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Cry of the Spirits: The Forgotten Night

von

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Kapitel 7

Kapitel 7

Für ein Zurück ist es jetzt zu spät
 

Es musste sein, aber er wusste nicht wie. Zwar hatte er keine Ahnung, wo sich Chiko und Kenta befanden, allerdings kam ihm eine Idee. Da er dort zu sich gekommen ist, wo er Miles verloren hatte, vielleicht sind sie dort auch wieder im Dorf gelandet. Als er sich dann erneut auf den Weg zum Herrenhaus machte, sah er ihn. Etwa dreißig Meter vor sich. Der Geist eines Mannes in einer düsteren Robe gekleidet, der so eine stark abstoßende Ausstrahlung hatte, dass an diesem nichts gutartig sein konnte. Evans Puls stieg so schlagartig an, als der Geist sich auf ihn zubewegte, dass er nichts tun konnte, als nur da zu stehen. Fast begann er zu hyperventilieren, als er immer näher kam.

„Es muss vollendet werden“, sprach der Geist leise, als der seine Hand austreckte, um nach ihn zu greifen. Für einen kurzen Moment sah Evan sein Ende kommen.

„Nein“, rief er, und schaffte es daraufhin sich doch zu bewegen und dem tödlichen Griff auszuweichen. Er rannte direkt an den Geist vorbei, die Straße entlang. Irgendwann kam die Gabelung. Beim rechten Weg führten Treppen nach unten, beim linken nach oben. Links ging es also zum Herrenhaus. Er spürte, dass der Geist noch hinter ihm her war. Wie eine unsichtbare Macht zog es an ihm, dass er doch stehen blieb und sich stellte. Dennoch rannte er die Treppen hoch, vorbei an den verwilderten Garten, bis er wieder im Hof war. Jetzt war es nur noch ein Katzensprung ins Haus, wo er dann auch die Tür hinter sich schloss. Auch wenn das einen Geist nicht sonderlich aufgehalten hätte. Even wünschte, er hätte sich gefreut wieder hier zu sein. Doch weder sah das Haus schön aus, noch hatte er hier gute Erfahrungen gemacht. Wieder ging er den Gang entlang, wo er schon ein leises Schluchzen hörte. Der Quelle folgend ging er die Treppen nach oben, dorthin wo Chiko eingesperrt war. Die Tür war nur angelehnt, aber das Geräusch kam deutlich von dort. Vorsichtig öffnete er die Tür, doch die Scharniere quietschten dennoch unnötig laut. Zusammengekauert in einer dunklen Ecke saß dort tatsächlich Kenta, der sein Gesicht in seinen Knien vergrub.

„Hey, da bist du ja“, sagte Evan ruhig, aber erleichtert. Sofort sprang der Junge auf und klammerte sich mit einer Umarmung an ihn.

„Schon ok, ich bin ja jetzt hier“, wollte Evan ihn beruhigen, aber es schien nichts zu helfen.

„Hab schon gedacht ich bin nun alleine, weil meine Schwester auch verschwunden ist. Wir kommen hier nie wieder weg, oder?“, sagte der Junge unter Tränen.

„Zunächst suchen wir deine Schwester. Wenn wir sie haben sehen wir weiter. Immerhin hab ich Miles gefunden.“

„Und dann? Was ist wenn wir schon gar nicht mehr leben. Vielleicht sind wir ja schon genauso Geister.“

„Kenta, das ist Unsinn und das weißt du auch. Konzentrier dich mal, wo könnte deine Schwester denn sein?“, wollte Evan wissen, während Kenta seine Umklammerung löste und versuchte sich zu beruhigen.

„Ich hab doch keine Ahnung. Wie hast du mich gefunden?“

„Meine Theorie war es, dass wir dort im Dorf wieder auftauchen, wo wir Miles das erste Mal verloren haben. Ich hab ihn im Dorfplatz relativ am Eingang zuletzt gesehen gehabt. Und ich dachte ihr hier beim Herrenhaus.

„Naja, meinte Schwester meinte sie hatte ihn vorher schon einmal gesehen. Als wir hier ankamen, sind wir an einer Art Kirche vorbeigelaufen. Naja, nicht wirklich eine Kirche, sondern eher eine Mini Kirche.“

„Du meinst eine Kapelle?“

„Ja, kenn ich mich doch nicht mit aus. Vielleicht ist sie da“, sagte Kenta und wollte schon loslaufen. Doch Evan packte ihn an der Kapuze seines Pullovers, um ihn festzuhalten.

„Lass mich vorausgehen. Dort draußen war etwas, dem du glaube ich nicht in die Arme laufen willst“, sagte Even und ging voraus. Als sie nach draußen gingen, schien der Geist wieder verschwunden zu sein. Dieser hatte generell den Eindruck gemacht, als wäre es eine Art Priester oder Mönch gewesen. Immerhin sprach die dunkle Robe dafür. An den Seiten des Herrenhauses führten nach wie vor kleine Wege entlang, die mit von Unkraut überwuchertem Kies belegt waren. Das Knirschen beim Darüberlaufen hatte etwas so natürliches, dass das Geräusch eine fast schon beruhigende Wirkung hatte. Hinter dem Haus führte der Weg zwar nach links, wo er in einer Terrasse endete. Aber Evan und Kenta gingen wieder den Abhang hinunter, der im Winter wenn Schnee lag sicherlich eine gute Piste für den Schlitten gewesen wäre. Zumindest wenn dort nicht direkt ein Wald anfing und man bloß gegen einen Baum knallen würde.

Sie gingen nicht lange durch den Wald, da stand die Kapelle auch schon. Jetzt erinnerte sich Evan auch, dass er sie schon zuvor gesehen hatte, aber nicht weiter beachtete.

„Warte hier“, sagte Evan vor dem Eingang. Er öffnete die die massive Holztür, in der ein Kreuz eingeschnitzt war und trat ein. Was er dort sah, ließ ihn einfach nur mit einem geschockten Gesichtsausdruck dastehen. Chiko stand auf einer Art Hocker, ein Strick baumelte vor ihr von einem Balken. Vor ihr knieten im Kreis mehrere Geister, von denen eine Art unverständlicher Sprachgesang zu hören war. Mit langsamer Bewegung griff Chiko nach dem Strick.

„Lasst sie verdammt nochmal in Ruhe“, schrie er laut. Die Geister blickten daraufhin alle zu ihm und verschwanden danach. Chiko blieb mehrere Momente regungslos stehen, bis Evan auf sie zuging.

„Was machst du denn da?“, fragte er fassungslos.

„Ich bin…so schrecklich müde. Es gibt kein Entkommen“, sagte sie wie in Trance. Evan zog sie vom Hocker herunter.

„Doch, wir kommen hier weg. Ich hab Miles gefunden. Wir müssen ihm nur eine Sache besorgen und dann verschwinden wir von hier, klar? Deinen Bruder hab ich auch gefunden. Also komm“, sagte er, packte sie am Handgelenk und zerrte sie mit nach draußen, wo Kenta noch wartete.

„Wir müssen das Haus von Miles Großeltern finden“, sagte Evan bestimmend. Seine Angst wurde mittlerweile von seiner Motivation von hier wegzukommen überspielt. Er war sich nicht sicher, ob man seine überhaupt in seiner Stimme hörte. Aber er strengte sich an, dass man dies nicht tat.

„Die Großeltern von Miles haben hier gelebt?“, fragte Kenta verwundert.

„Ja“, antwortete Evan. Sie machten sich auf den Weg zurück in den Ort. Das Dorfzentrum hatte ja glücklicherweise nicht viele Häuser, aber jedes einzelne zu durchsuchen hätte dennoch lange gedauert. Dazu wusste er ja nicht einmal wo sich dieser Schrein befand, den Miles erwähnt hatte.

Sie kletterten wieder den Hang hinauf und gingen den Weg zurück. Vielleicht hätte er ja einen Hinweis in diesem Arbeitszimmer gefunden. Also kletterte er auf der anderen Seite des Hauses durch das Fenster, wo er den Stuhl hindurchgeworfen hatte. Kenta und Chiko folgten ihm.

„Helft mir dabei einen Hinweis auf die Standorte der einzelnen Häuser zu finden“, sagte Evan und fing damit an die Bücher in den Regalen zu durchsuchen. Doch bei den meisten Lektüren stand kein Titel auf dem Einband. Also begann er damit jedes einzelne Buch herauszunehmen und schnell durchzublättern. Doch er schien keinen Erfolg zu haben. Es waren alles nur alte Wälzer, die heute kein Mensch mehr lesen würde.

„Ich hab was“, rief Kenta, der vor den geöffneten Schubladen des Schreibtisches kniete.

„Genau sowas brauchen wir“, sagte Evan. Es war eine Liste, mit den Namen der Bewohner und deren Hausnummern.

„Gut gemacht“, sagte er lobend, während er weiter die Liste studierte. Währenddessen fing Chiko leise das Kichern an, die durch das Fenster wieder nach draußen kletterte. Verwundert sah Evan ihr hinterher. Sie drehte sich zu ihm um. Ihre Augen waren voller Tränen. Dennoch kicherte sie zunächst, bis sie lautstark zu Lachen anfing, das irgendwann in ein hysterisches Lachen überging, das alles andere als gut klang. Mit ihrem Mund formte sie das Wort Hilfe. Zunächst wusste er nicht, was das bedeutete. Er dachte daran, dass sie eventuell psychisch am Ende sei. Doch dann sah er, dass sie eine Glasscherbe in der Hand fest umklammert hielt.

„Bleib bloß hier“, sagte er zu Kenta, während er zu ihr hinausklettern wollte. Doch da setzte sie die Scherbe schon an ihrem Hals an. Zwar konnte man gut erkennen, dass sie sich dagegen zu wehren drohte, aber irgendetwas schien stärker zu sein. Und noch bevor er sie erreichen konnte, schlitzte sie sich mit einem Ruck die Kehle auf. Einen Augenblick stand sie röchelnd da, während das Blut in rauen Mengen aus ihren Hals spritzte. Dann fiel sie auf ihre Knie und kippte nach vorne um.

„Nein“, schrie Evan, als er zu ihr hinrannte. So sah er nun auch einige Meter entfernt den Geist einer Frau, die ihre Fast noch an ihren Hals hielt, so als ob sie sie sich ebenfalls die Kehle aufgeschlitzt hätte. Even kämpfte gegen seine Tränen an, aber schaffte es dann doch nicht. Er starrte noch einen Moment auf den Leichnam von Chiko, eher er sich umdrehte. Dort stand aber Kenta schon, der regungslos und ohne deutbaren Gesichtsausdruck dastand.

„Es tut mir leid“, sagte Evan weinerlich, während er auf Kenta zuging und ihn in seine Arme schloss.



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