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Ich, du, wir

Mimi X Miyako
von

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Erstens: Suche

„Digital Gate Open!“, rief Miyako aus und hielt ihr D-3 Digivice vor den Bildschirm ihres Laptops. Einen Augenblick später spürte sie den bekannten Sog der digitalen Welt, der sie, Mimi und ihre beiden Digimon in die digitale Welt transportierte.

Ein wenig seltsam erschien es ihr schon, wie einfach ihre Körper digitalisiert wurden. Als sie noch in der Grundschule gewesen war, hatte sie darüber nie nachgedacht, doch mittlerweile erschien es ihr doch als etwas seltsam. Manchmal fragte sie sich – und diskutierte dann stundenlang mit Ken und Koushiro darüber – wie digital die digitale Welt nun wirklich war. Alles, was sie sicher wussten, war, dass die digitale Welt irgendwie mit dem Internet verbunden war.

Nun, als sie nur wenige Sekunden später in der digitalen Welt ankamen, fühlte sich diese zumindest sehr echt an.

Sie standen am Rand eines tropischen Dschungels. Anders als in der realen Welt fing dieser Urwald ohne irgendeine Übergangszone einfach an. An einer Stelle war ein flaches Grasland, einen Schritt weiter wuchsen riesige Bäume in die Höhe.

„Und du bist dir sicher, dass es hier war?“, meinte Mimi mit neckendem Ton in der Stimme.

„Für wen hältst du mich?“, erwiderte Miyako grinsend. „Natürlich bin ich mir sicher.“

„Wie oft warst du schon hier?“, fragte Mimi mit einem Seufzen.

„Uhm...“ Miyako zögerte mit ihrer Antwort.

„Soweit ich mich erinnern konnte“, meinte Hawkmon altklug, „waren wir bisher zwölf Mal hier. Und haben nichts gefunden.“

„Ach, jetzt seid nicht so“, protestierte Miyako. „Und wenn wir nichts finden, dann ist es doch immer noch nostalgisch! Ich meine, Hawkmon, jetzt komm schon: Hier haben wir uns das erste Mal getroffen! Acht Jahre!“

„Hier irgendwo“, murmelte Hawkmon nur.

Mimi lachte und klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. „Nun, dann lass uns schauen, ob wir dieses Mal den Tempel finden. Und wenn nicht haben wir halt einfach ein kleines Dschungelabenteuer!“

„Jawohl!“, rief Miyako aus und griff nach Mimis Hand.

Es war schwer zu glauben, dass es acht Jahre her war, dass sie und Hawkmon einander das erste Mal getroffen hatten. Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie chaotisch auf einmal alles geworden war. Auf einmal war das D-3 Digivice in ihrer Hand gewesen und am nächsten Tag waren sie hier und hatten diesen seltsamen aztekisch wirkenden Tempel gefunden mit den beiden Digimentals.

So hatte sie damals Hawkmon getroffen und so hatte ihr Abenteuer begonnen.

Seither hatte sich einiges geändert. Sie hatte die Schule abgeschlossen, war nach Amerika und mit Mimi zusammengezogen. Selbst in der digitalen Welt hatte sich ihr Outfit geändert: Statt der Pilotenkleidung, in der sie sich mit elf, zwölf Jahren in der digitalen Welt gefunden hatte, trug sie nun eine Bluse mit einer dunklen Nadelstreifenweste und einer Jeanshose. Und es war nicht das erste Mal, dass sich ihre Kleidung entsprechend verändert hatte. Ganz offenbar galt es für sie, dass sich die Kleidung in der digitalen Welt immer ihrem aktuellen Geschmack anpasste. Eigentlich seltsam, dass die digitale Welt ihr nie Kontaktlinsen gegeben hatte...

Dankbarer Weise war es in diesem Urwald nur angenehm warm und bei weitem nicht so feucht, wie es in der realen Welt gewesen wäre. Allerdings bedeutete das nicht, dass sie weniger Probleme mit anderen Hindernissen hatten.

„Warte mal“, meinte Mimi und versuchte ihre Jacke von einer überdimensionierten Dornenranke zu lösen.

„Halt still!“ Palmon nutzte seine Efeuranken um die Dornen abzubrechen.

Mimi seufzte und pflückte ein paar Dornen aus der Jacke heraus. „Sag einmal, Miya-chan“, sagte sie dann, „kannst du mir sagen, warum wir überhaupt laufen?“

„Weil ich hoffe, den Weg, den wir damals genommen haben, wiederzufinden“, seufzte Miyako und sah sich um. Im Moment war nicht einmal irgendein Weg zu erkennen – weder ein bekannter, noch ein ihr unbekannter. „Wir haben es außerdem schon aus der Luft probiert...“

„Da hattest du aber nicht deine liebe Mimi dabei“, erwiderte die ältere grinsend. „Jetzt komm schon.“ Ihre Stimme klang ein wenig jammernder. „Lass es uns noch einmal versuchen.“

„Ich denke, es ist noch einen Versuch wert“, meinte Hawkmon, das gute drei Meter über ihnen flog. „Lass es uns versuchen.“

Miyako überlegte einen Moment. Was sie gesagt hatte, stimmte: Sie war schon häufiger hier gewesen, um nach dem Tempel zu suchen. Das erste Mal schon vor sieben Jahren, zu ihrem ersten „Jubiläum“. Damals hatten Hikari, Iori und Sora sie begleitet. Aber auch, wenn sie aus der Luft Auschau gehalten hatten, hatten sie den Tempel nicht gefunden. Vielleicht war er verschwunden? So seltsam wie die digitale Welt manchmal war...

Ach, verdammt, sie wollte doch nur noch einmal diesen Ort wieder sehen. „In Ordnung“, stimmte sie schließlich zu und holte ihr D-Terminal heraus. „Digimental Up!“, rief sie dann.

Ein Lichtstrahl schoss aus dem D-Terminal in ihr Digivice und von da aus weiter zu Hawkmon.

„Hawkmon – Armor Shinkaa! Horusmon!“ Das Licht umgab Hawkmon für einen Moment, ehe es langsam verblasste und Horusmon zurückließ, das nun vor ihnen landete.

„Also, auf geht’s!“, meinte Mimi und schob Miyako zu dem Digimon hinüber, sie auffordernd, aufzusteigen.

Miyako seufzte. „Auf geht’s!“, echote sie halbherzig.
 

Eine knappe Stunde später und sie hatten nichts gefunden. Tatsächlich schien der Urwald, der beinahe komplett quadratisch war mit einem Durchmesser von knappen zehn Kilometern, aus der Luft beinahe wie eine glatte Fläche aus Blättern.

„Bist du dir wirklich sicher, dass es hier war?“, fragte Mimi, die ihre Arme um Miyakos Hüfte geschlungen hatte, um sich festzuhalten.

„Ja“, erwiderte Miyako mit einem seufzen. „Es ist definitiv dasselbe Gebiet.“

„Vielleicht ist der Tempel ja wirklich verschwunden“, sagte Horusmon vorsichtig. „Es ist die digitale Welt, manchmal...“

„Ich weiß, ich weiß“, grummelte Miyako missmutig und seufzte.

„Ach komm, nimm es dir nicht zu Herzen“, meinte Mimi und lehnte ihren Kopf gegen ihre Schulter. Sie war ruhig für einen Moment, während der Gegenwind ihnen durch die Haare fegte.

„Wir könnten andere Digimon fragen“, schlug Palmon vor.

Miyako spürte, wie sich ein Lächeln auf Mimis Gesicht ausbreitete. „Ja, lass uns das machen!“, rief sie aus. „Außerdem sollten wir den Tag nicht deprimiert verbringen!“

„Ich bin nicht deprimiert“, erwiderte Miyako mit einem matten Lächeln. „Ich wünschte mir nur, ich würde verstehen, was damit passiert ist.“

„Irgendwann wirst du das schon!“, meinte Mimi. „Also los, Landeanflug. Ich spüre meinen Hintern schon nicht mehr!“

„Und ich könnte eine Pause gebrauchen“, fügte Horusmon hinzu. „Ohne mich beschweren zu wollen.“

„Ist ja gut.“ Miyako strich leise lachend durch das Gefieder des Digimon und sah sich nach einem guten Landeplatz um, da sie nicht besonders begeistert von der Vorstellung war, zwischen dem Geäst zu landen. „Da!“, rief sie schließlich aus und zeigte auf eine kleine Unterbrechung, die in der Ebene der Baumkronen auffiel.

„Sehr gut gesehen!“, lobte Mimi. „Für einen Blindfisch.“

„Haha“, erwiderte Miyako zynisch und konnte sich ein weiteres Lachen nicht verkneifen, als Horusmon in einen steilen Landeanflug überging, der Mimi einen überraschten Aufschrei entlockte.

Deutlich erleichtert ließ sich Mimi einige Sekunden später auf den Boden gleiten. „Lach nicht“, beschwerte sie sich, während sie sich einen einzelnen dünnen Zweig aus den Haaren zog. Offenbar hatte sie ihn sich eingefangen, als sie losgeflogen waren.

„Sorry“, erwiderte Miyako.

Mimi ließ ein Seufzen hören. „Du weißt, dass ich nur wegen dir hier bin, meine Liebe, ja?“

„Ich weiß.“ Miyako nahm ihre Hand. „Und ich bin sehr dankbar dafür.“

„Das solltest du auch“, entgegnete Mimi in einem vollkommen übertriebenen Tonfall und deutlich bemüht ernst zu bleiben. „Ich meine, bei all den wunderbaren Gegenden der digitalen Welt setzt du mich mitten in einem Dschungel ab. Was für ein Date ist das?“

„Gar kein Date“, erwiderte Miyako unbeeindruckt. „Ein Abenteuer.“

Mimi kicherte. „Und man sollte meinen, davon hätten wir schon genug gehabt.“

Ein weiteres Leuchten war kurz neben ihnen zu sehen, ehe sich Horusmon wieder in Hawkmon zurückverwandelt hatte. Dieses räusperte sich nun. „Ich will ja nicht stören, aber wollt ihr weiter flirten oder euch vielleicht umsehen.“

„Oder wir könnten hier Picknicken“, schlug Palmon vor. Immerhin hatte Miyako eine Tasche mit einigen Sandwiches, Süßigkeiten und Getränken mitgenommen.

Seufzend sah Miyako sich um. Sie standen auf einer relativ sandigen Lichtung mitten in dem seltsamen Dschungel, in dem sich bei genauerem Hinsehen immer wieder kleine Seltsamkeiten erkennen ließen, die in der realen Welt fehl am Platz gewesen wären. Angefangen von dem beinahe weißen Sand unter ihren Füßen, über die überdimensionierten Blüten, die in einigen Bäumen hingen, hin zu dem leichten Flackern, das die Lianen durchlief.

Eigentlich waren sie vor kaum mehr als vielleicht eineinhalb Stunden aufgebrochen, doch an sich konnten sie genau so gut jetzt Pause machen. Immerhin konnten sie sich hier vernünftig setzen.

„Na, von mir aus“, meinte sie und ließ die Tasche zu Boden sinken.

„Okay.“ Mimi half ihr die Decke auszupacken, die sie mitgenommen hatten. „Und danach schauen wir, ob wir ein nettes Digimon finden, das uns helfen kann.“

„Klingt gut“, erwiderte Miyako. „Mal sehen. Von allem was wir wissen, kann der Tempel wahrscheinlich auch Plätze getauscht haben.“

„Oder er war nur da, um die Digimentals zu beschützen“, meinte Hawkmon – natürlich nicht zum ersten Mal.

„Oder das, ja“, murmelte Miyako. Sie setzte sich auf die Decke und begann die Sandwiches und Getränke auszupacken – zugegebener Maßen zumindest etwas dankbar, sie danach nicht länger tragen zu müssen. Kurz darauf biss sie in eins der Chicken Sandwiches, die Mimi vorbereitet hatte. „Ich frage mich nur noch immer... Wer hat die Digimentals dahin gebracht? Und euch dort... Ich meine...“

„Wer weiß das schon“, erwiderte Hawkmon, das ein vegetarisches Sandwich bevorzugte. „Wie gesagt: Ich erinnere mich an nichts mehr.“

„Ich weiß“, seufzte Miyako. „Aber... Es wäre doch einfach...“

„Faszinierend“, ergänzten Mimi und die beiden Digimon beinahe gleichzeitig, da sie schon so oft über das Thema gesprochen hatten.

Miyako lachte verlegen.

„Irgendwann wirst du sicher eine Antwort finden“, meinte Mimi und rückte ein wenig näher zu ihr. „Und bis dahin... Genießen wir unser Abenteuer.“ Sie lachte leise. „Und freuen uns, dass wir am Ende jeder Zeit nach Hause zurückkehren können.“

„Jap“, stimmte Miyako zu. „Und das es keine bösen Digimon gibt, die versuchen uns umzubringen.“

„Genau.“

Beide lachten und die Digimon stimmten mit ein. Doch was sie dabei vergaßen, wie Miyako später feststellte, selbst wenn es vielleicht nicht ganz zutreffend war, war, dass es so etwas wie „Murphy's Law“ oder was auch immer für ein Gesetz gab, denn natürlich sprang im nächsten Moment ein kleines, grünes Digimon keuleschwingend aus dem Gebüsch auf sie zu.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  CharleyQueens
2017-04-13T08:38:18+00:00 13.04.2017 10:38
Oh, wie süß!
Ich mag, dass diese FF mal in der digitalen Welt spielt. Da bin ich gespannt, was die vier noch so erwartet. ^^
Die beiden sind wirklich schnuffig. Beim Lesen merkt man wirklich sehr, wie nah sich die beiden stehen. Und gerade Miyako fand ich sehr gut getroffen. Wie sich ihr Klamottenstil im Laufe der JaGrenze verändert hat und wie sie alles daran setzt diesen Tempel zu finden - ❤❤❤. Ich drücke den beiden ganz fest die Daumen, dass sie den Tempel wieder finden.
LG, Queenie
Antwort von:  Alaiya
15.04.2017 16:22
Vielen Dank für den Kommentar :3

Das mit dem Klamottenstil hatte ich mir schon länger gedacht - gerade weil weite Teile des Fandoms dazu neigen, die Charaktere in denselben Klamotten wie früher immer zu zeichnen, egal wie alt. Kam mir immer seltsam vor... @.@


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