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Der Elysianer

von

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Kapitel 16

 

[JUSTIFY]Wo blieb er nur?[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus ertappte sich dabei, dass er zum wiederholten Mal einen Blick auf sein Handgelenk warf, nur um daran erinnert zu werden, dass er ohnehin keine Uhr trug. Der Mond war ein Stück weiter gewandert, doch ansonsten schien die Zeit still zu stehen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er hockte sich neben seiner Tasche hin und zog den Handblaster hervor. Jetzt, da er wirklich allein und unbeobachtet war, hatte er zumindest die Gelegenheit sich die Waffe näher anzusehen. Er übte das Zielen und Entsichern auch wenn er hoffte, dass das Theater ohne seine Schießkünste über die Bühne gehen würde.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Dann versteckte er den Blaster wieder und richtete sich auf. Er war versucht, in der Nase zu bohren, nun da es niemand mitbekam, aber die Regeln der Moral und Ethik ließen ihn manche Grenzen einfach nicht überschreiten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Langsam ging er die Rampe wieder ein Stück hinunter und trat an die Brüstung. Zu seiner Linken war ein alter Flaggenmast nahe des Geländers montiert, doch die Flagge war fort, vielleicht schon seit Jahren. Lediglich der Haltemechanismus baumelte einsam an einem Draht im Wind. Um ihn herum regte sich nichts, nicht einmal vom Kreuzer weit unter ihm hörte er noch ein Lebenszeichen. Die Lichter der Station reichten nicht weit auf das Meer und die Schrottberge hinaus, aber selbst dieser begrenzte Lichtkegel ließ das Land so verlassen wirken, dass er sich beinahe wider besseren Wissens selbst eingeredet hätte, Deponia sei wirklich unbewohnt.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er legte den Kopf in den Nacken und betrachtete Elysium hoch über ihm. Zuhause. Wäre er nur nie fortgegangen. Der Gedanke, dass einige Elysianer ihr Paradies nicht zu schätzen wussten und von Abenteuern hier unten im Dreck träumten, war in seinen Augen schlichtweg bizarr. Und doch wusste er, dass Goal nicht die einzige gewesen war, die solche Ideen gehabt hatte. Auch von Arron konnte er sich vorstellen, dass er gern die Plätze mit ihm getauscht hätte. Inzwischen wünschte er das wäre möglich.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ob Arron wohl auch an ihn dachte, von Zeit zu Zeit? Wahrscheinlich nicht, und wenn doch, dann eher um ihn zu verwünschen, wegen all dem, was mit Lucia geschehen war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus seufzte. Je länger das ganze her war und je mehr sich seine Lage verschlechterte, desto mehr wünschte auch er sich, dass das Ganze anders gelaufen wäre. Schon damit er nicht hier gelandet wäre. Aber wenn er heute Nacht seine Trümpfe richtig ausspielte, würde er es bestimmt bis morgen um diese Zeit nach Hause schaffen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wie auf's Stichwort erwachte der Fahrstuhl wieder zum Leben. Cletus nahm Haltung an, blieb aber an der Brüstung und damit ein gutes Stück von seiner Tasche entfernt stehen. Er legte sich eine passende Begrüßung für Rufus zurecht, besonders falls er noch einmal ohne Goal auftauchen sollte. Vielleicht etwas wie "Na, musstest du dir noch eine passende Kloake zum Wälzen suchen oder warum hat das so lange gedauert?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er holte gerade Luft, da trat Goal aus dem Fahrstuhl. Und nur Goal.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus atmete wieder aus und starrte sie einen Moment lang an, bevor er sich daran erinnerte, den Mund wieder zu schließen. Man sah ihr an, dass sie einmal durch den Schrott geschleift worden war. Ihr weißer Anzug hatte Flecken und war an einem Knie eingerissen, den rechten Oberarm zierte eine Schmarre und ihre Haare waren zerzaust. Und doch war es seine Goal. Ihre Augen glitzerten noch immer so königlich wie er es in Erinnerung hatte und ihre Haare glänzten im schwachen Licht rotgolden wie ein Sonnenuntergang.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Goal!", hauchte er und breitete die Arme aus, damit sie sich hineinwerfen konnte. Sie lief auf ihn zu und er lächelte breit.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal baute sich in Armeslänge Entfernung vor ihm auf und verschränkte die Arme. "Cletus! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sein Lächeln klappte in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Richtig. Da war ja noch was. "Ich weiß nicht was du mei..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Blödsinn!" Goals Augen wurden gefährlich schmal. "Hast du wirklich gedacht, du würdest mit dieser Nummer durchkommen? Es kam mir doch gleich seltsam vor, wie gut du dich auf einmal mit meinem Vater verstanden hast. Ich will jetzt endlich wissen, was ihr da ausgeklüngelt habt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schluckte und versuchte verzweifelt nicht die Nerven zu verlieren. So war das nun wirklich nicht gedacht gewesen. Rufus hatte sie anscheinend doch mit ihrer normalen Datasette aufwecken können. Aber was hatte ihr die Ratte dann nur erzählt? Hatte er ihr wirklich alles gesagt, was Cletus ihm anvertraut hatte? Auch auf das Risiko hin, nicht mitgenommen zu werden? Verdammt! Aber er musste ruhig bleiben. Vielleicht war noch etwas zu retten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Der Herr Oberkontrollrat", begann er, doch Goal lachte abfällig über seine Unterwürfigkeit. "Ulysses", versuchte er es noch einmal, "hat mich daran erinnert, wieviel von Projekt Utopia abhängt. Und dass ich es dir nicht antun könnte, das scheitern zu lassen. Oder willst du allen ernstes, dass Elysium hier landet? Hier im Müll?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Nein, aber...“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]„Dann müssen wir handeln!“, fiel er ihr ins Wort. „Egal was es kostet, wir können nicht riskieren Elysium zu verlieren.“[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das kann doch nicht dein Ernst sein!", gab Goal zurück, doch noch während sie redete, konnte Cletus hören, dass sich hinter ihr die Fahrstuhltür öffnete. Er konnte sich denken, wer da wieder auftauchte noch bevor er den abgerissenem, braunroten Mantel entdeckte. Doch Goal, stand mit dem Rücken zur Rampe und schien noch nichts bemerkt zu haben. Vielleicht hatte sie sich auch schon zu sehr in Fahrt geredet. "Hier leben Menschen, Cletus! Ich habe sie selbst gesehen!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus versuchte sich von dem Neuankömmling nicht aus dem Takt bringen zu lassen und konzentrierte sich weiter auf Goal. "Ich hab's dir doch erklärt. Ulysses hat Recht. Wir können nicht..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Stör ich?" Der Schmutzfink war bei ihnen angekommen und Goal fuhr sofort mit einem Gesichtsausdruck, der Cletus bei weitem zu enthusiastisch war, zu ihm herum.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Rufus! Na endlich! Ich war schon drauf und dran, diesen uneinsichtigen Idioten vom Turm zu werfen. Frag mich bitte nicht, was ich jemals an dem gefunden habe."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus fletschte unbewusst die Zähne. Er hatte Goal ja schon oft genug wütend erlebt, aber diese Reaktion musste Rufus' Schuld sein. Was hatten die zwei bloß getrieben? Was hatte Rufus mit ihr gemacht? Was ihr versprochen, dass sie all das, was sie mit Cletus verbunden hatte, vergessen ließ? "Was soll das, Rufus?", knurrte er. "Ich dachte, wir hatten eine Abmachung?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Die Kakerlake hatte die Frechheit zu grinsen. "Falsch gedacht, Cletus. Ich werde mit Goal nach Elysium gehen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das ist ein Witz, oder?", stieß Cletus ungläubig hervor. "Bitte, Goal, sag mir, dass das ein Witz ist."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das ist kein Witz." Goal lächelte, doch es wirkte eher bitter und wütend auf ihn als fröhlich. "Rufus wird mich nach Elysium begleiten. Er wird mir helfen, die Wahrheit über Deponia ans Licht zu bringen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus lachte. "Und du glaubst wirklich, die lassen so jemanden in die weiße Stadt?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Warum nicht? Jeder wird ihn für dich halten."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Den? Dass ich nicht lache", gab Cletus zurück und versuchte nicht all zu defensiv zu wirken. Das konnte doch wohl nicht wirklich passieren! Der Typ mochte ihm ähnlich sehen, aber jeder, der ihn auch nur ein bisschen kannte, würde das sofort durchschauen. Wie konnte Goal nur bei dieser Absurdität zustimmen? "Schau doch nur wie er herumläuft. Widerlich."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus versuchte sich zu strecken, um ein bisschen beeindruckender zu wirken, doch das Ergebnis sah alles andere als bedrohlich aus. "Gib auf, Cletus!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Sonst was? Scheuchst du deine Läuse auf mich? Dass ich nicht lache!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Der kleine Schmutzfink plusterte sich noch ein wenig mehr auf. "Muss ich erst sauer werden?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schnaubte. "Willst du mir etwa drohen? Hör mal, Kleiner, ich habe den dritten Askaten im Shai-Hulu." Er überlegte wie doch gleich die Grundstellung für diesen Kampfsport ausgesehen hatte und ging in Pose. Moment, wurde das linke oder rechte Bein nach vorn gestellt? Wenn die Stunde nur noch nicht schon Jahre her gewesen wäre... Egal, Rufus wusste es ja wohl kaum besser.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Trotzdem ahmte Rufus die Pose sofort nach. "So wie ich."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ach ja?" Cletus lachte abfällig. "Was ist dein Duju?", fragte er nach der Ausrichtung der verschiedenen Stile des Shai-Hulu.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Äh, fünf."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Deutlicher konnte er wohl kaum machen, dass er nicht wusste wovon er sprach. "Fünf?", wiederholte Cletus beinahe amüsiert.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich meine gelb", riet Rufus weiter. "Feuer? Steinbock? Ozelot?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus schwieg und hob lediglich eine Augenbraue, was Rufus dazu brachte vor sich hin zu fluchen und die Kampfpose aufzugeben. Gut so. Anscheinend hatte er nicht das Selbstvertrauen Cletus wirklich anzugreifen. Er war halt nur ein Großmaul, doch hinter seiner Fassade war nichts als heiße Luft. Jetzt musste nur noch Goal das erkennen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sah wie Rufus trotzig die Unterlippe vorschob. "Macht das unter euch aus", sagte er und trat einen Schritt zurück.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal starrte ihn entgeistert an. "Aber ... Rufus!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Schachmatt! Cletus stemmte eine Faust in die Taille und lächelte selbstgefällig. "Und mit so einem Schlappschwanz willst du allen Ernstes nach Elysium durchbrennen? Na, Mahlzeit. Dass ich nicht lache."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goal funkelte ihn an. "Du kannst doch Rufus nicht das Wasser reichen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus verdrehte die Augen. "Dem Geruch nach zu urteilen, kann das niemand."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Sie wirkte wütend, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass sie einen wandelnden Flohzirkus allen ernstes für besser als ihn hielt. Gut sie hatte sich über Cletus geärgert, aber sie würde schon noch zur Vernunft kommen. Er durfte nur nicht nachlassen, dann würde sie schon erkennen, wer hier die bessere Partie war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Rufus weiß wenigstens wie man eine Frau behandelt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Du meinst nachdem er ihr eine Keule über den Schädel gezogen hat?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Goals Augen wurden noch eine Spur schmaler. "Rufus hat immer noch mehr im Kopf als du."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jetzt wurde sie aber albern. "Ja", spottete Cletus. "Und bestimmt würden drei Pferde davon satt werden."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Wo war der Idiot überhaupt? Cletus hatte sich so auf Goal konzentriert, dass er auf den Deponianer nicht mehr geachtet hatte. Er sah sich hektisch um und entdeckte dann eine Gestalt neben seiner Reisetasche. Rufus richtete sich gerade wieder auf und ... Cletus ballte die Fäuste. Diese Ratte hatte sich doch tatsächlich an seiner Tasche bedient und den Anzug aus weißem Vinyl, den Cletus zum wechseln für unterwegs eingepackt hatte, angezogen. Na großartig, den konnte er jetzt verbrennen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus befestigte eines von Cletus' Haarbändern an seiner nach Schmierfett riechenden Mähne und sah zu ihnen hinüber.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus versteifte sich. Aus der unangenehmen Ähnlichkeit, die ihn bis jetzt zwar gestört hatte, die man aber auch mit ein bisschen Mühe wegerklären konnte, war etwas geworden, das Erinnerungen übelster Art weckte. Erinnerungen an all die Abfälligkeit, in Hawks Fall sogar offenen Hass, mit dem man ihm begegnet war. Und all das weil sein Gesicht nicht einzigartig genug ...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nein![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Nein, Rufus sah nicht aus wie er. Er war nichts als eine Ratte, die versuchte, sich hinter einer Maske zu verstecken. Und die versuchte, Cletus das Leben zu stehlen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Mit einem selbstgerechten Grinsen schlenderte Rufus wieder die Rampe herunter, vorbei an einem kleinen Haufen Müll, gekrönt von einem abgewetzten, dreckigen Mantel. Oh, Moment, das waren Rufus' Kleidungsstücke und das Zeug, das er dabei gehabt hatte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"So, das reicht", sagte der Deponianer und baute sich so dicht bei ihnen auf, dass Cletus instinktiv flacher atmete.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er durfte jetzt nur keine Schwäche zeigen! Er hatte so viele Jahre daran trainiert alle Emotionen hinter blasierter Gleichgültigkeit zu verstecken, dass es doch absurd wäre, wenn ihn diese Fähigkeit gerade nun verließe. "Ha! Dieses Weichei soll mich also ersetzen? Dass ich nicht lache."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus verzog affektiert das Gesicht. "Dass ich nicht lache", echote er in übertriebenem Tonfall.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"He!", knurrte Cletus empört. "Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst mich nicht nachäffen."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst mich nicht nachäffen." Rufus trieb Cletus' vornehme Sprechweise mit seinem nasalen Getue ad absurdum. Was für ein Kindskopf![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Außerdem klingt das überhaupt nicht nach mir."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich finde, er macht das ganz gut", schaltete Goal sich ein.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Pah! Und wenn schon!", schnaubte Cletus und schluckte an seinem verletzten Stolz. Wie konnte Goal nur? Wie konnte sie Partei für diese Kakerlake ergreifen? Wie konnte sie so tun, als ob eine ausstaffierte Ratte wirklich für einen Mann seines Formats gehalten würde? Es war einfach nur lächerlich! "Dieser Einmann-Flohzirkus wird niemals als ich durchgehen! Da kann er tausendmal meine Klamotten auftragen und sie mit Ungeziefer infizieren. Es gibt immer noch eine Sache, die mich vollkommen von ihm unterscheidet", sagte er hitzig und bevor er auch nur richtig darüber nachgedacht hatte, war er auch schon herumgewirbelt, hatte nach seinem Hosenbund gegriffen und sie mitsamt der Unterhose so weit heruntergezogen, dass er den beiden einen guten Blick auf sein Hinterteil gewährte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Für einen Moment herrschte Schweigen und Cletus lächelte triumphierend. Daran hatten die beiden wohl nicht gedacht. Aber jetzt würden sie ihren Fehler einsehen, da sie sahen wie einzigartig sein ...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Dein Hängearsch?", riet Rufus und Goal wagte es auch noch zu lachen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Mein Muttermal, du Dämlack", keifte Cletus ihn an und ging in Gedanken bereits durch wie er mit dem Idioten abrechnen würde. Er musste nur zu seiner Tasche gehen und die versteckte Waffe ...[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Weiter kam er mit seinem Plan nicht.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus hatte ihn am Kragen gepackt und presste mit einer Hand seinen Oberkörper weiter nach vorn, während er mit der anderen Cletus' Unterhose nach oben zog bis es in seinen Intimbereich heftig schmerzte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Was tust du? Lass das! Autsch!", schrie Cletus auf, doch der Deponianer war offensichtlich noch nicht fertig mit ihm. Er zerrte ihn rückwärts und er hatte keine Wahl als schnellstmöglich mitzustolpern, um den schlimmsten Schmerz zu vermeiden. Doch nach drei Schritten ließ Rufus ihn plötzlich los und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Cletus, dass er nun zum Gegenangriff übergehen konnte. Dann explodierte das Ziehen zu solcher Pein, dass er nur noch nach Luft schnappen konnte. Etwas riss ihn an der Hüfte in die Höhe und er klappte zusammen wie ein Taschenmesser.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Unter sich konnte er Rufus lachen hören, aber es dauerte einen Moment, bevor Cletus klar wurde, was geschehen war. Der Deponianer hatte seine Unterhose an dem Fahnenmast eingehakt und dann den Mechanismus ausgelöst, der die Flagge in die Höhe zog.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er sah sich hektisch um und hielt dann wieder erschrocken still als die Bewegung ihn heftig schaukeln ließ. Nicht nur, dass dies neue Wellen des Schmerzes durch seinen Unterleib jagte, ihm wurde auch unangenehm bewusst, wie nah am Abgrund er baumelte. Der Flaggenmast befand sich in unmittelbarer Nähe der Brüstung und falls seine Unterhose in einem ungünstigen Moment nachgab, würde er einen sehr tiefen Fall auf die Klippen aus rostigem Schrott unterhalb der Aufstiegsstation vor sich haben.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Für einen Augenblick sah er sich bereits zerschmettert irgendwo da unten im Müll liegen und er musste gegen die Panik ankämpfen, die in ihm aufstieg und drohte, seine Gedanken in Chaos versinken zu lassen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war Rufus' Stimme, die ihn wieder zurückbrachte. Die Kakerlake hüpfte dort unten in Cletus‘ Outfit von einem Bein auf's andere und feierte sich selbst. "Wir haben es geschafft! Wir haben es wirklich geschafft! Auf nach Elysium!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus starrte ihn hasserfüllt an, ohnmächtig in seiner Wut, doch unfähig ihn jetzt noch aufzuhalten.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch dann schaltete Goal sich ein. "Nicht so schnell, Freundchen", sagte sie als sie Rufus zögernd zum Notboot folgte. "Cletus sagte irgendwas von einer Abmachung ..." Es klang beinahe wie eine Frage.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Jedenfalls reichte es um Rufus zumindest ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen. "Was? Ach das. Vergiss es. Schnee von gestern", sagte er defensiv. "Lass uns los. Nach Elysium."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Warte mal ...", beharrte Goal und Cletus wagte kaum wieder Mut zu schöpfen, obwohl er ihr mit angehaltenem Atem zuhörte. "Das ist es, oder? Dir geht es gar nicht darum Deponia zu retten. Du willst einfach nur nach Elysium. Um jeden Preis."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus wand sich. "Ich? Nein."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Ja! Das war zwar ein später Zeitpunkt für Goal um ihr Urteilsvermögen wieder zu entdecken, aber Cletus war entschlossen die Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. "Also mir hat er was Anderes erzählt", rief er mit gepresster Stimme zu den beiden hinunter und zählte auf, was Rufus so von sich gegeben hatte: "Deponia stinkt. Hier leben nur Idioten ... Meinetwegen kann der ganze Laden in die Luft fliegen. Bla, bla, bla, bla, bla."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus wirbelte herum und starrte wütend zu ihm hoch, doch Cletus konnte auch eine Spur von Angst in seiner Stimme hören. "Halt du dich da raus!" Er trat auf Goal zu und streckte die Arme aus, als wolle er sie bei den Schultern packen, doch dann wagte er doch nicht die Geste zu vollenden. "Goal, glaub ihm kein Wort. Er will nur einen Keil zwischen uns treiben."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Aber woher weiß ich, dass ich dir trauen kann?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Dieser Ratte trauen?", stieß Cletus verächtlich hervor. "Dass ich nicht lache. Goal, er hasst Deponia. Er ist ein Egoist, ein Dieb und ein Betrüger." Eine Idee, die ihn seine Schmerzen für einen Moment vergessen ließ, zauberte ein wildes Grinsen auf seine Lippen. "Schau doch mal bei seinen Sachen nach. Ich bin mir sicher, du findest dort eine Backup-Datasette. Nur für den Fall, dass du ihm auf die Schliche kommst."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus zuckte zusammen, doch Goal sah zwischen ihnen beiden unschlüssig hin und her. "Das ... würde er nicht tun."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Na los!", rief Cletus energisch. "Sieh nach!"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Goal ... nicht!" Dieses Mal griff Rufus nun doch nach ihrem Arm, doch sie schüttelte ihn ab, ging unbeirrt zu dem Haufen Dreck, den er auf der Platform zusammen mit seiner Kleidung deponiert hatte. Einen Moment später richtete sie sich wortlos wieder auf, in der Hand eine Datasette, doch sah sie weder zu Cletus noch zu Rufus hin. Ihre Schultern hingen herab, doch das was Cletus von ihrem Gesicht erkennen konnte, wirkte gefasst und regungslos.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Goal ... ich kann das erklären", versuchte es Rufus, doch sie ließ ihn nicht weiterreden.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das kannst du nicht." Endlich drehte sie sich zu Rufus um, aber zu Cletus' Überraschung klang sie überhaupt nicht wütend. Nur sehr erschöpft. "Weißt du was, Rufus ... ich dachte wirklich, du seist etwas Besonderes."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Aber ich bin etwas Besonderes."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ich weiß, dass du das glaubst. Aber du bist einfach nur ein verdammter Egomane. Du ähnelst Cletus nicht nur äußerlich. Komm her. Ich möchte mir dein Gesicht einprägen, bevor ich alleine nach Elysium zurückgehe. Damit ich weiß, worauf ich kein drittes Mal reinfallen werde."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus erstarrte. Was meinte sie mit "allein nach Elysium zurückgehen"? Jetzt erkannte sie endlich, was für einen erbärmlichen Verlierer sie sich da angelacht hatte, und wollte trotzdem nicht zu Cletus zurück? Schlimmer noch, sie meinte noch immer, dass sie beide sich ähnlich seien.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus starrte sie perplex an, doch Goal hatte nur Augen für Rufus, der wie befohlen vor ihr stehen blieb. Allerdings schien er ihr kaum in die Augen sehen zu können. Sie griff energisch nach seinem Kinn und ließ ihn nicht wegsehen. Da erhob auch Rufus die Hand und strich ihr über die Wange. Dann, schneller als Cletus reagieren und eine Warnung rufen konnte, fanden seine Finger die Kontrollen ihres Implantats.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er konnte das Klicken des Datasettenauswurfs von seiner Position am Flaggenmast aus nicht hören, aber er vernahm Rufus' leise Stimme, als Goals Augen nach hinten rollten und sie in Rufus' Armen zusammensackte. "Oh, Goal. Es ... es tut mir leid."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Diese Ratte! Wie konnte er es wagen, Goal so zu hintergehen? Erst spielte er sich als großer Held auf und jetzt so etwas? Und am allerschlimmsten: Was würde jetzt aus Cletus? Von Rufus verraten und zum Sterben zurückgelassen ... so durfte das doch einfach nicht enden![/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er schluckte. Aber ihm wollte nichts einfallen, das Rufus jetzt noch aufhalten konnte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Da meldete ein leises Klingeln, dass der Fahrstuhl wieder einmal eingetroffen war. Die Türen glitten auf und mit einem Mal stand Argus auf der Plattform.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Cletus blinzelte, unsicher ob ihm seine Augen einen Streich spielten, doch der Amtmann verschwand nicht. Mit ruhigen bedachten Schritten und wehendem, dunkelroten Umhang ging er die Rampe hinauf, wo Rufus gerade Goal hastig auf den Boden legte. Dort blieb er stehen, lachte und klatschte spöttisch Beifall. "Bravo."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus stöhnte. "Auch das noch."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Argus!" Der Hauch eines Grinsen drohte sich auf Cletus' Lippen zu stehlen, aber er durfte dem Organon auf keinen Fall zeigen, wie unglaublich dankbar er war, ihn zu sehen. "Endlich! Holen Sie mich hier runter."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Warum sollte ich? Sie waren von Anfang an ein Unsicherheitsfaktor für unser Unternehmen, Cletus. Aber Rufus hier ..."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Das kann doch nicht ihr Ernst sein!" Verrat! Er wurde von allen Seiten verraten! Erst wandte sich Goal von ihm ab und jetzt wollte Argus tatsächlich Rufus ihm vorziehen. Cletus zitterte. "Sie werden doch nicht etwa dieser verlogenen Ratte da mehr trauen als mir?"[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Warum nicht?" Argus verschränkte die Arme und sah amüsiert zwischen ihnen beiden hin und her. "Zugegeben: Er ist eine verlogene Ratte."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Ey!", rief Rufus dazwischen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Argus ignorierte ihn und fuhr fort Cletus seine Gedanken über Rufus mitzuteilen als stünde der Deponianer nicht gerade neben ihm. "Aber gerade das macht ihn ja so perfekt für den Job. Er wird als Held nach Elysium reisen. Und er bekommt die Frau. All das, was er sich erträumt hat, wird in Erfüllung gehen. Glauben Sie wirklich, dass er das aufs Spiel setzen wird, um seine verhasste Heimat zu retten? Dafür hat er einfach nicht das Format. Denn sobald Goal seine Fassade durchschaut, macht er all das zunichte, wofür er jemals gekämpft hat. Das wird er nie im Leben riskieren." Endlich drehte er sich wieder zu Rufus und sprach den Deponianer direkt an. "Gratulation, Rufus. Du hast es geschafft. Leg einfach die Backup-Datasette ein und du kannst gehen. Elysium erwartet dich."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Rufus starrte Argus an, den Mund geöffnet als wolle er etwas sagen. Protestieren, dass er völlig anders sei als der Organon behauptete. Und doch blieb er stumm und spiegelte damit Cletus' eigene hilflose Sprachlosigkeit so vollkommen wider, dass er nun endlich ein völlig überzeugender Doppelgänger war.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Es war alles vorbei. Alles, was Cletus sich jemals erhofft hatte, war zunichte gemacht, nun da ihn auch sein letzter Verbündeter verlassen hatte. Er würde allein auf diesem Planeten zurückbleiben, während Rufus sich mit seinem Leben davonmachte. Vielleicht würde er noch bis zur Apokalypse überleben. Aber vielleicht starb er auch schon hier, wenn er hier abstürzte und zwischen den Müllklippen am Fuß der Aufstiegsstation zerschellte. Wahrscheinlich war das ohnehin die bessere Variante als seine letzten Tage im Dreck und Elend zu verbringen.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Er schwieg als er zusah wie Argus Rufus dabei half, die Aufstiegscodes aus Goals Datasette bei der Tür des Notboots einlesen zu lassen und ihre bewusstlose Gestalt hinein zu hieven. Natürlich, sie konnten schlecht riskieren, dass Goal Cletus entdeckte, wenn sie hier draußen ihr Bewusstsein zurückerlangte. Dann kam Rufus noch einmal heraus, hob die Backup-Datasette auf, die Goal fallen gelassen hatte, als Rufus ihr Bewusstsein auskoppelte, und wollte wieder in das Notboot klettern, doch Argus packte ihn am Unterarm.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]"Nicht so schnell, mein Freund. Du wirst die Aufstiegscodes jetzt nicht mehr brauchen. Gib mir Goals Originaldatasette. Jetzt."[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Für einen Moment sah Rufus aus, als wolle er sich wehren, doch dann griff er wortlos in seine Tasche und hielt Argus die gewünschte Datasette hin. Der Amtmann ließ ihn los und riss ihm die Datasette geradezu aus der Hand. Rufus wandte sich ab und setzte einen Fuß in das Notboot, bevor er ein letztes Mal innehielt und den Blick schweifen ließ.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Deponia und sein wenig malerischer Horizont war langsam in der Dunkelheit der Nacht verschwunden und so war außer der Plattform nur noch wenig zu sehen. Vielleicht sah Rufus deshalb Cletus noch einmal in die Augen. Vielleicht wollte er sich sogar so dafür entschuldigen, was er ihm antat.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Doch letztlich änderte Rufus' kurzer schweigsamer Blick nichts an Cletus' Untergang. Der Deponianer verschwand wortlos hinter der Tür und wenig später setzte sich das Notboot wie eine kleine Gondel am Kabel nach Elysium in Bewegung. Ebenso wie Argus, der noch einmal spöttisch in Cletus' Richtung winkte und sich dann im Aufzug auf den Weg nach unten machte.[/JUSTIFY]

[JUSTIFY]Und Cletus allein in der Nacht zurückließ.[/JUSTIFY]



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