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Diabolique: Fatalité

La fatalité triomphe dès qu'on croit en elle...
von

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Prolog: - Nächtliche Rückkehr -


 

Diabolique: Fatalité

eine Diabolik Lovers - FanFiction

von Lady_Shanaee

 

»Sugu ni tomete kudasai! – Bitte halten Sie sofort an!«, rief ich dem Taxifahrer zu, sobald ich wieder wusste, wo ich war.

Mein Japanisch kam sehr eingerostet über meine Zunge, so als müsste nicht nur mein Kopf nach den Worten suchen, sondern auch mein Kiefer.

»Nein. Der Herr hat gesagt, ich soll dich an der Adresse da absetzen, und genau das werd’ ich tun.«

Mein Kopf arbeitete schneller, schüttete die vergangenen Tage über mich aus wie einen Eimer kaltes Wasser.

 

Gestern war ich noch im tiefsten Afrika gewesen, eingewickelt in ein großes, buntes Tuch wie alle Frauen des winzigen Dorfes. Barfuß und mit den Tieren meiner Gastfamilie hatte ich mich täglich in der hügeligen Landschaft auf die Suche nach ausgedörrtem Gras und Wasser gemacht, damit ihre Milch nicht versiegte. Kinder mit Ketten aus bunten Holzperlen um den Hals hatten um mich herum gespielt und getobt, wollten in den wie Nussschalen klickenden Lauten ihrer Sprache eine Geschichte oder Lieder hören, während das Vieh auf dem kargen Boden graste. Die Regenzeit würde bald kommen und alles überfluten, frisches Grün würde aus dem Boden sprießen wie an einer Schnur herausgezogen… aber noch war es nicht soweit. Noch war das Essen kärglich, das Wetter zwar nicht heiß, aber trocken. Ein Kampf um das Mindeste, was man zum Leben brauchte, herrschte hier noch – weitab von allem, was man nach europäischen Maßstäben ›bescheidenen Luxus‹ nennen konnte und wie er an der Ostküste der Provinz geboten wurde…

Spät am Nachmittag, als sich der Himmel von der untergehenden Sonne rot färbte, hatten wir uns auf den Rückweg gemacht. Hier wurde es fast schlagartig dunkel und sehr kalt wenn die Sonne untergegangen war, so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Im Dorf hatte uns mein Gastvater erwartet, neben dem ein hochgewachsener Mann stand. Er hatte mich lächelnd nähergewunken, während die Kinderschar sich zerstreute, nachdem sie Ziegen, Rinder und Hühner in kleine, hölzerne Verschläge gesperrt hatte, damit sie geschützt vor den wilden Tieren waren, die auf der Suche nach Beute manchmal sogar durch das Dorf streiften und töteten. Lautlos.

»Sawubona«, begrüßte ich den alten Mann, der mich wie ein geliebtes Kind bei sich aufgenommen hatte, obwohl er mich nicht kannte… und auch dem Fremden nickte ich zum Gruß zu. »Sibuyile, baba. – Wir sind zurück, Papa.«

Zulu fiel mir noch immer schwer: Ich kannte zwar die Bedeutung der Worte, doch die richtige Aussprache blieb für mich ein Kunststück. Klicklaute wie in ›icici‹, dem Ohrring, ›umgexo‹, der Halskette oder ›qongqothwane‹, dem Klopfkäfer aus einem traditionellen Hochzeitslied, waren für mich nahezu unaussprechbar und Grund für die Dorfbewohner, mich zu belächeln. Nur mein Gastvater, einer der ältesten, hatte das nie.

»Shiboka, meine Tochter«, erwiderte er meinen Gruß und umarmte mich.

Seine Stimme war brüchig und leise, verwittert und verlebt wie sein Gesicht. Als er mich dann losließ, musterte er mich mit einem Ausdruck, den ich noch nie bei ihm gesehen hatte.

»Du bist vor einiger Zeit zu uns gekommen und hast das Vergessen gesucht.«

Ich kannte meinen Gastvater nur als schweigsamen Mann, aber der schlichte Umstand, dass er nun mit einem Fremden an seiner Seite auf mich gewartet hatte, bereitete mir Sorgen.

Der Unbekannte war fast zwei Köpfe größer und trug die Kleidung der Tuareg. Er hatte sich so in die teuren, indigoblauen Stoffbahnen gehüllt, dass nur seine Augen zu sehen waren, und ihr Blick klebte an mir, wie eine Horde Bienen an einem Stock mit Honig. Diese Augen hatten dieselbe goldgelbe Farbe, doch genauso ungewöhnlich war die Haut um sie herum: Viel zu hell für einen, der aus der Sahara stammen wollte… Angst kroch meinen Rücken hinauf wie ein Skorpion. Obwohl es immer noch drückend warm war, wurde mir eiskalt.

»Ich bin dankbar, in deiner Familie und deinem Haus Zuflucht gefunden zu haben«, antwortete ich langsam und meinte es ernst.

»Jetzt ist es Zeit für dich, deinem Schicksal zu folgen«, entgegnete mein Gastvater, und der Mann neben ihm streckte die Hand nach mir aus.

»Viens, laisse-nous partir«, sagte er dunkel auf Französisch, und bei mir stellten sich alle Nackenhaare auf. Ich begann zu zittern. Komm, lass’ uns gehen.

»Nein«, stieß ich noch hervor, atemlos – dann wurde alles um mich herum schwarz.

Der letzte Gedanke hatte mein Gehirn durchzuckt wie ein Blitzschlag: Er hat dich gefunden. Du hättest früher gehen sollen…

 

Tja… und nun hockte ich in einem Taxi, das in der Nacht auf einer einsamen Straße durch einen so dunklen Wald fuhr, dass die Bäume an den Seiten wie ein pechschwarzes Band wirkten. Außerdem schien der Himmel sich meiner Stimmung anpassen zu wollen und hatte seine Schleusen überschwänglich geöffnet.

»Onegai desu – Bitte…«, versuchte ich es noch einmal verzweifelt.

Der Fahrer schüttelte murrend den Kopf. »Ich kann dich hier nich’ rauslassen. Am Ende wirst du noch von wilden Wölfen gefressen.«

Die Wölfe würden mein kleinstes Problem sein, wenn ich nicht aus diesem verfluchten Gefährt herauskam. Ich rüttelte am Türgriff – vergeblich.

»Dann kehren Sie um und bringen mich bitte zu einem Ryokan«, schlug ich hoffnungsvoll vor und erntete ein erneutes Kopfschütteln.

»Hör’ mal, Ojou–san, dein Verlobter hat mir 350.000 Yen bezahlt, damit ich dich gesund zu ihm in dieses Geisterhaus bringe – und genau das werd’ ich tun. Für den Preis liefere ich dich sogar vor den Toren der Hölle ab, wakatta? Verstanden?«

Ich hielt mir erschrocken die Hand vor den Mund, um ein erstauntes Aufkeuchen zu unterdrücken: Mei–mein Verlobter?! Wovon redete dieser Kerl? Und wie viel Geld waren 350.000 Yen? In welcher Währung? Für den Mann am Steuer mochte es nur eine Redewendung sein, doch für mich waren seine Worte, als hätte er tatsächlich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.

Karlheinz verstand es wie eh und je, andere seine Dreckarbeit machen zu lassen. Ich war über 150 Jahre lang fort gewesen. Jetzt zwang mich ein rasendes… Taxi, dessen Türen ein dickköpfiger Fahrer verriegelt hatte, zurückzukehren…

Das efeubewachsene Anwesen, dessen Schlichtheit pures Understatement war, wenn man Karlheinz’ Schloss einmal gesehen hatte, kam in Sicht. Die kleine Stadtvilla thronte dunkel auf einem Hügel und war nur über eine Treppe zu erreichen. Mein Widerwille wurde zu Wut, je näher wir der einsam davor leuchtenden Straßenlaterne kamen. Der Fahrer fuhr so schnell, dass ich die Räder auf der nassen Straße durchdrehen hörte, und kam schließlich mit quietschenden Reifen schlitternd zum Stehen. Der Mann sprang heraus, lief hektisch zur Rückseite seines Wagens, öffnete den Kofferraum und zerrte einen großen, dunklen Koffer heraus. Dann erst öffnete er die Verriegelung und mir die Tür.

»Sieh’ zu, dass du ins Trockene kommst, der Regen wird immer schlimmer. Hier, dein Gepäck.«

War er vorher noch dienstbeflissen und unterwürfig bemüht, seinen Auftrag zu erfüllen, war ihm nun daran gelegen, schleunigst wieder von hier zu verschwinden. Den Koffer kaum unter der altmodischen Laterne abgestellt, sprang er auch schon wieder auf den Fahrersitz. Die Reifen des Autos kreischten, als der Motor aufheulte, noch bevor die Tür geschlossen war. Wenige Augenblicke später sah ich nur noch die Rücklichter die Straße hinunterschweben. Für mehr war es einfach zu dunkel. Dennoch machte ich mich ebenfalls in diese Richtung auf den Weg.

Um nichts in der Welt würde ich hierbleiben und dieses Haus betreten, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ…

 

Es war kalt durch den Regen, der es schaffte, mich innerhalb von Minuten komplett zu durchnässen, doch entschlossen stapfte ich am Waldrand neben der Straße durch Nacht und Matsch. Der Koffer gehörte nicht mir, also ließ ich ihn dort zurück, wo ihn der Taxifahrer abgestellt hatte. Mit etwas Glück fuhr ein anderes Auto vorbei, das mich mitnehmen konnte…

Bald klapperten meine Zähne, und meine Füße fühlten sich an wie Eisklumpen. Die Dunkelheit, die Wald und Straße miteinander verschmelzen ließ, zwang mich, von Zeit zu Zeit zum Himmel zu blicken: Sein bleigraues Band war mir wie ein Wegweiser, an dessen Rändern die Baumwipfel wie ungleichmäßige Scherenschnitte aussahen. Ohne diesen minimalen Kontrast wäre ich hoffnungslos im Kreis gelaufen. Kein Tier war zu hören, der Regen übertönte das Rauschen des Windes… oder der Wind übertönte das Rauschen des Regens…

Ich verlor das Gespür für Zeit, während ich so vor mich hinmarschierte, und die Nacht schien endlos. Vermutlich hatte ich noch Nachwirkungen von Karlheinz’ der Hypnose, denn die Zeitverschiebung von Afrika nach Japan stahl mir einen halben Tag. Ich hatte schon vieles verloren, aber Tage…? Doch, Tage waren es auch schon gewesen.

Vom Zorn auf meine Erinnerungen beflügelt und mit neuer Kraft setzte ich einen Matsch–Eisklumpen vor den anderen. Weiter. Immer weiter.

Der nächste Schritt.

Und der übernächste.

Weiter. Bis zur Stadt.

Ich war durch die verdammte Wüste gelaufen und hatte die Hölle überstanden. Das hier war lediglich ein Wald in der Nacht. Wilde Tiere griffen nur an, wenn sie sich oder ihren Nachwuchs bedroht sahen oder auf Beute aus waren, das hatte ich inzwischen gelernt. Dem Vieh, das mich fressen wollte, würde ich die Augen ausstechen und die Nase einschlagen.

 
 

- Ende des Prologs -
 



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