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Glücksmomente

von

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Kanashimi

Tap Tap.

 

In einem schnellen Tempo erklomm Yuuri die Treppenstufen, die zu dem Tempelgelände von Hasetsu hinauf führten. Es war schon recht spät und langsam setzte die Abenddämmerung ein. Für einen Märzabend war es heute überraschend frisch. Da Yuuri sich aber in Bewegung hielt, musste er sich keine Sorgen machen, dass ihm kalt werden würde. Solche Gedanken schossen ihm eher bei dem Anblick einer einzelnen Figur auf den weiter oben gelegenen Stufen durch den Kopf.

Als er näher kam erkannte er, dass es sich bei dieser Person um keine andere als Yuuko handelte. Yuuri verlangsamte sein Tempo und kam schließlich bei ihr zum Stehen. Da er nicht wusste, wie lange er hier verweilen würde, dehnte er kurz seine beanspruchten Muskeln und ließ sich schließlich schweigend neben ihr nieder. Einen weiteren – scheinbar endlosen Moment – sagte keiner von ihnen etwas.

„Solltest du nicht zu Hause sein? Immerhin ist Morgen doch der große Tag“ Seine Stimme erklang ihm so fremd.

„Hmn“, war ihre kurze Antwort, „Ich musste mal raus“

Ein weiterer Moment des Schweigens.

„Alles in Ordnung, Yuuko-san?“

Er suchte ihren Blick. Sie schwieg, sah Gedankenverloren in die Ferne.

„Ich frage mich nur…“, sie verstummte einen Moment, „Denkst du mein Leben hätte anders verlaufen können?“

Yuuri sah überrascht über diese Frage zu der jungen Frau neben ihm. Sie war heute so anders als sonst. Er kannte Yuuko als eine aufgeweckte und lebensfrohe Frau. Sie war immer voller Energie und wenn sie lachte schien sie der Sonne Konkurrenz zu machen. Doch nun schienen irgendwelche Zweifel an ihr zu nagen. Besorgt betrachtete er die Ältere.

„Wünschst du dir denn, dass etwas in deinem Leben anders gewesen wäre?“, fragte er schließlich.

„Ich weiß es nicht“, murmelte sie.

Yuuri wandte seinen Blick von ihr ab, schaute die Treppe hinunter zu der sich langsam herabsenkenden Sonne.

„In einem anderen Leben wärst du vielleicht nun professionelle Eiskunstläuferin.“, überlegte er.

In einem anderen Leben hätte sie sich dann aber nicht in Takeshi verliebt. Sie hätte sich nicht Hals über Kopf in eine Beziehung mit ihm gestürzt und 3 wunderschöne Kinder bekommen. Sie hätte das professionelle Eiskunstlaufen nicht aufgeben und wäre vielleicht nun in Kanada. Er selber wäre ihr dorthin gefolgt und sie wären vielleicht wirklich ein Paar geworden, wie er es sich in seinen Kindestagen gewünscht hatte.

„Hmn…“ Yuuko schloss ihre Augen, schien sich diese Zukunft auszumalen. Wenige Momente später schüttelte sie ihren Kopf. „Nein, ich denke meine jetzige Zukunft passt besser zu mir.“ Sie rutschte sich zu Yuuri hinüber, lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. „Ein Leben ohne meine Mädels kann ich mir nicht vorstellen…“ Sie waren eben ein Teil von ihr. Einen Moment beobachteten sie Beide nur die untergehende Sonne, lauschten dem Klang der Vögel um sie herum. „Außerdem… Eine Karriere als Eisläufer war immer dein Schicksal.“

Yuuri schielte verwirrt zu ihr hinüber: „Eh?“

„Hmn…“ Yuuko legte einen Finger gegen ihre Lippen, schien nach den perfekten Worten zu suchen. „Immerhin liebt hier niemand das Eis so wie du. Die Person, die du mindestens genauso sehr lieben kannst, wie das Eislaufen, kannst du dementsprechend nur da draußen finden. Und nicht hier in Hasetsu!“

Yuuri betrachtete die untergehende Sonne. Er hatte nie eine Chance bei Yuuko gehabt.

Aber er hatte das Eislaufen.



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