Zum Inhalt der Seite

Goshinboku - Erinnerungen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Brunnen

In den Blättern des Goshinbokus raschelte der Wind und goldene Sonnenstrahlen suchten sich ihren Weg durch das Grün.

Der Baum streckte sich dem Himmel entgegen, mit einer weit ausgebreiteten Baumkrone, Wurzeln, die sich tief ins Erdreich bohrten, und einem knorrigen Stamm, an welchen Inuyasha auf einen Ast sitzend lehnte. Eine Klaue hatte er um Tessaiga gelegt, welches an seiner Schulter ruhte, so wie er an dem Stamm.

Inuyasha ließ seinen goldenen Blick über die fernen Baumwipfel wandern, über denen sich die Sonne dem Horizont entgegen fallen ließ. An seinem roten Suikan zerrte eine Windböe und wirbelte seine Haare auf.

Jetzt bist du ja nicht mehr allein!

Bei dem Gedanken, dieser Erinnerung, bildete sich ein Lächeln in Inuyashas Gesicht, das genauso schnell wieder verblasste. Der Halbdämon packte sein Schwert fester.

Unter ihm zogen Wellen durch das grüne Meer von Blättern, dann tauchte dazwischen ein roter Schopf auf, welcher im selben Moment auf einen Ast unter Inuyasha sprang.

„Ich gehe zur Prüfung, ja?“, fragte der junge Mann mit den roten Haaren und drei vor Freude zuckenden Fuchsschwänzen.

Er musterte ihn, der da stand, mit der Felljacke über dem grünen Kimono auf dem gelbe Laubblätter umherwirbelten.

Die Klaue des Mannes lag auf dem Griff seines Dolches und aus den dunkelgrünen Augen sah ihm ein fröhliches Funkeln entgegen.

Inuyasha nickte und erwidert: „Geh nur, Shippo. Und wage es nicht ohne einen weiteren Grad zurückzukommen!“

Der Kitsune grinste, bevor er sich in einen Falken verwandelte und davon schoss, in rosa gefärbten Wolken am Himmel verschwindend.

Inuyasha folgte ihm mit seinen Blicken, so lange es ging, dann stand er auf und befestigte Tessaiga wieder in dem Gürtel. Mit einem Satz sprang der Halbdämon hinüber auf einen kleineren Baum, stieß sich ab und eilte zum Dorf. Der Wind peitschte in sein Gesicht und grobe Rinde schürfte seine Füße auf.

Auf dem Ast eines Baumes ohne Blätter verharrte Inuyasha. Er besah sich das Dorf, welches sich unter ihm ausbreitete, und entdeckte noch genau die tiefen Erdspalten von Narakus Absturz darüber.

„Inuyasha, schön dich noch zu sehen!“, klang eine Stimme an seine zuckenden Ohren, nachdem er auf den Boden gesprungen war.

Er drehte sich um und nickte einem Mann zu, der vor ihm stehen blieb und auf den Halbdämon runter schauen musste.

Aus seinem unrasierten Gesicht strahlen ihn lebensfrohe Augen entgegen, die Sichel, die an seinem Jägeranzug befestigt war, schimmerte sauber. Von seiner Schulter miaute ein kleines Dämonenkätzchen und begrüßte den Hanyou so.

„Gibt es so wenige Dämonen, dass du hier her kommst, Kohaku?“ Inuyasha verschränkte die Arme, während sein Gegenüber mit den Schultern zuckte. „Jetzt, wo es wieder Taijiya gibt, verstecken sich alle!“, scherzte Kohaku.

Inuyasha musste kurz schmunzeln, dann verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg ins Dorf, das von der untergehenden Sonne feurig glühte. Wie von selbst fanden seine Füße den Weg, sodass er bald an einem kleinen Fluss ankam, der zwischen den Häusern gerade entlang lief.

Auf der anderen Seite entdeckte Inuyasha neben der Hütte und dem Torbogen mit der Treppe zum Schrein eine Frau, die vor einem kleinen Grab Räucherstäbchen anzündete.

Inuyasha beobachtete sie verwirrt, dann drehte sie den Kopf so, dass er den Seitenzopf sehen konnte und er wusste wieder, wer diese Frau war.

Inuyasha ließ seine Augen schweifen und erspähte auf einem anderen Dach seinen Bruder.

Sesshomaru sah zum Sonnenuntergang, wandte sich aber jetzt um und ihre goldenen Blicke kreuzten sich.

Der Dämon stand in einem weißen Kimono gekleidet da, an dessen Ärmeln und auf der linken Schulter sich schwarze Ranken schlängelten, in dem schwarzen Obi glomm Tenseigas Griff blau, Bakusaigas weiß und Tengokusaigas, welches Sesshomarus zum Amtsantritt im Wolkenschloss erhalten hatte, golden. Seine weißen Haare wurden vom Wind umhergewirbelt und sein Fell sträubte sich bei Inuyashas Anblick.

Mit einem kleinen Nicken grüßte der Halbdämon seinen Bruder, jener erwiderte es.

„Inuyasha-sama, hallo!“ Inuyasha blickte zu Rin, die sich erhob und ihm mit einem freudigen Lächeln entgegen winkte.

An ihrem edler Kimono mit den roten Kois, die sich darauf tummelten, klebte Schmutz und bei dem Strahlen zeigten sich erste Falten an den Augen, dennoch grinste sie wie damals und lief dann zu Sesshomaru, der vom Dach sprang und mit ihr zum Ende des Dorfs ging.

Inuyasha hob zum Abschied die Hand und fixierte dann selber Kaedes Grab, vor dem die Stäbchen schwelgten.

Er schüttelte seinen Kopf und schritt nach rechts, dabei das Gurgeln des Flusses neben sich. Gedankenverloren starrte er hinein und sein Spiegelbild zurück.

Die Hundeohren auf seinem Kopf zuckten, weiße Fransen hingen in sein Gesicht, auf dem roten Suikan lag die Gebetskette und Tessaiga ruhte an seiner Hüfte.

Jetzt bist du ja nicht mehr allein!

Inuyashas Blick verdunkelte sich, bevor er sich von dem Anblick losriss und zu einer Hütte ging, an deren Gartenzaun er stehen blieb. Lässig legte er seine Arme auf das Holz und sah zu den zwei Frauen, die lachend und mit Kleinkindern auf dem Rücken Unkraut zupften. Die, welche näher am Zaun kniete, blickte hoch und entdeckte ihn. „Hallo Onkel Inuyasha!“

Bei dem Worten hob auch die andere den Kopf und das gleiche Gesicht lächelte ihn auf dieselbe Art und Weise an.

„Na, Zwillinge, wie geht’s?“, fragte er und versuchte angestrengt nicht zu den zwei Grabsteinen zu sehen, die mit Blumen bedeckt an der Hauswand standen.

„Das solltest du nicht uns, sondern unseren Bruder fragen!“

„Stimmt, seine Frau liegt in den Wehen“, stimmte die eine zu und widmete sich erneut den stachligen Blättern vor ihr.

Inuyasha rümpfte die Nase. „Dann gehe ich da lieber nicht hin.“

Die Frauen nickten lachend und wandten sich wieder der Arbeit zu, als Inuyasha weiter den Weg entlang spazierte. Eine Stimme ließ ihn jedoch stehen bleiben.

„Onkel Inuyasha! Wenn du dich beeilst, kommst du noch zum Ende der Trauerfeier für Tante Kagome!“, rief ihm einer der Zwillinge zu.

Inuyasha spannte sich an, dann hob er eine Hand um zu zeigen, dass er verstanden hatte, und folgte weiter dem Weg. Jedoch trugen ihn seine Beine irgendwann zu einem Schrein, der am Dorfrand stand, und an dem Männer und Frauen des Dorfes mit Fackeln gegen die Dämmerung knieten.

Inuyasha ballte eine Hand zur Faust und sah zu ihnen rüber.

„Ich hätte vermutet, du würdest fort bleiben“, erklang neben ihm eine Stimme und Inuyasha blickte seitwärts zu dem ergrauten Hachiemon. Der Tanuki stützte sich auf einen krummen Stock und konnte einen weißen Bart vorweisen.

Inuyasha verschränkte die Arme. „Ich hatte nicht vor näher zu gehen.“

Mit einem Nicken entfernte sich der alte Marderhund vom ihn und tapste zu der Trauerfeier, doch der Hanyou hielt sich an sein Wort und verharrte.

Er beobachtete, wie sein Schatten länger wurde und sich die Menschen begannen zu zerstreuen, als dann nur noch einige dort beteten schlich Inuyasha sich vorbei und schritt auf eine große Wiese zu.

Über ihm krallte sich die Nacht mit ihren finsteren Fingern den Himmel und verschluckte eine sterbende Sonne; Inuyasha schaute hoch zu den Sternen.

Der Wind erstarb; Grillen fingen an zu zirpen und der Halbdämon senkte langsam seinen Blick.

Er griff nach vorne und spürte morsches Holz unter seiner Hand. Mit der anderen entfernte er einige Efeuranken, bevor er sich auf den Brunnenrand setzte und in die Tiefe starrte.

Jetzt bist du ja nicht mehr allein!

Inuyasha ließ seinen Blick über die einsame Wiese schweifen, kam sich vor wie das letzte Lebewesen, hier an diesem Brunnen.

Seine Finger verkrallten sich in den Perlen der Kette.

Jetzt bist du ja nicht mehr allein!

Inuyasha knurrte leise, ehe er in den dunklen Schacht sah, der dunkel bleiben würde, für immer. Was erwartete er denn? Dass Kagome, wieder jung, daraus heraus klettern würde? Dass sie ihn anlächeln würde und sie beide ins Dorf gingen, wo Sango und Miroku warten würden? Dass sie auf der Suche nach Naraku wieder weiterreisen würden?

Jetzt bist du ja nicht mehr allein!

Mit einem Ruck stand er auf und entfernte sich ein paar Schritte von dem Brunnen. Was brachte es ihm, hier jede Nacht zu stehen?! Das nützte nichts!

Mit einem entschlossenen Funkeln in den Augen starrte er das Holz an und knurrte auf.
 

Shippo huschte von Ast zu Ast, wobei die Morgensonne ihre Strahlen auf seine Gestalt mit den nun vier Schweifen scheinen ließ. Grüne Blätter und helles Holz rauschten an dem Fuchs vorbei und er lachte glücklich.

Prüfung bestanden! Ihn konnte nichts aufhalten!

Sich selbst emporschleudernd stieß er sich ab und brach durch das Dach der Baumkronen, mit einem Jauchzen auf den Lippen, dann brach er wieder ein und jagte weiter dem Goshinboku entgegen. Seine Nase zuckte und irritiert bremste er seinen Sprint ab.

Witternd hob Shippo seinen Kopf in den Wind und änderte schließlich die Richtung, um zu einer Wiese zu gelangen.

Mit einem Schmunzeln blieb er neben dem Brunnenrand stehen und sah auf Inuyasha runter, der schlafend daran lehnte, eine Hand um den Brunnenrand gekrallt.

Er kannte das ja, wenn der Halbdämon an ihrem Todestag die Nacht hier durchwartete.

Shippo rüttelte an der Schulter seines Freundes, der sich grummelnd regte und den Kitsune strafend anblitzte.

„Nächster Grad erreicht, Inuyasha!“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Leute, natürlich finde ich es toll, dass dieser One-Shot schon 2 Favoriten hat.
Das finde ich auch bei einigen anderen toll, die sogar noch mehr haben. Wirklich!
Aber warum sagt mir niemand dazu seine Meinung?
Falls ihr an dem Text nichts gutes findet, dann könnt ihr mir auch schreiben, was denn schlecht war! Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Todesengel1618
2017-02-27T20:36:52+00:00 27.02.2017 21:36
Doppelt hält besser sag ich da nur. ;) Wieder sehr traurig, jedoch so wie immer passend. Hat mir sehr gefallen wie du die Zeit danach als Kagome von dem Finale wieder kam und später dann starb alles beschrieben hast. Der Lauf der Dinge wie z.B das mit den Zwillingen von dem ebenfalls verstorbenen Paar Miroke und Sango, oder auch das mit der nun älteren Rin und ebenfalls nicht mehr lebenden Kaede hatte irgendwie auch wenn etwas trauriges in der Luft lag etwas harmonisches gehabt. Was mir ebenso sehr gefiel war die Erwähnung und kurzes Auftauchen des Waschbärdämon Hachi. Den sieht man in Geschichten wahrlich sehr selten. Die Grußgeste von den beiden Halbbrüdern fand ich sehr gut von dir dargestellt. Musste bei der Szene leicht lächeln. ^^

Vor allem hat mir die Szene mit dem nun älteren Fuchsdämon Shippo sehr gut gefallen. Sowohl beim Abschied als auch als er wieder zu Inu Yasha zurückkehrte. War richtig süß und lustig sich das vorzustellen. Da musste ich insbesonders kichern. ^^ Auch wenn es etwas trauriges an sich hatte, da Inu Yasha den Tod von Kagome trotzdem nicht so wirklich wahrhaben und verdrängen will was natürlich auch verständlich ist, so finde ich den One Shot wie immer wieder richtig toll. Danke dafür. Hat mir wieder sehr gefallen und Spaß gemacht. Freue mich schon sehr auf das nächste Werk von dir! *-* ^O^ :D

LG, Todesengel1618
Antwort von: abgemeldet
28.02.2017 12:00
Ja, finde ich auch. ; )
Hey Todesengel!^^
Vielen dank für Lob und Review! Ich bin durch ein Lied darauf gekommen, weil es da um das Vergehen der Zeit geht und mit Inuyasha passte das so gut... habe den ganzen One-Shot in einem Rutsch durchgeschrieben.
Zuerst sollte gar nicht rüberkommen, dass es die Zukunft ist, erst mit Shippos auftauchen, hoffentlich ist mir das gelungen.^^
Schön, dass du die Zwillinge erkannt hast! Na ja, besonders schwer habe ich es nicht gerade gemacht... aber ich wollte auf der anderen Seite die Namen nicht direkt verwenden, darum kamen die beiden rein (und die Erwähnung des Bruders).
Mein Gedanke dabei war: "Warum kommt Rin noch mal ins Dorf, wenn sie jetzt mit Sesshomaru durch's Land streift?" Da bin ich dann auf die Idee mit Kaede gekommen. ; ) Und klar, Hachiemon darf man doch nicht vergessen! Er sollte sicherstellen, dass Miroku und Sango aufgefallen sind.
Ja, die Problembrüder... ein umarmen oder so wäre vollkommen falsch gewesen! Da ging es eigentlich nur so...
Und Shippo, da musste ich wirklich grübeln! "Wie sieht der jetzt aus? Dämonen altern ja anders..." Jetzt sieht er in meinen Gedanken wie 16 aus!
Und besonders wichtig waren mir die Beschreibungen des Äußeren von allen, weil so rüberkommt, dass sich alles außer Inuyasha weiterentwickelt hat...
Das Ende mit Shippo wollte ich eigentlich streichen, weil es ja eine Tragödie sein soll, aber offensichtlich ist sie doch gut angekommen.^^ (Ich plaudere wieder aus dem Nähkästchen, wie mir auffällt. Ich versuche mich zu stoppen!)
Also kann ich nur bitte sagen und mitteilen, dass ein neuer One-Shot schon lange in Planung ist, mir aber nich die Inspiration fehlt... (Arrgh, Nähkästchen!)
Inuyasha und Kagome... das darf nicht so einfach enden, nicht mal mit dem Tod! Bei Kikyo dauerte es auch sehr lange...

LG Pascal
Von:  nicoleherbster
2017-02-27T17:27:40+00:00 27.02.2017 18:27
Schöne Geschichte ich finde allgemein deine Geschichte sehr schön du kannst einen richtig mitreißen. Würde mich freuen wenn es in Zukunft noch mehr solcher schönen Geschichten von dir gibt.
Antwort von: abgemeldet
28.02.2017 11:59
Hallo nicoleherbster!^^
Vielen dank für Kommentar und Lob! Ich strenge mich auch immer an; schön, dass du das so siehst!
Ja, das würde mich auch freuen... wir werden sehen. ; )

LG Pascal-sensei


Zurück