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Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern

Eine Bonanza Geschichte
von

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Kapitel 11

Kapitel 11
 

Adam öffnete die Haustür und wurde sofort von Joes wohlklingendem Lachen empfangen. Er blieb in der offenen Türe stehen und lächelte glücklich, als er das Bild, das sich ihm bot, betrachtete. Ben und Hoss hatten wohl wieder Dame gespielt. Joe aber war anscheinend langweilig gewesen und hatte einfach mitgemacht. Offensichtlich auf ihres Vaters Seite. Denn Hoss hatte haushoch verloren und wurde inbrünstig von ihrem Bruder ausgelacht.
 

"Little Joe, das ist nicht fair. Wie soll man auch gegen zwei gewinnen. Und außerdem kann man Dame doch nur zu zweit spielen.", schmollte Hoss und verschränkte dabei auch noch niedlich die Arme. Adam lachte leise und hing den Hut an den Haken, nachdem er die Türe geschlossen hatte.

"Warum lässt du ihn dann mitmachen? Damit hättest du doch rechnen müssen, Hoss."

"Weil ihm langweilig war und er Buck schon fertig versorgt hatte.", meinte Hoss selbstverständlich.

"Achso, das ist natürlich ein guter Grund.", meinte er ironisch und legte nun ebenfalls den Waffengurt ab.

"Ist Danny noch nicht da?"
 

Paff, Fettnäpfchen. Sofort verdüsterte sich Joes Miene und Adam fing sich gleich zwei tadelnde Blicke ein. Seufzend fuhr Joe sich durch die Haare.

"Er kommt nicht. Bei den Broncos gab es einen kleinen Unfall. Sie brauchten ihn überraschend. Er kam aber immerhin kurz vorbei und hat Bescheid gesagt. Sogar entschuldigt hat er sich bei Hop Sing."

"Das tut mir leid. Danny ist dein bester Freund. Da schmerzt es sicher doppelt, wenn der keine Zeit für einen hat."

Joe seufzte erneut und sackte richtig in sich zusammen. Adam schnürte der Anblick den Hals zu.
 

"Ich hab Zeit. Heute und morgen.", bot er überraschend an. "Ich bin zwar nicht Danny, aber sicher fällt dir was ein, das du mit so einem alten Knacker wie mir anfangen kannst."

Joe blickte ihn aus aufgerissenen Augen überrascht an.

"Heute und morgen? Sicher, dass du morgen Zeit hast? Was ist mit der Rinderwache? Und der Arbeit auf der Ponderosa?"
 

"Die Rinderwache musste ich aufgrund neuester Vorkommnisse wieder ändern. Jetzt ist es eine Rinder- und Waldarbeiter-Wache. Heute früh wurde ein Arbeiter am Waldesrand durch einen Puma angegriffen. Ich habe die Gegend zwei Mal abgesucht, aber nichts gesehen. Daraufhin bin ich zu dem Mienenarbeitern und habe sechs Mann mitgenommen zum Holzlager. Die Männer bewachen tags die Waldarbeiter und nachts teilen sie sich die Stunden so ein, dass immer mindestens zwei bei den Rindern sind. So müssen wir und die Bronco-Leute nur noch tagsüber die Rinder bewachen. Außerdem habe ich mir die Zahlen der Bestände und der Ausbeute von Holz und Silber aktualisieren lassen und die Papiere dabei. Wenn ich morgen Etwas tue, ist es Papier- oder Kleinkram hier auf dem Gelände. Die Wache muss ich morgen eh ausfallen lassen. Sport musste heute Etwas mehr laufen als üblich. Er hat sich einen Tag Ruhe verdient."
 

Ben wollte zwischenquatschen, Adam sah bereits wie rot Bens Gesicht war und vermutete mal eine große Menge Wut, doch Hoss war schneller.
 

"Dann nimm Chubb, der langweilt sich schon. Und mit ihm könnt ihr zusammen die Wache übernehmen. Dann kann Cochise sich auch etwas ausruhen. Und du kannst was zusammen mit Little Joe machen."

Adam wie auch Joe sahen Hoss zuerst verdattert an und mussten dann beide leise lachen.

"Einverstanden.", schmunzelte Joe und zwinkerte Adam keck zu. Adam schüttelte grinsend den Kopf und sah dann abwartend zu ihrem Vater. Sogleich platzte die Bombe.
 

"Wie kommst du dazu einfach sechs Mann bei den Mienen abzuziehen? Die Männer haben wir nicht dorthin geschickt, um sie nach Belieben wieder zu verteilen. Die brauchen wir dort! Und wieso erfahr ich erst mittags davon, dass früh morgens ein Arbeiter von einem Puma getötet wurde? Seid wann lungern die überhaupt am Holzlager herum? Was wollen sie dort? Da gibt es keine Rinder zum Fressen. Du hättest sofort zu mir kommen müssen, damit wir uns überlegen können, was zu tun ist!", schimpfte Ben drauf los und ließ jeden seiner Söhne bereits aus Reflex den Kopf einziehen. Bis auf Adam.
 

"Also zum Einen wurde der Mann nicht getötet. Er ist sogar arbeitsfähig, wenn auch nur für leichte Tätigkeiten. Zum Anderen musste ich sofort handeln, weil die Männer aus Angst den Wald nicht betreten wollten. Ich habe Sport zwischen den Lagern hin und her gehetzt, damit die Holzarbeiten keinen ganzen Tag stillstehen. Desweiteren liegen die letzten Ergebnisse bei der Silbergewinnung über dem Durchschnitt und unser Bergbauleiter hat mir die Männer quasi aufgezwungen, als er hörte, welche Probleme wir haben. Außerdem habe ich auch noch veranlasst, dass die Waffenbestände der Waldarbeiter aufgestockt wurden und einen Crashkurs über die Bedienung einer Schusswaffe abgehalten."
 

Adam war während seines Berichts zu den Anderen gegangen und stand nun genau vor seinem Vater, schenkte ihm einen starren Blick durchtränkt von eisernem Willen.

Ben bemerkte sofort, dass er mal wieder übers Ziel hinaus geschossen war und rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht. Er entschuldigte sich zwar nicht, aber das verlangte Adam auch garnicht von ihm.
 

"Ich geh mich waschen."

Und damit verschwand er ins untere Badezimmer, um sich Salonfähig zu machen. Im Bad nahm er die volle Karaffe mit Wasser und füllte die bereit stehende Schale, sammelte sich Seife, Waschlappen und Handtücher zusammen und zog das Hemd aus.
 

Die ganze Zeit über bemerkte Adam nicht, dass ihm Jemand gefolgt war. Erst als er das Hemd in die Hand nahm, um es wieder anzuziehen, fiel ihm auf, dass er nicht alleine im Raum war. Ruhig drehte er sich um und blickte Joe fragend an. Der Jüngere sah ihn ernst an und schien nun erst einmal von Adams feuchtem Oberkörper sowie Haar abgelenkt zu sein. Das verging erst als Adam das Hemd anzog und ihn ansprach.
 

"Was gibt es, Joe?"

"Pa meinte das nicht so. Er war den ganzen Tag schon nervös, weil du als Einziger nicht zuhause warst. Es macht ihn verrückt, dass er nicht einfach losreiten kann, wenn Einem von uns Etwas passiert und ist noch nervöser, wenn wir außer Haus sind."
 

"Das kann ja alles sein, Joe. Schön und gut. Aber ich bin schon groß. Ich kann logisch denken und den besten Lösungsweg schnell zusammen stellen. Selbst Pa hätte das Problem nicht anders gelöst. Zumal es eigentlich nur ein Mittel zur Problemlösung war. Das Vieh lebt noch. Ich glaube, der Puma beim Holzlager hat auch Tollwut. Ein Angriff auf einen Menschen, ohne die Absicht zu fressen, ist unüblich."
 

"Wenn du ihn jagen willst, komm ich mit dir."

"Mir ist nicht wohl dabei." Adam sah Joe besorgt an, welcher die Stirn runzelte.

"Denkst du mir ist wohl dabei, wenn du alleine tollwütige Pumas jagst? Nicht nur Pa war besorgt darüber, ob du überhaupt wiederkommst.", meinte Joe und folgte dann einfach seinem Gefühl, trat auf Adam zu und umarmte seinen Bruder etwas steif.

Überrumpelt, aber doch erleichtert, legte Adam seine Arme um Joe und ließ den Jüngeren sich an ihn schmiegen.
 

"Tut mir leid.", murmelte Adam und legte seinen Kopf auf Joes ab, der sein Gesicht in Adams Halsbeuge vergraben hatte. Wenn Adam vorhin schon geglaubt hatte, sein schlechtes Gewissen Sport gegenüber wär groß gewesen, nun dann sprengte das hier gerade jede Skala.

Seine Brust und Hals waren wie fest zugeschnürt. Immer wieder versuchte er durch Schlucken das Gefühl wegzukriegen. Doch immer, wenn ihm Joes Geruch in die Nase stieg, tauchte es erneut auf. Diese verfluchten Pumas machten ihn zu einem Weichei! Und Joe gleich mit.
 

Oder aber sie brauchten genau sowas, um sich darüber klar zu werden, wie wichtig sie einander waren und das nicht, wie sonst, zu ignorieren oder einfach für selbstverständlich zu halten. Adam räusperte sich leise und fuhr unbeholfen mit der Hand durch Joes Locken.

"Ich will euch nicht sorgen. Und auch keine Angst um dich haben müssen. Diese Puma-Sache, gehen wir die als Team an?"

Ruhig hatte Adam damit begonnen sanft durch Joes Haar zu streicheln. Nach einer Weile legte er die Hand in Joes Nacken, um ihn am Haaransatz zu kraulen. So spürte er auch das knappe Nicken.
 

Adam seufzte erleichtert und lächelte leicht.

"Du kannst noch nicht reden, oder?", fragte er selbst mit dünner Stimme und lachte unsicher, als Joe wieder nickte.
 

Joe hatte sich wirklich den ganzen Tag über unwohl gefühlt. Und dass Danny nicht kam, drückte auch noch auf seine Stimmung. Doch jetzt gerade war er nur noch erleichtert. Alle drei hatten heute ein merkwürdiges Gefühl gehabt. Allerdings hatte Niemand sagen können, auf was es sich bezog. Nun, da Adam von dem Berglöwen am Sägewerk erzählt hatte, war Allen klar geworden, dass sie die Gefahr um Adam herum irgendwie gespürt hatten. Und darum waren sie nun Alle froh, dass Adam endlich zuhause war. Ben konnte seine Erleichterung nur schwer als solche wiedergeben. Hoss hingegen hatte man sofort angesehen, dass seine Anspannung restlos abgefallen war, als Adam das Haus betreten hatte.
 

Und Joe? Joe hing, wie ein weinendes Schulmädchen, in den Armen seines Bruders und bekam kein Wort mehr durch seine vorlaute Klappe. Das ärgerte ihn maßlos. Sonst zog er Adam immer wegen seiner reservierten Art und seiner Abneigung über Gefühle zu sprechen auf. Und nun wurde er selbst durch seine Emotionen aus der Bahn geworfen.

Er war nur heilfroh, dass Adam nun den Mund hielt. Seine dämliche Frage war eigentlich schon zu viel gewesen. Und als er dann auch noch gelacht hatte, wollte Joe sich losreißen. Doch dann hatte Adam ihn noch fester an sich gedrückt und ihm einen Kuss auf den Haarschopf gedrückt.
 

Joe hatte geseufzt, tief durchgeatmet und den Kopf dann einfach auf der breiten Schulter Adams abgelegt. Er drehte den Kopf so, dass er Adam ansehen konnte und spürte langsam den Druck auf seiner Brust weniger werden. Sein Bruder hatte damit begonnen, seinen Rücken auf und ab zu streichen. Joe würde es nie zugeben, aber das war ungemein beruhigend.
 

Joe spürte die Anspannung von sich abfallen und dadurch, dass das Adrenalin ihn wieder verließ, fühlte er sich nun unglaublich schwach. Er krallte seine Finger in den Stoff von Adams Hemd und suchte daran Halt. Aber dadurch, dass Adam es nicht geschafft hatte, es zuzuknöpfen, gab es keinen Halt und so zog Joe das Hemd bloß von Adams Schultern. Schließlich hing es nur noch auf Hüfthöhe. Ganz runterrutschen konnte es nicht, da Adam Joe nicht losließ und die Arme noch in den Ärmeln steckten.
 

Adam schloss Joe noch enger in seine Arme und betrachtete besorgt dessen Gesicht.

"Hey Kleiner, bist du in Ordnung?"

Joe atmete tief durch und hob schwerfällig den Kopf.

"Ja. Ich hab nur nicht mehr ausgehalten, wie dein Hemd müffelt. Unglaublich, dass du das noch mal anziehen wolltest.", murmelte Joe. Er hatte zwar noch eine recht dünne Stimme, aber dafür war der Inhalt seiner Worte wieder gewohnt aufmüpfig. Und offensichtlich ließen sich seine Emotionen wieder an ihre regulären Plätze verschieben, nämlich weg von der Oberfläche. Joe brachte ein halbes Grinsen zustande und ließ Adam dann los.
 

Doch Etwas war da noch, das Adam nicht benennen konnte. Eine Art Unsicherheit in Joes Augen. Weswegen er den Kleineren noch einen Moment festhielt und ihm einen sanften Kuss auf die Wange hauchte, ehe er tatsächlich langsam los ließ.

"Du könntest dich mal wieder rasieren.", war seine Meinung dazu. Die Worte hatte er aber so sanft ausgesprochen, als hätte er Joe ein liebes Kompliment gemacht.
 

Joe lächelte und nickte bloß. Dann straffte er die Schultern und verließ das Bad um zurück zu gehen. Adam sah ihm kurz nach, ehe er das Hemd ganz auszog und in den Wäschekorb schmiss. Dann musste er sich eben doch ein frisches holen gehen. Zügig durchquerte Adam den Wohnbereich und joggte die Treppe rauf. Im Zimmer angekommen, öffnete er direkt den Schrank und nahm sich ein hellblaues Hemd heraus. Eines der wenigen Hemden, welches nicht schwarz oder rot war. Ausgenommen natürlich die weißen Hemden. Doch das war Sonntagskleidung und zählte nicht.
 

Er schloss die Knöpfe schnell und schob den Stoff dann in die Hose. Die oberen zwei Knöpfe waren wie immer offen. Nun konnte er sich wieder blicken lassen.

Seine Familie saß nun am Esstisch, also gesellte er sich dazu und setzte sich auf seinen Platz. Er war gerade noch rechtzeitig gekommen. Denn er saß noch keine Minute, da kam Hop Sing breit grinsend mit einem großen Topf aus der Küche und platzierte den Topf genau in der Mitte des Tisches. Noch zwei Mal ging Hop Sing und kam mit neuen Töpfen wieder.
 

Um Ben etwas zu trösten, gab es seine Leibspeise und Hop Sing hatte sich dabei selbst übertroffen. Jeder der Cartwrights haute ordentlich rein. Hop Sing war zufrieden und räumte, ein Lied singend, den Tisch ab, als alle aufgegessen hatten.

Vollgefuttert trollten sie sich hinüber und machten sich auf Sesseln und Sofas lang.

Hoss verteilte den Schnaps und dieses Mal bekam Joe dieselbe Menge, wie alle anderen auch. Er war ja auch ein großer Junge.
 

Und während Adam noch einmal haarklein berichten musste, machte Joe es sich gemütlich und klaubte sich das Buch, das Adam tags zuvor gelesen hatte, vom Tisch auf. Keine Zusammenfassung am Buchrücken, teurer Ledereinschlag. Und natürlich keine Bilder, wie er beim durchblättern erkannte. Das bedeutete aber auch, dass es nichts über Architektur war. Er blätterte zurück zum Anfang und las sich die erste Seite durch. Mehr wollte er eigentlich garnicht lesen. Doch er machte weiter. Über Seite zwei und immer weiter. Tatsächlich las er eines von Shakespeares Bühnenstücken. Adam las sowas sehr gerne. Joe war das für gewöhnlich zu langweilig, doch dieses fesselte ihn so sehr, dass er nicht mitbekam, wie Hoss Ben irgendwann raufbrachte und dann hinaus ging.
 

Übrig war nur noch Adam, der aber Joe nicht stören wollte und sich seiner Unterlagen nun annahm. Joe wusste nicht genau, was ihn aus seinem Lesefluss riss, aber als er realisierte dass er wohl ziemlich weit weg gewesen war, klappte er das Buch zu und legte es weg.

"Wo sind denn Pa und Hoss?"

Adam, der direkt neben ihm saß und entspannt in der Ecke des Sofas eingekuschelt war, hob den Blick und sah Joe erstaunt an.

"Das hat länger gedauert, als ich gedacht habe. Pa ist wieder oben und Hoss ist vor, mh, etwa zwei Stunden raus, um nach Buck zu sehen. Ich schätze, er wird ihn Etwas bewegen."
 

"Und warum hat mir Niemand Bescheid gesagt?", moserte Joe und spürte seine Wangen heiß werden, verschämt blickte er weg.

"Das haben wir, aber du warst zu tief drin." Nachdenklich betrachtete Adam ihn und schob seine vielen Unterlagen, die rund um ihn und auf seinem Schoß verteilt waren, zusammen und rückte zu Joe auf, um das Buch in die Hand zu nehmen.

"Ich leihe es dir, wenn es dich interessiert. Ich habe es schon einmal durch gelesen. Es ist eines meiner Lieblingsstücke."
 

Unsicher sah Joe ihn an und sah dann auf das Buch. Zögerlich streckte er die Hand aus und nahm das gereichte Buch entgegen.

"Ich geb es dir bald wieder, versprochen.", beteuerte Joe.

Adam lächelte nachsichtig.

"Es bleibt ja in der Familie. Bisher kam noch alles zu mir zurück."

Joe nickte eifrig und blickte dann auf Adams Papierhaufen.

"Und was tust du?"

"Oh, ich? Die Buchhaltung. Bestände, Unterhalt, Gehälter, Futter, Materialkosten, Pacht, Einnahmen. Dieser ganze Kram. Alles was uns Geld kostet oder uns Geld einbringt. Das hier ist aber nur aus dem Sägewerk und den Silbermienen. Tatsächlich fehlen mir die aktuellen Zahlen der Rinder und Pferde. Pa meinte zwar die Zahlen wären noch aktuell, ich sehe das aber etwas anders."
 

"Und bis wann musst du die haben?", fragte Joe und lehnte sich entspannt zurück, das Buch legte er erstmal zur Seite.

"Mit den Beiden hier bin ich vielleicht zwei Tage beschäftigt. Danach würde ich gerne, den Rest in Angriff nehmen."

"Und wenn du sagst zwei Tage..."

"Dann meine ich ungefähr fünf bis sechs Stunden, die ich daran arbeite. Ich habe auf der Ranch ja auch noch Arbeiten zu erledigen. Und natürlich noch unser Puma-Problem. Außerdem muss ich bald eine kleine Reise antreten. Mister Edwards hat unglücklicherweise unsere gesammelten Unterlagen über die Abstammung unserer Rinder bei seinem Umzug nach Arizona mitgenommen. Und ohne die Unterlagen können wir keine Rinder verkaufen oder neue in die Herden lassen."
 

"Also reist du nach Arizona?", wollte Joe erschüttert wissen und hatte sich ruckartig aufgesetzt. Dafür erntete er einen überraschten Blick.

"Das wird so schnell nicht gehen. Zuerst einmal muss ich Mister Edwards neuen Wohnsitz rausbekommen und ihn dann anschreiben. Und bevor die Plage hier nicht vorbei ist, kann ich sowieso noch nicht weg. Dann müssen wir vorerst eben mit den Rindern Arbeiten, die wir hier haben. Allerdings müsste die Poststelle in Virginia City die Anschrift rausbekommen können. Ich schreib gleich mal eine Anfrage."
 

Nun schob Adam einen großen Haufen Papier von sich und nahm einen neuen Briefbogen zur Hand. Er legte ihn auf dem Kaffeetisch ab. Da der Tisch sehr niedrig war, musste Adam sich vorbeugen und die Beine einknicken, um überhaupt vernünftig schreiben zu können.
 

Joe betrachtete ihn dabei, wie er sich Alles zurecht schob und den Füllfederhalter schließlich ins Tintenglas tupfte, um mit dem Schreiben zu beginnen. Der Rücken war so stark gebeugt, dass das Hemd spannte und man jeden Muskel zucken sah. Und dann war das Hemd auch noch hell, wodurch man das Muskelspiel noch genauer betrachten konnte.
 

Herr Gott, musste Adam sich denn genau heute so körperbetont kleiden? Joe konnte nicht anders, als zu starren. Dabei setzte Adam nicht einmal mit der Feder ab, außer um Tinte aufzunehmen. Er hatte die Worte schon vollkommen geordnet im Kopf und hatte den Brief in einem Rutsch fertig gestellt. Joe bewunderte ihn dafür. Wenn er einen Brief schreiben wollte, brauchte er unzählige Versuche. Anschließend verschloss Adam das Glas und lehnte sich zurück, um die Tinte trocknen zu lassen.
 

Erst da konnte sich Joe wieder zusammen raufen und fuhr sich aufgebracht durch die Haare.

"Ist alles ok mit dir, Joe?" Adam sah ihn besorgt an und hatte die Arme verschränkt.

Joe sah nur, wie das Hemd über seiner Brust spannte. Dadurch konnte er die ersten Brusthaare seines Bruders erspähen.

"Ich gehe mal an die frische Luft.", antwortete er, sprang sogleich auf und war auch schnell durch die Tür nach draußen geflohen.
 

Joe spürte das Blut durch seine Ohren rauschen und fühlte sich leicht flatterig, weswegen er ein paar Schritte ging und schließlich beim Stall ankam. Drei von vier Pferden waren dort, wo sie hin gehörten. Nur Buck fehlte. Also hatte Adam wohl Recht gehabt und Hoss hatte sich Buck angenommen. Was garnicht verkehrt war, war Hoss doch eindeutig derjenige von ihnen, der sich am besten auf Pferde verstand. Chubb schien zu dösen, während Sport und Cochise Stroh fraßen.
 

"Wer hat dir denn bei der Hitze ne Decke gegeben?", schmunzelte Joe und ging zu Sport hinein, um ihm den Stoff abzunehmen. Die Decke war reichlich klamm und voll Schweiß gesogen. Der Fuchs dafür war beinahe trocken.

"Also war es keine Übertreibung, dass du ein wenig rennen musstest. Armer Kerl."

Joe nahm ein Büschel Stroh und rieb den Hengst an den noch feuchten Stellen ab. Anschließend nahm er einen Schwamm und wusch mit wenig Wasser die trockenen Schweiß- und Dreckflecken aus dem roten Fell.
 

"Adam hat dich bestimmt vergessen, sonst würde er sich dadrin nicht mit Papierkram rumschlagen. Der soll sich schämen gehen. Aber du hast ja noch mich.", plapperte er und wusch sorgsam den Schweiß aus, während er sich am Pferd entlang arbeitete und sich unbewusst selbst beruhigte. Was auch immer das gewesen war, das ihn auf einmal so nervös hat werden lassen. Vielleicht wurde er ja krank.
 

Joe wechselte bald vom Schwamm zu Striegel und Bürste und ging richtig darin auf Sport zu striegeln. Und auch als der Hengst blitzte und glänzte, fand er immernoch Etwas. Er musste ja irgendwie auch seinem Ruf gerecht werden und seinen großen Bruder ab und an doch mal aufziehen. Also nahm er einen Kamm und viele kleine Gummis und begann Zöpfe in Sports Mähne zu flechten. Adam mochte das eigentlich nicht. Es war kindisch und weibisch seinem Pferd die Mähne zu flechten. Er hatte Cochise einmal die Mähne geflochten, danach nie wieder. Er war ja weder ein Kind noch ein Mädchen. Doch er fand Adam hatte eine kleine Abreibung verdient, wenn er schon sein Pferd versorgte.



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