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Seelen- Bound

gebunden
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Vorwort zu diesem Kapitel:
Auch hier geht es nun endlich weiter!
Ich hätte gar nicht gedacht, dass diese kleine Story in diesem Randgebiet Anklang findet, darum freue ich mich um so mehr über die Favos, die sie schon hat.
Ich weiß noch nicht so ganz wo ich mit der Geschichte hin will. Ob es nur eine Kurzgeschichte wird, oder doch ein größeres Projekt.
Das hängt davon ab, ob Ian und Jared noch mal maßgeblich in der Story auftreten sollen. Vielleicht gibt es dazu Wünsche oder Anregungen? Konstruktive Kritik ist auch erwünscht, also schreibt mir gerne ein Review. Sonst komme ich nicht weiter.

Viel Spaß mit diesem Kapitel :) Komplett anzeigen

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Beschützer Jamie

Ich wusch weiter für Melanie ab. Zumindest glaubte ich das. Meine Hände arbeiteten fremdgesteuert. Gewohnt an die immer selben Handgriffe. Meine Gedanken waren mit Melanie aus der Höhle mit den Quellen gegangen. Worauf wollte sie nur hinaus? Ihre Wortwahl irritierte mich. 'Dafür glaube ich zu wissen was das für uns heißt.'

'Für uns.' Für sie und mich? Es gab kein 'uns' mehr, seit wir uns nicht mehr ihren Körper teilten. Mein Magen zog sich immer wieder schmerzlich zusammen, wann immer das Wort 'uns' durch meinen Kopf ging.

Als ich den Abwasch endlich fertig hatte, fühlte ich mich einfach nur schlecht. Zuletzt waren meine Hände regelrecht zittrig, während ich die letzten Teller abtroknete und schließlich alles in die Transportboxen legte. Ich beschloss noch einen Augenblick sitzen zublieben um mich zu sammeln. Dieser zerbrechliche Körper würde das Geschirr in diesem Zustand nur kaputt machen, zumindest Teile davon. Tief durchatmend saß ich nun also da und bemühte mich Ruhe zu bewahren. Ich griff mir eine Hand voll Höhlensand und ließ ihn durch meine Finger rieseln. Das eigentlich leise Geräusch sollte mich beruhigen, doch es rasselte laut in meinen Ohren und verband sich mit meinem wilden Herzschlag, der nur mäßig langsamer werden wollte. Wieso konnte ich nicht einfach mit ihr reden? Das war vorher auch nie ein Problem gewesen.

Knirschende Schritte rissen mich aus meinen trüben Gedanken. Die Schritte waren leise und kurz. Sie konnten nicht von den langen Beinen von Melanie hervorgerufen worden sein, also sah ich auf. Schemenhaft konnte ich die zierliche Gestalt von Sunlight Passing Through the Ice erkennen, Sunny, die gradewegs auf mich zu kam.

"Stimmt was nicht, Sunny?", kam ich ihr zuvor. Ihr Gesicht lag im Schatten, doch ich hörte ihren unregelmäßigen Atem.

"Melanie kriegt Jamie einfach nicht beruhigt, Wanda! Er wütet hinten bei den Feldern. Vielleicht kannst du ihn beruhigen?" Jamie. Ich hatte gar nicht weiter an ihn Gedacht, nachdem Jeb Melanie abgeholt hatte, doch er holte sie wegen ihm. Augenblicklich überkam mich ein Gefühl der Sorge, dass mich wie ein Hammerschlag traf. In meinem Gefühlschaos war eins immer ganz klar gewesen; ich liebte Jamie genauso wie es Melanie tat, auch jetzt noch. Er war für mich so viel mehr, als all die anderen Höhlenbewohner, die ich zu meiner Familie zählte. Ein besonderes Band, das nur zwischen Geschwistern entstand. Ich hatte es definitiv in meinen neuen Körper mitgenommen.

Ich sprang auf und meine Muskeln und Sehnen funktionierten plötzlich überraschend gut. Angetrieben von klaren Gefühlen leitete mich mein Körper an die Seite von Sunny, die sich in Bewegung gesetzt hatte.

"Was ist denn vorgefallen, dass er so wütet?", wollte ich schließlich wissen, als wir grade in die nächste Höhle einbogen. Endlich wurden die feinen Züge von Sunny etwas erhellt. Auf ihrer Stirn glänzten ein paar Schweißtropfen. Die Wege in unseren Höhlen, waren ihr offenbar auch zu lang. Sie atmete einmal durch bevor sie zu einer Antwort ansetzte.

"Jamie hat sich im Unterricht mit Dereck geprügelt." Ich riss entsetzt die Augen auf.

"Was? Wieso machen die denn sowas?" Eine ungewohnte Welle kühler Erkenntnis traf mich so unvermittelt, dass ich kurz stehen blieb.

Genau aus diesem Grund waren wir auf die Erde gekommen und haben die Menschen besetzt. Weil sie sich selbst zerstörten und in dieser Zerstörungswut auch ihren wunderschönen Planeten.

Sunny war ebenfalls stehen geblieben und starrte mich fragend an. Kurz glaubte ich in ihren Augen, in denen man auch ihre Seele klar ausmachen konnte, die selbe Erkenntnis zu sehen, doch das interessierte mich grade nur zweitrangig. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und setzte mich wieder in Bewegung.

Mich durchzogen plötzlich Zweifel. War es der richtige Weg, Seelen aus ihren Wirtskörpern zu reißen und sie fort zuschicken? Alles lief auf einen Aufstand der Menschen hinaus. Sie würden sich füher oder später ihren Planeten zurückholen.

'Um ihn letztendlich zu zerstören.', dachte ich bitter und der Zweifel wuchs zu einem dicken Kloß in meiner Kehle, den ich erst hinunter schlucken konnte, als wir die große Höhle, mit den Feldern, betraten und ich Jamie sah. Kyle hielt ihn, im Grunde mühelos, von hinten fest im Klammergriff. Doch Jamie wand sich mit aller Kraft. Ich hatte den Jungen noch nie so aufgebracht gesehen. Melanie stand davor und redete anscheinend wirkungslos auf ihn ein. Wortfetzen seines Gebrülls drangen an meine Ohren, mit jedem Schritt den ich näher trat.

"Lass mich!....ieses Schw... Sowa... darf er nicht...ihm zeigen... " Den dreien gegenüber stand Dereck, ein schlacksiger Junge in Jamies alter. Seine aschblonden Strähnen fielen ihm kraftlos ins Gesicht und waren an einigen Spitzen blutdurchtränkt. An seiner Schläfe klaffte ein feiner Riss. Hinter ihm Melanies Cousine Sharon und Jeb. Ich schaute zurück zu Jamie und bemerkte, dass auch er blutete. Seine Lippe war aufgeplatzt, doch das hinderte ihn in keinster Weise daran weiter wilde Beschimpfungen zu Dereck rüber zuschreien. Melanie schaute mich an, als Sunny und ich an die Gruppe heran traten. Ihr Gesicht war verzerrt vor Anstrengungen, wie ich fand, doch als sich unsere Blicke trafen wurde es kurz weich, bis sich wieder dieser Sehnsüchtige, jetzt fast Schmerzverzerrte Ausdruck darauf legte. Jamies Gebrüll ließ meine Ohren schmerzen und riss mich zurück in die Situation, doch er hörte damit nicht auf, auch nicht als ich mich neben Melanie stellte und in sein Blickfeld schob. Er sah mich an und seine Wut schien noch weiter anzusteigen, obwohl ich das nicht für möglich gehalten hatte, doch wenigstens hörte er kurz auf zuschreien.

"Da ist deine Lieblingsaußerirdische ja! Jetzt kannst du dich bei ihr ausheulen und weiter mit ihr planen, wie ihr uns ausliefert!" Dereck hatte seine Chance sofort ergriffen und keifte zurück. Ich sah wie Jamies Miene kurz schmerzerfüllt zuckte, doch dann trat wieder Wut darauf zurück. Hierbei ging es um mich! Ich hätte es wissen müssen. Jamie war ein so sanftmütiger Junge. Intelligent und neugierig. Es hätte mir klar sein müssen, dass es mein Einfluss war, der ihn zu solchen Taten trieb. Ein Einfluss dem er eigentlich gar nicht hätte unterliegen dürfen. Meine Zweifel zerbröselten unter seinem leidverzerrten und hasserfüllten Blick, zu Staub. Die Menschen waren ganz sicher nicht von Geburt an schlecht.

"Du verdammter Idiot! Was weißt du schon? Wie lange bist du jetzt bei uns? Zwei Monate? Wanda ist mehr eine von uns als du es jemals sein wirst! Du arroganter, ekelhafter..."

"Jamie!" Er unterbrach sich augenblicklich. Meine helle Stimme klang, ruhig und bestimmt, sogar für meine eigenen Ohren ungewohnt. Jamie riss seinen Blick wieder zu mir. In meinem Rücken konnte ich den von Dereck und Sharon deutlich spüren. Wie heiße Nadeln drangen sie durch das beige Hemd, das ich trug, in meine Haut. Ich trat nah an Jamie heran und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Mit der anderen, an seiner Wange, fixierte ich seinen Kopf, sodass er mich nicht aus den Augen lassen konnte. Ich streckte mich hoch zu ihm um ihm Worte zusagen, die nur für seine Ohren bestimmt waren und war einmal mehr darüber verärgert wie klein mein jetztiger Körper doch war.

"Genau das ist der Grund, warum meine Spezies die Erde besetzt hat." Mehr brauchte es nicht, da war ich mir sicher. Ich zog mich langsam wieder zurück und strich zärtlich über Jamies Wange bevor ich ihn auch aus meinen Händen entließ. Die Wut war sowohl aus seinem Gesicht, wie auch aus seinen Gliedern gewichen und er hing nun mehr in Kyles Griff, als dass er stand.

"Geh zu Doc, ja?" Jamie nickte ergeben und Kyle ließ ihn endlich los. Hinter mir erklang ein verhöhnendes Gelächter.

"Ja, geh nur mit deinem Kuschelalien zum Doc und lass dich mit deren Medizin auch noch verarzten!" Jamie seufzte ergeben und setzte sich in Bewegung. Melanie schaute mich kurz verblüfft an und eilte ihm dann nach. Ich erlaubte mir die Luft gedehnt aus meinen Lungen zu entlassen um meiner Aufregung Einhalt zu gebieten, bevor Dereck oder Sharon meine Schwäche erkennen konnten. Dabei bemerkte ich gar nicht wie Kyle an mich heran trat. Ich musste mein Kinn hochreißen um ihm ins Gesicht schauen zukönnen. Er war noch mal einen halben Kopf größer als Ian, für den ich mich bei jedem Gespräch schon verrenken musste um ihn ansehen zukönnen.

"Geh mit Jamie, ich kümmere mich um Dereck. Seht zu, dass ihr nicht lange bei Doc bleibt. Dereck muss auch verarztet werden.", sprach der Hühne eindringlich und so leise, dass nur ich ihn hören konnte. Ich nickte Kyle dankbar zu, auch wenn meine Dankbarkeit mehr Sunny galt, die ihn in meinen Augen zu einem besseren Menschen machte. Ich ging an ihm vorbei um zu Jamie und Melanie aufzuschließen. Das Stimmengewirr, das hinter mir aufkam ignorierte ich.

"...dabei? Kaum ist Jared weg und du prügelst dich?", schnappte ich das Ende von Melanies Moralpredigt auf. Jamie schien nicht wirklich zu zuhören. Zumindest ging er stur weiter, ohne auf ihre Worte einugehen. Melanie sah mich fragend an, als ich neben sie trat, doch ich zuckte nur mit den Schultern.

"Wie hast du das gemacht?", verdeutlichte sie ihren fragenden Blick. Ihre Augen huschten scheinbar über meinen ganzen Körper und ich fragte mich, ob sie wirklich nach einer Antwort auf diese Frage suchten. Ihre Musterung jagte mir einen Schauer über den Rücken, den ich nicht ohne weiteres abschütteln konnte. Um mich abzulenken schaute ich auf Jamies Rücken vor uns.

"Ich habe ihm gesagt, dass sein Verhalten grade das beste Beispiel für die Rechtfertigung der Invasion der Erde war." Sie zog eine ihrer braunen Augenbrauen zum Haaransatz und gab den Blick auf das urtürmliche Grünbraun in ihren Augen preis. Als ihr Blick mir schließlich gänzlich unangenehm wurde und ich die Hitze in meinem Gesicht aufsteigen spürte, fragte ich um sie aus ihrem Starren zureißen:

"Was denn?" Etwas zu eilig riss sie ihre Augen von mir und verfolgte nun ihre Schritte auf dem Boden, die sie hinter Jamie her trugen.

"Ich bin nur etwas beeindruckt, sonst nichts." Diese Aussage ließ mich schmunzeln. Melanie hatte nie den Eindruck gemacht, als würde sie das uralte Wesen, das ich nunmal war, auch nur ein kleines nischen einschüchtern, hatte sich das verändert?

Mir lag ein spitzer Kommentar auf der Zunge, der mich noch mehr verwunderte, als Melanies veränderte Haltung mir gegenüber. War das ein Charakterzug von Pet?

Da zeigte diese starke junge Frau mal den Hauch einer Schwäche und ich wollte sie damit aufziehen? Hatte ich mich auch verändert? Ich musterte sie eingehend. Angestrengt starrte sie auf ihre Füße und ich glaubte einen kleinen Rotschimmer auf ihren gebräunten Wangen erhascht zu haben. Melanie erhob den Kopf nicht wieder und ich schluckte den Drang herunter sie necken zu wollen.
 

Unser Besuch bei Doc fiel wirklich kurz aus. Jamie wollte auch so schnell es ging wieder aus der Heilerhöhle verschwinden, obwohl er Kyles Worte gar nicht mitbekommen hatte. Danach war es ungewohnt ruhig in den Höhlen geworden. Melanie und ich durchquerten die Stille die überall herrschte ebenso schweigend, fast andächtig. Holten unser Geschirr ab um es in die Küche zubringen aßen und wiederholten das ganze noch zwei mal, bis wir den Abwasch vom Abendessen geschafft hatten. Somit hatten wir insgesamt sicherlich nicht die anstrengendste Arbeit, aber waren am längsten beschäftigt.

Als wir die letzte Fuhre Abwasch in der Küche verräumten, waren die meisten schon in ihren Räumen verschwunden und genossen ihren Feierabend.

"Also?" Melanies stimmte krächzte ein wenig, sie hatte den restlichen Tag genauso viel geschwiegen wie ich. Warum auch immer. In unserem geteilten Kopf zog sie sich nur zurück wenn alles um uns herum in Ordnung war, nicht dass sie sich bewusst dazu entschieden hatte. Jetzt war gar nichts in Ordnung. Jared und Ian waren nicht da und die Mauern zwischen uns schienen unüberwindbarer denn jeh. Sie zog die Augenbrauen zusammen und ich bemerkte, dass ich sie anstarrte. Eilig wandte ich mich den letzten Schüsseln zu, die ich in ihre vorgesehenen Schränke verstaute.

"Was meinst du?", wollte ich von ihr wissen, da ich nicht verstand worauf sie hinaus wollte.

"Na, wir sind fertig. In welches Zimmer gehen Jamie, du und ich nun?" Ich hielt in meiner Bewegung inne und konnte die letzte Schüssel erst dann wegstellen, als ich einmal viel zu merklich geschluckt hatte. An Jamies Wunsch, die Nächte mit uns gemeinsam zuverbringen, solange Ian und Jared weg wären, hatte ich gar nicht mehr gedacht und ich durchforstete meinen Kopf hektisch nach einer Ausflucht.

"Ich denke in keinem unserer Betten haben wir genug Platz zu dritt." Etwas besseres fiel mir einfach nicht ein und ich hoffte inständig, dass Melanie sich davon abspeisen ließ. Sie machte ein Geräusch das beinah einem Stöhnen glich, zuckte nur ergeben mit den Schultern und ich atmete erleichtert aus.

Doch als wir schließlich in den Gang bogen, in dem unsere Räume lagen wartete Jamie bereits auf uns. Ich seufzte leise, doch sein Lächeln ließ die Anspannung in mir sinken.

"Ich habe Wandas Matratze in Mels Zimmer gelegt, Wanda. Und natürlich auch deine Decke und Kissen. Ich hoffe das ist so gut für euch? Ich dachte da waren wir jeder immer am meisten und fühlen uns am wohlsten." Jamies Umsicht überraschte mich zwar nicht, aber sie stand im so krassen Gegensatz zu seiner Prügelei mit Dereck, dass mich meine Zuneigung zu ihm augenblicklich zu übermannen drohte und ich einige male blinzeln musste um die Tränen der Rührung zuverschleiern. Melanie wuschelte ihm durch sein kurzes Haar und trat hinein.

Meine Sachen zu holen war keineswegs alles gewesen was er vorbereitet hatte. Überall an den Felswänden hatte er Sterne und Monde aufgeklebt die sich im Tageslicht aufluden und nun in der Dunkelheit sanft grünlich schimmerten. Die Spiegel mit denen er am Tage das Licht an die Wände geworfen hatte, standen säuberlich aufgereiht in einer Ecke, in der sie nicht störten. Am Kopfende der Matratzen stand eine Schüssel, daneben Chips und allerhand anderer Süßigkeiten, die ganz gewiss aus seinem kleinen privaten Fundus stammten. Etwas unsicher kroch ich auf mein Lager und betrachtete Melanie dabei wie sie ihren Pullover über den Kopf streifte, sich auch auf ihre Decke nieder ließ und nach anderen Kleidern griff. Ich begutachtete ihren Körper eingehend, während sie sich umzog und es kam mir vor als würde ich ihn zum ersten mal sehen. Dabei kannte ich ihn vermutlich sogar besser als Jared. Ihre Muskeln zeichneten sich sehnig unter ihrer Haut ab und ließen erahnen wie durchtrainiert sie war. Die Schmale Taille und der wohlgeformte, wenn auch recht kleine Busen...

"Wanda?" Wenn es nicht Jamie gewesen wäre, der mich angesprochen hätte, hätte ich sicher einen spitzen Schrei ausgestoßen, so riss ich meinen Blick nur so schnell wie möglich von Melanie zu Jamie, der sich mittlerweile zwischen uns auf die mittlere, auf Jareds Matratze gesetzt hatte.

"Ja?", stieß ich viel zu laut aus und wagte nicht zu Melanie zuschauen, wenn auch ich ihren Blick deutlich auf mir spürte.

"Alles in Ordnung? Ich habe dich drei mal angesprochen."

"Wirklich? Oh ja...nein, alles in Ordnung. Ich habe nur so...vor mich hin geträumt. Was wolltest du denn, Jamie?" Er schien kurz verwirrt und ich war bemüht mein rasendes Herz unter Kontrolle zuhalten, doch dann lächelte er milde und erklärte:

"Ich wollte wissen wie die Behälter funktionieren in denen ihr reist, Wanda." Ich zog eine Augenbraue hoch und mir fiel ein, dass es durchaus noch redebedarf gab, was seine Prügellei vom Vormittag anging.

"Später, Jamie. Lass uns lieber mal über Dereck sprechen."

"Das ist eine gute Idee.", pflichtete Melanie mir bei und begab sich in eine aufrechte Sitzposition, ihm gegenüber parallel zu meiner eigenen. Jamie stieß geräuschvoll und leicht genervt die Luft aus, bevor er zu sprechen begann.

"Nun guckt mich nicht so an, ihr beide. Ich weiß doch, dass das nicht okay war. Aber Dereck hat echt fiese Sachen über Wanda gesagt. Was hättest du denn gemacht, Mel? Ich habe Angst dass sich hier eine Anti-Alien-Fraktion bildet. Als wäre die nicht eh schon da." Melanie war kurz geschockt, oder ertappt, als Jamie sie ansprach und überlegte nun. Sie ließ sich Zeit. Zu viel für Jamies Geschmack, er klopfte mit den Fingern auf seinen verschränkten Armen. Ich selbst hatte mich dabei ertappt wie ich den Atmen angehalten hatte und bemühte mich nun in einem normalen Rythmus Luft in meine Lungen zuziehen und sie langsam wieder auszustoßen. Melanie schaute mich an, erst abwesend, bis ein entschuldigeder Ausdruck auf ihre Züge trat.

"Tut mir Leid, Wanda. Ich fürchte, ich an Jamies Stelle hätte genau das selbe getan." Sie schmunzelte und wuschelte Jamie erneut durch die Haare, während sie fort fuhr:

"So sind wir Menschen eben. Wir beschützen die die wir lieben und dabei ist jedes Mittel recht." Mir schoss es dermaßen heiß in die Wangen, dass ich aufsprang um den beiden meinen Rücken zu zudrehen.

"Ich geh mich waschen, bis gleich!", sagte ich viel zu hastig und stürmte mehr aus Melanies Zimmer, als dass ich ging. Mir blieb keine Zeit zum nachdenken, ich konzentrierte mich rein aufs Gehen. Ich bog grade in den nächsten Gang, da hörte ich schnelle langezogene Schritte hinter mir. Ich erkannte sie sofort, sie waren lang genug meine eigenen gewesen. Es waren Melanies. Automatisch beschleunigte ich meinen Gang, auch wenn mir klar war, dass das nichts brachte. Selbst wenn ich anfangen würde zu laufen. Melanie wäre der Jäger und ich das Wild. Als ich in der großen Höhle ankam verlangsamten sich meine Schritte. Melanie holte mich schnell ein. Ich blieb irgendwann stehen und atmete tief durch.

"Wanda..." Ich wusste nicht, ob sie den Versuch mich anzusprechen gleich wieder aufgab, oder ob sie einfach nicht wusste was sie sagen sollte, darum drehte ich mich zu ihr um. Ihre natürliche Schönheit wirkte beinah unwirklich im sanften Schein der Sterne, der von den Spiegeln in die Höhle gelassen wurde. Sie sah mich direkt an und suchte nach einer Regung, das konnte ich sehen, doch ich starrte nur zurück, unfähig etwas zusagen. Melanie kam noch näher bis ich glaubte ihren Atem an meiner Stirn spüren zukönnen.

"Bist du wegen Jamie grade so abgedampft, Wanda?" Ich wusste die Antwort auf diese Frage einfach nicht also schwieg ich, bis ich ihren eindringlichen Blick nicht weiter ertragen konnte. Meine Knöchel traten weiß hervor, als ich die Hände zu Fäusten ballte und meine Augen gen Boden richtete.

"Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau." Das stimmte. Warum war ich denn überhaupt so überstürzt weggerannt? Die Worte von Melanie, die es ausgelöst haben mussten, hallten in mir wider. Indirekt hatte sie mir gesagt, dass sie mich liebte und das warf mich derart aus der Bahn. Jetzt wo mir das überhaupt klar wurde multiplizierte sich dieses verwirrte Gefühl enorm. Natürlich wusste ich, dass Mel mich liebte. Ich war in ihr, ich habe ihre tiefe Liebe gespürt. Die Liebe zu einer Freundin, einer Schwester. Aber das klang irgendwie anders. Erneut begann ich zu zittern und mein zierlicher Körper verkrampfte sich, als ich plötzlich die sanfte Berührung von Melanies schwieliger Hand an meinem Unterarm wahr nahm. Einem unbewussten Impuls folgend schaute ich auf in das Grünbraun ihrer Augen.

"Es lag nicht an Jamie." Es war keine Frage und so ließ sie mich auch nicht antworten. Stattdessen beugte sie sich mir entgegen und küsste mich so sanft und zärtlich auf die Stirn, dass mein Herz für diese Sekunde stehen blieb und die Stelle die ihre Lippen berührten in Flammen zu stehen schien. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und drückte mich fest an sich. An meiner Schläfe spürte ich eine einsame Träne die ihre Augen verlassen haben musste. Warum weinte sie?

"Ich vermisse sie auch.", sagte ich, weil die Abwesenheit von Ian und Jared alles war womit ich mir diese Gefühlsregung von Melanie erklären konnte. Ich wollte grade meine Arme um ihre Taille legen, da schob sie mich auch schon wieder von sich und drehte sich auf dem Absatz weg. In den Schemen der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass sie sich die Tränen aus den Augen wischte, bevor sie leise sagte:

"Ich denke ich lasse dich jetzt in Ruhe. Du wolltest dich waschen." Unfähig zu reagieren starrte ich ihr nach, wie sie in dem Gang zu unseren Räumen verschwand. Ich blieb noch viel zu lange so stehen und versuchte zu begreifen was da grade geschehen war.



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