt ihn mit einem Kopfschütteln auf. Er beobachtete die Interaktion zwischen Boris und seinem Großvater vorsichtig... welche Spiel spielte Voltaire?

 

„Nur zu, Boris“, ermunterte Voltaire, „nimm die Waffe.“

 

Boris schaute zwischen Voltaire und dessen Enkel hin und her. Er wusste, dass etwas verdächtiges vor sich ging, aber er wusste nicht, was und er wusste auch nicht, was geschehen würde, wenn er die Waffen ahm und Kai erschoss... aber er wusste auch nicht, was passierte, wenn er sie nicht nahm.

 

Was sollte er tun.

 

Voltaire schaute ihn mit einem klaren Blick an und wartete auf Boris' Reaktion; Boris drehte den Kopf und schaute zu Kai. In gewisser Hinsicht war Kai genauso intrigant wie sein Großvater, war dies ein Spiel, um Boris zu fangen? War dieser Mann nicht Voltaire Hiwatari? War Voltaire Hiwatari wirklich tot und dieser Ersatz hatte sich klugerweise wie Kais Großvater hergerichtet? Seine Augen trafen auf die dunklen, roten Augen von Kai und für einen Moment musterten sie einander. Beide versuchten herauszufinden, ob der andere Kontrolle über die Situation hatte, beide versuchten zu sehen, ob der Mann am anderen Ende des Tisches wirklich lebte.

 

Kais Gesichte verriet keinerlei Emotion, als er zu Boris schaute, der die Waffe in die Hand nahm, doch nicht immer nicht auf ihn richtete; der Phönix schaute zurück zu seinem Großvater, der ebenfalls Boris beobachtete und auf irgendeine Handlung wartete.

 

„Worauf wartest du, Boris? Töte meinen Enkelsohn“, sagte der alte Mann gelassen.

 

Boris fing an zu schwitzen, und einen beschuldigenden Finger auf Kai richtend, rief er: „Er mir meine Abtei weggenommen! Er hat mir alles genommen!“

 

„Dann töte ihn“, wiederholte Voltaire neutral.

 

Boris löste die Sicherung und hob die Waffe, um sie auf Kais Kopf zu richten.

 

„Wobei ich erwähnen sollte, dass wenn du meinen Enkel tatsächlich tötest, werde ich dich töten müssen“, fügte Voltaire verschlagen hinzu.

 

Kai Augen ruckten zu seinem Großvater; das war unerwartet.

 

Boris wirbelte zu Voltaire und ließ die Waffe fallen. „Was!“

 

„Ich kann dir nicht gestatten, meinen Enkel ohne eine Strafe zu töten“, erklärte Voltaire.

 

Kai und Boris starrten einander an und zum ersten Mal hatte Kai kein Problem damit, zuzugeben, dass er keinen Schimmer davon hatte, was hier passierte.

 

„Aber-“, stotterte Boris, „-du hegst keinerlei Gefühle für Kai!“

 

„Es bin nicht ich, der wünscht, dass er lebt“, antwortete Voltaire geschmeidig, „ich vermute, du hast meine Schwiegertochter bereits kennengelernt.“

 

Boris drehte sich erneut ruckartig um als Absätze auf dem Steinboden klackerten und Fleur Hiwatari in den Raum schritt, um sich neben Voltaire zu stellen. Tysons Kinnlade klappte herunter als er Kais Mutter anstarrte. Boris konnte nur versteinert blinzeln, als er das Paar anstarrte. „Was geht hier vor?“

 

Fleur Hiwatari wandte ihren kühlen Blick auf den Mann und sagte: „Du hast verloren, das geht hier vor.“ Sie legte eine Hand auf Voltaires Schulter. „Mein Schwiegervater hat netterweise zugestimmt, seinen Enkel um meinetwillen zu beschützen. Ich würde es gar nicht mögen, wenn mein Sohn stirbt.“

 

„D-Das ist Kais Mutter?“, quietschte Daichi.

 

„Whoa“, keuchte Tyson, „darf ich sie heiraten?“

 

„Voltaire arbeitet für dich?“, schnaubte Boris, „ich finde das schwer zu glauben.“

 

Fleur Hiwatari schenkte Boris einen langen Blick und ein glockenhelles Lachen. „Ihr seid alle so dumm“, gurrte sie, „ihr denkt, ihr könnt Voltaire austricksen, dabei kann keiner von euch ihm das geben, was er wirklich will.“

 

Boris hob die Augenbrauen als er zu Voltaire schaute, der einen verdrießlichen Eindruck machte. „Du machst, was sie will? Sie kontrolliert dich?“

 

„Mein Schwiegervater wünscht ein weiteres Enkelkind. Das kann er nicht ohne die Zustimmung von mir und meinem Mann haben. Mein Gatte möchte lediglich Geld, aber ich werde den Mann nicht in meiner Nähe dulden, solange ich nicht ein paar Entschädigungen erhalte“, erklärte Fleur, „zum Beispiel der Schutz meines derzeitigen Sohnes, Kai.“

 

Alle starrten Voltaire an, der den Eindruck machte, als wolle er genau hier und jetzt Fleur die Kehle aufschlitzen. „Du hast dem tatsächlich zugestimmt?“ Boris stand vor Unglaube der Mund offen. „Alles für ein weiteres Enkelkind! Warum zur Hölle willst du noch eins? Eins ist mehr als genug!“

 

„Ahh, aber dieses Mal wird Voltaire es dich nicht großziehen lassen“, sagte Fleuer, „er wird sich selbst darum kümmern.“

 

„Das ist dein Ende, Boris“, sagte Voltaire, „du hast zu viele Fehler gemacht und jetzt muss ich das Chaos beseitigen, das du geschaffen hast.“

 

„Chaos beseitigen?“, wiederholte Boris, „du bist der, der tot sein sollte!“

 

„Denkst du wirklich, dass ich so dumm bin, mich von einem Bitbeast töten zu lassen?“, höhnte Voltaire, „ich dachte, du kennst mich besser.“

 

„Aber-“

 

„Genug geredet“, unterbrach Voltaire Boris' Gestammel, „weiter zum Geschäftlichen. Ich vermute, du bist der, der den Neko-Jin hat.“

 

Boris öffnete und schloss seinen Mund geräuschlos, sackte aber zusammen und nickte, während er spürte, wie Kais Mörderblick seinen Körper durchbrannte.

 

„Gib' ihn zurück!“, knurrte Kai, „für was zur Hölle brauchst du ihn überhaupt?“

 

„Ich will wissen, wie er es geschafft hat, Bryan zu besiegen“, antwortete Boris fast schon scheu.

 

„Du wirst ihn umbringen“, sagte Voltaire ruhig.

 

„NEIN!“ Kai stand von seinem Stuhl auf. „Ich werd' dich zur Hölle schicken, bevor ich das zulasse!“

 

„Setz dich hin, Kai, außer du willst, dass einer deiner anwesenden Freunden stirbt“, befahl Voltaire.

 

Kai schaute ihn finster an, doch Voltaire nickte zu einem Bediensteten, der eine Schusswaffe aus seiner Jacke hervorholte und sie auf Tysons Kopf richtete. Hilary schrie auf, doch dieses Mal war Tyson derjenige, der ruhig blieb. „Kai, lass' ihn mich einfach töten. Du musst Ray retten!“

 

Kay jedoch setzte sich wieder hin. Es war klar, dass Voltaire alle Fäden in der Hand hielt und er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, sich zu wehren war keine gute Idee im Moment. Lass Voltaire kriegen, was er haben will und denke daran, dass das die einzige Möglichkeit war, um die Bladebreakers zu retten. Es machte keinen Sinn, seine Mutter um Hilfe zu bitten, er wusste nicht, warum sie ihn beschützte, aber sie würde niemals jemandem helfen, den sie nie getroffen hatte.

 

„Kai! Du musst-“

 

„Tyson, sei still“, sagte Kai, während er sich wieder zu seinem Großvater wandte. „Wie du wünschst, Großvater.“

 

„Gut, ich bin froh, dass du dich dazu entschieden hast, zu gehorchen.“ Voltaire drehte sich wieder zu Boris. „Nun, geh. Vergiss deinen Spaß mit dem Neko-Jin. Ich will, dass er stirbt, Boris.“

 

Boris entglitten alle Gesichtszüge; er konnte nicht glauben, dass dies hier geschah. Nach so vielen Jahren, die er für diesen Bastard gearbeitet hatte, hatte er geglaubt, endlich frei zu sein, aber nicht so.

 

Wie?

 

Wie konnte das nicht geschehen?

 

Mit einem unterdrückten Knurren drehte er sich plötzlich um und begann, zu gehen.

 

„Boris.“ Kais Stimme war scharf und für einen flüchtigen Moment konnte Boris den Tonfall von Voltaire Hiwatari in ihr hören. Der Mann drehte sich genauso plötzlich wieder um und sah den jüngsten Hiwatari an. „Wo ist Tala?“, fragte Kai direkt. Das war nicht das, was Kai eigentlich hatte sagen wollen, er wollte Boris sagen, dass wenn er Ray auch nur anrührte, würde Kai ein ganzes Magazin in ihm entleeren. Aber das war keine Option und nebenbei, so sauer er auf Tala auch war, Kai wollte seinen rothaarigen Freund zurück.

 

Boris schaute ihn für einen Moment überrascht an, bevor er lachte. „Du meinst, du weißt es immer noch nicht?“ Er lachte erneut, als sowohl Bryan als auch ihn vollkommen verwirrt anstarrten. „Ihr glaubt, ich habe Tala irgendwo eingesperrt?“ Boris konnte nicht aufhören zu lachen, diese ganze bizarre Situation machte ihm so langsam zu schaffen, doch die Neuigkeit, dass Kai nicht über Tala Bescheid wusste, war so amüsant neben all den anderen Sachen, dass er sich einfach nicht wieder einkriegte. „Tala wartet auf mich in der Abtei, Kai. Er wartet auf seine nächsten Befehle. Er sollte mir eigentlich dabei helfen, den Neko-Jin zu untersuchen, aber das wird nicht mehr passieren.“

 

„Was?“ Für Kai war die ganze Welt gefroren; das sollte nicht apssieren, Boris konnte nicht meinen, was Kai glaubte, was er meinte. Bryan war ebenfalls sehr ruhig geworden, seine blassen Augen auf den Mann, den er hasste, fixiert.

 

„Tala arbeitet für mich, Kai!“ Boris war vor Lachen schon am Heulen. „Hat er immer und wird er immer.“

 

„Oh, Boris, halt den Rand und verschwinde.“ Fleur Hiwatari lehnte sich gelassen gegen den Tisch und sprach gelangweilt: „Du wirst lästig.“

 

Außer sich vor Wut, dass sein Moment der Freude von einer bloßen Frau unterbrochen worden war, öffnete Boris den Mund, um zu kontern. Dann sah er jedoch Voltaires Gesichtsausdruck und er hatte keine Wahl, als sich ohne ein weiteres Wort davonzumachen.

 

Voltaire allerdings wandte sich wieder an den Tisch.

 

„Ich persönlich werde die Bladebreakers zu einem sicheren Ort begleiten“, sagte er ruhig. „Fleur, ich glaube, du hast Kai ein paar Dinge zu sagen, allerdings ist Matthew gerade angekommen und möchte mit dir reden.“

 

Fleurs angeekelter Blick war offensichtlich, doch sie sagte nichts, als sie aus dem Raum klackte und zur Eingangstür ging, wobei Tyson und Daichi jede ihrer Bewegung beobachteten... bis Hilary ihnen sagte, dass sie etwas weniger widerlich sein sollten.

 

Kai schaute betäubt dabei zu, wie seine Bladebreakers mit einem Lauf an der Schläfe aus ihren Stühlen und aus dem Raum gezwungen wurden. Sowohl Tyson als auch Max schauten zu ihm zurück, doch er schüttelte den Kopf. Eine falsche Bewegung jetzt und sie würden alle binnen einer Sekunde tot sein.

 

Kai würde das niemals geschehen lassen.

 

Sobald sie alle fort waren bemerkte er, dass abgesehen von dem Diener, der noch immer anmutig die Schusswaffe in der Hand hielt, nur noch Bryan mit in dem Raum war.

 

„Sieh' mich an“, sagte der Falke in die leere Stille.

 

„Nein.“ Kai stand mit dem Rücken zu Bryan.

 

„Sieh' mich an, Geldjunge!“ Bryans Stimme war schärfer und Kai hörte das Klirren von Kettern, als Bryan aufstand.

 

„Nein, ich habe wichtigere Angelegenheiten, um die ich mich kümmern muss.“ Kai fuhr sich mit einer Hand durch's Haar, doch er hatte unterschätzt, wie lang Bryans Ketten wirklich waren und im nächsten Moment spürte er Bryans Atem in seinem Nacken. „Geh' weg.“

 

„Hast du gehört, was Boris gesagt hat?“, fragte Bryan, „er sagt, dass Tala für ihn arbeitet.“

 

„Ich habe ihn klar und deutlich gehört“, erwiderte Kai. Er drehte sich noch immer nicht um, doch er konnte nicht anders, als zu fragen: „Glaubst du Boris?“

 

Bryan hielt für einen Moment inne, bevor er tonlos antwortete: „Boris hat zu oft gelogen, als dass ich ihm noch irgendwas glauben würde, aber...“

 

„Aber?“, wiederholte Kai als er herumwirbelte. „Aber was? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Tala ein Verräter ist?“

 

„Naja, wo ist er dann?“, fragte Bryan wild, „wenn er kein Verräter ist, wo ist er dann? Er sollte eigentlich dein bester Freund sein, oder? Wo ist er, Geldjunge? Beste Freunde bleiben an deiner Seite, egal was, aber Tala ist nicht hier!“

 

„Er wird seine Gründe haben“, argumentierte Kai zurück. „Vielleicht weiß er, dass Boris Ray hat, und versucht ihn zu schützen, indem er so tut, als würde er für Boris arbeiten.“

 

„Schwachsinn! Was glaubst du, wie Boris Kon überhaupt in die Finger gekriegt hat?“, merkte Boris auf, „er würde nicht gerade zu Boris rennen, ganz so dumm ist er auch nicht.“

 

„Tala würde Ray niemals an Boris geben.“ Kai spießte Bryan wütend mit seinen Blicken auf. „Du glaubst wirklich, dass Tala für Boris arbeitet, oder?“

 

„Ja. Je mehr ich darüber nachdenke, dest mehr glaub' ich es“, antwortete Bryan, Kai in die Augen starrend. „Und tief drinnen tust du es auch. Boris hat keinen Grund dafür, zu sagen, dass Tala für ihn arbeitet, außer, es ist die Wahrheit. Es bringt ihm nichts, wenn er darüber lügen würde... und das weißt du.“

 

„Tala würde nicht für Boris arbeiten“, knurrte Kai, „er hasst Boris. Er würde niemals-“

 

Bryan griff Kais Gesicht in seinen großen Händen und zwang den Phönix, ihn anzublicken. „Hör' auf mit dem Scheiß. Tala arbeitet für Boris und du weißt es! Tief drinnen weißt du es!“

 

Kai wurde still; er wusste nicht, was er sagen sollte, er glaubte nicht, dass er irgendetwas sagen könnte. Zum ersten Mal in seinem Leben fehlten ihm die Worte, während er in Bryans Gesicht starrte. Wie hatte der Falke seine Gedanken so einfach lesen können? Er versuchte, sich von ihm zu entfernen, versuchte, die Gefühle, die in ihm aufstiegen und ihm sagten, dass wenn er sich jetzt von Bryan abwandte, würde er alleine sein, loszuwerden. Er brauchte Bryan nicht, da war nichts-

 

Er krallte eine Hand in Bryans Haar und zog den Falken zu sich, ihre Lippen schmerzhaft aufeinander pressend. Er griff nach Bryans Hals und zitterte fast von dem Verlangen, Bryans Präsenz zu spüren; er fühlte sich dem Falken gegenüber bitter, der ihn so wütend machen konnte, doch ihm gleichzeitig auch den Verstand raubte. Manchmal wünschte er sich, er könnte Bryan einfach wieder hassen wie früher, das war simpel gewesen und so einfach... Zumindest hatte Kai noch gewusst, wo er stand.

 

                                                                                                                 

 

„DU DUMMER IDIOT!“ Blut spritzte gegen die Wand, als Boris' Gürtel Tala erneut ins Gesicht schlug. „WIE KANNST DU ES WAGEN, IHN ENTKOMMEN ZU LASSEN?“ Boris hob seinen Gürtel erneut und ließ ihn abermals in Talas Gesicht peitschen.

 

Tala stand da und akzeptierte die Bestrafung; er hätte sich wehren können, wenn er wollte, er hatte es in der Vergangenheit getan, aber nun stand er einfach da und ließ Boris seinen Ärger an ihm auslassen. Ihm floss immer noch Blut aus dem Besicht und aus einigen Schnitten an seinem Körper, aber der Schmerz war längst verschwunden; jetzt war sein Gesicht taub und fühlte sich an wie Blei, aber der Schmerz war weg. Sobald Boris zurückgekehrt war, hatte Tala gesehen, dass etwas nicht stimmte; Boris war wütend gewesen und hatte ohne Grund herumgeschrien. Er hatte Dinge umhergeschmissen und die Wachen herumkommandiert. Und dann hatte er den Grund für seine Wut offenbart.

 

Voltaire lebte noch.

 

Tala hätte laut loslachen können; von seinem Standpunkt aus war er gut, dass Boltaire noch am Leben war, es lenkte Boris ab und das war es, was Tala wollte. Allerdings hatte sich die Wut nur noch verstärkt, als Tala ihm von Rays Fluchtversuch erzählt hatte. Es war schon eine Weile her, dass Boris das letzte Mal so zornis war, aber nun prügelte er Tala ohne Sinn und Verstand, wieder und wieder. Nicht aufhörend, bis Talas Gesicht sich anfühlte, als ob es zu einem unerkenntlichen Haufen geschlagen worden war.

 

 

Daher benötigte Tala einen Augenblick, bis er bemerkte, dass die Prügel aufgehört hatten und dass Boris sich schwer atmend gegen die Wand lehnte. „Vergeben Sie mir, Master“, sagte er durch einen Mund voller Blut und geschwollene Lippen, „es wird nicht wieder passieren.“

 

„Das ist jetzt egal!“, zischte Boris, „Kon muss sterben, heute noch.“

 

Tala blickte auf, unfähig, die Erinnerung an Rays Lippen, seine Augen und sein zögerliches Lächeln zu verdrängen. „Sterben?“, wiederholte er, „was ist mit-“

 

„Vergiss das!“, schnappte Boris, „der Plan hat sich geändert! Alles hat sich geändert!“

 

„Ja, Sir.“ Tala tat einen Schritt zurück. „Wie soll es gemacht werden?“

 

„Ich werde einer der Wachen sagen, sie sollen Kon irgendwo ins nirgendwo fahren“, sagte Boris.

 

„Wollen Sie, dass ich sie begleite?“ Tala wischte ein Rinnsal metallischen Bluts von seinem Mundwinkel.

 

„Nein, du hast genug angestellt“, fauchte Boris, „und ich brauche dich hier bei mir.“

 

Das passte Tala mehr als nur perfekt; Ray würde verschwinden, ohne, dass an ihm herumexperimentiert würde. Der Fahrer würde ihn irgendwo einfach aussetzen und alles, was Ray tun musste, war der Straße zurück in die Stadt zu folgen. Ray war klug genug, das alleine zu schaffen, was bedeutete, dass Talas Pläne nicht gefährdet wurden.

 

„Geh und hol' ihn“, befahl Boris, „warum erst später wenn wir's auch jetzt schon tun können.“

 

„Ja, Sir.“

 

                                                                                                                 

 

Ray saß auf einem Stuhl und schaute sich um. Der Ort, an dem er dieses Mal hinterlassen wurde, war viel besser als seine erste Unterkunft in der Abtei. Er war gut eingerichtet und nach einer kurzen Untersuchung entdeckte er, dass es Kais alte Zimmer waren, vermutlich von seiner Zeit in der Abtei. Er hatte sein eigenes Badezimmer, in welchem Ray, sehr zu seiner Erleichterung und Freude, eine Dusche hatte nehmen können und Tala hatte ihm etwas heiß begehrtes Essen dagelassen.

 

Tala.

 

Rays Gedanken drifteten zurück zu dem Rotschopf und auf das Dach hoch über dem Rest der Welt, wo sie-

 

Ray schüttelte den Kopf, um die Erinnerungen zu vertreiben. Tala war ein Verräter und- aber war Tala wirklich ein Verräter? Es stimmte, er arbeitete für Boris, aber Ray war überzeugt, dass Tala einen Grund dafür hatte, dass er für Boris arbeitete, es musste einen Grund geben; Boris war noch immer der grausame Mann, der er immer sein würde und Ray war sich sicher, dass Tala nicht für ihn arbeiten würden, wenn er nicht seine Gründe dafür hätte.

 

Er seufzte und wandte sein Gesicht zur Decke. „Bitte, hab' einen Grund“, murmelte er, „ich möchte dich mögen, Tala.“

 

Sein Verstand driftete dann zurück zu Kai und den anderen, er hoffte, dass es ihnen gut ging und am Meisten betete er dafür, dass Tyson nicht versucht hatte, Kai ein weiteres Mädchen aufzuzwingen. Er fragte sich, ob die Bladebreakers noch immer im Hotel waren oder ob sie sich irgendeinen Ärger eingebrockt hatten. Es konnte nicht schlimmer sein als das, in was er hereingeraten war. Zum Henker, er war dabei, Gefühle für seinen Entführer zu Entwickeln, nichts konnte schlimmer sein als das!

 

Er wurde unterbrochen, als sich die Tür öffnete und Ray fand sich selbst wieder, wie er errötend aufsprang als Tala in den Raum trat - er erstarrte. „Oh mein Gott!“

 

Talas Gesicht war schwarz und blau, seine Lippen waren geschwollen und aufgeplatzt, getrocknete Blut verkustete über den Wunden, die die Schnalle der Gürtels verursacht hatte. Tala hatte kaum Zeit, den Neko-Jin zu bemerken, bevor der mit kreidebleichem Gesicht zu ihm rannte. Ray streckte die Hand aus, um Talas Gesicht zu berühren und Tala zog sich instinktiv zurück, aber Rays Gesichtsausdruck fing seine Aufmerksamkeit.

 

Ray sah... besorgt aus.

 

Jemand machte sich Sorgen um ihn. Tala fand das nur schwer zu glauben und es war vorher noch nicht geschehen. Falls Kai sich jemals um ihn gesorgt hatte, dann hatte er es nie gezeigt, und Bryan wusste nicht einmal, wie man sich Sorgen machte. Aber da stand Ray und sah sich jeden Zentimeter von Talas Gesicht an und hob die Hand erneut, um sanft ein Rinnsal Blut an seiner Stirn wegzuwischen. Er war so zart und Tala wusste nicht, was er tun sollte, niemand war je so zart mit ihm umgesprungen und auf gewisse Weise machte es ihm Angst. Was sollte er tun? Einfach dastehen, während Ray das Blut wegwusch? Niemals! Er sollte verdammt sein, bevor er das geschehen ließ!

 

„Warum arbeitest du für jemanden, der dich schlägt?“ Rays Stimme war ein Flüstern. „Es muss einen Grund geben. Sag' es mir Tala. Red' mit mir.“ Er kam näher, unfähig fern zu bleiben, und schob eine Strähne roten Haars von einem böse aussehenden Schnitt auf Talas Wange beseite. Er streckte sich und legte seine Lippen vorsichtig auf die geschwollenen, brennenden von Tala. „Sei offen zu mir.“

 

Eine Hand packte Rays Handgelenk und zwang es nach hinten; Talas Finger gruben sich in Rays ungezeichnete Haut, unterbrachen den Blutfluss, sodass Rays Haut unter dem Druck weiß wurde. „Sei Still. Da ist etwas, das du wissen musst.“



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