Zum Inhalt der Seite

It´s a wonderful life

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ist das Leben nicht...? Nope!

Stiles blickte sich verwirrt um. Gerade hatte er noch mit Deaton an einem kleinen Lagerfeuer im Wald gesessen und ein bisschen `Harry Potter´ gespielt und mit einem Mal waren sowohl das Feuer als auch der Druide slash Tierarzt verschwunden. Stattdessen vernahm er ein furchtbares Gebrüll, welches er durch das nächtliche Unterholz näherkommen hörte.

Werwölfe!
 

Stiles wappnete sich und war im ersten Moment erleichtert, als er Scott auf sich zustürmen sah. Doch als er genauer hinschaute, stellte er fest, dass irgendetwas am Erscheinungsbild seines Freundes nicht stimmte.

Das Haar KONNTE seit gestern keine fünfzehn Zentimeter gewachsen sein!

Und die lange Narbe, die sich einmal quer über sein Gesicht von der Stirn über die Nase bis zur Wange zog war auch neu; da war sich Stiles zu neunundneunzig Prozent sicher:

„Wie siehst du denn aus, Bro?“ fragte er verblüfft: „Ist heute Halloween, oder was?“

Scott hielt inne und starrte Stiles an, als habe er einen Geist gesehen:

„Das ist unmöglich!“ stammelte sein bester Freund und war mit einem Mal weiß wie eine Wand.

Und in diesem Moment schlugen sich noch zwei weitere Gestalten durch das Gestrüpp und Stiles erkannte, dass es Derek und Peter waren, doch die beiden beachteten Stiles überhaupt nicht, sondern wandten sich direkt an Scott:

„Wo sind die verdammten Alphas?“ knurrte Peter grimmig:

„Ich hab sie verloren!“ murmelte Scott kleinlaut.

Er hatte einen verwirrten Gesichtsausdruck und deutete mit dem Finger auf Stiles und erst da bemerkten ihn auch die beiden anderen Werwölfe und das Entsetzen auf ihren Gesichtern war genauso groß, wie es zuvor bei Scott gewesen war:

„Du bist tot! Du solltest tot sein!“ behauptete Peter und der Ausdruck, der sowohl in seiner Stimme, als auch in seiner Mine lag, war für Stiles kaum zu deuten: traurig, verwirrt, aber gleichzeitig war da auch noch etwas Anderes, etwas Unbestimmbares, dass in seinem Blick zu lesen war. Stiles hätte beinahe gesagt, es sei so etwas wie Freude, doch erstens war Freude für Peter nicht allzu typisch (wenn man einmal von Schadenfreude oder triumphierender Schurkenbefriedigung absah) und außerdem: welchen Anlass sollte er in diesem Augenblick haben, sich zu freuen.

Nebenbei: Auch Trauer und Verwirrung wollten nicht so recht zu dem alten Fiesling passen!

Merkwürdig!
 

Dereks Blick hingegen war aus Granit. Er trat auf Stiles zu, schnupperte an ihm, nahm seine Kinn in seine Hand und drehte sein Gesicht unsanft nach links und rechts:

„Hey!“ murmelte Stiles, wenig erfreut über die grobe Behandlung seines Geliebten:

„Das ist ein Trick dieser verdammten Alphas. Es muss ein Trick sein!“ knurrte Derek angepisst.
 

Oh, Fuck!

In was für einen Haufen war Stiles denn nun schon wieder getreten:

„Könnt ihr Jungs mir mal verraten, was hier gespielt wird? Wieso zum Teufel glaubt ihr, dass ich tot sein müsste? Und wieso guckt ihr mich alle so komisch an? Was soll das? Außerdem: von was für Alphas sprecht ihr bitte?“

Scott schob Derek beiseite und Stiles konnte sehen, dass er Tränen in den Augen hatte:

„Du bist vor viereinhalb Jahren gestorben. Und jetzt stehst du hier.“ rief sein bester Freund aus und fiel ihm um den Hals.

`Verdammt!´ dachte Stiles: `Diese blöde Magie-Sache musste er wirklich noch perfektionieren!´

Letzten Monat hatte er in einem ganzen Block den Strom ausfallen lassen, bloß weil er sich zu stark konzentriert hatte und bei einem kleinen Ritual, bei dem es darum gehen sollte, Licht in der Dunkelheit zu erzeugen, hätte er vorige Woche um ein Haar Dereks Apartment in Brand gesteckt. Aber dass er sich nun in dass „Land-in-dem-Stiles-schon-längst-abgenibbelt-ist“ katapultiert hatte schlug dem Fass doch echt den Boden aus! Er musste schnell hier weg. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf zuhause und als er sie wieder öffnete, waren da immer noch drei Werwölfe, die ihn merkwürdig anglotzten.

Mist!

Und was nun?
 

Stiles schätzte, er müsste den Dreien wohl ein bisschen was erklären:

„Stellt euch vor, ich wäre nicht vor ein paar Jahren gestorben, sondern ich wäre jetzt fast einundzwanzig Jahre alt und hätte in der Zwischenzeit gelernt, wie man Magie anwendet.“ Stiles schüttelte unzufrieden mit seiner Erklärung den Kopf: „Nein falsch! Ich habe es eben nicht gelernt und darum geht manchmal etwas schief, so wie zum Beispiel heute: gerade sitze ich noch gemütlich und pfadfindermäßig mit Deaton an einem Feuerchen und er will mir etwas über Teleportation beibringen und „Peng“ bin ich hier, mein bester Freund sieht aus wie ein Pirat und behauptet, ich wäre tot.“

„Es sieht aus wie Stiles , es klingt auch verdammt danach und es ist auch genauso nervig!“ kommentierte Derek und stupste Stiles misstrauisch an:

„Hey!“ beschwerte sich dieser: „Also da, wo ich herkomme, bist du netter zu mir, Herzblatt!“

Derek knurrte und Stiles verdrehte die Augen:

„Oh, Mann, ich will nachhause!“ murmelte er bedrückt. Dann wollte er wissen: „Sagt mal, wie bin ich denn eigentlich gestorben?“

„ER hat dich umgebracht!“ schnappte Scott und deutete auf Peter, der daraufhin den Kopf senkte.

Stiles Augen verengten sich zu Schlitzen:

„DU hast mich um die Ecke gebracht? Wieso? Was habe ich gemacht? Habe ich dir in der Sonne gestanden, dir den letzten Donut vor der Nase weggeschnappt, oder warum hatte ich den Tod verdient?“

„Du hattest ihn gar nicht verdient und ich wollte auch nie, dass du stirbst. Es war sozusagen ein Unfall!“ murmelte Peter kleinlaut:

„Erklärung?“ fragte Stiles giftig.

Peter zögerte ein wenig, traute sich dann irgendwann wieder, den Kopf zu heben und Stiles in die Augen zu sehen:

„Du warst sechzehn, leicht beeinflussbar und neugierig.“

`Oh Gott, was kommt jetzt?´ dachte Stiles fröstelnd. `Hoffentlich nichts Widerliches.´

Peter fuhr fort:

„Wir waren in einem Parkhaus, ich habe dir den Biss angeboten und du hast `Ja´ gesagt.“Er blickte Stiles fest in die Augen: „Du hast es nicht geschafft und zwei Tage später warst du tot.“

„Moment Mal!“ rief Stiles aus: „Das ist tatsächlich passiert. Also bis auf den Teil, wo ich `ja´ gesagt habe und abgekratzt bin.“ und dann stellte er fest: „Eine Alternative Realität also!“
 

Bei sich selbst dachte er: `Schöner Bockmist!´ Denn nach Stiles (einziger) Erfahrung mit diesem Thema bedeutete das nie etwas Gutes:

„Und was sind das für Alphas, die ihr hier durch den Wald jagt?“ Wollte Stiles wissen:

„Es ist ein ganzes Alpharudel mit denen wir uns schon seit Jahren hier in Beacon Hills herumschlagen!“ Gab Derek grimmig zurück.

Stiles schwante etwas:

„Lasst mich raten: Ein blinder Gruseltyp namens Deucalion, ein Muskelprotz mit Stirnglatze, eine Lady mit schlechter Mani- und Pediküre und Zwillinge, die eigentlich ganz süß sind, wenn sie nicht gerade zu einem unfreundlichen, wortkargen Monsterwolf verschmelzen, richtig?“

Derek packte ihn am Kragen und knurrte:

„Woher weißt du das?“

Stiles machte den, zum Scheitern verurteilten Versuch, Derek abzuschütteln und grummelte:

„Weil wir die auch hatten, wo ich herkomme, nur sind wir die schon vor Jahren losgeworden. Und jetzt lass mich los Grummelwolf, sonst verwandele ich dich in eine Kröte!“

Es war unklar,ob Einsicht oder Angst vor der Drohung letztlich dazu führte, dass Derek seinen Griff nun tatsächlich löste:

„Mann, was mache ich denn jetzt bloß?“ murmelte Stiles: „Ich will wirklich wieder nachhause!“

„Du kommst erst mal mit zu uns!“ bestimmte Scott und blickte auf die beiden älteren Werwölfe:

„Uns?“ fragte Stiles ratlos: „Hast du mit den Herren Hale etwa eine Art haarige WG gegründet?“

„Etwas in der Art!“ bestätigte Scott.

Die WG lebte an einem Ort, der Stiles sehr wohl vertraut war - Dereks altes Loft, wo in seiner Realität heutzutage Peter wohnte.

Und hier war es also eine „Maul-und-Klauen-Wohngemeinschaft“; wie bei den Golden Girls, nur ohne Käsekuchen.

O.K.!

Konnte man natürlich so machen, wenn man wollte, dachte Stiles.
 

WENN MAN KOMPLETT WAHNSINNIG WAR!!
 

Sein armer kleiner Scott zusammen mit der finsteren Ausgabe von Derek!
 

UND MIT PETER!!
 

Stiles musste fragen:

„Wieso zum Teufel hockt ihr hier alle auf einem Haufen. Wieso wohnst du nicht bei Melissa, Scotty?“

„Mom ist tot!“ erklärte Scott leise.

Stiles riss entsetzt seine Augen auf. Dann umfasste er Scott fest und murmelte:

„Tut mir so leid, Mann!“

Er merkte, wie ihm auch selbst Tränen über die Wangen liefen, denn ein bisschen war es so, als sei es seine eigene Mutter, die gestorben sei.

Irgendwann löste Stiles sich wieder von seinem besten Freund, wischte sich die Tränen fort und fragte:

„Heißt das, diese beiden Griesgrame da haben dich adoptiert, oder so? Ist das hier so eine `der kleine Scott hat jetzt zwei Dads´- Nummer?“

Scott musste ein klein wenig lachen:

„Ich habe dich und deinen kranken Humor vermisst, Bro!“ sagte er: „Nein, sie haben mich nicht adoptiert. Es ist einfach gefährlich für uns in Beacon-Hills. Wir müssen in der Nähe unseres Alphas bleiben.“

„Bist DU denn nicht der Alpha?“ fragte Stiles ratlos:

Scott blickte ihn fassungslos an:

„ICH! Warum sollte ICH ein Alpha sein? Nein, Peter ist unser Alpha!“
 

DU LIEBE GÜTE!

In was für eine Hölle war Stiles denn hier gestolpert?

Er blickte ungläubig hinüber zu Peter, der den Kopf ein wenig schief legte, ein müdes Lächeln aufgesetzt hatte und drollig zu ihm herüberwinkte:

„DU bist der Alpha? Und wieso ist dann hier überhaupt noch irgendwer am Leben? Der Alpha-Peter, an den ich mich erinnere, war auf dem Rachefeldzug und hat versucht, uns alle um die Ecke zu bringen!“ stieß Stiles hervor.

Peter zuckte mit den Schultern:

„Was soll ich sagen? Ich habe mich gebessert, seit...!“

„Seit WAS?“ fragte Stiles finster:

„Ach vergiss es!“ erwiderte Peter, erhob sich und verschwand.
 

Stiles blickte ihm ratlos mit offenem Mund hinterher:

„Was ist denn mit dem los? PMS, oder was? Der war doch früher nicht so empfindlich?“ wollte er von den anderen beiden wissen:

„Ich erklär´ s dir ein anderes Mal. Lange Geschichte!“ gab Scott zurück: „Vielleicht sollten wir jetzt erst mal schlafen gehen?“ Scott umarmte Stiles noch einmal, folgte Peter und ließ Stiles mit Derek allein:

„So! Und wo schlafe ich jetzt?“ Wollte Stiles wissen.

„Also nicht bei mir!“ knurrte Derek: „Ich glaube immer noch, dass dein Hiersein ein Trick der Alphas ist du denke darüber nach, dir Fesseln anzulegen!“

„Kinky!“ erwiderte Stiles nüchtern: „Aber ich glaube eine ganze Nacht lang wird mir das zu unbequem! Jetzt mal im Ernst, großer, böser Wolf. In welcher Weise sollte es ein Trick eurer Alpha-Truppe sein? Ich meine, seit wann können diese Typen Leute aus dem Hut zaubern. Und ist so ein Vorgehen nicht ein bisschen zu subtil und ausgekocht für diese Gesellen? Die sind doch allesamt eher aus der „Hau-drauf-Abteilung“. Ich bin es wirklich!“ versicherte Stiles: „ Und ich würde dir und Scott niemals etwas antun.“ Dann fügte er hinzu: „Bei Peter allerdings kommt es drauf an, welcher Tag gerade ist und wie er sich benimmt.“

Derek hatte die Arme vor der Brust verschränkt und mahlte mit den Kiefern. Die kräftigen Brauen lagen beinahe auf den zusammengekniffenen Augen und er hatte scheinbar nicht die Absicht, auf Stiles Worte in irgendeiner Weise zu reagieren. Stiles hatte Derek schon seit einer Ewigkeit nicht mehr so finster erlebt und es tat ihm weh:

„Warum verhältst du dich mir gegenüber so feindselig?“ Wollte er wissen: „ Hat dein Stiles dir vielleicht irgendetwas getan, bevor er umgekommen ist?“
 

Hui!
 

Wer hätte gedacht, dass der Blick von Derek noch finsterer werden konnte.
 

Und wieder keine Antwort für Stiles und langsam verlor dieser die Geduld mit dem Werwolf:

„Was ist? Hast du ein Schweigegelübde abgelegt? Wieso sprichst du nicht mit mir, Mann?“

„Muss ich erst einem Drama-Queen-Abgang wie mein Onkel hinlegen, damit du endlich deine Schnauze hältst?“ bellte Derek.

Und da wurde es Stiles klar:

„Du bist so feindselig zu mir, weil der Tod deines Stiles dir wehgetan hat, richtig? Das hier ist klassisches Abwehrverhalten!“

Derek verwandelte sich, war mit einem Satz über Stiles und packte ihn grob am Kragen.

Statt Angst zu bekommen, was eine sehr vernünftige und gesunde Reaktion gewesen wäre, fühlte Stiles Trauer du Mitgefühl. Er ignorierte die scharfen Krallen in unmittelbarer Nähe seiner Halsschlagadern und streichelte Derek nun wahnwitziger Weise über das Haar und die Wange:

„Es tut mir wahnsinnig leid, Kumpel!“ erklärte er sanft.

Derek ließ Stiles los, verwandelte sich zurück erhob sich:

„Du schläfst hier auf dem Sofa. Ich gehe jetzt ins Bett!“ erklärte er wütend und legte nun doch noch den hollywoodreifen Abgang hin.
 

Stiles knipste das Licht aus und machte es sich dann auf dem Sofa bequem. Es dauerte ewig, bis er einschlafen konnte, weil er grübelte, wie er in diese Situation geraten und wie er sie wieder beheben konnte. Dann wiederum dachte er über Scott und Derek nach, die hier ganz ohne ihn klarkommen mussten und Stiles fand nicht, dass ihnen das besonders gut gelang.

Und schließlich wanderten seine Gedanken nachhause zu seinem Dad, seinem Rudel, seinem Alpha und natürlich zu SEINEM Derek.

Daheim drehten wahrscheinlich gerade alle durch und versuchten, ihn zurückzuholen. Der Gedanke beruhigte ihn ein bisschen, weil er nämlich selbst keine Ahnung hatte, wie er heimkommen sollte. Dreimal die Hacken zusammenschlagen, wie die kleine Dorothy, um das Land von Oz zu verlassen und in sein Beacon Hills zurückzukehren, würde wohl nicht funktionieren. Er versuchte es dennoch einmal, aber nein, es tat sich natürlich nichts.

Irgendwann schlief er dann erschöpft doch noch ein.
 

Als Stiles das nächste Mal aufwachte war um ihn noch immer finstere Nacht und er spürte einen Druck auf der Blase, also tapste er durch das dunkle Loft zum Badezimmer und als er dort die Tür öffnete, traf ihn beinahe der Schlag:

„Himmel! Könnt ihr nicht abschließen, oder was? Ich glaube, ich werde blind!“ rief er aus und ließ die Tür wieder zufallen.

Vor lauter Schreck vergaß er sogar das Bedürfnis zum Wasserlassen.

Stiles und der Kaninchenbau

Stiles schaltete eine kleine Lampe an und kugelte sich entsetzt auf dem Sofa zusammen, die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen.

Er hörte Gepolter und Türklappen vom Badezimmer her und dann war Scott auch schon bei ihm und blickte ihn schuldbewusst und beinahe flehend an, ehe er neben ihm Platz nahm.

Stiles erwiderte seinen Blick missmutig und wusste einfach nicht, was er zu dem sagen sollte, was er gerade gesehen hatte.

Und schließlich war es Scott, der als erster den Mut fand, zu sprechen:

„Ich hatte immer angenommen, wenn einer akzeptieren würde, dass ich Sex mit einem Mann habe, dann wärst du das, Stiles. Ich habe mir so oft gewünscht, dass du noch da wärst, damit ich mit dir darüber reden könnte und du mir sagst, dass es O.K. ist.“

Seine Stimme war ein bekümmertes Flüstern.

Stiles hielt den Schmerz, der in Scotts Worten mitklang nicht aus und griff nach seiner Hand, als er erwiderte:

„Das ist doch nun wirklich überhaupt nicht das Problem. Mir ist scheißegal, ob es ein Mann, eine Frau oder eine Person irgendeiner androgynen Schattierung ist, mit der du dich amüsierst, solange es dir Spaß macht! Aber dass ich dich eines Tages auf Knien vor Peter Hale antreffen würde?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet! Er ist der Teufel mit V-Ausschnitt!“ zitierte er eine liebe Freundin von zuhause: „Man kann ihm nicht vertrauen. Er ist böse! Er ist wirklich der Allerletzte, mit dem du es treiben solltest, Mann! Es ist…uagh…es ist Peter um Himmels Willen!“

Scott schaute bedrückt zu Boden und plötzlich kam Stiles ein furchtbarer Gedanke:

„Er zwingt dich doch nicht dazu, oder?“

Scott blickte ehrlich überrascht zu ihm auf:

„Nein Stiles! Er ist nicht so, wie du denkst. Ich meine, sicher; er ist kein Engel, aber er sorgt für mich! Er beschützt mich! Ich hab´ doch sonst niemanden mehr!“

Stiles hielt es nicht aus und zog Scott in eine wahre Klammeraffenumarmung.

Er überlegte ein wenig und mit einem Mal schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf:

`Moment Mal! Kein Stiles, kein Nogitsune, richtig?´
 

Er wollte wissen:

„Was ist denn mit Allison? Seid ihr nicht mehr zusammen?“

„Allison ist tot!“ erwiderte Scott bitter: „ Die Alphas haben sie getötet, weil ich sie geliebt habe. Aus irgendeinem Grund hatten sie es von Anfang an besonders auf mich abgesehen. Vielleicht deswegen, weil es ohnehin nichts mehr gab, was man Derek oder Peter wegnehmen konnte.“

Stiles blickte auf seinen Freund hinab und murmelte:

„Tut mir echt leid, Scotty.“ Traurig fügte er hinzu: „Unsere Allison ist auch tot!“

Er verschwieg, dass ein Teil von ihm immer noch glaubte, dass es irgendwie seine Schuld gewesen sei. Stattdessen fragte er: „Aber was ist denn mit Kira?“

„Wer?“ fragte Scott ratlos:

„Wir sind mit ihr zur Schule gegangen. Ihr wurdet ein Paar, da wo ich herkomme.“

„Nach Moms Tod musste ich die Schule abbrechen!“ Gab Scott zurück: „Die Zwillinge waren dort und haben mich tagtäglich tyrannisiert und bedroht!“

Stiles seufzte tief. Ein Scott, dessen Leben eine derartige Hölle war, war für ihn kaum zu ertragen.

Und wie auf´s Stichwort schlich in diesem Moment auch schon der Teufel in Gestalt von Peter durchs Bild, auf dem Weg zurück in sein Schlafzimmer. Im Vorbeigehen bemerkte er heiter:

„Was für ein Anblick! Meine beiden Jungs eng umschlungen. Komm´ bald ins Bett, Scott! Und du kannst Stiles ruhig mitbringen, wenn du willst!“

„Uaghh!“ rief Stiles aus: „Siehst du, was ich meine Scott? Der Kerl ist ein kranker Bastard!“

Peter schloss lachend die Schlafzimmertür und Scott erwiderte kleinlaut:

„Er macht doch nur Spaß!“

„Uaghh!“ wiederholte Stiles leise und schüttelte sich.

Dann wollte er wissen:

„Liebst du ihn?“

Scott erhob sich, holte sein Handy und bedeutete Stiles, dasselbe zu tun. ´Klar!´ dachte Stiles: `Werwolfsohren überall!´ Und ein Paar, nämlich das von Derek befand sich sogar mit ihnen im Raum, wenn auch weiter hinten am Fenster.
 

Von jetzt an texteten die beiden Freunde miteinander.

Scott schrieb:

„Manchmal denke ich schon, dass ich ihn liebe! Dann wiederum glaube ich, dass ich ihn lediglich brauche. Er sorgt für mich, weißt du? Nicht bloß emotional, auch finanziell. Ich habe ja nichts!“

Stiles riss die Augen weit auf und starrte Scott an und dieser tippte weiter:

„Jetzt verachtest du mich bestimmt und hältst mich für irgend so einen Stricher, stimmt` s?“

Stiles textete:

„Spinnst du? Ich könnte dich niemals verachten. Auch dann nicht, wenn du wirklich mit dem Arsch an irgendeiner Straßenecke stehen würdest! Aber das mit Peter und dir ist etwas anderes; ich verstehe das! Also irgendwie zumindest. Liebt ER dich denn?“

„Ich denke irgendwie schon!“ schrieb Scott: „Zumindest soweit er das kann. Es ist kompliziert!“

„Wie? Kompliziert?“ wollte Stiles wissen:

„Es hängt damit zusammen, wie wir beide damals zusammen gekommen sind. Es war nach deinem Tod, als ich dachte, ich würde auch sterben! Und dann war da Peter und ER hat dich auch so sehr vermisst. Als er dich gebissen hat, wollte er nicht einfach nur ein neues Rudelmitglied. Er wollte einen Gefährten, weißt du? Ich schätze, ich bin bloß der Ersatzmann!“

Stiles seufzte und schrieb zurück:

„Sorry!“

„Nicht deine Schuld!“ erwiderte Scott. Dann wollte er noch wissen: „Du wärst doch nicht interessiert gewesen, oder?“

„Hast du mir nicht zugehört?“ textete Stiles zurück: „Im Leben nicht! Mein Peter gräbt seit Jahren an mir herum, aber er ist völlig chancenlos! Außerdem gibt es jemand anderen!“

„Wie heißt sie?“ wollte Scott wissen.

Stiles blickte auf und grinste seinen besten Freund an. Dann schrieb er zurück:

„Derek!!!:-) Aber wehe, du sagst irgendetwas!“

Nun war es an Scott, Stiles mit großen Augen anzuschauen:

„Seid ihr etwa richtig zusammen? Als Paar?“ wollte er wissen:

Stiles nickte und schrieb zurück:

„Seit beinahe drei Jahren!“

„Ich glaub´ s ja nicht!“ sagte Scott laut und Stiles zuckte schmunzelnd mit den Schultern.

Nun schrieb Stiles:

„Apropos: Was ist denn eigentlich mit eurem Derek passiert? Ich habe ihn niemals so dermaßen finster erlebt?“

„Ich hatte immer das Gefühl, dass er auch unter deinem Tod gelitten hat und nachdem, was ich jetzt weiß, bin ich mir sogar sicher, dass es das ist.“ Antwortete Scott via Handy.

„Hier bei euch ist es wirklich traurig!“ sagte Stiles.

Scott nickte:

„Tut mir leid Bro!“

Stiles schüttelte den Kopf:

„MIR tut`s leid für EUCH! Ich bin ja hoffentlich nur auf der Durchreise hier!“

Scott drückte seinen Freund noch einmal fest an sich und murmelte dann:

„Ich werde mal wieder zu Peter gehen!“
 

Stiles blickte seinem besten Freund hinterher und fragte sich, wie er diesen verängstigten, hilflosen, abhängigen Jungen in DIESER Welt um Himmels Willen mit dem starken, selbstbewussten, souveränen Alpha aus seiner eigenen unter einen Hut bekommen sollte. Was war hier nur schiefgelaufen, dass Scott sich so vollkommen anders entwickelt hatte, als der Freund, den Stiles zuhause in seiner eigenen Welt hatte?
 

Aber einer Sache war sich Stiles dennoch ganz sicher: er liebte diesen Scott genauso, wie den anderen. Er konnte gar nicht anders!
 

Ein weiteres Mal in dieser Nacht lag er schlaflos auf dem Sofa und nach einer Zeit, die den beiden im Schlafzimmer offenbar angemessen erschien, um Stiles wieder eingeschlafen sein zu lassen, ertönten verdächtige Laute von drüben und Stiles hörte Scott, der wieder und wieder leise Peters Namen seufzte:

„Uaghh!“ machte Stiles ein weiteres Mal und dann hörte er ein genervtes Seufzen, dass vom anderen Ende des großen Raumes in welchem er sich befand, aus Dereks Bett kam.

Dieser hatte offenbar auch keine große Lust dazu, unfreiwilliger Ohrenzeuge der Eskapaden seines Onkels zu werden.

Stiles schmunzelte über den Grummelwolf, steckte sich die Zeigefinger in die Ohren und stellte sich vor, wie Derek gerade dasselbe tat.
 

Derek hatte Deaton am Kragen gepackt und brüllte:

„Wie bitte! Sie haben Stiles verloren? Dass kann doch wohl nicht ihr Ernst sein! Schaffen sie ihn wieder her, aber ein bisschen plötzlich!“

Deaton blieb vergleichsweise ungerührt und erwiderte:

„Das habe ich bereits versucht Hale, doch seine Seele hat mir mitgeteilt, dass er noch bleiben muss. Er wurde gerufen, um eine Mission zu erfüllen.“

Dereks Kehle entfuhr ein brüllender Wolfslaut, ehe er erwiderte:

„WAS? Seine SEELE hat ihnen das mitgeteilt? Haben sie jetzt komplett den Verstand verloren? Holen sie ihn gefälligst zurück!“

„Sie können mich durchschütteln und meinen Hemdkragen zerknittern, soviel sie wollen, aber das wird ihnen ihren Gefährten nicht zurückbringen. Er wird zurückkommen, wenn er mit dem, was er tun muss fertig ist!“

Derek ließ den Veterinär los, ließ sich knurrend auf den Behandlungstisch in der Tierarztpraxis sinken und fragte erbost:

„Soll das bedeuten, Stiles ist freiwillig abgehauen? Das würde er mir nie antun; nicht, ohne vorher mit mir zu reden und sich zu verabschieden.“

„Ich würde nicht sagen, dass Stiles Fortgehen freiwillig geschah; in einem Sinne, wie sie es verstehen würden. Mit einer bewussten Entscheidung hat das nichts zu tun. Sein höheres Selbst hat diesen Entschluss gefasst. Man könnte es das Über-Ich, oder das göttliche Ich nennen; der Teil von uns, der unsterblich ist und der unseren Weg kennt, von dem wir aber in unserem Alltagsdenken keinen blassen Schimmer haben.“ Derek blickte den anderen Mann an, als habe dieser den Verstand verloren, doch der fuhr unbeirrt mit seiner sanften, ruhigen Stimme und mit einem kleinen Schmunzeln fort: „Sie haben es vielleicht schon einmal erlebt, dass sie eine Entscheidung treffen mussten; sie haben hin- und her überlegt und wussten einfach nicht, welcher Weg der richtige sei und völlig unerwartet vernehmen sie eine Stimme in ihrem Kopf, die ihnen noch nicht einmal wie ihre eigene vorkommt und diese gibt ihnen dann die Antwort, nach der sie gesucht haben. Das ist die Art, wie normale Personen dieses göttliche Ich mitunter wahrnehmen können. Für jemanden mit Stiles Fähigkeiten ist jedoch noch sehr viel mehr als das möglich und nun eben dies: Es hat Stiles an einen anderen Ort gerufen!“

„An was für einen Ort?“ fragte Derek skeptisch: „Sagen sie mir genau, wo das ist. Ich setze mich gleich ins Auto!“

Deaton lachte:

„So einfach ist das leider nicht. Erstens weiß ich nicht genau, wo Stiles gerade ist und außerdem ist der Ort, an dem er sich befindet nirgendwo in unserer Welt!“

Derek war wieder aufgesprungen und brüllte:

„Was soll das denn schon wieder bedeuten. Ist er im Himmel, in der Hölle, auf dem Mars? Wo ist er verdammt?“

Deaton zuckte mit den Schultern:

„Ich weiß es nicht!“ gab er zu: „Ich weiß nur, dass es ihm im Augenblick gut geht, wo immer er ist!“

„Was soll das schon wieder bedeuten?“ Wollte Derek wissen: „Heißt dass, dieser Zustand könnte sich auch ändern? Bedeutet das, er befindet sich potenziell in Gefahr“

„Sicher könnte ihm etwas geschehen. Es ist ein realer Ort mit realen Gefahren, an dem er sich momentan befindet!“
 

Nach einer kurzen, unruhigen Nacht war Stiles damit beschäftigt, Pläne zu schmieden; solche Pläne, die ihn hoffentlich wieder nachhause brächten und solche, die seinen Freunden in dieser Welt helfen würden, diese Alphas zu bekämpfen und endlich wieder in Sicherheit zu sein.

Stiles saß auf dem Küchentresen, mit einem Schreibblock auf dem Schoß und machte eine Liste:
 

- Deaton um Hilfe bitten

- Rudel zusammentrommeln (Jackson? Isaak? Cora? Malia? Dad? Chris? Lydia? Danny?)

- Schwachstelle des Alpharudels = Ethan und Aiden!

- Wo ist der wahre Alpha??

- Ebereschenschutz?

- Vorteil = Stiles (Zauberlehrling und Stratege) ist nun da!!
 

In diesem Moment betrat Derek die Küche und sah atemberaubend aus: Freier Oberkörper, Jogginghose, zerzaustes Haar! Wenn das hier SEIN Derek gewesen wäre, hätte Stiles ihn auf der Stelle angesprungen, doch hier lagen die Dinge ein wenig anders und Stiles beruhigte seinen eigenen Herzschlag, setzte eine gleichgültige Mine auf und murmelte ein betont gelangweiltes: „Morgen!“ während er versuchte, nicht zu starren und zu sabbern.

„Morgen!“ erwiderte Derek und machte sich am Kaffeeautomaten zu schaffen:

„Was machst du da?“ wollte der Werwolf von dem Jüngeren wissen und deutete auf seine Aufzeichnungen:

„Einen Plan. Oder vielmehr die Vorbereitung eines Plans.“ Gab Stiles zurück.

Derek nahm ihm mit einem schnellen Griff den Schreibblock ab, ohne zu fragen ob er dürfte und erkundigte sich dann grollend:

„Was ist das für ein Blödsinn?“

Stiles grapschte nach dem Block, holte ihn sich zurück und knurrte:

„Wirst du schon sehen! Wo sind die Anderen?“

„Unter der Dusche, die Sünden der letzten Nacht abwaschen!“ gab Derek zurück, drückte Stiles eine Tasse Kaffee in die Hand und fügte hinzu: „Und wie ich die beiden kenne, sind sie bei der Gelegenheit auch gleich dabei, ein paar neue zu begehen!“

Stiles schenkte dem grimmigen Ebenbild seines Geliebten ein schiefes Lächeln und bedankte sich mit einem Nicken für den schwarzen Lebensretter in der Tasse.
 

Derek hatte gerade ein Müsliglas, ein Paket Sojamilch und zwei Schalen auf den Küchentresen gestellt, als Peter und Scott Arm in Arm die Küche betraten. Derek holte noch zwei weitere Schalen hervor und brachte ein weiteres grimmiges: „Morgen!“ hervor.
 

Hier wie dort war Derek kein Morgenwerwolf, stellte Stiles im Stillen fest. Und wenn sie jetzt zuhause gewesen wären, dann hätte Stiles gewusst, was er dagegen unternehmen könnte, aber diese Lösung schied hier ja wohl aus.

Und Stiles war aus diesem Grund auch klar, weshalb Peter wiederum so fröhlich wirkte: Er hatte in dieser Welt offensichtlich alles, was er brauchte, um gut in den Tag zu starten.

Scott hingegen hatte nach vergangener Nacht immerhin den Anstand, beschämt zu Boden zu schauen:
 

„Guten Morgen, Süßer!“ begrüßte Peter Stiles überschwänglich und drückte ihn fest an sich, ohne offensichtlich die Absicht zu haben, ihn allzu bald wieder loszulassen, bis Stiles grummelte:

„Ist gut jetzt, Peter! Ich habe heißen Kaffee in der Hand und keine Hemmungen, ihn einzusetzen!“

Über Peters Schulter hinweg konnte Stiles sehen, dass Derek grinste.

Offensichtlich gab es noch andere Wege, ihn morgens glücklich zu machen. Im Geiste machte Stiles sich eine kleine Notiz: Peter Schmerzen anzudrohen, bringt` s auch!
 

Peter ließ Stiles los und strahlte ihn an:

„Ich habe deine Wehrhaftigkeit immer an dir gemocht, kleiner Mensch!“

„Besten Dank auch!“ murmelte Stiles und wandte sich nun Scott zu, umarmte auch ihn und wünschte ihm ebenfalls einen guten Morgen.

Sein bester Freund erwiderte die Umarmung stürmisch. Und auch er konnte sich nur schwer wieder von Stiles losreißen, nur hatte er ganz offensichtlich andere Gründe als Peter, Stiles Nähe zu suchen. Und ehrlicher Weise hatte Stiles dasselbe Bedürfnis danach, sich an seinem besten Freund festzuklammern, als hinge sein Leben davon ab und ihn am Liebsten nie wieder loszulassen. Dieses Verlangen hatte er auch schon bei ihrem Gespräch in der vergangenen Nacht verspürt.

Scott und Stiles hatten zwar immer eine sehr körperbetonte Freundschaft miteinander gehabt, aber diese Qualität der Anhänglichkeit war dennoch neu.

Stiles war sicher, dass es einerseits daran lag, dass Scott ihn, seinen Bruder, so lange hatte vermissen müssen. Stiles andererseits spürte dieses Bedürfnis nach Körperkontakt vor allem deswegen, weil Scott ihm so unglaublich verloren und bedürftig vorkam und er das Gefühl hatte, diese Empfindungen bedienen und wenn irgend möglich, gar heilen zu müssen. Und letztlich kam noch eine weitere Sache für die beiden Freunde hinzu und das war die ungewisse Frage, wie lange Stiles und Scott einander in dieser Welt wohl noch haben würden, ehe der Erstere, auf welchem Weg auch immer, wieder heimkehren würde.

Sie mussten einander also genießen, solange sie konnten!
 

Nachdem die vier Männer ihr Müsli gelöffelt hatten, bat Stiles um die Aufmerksamkeit der Anderen:

„Wir haben zwei Probleme!“ stellte er fest: „Ihr habt diese Alpha-Plage und ich bin in den Kaninchenbau gefallen wie die kleine Alice, als sie im Wunderland gelandet ist und will wieder nachhause. Ich habe mir heute morgen ein Paar Gedanken gemacht, wie wir diesen Schwierigkeiten beikommen können. Zuallererst glaube ich, ihr braucht mehr Feuerkraft. Besteht euer Rudel denn wirklich nur aus euch dreien? Wo ist denn zum Beispiel Dr. Deaton? Er müsste doch hier sein, um euch zu helfen! Und außerdem ist er wohl meine beste Chance, wieder nachhause zu finden!“

„Die Alphas haben Deaton vor vier Monaten entführt. Wir wissen nicht, wo sie ihn gefangenhalten oder ob er überhaupt noch lebt!“ erwiderte Derek finster.

Stiles nahm es mit einem unzufriedenen Seufzer zur Kenntnis und notierte: `Aufenthaltsort von Deaton herausfinden und befreien!´

Dann fragte er weiter:

„Da wo ich herkomme, gibt es viel mehr Werwölfe. Was ist in eurer Welt denn zum Beispiel mit Jackson und Isaak?“

„Meinst du die zwei, die mit uns zur Schule gegangen sind?“ Wollte Scott wissen. Stiles nickte und Scott fuhr fort: „Diese beiden sind hier nie Werwölfe gewesen. Jackson lebt meines Wissens nach jetzt in New York und Isaak ist durchgedreht, weil sein Vater ihn über viele Jahre misshandelt hat. Er ist seit fast drei Jahren nicht mehr aus dem Eichen-Haus raus gekommen!“

`Klar!´dachte Stiles, `wenn Derek in dieser Welt nie Peter getötet hatte und selbst ein Alpha geworden war, dann hatte er auch diese beiden nicht verwandeln können.´ Armer Isaak!

Er machte eine Notiz: `Wie können wir Isaak helfen?´

„Wie steht` s mit deiner Schwester Cora?“ fragte Stiles Derek missmutig und ahnte die Antwort bereits:

„Sie ist vor vier Jahren an einer Mistel-Vergiftung gestorben.“ Gab Derek traurig zurück.

Hier war das Problem dasselbe wie bei Jackson und Isaak: Derek war kein Alpha gewesen, also konnte er das Leben seiner Schwester auch damals nicht retten, indem er dafür seinen Alphastatus opferte.

Stiles rieb sich unglücklich über das Gesicht, murmelte ein: „Tut mir leid, Mann!“ , holte tief Luft und sammelte Mut um seine nächste Frage zu stellen:

„Warum habt ihr meinen Dad nicht um Hilfe gebeten?“

Die drei Werwölfe blickten ihn betreten an und scheinbar traute sich keiner von ihnen, Stiles zu antworten. Das ließ ihn das Schlimmste annehmen und so fragte er leise:

„Ist er tot?“

Scott schüttelte den Kopf:

„Das nicht, aber er liegt bereits seit acht Monaten im Koma und die Ärzte haben wenig Hoffnung, dass wieder erwacht!“ Stiles blickte seinen besten Freund entsetzt an und dieser fuhr fort: „Als du gestorben bist, gab es für deinen Vater offenbar nichts mehr, wofür er vorsichtig sein musste. Er hat versucht, sich dem Übernatürlichen in dieser Stadt entgegen zu stellen und ging dabei teilweise sehr große Risiken ein. Er wurde im Kampf gegen die Alphas verletzt.“

Stiles schluckte, sagte nichts dazu, doch er machte sich eine trotzige Notiz: Dad mithilfe von Magie heilen. Drei Ausrufungszeichen!!!

„Was ist mit Chris Argent? Ist er auf eurer Seite!“ fragte Stiles müde. Es war wieder Scott, der ihm antwortete:

„Er gibt mir die Schuld an Allisons Tod und er hasst mich dafür! Er ist ein echter Einzelkämpfer geworden und hat sich von allem zurückgezogen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er auf uns schießt ist größer, als die, dass er uns helfen wird.“

„Das werden wir ja sehen!“ erwiderte Stiles zornig: „Wenn ich ihm quasi mit der Stimme aus dem Grab klar mache, dass wir alle dieselben Feinde haben, wird er seine Meinung schon ändern!“

Scott blickte seinen Freund zweifelnd an, sagte jedoch nichts.

Nun wollte Stiles wissen:

„Was ist mit Malia? Warum ist sie nicht hier bei euch?“

Stiles begegneten die Blicke aus drei Paar ratlosen Werwolfsaugen.

Oh Gott!

Sie wussten gar nicht, wer das war?

Das bedeutete, dass Malia niemals Teil des Rudels geworden war. Das bedeutete höchst wahrscheinlich sogar, dass sie immer noch allein und auf vier Pfoten im Beacon Hills Resevat umherstrich.

Stiles wurde schlecht!

„Wer ist Malia?“ wollte Derek wissen.

„Sie ist deine Cousine“ gab Stiles traurig zurück und deutete auf Peter: „Seine Tochter!“

„Ich habe keine Tochter!“ behauptete der Alpha mit dem Brustton der Überzeugung.

Stiles stöhnte:

„Doch, die hast du! Sie ist ein Werkoyote!“

Stiles rechnete kurz nach. Der Unfall, der ihre Familie getötet hatte, ereignete sich, als Malia neun war; heute war sie zwanzig. Dass hieß, sie war mittlerweile länger ein Koyote als ein Mensch. Er fragte sich kurz, ob es für sie überhaupt noch irgendeine Chance gab, zu einem normalen Leben zurückzukehren. Doch dann schüttelte er den Kopf. Man KONNTE sie nicht sich selbst überlassen! Man MUSSTE versuchen, sie zu retten. Sie musste Teil des Rudels werden und vielleicht konnten sie sich am Ende gegenseitig helfen. Malia war eine starke Kämpferin und es war sicher gut, sie auf ihrer Seite zu haben. Und das Rudel wiederum konnte Malia dabei behilflich sein, wieder in ein menschliches Leben zurückzufinden.

Sie mussten es versuchen!

Stiles erklärte den anderen seine Gedankengänge und berichtete von seinen Erfahrungen mit Malia:

„Warum sollten wir uns noch ein weiteres Problem schaffen?“ fragte Peter kaltherzig: „Es ist ja nicht so, dass wir nicht schon genug Sorgen hätten!“

Stiles schüttelte wütend den Kopf:

„Hast du nicht zugehört?“ Fuhr er ihn zornig an: „Wir müssen Malia finden! Sie ist deine Tochter, Mann!“ Stiles boxte Peter mit aller Kraft vor die Brust: „Und sie ist meine Ex und eine gute Freundin, da wo ich herkomme. Sie ist da draußen ganz allein und weiß nicht, wer sie ist, verdammt! Sie braucht ihren Vater und sie braucht ihr Rudel!“

„Und wieso habe ich eine Tochter, von der ich nichts weiß?“ wollte Peter wissen:

„Weil du vor zwanzig Jahren, dass war etwa zu dem Zeitpunkt, als dein Lover und ich als Neugeborene in der Wiege gelegen haben, eine Wüstenwölfin geschwängert hast, die daraufhin eine Tochter zur Welt gebracht hat! Darum“

Stiles liebte es, Peter auf diese Weise ganz nebenbei beizubringen, dass er ihn für einen lüsternen alten Sack hielt und er nicht unbedingt damit einverstanden war, dass so einer seinen besten Freund flachlegte.

Ausgehend von dem komischen Blick, den Peter ihm in diesem Moment zuwarf, war die Botschaft angekommen.

Gut!
 

Ohne weiter darauf einzugehen fuhr Stiles fort:

„Ich habe über etwas nachgedacht, was du gestern gesagt hast, Scott! Du denkst, diese Alphas hätten es insbesondere auf dich abgesehen. Ich denke, ich weiß auch warum. Deucalion ist clever. Ich denke, er hat dein Potenzial erkannt. Du bist nämlich etwas ganz Besonderes, Bro, weißt du das eigentlich?“

„Huh?“ machte Scott ratlos, also erklärte Stiles:

„Da, wo ich herkomme, bist du ein wahrer Alpha.“

Peter blickte Stiles an, als hätte er einen sehr schlechten Scherz gemacht und auch Derek schenkte ihm einen ungläubigen Blick. Lediglich Scott hatte keine Ahnung, wovon die Rede war und machte noch einmal:

„Huh?“

„Erklärt es ihm, Jungs!“ forderte Stiles und Derek kam diesem Gesuch nach. Als er fertig war, schnaubte Peter grimmig:

„Diese ganze `Wahrer Alpha´- Sache ist doch bloß eine Legende! So etwas gibt es in Wirklichkeit doch gar nicht!“

„Blödsinn Peter!“ Fuhr Stiles ihn an: „Der Scott in meiner Welt IST ein wahrer Alpha.“ Und an Scott gewandt fügte er hinzu: „Dort bist du gütig, machtvoll und geachtet. Und ich spreche nicht bloß von deinen eigenen Rudel: Wölfe auf dem ganzen Kontinent kennen deinen Namen!“

Scott blickte ihn zweifelnd an:

„Hast du Fieber, oder was Kumpel? Das ist doch totaler Blödsinn! Das kann ich echt nicht glauben.“

„Es ist aber die Wahrheit!“ Versicherte Stiles: „Und ich glaube, dass dir die Alphas aus diesem Grund alles und jeden genommen haben, der dir Kraft gibt, damit du dein Potenzial niemals entfaltest. Sie haben eine verdammte Angst vor dir! Und darum bist du auch der Schlüssel zur Lösung, wenn wir sie erledigen wollen! Wenn wir es schaffen, dass du wieder genug an dich glaubst, dann kannst du auch HIER ein Alpha werden, ohne einem anderen diese Macht zu nehmen. Diese Alphas haben ihre Kräfte nur deshalb, weil sie ihre Rudel getötet haben. Ihre Macht entsteht aus Gewalt und Grausamkeit. Die Macht eines wahren Alphas dagegen entsteht aus Güte, Verantwortungsbewusstsein, Selbstvertrauen und Weisheit!“

Scott schluckte, als er diese großen Worte vernahm. Dann schüttelte er den Kopf:

„Mag sein, dass DEIN Scott so ein toller Übermacker ist, aber ICH nicht. Ich bin bloß ein ängstlicher Looser, also hör´ jetzt auf, so zu reden. Du machst mir echt Angst!“

Stiles ahnte, wie überwältigend seine Worte klingen mussten, also insistierte er vorerst nicht weiter. Ihm war klar, er musste Scott Stück für Stück aufzubauen versuchen, wenn er wollte, dass dieser sein Schicksal annahm. Daher wechselte er das Thema:
 

„Ich denke, es gibt noch etwas, was sich zu unseren Gunsten auswirken könnte. Die Alphas haben eine Schwachstelle und das sind die Zwillinge. Glaubt es oder nicht, aber die zwei können ganz in Ordnung sein, wenn man sie dem Einfluss Deucalions entzieht. Sie sind im Grunde auch bloß Opfer. Sie wurden in ihrem alten Rudel als Omegas misshandelt. Das haben sie irgendwann einfach nicht mehr ausgehalten und da kam Deucalion in ihr Leben, zeigte ihnen, wie sie ihre Fähigkeit zur Verschmelzung nutzen könnten, um ihr altes Rudel zu töten und damit selbst Alphas zu werden. Sie fürchten Deucalion, folgen ihm aus Dankbarkeit nach, doch wenn jemand ihnen einen Weg aufzeigen würde, wie sie seinem Einfluss entkommen könnten, wären sie sicherlich interessiert und bereit, die Seiten zu wechseln und uns zu helfen.“ Stiles wollte wissen: „Sind die beiden auch in dieser Welt mit Danny und Lydia zusammen? Denn diese beiden würden uns doch bestimmt auch helfen, die Zwillinge zu überzeugen, sich auf unsere Seite zu schlagen. Sie sind doch unsere Freunde!“

Hier wurde Stiles Eifer von Scott unterbrochen:

„Daraus wird wohl nichts werden!“ erklärte er: „Ethan hat Danny schon vor Jahren in einen Werwolf verwandelt, der seinem Alpha seitdem nachfolgt, wie ein gehorsames Hündchen. Und Lydia ist von Aiden gefangengenommen worden. Sie war mehrere Jahre in seiner Gewalt und mittlerweile folgt sie ihm freiwillig – totales Stockholm-Syndrom!“

Stiles massierte sich die Schläfen, denn er begann Kopfschmerzen zu bekommen:

„Oh Mann!“ stöhnte er: „Eure Welt ist wirklich, wirklich Scheiße!“

Er machte sich eine Notiz: Sind Danny und Lydia noch zu retten? Kann man Ethan und Aiden irgendwie erreichen, bestechen, überzeugen?

Als letztes hatte Stiles noch eine Frage:

„Sind wir hier in diesem Loft eigentlich sicher? Haben die Alphas schon einmal versucht, sich hier Zutritt zu verschaffen?“

„Mehrfach!“ bestätigte Derek

Stiles nickte:

„Habe ich mir gedacht! Und ich habe auch eine Idee, wie man diesen Ort sicherer machen kann. Was haltet ihr davon, wenn wir euer Zuhause mit Ebereschenasche versiegeln würden? Dann kann kein Werwolf jemals hier hinein gelangen, wenn ihr das nicht wollt.“

„Raus kommen wir dann ohne menschliche Hilfe aber auch nicht mehr.“ Wendete Peter unwillig ein: „Wir werden immer dich brauchen, damit du das Siegel für uns durchbrichst.“

„Dann ist es ja gut, dass ihr mich auf eurer Seite habt, denn ich werde euch jederzeit gehen lassen, wenn ihr das wünscht!“ erwiderte Stiles ärgerlich und fügte verletzt hinzu: „Traust du mir etwa nicht?“

„Doch, ich traue dir, doch was ist, wenn du verletzt oder getötet wirst. Was ist, wenn die Alphas zwar nicht hineinkönnen, aber stattdessen das Gebäude in Brand setzen und wir hier drinnen eingesperrt sind und verbrennen?“

Bei diesem Szenario wurde auch Derek unruhig und Stiles wusste natürlich wieso, denn es musste bei beiden Werwölfen furchtbare Erinnerungen an den Brand des Hale-Anwesens wachrufen.

„Ist euch schon einmal der Gedanke gekommen, dass die Alphas auch selbst Ebereschenasche um das Gebäude herum verteilen und es dann anzünden könnten, wenn sie wollten.“fragte Stiles: „Wir können uns viele schreckliche Szenarien ausmalen, was alles geschehen könnte. Ich will doch nur sagen, dass der Ebereschenzauber euch vielleicht zu entspannterer Nachtruhe verhelfen könnte. Einen Versuch ist es wert!“
 

Stiles war mit seinen Ausführungen vorerst am Ende. Mittlerweile war später Vormittag und er wollte heute noch zwei Dinge erledigen. Als erstes ging er mit den drei Werwölfen in die Praxis von Deaton und ließ ein großes Glas Ebereschenasche mitgehen. Und weil sie ohnehin gerade da waren, schnappte sich Stiles auf Verdacht auch noch einiges Andere, von dem er bis jetzt noch nicht wusste, ob er es am Ende wirklich verwenden konnte oder würde, aber er hatte in letzter Zeit ja so manches von Deaton gelernt und man konnte ja nie wissen.
 

Der nächste Weg führte die vier Männer ins Beacon Hills Reservat, wo Stiles die Werwölfe am Autowrack, Malias Bau Witterung aufnehmen ließ:

„Ist die Duftmarke noch frisch? Ist sie noch in der Nähe?“ Wollte er wissen.

Die Wölfe bestätigten dass und Stiles forderte:

„O.K.! Dann sucht sie! Aber bedrängt sie nicht. Sie ist wild, scheu und sie hat Angst. Wenn ihr sie gefunden habt, dann holt mich hinzu. Ich glaube, ich weiß, was zu tun ist!“ Die anderen drei blickten ihn zwar zweifelnd an, doch sie machten es so. Stiles nahm indes die Puppe aus dem Autowrack an sich, mit deren Hilfe es ihm vor vielen Jahren schon einmal gelungen war, Malia anzulocken, nur dass er diesmal wusste, was er tat.
 

Wie sich herausstellen sollte, war Malia noch scheuer und zurückhaltender, als angenommen. Die drei Werwölfe verloren ihre Spur immer wieder, weil sie Haken schlug, durch Flussbetten lief um ihre Duftspur zu unterbrechen und sich im Wald in Höhlen verbarg. Es dauerte bis zum späten Nachmittag, bis Stiles die Wüstenwölfin endlich sah. Dann zog er die Puppe aus seiner Tasche und zeigte sie ihr. Sie näherte sich ihm langsam und vorsichtig. Stiles ging auf die Knie, um zu zeigen, dass er keine Bedrohung sei und rührte sich nicht. Schließlich ließ Stiles Malia an der Puppe schnüffeln, doch er rückte sie nicht heraus. Stattdessen streckte er vorsichtig seine Hand aus, streichelte den Kopf der Koyotin und flüsterte:

„Hey Malia! Wie schön dich zu sehen.“ Dann zog er Würstchen aus seinem Rucksack, die er aus dem Kühlschrank im Loft hatte mitgehen lassen, und verfütterte sie an Malia. Währenddessen hörte er nicht auf, beruhigend auf sie einzureden und sie zu streicheln.

Irgendwann knurrte Peter aus dem Hintergrund:

„Was soll der Blödsinn? Wieso nehmen wir sie nicht gefangen, sperren sie irgendwo ein und zwingen sie, sich zurückzuverwandeln?“

Die laute Stimme ließ Malia zusammenzucken und sie rannte in großen Sprüngen davon:

„Na großartig, du dämlicher Trampel!“ fluchte Stiles: „Du willst deine Tochter, die elf Jahre lang frei in der Wildnis gelebt hat in einen engen Raum sperren. Hast du noch mehr so tolle Ideen? Wir gehen jetzt und ich probiere es morgen noch einmal. Ich werde einfach jeden Tag wiederkommen, bis sie Vertrauen zu mir fasst!“

„Ich werde hier bestimmt nicht meine Zeit verschwenden, damit du eine zweite Chance bei deiner Ex-Freundin bekommst!“ grollte Peter.

„Was für ein Blödsinn!“ Knurrte Stiles zurück: „Darum geht es hier beim besten Willen nicht! Und nur zu deiner Informationen: ICH habe mit IHR Schluss gemacht und bin seit langer Zeit in einer neuen Beziehung.“

Stiles packte die Puppe in seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zurück zum Auto. Er wurde von Peter eingeholt, der ihn anstarrte und wissen wollte:

„Mit wem?“

Stiles stellte sich blöd:

„`Mit wem´ was?“ fragte er:

„Mit wem bist du zusammen? Stell´ nicht so dumme Fragen!“ gab Peter zurück:

„Geht dich nichts an! Kennst du nicht!“ behauptete Stiles:

„Du lügst!“ stellte Peter fest: „Ist es Scott, dein mächtiger, gütiger Alpha, von dem du so geschwärmt hast?“

„Das es dich nichts angeht ist keine Lüge, sondern die reine Wahrheit. Und nein: es ist nicht Scott! Keine Sorge, ich habe nicht das Verlangen danach, dir deinen Lover auszuspannen, also entspann´ dich wieder!“

Und überraschender Weise tat Peter das. Wahrscheinlich hatte Peter auf Stiles Herzschlag gelauscht und beruhigt festgestellt, dass er nichts zu befürchten hatte.
 

`Seltsam!´, dachte Stiles. Ein Peter, der eifersüchtig war?

Und da wusste die kleine Dorothy, dass sie nicht mehr in Kansas war.
 

Auf dem Heimweg hatte Stiles darauf bestanden, dass sie an einem Supermarkt hielten und er fürs Abendessen einkaufen konnte.

Er hatte irgendwie das Bedürfnis, seine Freunde, die in den letzten Jahren so viel durchgemacht hatten ein wenig zu bemuttern.

Nachdem Stiles das Loft mittels des Ebereschenzaubers gesichert hatte, begann er zu kochen. Er bereite ein Drei-Gänge-Menü zu und Scott bot sich an, sein kleiner Gehilfe zu sein.

Als Vorspeise gab es eine Spargelcremesuppe, als Hauptgang Roastbeef englisch, weil dies Stiles wie der ideale Seelentröster für Werwölfe vorgekommen war und zum Dessert, dann noch Schokoladentarte – Comfort-food für ALLE Anwesenden, einschließlich ihm selbst.

Nach dem Essen stellte Stiles zufrieden fest, dass er es offenbar richtig gemacht hatte, denn seit seiner Ankunft hier hatte er die drei Werwölfe noch keinen Augenblick lang derart entspannt und zufrieden erlebt, wie nach dieser Mahlzeit.
 

Später in der Nacht wiederholte sich das selbe Spiel, wie in der Nacht zuvor: Aus Peters Schlafzimmer drangen eindeutige Laute des Vergnügens:

„Meine Güte!“ Stöhnte Stiles halblaut: „Treiben die zwei es etwa schon wieder? Das ist ja nicht auszuhalten.

„Wem sagst du das?“ erklang am anderen Ende des dunklen, riesigen Raumes die Stimme von Derek.

Stiles erhob sich, lief zu ihm hinüber, nahm an seinem Fußende Platz und erkundigte sich:

„Geht das etwa jede Nacht so?“

Derek knurrte ein wenig:

„Jede Nacht. Mehrmals die Nacht. Seit mehr als vier Jahren!“

„Mehr als vier Jahre?“ staunte Stiles: „Ich hätte nicht geglaubt, dass Peter die Aufmerksamkeitsspanne für so eine Langzeitbeziehung besitzt!“

„Du magst meinen Onkel nicht besonders, oder?“ wollte Derek wissen:

„Das würde ich so nicht sagen.“ Gab Stiles zurück: „Peter hat durchaus manchmal seine Momente.“ Doch dann fügte er hinzu: „Aber es gibt auch Tage, da will ich ihn einfach nur an seinen Eiern aufhängen!“

Derek lachte:

„Hübsche Vorstellung!“

In diesem Moment drang das furiose Finale aus dem Schlafzimmer an die Ohren der beiden. Peter rief irgendetwas das klang wie:

„Oh, ja, gut! Beweg dich jetzt nicht!“

Während Scott nur immer wieder leise „Peter!“ stöhnte.

„Du lieber Himmel!“ grollte Derek: „Man sollte doch meinen, der Kerl kennt seinen eigenen Namen!“

Stiles lachte und wollte wissen:

„Sag´ mal hast du schon einmal darüber nachgedacht, deinem Onkel die blauen Pillen wegzunehmen?“

„Wenn es nur so einfach wäre!“ entgegnete Derek: „Peter ist von Haus aus so und braucht dafür keine pharmazeutische Starthilfe.“ Dann schlug er vor: „Was hältst du davon, wenn wir Peter JETZT an den Eiern aufhängen? Ich helfe dir dabei. Dann wäre wohl erst mal Schluss mit dem Theater!“

„Du klingst eifersüchtig!“ meinte Stiles:

„Pah!“ machte Derek: „So etwas ist nicht mein Ding!“

Stiles ahnte, dass Derek mit „so etwas“ den Sex mit einem anderen Mann meinte und musste lachen:

„Was gibt’s denn da zu gackern?“ fragte Derek ärgerlich:

„Och nichts!“ behauptete Stiles: „Mir ist nur gerade eine Szene aus `South Park´ wieder eingefallen!“

„Freak!“ grummelte Derek:

„Ich weiß! Das höre ich nicht zum ersten Mal von dir.“ gab Stiles trocken zurück und dann wollte er wissen: „Aber sag´ mal: Gibt es denn niemanden, der deine Laken hin und wieder wärmt?“

„Da war eine Zeitlang eine Frau, aber es hat nicht funktioniert.“

Stiles bemerkte, dass diese Aussage ihn gegen seinen Willen erleichterte:

„Wieso nicht?“ fragte er harmlos:

„Sie war sehr unabhängig, beruflich dauernd unterwegs, wollte sich nie festlegen und ich wollte etwas Ernstes!“

„Was hat sie beruflich gemacht?“ wollte Stiles wissen:

„Sie ist eine Kopfgeldjägerin und zwar eine verdammt gute!“

Stiles lachte:

„Sag bloß, du sprichst von Braeden?“

„Du kennst sie?“ fragte Derek erstaunt.

Stiles nickte:

„Der Derek aus meiner Welt war auch mit ihr zusammen, doch er hat sie verlassen wegen...ähm...nicht so wichtig!“ Und bevor Derek noch auf die blöde Idee kam nachzuhaken, stellte Stiles eine Frage die ihn bewegte:

„Denkst du, Peter ist gut zu Scott?“

Da war ein kleines Zögern, ehe Derek antwortete:

„Ja, ist er!“

„Was war das da gerade für eine Pause?“ hakte Stiles nach:

„Was?“ fragte Derek unschuldig: „Ach, nichts!“

„Lass´ den Blödsinn!“ fauchte Stiles: „Ich kenne dich! Da ist etwas, was du mir nicht sagst!“

„Du kennst mich ÜBERHAUPT NICHT, also rede nicht so einen Blödsinn, sonst werde ich richtig sauer!“ gab Derek barsch zurück:

„Ich kenne dich wohl! Ich weiß zum Beispiel, dass du gerade versuchst, einen Streit vom Zaun zu brechen, um mich von meiner Frage abzulenken. Schade nur, dass ich kein Idiot bin, der darauf reinfällt. Also? Sag´ mir, was los ist. Tut Peter Scott weh?“

Derek rang eine Weile mit sich und schließlich gab er sich einen Ruck:

„Er tut ihm nichts. Er ist sogar liebevoller mit ihm, als ich es ihm jemals zugetraut hätte. Ich habe nur ein Problem damit, wie das mit den beiden angefangen hat. Scott war sechzehn, hatte kurz nacheinander seinen besten Freund, seine Mutter und dann auch noch seine große Liebe verloren. Und Peter ist dauernd um ihn herumgeschwänzelt, hat sich an ihn herangemacht, hat einfach nicht locker gelassen, bis er ihn endlich in seinem Bett hatte. Er war schwach, verletzt und zum Teufel, er war doch noch minderjährig!“

„Mit letzterem hattest du ja immer schon ein Problem!“ murmelte Stiles, sogar zu leise und undeutlich für ein Werwolfsgehör:

„Was war das?“ wollte Derek wissen:

„Ach nichts!“ gab Stiles zurück: „Aber warum hast du denn nichts gegen die Sache unternommen, wenn sie dir so zuwider war?“ fragte er vorwurfsvoll:

„Wer sagt, dass ich das nicht getan habe?“ erwiderte Derek und klang dabei ein wenig verletzt:

„Hast du das denn?“ wollte Stiles wissen:

„Ich habe Peter damals zum Kampf herausgefordert. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte mich getötet.“

Stiles blickte ihn eine Weile sprachlos an. Und dann tat er etwas absolut Irrationales: Er krabbelte zu Derek hinüber, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und sagte:

„Danke dafür!“
 

Derek war zu überrumpelt, um zu reagieren und Stiles erhob und entfernte sich. Er war schon beinahe wieder bei seinem Sofa angekommen, als ein sehr zeitverzögertes „Hey!“ von Derek zu hören war. Stiles sagte nichts, legte sich wieder hin und schmunzelte in sich hinein.

Und in diesem Moment starteten Peter und Scott ihre nächste Runde.

Bedside Manners

Stiles war wieder der Erste, der an diesem Morgen erwachte. Er blickte aus dem Küchenfenster und dachte über sein weiteres Vorgehen nach. Er ahnte, dass die Dinge, die heute auf seiner Agenda standen, nicht leicht werden würden und hatte ein wenig Angst davor.

Er zuckte zusammen, als plötzlich Derek hinter ihm stand:

„Noch kein Kaffee da?“ grummelte dieser.

Stiles wandte sich zu ihm um und strahlte ihn an:

„Morgen Sonnenschein! Eure Kaffeemaschine ist so kompliziert, dass ich vermutete, ich bräuchte einen Abschluss in Raketenwissenschaften, um sie zu bedienen. Was hältst du davon, wenn du mir einmal zeigst, wie es geht, ich blicke dir über die Schulter und ab morgen kriegst du deinen Kaffee dann von mir ans Bett gebracht!“
 

Stiles blickte Derek tatsächlich wahrsten Wortsinn über die Schulter, stand dabei sehr, sehr dicht hinter ihm und als er Derek dann noch das Kinn auf die Schulter legte, hielt dieser in seiner Tätigkeit inne und warf einen strafenden Blick zur Seite. Stiles hingegen tat, als könne er kein Wässerchen trüben, dachte gar nicht daran, auf Distanz zu gehen und fragte:

„Und was mache ich dann?“

„Dann drückst du den roten Knopf auf dem `ON´ steht. Denkst du, das kriegst du hin?“ erwiderte Derek mürrisch:

„Ich weiß nicht?“ sagte Stiles in perfekter Imitation irgendeines blonden Dummchens: „Klingt kompliziert! Zeigst du es mir sicherheitshalber noch einmal?“

„Sag´ mal, verarschst du mich?“ knurrte Derek:

„Ein bisschen.“ erwiderte Stiles mit einem schelmischen Grinsen und als er sein Kinn wieder von dort entfernte, wo es nichts zu suchen hatte, bemerkte er schmunzelnd, wie Derek sich wieder ein wenig entspannte:

„Du bist in den letzten Jahren tatsächlich noch frecher geworden!“ kommentierte dieser: „Hat DEIN Derek es versäumt, dir Manieren beizubringen?“

Stiles gab lachend zurück:

„Jetzt mal im Ernst Kumpel: Denkst du wirklich, dass ich mir von irgendwem etwas sagen lassen würde? Außerdem: MEIN Derek findet mich gut, so wie ich bin! “

„Bezweifle ich! Wahrscheinlich gehst du ihm in Wirklichkeit wahnsinnig auf die Nerven!“ ätzte Derek:

„Pah!“ machte Stiles: „Ich habe noch keine Klagen gehört!“

„Warum habe ich das Gefühl, dass du dieser anderen Ausgabe von mir ebenfalls zu sehr auf den Pelz rückst?“ wollte Derek wissen:

„Vielleicht ist er es ja, der mir auf den Pelz rückt. Ist dir dieser Gedanke schon einmal gekommen?“

stichelte Stiles:

„Nein!“ erwiderte Derek schlicht, drückte Stiles eine Kaffeetasse in die Hand und ging räumlich ein wenig auf Distanz.
 

Ehe die beiden ihre Frotzeleien fortsetzen könnten betraten Scott und Peter die Küche:

„Was denn Jungs? Streitet ihr etwa?“wollte Peter wissen und fügte schnurrend hinzu, während er Scott von hinten umfasste und ihn mit einem Ruck an sich zog.: „Liebe, kein Krieg, hört ihr Brüder?“

Stiles betrachte das Schauspiel skeptisch, doch als er feststellte, dass Scott dagegen offensichtlich ganz und gar nichts einzuwenden hatte, murmelte er bloß trocken: „Yo! Peace, Bruder!“ und machte mit Zeige- und Mittelfinger das entsprechende Zeichen.

Er hatte beschlossen, diese Sache zwischen Peter und Scott nicht zu bekämpfen, solange er nicht den Eindruck gewann, es geschähe irgendetwas gegen den Willen seines besten Freundes. Es mochte Stiles nicht gefallen, doch es war offensichtlich das, was Scott wollte oder brauchte, also war es irgendwie O.K., oder nicht?
 

Als Peter Scott wieder freigab, wandte dieser sich Stiles zu, legte einen Arm um ihn und wollte wissen:

„Wie hast du geschlafen?“

„Mäßig! Ich bin zwar dankbar dafür, dass ihr mir Obdach gewährt, aber das Sofa ist ein wenig...wie soll ich sagen? Ernsthaft Leute! Womit ist das Ding gefüllt? Mit Kieselsteinen?“ erwiderte Stiles und fügte dann ein wenig bissig hinzu: „Außerdem leben in euren Wänden offensichtlich kleine, paarungswütige Primaten, die die halbe Nacht lang Krach machen!“

Scott ließ den Kopf hängen, doch Stiles stieß ihm sacht in die Rippen, gab ein kleines Lachen von sich und murmelte:

„Ist schon O.K.! Ich bin wohl bloß ein bisschen eifersüchtig, weil DU in dieser Welt die ganze Action kriegst, während es bei mir wohl noch eine Weile dauern dürfte, bis ich wieder darf!“

Diese unvorsichtige Äußerung rief natürlich Peter auf den Plan, der sich an Stiles andere Seite drängte und säuselte:

„Ich weiß eine Lösung für deine Probleme: Schlaf doch bei uns! Da hast du es bequem und über einen Mangel an Action musst du dich dann auch nicht mehr beschweren.“

Und während er das sagte, ließ Peter ungefragt seine Hände über Stiles Körper wandern:
 

„Danke für das großzügige Angebot Peter, aber ich verzichte!“ gab dieser zunächst zurück und riss plötzlich entsetzt die Augen weit auf, weil Peters Finger mittlerweile in Regionen vordrangen, in denen sie nun wirklich nichts zu suchen hatten:

„Mensch Peter, lass´ Stiles in Ruhe!“ schimpfte Derek: „Reicht es nicht, wenn du schon seinen besten Freund mit in deinen sündigen Abgrund hinunter reißt?“
 

`Hui! Da war aber jemand lustfeindlich geworden, durch die lange Abstinenz!´ dachte Stiles verstört:

„Danke, mein Held, aber ich regele das schon!“ erklärte er.
 

Zeit, einen seiner neuen Zaubertricks anzuwenden, beschloss Stiles, rückte von Scott ab, damit dieser nicht aus Versehen etwas abbekam und griff Peter grob bei den Armen:

„Ich bin ein bisschen wählerisch darin, wer mir in den Schritt packen darf, Peter.“ Erklärte er ärgerlich: „Mach das gefälligst nicht wieder!“ Und mit diesen Worte wandte er etwas an, das als Selbstverteidigungszauber gedacht war und von Deaton als `Aura aus Elektrizität´ bezeichnet wurde. Peter zuckte vor Schreck und durch den Stromschlag zusammen und Stiles kommentierte:

„Das war Stufe eins der nach oben offenen Skala! Merk´ s dir! Das nächste Mal mache ich direkt mit Stufe fünf weiter!“

„Oha!“ erwiderte Peter: „Wer hätte das gedacht? Das Kätzchen hat Krallen! Jetzt fängt die Sache langsam an, interessant zu werden!“

Doch die vorwitzigen Finger behielt Peter bei sich, stellte Stiles zufrieden fest.

Kein Grund also, auf das Gebell weiter einzugehen.
 

Beim Frühstück erzählte Stiles den drei Werwölfen seinen Plan für den heutigen Tag. Von seinem besten Freund wollte er wissen:

„Würdest du mich bei meinem ersten Tagesordnungspunkt begleiten, Scott? Ich glaube, ich brauche dabei deinen Beistand!“

„Warum gehen wir nicht alle dorthin?“ gab Peter anstelle von Scott zurück.

´Oha!`, dachte Stiles. Scheinbar hatte Peter etwas dagegen, Scott und ihn allein ziehen zu lassen. Entweder war er eifersüchtig oder er fürchtete, dass Stiles Scott gegen ihn aufzubringen versuchte:

„Ich will gar nicht leugnen, dass ihr Hale-Männer in einer Irrenanstalt ganz gut aufgehoben seid, aber dieses Gespräch heute braucht ein wenig von dem, was euch abgeht: Fingerspitzengefühl!“ ätzte Stiles.

Derek knurrte und Peter fragte:

„Ich verstehe offen gesagt noch nicht so ganz, wie ein durchgeknallter Junge in einer Anstalt uns überhaupt gegen unser Alpha-Problem helfen soll?“

„Vielleicht gar nicht, aber auch er selbst braucht Hilfe und er ist ein Freund, da wo ich herkomme. Ich kann ihn nicht im Eichen-Haus verrotten lassen, zumal ich aus eigener Erfahrung weiß, wie es da ist!“

Die drei anderen blickten ihn verwundert an:

„Lange Geschichte!“ Beantwortete Stiles die ungestellte Frage: „Ich erzähl´ s euch ein anderes Mal! Kommst du, Scott?“
 

Stiles zog sich die Kapuze des Hoodies aus Scotts Kleiderschrank über den Kopf, in der Hoffnung, auf diese Weise nicht gleich von irgendwem erkannt zu werden.

Sie nahmen Peters Auto und parkten seitlich der Klinik.
 

Stiles war erleichtert, dass man ihrem Besuch bei Isaak zustimmte. Das bedeutete, dass er nicht in Sicherheitsverwahrung war.

Sie warteten in dem trostlosen Sprechzimmer und wenig später wurde Isaak zu ihnen geführt. Er war ganz offensichtlich in übler Verfassung: Zum einen war er noch dünne,r als gewöhnlich und zum anderen war er wahnsinnig blass und hatte dunkelgraue Schatten um die Augen. Als er Stiles erblickte, weiteten sich seine Augen in fassungslosem Staunen, doch er sagte nichts, ehe der Pfleger nicht verschwunden war, den Stiles als denselben miesen Bastard wiedererkannte, der ihm vor vielen Jahren das Betäubungsmittel gespritzt hatte, dass dann dem Nogitsune erlaubt hatte, wieder die Oberhand über ihn zu gewinnen. Glücklicherweise kannten Stiles und er sich in dieser Realität nicht.
 

Als sie unter sich waren, kommentierte Isaak müde, aber relativ gelassen:

„Vielleicht sind doch nicht alle verrückt, sondern ich sitze zu Recht hier drinnen! Mal im Ernst Mann: du bist doch tot, oder? Ich war auf deiner Beerdigung, zusammen mit dem restlichen Lacrosse-Team!“

„Du bist nicht verrückt; zumindest nicht, weil du mich hier gerade vor dir siehst.“ Stiles überlegte, wie er das jemandem erklären sollte, der nichts von Werwölfen, Magie oder was auch immer wusste:

„Du hast es vielleicht schon mitgekriegt, dass Beacon Hills nicht ganz so ist, wie andere amerikanische Kleinstädte, oder? Ist dir hier schon mal irgendetwas Seltsames zugestoßen?“

Isaak stieß ein trockenes Lachen aus:

„Machst du Witze, toter Mann? Beacon Hills ist ein Höllenschlund und Eichen-Haus ist die Kommandozentrale. Hast du eine Ahnung, was hier vor sich geht? Hier gibt` s eine Spezialabteilung für das Wahnwitzige und Widernatürliche. Ich bin jetzt schon mehrere Jahre hier, führe heimlich über alles Buch und du machst dir keine Vorstellung, was ich hier schon alles gesehen habe: Alle Arten von Wertieren, Magier, Vampire. Also Stiles? Was bist du? Ein Zombie? Das wäre cool und mal was Neues.“

Stiles lachte traurig:

„Nein, ich bin ein armer kleiner Zauberlehrling, der sich verirrt hat. Ich komme aus einer alternativen Realität, in der wir gute Freunde sind. Dort bist du übrigens ein Werwolf.“

Isaak grinste:

„Gefällt mir! Besser, als ein halbtoter Looser, der darum kämpft, nicht den Verstand zu verlieren!“

„Tut mir echt leid, Mann!“ sagte Stiles aufrichtig: „Ich wünschte, ich könnte etwas tun!“

„Leg´ meinen Vater um!“ erwiderte Isaak verbittert: „Der Bastard hat alle überzeugt, dass ich mir nur einbilden würde, dass er mich mein Leben lang misshandelt und eingesperrt hat. Nun bin ich einundzwanzig, von meinem Vater entmündigt, seit drei Jahren in diesem Bau und ohne Aussicht auf ein Entkommen. Mein Leben ist echt Scheiße!“

„Tut mir so leid!“ murmelte Stiles und Scott schloss sich an:

„Ja Mann! Das ist echt übel!“

„Als die Wächter gerade gesagt haben, dass ich Besuch hätte, habe ich gedacht, die verarschen mich! Mich haben doch schon längst alle vergessen, denen möglicherweise je etwas an mir gelegen hat.“

gab Isaak zurück.

Stiles schüttelte den Kopf:

„Nein Alter! Du hast Freunde, von denen du noch gar nichts wusstest. Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir dich hier raus kriegen, aber dazu muss ich erst mal mit jemandem sprechen. Hab´ noch ein bisschen Geduld, O.K.“

„Ohne Geduld hätte ich mich wahrscheinlich schon längst aufgehängt.“ gab Isaak bitter zurück: „Sei mir nicht böse, wenn ich noch nicht mein Bündel packe, aber dass du mich hier rausholst, glaube ich erst, wenn ich es gesehen habe, in Ordnung? Ich meine; wie willst du meinen Vater davon überzeugen, meine Entmündigung rückgängig zu machen?“

Stiles grinste böse:

„Ich habe schlecht gelaunte Freunde, die sehr überzeugend sein können.“ Dann fügte er hinzu: „Ich glaube, dass war´ s für` s Erste. Halt durch, ja? Ich komme auf dich zurück, in Ordnung?“

Sie erhoben sich und Stiles fragte:

„Ich weiß, in dieser Realität kennen wir uns eigentlich kaum, aber ist es trotzdem in Ordnung, wenn ich dich umarme?“

Isaak zuckte betont gleichgültig mit den Schultern und Stiles fasste das einfach mal als ein `Ja´ auf, also tat er es. Die Umarmung selbst brach ihm dann allerdings beinahe das Herz: Isaak mochte während des Gesprächs cool und abgeklärt gewirkt haben, doch wie er sich nun an ihm festklammerte und sich an ihn anlehnte, als ob er sonst unweigerlich umfallen müsste, machte Stiles letztlich klar, welch große Hoffnungen er geweckt haben musste. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass seine Rechnung aufgehen und Peter bei seinem Plan mitspielen würde. Dann warf er einen Blick hinüber zu Scott und beruhigte sich mit der Vorstellung, dass er ja ein Ass im Ärmel hatte. Sex war schon immer ein hervorragendes Mittel, Leute von einer Sache zu überzeugen.
 

Als sie die Klinik wieder verließen und sich auf den Weg zurück zum Wagen machten, zischte Scott plötzlich:

„Fuck! Die Alphas!“

Er zog Stiles hinter einige parkende Autos, doch dieser konnte es nicht lassen, einen Blick zu riskieren. In einiger Entfernung entdeckte Stiles den großen Glatzkopf Ennis und Kali, die Klauenfrau; wie sie verliebt Hand in Hand durch die Straßen spazierten. Sie hatten sie ganz offensichtlich nicht gesehen.

Scott ermittelte die Windrichtung und flüsterte: „Wir können hier nicht bleiben, sonst werden sie uns wittern!“

Er zog Stiles hinter sich her zum Auto, öffnete es, immer noch geduckt, schob Stiles hinein und kletterte hinterher. Erst als die Tür verschlossen war und sie beide im Fußraum der Rückbänke versteckt waren, atmete sein bester Freund wieder ein wenig auf.

Die Situation war ein kleines bisschen surreal. Stiles griff nach der Hand seines besten Kumpels und flüsterte:

„Hey Bruder! Ist O.K.! Sie haben uns nicht gekriegt. Und wenn, dann hätte ich sie mit meinem neuen, kleinen Stromtrick gegrillt und du hättest sie anschließend mit deinen Klauen verzehrfertig tranchiert, hörst du? Wir sind nicht so wehrlos, wie du denkst! Du bist stark, Mann! Ich weiß es, denn ich habe es gesehen!“

Scott zuckte mit den Schultern:

„Wenn du meinst?“ erwiderte er zweifelnd:

„Ich bin sogar sicher!“ gab Stiles zurück, umarmte ihn und drückte ihm einen lauten Kuss auf die Stirn: „Können wir jetzt weg hier, ehe mir die Füße einschlafen?“

Scott schaute aus dem Wagenfenster und nickte:

„Die Luft ist rein!“

Sie kletterten beide auf die Vordersitze und Scott startete den Wagen.
 

Auf der Heimfahrt stellte Stiles eine Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte:

„Verletzt es dich eigentlich, wenn Peter mich anbaggert, wie heute morgen?“

Scott schwieg eine Weile, was eigentlich schon Antwort genug gewesen wäre. Dann rang er sich schließlich doch noch zu einer Erwiderung durch:

„Ein bisschen. Es führt mir vor Augen, dass Peter eigentlich dich und nicht mich will!“

Stiles schüttelte energisch den Kopf:

„Ich bezweifle, dass das stimmt.“ gab er überzeugt zurück: „Ihr seid seit vier Jahren ein Paar. Das ist etwas, dass ich Peter niemals zugetraut hätte. Er muss dich wirklich verdammt gern haben. Und wenn ich eure Kopulationsfrequenz als Anhaltspunkt nehme, würde ich auch sagen, er ist immer noch ziemlich heiß auf dich. Ich glaube, sein `Lüsterner-alter-Sack-Getue´ mir gegenüber ist eher seine Art zu sagen, `Schön dich zu sehen!´ und bedeutet weiter nichts!“
 

Zurück im Loft berichteten Scott und Stiles von ihren Erlebnissen dieses Vormittags, inklusive des Beinahe-Zusammenstoßes mit den beiden Alphas:

„Verdammt!“ knurrte Derek: „Ich wusste, dass das zu gefährlich ist, euch allein loslaufen zu lassen! Es hätte doch sonst was passieren können! Das war das letzte Mal, dass ihr so etwas gemacht habt, kapiert!“

„Nein!“ protestierte Stiles lautstark: „Nicht kapiert! Du bist nicht mein Boss und ich habe nicht die Absicht, mich hier zu verstecken, wie ihr, ihr zahnlosen Wölfe! Ich will diese Alphas erledigen und entweder helft ihr mir, oder ich mache es allein!“

Derek knurrte, packte Stiles und presste ihn gegen eine Wand in seinem Rücken:

„Du nennst mich `zahnlos´? Ich werde dir die Kehle mit meinen Zähnen herausreißen, hörst du, du kleiner Penner?“

Statt sich angemessen eingeschüchtert zu zeigen, lachte Stiles:

„Die Drohung hatten wir aber auch schon lange nicht mehr, Kumpel! Und jetzt lass´ mich runter, mein Großer, ehe ich Gegenmaßnahmen treffen muss.“

Er ließ Derek die kleinen Blitze sehen, die zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinger zuckten.

Derek ließ ihn knurrend los, doch Stiles zwinkerte ihm grinsend zu und wechselte dann ganz einfach das Thema:

„Was haltet ihr Jungs von Mittagessen?“ wollte er wissen: „Ich könnte wieder etwas für euch kochen?“

Peter und Scott schienen einverstanden. Bei Derek war es nicht so genau zu sagen, denn er schaute immer noch finster aus der Wäsche.
 

`Nichts, was eine Lasagne nicht heilen könnte!´, dachte sich Stiles und machte sich ans Werk.
 

Beim Essen wollte Stiles von Peter wissen:

„Und großer Alpha: Wie stehst du nun dazu, dein Rudel zu vergrößern?“

„Wie soll es mir helfen, wenn ich einen verrückten Bengel aus einer Irrenanstalt verwandle? Was bringt uns das?“ fragte Peter skeptisch zurück:

„Zum einen...“ erwiderte Stiles: „....ist Isaak nicht verrückt! Sein Vater hat seinen Aufenthalt dort eingefädelt, damit nicht herauskommt, dass er ein mieser Scheißkerl ist, der sein Kind gefoltert hat! Andererseits: Isaak war einer der Überlebenden, als wir die Alphas in meiner Welt besiegt haben. Er ist stark als Werwolf. Scheiße; er ist auch stark als Mensch: Er hat eine Kindheit voller Misshandlung überlebt und mehrere Jahre Eichen-Haus. Ich dachte schon nach zweiundsiebzig Stunden in dem Kasten, ich drehe durch. Na gut, das waren damals auch besondere Umstände, aber trotzdem!“

„Und wenn ich es tue? Wenn ich ihn verwandle, was kriege ich dann dafür?“ erkundigt sich Peter mit vielsagender Miene.

Stiles schüttelte genervt den Kopf und dachte an das Gespräch, dass er vorhin mit Scott geführt hatte:

„Deinen Belohnungs-Blow-Job holst du dir gefälligst bei ihm!“ Er deutete auf Scott und fuhr ärgerlich fort: „Mir mag es nicht gefallen, wenn er ausgerechnet mit dir zusammen ist, aber wenn es schon so ist, dann tust du bitteschön nichts, was meinen Freund verletzt oder beleidigt, kapiert? Sonst werde ich richtig böse! Jedes Mal, wenn du eine Bemerkung wie gerade eben machst, ist das ein Schlag ins Gesicht für Scott. Damit ist jetzt Schluss, Mann!“

Seltsamerweise sagte Peter nichts dazu.

Er nickte bloß, legte einen Arm um Scott und küsste ihn auf die Wange.

Scott schenkte Stiles einen dankbaren Blick.
 

Als Stiles nach dem Essen die Küche wieder in ihren Urzustand versetzte, half ihm Derek dabei. Er schien sich wieder abgeregt und etwas auf dem Herzen zu haben. Nachdem er ein paar Mal bloß so ausgesehen hatte, als wollte er etwas sagen, bekam Derek nach einer Weile dann auch endlich wirklich die Zähne auseinander:

„Ich weiß, dass du deinen nächsten Termin am liebsten allein hinter dich bringen willst Stiles, aber das ist keine gute Idee, hörst du? Erstens kannst du da nicht einfach so hereinspazieren. Man wird dich erkennen und das wird für großes Aufsehen und Verwirrung sorgen. Außerdem...“

„Was Derek?“ Fuhr Stiles ihn an: „Musst du mich beschützen? In Watte und Luftpolsterfolie wickeln, wie ein Porzellanfigürchen? Sorry, aber auf die Nummer stehe ich nicht!“

„Nun halt doch mal die Luft an, harter Kerl und hör´ dir an, was ich zu sagen habe!“ erwiderte Derek besänftigend: „Ich meine doch bloß, es wird heftig werden: Der Anblick deines Vaters in diesem Bett, Schläuche, Maschinen und all´ das! Lass mich mitkommen. Bitte!“

Stiles glaubte, er könne seinen Ohren nicht trauen.

Derek sagte `Bitte´?

Er machte sich Sorgen um SEINE Gefühle?

Stiles musste sich mit aller Kraft daran erinnern, dass dies nicht sein Derek war und widerstand dem Bedürfnis, ihm um den Hals zu fallen und ihn zu küssen.

Er beschränkte sich auf ein Nicken und ein knappes `Danke!´.
 

Plötzlich geschah etwas Eigenartiges. Stiles hörte ein Summen, als würde eine Fliege seinen Kopf umschwirren, nur fühlte es sich eher so an, als sei besagte Fliege IN seinem Kopf und beschrieb Kreise um sein Hirn herum. Stiles hielt sich die Stirn und kniff die Augen zusammen:

„Was ist?“ wollte Derek wissen: „Kopfschmerzen?“

Stiles schüttelte den Kopf, denn Antworten war gerade nicht möglich. Dann war der Spuk plötzlich wieder vorbei und das Summen verschwunden:

„Geht schon wieder!“ verkündete Stiles knapp, als er Dereks sorgenvolles Gesicht sah. Glücklicherweise fragte er auch nicht weiter nach.

Sein Derek zuhause mochte manchmal eine überbeschützerische Pest sein, doch der hier schlug ihn offenbar noch um Längen!

Und das war eigentlich auch nicht überraschend: Dieser Derek hatte ja auch noch viel weniger Grund, zu vertrauen:

„Jetzt guck nicht so, Mann!“ forderte Stiles: „Wenn´ s ein Hirntumor wäre, würdest du das riechen, also kann es nicht so dramatisch sein, oder? Lass uns aufbrechen, in Ordnung?“
 

Als sie im Auto saßen, sagte Derek:

„Ich fand gut, was du vorhin zu Peter gesagt hast. Du hattest vollkommen recht und ich kann einfach nicht verstehen, warum er sich Scott gegenüber so verhält. Wenn ich jemanden lieben würde, könnte niemals solche Reden führen und mich an jemand anderen heranmachen.“

Stiles schickte ein zärtliches Lächeln hinüber auf den Fahrersitz:

„Ich weiß!“ antwortete er.

Derek schaute ihn fragend an, doch Stiles hatte nicht die Absicht, dem noch irgendetwas hinzuzufügen.
 

Derek hatte absolut recht gehabt: Der Anblick seines Vaters in diesem Bett war entsetzlich. Nicht nur, das es die Erinnerungen daran wachrief, wie Stiles in genau diesem Krankenhaus seine Mutter verloren hatte; es triggerte auch all´ die Befürchtungen, die ihn, die Halbwaise, dessen Vater einen gefährlichen Beruf ausübte, sein Leben lang verfolgt hatten.

Er sagte sich immer wieder, dass dies hier nicht SEIN Vater sei und dass sein wirklicher Vater in seiner eigenen Welt war; Wohlauf! Lebendig, wenn auch vermutlich krank vor Sorge, weil sein Sohn sich in Luft aufgelöst hatte; doch es half nicht! Da lag sein Dad und war im Grunde mehr tot als lebendig und das war die Realität und die trieb ihm nun die Tränen in die Augen.

Derek war hinter ihn getreten, hatte ihm seine Hände auf die Schultern gelegt und Stiles ließ sich ganz einfach gegen ihn sinken, in dem Vertrauen, dass Derek ihn auffangen würde.
 

Er tat es!
 

Als Stiles sich wieder ein wenig gefasst hatte, nahm er auf der Bettkante Platz, nahm eine der Hände seines Vaters in seine, schloss die Augen und versuchte, irgendwie mit ihm in Kontakt zu treten.

Es funktionierte natürlich nicht!

Deaton hatte ihm das prophezeit: Magie funktionierte nur, wenn der Zauberer seine Emotionen im Griff hatte und davon war Stiles momentan weit entfernt.

Doch er wusste ja nun, was ihn erwarten würde. Nächstes Mal würde er sich emotional besser wappnen. Er küsste die Stirn seines Vaters und versprach ihm:

„Ich bringe dich zurück, Dad! Ganz bestimmt!“
 

Wieder im Auto fragte Stiles: „Wollen wir direkt weiter, um den letzten Tagesordnungspunkt abzuhaken? Dafür brauchen wir die Anderen im Grunde nicht. Wir müssen nur mal kurz am Supermarkt halten!“

Derek nickte.
 

Heute dauerte es nicht so lange, Malia zu finden. Offenbar hatten ihr die Würstchen gestern geschmeckt. Außerdem hatte Stiles ja auch immer noch die Puppe.
 

Er hockte sich an die Erde und wickelte die Filetsteaks aus, die sie besorgt hatten. Diese stießen auf großes Interesse bei der Koyotin. Stiles dachte allerdings gar nicht daran, sie Malia einfach so zu überlassen:

„Sorry Süße!“ flüsterte er: „Wenn du sie haben willst, dann wirst du mir aus der Hand fressen müssen.“

Derek hielt sich im Hintergrund, verhielt sich ganz still und beobachtete den Koyotenflüsterer bei der Arbeit.

Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Malia bei Stiles war und den ersten Happen Fleisch bekam. Sie war in eine Sitzposition gegangen und hatte sich quasi zentimeterweise näher heran gerobbt und nun war sie nahe genug dran, dass Stiles sie berühren konnte und das tat er auch. Während er für Fleischnachschub sorgte, kraulte er sie mit der anderen Hand sanft hinter dem Ohr. Sie knurrte leise, doch Stiles dachte gar nicht daran, damit aufzuhören, sondern flüsterte sanft auf sie ein:

„Ist gut, meine Süße. Du musst keine Angst haben. Ich tu´ dir nichts! Ich bin dein Freund und ich hab´ dich lieb, hörst du?“

Nachdem das Dinner verputzt war, erhob sich Stiles und versprach:

„Ich komme Morgen wieder Malia. Dann werde ich wieder etwas Leckeres für dich haben und die hier...“ Er hielt die Puppe in die Luft: „...werde ich dann auch wieder dabei haben. Damit steckte er das Spielzeug wieder ein und entfernte sich. Malia folgte ihm ein kleines Stück, ehe sie sich umwandte und mit schnellen Sprüngen in den Wald zurückkehrte:
 

„Das hast du gut gemacht!“ stellte Derek fest: „Wie kommt es, dass du das so gut kannst?“

„Ich habe so meine Erfahrung!“ erklärte Stiles. Dann kam ihm ein Gedanke: „Weißt du, was total hilfreich wäre? Wenn du dich das nächste Mal vor Malia verwandeln würdest. Dann würde sie sich vielleicht daran erinnern, dass sie auch die Form verändern kann.“

„Huh?“ Machte Derek ratlos.
 

War klar, das Derek hier in Looserville natürlich auch keine Ahnung von seinen Möglichkeiten hatte!
 

Stiles verdrehte genervt die Augen:

„Da, wo ich herkomme, läufst du von Zeit zu Zeit als ein großer, schwarzer Wolf herum und das ist manchmal wirklich ganz praktisch.“

„Wow! Und wie mache ich das?“ fragte Derek.

Stiles schüttelte den Kopf:

„Woher soll ich das wissen. Du tust es einfach. Es ist ein ziemlich cooler Anblick und du liebst es, ein Wolf zu sein. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.“

„Warum klingst du so genervt?“ verlangte Derek zu wissen:

„Sorry!“ erwiderte Stiles: „Es ist nur...hier bei euch ist alles so schwierig! Ihr seid alle drei so verdammt verloren und geschwächt. Zuhause bei mir seid ihr mächtig und kommt mir beinahe unzerstörbar vor. Hier seid ihr so dermaßen demoralisiert von der jahrelangen Bedrohung durch diese verfluchten Alphas, dass ihr euer Potenzial scheinbar völlig ungenutzt lasst! Ich habe das Gefühl, euch regelrecht wachrütteln zu müssen!“

Derek blickte betreten zu Boden, doch Stiles legte ihm einen Arm um ihn:

„Kein Ding, Kumpel! Ich krieg´ euch schon wieder hin Ich muss nur ein bisschen Geduld mit euch haben!“ Derek blickte skeptisch auf den Arm, der ihn umfasste und Stiles fügte hinzu: „Und deine menschenscheue, `errötende-Braut-Attitüde´ treiben wir dir bei der Gelegenheit auch gleich aus!“
 

Derek knurrte!
 

Stiles lachte!
 

Den Arm nahm er nicht weg!
 

Auch zum Abendessen kochte Stiles wiederum, weil ihm klar war, dass es diesen Jungs guttat, eine warme Mahlzeit in den Bauch zu bekommen, die keine Tiefkühlpizza war und es war mehr als offensichtlich, dass keiner der Herren je gelernt hatte, wie man ein vernünftiges Essen auf den Tisch brachte.

Kochen gehörte damit nun also auch zu Stiles vielschichtigem Empowerment-Programm für seine drei Wölfe.
 

Nach dem Essen wiederholte sich, was vorhin schon einmal geschehen war: Es summte in Stiles Kopf. Wieder hielt er sich die Stirn und bekam einen von Dereks sorgenvollen Blicken zugeworfen, doch er winkte lediglich ab, denn ihm kam ein Gedanke!

Er setzte sich auf das Sofa, schloss die Augen und konzentrierte sich, so wie er es von Deaton gelernt hatte. Und mit einem Mal war Derek, SEIN Derek in seinem Kopf und sprach...nein kommunizierte mit ihm!

Es waren nicht wirklich Worte, die ausgetauscht wurden, sondern eher Gefühle.

Als Stiles seine Augen wieder öffnete, war sein Gesicht nass von Tränen und um ihn herum hockten drei Werwölfe, die ihn verstört und besorgt ins Visier nahmen:

„Alles klar Jungs!“ antwortete halb lachend, halb weinend: „Ich hatte gerade einen Anruf von Zuhause!“
 

Weit weg und doch ganz in der Nähe öffnete Derek in Deatons Praxis die Augen und verkündete berührt:

„Diesmal hat es geklappt, Doc! Ich bin zu ihm durchgekommen. Es geht ihm gut! Er braucht noch eine Weile. Er ist bei Freunden! Er ist bei...MIR?“
 

Später in der Nacht drehte sich Stiles unzufrieden auf seiner steinernen Couch herum, belauschte die Lykantro-Primaten in der Nachbarschaft bei ihren Paarungsbemühungen und starb beinahe vor Sehnsucht und Heimweh.

Der Anruf von der Heimatfront hatte Wunden aufgerissen, auch wenn er wundervoll gewesen war. Schließlich erhob sich Stiles, tapste hinüber zu Derek Bett und legte sich hinein:

„Hey! Was soll das denn werden?“ knurrte der Werwolf:

„Ist das nicht offensichtlich? Du hast jetzt einen Bettgesellen! Und nun halt´die Klappe! Ich will schlafen!“

Die alte Band

Stiles öffnete mitten in der Nacht die Augen und war sofort hellwach. Zwei Namen hallten in seinem Kopf wieder und er hätte sich ohrfeigen können, dass er nicht früher an sie gedacht hatte. Wo war bloß sein Kopf?

Na ja, eigentlich war das offensichtlich: Immer noch daheim in seiner eigenen Welt. Morgen früh würde er den Anderen erzählen, was ihm eingefallen war, aber zunächst musste er mal versuchen, schnell wieder einzuschlafen, ehe Peter und Scott am Ende einfiel, dass ein Rückspiel fällig sei.

Und erst jetzt wurde Stiles etwas anderes klar: Der alte Grummelwolf, bei dem er im Bett lag, hatte im Schlaf einen Arm um ihn gelegt. Auch das war etwas, was sein Bewusstsein, welches offensichtlich noch nicht ganz in dieser Welt angekommen war, erst jetzt, wo er darüber nachdachte als etwas Besonderes erkannte.

`Und was nun?´, fragte sich Stiles kurz unsicher.

`Einfach genießen!´ sagte er sich schließlich.

Er rückte noch ein kleines bisschen näher an Derek heran, sog den vertrauten, geliebten Geruch ein, doch weiter versuchte er nichts.
 

Am nächsten Morgen rollte sich Stiles vorsichtig unter Dereks Arm hervor und schlich in die Küche, um diesem seinen versprochenen Kaffee zuzubereiten. Mit den beiden dampfenden Bechern in der Hand kroch er wieder ins Bett, wedelte den Kaffeeduft in Dereks Richtung und beobachtete den Schlafenden. Die Nase erwachte offensichtlich als erstes. Derek schnupperte und öffnete dann erst die Augen:

„Kaffee?“ fragte Stiles.

Statt eines Dankeschöns, gab Derek ein Knurren von sich:

„Ich brauche Zucker!“ maulte er.

„Ein gestrichener Löffel. Ist drin!“ erwiderte Stiles:

„Huh? Woher weißt du das?“ Und dann gab Derek sich selbst eine, für ihn plausible Erklärung: „Bestimmt deshalb, weil du meinen Doppelgänger stalkst! Bist du zu IHM eigentlich auch schon ins Bett geklettert?“

„Kaffee trinken und Klappe halten!“ forderte Stiles ärgerlich und nachdem Derek den ersten Schluck genommen hatte, fügte er hinzu: „Wenn ich nicht zu dir ins Bett gekommen wäre, an wen hättest du dich dann letzte Nacht mit sehnsuchtsvoll bebendem Busen festklammern können, Schätzchen?“

„Wovon sprichst du bitte?“ brummte Derek unfreundlich: „Hast du mich im Schlaf etwa befummelt?“

Stiles funkelte ihn böse an, trank seinen Kaffee aus und erwiderte:

„Umgekehrt wird daraus ein Paar Schuhe!“

„Lügner!“ fauchte Derek:

„Das nächste Mal schieße ich ein Beweisfoto!“ gab Stiles nüchtern zurück:

„Es wird kein nächstes Mal geben!“ verkündete Derek entschlossen: „Das hier ist MEIN Bett!“

Stiles knallte seinen Kaffeebecher auf den Nachttisch und verkündete grimmig:

„Das ist mir jetzt zu blöd! Ich gehe unter die Dusche!“
 

Als das warme Wasser über Stiles Körper rann, ließ er seinen Tränen freien Lauf. Er vermisste SEINEN Derek, hatte Heimweh nach seinem Dad, hatte gerade einfach die Schnauze voll von Nimmerland und einigen seiner Bewohner und wollte bloß noch zurück nachhause!
 

Nach dem Duschen betrat Stiles die Küche, wo er Peter traf, welche sich gerade von hinten eng an Scott drängte und diesen über den Küchentresen beugte. Beide kicherten.

Zwar waren sie wenigstens vollständig bekleidet, aber Stiles rief dennoch aus:

„Uagh! Jungs! Was macht ihr denn da? Da essen wir doch! Jetzt habe ich das Gefühl, ich müsste mir meine Augen waschen!“

Peter drehte sich zu Stiles um und erwiderte:

„Was denn? Ich wollte Scott doch nur gerade etwas zeigen.“

„Ja danke, ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was das ist!“ gab Stiles trocken zurück.

Scott löste sich von Peter, trat auf Stiles zu und schnupperte an ihm:

„Warum bist du traurig, Bro?“ wollte er wissen:

„Es ist nichts!“ behauptete Stiles, doch Scott schüttelte den Kopf:

„Sinnlos, mich anzulügen. Ich habe nicht nur meine Werwolfsinne, die mir verraten, dass etwas nicht stimmt, sondern auch noch den Vorteil, dass ich dich schon mein Leben lang kenne. Also legen wir uns jetzt in mein Bett und warten auf das Rührei mit Schinken, welches Peter uns nun zubereiten wird und du erzählst es mir.

Es gefiel Stiles zu hören, dass Scott Peter ein klein wenig herumkommandierte, denn zum ersten Mal erlebte er ihn auf diese Weise als etwas anderes, als das artige kleine Sexspielzeug des Älteren.
 

Stiles blickte sich kritisch im Liebesnest von Peter und Scott um und inspizierte das Laken genau, dort wo er sich zu setzen gedachte. Scott bemerkte es entweder nicht oder ignorierte es, hockte sich neben ihn und legte einen Arm um seine Schultern:

„Derek?“ Flüsterte er.

Stiles nickte, lehnte sich an seinen besten Freund und griff nach dessen Hand.

Sie mussten nicht viel reden. Das konnten sie auch gar nicht, mit Derek und Peter nebenan. Es war einfach nur schön, zusammen zu sein und es reduzierte das Heimweh schlagartig um dreiundsiebzig Prozent.

Peter kam mit einem Tablett herein, reichte den beiden Jungen je einen dampfenden Teller und wollte sich dann wieder zum Gehen wenden:

„Warum isst du nicht mit uns?“ wollte Stiles wissen.

Der Ältere blickte sich überrascht um:

„Ich dachte, ihr Mädels wolltet tratschen.“ erwiderte er zwinkernd.

Stiles schüttelte den Kopf mit einem halben Grinsen:

„Ein echtes Zeichen von Aufgeklärtheit und emotionaler Reife, andere Kerle herabsetzen zu wollen, indem man sie als „Mädels“ bezeichnet!“ kommentierte er: „Komm schon her! Aber vielleicht schaffst du es ja, die Machosprüche wegzulassen?“

Peter drehte pantomimisch den Schlüssel an dem Vorhängeschloss zu seiner vorlauten Klappe herum, nahm an Scotts anderer Seite Platz, richtete sich in dessen Armbeuge ein und ließ sich den Kopf kraulen.

Der Anblick entlockte Stiles ein Lächeln: Der große böse Peter ließ sich einmal ganz passiv im Arm halten? Vielleicht musste Stiles sein Urteil über ihn wirklich noch einmal überdenken.

In diesem Moment warf Derek einen Blick durch die Tür und fragte:

„Und was wird DAS denn jetzt? Gruppensex?“

„Richtig, Alter!“ Knurrte Stiles: „Aber für dich ist nebenan am Homophobie-Stammtisch gedeckt, also ganz ruhig! Ciao, Bello!“

„Pfft!“ machte Derek und verschwand, nur um wenig später wieder in der Tür aufzutauchen und zu schimpfen:

„Nur weil ich keine Lust habe, von dir im Schlaf missbraucht zu werden, bin ich noch lange kein Schwulenhasser! Immerhin lebe ich mit diesen zwei Figuren unter einem Dach!“ Derek deutete auf Peter und Scott.

Stiles erhob sich ärgerlich, baute sich vor Derek auf und pöbelte zurück:

„Ach halt die Klappe, du Drama-Queen und bilde dir bloß keine Schwachheiten ein! Ich habe dich nicht angerührt. Ich sage dir doch, es war umgekehrt! DU hast dich im Schlaf an MICH heran geschmissen! Und? Beschwere ich mich vielleicht?“

„Ihr habt zusammen in einem Bett geschlafen?“ fragte Scott überrascht und erntete dafür einen genervten Blick von den beiden Kontrahenten:

„Er hat sich einfach zu mir gelegt!“ klagte Derek:

„Oh, komm´ schon, du Baby. Dein Bett ist groß genug für zwei! Und was hat ein großer Junge wie du schon zu befürchten!“ Knurrte Stiles:

„Hey, ihr zwei! Nehmt euch ein Zimmer!“ warf Peter ein.

Stiles warf ein kleines Kissen nach ihm und bellte:

„Nicht hilfreich, Mann! ÜBERHAUPT nicht hilfreich!“

Dann stürmte er aus dem Zimmer, ging nach nebenan und erklomm die Wendeltreppe. Oben angekommen nahm er auf den Stufen Platz, verschränkte die Arme vor der Brust und stierte wütend vor sich hin.
 

Als er sah, dass Derek im Begriff war, ihm zu folgen, schimpfte er:

„Bleib bloß wo du bist, Hale!“

„Weißt du was Stilinski? Du kannst mich mal!“ rief er hinauf und wandte sich wieder ab.

`Na großartig! Jetzt heulte er schon wieder!´ stellte Stiles genervt fest.
 

Er blickte von oben hinab auf Derek, der sich die Reste vom Rührei geholt hatte und diese schmollend verspeiste und konnte sich nicht entscheiden, ob er ihm lieber eine Kopfnuss verpassen, oder ihn flachlegen wollte.

Bis er diese Entscheidung getroffen hatte, begnügte Stiles sich fürs Erste damit, aus seiner Schmollecke zurückzukehren und die Werwölfe um sich zu versammeln, denn es wurde Zeit, den Anderen zu erzählen, was ihm letzte Nacht eingefallen war.
 

„Vernon Boyd und Erica Reyes?“ Fragte Scott ungläubig.

Peter wollte wissen, wer die zwei wären und Scott berichtete ein wenig. Am Ende seiner Ausführungen schüttelte Peter fassungslos den Kopf:

„Der andere Derek hatte sich also DIESE KLEINE LOSERTRUPPE zusammengestellt, um die Alphas zu besiegen?“

„Hör´ auf Peter!“ forderte Stiles: „Sie sind keine Loser! Sie waren damals Freunde. Dann sind sie gestorben.“

„Und du willst, dass ich sie verwandle, obwohl sie schwach sind?“ fragte Peter ungläubig:

„Sie sind nicht schwach! Jeder kann sterben! Reines Überleben zeichnet dich nicht automatisch als stark aus.“ erwiderte Stiles: „Du könntest dich glücklich schätzen, sie zu deinem Rudel zu zählen!“

„Aber wer sagt, dass sie überhaupt verwandelt werden wollen, bloß weil sie es damals gewollt haben?“ fragte Peter wenig überzeugt.

Scott räusperte sich:

„Ich habe Erica vor ein paar Wochen auf der Straße getroffen. Sie sah übel aus! Sie und Boyd sind jetzt verlobt. Er arbeitet mittlerweile fest angestellt als Hausmeister in der Schule, aber sie selbst hat keinen Job, weil ihre Anfälle nun viel häufiger geworden sind. Sie sagte, wenn es so weiter ginge, würden sie ihr kleines Haus verlieren, denn die Arztrechnungen würden ihnen das Genick brechen. Also ich schätze, wenn sie damals schon bereit für die Verwandlung waren, sind sie es jetzt erst recht.“

Peter runzelte die Stirn:

„Ich muss mir das durch den Kopf gehen lassen!“ erklärte er.

Nicht die Antwort, die Stiles hören wollte, darum rief er übermotiviert:

„Na kommt schon Jungs! Wir bringen die Band wieder zusammen!“

Nur Scott besaß den Anstand, ein kleines Lachen von sich zu geben. Die Hales waren offenbar keine Fans der Blues Brothers.

Stiles warf hilflos die Hände in die Luft, verdrehte die Augen und äußerte sich nicht weiter dazu. Stattdessen sagte er:

„Ich habe übrigens vielleicht eine Idee, wie man Deaton befreien kann. Habt ihr wirklich keine Anhaltspunkte, wo die Alphas ihn versteckt halten?“

Die drei Werwölfe schüttelten die Köpfe.

„Dann werden wir sie ausspionieren!“ bestimmte Stiles:

„Wie stellst du dir das vor? Das ist zu gefährlich!“ schimpfte Derek:

„Keine Sorge? Ich habe einen Plan!“ erklärte Stiles selbstbewusst: „Aber ich muss dazu noch etwas wissen. Wir vier spielen jetzt verstecken, in Ordnung? Ihr schließt die Augen und zählt bis zehn und dann müsst ihr mich suchen!“

„Jetzt hat er den Verstand verloren!“ kommentierte Derek:

„Halt den Mund Hale und spiel´ einfach mit, O.K.!“ forderte Stiles müde.

Derek zog genervt die Augenbrauen zusammen, doch Wunder über Wunder; die drei schlossen nun tatsächlich die Augen und zählten.

Stiles grinste in sich hinein. Dann konzentrierte er sich.

Er hockte sich auf das Sofa und beobachtete Scott, Derek und Peter dabei, wie sie erfolglos jeden Winkel des Lofts absuchten.

Der Tarnkappenzauber wirkte also wie gewünscht, stellte er zufrieden fest. Er war offensichtlich nicht nur unsichtbar, sondern auch nicht mehr zu riechen, oder zu hören.

Zeit, sich ein bisschen zu amüsieren!

Er schlich sich an Derek heran und tippte ihm von hinten auf die Schulter. Als dieser herumwirbelte, war Stiles längst schon wieder woanders. Jetzt war Peter an der Reihe: Stiles kniff ihm in die Wange wie Großmutter Stilinski es immer mit ihm gemacht hatte, als er ein kleiner Junge gewesen war und verbarg sich dann hinter dem Küchentresen:

„Was zum Teufel...“ rief Peter aus.

Stiles stieß ein tonloses Lachen aus, war nun hinter Scott getreten und schlang ihm von hinten die Arme um die Brust. Sein Freund erstarrte zunächst vor Schreck, doch dann lachte er:

„O.K. Stiles, hast du jetzt genug Spaß gehabt?“

Stiles materialisierte sich wieder und bestätigte:

„Yupp! Das war witzig! Und jetzt nutzen wir eure feinen Näschen, ihr findet mir diese Alphas und ich mache dann Abrakadabra, folge ihnen unauffällig und wenn ich Glück habe, führen sie mich irgendwann zu Deaton!“

„Und was machen WIR in der Zwischenzeit, während du deinen Hals riskierst!“ knurrte Derek unzufrieden.

Stiles zuckte mit den Schultern:

„Keine Ahnung? Shopping? Maniküre? Kosmetikerin? Letzteres würde ich insbesondere dir empfehlen, denn seit sie dir dein Lächeln amputiert haben, siehst ein bisschen betagt aus, mein Engel!“

„Wieso provozierst du mich eigentlich in einem Fort, du Penner?“ grollte Derek: „Ich mache mir bloß Sorgen um deine Sicherheit!“
 

Gute Frage!
 

Warum provozierte er Derek ständig?
 

Die naheliegende Antwort war wohl, dass er wütend war; wütend darüber, dass der Mann, den er verdammt nochmal so sehr liebte wie niemanden sonst, an dessen Nähe und Zärtlichkeit er sich gewöhnt hatte, hier in dieser Welt einfach nichts von ihm wissen wollte und ihm bestenfalls so etwas wie brüderliche Sorge zuteil werden ließ. War ihre Liebe, die er für so monumental und Welten umspannend hielt, am Ende gar nicht so etwas Besonderes?

Auch wenn das irrational und dämlich war und Derek weder für seine eigenen Gefühle, noch die Gedanken, die Stiles dazu hatte etwas konnte; Stiles nahm es ihm übel; aber so richtig!!!

Aber all´das konnte Stiles Derek nicht sagen, also murmelte er bloß:

„Nichts Persönliches! Du kennst mich und mein großes Mundwerk.“

Derek zog skeptisch eine Augenbraue hoch und Stiles wechselte rasch das Thema:

„Auf geht`s Jungs. Schnitzeljagd!“ rief er.

Sie versuchten es an Orten, wo die Werwölfe den Alphas bereits häufiger begegnet waren, dennoch dauerte es bis kurz nach Mittag, als sie endlich eine frische Fährte fanden. Sie waren nicht weit vom Eichen-Haus Haus entfernt, als sie in einiger Entfernung die Zwillinge erblickten:

„O.K., ihr könnt jetzt verschwinden, bevor sie euch noch entdecken!“ flüsterte Stiles entschlossen. Keiner der drei Männer sah darüber besonders glücklich aus und Derek sagte:

„Ich lasse dich nicht allein! Zu gefährlich!“

„Ich werde unsichtbar sein; schon vergessen? Solange du nicht einen ähnlichen Trick auf Lager hast, solltest du lieber mit den anderen verschwinden.“ Gab Stiles sanft zurück:

„Aber was, wenn du plötzlich die Kontrolle über den Zauber verlierst und sie dich sehen?“ wollte Derek wissen:

„Für diesen Fall habe ich immer noch meine Steckdosenfingerchen und auch noch ein paar andere Tricks im Ärmel.“ versicherte Stiles: „Vertrau mir! Und wenn ich die Lage gecheckt habe, rufe ich dich an und wir statten der lieben Malia einen weiteren Besuch ab. Zum Dinner sind wir dann wieder zuhause und ich mache euch Porterhouse-Steak! Das wird ein Spaziergang! Ehrlich“ behauptete er.

Peter zog Derek hinter sich her, welcher ihm widerwillig folgte und die drei gingen zum Auto, während Stiles für aller Augen unsichtbar, die Verfolgung der Zwillinge aufnahm.
 

Stiles wusste, dass die beiden auf der Seite des Feindes standen und dennoch konnte er anders: ein Teil von ihm freute sich, sie zu sehen, insbesondere Aiden, der in seiner Welt ja schon lange nicht mehr lebte. Natürlich hatte er nicht vergessen, dass insbesondere dieser etwas grausames und gewissenloses in seinem Wesen hatte, aber dennoch waren sie so etwas wie Freunde gewesen, oder nicht?

Es dauerte nicht lange, ehe die Brüder ein Gebäude betraten und Stiles folgte ihnen in ihrem Windschatten. Sie betraten zu dritt einen Fahrstuhl und fuhren hinauf in den dritten Stock und von dort ging es weiter in ein großes Apartment. Stiles huscht hinter ihnen her, um durch die Tür zu kommen, ehe sie wieder geschlossen wurde. Er hatte offensichtlich die Alpha-Kommandozentrale gefunden, denn hier waren sie alle versammelt. Kali saß auf Ennises Schoß und die beiden knutschten. Stiles drängte ein Würgen zurück. Deucalion saß in einem Sessel, der eigentlich mehr von einem Thron hatte und hielt Hof und dann war da auch noch Danny, der am Boden gehockt hatte und aufgesprungen war, als sein Alpha zur Tür hereingekommen war. Er warf sich Ethan an den Hals und küsste ihn, was dieser eine Weile lang geschehen ließ, bis er ein gemeines Lächeln seines Bruders auffing und Danny beiseite schob, wie ein langweiliges Spielzeug.

Stiles fröstelte bei dieser Szene.

Von Lydia war bislang noch keine einzige rote Haarsträhne zu sehen, also ging Stiles dazu über, die anderen Räume zu inspizieren, bis er vor einer verschlossenen Tür stand. Er linste durch das Schlüsselloch und fand dahinter zwar nicht Lydia, aber dafür den gesuchten Tierarzt. Deaton war in sehr schlechtem Zustand, nach allem, was Stiles von seinem Standort aus sagen konnte. Er suchte den Zimmerschlüssel, doch dummerweise hatten die Alphas ihm nicht den Gefallen getan, diesen ganz einfach offensichtlich irgendwo herumliegen zu lassen, also schaute er weiter um, kehrte zurück in den Saloon, wo die Werwölfe harmonisch beieinander saßen, wie ein große, glückliche, dysfunktionale Familie und da sah Stiles es: Um Deucalions Hals baumelte ein Schlüssel, der genau in jenes Schloss passen könnte.

`So, so´, dachte Stiles, `Deaton zu foltern war also Offenbar Chefsache´.

Mist!

Wie sollte er an das verdammte Ding herankommen, wenn es vor der breiten Brust des gruseligen `Alpha der Alphas´ befestigt war? Stiles wollte sich nicht so leicht geschlagen geben, also trat er nah an den Thron des Großkotzes heran und hatte dabei leider die Rechnung ohne die übernatürlichen Sinne des Blinden gemacht:

„Etwas stimmt hier nicht!“ rief dieser aus und ließ damit alle anderen Alphas alarmiert aufschrecken.

Deucalion blickte mit seinen trüben Augen direkt auf den unsichtbaren Stiles und der Blick folgte ihm auch nich, als der Magier sich vorsichtig entfernte.

Verflucht!

Und was nun!

Ein Ablenkungsmanöver musste her!

Hinten an einer Wand Stand ein zierliches aber großes Regal, auf dem sich Vasen und Figuren aus Glas befanden. ´Hübsch und eigentlich schade drum´ dachte Stiles bei sich, aber er hatte nicht sehr viele Optionen. Er ließ das Regal Kraft seiner Gedanken in sich zusammenstürzen und die Alphas stürzten sich auf den Krach: Alle, außer Deucalion selbst, der nun die Kappe von seinem Taststock abzog, so dass die darunterliegende Klinge zum Vorschein kam. Er holte aus, hieb in die Richtung, in welcher er Stiles ahnte oder vermutete und erwischte ihn an der Brust.

Verdammt, das tat weh. Zeit für den geordneten Rückzug.

Stiles griff in seine Hosentasche und warf Ebereschenasche über Deucalions Kopf, die sich daraufhin in einem geordneten Kreis um ihn herum legte:

„Nimm, dies, du Sack!“ rief Stiles für jeden außer sich selbst unhörbar aus. Sollte er doch zusehen, wie er sich daraus wieder befreite. Dann lief er zur Apartmenttür, verstreute auf dessen Schwelle auch nochmal ein wenig von der Asche und nahm die Beine in die Hand. Er rannte etliche Blocks weit, ehe er sein Handy hervorzog und Derek anrief, ihn abzuholen.
 

Als Stiles in den Camaro stieg, wollte der Werwolf selbstverständlich sofort wissen was passiert sei und wollte die Verletzungen sehen, doch Stiles winkte ab:

„Halb so wild!“ behauptete er: „Ich hab´ jetzt erst mal ein Date mit meiner Ex. Fahr los! Du kannst es dir im Wald anschauen, einverstanden?“

Derek blickte ihn skeptisch an, doch dann startete er den Wagen.
 

Im Beacon Hills Resevat angekommen schnappte Stiles sich seinen Rucksack aus dem Kofferraum, den er am Morgen dort deponiert hatte und marschierte rasch los. Derek verdrehte die Augen, denn er wollte nun endlich wissen, wie tief Stiles Verletzungen wären:

„Beruhige dich!“ forderte Stiles, der dessen Gedanken lesen konnte: „Wenn ich am verbluten wäre, würdest du es schon mitbekommen!“

Er hakte sich bei dem Älteren unter und sie setzten ihren Weg fort.

Stiles strahlte, als sie an der Stelle ankamen, wo sie sich gestern von Malia verabschiedet hatten, denn da hockte sie bereits und wartete auf sie.

Stiles kniete nieder und verzichtet zunächst darauf, das Würstchenglas und die Puppe aus der Taschen zu holen. Er wollte sehen, ob sie mittlerweile auch ohne Bestechungsversuche eine Weile bei ihm blieb. Er kraulte ihr den Kopf und merkte dann, dass die Koyotin ihre Nase zu Stiles Verletzung wandern ließ:

„Siehst du!“ sagte Derek: „Deine Ex will auch wissen, was mit dir ist, also zieh jetzt dein T-Shirt aus, damit wir es uns anschauen können!“

Er zerrte an Stiles Oberteil:

„Ist ja gut! Beruhige dich!“ beschwerte Stiles sich: „Ich mache ja schon!“

Stiles zog sich sein T-Shirt über den Kopf und warf nun erstmals auch selbst einen Blick auf den Schnitt auf seiner Brust:

„Mensch Stiles! Das muss vielleicht genäht werden!“ rief Derek aus.

Stiles schüttelte den Kopf:

„Blödsinn! Es blutet doch fast gar nicht mehr.

Malia drängte wieder ihren Kopf an Stiles heran und dann ließ sie ihre lange rosa Zunge hervorschnellen und leckte Stiles Wunde sauber.

Der auf diese Weise verarztete hätte vor Rührung beinahe geweint, obwohl ein kleines Stimmchen in seinem Kopf in warnte, dass das möglicherweise eine Infektion nach sich ziehen könnte. Schließlich zog Stiles die Schnauze beiseite, legte beide Arme um Malia, kraulte ihr den Kopf und murmelte:

„Danke, meine Süße!“

Dann fischte er doch noch die Belohnungswürstchen aus dem Rucksack und gab sie einzeln an Malia. Heute blieben sie ein wenig länger bei der Koyotin und Stiles redete ruhig auf sie ein, erklärte ihr, dass sie früher mal ein Mädchen gewesen sei, dass sie auf zwei Beinen gelaufen ist, in einem Haus aus Stein gewohnt hatte, in die Schule gegangen ist. Er sagte ihr auch, dass er sich wünschte, dieses Mädchen wiederzusehen und dass er sie vermisste. Malia legte den Kopf schief und lauschte aufmerksam. Dann nahm Stiles die Puppe aus der Tasche und legte sie ihr vor die Pfoten. Sie schnupperte daran und nahm sie in ihr Maul. Stiles war sicher, sie würde damit nun verschwinden und erst sah es auch so aus, als sie sich erhob und ein paar Schritte entfernte, doch dann legte sie die Puppe wieder in Stiles Schoß.

„Du bist wirklich toll heute!“ lobte er sie: „Willst du heute vielleicht mit uns nachhause kommen?“

Stiles erhob sich, stopfte sein blutiges T-Shirt, die Puppe und die leere Dose zurück in seinen Rucksack und wendete sich zum Gehen.

Ebenso wie schon am Vortag folgte Malia ihm und Derek ein paar Schritte, doch dann lief sie davon:

„Wir sehen uns morgen wieder!“ rief Stiles ihr hinterher.

Derek zog seine Lederjacke aus und legte sie Stiles um die Schultern. Dieser konnte nicht anders, als unwillkürlich einzuatmen und den vertrauten Geruch genießen. Er hoffte, Derek hatte es nicht mitbekommen.
 

Zurück beim Auto fischte Derek den Verbandskasten aus dem Kofferraum, desinfizierte Stiles Wunde und schimpfte:

„Du hättest ihr nicht erlauben dürfen, dass sie dich ableckt! Willst du vielleicht krank werden, du kleiner Verrückter?“

„Manchmal muss man sich eben für ein größeres Gut opfern!“ Gab Stiles zurück: „Dass Malia das gemacht hat, beweist, dass ich ihr nicht gleichgültig bin. Pflege und Sorge für ein Rudelmitglied: muss ich dir das wirklich erklären, Struppi?“

„Erstens: Nein, du musst es mir natürlich nicht erklären. Und Zweitens: Gib mir keine Hundenamen! Und jetzt halt still, damit ich dir einen Verband anlegen kann!“
 

Auf dem Rückweg im Auto murmelte Derek:

„Tut mir leid, wie der Tag heute angefangen hat!“ Dann fügte er hinzu: „Du warst richtig gut heute!“

Stiles griff nach Dereks Hand auf der Kupplung und drückte sie kurz:

„Danke!“ erwiderte er schlicht.
 

Sie hielten kurz am Supermarkt, wo Stiles die zu große Jacke von Derek verschloss, damit niemand sah, dass er abgesehen davon nackt war und dann fuhren sie mit den Einkäufen zurück zum Loft, wo Scott und Peter aneinander gekuschelt auf dem Sofa lagen. Natürlich stieg beiden sofort der Geruch des Blutes in die Nase und sie folgte Stiles in die Küche, wo dieser sich auf´s Kochen vorbereitete:

„Hast du was Sauberes zum Anziehen für mich?“ Wollte Stiles von Scott wissen und fügte bedauernd hinzu: „Ich fürchte, dein T-Shirt, dass ich heute anhatte, ist hinüber!“:

„Vergiss das blöde Ding!“schimpfte sein bester Freund: „Was ist mit DIR? Bist du in Ordnung?“

Stiles nickte: „Ich hatte bereits zwei Krankenschwestern, die mich versorgt haben: Malia und Derek!“

Das bedurfte natürlich einer Erklärung.

Stiles bekam etwas zum Anziehen und während er das Dinner herrichtete, berichtete er den drei Werwölfen, wie sein heutiger Tag verlaufen war:

„War klar, dass ausgerechnet bei dem blinden Mistkerl der Tarnkappenzauber nicht richtig wirkt. Aber immerhin wissen wir jetzt, wo die Alphas ihren Stützpunkt haben und dass sie Deaton dort versteckt halten.“ Schloss er seinen Bericht und stellte fest, dass die drei anderen sehr dicht an ihn herangerückt waren. Er wusste natürlich, was das bedeutete, doch hatte er mittlerweile kaum noch genug Platz zum Kochen:

„Liebes Rudel!“ begann er: „Ich habe es überlebt und es geht mir gut und langsam wird die Atemluft ein wenig knapp, also warum setzt ihr euch nicht schon mal an den Tisch und ich komme später mit dem Essen nach, ja?“

Die beiden Hales kamen der Aufforderung widerwillig nach, doch Scott dachte gar nicht daran. Er nahm Stiles Gemüse und Messer aus der Hand und wand sich um ihn, wie ein sehr zutraulicher Oktopus:

„Wenn du nochmal stirbst, dann bringe ich dich um!“ flüsterte er ihm ins Ohr:

„Ich habe nicht die Absicht zu sterben, Bro!“ versicherte Stiles: „Ich will doch bloß, dass euer Leben wieder lebenswert wird. Dafür nehme ich gern ein paar Kratzer in Kauf!“

„Ich hab´ dich sooo lieb!“ Scott Stimme klang dramatisch und verzweifelt, was Stiles ein kleines Lachen entlockte:

„Ich dich doch auch Mann, ehrlich! Aber wenn du mich nicht wieder freigibst, kriegen wir heute nichts mehr auf den Tisch. Krall´ dich doch noch für einen Moment an Peter fest und ich schwöre, nachher bin ich ganz dein und es gibt eine Extraportion brüderliche Liebe!“

Kurz verfestigte Scott die Umarmung noch ein wenig mehr, ehe er Stiles endlich wieder losließ und hinüber zu Derek und Peter ging.
 

Später am Tisch nachdem das Abendessen verzehrt war, blickte Stiles ein wenig zu selbstzufrieden in die satten und glücklichen Gesichter seines Rudels. Er schwor sich in diesem Moment, dass er nicht wieder heimkehren würde, bevor alle drei nicht je mindestens fünf Kilo zugenommen hatten.
 

Als die Zeit zum Schlafen gekommen war und Scott und Peter sich bereits zurückgezogen hatten, ließ Stiles sich wieder einmal auf dem unbequemen Sofa nieder. Seine Verletzung puckerte und schmerzte ein wenig, weswegen er versuchte, sich mit Plänen für die nächsten Tage abzulenken:

„Warum kommst du nicht zu mir ins Bett?“ fragte Derek, der sich mit, vor der Brust verschränkten Armen vor dem Sofa aufgebaut hatte:

„Passt schon!“ erwiderte Stiles: „Du hast mehr als deutlich gemacht, dass das unangenehm für dich ist. Ich schicke dir dafür dann später die Rechnung für den Chiropraktiker!“

Derek kniff die Augen zusammen und stellte fest:

„Du hast Schmerzen!“

„Sie sind auszuhalten!“ beteuerte Stiles:

„Lass mich sehen!“ befahl Derek.

Stiles stöhnte, doch dann zog er artig sein T-Shirt aus und ließ Derek unter den Verband schauen. Er schnupperte und stellte beruhigt fest:

„Es ist nicht infiziert!“

Dann nahm er Stiles Hände in seine und nahm ihm die Schmerzen:

„Besser!“ versicherte Stiles schließlich: „Lass uns jetzt schlafen, O.K.?“

„Komm´ mit rüber!“ verlangte Derek. Stiles schüttelte den Kopf und Derek schimpfte: „Du bist ein verdammter Dickkopf!“

Sie blickten sich eine Weile an und plötzlich war Derek über Stiles, drückte ihn in das Sofa und küsste ihn. Der Jüngere war im ersten Moment total überrumpelt, doch dann legte er die Arme um den Werwolf und erwiderte den Kuss hungrig.

Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und Derek stammelte:

„Verdammt! Was war das denn?“

Strike One

Gute Frage!

Was war das gerade für ein Kuss gewesen?

Stiles blickte Derek erschrocken an und zuckte mit den Schultern.

Sie saßen eine Weile ratlos voreinander und schließlich sagte Derek:

„Komm´ ins Bett!“ Dann wurde er blass und rief aus: „SCHLAFEN! Ich spreche bloß vom schlafen! Is´ klar oder?“

„Is´ klar!“ Murmelte Stiles und folgte dem Werwolf zu seiner Bettstatt.

Sie ließen sich steif und unbehaglich nebeneinander nieder und Stiles erkundigte sich:

„Willst du darüber reden?“

„Nein!“ erwiderte Derek von der anderen Bettseite her grollend:

„Und wenn ich darüber sprechen will?“ Wollte Stiles wissen:

„Dann wird das ein Selbstgespräch!“ lautete die deutliche Antwort.

Stiles seufzte und drehte sich zum Schlafen auf die andere Seite.
 

Derek leckte sich über die Lippen und wurde sich erst da bewusst, dass es ein Versuch war, den Kuss noch einmal zu schmecken.

Verdammt!

Stiles lag wach und lauschte auf Dereks Atemgeräusche. Der Andere war mittlerweile offenbar in einen leichten Schlaf gefallen, doch er war wahnsinnig unruhig. Er wälzte sich hin und her, seufzte und knurrte. Das ging so über Stunden und Stiles warf einen Blick aus dem großen Fenster über dem Bett. Der riesige, silbrige Vollmond schien ihm ins Gesicht.

Und plötzlich wurde das Knurren an Stiles Seite lauter und die Bewegungen lebhafter. Stiles drehte sich um und erschrak beinahe zu Tode: Im Schlaf hatte Derek sich vollständig verwandelt und nun stand ein riesiger Wolf über ihm, knurrte und bleckte die Zähne. Stiles Augen waren ängstlich aufgerissen und er bot seine Kehle als Zeichen der Unterwerfung dar, weil er hoffte, damit die Beißhemmung in dem Wolf auszulösen:

„Bitte Derek!“ flüsterte er: „Du willst mir nichts tun. Ich bin es, Stiles!“

Sehr, sehr vorsichtig streckte Stiles sein Hand nach dem Wolfskopf aus und murmelte:

„Bitte tu mir nicht weh, mein Großer, ja? Komm zurück zu mir Derek, bitte!“

Er streichelte sanft die Stirn und die Ohren des Wolfes und dieser beruhigte sich ein wenig:

„Verwandle dich! Bitte! Verwandle dich für mich!“ flehte Stiles furchtsam.

Und das tat Derek dann auch. Plötzlich war es wieder der Mann, der in seinem zerrissenen Pyjama über Stiles kauerte und entsetzt auf ihn hinabblickte. Und mit einem Satz war Derek in der Dunkelheit des Lofts verschwunden. Stiles knipste eine kleine Lampe an und machte sich auf die Suche nach ihm.
 

Er fand Derek zitternd und klatschnass geschwitzt neben der Tür des Lofts in einer Ecke zusammengekauert.

Stiles ging vor ihm in die Hocke und streckte eine Hand nach ihm aus:

„Verschwinde Stiles.“ knurrte Derek: „Es ist nicht sicher!“

„Unsinn, Kumpel!“ flüsterte Stiles: „Es ist wieder gut! Du hast dich zurückverwandelt. Du hast mir nicht wehgetan. Und jetzt komm wieder ins Bett, ja?“

Immer noch bebend schüttelte Derek heftig mit dem Kopf.

Stiles hockte sich dicht neben ihn und schmiegte sich an ihn:

„Geh´ weg!“ forderte der Werwolf gequält:

„Das glaubst du doch selbst nicht, dass ich dich in diesem Zustand allein lasse, mein Herz!“ entgegnete Stiles, der damit begonnen hatte, Derek über das Haar und die Schultern zu streicheln.

Sie hockten eine ganze Weile so da, ehe Stiles fragte:

„Sag´mal, können wir jetzt vielleicht ENDLICH wieder ins Bett gehen? Mir wird langsam wirklich kalt!“
 

Er erhob sich, ergriff Dereks Hand und zog in hinter sich her, zu dessen Schlafstätte. Er nahm einen neuen Pyjama aus dem Kleiderschrank, half Derek aus den Fetzen und zog ihm behutsam die frischen Sachen über. Dann kroch er ins Bett, zog Derek zu sich heran und bettete dessen Kopf auf seiner Brust. Der Werwolf ließ all´ das passiv über sich ergehen:

„Ich wollte das nicht!“ murmelte Derek kleinlaut:

„Weiß ich doch, mein Großer!“ gab Stiles beruhigend zurück:

„Ich habe Angst, dass es wieder geschieht!“ fügte der Werwolf leise hinzu:

„Das wird es nicht!“ versprach Stiles: „Hör einfach auf meinen Herzschlag. Der andere Derek sagt, das würde ihn beruhigen. Und nun versuch, noch ein bisschen zu schlafen, tust du das für mich?“ Stiles ging sanft und gleichmäßig mit den Fingern durch Dereks Haar: „Es ist alles gut!“ versicherte er: „Es waren nur der Mond und der Kuss. Das hat dich verwirrt. Jetzt ist wieder alles in Ordnung! Ich passe auf dich auf; versprochen!“

Derek antwortete nicht. Er versuchte aber auch nicht von Stiles abzurücken, oder sich aus dessen Umarmung zu befreien. Er zitterte immer noch ein wenig und so fuhr Stiles damit fort, ihm das Haar zu streicheln, bis Derek wieder eingeschlafen war und endlich auch Stiles sich traute, sich in Morpheus Hände zu begeben.
 

Als er die Augen wieder öffnete, war bereits helllichter Tag. Sein erster Blick fiel auf die Uhr auf dem Nachttisch: zwanzig nach acht.

Er drehte sich um und da war Derek und hatte zwei Becher in der Hand, von denen er ihm einen am lang ausgestreckten Arm herüberreichte:

„Ich wusste nicht, wie du ihn trinkst.“ murmelte der Werwolf kleinlaut:

„Schwarz ist super!“ gab Stiles strahlend zurück: „Aber ich dachte, ICH hätte versprochen DEIN kleiner Kaffeesklave zu sein.“

Derek verzog keine Miene und erwiderte finster:

„Wie kannst du so munter sein und Scherze machen? Ich hätte dich letzte Nacht beinahe gefressen!“

„Also bitte Derek! Du übertreibst doch total! Du hast mir einen kleinen Schrecken eingejagt, aber mir abgesehen davon kein Haar gekrümmt!“ gab Stiles bestimmt zurück:

„Ich hatte mich überhaupt nicht unter Kontrolle! Es hätte sonst was passieren können! Wenn du nicht so gut reagiert hättest, wäre die ganze Sache sicher anders ausgegangen.“ erklärte Derek bedrückt:

Stiles schüttelte mit dem Kopf:

„Ich weiß, für dich ist er neu, Derek, aber ich kenne deinen Wolf. Er ist ein großartiger Bursche und wir zwei vertragen uns gut. Du musst ihn wirklich nicht fürchten. Du musst bloß lernen, ihn zu lenken, O.K.? Und außerdem: Gratuliere zur gelungenen Verwandlung!“

Derek zuckte mit den Schultern.

Stiles wollte ihn umarmen, doch dann hielt er sich selbst zurück und bat zunächst um Erlaubnis:

„Darf ich?“

Derek nickte und Stiles umfasste den Anderen sehr sanft; legte eine Hand auf dessen Rücken und die andere platzierte er Schutz spendend in dessen Nacken.
 

„Gestern haben sie sich noch gehasst und jetzt überraschen wir sie beim Vorspiel!“ spottete eine böse Stimme im Hintergrund und Derek riss sich ruckartig von Stiles los:

„Kannst du nicht einmal dein blödes, vorlautes Maul halten, Peter?“ keifte Stiles böse: „Warum verpisst du dich nicht einfach?“

Scott an Peters Seite zuckte bei den Worten zusammen, Peter hingegen zuckte lediglich gleichgültig mit der Schulter:

„Was ist denn mit meinem Neffen? Probleme beim Vollzug? Hast du ihm verständnisvoll versichert, dass es halb so wild ist und ihr es später noch einmal probieren könnt?“

Scott stieß seinem Freund den Ellenbogen in die Rippen, Derek knurrte und Stiles, der sich mittlerweile erhoben hatte, rempelte Peter auf dem Weg in die Küche mit einem bösen Seitenblick an, ohne sich zu einem weiteren Kommentar hinreißen zu lassen.
 

Nach und nach folgten ihm die Werwölfe und man schwieg sich über die Cornflakes hinweg an. Stiles war nicht entgangen, dass sich Derek so weit entfernt wie möglich von ihm platziert hatte.

Schließlich brach Stiles das Schweigen und erklärte, was er für heute geplant hatte:

„Ich werde zu Deaton hineingehen und checken wie es ihm geht. Es ist nur ein bisschen heikel, denn das was ich vorhabe, habe ich erst ein einziges Mal gemacht und dann...na ja, dann war ich hier bei euch!“

Scott runzelte die Stirn:

„Dann solltest du es nicht versuchen; was auch immer du vorhast. Wer weiß, wohin es dich dann wieder verschlägt!“ meinte er besorgt:

„Schlimmer kann´s doch nicht werden. Ich bin doch schon in meinem persönlichen Alptraum gelandet!“ Erwiderte Stiles mit dem Versuch eines Lächelns und fügte dann hinzu: „Nein, im Ernst: Ich glaube mittlerweile immer weniger, dass es nur ein Unfall war, dass ich nun hier bei euch bin. Ich glaube...ich weiß nicht...ihr habt mich irgendwie hier herbestellt, oder so?“ Stiles blickte in zweifelnde Gesichter, also fuhr er fort: „Wie dem auch sei: Wer möchte heute mein `Back up´ sein?“

„Ich kann nicht.“ verkündete Peter: „Ich habe heute Vormittag eigene Pläne.“ Stiles blickte ihn gespannt an und so ließ der Alpha sich nicht lange bitten: „Ich werde Vorstellungsgespräche mit ein paar Losern führen.“

Stiles grinste und küsste ihn sogar auf die Wange:

„Danke! Dafür verzeihe ich dir sogar, dass du so ein blöder Penner bist!“ an Scott gerichtet bat er: „Gehst du mit ihm, damit der Typ es nicht vergeigt?“ Scott nickte grinsend und Peter klagte beleidigt: „Besten Dank für dein Vertrauen, Merlin!“

Stiles zuckte mit den Schultern und fragte Derek:

„Willst du dann mein Wachhund sein?“

„Wenn du es anders formulierst, dann vielleicht!“ erwiderte der Angesprochene grollend:

„Also abgemacht!“ sagte Stiles und versprach noch: „Und mittags treffen wir uns wieder hier und es gibt Lasagne!“
 

Im Wagen sagte Derek kein Wort und heftete seinen Blick stur auf die Straße. Irgendwann wurde es Stiles zu blöd und er fragte:

„Sprichst du nicht mehr mit mir?“

„Worüber willst du reden?“ bellte Derek: „Politik, Sport, Kultur, das Wetter?“

„Oder vielleicht etwas Naheliegenderes, wie die Ereignisse der letzten Nacht?“ schnappte Stiles.

Derek schüttelte den Kopf, doch Stiles ignorierte es und fuhr fort:

„Immerhin warst DU derjenige der MICH geküsst hat! Was war das Derek?“

„Ich erkläre es mir so, dass du irgendeinen Zauber über mich ausgesprochen hast.“ erwiderte Derek kühl:

„Du Arsch! Halt sofort den Wagen an und lass´ mich aussteigen!“

Wiederum ein Kopfschütteln von Derek:

„Deine Borderline-Soziopathischen Allüren sind nicht so attraktiv, wie du vielleicht denkst, Kumpel!“ pöbelte Stiles, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen: „Wieso bist du so zu mir? Ich hab´ dir doch nichts getan, oder? Ich weiß einfach nicht, woran ich mit dir bin: in einem Moment bist du lieb, sorgst dich um mich und dann wieder tust du so, als würdest du mich hassen! Was soll das, Mann?“

Und jetzt war es soweit und Stiles wischte sich mit dem Ärmel über die Augen.

Nun brachte Derek den Wagen wirklich zum Stehen:

„Sorry!“ murmelte er und streckte die Hand nach Stiles Arm aus, den dieser ihm jedoch sofort entzog:

„Ich bin einfach durcheinander!“ fügte Derek kleinlaut hinzu.

Stiles warf einen skeptischen Seitenblick auf den Fahrersitz. Dann nickte er und straffte seine Schultern:

„O.K., vergessen wir es einfach! Lass uns tun, wofür wir hergekommen sind!“
 

Sie fuhren das letzte Stück bis kurz vor das Gebäude, in welchem die Alphas ihr Domizil hatten und parkten ein wenig verborgen. Stiles brauchte noch einen Moment, um die emotionale Kontrolle wiederzuerlangen und dann stiegen sie aus:

Sie versteckten sich hinter einem Müllcontainer vor dem Haus:

„Und wozu brauchst du mich nun?“ Wollte Derek wissen.

Stiles zeigte auf das Gebäude:

„Diese Fensterfront gehört zum Apartment der Alphas. Das Fenster mit den vorgezogenen Vorhängen ist Deatons Gefängnis. Könntest du deine Spinnensinne aktivieren und schauen, wer zuhause ist.“

Derek blickte ihn verständnislos an:

„Ach richtig: Popkulturreferenzen verstehst du ja nie! Also mit anderen Worten: Sperr´ deine Lauscher auf!“

Derek nickte und konzentrierte sich:

„Deaton ist immer noch da. Er ist allein Zimmer. Die Zwillinge sind in einem großen Raum nebenan, gemeinsam mit Danny und Lydia. Alle anderen Vögel sind ausgeflogen.“ verkündete er.

„Das ist gut. Wartest du hier auf mich? Aber lass´ dich bloß nicht erwischen!“

„Werd´ ich nicht!“ erwiderte Derek: „Aber erklärst du mir jetzt vielleicht mal, was du vorhast?“

„Teleportation!“ erklärte Stiles knapp und schloss die Augen.

Er machte einige tiefe Atemzüge, dann visualisierte er die Tür, vor der er gestern gestanden hatte und stellte sich vor, wie er hindurch schritt. Der Boden unter ihm schien sich zu bewegen und einen Moment lang wurde ihm kotzübel, doch als er dir Augen wieder öffnete, stellte er zufrieden fest, dass er sein Ziel erreicht hatte: Deaton, gefesselt an einen Stuhl, blickte ihn mit großen Augen an und Stiles hielt sich den Zeigefinger an die Lippen. Er hatte sich etwas überlegt, damit die feinen Ohren nebenan sie nicht hören könnten, doch es war etwas Neues; nichts, was er von seinem Deaton gelernt hätte und er hatte keine Ahnung, ob es funktionieren würde. Es war eine Art Weiterentwicklung des Tarnkappenzaubers, wobei es hier darum ging, lediglich Gerüche und Geräusche zu verbergen. Und gerade fragte er sich ärgerlich, warum er das nicht vorher einmal ausprobiert hatte.

Er wurde wohl langsam ein wenig übermütig!

Nein eigentlich wusste er, was los war: Die Sache mit Derek hatte ihn verwirrt und das machte ihn unvorsichtig.

Verdammt!

Stiles legte das Dämpfungsfeld über sich und Deaton und hoffte das Beste:

„Hey Doc! Wie geht` s?“ fragte er, mit ängstlichem Blick auf die Tür. Nichts geschah, also hatte es scheinbar funktioniert:

„Du bist tot!“ sagte der Tierarzt mit kratziger Stimme. Dann schüttelte er den Kopf: „Nein falsch, das ist es nicht!“sinnierte er: „Du gehörst gar nicht hier her.“ Er grinste: „Du bist es und du bist endlich da! Du bist der, der Deucalion solch eine Angst einjagt.“

„Er weiß, dass ich hier bin?“ fragte Stiles unsicher.

Deaton schüttelte den Kopf:

„Er weiß nicht, dass du es bist. Er weiß lediglich, dass jemand kommen wird, der die Spielregeln verändert und das passt ihm ganz und gar nicht. Darum hat er mich gefangen genommen. Er erwartet, dass ich ihm helfe, dich zu besiegen!“ Stiles betrachtete den Druiden misstrauisch, doch der beeilte sich zu versichern: „Keine Sorge! Wenn ich das vorhätte, dann wäre ich nicht so lädiert.“

Stiles betrachtete das Gesicht des Doppelgängers seines Lehrers. Überall wies die braune Haut dunkle Verfärbungen auf, wo Deucalion ihn geschlagen hatte:

„Tut mir leid, dass sie wegen mir leiden müssen Doc. Was kann ich tun? Ich könnte jetzt versuchen, sie hier rauszuholen, wenn sie wollen?“

Deaton schüttelte den Kopf:

„Wenn ich verschwinden würde, dann hätten deine Wölfe und du keine ruhige Minute mehr und du hast noch einen Haufen Arbeit vor dir, nehme ich an, Stiles. Ich halte noch eine Weile durch, aber selbst wenn nicht: Es gibt Wichtigeres, als meine Sicherheit. Diese Alphas müssen aufgehalten werden, ehe sie die ganze Stadt übernehmen.“

„Können sie mir vielleicht irgendetwas sagen, was mir hilft?“ Wollte Stiles wissen: „Wie stehen die Alphas zueinander?Gibt es irgendwelche Unstimmigkeiten, die wir ausnutzen können?“

Deaton nickte:

„Kali ist schwanger und vielleicht sind Ennis und sie da ja weniger geneigt, ihr Leben für Deucalions Machtspielchen zu riskieren. Und dann ist da noch Ethan. Er hat mehr Angst vor seinem Bruder als vor seinem Über-Alpha und ich glaube manchmal, er würde sich am liebsten seinen Gefährten nehmen und verschwinden, aber er traut sich nicht!“

Stiles nickte:

„Gut zu wissen, Doc!“ erwiderte Stiles. Dann wollte er wissen: „Gibt es denn gar nichts, was ich für sie tun kann?“

„Tritt Deucalion kräftig für mich in den Arsch!“ gab der Tierarzt scharf zurück.

Es war sehr ungewohnt, ihn solche Worte benutzen zu hören. Daran konnte Stiles sehen, dass der Mann unter seiner gewohnt ruhigen Fassade eine verdammte Wut auf das hatte, was ihm zugestoßen war: „Und tu´ mir einen Gefallen und unterschätze die Alphas nicht!“ warnte Deaton und fügte mit einem kleinen Schmunzeln hinzu: „Ein paar nette Tricks hast du auf Lager, Junge! Und dass mit der Ebereschenasche hat Deucalion gestern für Stunden festgesetzt. Erst als Lydia nachhause kam, konnte er wieder befreit werden. Die Wölfe waren stinksauer!“

„Ich hatte einen guten Lehrer!“ erklärte Stiles und gab das Lächeln zurück: „Ich komme wieder, wenn ich kann. Können sie mich rufen, wenn sie mich brauchen? Wissen sie, wie das geht?“

Deaton nickte und Stiles verabschiedete sich schweren Herzens.
 

Derek zuckte zusammen, als Stiles unerwartet wieder an seiner Seite auftauchte.

Wieder war dem Magier schwindelig und es drehte sich ihm der Magen um, doch diesmal konnte er nicht an sich halten und er erbrach sich auf den Asphalt:

„Alles in Ordnung bei dir?“ Wollte Derek wissen.

Stiles holte einige Male tief Luft, ehe er erwiderte:

„Ja, geht schon. Es war ein unruhiger Flug. Lass´ uns verschwinden, ehe Daddy heimkommt!“

Als sie wieder im Wagen auf dem Heimweg waren, fragte Stiles, einem Impuls folgend:

„Können wir kurz am Friedhof Halt machen?“

Derek schenkte Stiles einen zweifelnden Blick, doch er kam seiner Bitte nach.

Wie Stiles erwartet hatte, war sein Grab direkt neben dem seiner Mutter. Beide Grabstellen waren ungepflegt und weil ihm das aus irgendeinem Grund etwas ausmachte, begann er als erstes, das Unkraut auszureißen. Als er einigermaßen zufrieden mit seinem Werk war, betrachtete Stiles den Grabstein mit seinem Namen darauf und die kurze Spanne von Jahren, die da in den Granit gemeißelt war, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Wahrscheinlich führte einem nichts die eigene Sterblichkeit so deutlich vor Augen, wie ein Besuch am eigenen Grab, dachte Stiles bei sich. Aber es gab wohl auch nicht allzu viele Leute, die diese Erfahrung schon einmal gemacht hatten:

„Warst du eigentlich auf meiner Beerdigung?“ wollte Stiles unvermittelt von Derek wissen:

„Nein!“ die einsilbige Antwort in Stiles Rücken war wie ein Messer, doch dann fügte Derek sehr leise hinzu: „Ich konnte es nicht! Ich habe schon zu viele Personen begraben. Es wäre dadurch so...real geworden!“

Die Erkenntnis traf Stiles wie ein Schlag: Er wusste plötzlich, warum sich Derek ihm gegenüber so merkwürdig und abweisend verhielt:

„Lass´ uns von hier verschwinden!“ sagte er und nahm Derek bei der Hand.
 

Als die dampfende Lasagne auf dem Tisch stand, wollte Stiles wissen:

„Wie geht es Isaak?“

„Ich habe einen Deal mit ihm!“ Erwiderte Peter: „Wir werden morgen seinem Vater einen Besuch abstatten und ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten. Beinahe hoffe ich, dass der Dreckskerl sich weigert. Ich habe große Lust, ein paar Knochen zu brechen und ihm wehzutun! Ich weiß tausend Wege, wie man das Macht, ohne dass es auf den ersten Blick zu sehen ist!“

Stiles grinste. Scheinbar hatte der Anblick des verzweifelten Isaak Peters Schneeköniginnenherz zum Schmelzen gebracht.

So gefiel ihm das!

„Und was ist mit Boyd und Erica?“

„Sie leben jetzt in einem Motel.“ erklärte Scott: „Als wir ihnen gesagt haben, was wir anzubieten haben, wollte Boyd uns erst rausschmeißen. Dann hat Peter sich verwandelt und ich dachte, Boyds Herz würde vor Schreck stehenbleiben. Wir werden ihnen in ein paar Tagen wieder einen Besuch abstatten. Ich denke, Erica will es auf jeden Fall. Boyd ist misstrauisch und fragt sich, wo der Haken bei der Sache ist.“

„Der Haken ist die Lebensgefahr, in die sie sich begeben würden!“ erwiderte Stiles, dem der Tod der beiden noch allzu lebhaft vor Augen stand: „Das müssen sie wissen, ehe sie sich darauf einlassen. Versprecht mit, dass ihr ihnen das nicht vorenthaltet, ja?“
 

Nach dem Essen machte sich Stiles wieder einmal auf den Weg zu seinem Besuch bei Malia und er wurde dabei erneut von Derek begleitet. Er hatte heute für sie die Reste der Lasagne eingepackt und war gespannt, wie ihr diese schmecken würden. Wie auch gestern schon, wartete die Koyotin bereits auf sie und als sie sie kommen sah, lief sie ihnen sogar in ausgelassenen Sprüngen entgegen. Da ahnte Stiles, wie einsam das Leben für Malia in den letzten Jahren gewesen sein musste und wie groß ihre Sehnsucht war, endlich zu einem Rudel zu gehören. Als sie ihn erreicht hatte, sprang die Koyotin an Stiles hoch und schleckte ihm über das Gesicht:

„Uagh! Ich freue mich ja auch, dich zu sehen!“ verkündete er: „Aber das muss doch jetzt nun wirklich nicht sein.“

Er ging vor ihr in die Knie, holte das Nudelgericht aus dem Rucksack, stellte es vor sie hin und schaute ihr zufrieden dabei zu, wie sie es verspeiste:

„Sie hat Pasta immer schon geliebt!“ verkündete Stiles über seine Schulter hinweg an Derek gerichtet und stellte dann verwundert fest, dass dieser mittlerweile nackt war:

„Upps...“ murmelte er verlegen und erkundigte sich dann: „Was wird DAS denn jetzt?“

„Na das, was du dir gewünscht hast!“ gab Derek zurück und verwandelte sich.
 

Malia zog sich unsicher ein wenig zurück, als sie den riesigen schwarzen Wolf erblickte. Derek trat zunächst auf Stiles zu und schleckte ihm ein paar Mal über das Gesicht:

„Sehr Witzig Hale!“ schimpfte Stiles mit einem kleinen Grinsen und bildete sich ein, der Wolf würde ihn ebenfalls anlächeln: „Was habe ich denn gerade gesagt? Ich hasse das, wenn ihr Vierbeiner das tut!“ Er schob die ungezogene Schnauze beiseite und fügte hinzu: „Geh´ und spiel´ mit deiner Cousine!“

Der Wolfs-Derek war viel gehorsamer, als die Standardausführung und tat wie ihm geheißen. Vorsichtig machte er ein paar Schritte auf Malia zu. Die Koyotin klemmte den Schwanz zwischen die Beine und senkte den Kopf:

„Es ist O.K.!“ versicherte Stiles und kraulte Dereks Kopf: „Er tut dir nichts!“

Derek wagte sich näher an Malia heran und diese ließ es nun zu. Sie schauten einander einen Augenblick lang an und dann begannen sie, die haarigen Köpfe zusammenzustecken und sich zu beschnüffeln. Stiles lächelte zufrieden.

Nachdem die beiden Vierbeiner sich ausreichend miteinander bekannt gemacht hatten, beschlossen sie wohl, einen kleinen Ausflug machen zu wollen. Seite an Seite sprangen sie in den Wald und überließen Stiles einfach sich selbst.

Dieser legte sich auf ein sonnenbeschienenes Fleckchen Gras und wartete dort auf ihre Rückkehr.
 

Er war ein wenig eingedöst, als ihn ein ausgelassenes Kläffen wieder weckte. Stiles blickte auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass die zwei ihn beinahe eine Stunde allein gelassen hatten. `Tja, die Zeit vergeht eben wie im Flug, wenn man Spaß hat!´ dachte Stiles zufrieden. Und wie zur Bestätigung seiner Annahme verwandelte Derek sich in diesem Moment zurück, hatte ein Lächeln auf den Lippen, dass die Sonne in den Schatten stellte und etwas griff bei dem Anblick nach Stiles Herzen:

„Sag´ ich doch, Mann! Du liebst es ein Wolf zu sein.“ rief er strahlend aus.

Derek zog sich wieder an:

„Es ist unbeschreiblich!“

In diesem Ausruf lag eine unglaubliche Aufrichtigkeit.
 

Strike!
 

Und nun passierte auch das, was sich Stiles erhofft hatte: Malia verwandelte sich ebenfalls, lag nun nackt, schmutzig und mit zerzaustem Haar am Boden und blickte unsicher zu den beiden Männern auf:

„Mommy? Daddy?“ fragte sie und ihre Stimme war brüchig, weil sie sie jahrelang nicht benutzt hatte.

Stiles setzte sich zu ihr und sagte bedauernd:

„Deine Mom ist leider nicht mehr hier, Süße. Aber dein Dad, dein richtiger Dad ist noch da. Willst du heute mit uns kommen und ihn kennenlernen?“

Er zog sich seine Jeansjacke aus und legte sie Malia um die Schultern, weil sie ohne ihr Fell zu frieren schien. Er half ihr auf und es schien, als müsse die junge Frau sich erst einmal wieder daran gewöhnen, auf zwei Beinen zu stehen. Sie schwankte ein wenig.

Stiles legte ihr einen Arm um die Taille und versicherte:

„Keine Sorge. Ich hab Dich!“
 

Vor dem Auto wich Malia im ersten Moment zurück. Sicherlich wurden in ihr Erinnerungen daran wach, wie sie ihre Familie verloren hatte:

„Ich weiß, mein Liebes. Du hast Angst. Aber dir kann gar nichts passieren!“ Stiles festigte den Griff an Malias Hüfte. Er berührte das Auto, um zu zeigen, dass es ihr nicht wehtun wollte: „Siehst du? Ungefährlich!“ versprach er.

Derek musterte die beiden skeptisch. Dann öffnete er die Hintertür.

Sehr behutsam führte Stiles die Werkoyotin zum Wagen, stieg selbst ein, öffnete die Arme und machte beruhigende Laute, damit sie ihm folgte. Sie schüttelte den Kopf.

„Na, komm schon Süße! Du willst doch nicht allein hier bleiben, oder?“ fragte Stiles: „Wir fahren jetzt nachhause!“

Sehr zögerlich kletterte Malia zu ihm auf die Rückbank und rollte sich dort zusammen, den Kopf in Stiles Schoß gebettet:

„Das hast du toll gemacht!“ lobte er sie.

Als Derek die Wagentür zuschlug, zuckte Malia zusammen, doch sie ließ sich von Stiles, der ihr wirres Haar streichelte wieder beruhigend.

Als Derek den Wagen startete schaute Malia noch einmal verstört aus dem Fenster, doch dann legte sie sich wieder hin und schlief ein.
 

Derek wurde bei einem Zwischenstopp von Stiles mit einer Einkaufsliste in den Supermarkt geschickt. Heute würde es Wild geben, hatte dieser beschlossen, sozusagen Hausmannskost für Malia, um den Kulturschock für sie möglichst gering zu halten.

Derek kam mit dem Gewünschten zurück und auch mit einer billigen Sporthose für Malia:

„Wenn wir mit einer halbnackten Frau in diesem Zustand vom Parkplatz zu Haus wollen, haben wir doch sofort die Cops auf dem Hals!“ begründete er seinen Kauf. Stiles nickte.
 

Zurück im Loft staunten Scott und Peter über den unerwarteten Besuch:

„Das ist deine Tochter Malia, wenn sie nicht gerade auf vier Pfoten unterwegs ist!“ stellte Stiles die junge Frau vor: „Würdet ihr sie vielleicht mit Wasser, Seife und Kamm bekannt machen, während ich für das Abendessen sorge?“

Stiles wollte in die Küche verschwinden, doch Malia folgte ihm:

„Derek?“ rief er genervt:

„Ich mache schon!“ erwiderte dieser: „Na, komm Cousine! Zeit, die Flöhe loszuwerden!“ Malia knurrte ein wenig, doch Derek ließ sich nicht beirren: „Na los! Duschen wird dir gefallen. Es ist wie Regen, nur wärmer.“

Er führte Malia hinüber ins Bad.
 

Eine halbe Stunde später war der Hirschbraten im Ofen und erfüllte die Luft mit seinem Duft und Malia kehrte aus dem Bad zurück: tropfnass, im Kampf mit einem Kamm und ihrer wüsten Mähne und splitterfasernackt. Sie störte sich kein Stück daran, dass vier Männer um sie herum sie verblüfft anschauten; warum sollte sie auch, schließlich hatte sie elf Jahre lang keine Kleider gebraucht:

„Würdest du deinen Kleiderschrank auch noch mit einer weiteren Person teilen?“ Wollte Stiles von Scott wissen.

Es war wohl eine Weile her, dass sein bester Freund ein nacktes Mädchen gesehen hatte und wie es schien, hatte er den Geschmack daran nicht verloren, denn er reagierte nicht gleich:

„Sie ist meine Tochter!“ grollte Peter böse.

Scott blickte ein kleines bisschen schuldbewusst zu seinem Liebhaber auf und trabte nun artig in ihr Schlafzimmer, um Jeans, Pullover, Socken und Boxershorts für Malia zu besorgen.

Stiles übernahm von hier, erinnerte Malia daran, wie man Kleidung anzog und half ihr im Anschluss noch dabei, ihr Haar zu entwirren.
 

Später beim Essen benutzte Malia die Hände und schlang, als würde sie befürchten, dass man ihr etwas wegnehmen wollte und Peter knurrte angewidert:

„Wahrscheinlich würde wir der Kleinen einen Gefallen tun, wenn wir ihr einen Napf an die Erde stellen, wie?“

Stiles schüttelte den Kopf, hockte sich neben die junge Frau und zeigte ihr behutsam, welche Bewandtnis es mit dem Besteck neben ihrem Teller hatte. Es wirkte nicht unbedingt anmutig, doch Malia war durchaus lernwillig.
 

„Wo soll sie schlafen?“ erkundigte sich Derek missmutig später am Abend, doch Malia nahm ihnen die Entscheidung ab, indem sie sich auf dem Sofa zusammenrollte. Stiles brachte ihr noch eine Decke, legte ihr ihre Puppe in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.

Nun war er jedoch unschlüssig, wo er nun selbst die Nacht verbringen sollte:

„Soll ich bei Peter klopfen und auf sein unsittliches Angebot von vor ein paar Tagen eingehen?“ fragte er Derek mit gesenktem Kopf.

Der Werwolf schenkte ihm ein schiefes Lächeln und erwiderte:

„Damit ich dann sogar schon zwei Jungs dabei zuhören muss, wie sie den Namen meines Onkels stöhnen? Ich glaube, eher nehme ich mir einen Strick!“

Stiles schüttelte sich ein wenig bei der Vorstellung und fasste Dereks Worte als Einladung auf, ihm zu folgen.
 

Als sie nebeneinander im Bett lagen, wollte Derek wissen:

„Hast du meinen Doppelgänger schon einmal geküsst?“

„Yupp!“ bestätigte Stiles mit einem kleinen Grinsen:

„Heißt dass, das du Sein bist?“ fragte Derek weiter:

„Das hätte er sicherlich gern, dass ich das so sehen würde!“ gab Stiles zurück: „Aber Nein: wir führen eine moderne, menschliche Beziehung, in der jeder sich selbst gehört!“

„Verstehe!“ erwiderte Derek und scheinbar hatte sich das Thema für ihn damit vorerst erschöpft.
 

Eine Stunde später, alle anderen schliefen bereits, lagen Derek und Stiles immer noch wach nebeneinander und ohne Vorwarnung rollte sich der Ältere plötzlich auf den Jüngeren und küsste ihn.

Stiles jedoch löste seine Lippen recht bald wieder von denen des Werwolfs, um zu sagen:

„Damit das Eine klar ist: Das hier ist DEINE Entscheidung! Blöde Ausreden wie Magie gelten nicht, klar!“ Im Mondlicht konnte er sehen, dass der Werwolf über ihm nickte: „Und nur Küssen, mehr nicht!“ bestimmte Stiles.

Derek nickte erneut und senkte den Kopf, um Stiles Lippen wieder mit den seinen zu verschließen.

Stiles zog ihn eng an sich, krallte sich in sein Pyjamaoberteil, ließ seine Zunge ein und musste schnell feststellen, dass die Regel, die er selbst aufgestellt hatte, gar nicht so leicht einzuhalten war.

Magnetismus

„Weinst du Stiles?“

Derek saß noch immer auf seiner Hüfte und blickte verstört auf ihn hinab: „Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich dir weh getan?“

Stiles rieb sich die Augen mit seinen Handrücken trocken und holte tief Luft:

„ICH tue DIR weh!“ murmelte er: „Also vielleicht nicht dir, aber dem Anderen.“ Stiles schüttelte widerwillig den Kopf: „Nein! Wenn ich so recht darüber nachdenke, auch dir! Dir vielleicht sogar noch mehr. Ich bin so ein unglaublicher Riesenarsch! Verdammt! Ich hasse mich!“

„Hey! Hör auf damit!“ forderte Derek: „Wir haben doch gar nichts gemacht; bloß ein bisschen geknutscht.“

„Würdest du das auch so sehen, wenn du ER wärst?“ wollte Stiles wissen.
 

Derek schwieg.
 

„Danke! Das reicht mir schon als Antwort!“ fügte Stiles geknickt hinzu.

Der Werwolf stieg von ihm herunter und wollte wissen:

„Und was machen wir jetzt?“

Stiles zuckte mit den Schultern:

„Ich habe keinen Schimmer!“ gab er zurück.
 

Sie saßen einander im Bett gegenüber und irgendwann sagte Derek in die Stille hinein:

„Ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas einmal tun würde?“

Stiles legte den Kopf schief und wollte wissen:

„Wovon sprichst du? Davon einen Mann zu küssen?“

Derek rückte nah an ihn heran und flüsterte:

„Ich will dich nicht einfach nur küssen Stiles. Ich will…!“

Er schluckte hart und etwas in dem Werwolf kämpfte darum ausgesprochen zu werden, bis er schließlich hervorbrachte: „Verdammt! Ich schäme mich zu sagen, WAS ich alles mit dir anstellen will!“

Stiles gingen diese Worte und die stöhnende, verzweifelte Art, auf die sie vorgetragen wurden, direkt unter die Haut. Er lehnte seine Stirn an die des Werwolfs und nahm dessen Gesicht in seine Hände:

„Lass´ uns schlafen!“ bat er und wusste gleichzeitig haargenau, dass nur die Tatsache, dass Malia bei ihnen im Raum schlief und Peter und Scott im Nebenzimmer waren, sie davon abhielt, wie hungrige Wölfe übereinander herzufallen.

Die Büchse der Pandora stand weit offen. Sie wieder zu schließen war nun nicht mehr möglich.
 

Keiner von beiden machte Anstalten, den Anderen den Rest der Nacht im Arm zu halten. Stattdessen suchten sie in dem großen Bett so gut wie möglich das Weite voreinander, um es sich nicht noch schwerer zu machen.
 

Wieder einmal war Stiles der Erste, der am Morgen wach wurde. Er kam als allererstes seiner Kaffeeverpflichtung nach. Er kehrte zum Bett zurück und reichte Derek, der nun auch die Augen aufgetan hatte, wortlos einen dampfenden Becher. Der Werwolf richtete sich auf und nahm das Trinkgefäß mit einem dankbaren Nicken entgegen.

Eigenartigerweise stiegen Stiles Röte und Wärme ins Gesicht, als ihr Blicke sich trafen. Er fühlte sich beinahe wieder ein wenig so, wie damals mit sechzehn, als er bereits deutlich gewusst hatte, was er von Derek wollte, dieser jedoch noch nicht bereit für ihn war.

Er spürte dieses verlangende Ziehen tief in seinem Bauch; überreizte Nervenenden, die sich beschwerten, weil sie nicht bekamen, was sie wollten.

Wie ferngesteuert wanderte Stiles freie Hand zu der von Derek und ihre Finger verschränkten sich ineinander.

Stiles brauchte keine Werwolfsinne, um zu wissen, dass Derek dieselben Dinge fühlte, wie er selbst: Verlangen, Frustration, Angst, ….VERLANGEN! Er las es in seinem Blick.

Und natürlich brach in diesem Augenblick im Schlafzimmer von Peter wieder einmal die Hölle los und die zwei starteten den Tag mit einem lautstarken, lustvollen Cardio-Training.

Unsensible Bastarde!
 

Von dem Spektakel wurde Malia wach. Sie warf einen mürrischen Blick hinüber zur Schlafzimmertür, tapste barfuß, in T-Shirt und Boxershort zum Bett, in welchem Derek und Stiles saßen, ließ sich dort nieder und legte den Kopf in Stiles Schoß:

„Na, Süße? Hast du gut geschlafen?“ Wollte dieser von ihr wissen und begann, ihr das Haar zu kraulen:

„Hunger!“ erklärte sie.

Stiles lächelte:

„Wir schauen gleich in der Küche nach, womit wir dein Bäuchlein füllen können, einverstanden? Willst du vielleicht vorher einen Schluck Kaffee?“

Er hielt ihr den Becher hin. Sie schnupperte, runzelte über das herbe Aroma die Stirn und sah aus, als wollte sie sagen, `Willst du mich vergiften?´, nahm dann aber dennoch das Trinkgefäß aus seiner Hand und kostete.

Ihr Gesichtsausdruck brachte Stiles zum Lachen: Überraschung, so etwas wie Ekel und dann plötzlich Begeisterung.

Von seinem Kaffee konnte er sich jetzt verabschieden, war Stiles klar.

Er erhob sich, ging in die Küche, nahm sich einen neuen Becher und stellte das Radio an, um das Gestöhne von Peter und Scott nicht mehr so deutlich hören zu müssen. Es lief ein mexikanischer Sender und während Stiles die Küche nach Frühstückszutaten durchsuchte, bewegte er sich tänzerisch zu den Salsa-Klängen.

Malia und Derek folgten ihm und während die Koyotin über Stiles Hüftschwung lachte, starrte der Werwolf hungrig zu ihm hinüber.
 

Hier musste dringend mal wieder eingekauft werden, stellte Stiles fest. Von allem waren nur noch Reste übrig: ein wenig Toast, einige Eier und Schinken, ein kleiner Rest Milch, Müsli und Cornflakes. Stiles stellte einfach alles auf den Tisch, setzte sich und hatte einen Moment später Gesellschaft von Malia und Derek.

Sie waren bereits beim Essen, als sich Scott und Peter kichernd ankündigten. Die beiden waren scheinbar noch immer an der Hüfte zusammengewachsen, als sie sich dem Esstisch mit Trippelschritten näherten. Peter hielt Scott von hinten eng umschlungen und war mit Zunge, Lippen und Zähnen mit dessen Hals und Ohren beschäftigt.

`Was treibt ihr denn da, ihr Idioten!´, dachte Stiles frustriert, der ja in der vergangenen Nacht quasi leer ausgegangen war.

Malia schnupperte, verzog angewidert das Gesicht und Derek kommentierte:

„Vielleicht solltet ihr zwei erst mal unter die Dusche springen, bevor du deine Tochter noch weiter traumatisierst!“

Peter grinste:

„Keine schlechte Idee! Ich liebe es, wenn wir es unter der Dusche treiben; du auch Kleiner?“ schnurrte er in Scotts Hals.

Derek verzog kopfschüttelnd das Gesicht:

„Ja sicher Peter: Genau davon habe ich gesprochen!“

Der Angesprochene machte sich gar nicht erst die Mühe, darauf einzugehen, sondern hatte seinen jungen Spielkameraden kurzerhand hochgehoben und die beiden verschwanden lachend in Richtung Badezimmer.

Derek und Stiles warfen sich über den Tisch hinweg einen sehnsüchtigen Blick zu.

Malia blickte Peter und Scott hinterher:

„Eklig!“ zischte sie und brachte ihre Tischnachbarn damit zum Lachen.
 

Nach dem Essen gab es etwas, dass Stiles unbedingt tun musste und hierzu brauchte er ein wenig Ruhe und Konzentration. Er zog sich nach oben auf die Wendeltreppe zurück und versuchte, alles andere im Loft auszublenden: Scott und Peter, die sich ausgehungert über die Reste des Frühstücks hermachten, Malia, die am großen Fenster saß und wie ein echtes Raubtier die Vogel auf der anderen Seite der Scheibe belauerte, vor allem aber Derek, der gerade dabei war, oben ohne Klimmzüge, Liegestütze und Sit-Ups machte.

Sicher nicht die schlechteste Methode, sexuelle Spannung abzubauen, dachte Stiles bei sich, aber auch nicht die beste!
 

O.K.! Durchatmen und nicht darüber nachdenken, wie heiß Derek gerade aussah!
 

Augen schließen!
 

Herzschlag verlangsamen!
 

Ruhig werden!
 

Und nicht darüber nachdenken, wie heiß Derek gerade aussah!!!
 

Als Stiles endlich ganz und gar bei sich angekommen war, suchte er Kontakt und hoffte inständig, dass SEIN Derek auf der anderen Seite auf Empfang sein möge.

Es dauerte eine Weile, ehe sein Liebhaber „den Hörer abnahm“, doch dann spürte Stiles, dass sie eine Verbindung hatten.

Schweren Herzens gab er alles Preis: In welcher Verfassung der Derek in dieser Welt war, alles über Anziehung, Sehnsucht, Angst und Schuldgefühle... !

Und er ließ ihn auch wissen, was unweigerlich früher oder später passieren würde.

Derek verstand!

Er litt darunter, er hasste es, aber er verstand!

Dann zeigte Stiles ihm noch den Teil von sich, der seinen Geliebten wie wahnsinnig vermisste und der ihn über alles liebte.

Am liebsten hätte Stiles den Kontakt, den sie in diesem Augenblick hatten endlos aufrecht erhalten, doch irgendwann tat es einfach zu weh und er ließ schließlich schweren Herzens doch noch los.
 

Weit, weit weg lag Derek auf seinem Bett und blickte neben sich auf das verwaiste Kissen, auf dem in letzter Zeit niemand mehr ruhte. Er zog es an sich heran, vergrub seine Nase darin und sog den vermissten Geruch ein.

Irgendwann würde Stiles zu ihm zurückkehren, sagte er sich. Er war nur eine Leihgabe an jenen Anderen.

Dass sein Doppelgänger Stiles brauchte, hatte er verstanden; auch dass diese unglaubliche Verbindung, welche er und sein Freund teilten; jenes schicksalhafte Zusammengehörigkeitsgefühl durch diese Sache im Grunde lediglich bestätigt wurde.

Dennoch war er rasend eifersüchtig!

Ein Anderer hatte nun, was eigentlich Sein war, auch wenn dieser Kerl sein Gesicht trug!

Und er war hier: Allein!

Derek zog sich seine Turnschuhe an und machte sich warm für einen ausgedehnten Waldlauf, um zu verhindern dass er den Verstand verlor!
 

Stiles war klar, dass Derek und er ein wenig Abstand voneinander brauchten. Die Spannung zwischen ihnen war einfach im Augenblick viel zu groß und so schlug er vor, dass Derek Peter zu Mr. Lahey begleitete, während er sein heutiges Pensum mit Scott gemeinsam absolvieren würde:

„Nicht vergessen: Tot bringt der Kerl uns nichts!“ schärfte Stiles Derek zum Abschied ein. Sorg´ dafür, dass dein Onkel ihn nicht killt, bitte!“

Derek nickte, während Peter sich im Hintergrund hielt und beleidigt aus der Wäsche schaute.

Ehe sie sich trennten griff Derek noch einmal flüchtig nach Stiles Hand, drückte sie zärtlich und versuchte, sich dabei von seinem übrigen Rudel nicht erwischen zu lassen.
 

Wenig später saß Stiles neben Scott in Peters Wagen. Malia hatten sie nach hinten gesetzt, weil sie nach Stiles Ansicht noch nicht allein bleiben sollte:

„Ich habe echt ein bisschen Angst, Stiles! Der Kerl ist verdammt schlecht auf mich zu sprechen!“ murmelte Scott unsicher:

„Wenn ich da auftauche, wird ihm das doch wohl erst mal den Wind aus den Segeln nehmen, oder nicht? Also keine Sorge!“ beruhigte ihn Stiles.

Scott zuckte mit den Schultern.

Sie hielten vor dem großen Wohnhaus und Stiles stellte sich vor, wie es wohl sein musste, hier ganz allein zu leben.

Ehe sie hineingingen, kletterte Stiles noch einmal auf die Rückbank und griff nach Malias Händen:

„Hör zu Süße: Scott und ich; wir gehen jetzt da hinein. Du bleibst hier im Auto und wartest auf uns, in Ordnung?“

Malia blickte ihn mit großen Augen an:

„Hast du verstanden, was ich gesagt habe, Babe?“ vergewisserte sich Stiles noch einmal:

„Verstanden!“ behauptete Malia:

„Und du gehst nicht weg? Du bleibst hier, bis wir da drinnen fertig sind?“ hakte Stiles noch ein letztes Mal nach, um ganz sicher zu gehen: „Es kann nämlich ein bisschen dauern!“

„Ja, Stiles! Verstanden!“ Wiederholte Malia genervt: „Ich schlafe!“

Und zur Bekräftigung ihrer Worte machte sie sich nun auf der Rückbank lang.

Mit einem leichten Unbehagen ließ er Malia im unverschlossenen Auto zurück. Er musste einfach darauf vertrauen, dass sie bei ihnen sein WOLLTE. Und falls sie weglief, wäre das eben auch ihre Entscheidung, sagte er sich.

Er konnte sie schließlich nicht gefangen halten.

Scott und Stiles traten vor die Haustür und klingelten. Es dauerte eine ganze Weile, ehe geöffnet wurde. Als Chris Argent an die Tür kam, stellte Stiles fest, dass er sich sehr von dem Mann unterschied, den Stiles von zuhause kannte: Dieser Chris hatte seine Haare komplett kurzgeschoren, war noch hagerer als gewöhnlich und irgendeine Kreatur der Nacht war in der Vergangenheit offensichtlich schneller gewesen, als die Kanone des Jägers, denn ihm fehlte der linke Unterarm. Seine Schusshand hatte er allerdings noch, was er bewies, indem er eine große silberne Beretta in die Gesichter der beiden jungen Männer hielt und lallte:

„Wer stört?“

Sein Atem roch nach Bourbon.

Und weil Stiles im Augenblick der Gefahr nun mal nicht anders konnte, als seine vorlaute Klappe aufzureißen sagte er:

„Ist das da` ne Knarre, oder freuen sie sich bloß, mich zu sehen, Argent!“

Scott stieß ihm nervös den Ellenbogen in die Rippen.

Der Betrunkene schaute verwirrt von dem Einem zum dem Anderen und murmelte:

„Moment Mal: DU bist tot!“ Er richtete die Waffe wie einen Zeigestock auf Stiles. Dann zielte er auf Scott und fügte hinzu: „Und DU wärst doch wohl sicher nicht so blöd, an meine Tür zu klopfen!“

„Wenn sie sich einen Moment Zeit nehmen und uns hereinbitten, kriegen sie eine Erklärung, Argent!“ gab Stiles ungerührt zurück:

„Das könnte interessant werden!“ bemerkte der Jäger, ließ die Waffe sinken und forderte:

„Kommt rein, Jungs! Setzt euch irgendwo!“

`Irgendwo´ war das entscheidende kleine Wörtchen in diesem Satz. Sie folgten Chris in den Salon und dort herrschte das absolute Chaos: überquellende Aschenbecher (mehrere!), dreckige Klamotten, leere oder halbvolle Pizzakartons und Take-Away-Boxen, geleerte Flaschen, allesamt Bier oder Bourbon. Es war absolut ekelhaft und stank, als würde irgendwo eine Ratte verwesen:

„Ich hoffe, man hat die Kerle gekriegt, die das getan haben!“ meinte Stiles trocken und machte eine ausschweifende Geste über die vor ihm liegende Müllkippe:

„Du bist witzig für eine Leiche.“ erwiderte Chris und kratzte sich mit seiner Knarre zwischen den Schulterblättern.

„Ähm...!“ machte Stiles, nahm dem Jäger die Waffe vorsichtig mit Daumen und Zeigefinger aus der Hand, reichte ihm stattdessen einen Kochlöffel, der aus irgend einem unerfindlichen Grund herumlag und schlug vor:

„Kratzen sie sich lieber damit, Argent. Und was es die Pistole angeht: Die brauchen sie im Augenblick nicht. Wir kommen in Frieden!“

Stiles legte die Schusswaffe auf dem überladenen Tisch ab. Dann befreite er einen Sessel von Schmutzigen Socken und Pizzaresten, ehe Scott und er sich dort beide unbequem nebeneinander quetschten. Chris hingegen setzte sich einfach auf das Sofa, ohne sich selbst die gleiche Mühe zu machen, so dass er schließlich auf mehreren Lagen Dreckswäsche thronte:

„Ihr kommt also in Frieden, wie? Das ist Bullshit! Der da...“ er deutete mit dem Kinn auf Scott:...hat meine Allison auf dem Gewissen!“

Der junge Werwolf schüttelte heftig mit dem Kopf und entgegnete: „Das ist nicht wahr, Mister Argent! Ich habe Allison geliebt!“ traurig fügte er hinzu: „Und ich habe sie AUCH verloren!“

„Kommen sie Argent: Sie wissen, dass es nicht stimmt!“ bekräftigte Stiles:

„Mit DIR spreche ich überhaupt erst, wenn du mir verrätst, warum du noch lebst.“ erwiderte der betrunkene Jäger.

Und so begann der junge Magier damit, seine Geschichte zu erzählen. Als er geendet hatte, schüttelte Allisons Vater den Kopf:

„Du verarscht mich doch! Du bist also eine kleine Hexe, die falsch abgebogen ist und sich in unsere hübsche kleine Alpha-Hochburg verirrt hat?“

Stiles zuckte mit den Schultern:

„So ungefähr!“

„Und was willst du jetzt von mir? Soll ich etwa Bodyguard für deine Werwölfe spielen? Warum sollte ich so etwas tun?“ bellte Chris:

„Wie ist das eigentlich mit ihrer Hand passiert, Argent? Alphas?“ fragte Stiles forsch zurück:

„Sie waren zu fünft und ich war allein!“ rechtfertigte der Jäger sich mürrisch: „Verdammter Deucalion!“

„Sehen sie Argent? Genau darum geht es! Sie sind allein, Peters kleines Rudel ist allein und unterdessen übernehmen Deucalion und seine Leute die ganze Stadt. Der Feind meines Feindes ist mein Freund: Denken sie mal drüber nach!“ entgegnete Stiles:

„Ich mache nicht gemeinsame Sache mit irgendwelchen Wölfen!“ trotzte Chris Argent:

„Wie sie meinen.“ erwiderte Stiles gelassen: „Eine Hand haben sie ja noch! Und wie toll sie zurzeit klarkommen, sieht man ja an ihrem gemütlichen kleinen Heim und an ihrem bewundernswerten Allgemeinzustand. Ich muss sagen, die Erfolge ihrer Flüssigdiät machen sich wirklich bemerkbar!“ er trat mit dem Fuß gegen einen Flaschenhaufen:

„Was denn, toter Mann: Verurteilst du mich etwa?“ schnappte Chris gereizt:

„So ist es Argent: Ich verurteile sie für ihre Unvernunft! Wir reichen ihnen eine helfende Hand. Sie sollten zweimal überlegen, ob sie die einfach so ausschlagen wollen. Es ist mehr als offensichtlich, dass sie sich aufgegeben haben. Kein Wunder! Sie schaffen es nicht allein, diese Alphas zu besiegen. Wenn wir unsere Kräfte jedoch vereinen würden, hätten wir vielleicht eher eine Chance! Sie wissen, wo sie uns finden! Hier ist meine Telefonnummer!“

Stiles erhob sich, legte einen Zettel vor den Werwolfjäger hin, reichte Scott eine Hand, um ihm aus dem Sessel helfen:

„Denken sie darüber nach!“ Sagte Stiles abschließend und dann zog er Scott hinter sich her aus dem Haus.

Chris blickte den beiden stirnrunzelnd hinterher.
 

„Du bist ganz schön mit ihm ins Gericht gegangen!“ stellte Scott auf dem Weg zum Auto fest: „Der Mann hat alles verloren! Kein Wunder, dass er verbittert ist.“

„Verbitterung bringt ihn aber nicht weiter!“ erwiderte Stiles: „Und manchmal braucht man einfach einen Weckruf! Ich hoffe nur, ich war laut genug.“
 

Erleichtert stellte Stiles fest, dass Malia immer noch hinten im Wagen lag und schlief. Als die Autotüren zuschlugen erwachte sie kurz, stellte fest, das alles in Ordnung war und drehte sich einfach auf die andere Seite.

„Meinst du Peter wird sich zusammenreissen und sich kooperativ zeigen, falls Chris tatsächlich irgendwann vor unserer Tür auftaucht?“ fragte Stiles ein wenig missmutig:

„Du hältst nicht viel von meinem Freund, oder?“ fragte Scott zurück.

Stiles zuckte mit den Schultern:

„Das stimmt nicht so ganz. Peter hat durchaus seine Momente, aber ich kenne auch seine düsteren Seiten. Wobei ich sagen muss, dass er in dieser Welt ein wenig anders ist, als bei uns: ruhiger, fürsorglicher, nicht ganz so furchteinflößend. Liegt wohl an dir.“

Scott blickte seinen Freund verwundert an:

„Peter macht dir Angst?“ fragte er ungläubig:

„Manchmal.“ gab Stiles zurück: „Man weiß nie wirklich ganz genau, woran man bei ihm ist. In einem Moment ist er lustig, angenehm und lieb und im nächsten....? Da lauert eine Bestie unter seiner Oberfläche, Scott; hier, wie dort! Das darfst du bitte nie vergessen!“

Sein bester Freund wirkte unglücklich und auch ein wenig verletzt und so bat Stiles:

„Beschreib´ mir doch einfach mal, was dir an Peter gefällt und warum du gern mit ihm zusammen bist? Vielleicht verstehe ich es dann.“

Scott seufzte und Stiles bemerkte, wie er sich darum bemühte, innerlich umzuschalten:

„Du siehst ja, wie das Leben hier für Derek, Peter und mich ist: Wir haben sehr viel verloren und schweben ständig in Lebensgefahr. Aber wenn ich mit Peter zusammen bin, tritt das alles ein wenig in den Hintergrund. Peter lebt ganz und gar im Hier und Jetzt und will das Mark des Lebens in sich aufsaugen. Er sagt sich: Wenn ich vielleicht morgen schon tot bin, dann will ich wenigstens heute noch Spaß haben. Und dann vögeln wir plötzlich zu unmöglichen Zeiten an unmöglichen Orten, lachen dem Tod ins Gesicht, ich vergesse alles andere um mich herum und einen Augenblick lang fällt der Stress von mir ab und ich fühle mich sicher, beschützt und geliebt.“

Scott warf einen unsicheren Blick auf den Beifahrersitz zu seinem Freund: „Verstehst du, was ich meine?“

„Sicher verstehe ich das. Und es klingt schön!“ versicherte Stiles. Und augenzwinkernd fügte er hinzu: „Wenn man nicht gerade der arme Teufel auf der anderen Seite der Wand ist, der dabei zuhören muss!“

Scott verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen und murmelte:

„Gott, es tut mir leid. Ich nehme mir immer wieder vor, es nicht mehr zu tun, solange du hier bist, aber dann schaut Peter mich wieder auf diese spezielle Art an und ich werde ganz einfach schwach.“ Er erhob den Kopf wieder, blickte Stiles fest in die Augen und verkündete feierlich:

„Aber damit ist jetzt Schluss. Versprochen! Bis zum Tag deiner Abreise wird es keinen Sex mehr für Peter geben!“

Stiles lachte:

„Du bist ein echter Held unserer Zeit, Mann!“ spottete er: „Aber ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Ich gewöhne mich schon daran, nachts von einem gestöhnten `Peter, oh Peter!´ wach zu werden. Das ist dann eben so wie mit Baustellenlärm: irgendwann blendest du ihn einfach aus. Oder ich könnte mir auch vorstellen, ich wäre zur Paarungszeit im Zoo, oder so. Ich komme klar! Tu dir also meinetwegen keinen Zwang an!“

Scott senkte beschämt den Kopf, doch Stiles wuschelte ihm liebevoll durch das Haar und versicherte:

„Ich bin doch froh, wenn Peter ein wenig Glück in dein trauriges Leben bringt. Ich hab´ dich lieb, Bro!“

„Ich dich auch!“ versicherte Scott. Und um vom Thema abzulenken fragte er: „Wollen wir nicht langsam mal losfahren? Wie lautet denn eigentlich das nächste Ziel?“

„Supermarkt!“ Antwortete Stiles bestimmt: „Hast du Geld dabei? Ich fürchte , die Kreditkarte eines Toten bringt mich in dieser Welt nicht sehr weit.“

Scott zückte seine eigenen Karte:

„Mit der hier habe ich Zugriff auf Peters Konto.“

Stiles lachte:

„Einer der Vorzüge, wenn man der Gespiele eines reichen Mannes ist, wie ich vermute?“

„Halt die Klappe!“ gab Scott lachend zurück.
 

Auf dem Parkplatz des Shoppingcenters wurde Malia geweckt und mit ihr einkaufen zu gehen erwies sich als Riesenspaß. Sie hatte seit elf Jahren keinen Supermarkt mehr von drinnen gesehen und kaufte dementsprechend ein, wie eine Neunjährige. Sie hatte ihren eigenen Einkaufswagen und der füllte sich immer mehr mit Weingummi, Eiscreme, Schokolade, Knabbereien und so weiter. Stiles warf irgendwann einen Seitenblick auf Scott und wollte wissen:

„Ist das O.K.?“

Der junge Werwolf grinste:

„Sicher! Sie wird sich zwar höchstwahrscheinlich später übergeben, aber ich glaube, da muss sie einmal durch, als eine Art Initiationsritual ins Erwachsenenleben.
 

Als sie so durch die Gänge des Geschäfts prozessierten, erkundigte sich Scott unvermittelt:

„Hat es eigentlich einen bestimmten Grund, dass du heute mit mir unterwegs sein wolltest? Ist zwischen Derek und dir irgendetwas vorgefallen? Hattet ihr schon wieder Streit?“

Stiles warf einen Blick hinüber zu Malia, doch die war gerade abgelenkt, denn sie hatte die Spielwarenabteilung entdeckt und so antwortete er:

„Wir haben uns geküsst. Nicht zum ersten Mal übrigens. Gott, ich bin verrückt nach ihm!“

Scott blickte ihn mit großen Augen an:

„Und was ist mit dem Derek auf der anderen Seite?“

„Das ist genau die Frage!“ Gab sein Freund unglücklich zurück.
 

Zurück im Loft sagte Stiles streng zu Malia:

„Deine Süßigkeiten bekommst du aber erst nach dem Mittagessen, sonst verdirbst du dir den Appetit!“

„Bitte Stiles!“ schnurrte die Werkoyotin mit verführerischem Augenaufschlag und legte ihren Kopf schmeichelnd auf seine Schulter:

„Na gut!“ Bestimmte Stiles: „Weil du heute so ein liebes Mädchen warst, darfst du dir vor dem Essen eine Sache aussuchen, in Ordnung?“

Malia nickte eifrig und grapschte sogleich nach einem riesigen Schokoriegel, mit dem sie sich dann in eine stille Ecke zurückzog.
 

Scott hatte die eigenartige Szene still beobachtet und fragte dann:

„Bist du sicher, dass du das mit ihr richtig machst? Sie ist zwanzig und du behandelst sie, als wäre sie ein Kind!“

„Sie braucht noch eine Weile, bis sie in ein normales Leben zurückfindet und bis dahin benötigt sie jemanden, der ihr Halt und einen Rahmen bietet.“ erklärte Stiles altklug: „Keine Sorge! Sobald sie sich stabilisiert hat, werde ich schon damit aufhören, sie zu bemuttern und sie erwachsen sein lassen.“
 

Nun machte sich Stiles ein weiteres Mal daran, für sich und die Anderen zu kochen: Pasta Pesto und Insalata Misto, weil er fand, dass auch Karnivoren zwischendurch mal eine vegetarische Mahlzeit vertragen könnten und weil italienisch eben immer ging.
 

Als Stiles mitten in den Vorbereitungen war, kehrten die Herren Hale nachhause zurück und wirkten überaus zufrieden mit sich selbst.

Peter legte ein Blatt Papier vor Stiles hin und fragte:

„Und? Was sagst du dazu, Süßer? Haben wir das nicht gut hingekriegt?“

Es handelte sich um eine Erklärung von Isaaks Vater, dass er wünsche, sein Sohn möge aus der Klinik entlassen werden, weil er glaube, dass dieser geheilt sei und dass er ihn für mündig erklären lassen wolle:

„Das Schreiben ist voller Blut!“ stellte Stiles fest: „Gott, was habt ihr gemacht? Lebt der Kerl noch?“

„Was du gleich wieder denkst!“ erwiderte Peter gespielt beleidigt: „Ich habe dem Kerl kein Haar gekrümmt. Wir haben uns einfach nur ganz vernünftig an einen Tisch gesetzt und geredet!“

„Ja sicher Peter! Und vermutlich hat er einfach nur Nasenbluten bekommen, richtig?“

„So ist es!“ bestätigte Peter.

Stiles drehte sich zu Derek um und bat:

„Kannst du mir sagen, was wirklich vorgefallen ist? Was habt ihr Lahey angetan?“

„Kaum zu glauben, aber Peter hat dir die Wahrheit gesagt. Mr. Lahey hatte tatsächlich einfach nur Nasenbluten und wir haben ihn nicht angefasst. Unser Alpha hat nur eine Sache ausgelassen: Wir beide haben uns während des Gesprächs verwandelt. Das hat seinen Kooperationswillen deutlich erhöht. Dann haben wir ihm noch mit unserem Anwalt gedroht – Graham Loyd, der schärfste Hund in ganz Kalifornien – und plötzlich hatte er gar keine Einwände mehr!“

Stiles schüttete sich beinahe aus vor Lachen und als er sich wieder beruhigt hatte lobte er:

„Das habt ihr ganz toll gemacht, Jungs!“
 

Nach dem Mittagessen bekam Malia, wie versprochen ihre Süßigkeiten wieder und da sah es um sie herum plötzlich genau so aus, wie an Halloween. Malia hockte sich auf das Sofa und verteilte ihre Beute gleichmäßig um sich herum. Stiles hockte sich neben sie und schaute ihr lächelnd dabei zu, wie sie mit leuchtenden Augen, das ungesunde Zeug in sich hineinstopfte.

Irgendwann hielt Malia inne, blickte Stiles in die Augen und wollte wissen:

„Wo sind Mommy, Daddy und meine Schwester?“

Das war der Moment, vor dem Stiles sich ein wenig gefürchtet hatte. Er hatte sich schon gefragt, an wie viel aus ihrer Vergangenheit Malia sich wohl erinnerte und was davon sie wohl verdrängt haben mochte. Stiles hatte vorher schon den Vorsatz gefasst, dass er ihr die ganze Angelegenheit berichten würde, sobald sie danach fragte, weil er die Hoffnung hegte, dass sie dann bereit für die Wahrheit wäre. Er nahm also ihre schokoladenverschmierten Hände in seine und begann von dem Unfall zu berichten, der sich vor elf Jahren ereignet hatte, der ausgelöst worden war durch Malias unbeabsichtigte Verwandlung und bei dem ihre Adoptivmutter- und -schwester umgekommen waren. Er zog die junge Frau in seine Arme, während er sprach, streichelte ihr Haar und fütterte sie weiterhin mit Süßkram, um sie zu beruhigen. Als er seine Erzählung abgeschlossen hatte, blickte er Malia fest in die Augen und versicherte eindringlich:

„Es war nicht deine Schuld, Süße, hörst du? Es war ein ganz schrecklicher Unfall, aber es war nicht deine Schuld!“

Malia blickte ihn zweifelnd an und vergrub ihr Gesicht an Stiles Hals:

„Dein Adoptivvater lebt noch, ich weiß bloß nicht, wo er ist. Aber wir können ihn suchen, wenn du willst? Und dann hast du ja auch noch deinen leiblichen Vater.“ Er deutete auf Peter, der gerade mit Scott auf Dereks Bett lag und kuschelte (was von Derek mit einem finsteren Blick quittiert wurde): „Aber wenn du willst, können wir gleich den Computer anmachen und deinen anderen Dad suchen!“ schlug Stiles vor.

Malia schüttelte den Kopf:

„Schmerz!“ gab sie eindringlich zurück.

Stiles wusste nicht, ob sie sich selbst, ihn oder alle beide meinte, aber er hielt es für klüger, vorerst nicht weiter daran zu rühren. Stattdessen fragte er:

„Was hältst du davon, wenn wir Derek fragen, ob er Lust hat, mit dir durch den Wald zu laufen, so wie gestern. Du hattest den Wolf doch gern, oder?“

Malia nickte begeistert.
 

Derek hatte tatsächlich Lust. Es schien ihm sogar gelegen zu kommen. Stiles vermutete, das wäre deswegen so, weil der Werwolf wusste, dass es ihm helfen würde, auf andere Gedanken zu kommen. Auf Gedanken, die nichts mit ihm und Stiles zu tun hatten!
 

Stiles hingegen wollte noch einmal ins Krankenhaus, um seinen Vater zu sehen und wurde dabei von Peter und Scott begleitet. Die beiden hielten sich im Hintergrund und Stiles versuchte genau das, was er heute Vormittag schon mit dem Derek aus seiner eigenen Welt getan hatte. Er hatte keine Ahnung , ob jemand, der im Koma lag, auf diese Weise zu erreichen war (oder ob von seinen höheren Hirnfunktionen hierfür noch genug übrig war, fügte Stiles bange in Gedanken hinzu).

Stiles konzentrierte sich und blickte seinen Vater dabei in sein liebes Gesicht.

Schließlich hatte er das Gefühl, so weit zu sein. Er schloss die Augen und plötzlich war es so, als befände er sich mitten in einem Traum: Er war in einer hügligen Landschaft und es tobte ein furchtbares, katastrophales Unwetter. Es war Nacht, es regnete in Strömen und Blitze zuckten überall über den Himmel. Stiles klappte seinen Kragen hoch, schlang die Arme eng um sich und rief verzweifelt nach seinem Dad.

Er blickte sich um, doch nirgendwo fand er einen Unterstand:

„Bitte Dad!“ flehte er: „Bist du hier irgendwo? Ich bin` s, Stiles! Ich werde hier sterben, wenn du mich nicht rettest!“ Seine Angst war real! Er wiederholte seine Worte mehrfach und plötzlich war der Regen verschwunden. Es war helllichter Tag und Stiles erkannte seinen Vater am Horizont. Er trug seine Uniform und saß mit dem Rücken zu ihm auf einem der Hügel. Stiles rannte und rief ihn, doch genau, wie in einem Alptraum kam er keinen Zentimeter von der Stelle.

`Du bist wohl noch nicht so weit!´, stellte er schließlich frustriert fest:

„Ich komme bald wieder!“ rief er ihm noch zu, ehe er schließlich die Augen aufschlug und sich im grellen Neonlicht des Krankenzimmers wiederfand. Er stellte fest, dass er geweint haben musste, den sein Gesicht war tränennass.

Peter und Scott hatten ihm jeder eine Hand auf die Schulter gelegt:

„Geht schon wieder.“ murmelte er: „Lasst uns nachhause gehen, in Ordnung!“
 

Als sie heimkehrten, waren Derek und Malia bereits wieder da und beide wirkten gelöst und zufrieden. Offensichtlich hatten sie einen schönen Nachmittag auf vier Pfoten verbracht, stellte Stiles zufrieden fest.

Er selbst hingegen fühlte sich wahnsinnig erschöpft, so als habe er sich heute tatsächlich durch ein rasendes Unwetter kämpfen müssen. Dennoch wollte er es sich auch an diesem Abend nicht nehmen lassen, wieder für alle zu kochen. Es gab Südstaatenküche: Gebackenes Hühnchen mit Maiskolben und verschiedenen Saucen.

Es war wie bei einem Thanksgiving-Dinner: Alle aßen viel mehr, als ihnen guttat und nach der Mahlzeit, machte sich allgemeine Zufrieden breit; selbst bei Stiles, obwohl dieser sich immer noch von der kräftezehrenden Kontaktaufnahme zu seinem Vater erholen musste.
 

Als Stiles sich später satt, schwer und zufrieden auf dem Sofa niederließ, kroch erst Scott an seine Seite und schlang einen Arm um ihn und einen Moment später tat Malia dasselbe an seiner anderen Seite. Als Peter sie so sah, ließ er sich einmal quer über alle drei fallen, den Kopf in Scotts Schoß gebettet und behauptete, weil er der Alpha sei, stünde ihm nun Fellpflege zu. Scott tat ihm den Gefallen und streichelte ihm ruhig und gleichmäßig durch die Haare.

Stiles als Nicht-Werwolf hatte Rudel-Kuscheln dennoch immer sehr gemocht und fühlte sich auch in diesem Augenblick wohlig, gewärmt und sicher und spürte, wie seine Kräfte zu ihm zurückkehrten.

Irgendwann stieß Derek zu ihnen und blickte, mürrisch und Kopfschüttelnd auf die vier hinab:

„Ihr spinnt doch! Was treibt ihr denn da?“ grummelte er.

Stiles lachte leise:

„Nur kein Neid! Für dich ist auch noch Platz mein Engel!“ verkündete er, angelte nach Dereks Hand und ließ ihn zu seinen Füßen Platz nehmen, damit er ihm den Nacken kraulen konnte.

Er staunte darüber, dass Derek ihn tatsächlich gewähren ließ. Es brauchte also gar nicht so viel, um den Grummelwolf in ein Schoßhündchen zu verwandeln.
 

Als die Schlafenszeit heranrückte, nahm Stiles wahr, dass sich eine wachsende Anspannung in ihm breit machte. Ihm war nicht sofort klar, woher die rührte, doch als Malia sich wieder auf ihrem selbstgewählten Platz auf dem Sofa breit machte und Peter und Scott im Schlafzimmer verschwunden waren, wurde es ihm ganz deutlich bewusst: Derek und er standen kurz davor, eine weitere Nacht unzufrieden nebeneinander liegen, während sie vor Sehnsucht beinahe umkämen!
 

Zunächst lagen beide Männer steif, unbehaglich und schlaflos nebeneinander, während alle anderen im Haus längst eingeschlafen waren.
 

`Sie würden in dieser Nacht einfach voneinander lassen!´, nahm Stiles sich fest vor.
 

Es war das Vernünftigste!
 

Es war das am wenigsten Schmerzhafte; sowohl für ihn, als auch für jeden der beiden Dereks!
 

Es konnte doch wohl nicht so schwer sein?
 

Da plötzlich fragte Derek in die Stille hinein:

„Darf ich dich festhalten, Stiles?“
 

Dieser verdammte Magnetismus!

Das Unvermeidliche

Derek wollte wissen, ob er ihn in den Arm nehmen durfte?

Statt seine Frage zu beantworten, rückte Stiles mit seiner Rückseite nah an Dereks Bauch und zog dessen Arm um sich.
 

Er konnte ihn riechen.

Er konnte seinen Atem im Nacken fühlen.

Er konnte die Körperwärme spüren.
 

Das war schön.
 

Und es brach ihm das Herz!
 

Wie es Derek umgekehrt ging, war nicht schwer zu erraten: Sein Atem hatte sich ein wenig beschleunigt, sein Körper schmolz Stiles regelrecht entgegen und er sog dessen Geruch gierig ein.

Stiles führte Dereks Hand zu seinen Lippen, küsste diese und flüsterte:

„Tut mir leid, dass es schwer ist!“
 

„Erzähl´ mir von deinem Leben mit meinem Doppelgänger ist! Seid ihr glücklich?“ fragte der Ältere unvermittelt:

„Derek! Bitte nicht!“ forderte Stiles unbehaglich: „Wozu willst du dich mit diesem Wissen quälen?“

„Ich quäle mich doch jetzt schon, weil ich es mir andauernd vorstelle. Komm´ schon Stiles, erzähl´ es mir jetzt!“

Stiles seufzte:

„Was willst du denn genau wissen?“

„Seit wann seid ihr zusammen?“ fragte Derek:

„Das ist nicht so leicht zu beantworten.“ gab der Jüngere zurück: „Wir haben in der Nacht nach meinem achtzehnten Geburtstag zum ersten Mal miteinander geschlafen. Davor hast du dich einige Male dazu hinreißen lassen, mich zu küssen; mit Schuldgefühlen und reichlich Drama, versteht sich! Nach unserem ersten Mal haben wir noch eine Weile gebraucht, ehe wir uns wirklich als Paar gesehen haben. Es war nicht leicht, sich dazu zu bekennen; es den Freunden und er Familie zu sagen. Und unseren Freundinnen!“

„Wir haben unsere Freundinnen für einander verlassen?“ fragte Derek überrascht und drehte Stiles zu sich herum.

Der Jüngere nickte:

„Braeden und Malia?“ Fragte der Werwolf weiter.

Wieder ein Nicken von Stiles:

„Und DEIN Derek? Ist er glücklich? Machst du ihn glücklich, Stiles?“ wollte der Ältere wissen.

Stiles strich zärtlich mit den Fingerspitzen über Dereks Gesicht:

„Was glaubst du wohl?“

Derek lächelte traurig:

„Aber wie stellst du das an, dass er glücklich wird? Ich meine, ich...Ich...Ich bemühe mich, aber...“ er seufzte unzufrieden und raufte sich die Haare:

„Ich weiß, mein Großer!“ sagte Stiles sanft und zog ihn nah zu sich heran: „Ich weiß, dass du sehr traurig bist. Ich weiß, dass du leidest und es tut mir so wahnsinnig leid!“ Er küsste seine Stirn: „Wenn du so bist, wie der Andere, dann musst du jemanden finden, der dich zum Lachen bringt; jemanden, auf den du dich vollkommen verlassen kannst, der dich deine Angst, Alles und Jeden zu verlieren für ein paar Augenblicke vergessen lassen kann!“ Dann hob er den Kopf und fügte mit einem dreckigen kleinen Grinsen hinzu: „Und nur zu deiner Information: Den beiden kleinen Perversen von nebenan stehen mein Derek und ich wirklich in nichts nach und ich schätze, das macht ihn ebenfalls ziemlich glücklich!“

Ein kleines Knurren und Derek drehte Stiles auf den Rücken und begab sich über ihn:

„Gott, ich will dich!“ raunte er atemlos und auch Stiles Atem beschleunigte sich ein wenig.
 

Doch natürlich regte sich in diesem Moment weiter hinten im Raum Malia auf dem Sofa im Schlaf und brachte die beiden Männer damit sehr schnell wieder zur Vernunft.

Stiles küsste den Älteren mit einem bedauernden, kleinen Lächeln:

„Es soll wohl nicht sein!“ flüsterte er.
 

Als sie am folgenden Morgen alle gemeinsam beim Frühstück saßen, klingelte Peters Handy. Nachdem er aufgelegt hatte, grinste der Alpha:

„Das war mein Anwalt. Wir bekommen heute Familienzuwachs, wie es aussieht!“ Dann wandte er sich an Stiles: „Und was ist mit dir, kleine Hexe? Was steht an diesem schönen, neuen Tag unter der kalifornischen Sonne so auf deiner Agenda?“

„Ich will noch einmal versuchen, zu meinem Vater durchzudringen.“ Gab der junge Magier zurück: „Aber vorher will ich versuchen, jemanden dazu bringen, das Lager zu wechseln!“

„Spricht er etwa von dir, Neffe! Hat er dich endlich so weit?“ erkundigte sich Peter mit einem schiefen Grinsen:

„Schnauze!“ knurrte Derek zu gleichen Teilen genervt und ertappt.
 

Stiles achtete gar nicht auf die Frotzeleien und lächelte in sich hinein:

Er hatte den Anderen zwar seine Pläne für den heutigen Tag verraten, aber nicht, dass er noch die eine oder andere heimliche Hoffnung oder manchen Hintergedanken hegte, was sonst noch so geschehen möge.

Das allerdings würde er nicht laut aussprechen, denn er war ein wenig abergläubisch und befürchtete, es sei genau, wie bei einem Wunsch: Wenn man ihn laut aussprach, ging er nicht in Erfüllung!

Einfach mal abwarten, wie es lief, sagte er sich.
 

Isaak würde am Vormittag entlassen werden und Peter sollte ihn gemeinsam mit Malia und Derek abholen.

Und dies war auch schon die erste heimliche Hoffnung, die Stiles hatte: Das Vater und Tochter, Cousin und Cousine einander ein wenig besser kennenlernen würden, wenn sie gezwungen wären, ohne Stiles unterwegs zu sein!

Stiles selbst würde sich indessen mit Scott auf die Suche nach seinem Zielobjekt machen.

Die Freunde saßen also nebeneinander im Auto und Scott, der es noch nicht ganz begriffen hatte und möglicherweise auch gar nicht verstehen wollte, fragte unzufrieden:

„WAS willst du denn jetzt genau von diesem Ethan?“

„Du sollst ihn dazu bringen, dass er darüber nachdenkt, sich auf unsere Seite zu schlagen, Bruder!“ erwiderte Stiles:

„Und warum machst du das nicht?“ maulte Scott: „Ich kann so etwas nicht!“

„Doch, das KANNST du, Scotty! Du bist sogar verdammt gut in so etwas!“ versicherte Stiles: „Du bist mit Worten und deinem Herzen viel besser, als mit Klauen und Fängen!“
 

Und Scott mit dieser Seite seiner Persönlichkeit bekannt zu machen, war eine weitere, von Stiles heimlichen Hoffnungen.
 

Stiles fuhr fort:

„Ich kann es nicht tun, weil ich nicht will, dass die Alphas jetzt schon erfahren, dass ich es bin, der euch hilft und das will ich lieber noch geheim halten. Aber keine Sorge: Du musst das trotzdem nicht allein tun! Ich werde bei dir sein; als dein Schatten, wenn du so willst!“

„Aber ich hasse diesen Bastard und ich hasse auch seinen verdammten Bruder. Du machst dir echt keine Vorstellung davon, was die zwei mit mir gemacht haben, als wir damals noch zusammen zur Schule gegangen sind. Die beiden haben mich jeden Tag windelweich geprügelt und ich meine WIRKLICH jeden Tag. Kaum waren meine Knochen über Nacht wieder einigermaßen verheilt, ging´s am nächsten Tag von vorn los! Ich habe eine Scheißangst vor diesen Kerlen!“

„Ich bin bei dir, Bro!“ versprach Stiles und dann erklärte er Scott noch einmal ganz genau, was dieser zu Ethan sagen sollte.

Doch dazu mussten sie ihn erst Mal finden!
 

Bis zum Mittag hatten sie von dem gesuchten Alpha noch keine Haarsträhne entdecken können. Er war weder im Stützpunkt des Alpharudels, noch fanden sie ihn sonst irgendwo in der Stadt und darum kehrten Scott und Stiles zunächst einmal ins Loft zurück, denn Stiles hatte ein Begrüßungsdinner zuzubereiten: Asiatisch, denn das hatten sie bislang noch nicht und Stiles hatte leider keine Ahnung, was Isaak wohl am Liebsten aß.

Er bereitete Basmati-Reis zu, dazu rührgebratenes Gemüse, Riesengambas und zum Nachtisch hatte er Tapioka-Pudding gekocht.

Offenbar war das Rezept ein Treffer, denn hinterher wirkten alle hochzufrieden und rieben sich die Bäuche.
 

Nach der Mahlzeit hockte sich Stiles neben Isaak auf das Sofa und wollte wissen:

„Und? Wie gefällt dir die Freiheit bislang?“

Der Blonde hob seinen Blick und in seinen Augen stand das Wasser:

„Das sage ich dir, sobald ich überzeugt bin, dass das hier kein Traum ist! Hast du eine Ahnung, wie oft ich mir vorgestellt habe, aus dem verdammten Kasten wieder herauszukommen. Und dabei hatte ich immer die Gewissheit, dass das absolut aussichtslos ist. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, dir zu danken!“

Und nun kullerten die ersten Tränen.

Stiles zog Isaaks Kopf an seine Brust und hielt den jungen Mann fest.

Es spielte keine Rolle, dass das hier nicht DER Isaak war, den er kannte, sondern dass sie im Grunde genommen Fremde füreinander waren.

Es war auch gleichgültig, dass er den Isaak in SEINER Welt niemals auf diese Weise umarmt hatte.

Hier war ein armer Kerl, der ein bisschen Halt und Trost brauchte und Stiles würde ihm jetzt beides geben, so gut er konnte. Alles Andere war nebensächlich!

Isaak klammerte sich an ihn, wie ein kleiner Junge und Stiles streichelte ihm gleichmäßig über den Rücken. Er versicherte ihm, immer wieder dass es kein Traum war und das nun alles gut werden würde.

Stiles bemerkte, dass Isaak sich wiederholt den linken Arm rieb und forderte:

„Lass´ mal sehen!“

Der Biss war nicht sonderlich tief und begann bereits wieder zu heilen:

„Und?“ wollte Stiles wissen: „Spürst du schon die Veränderung?“

Isaak zuckte mit den Schultern:

„Ich habe das Gefühl, ich kann besser hören!“

Stiles lächelte:

„Das ist nur der Anfang!“ versicherte er: „Du wirst stärker und schneller sein, als du je zu träumen gewagt hättest! Ich freue mich für dich! Ich weiß, dass es dir gefallen wird, ein Wolf zu sein, denn der Isaak von meiner Seite liebt es auch!“ Dann fügte er etwas hinzu, was ihm auf dem Herzen lag: „Aber bitte Isaak: Lass´ nicht deine erste Amtshandlung als frischgebackener Wolf der Mord an deinem Vater sein, ja. Ich will nicht, dass du gleich wieder im Eichen-Haus Haus landest; nur diesmal als einer ihrer Spezialfälle,hörst du?“

Isaak nickte:

„Keine Sorge, das mache ich nicht! Aber ich hasse diesen verdammten Mistkerl; du kannst dir vermutlich nicht vorstellen, wie sehr!“

Stiles grinste listig:

„Irgendwann, bevor ich wieder in meine Welt zurückkehre, werden du, ich und dein Dad uns noch ein bisschen amüsieren. Auf seine Kosten, versteht sich! Versprochen!“
 

Scott stand in den Startlöchern:

„Kommst du?“ Wollte er von Stiles wissen: „Ich muss doch noch eine zivilisierte Unterhaltung mit einem blöden Wichser führen!“

Stiles nickte und verabschiedete sich von Isaak.
 

Als sie den `blöden Wichser´ endlich eine Stunde später vom Auto aus zusammen mit seinem Beta Danny aus dem Fitnessstudio kommen sahen, machte Stiles sich, wie verabredet dünne.

Scott stieg aus dem Wagen und bedeutete den beiden Werwölfen mit einer Kopfbewegung, dass sie ihm folgen sollten. Er ging voraus in eine enge Gasse, wo man sie von der Straße aus nicht sehen konnte und die beiden Anderen folgten ihm.

Kaum waren sie dort angekommen, schnappte Ethan sich Scott und presste ihn so grob gegen eine Hauswand, dass diesem fast die Luft wegblieb:

„Du hast echt Nerven Kumpel!“ rief Danny aus dem Hintergrund: „Du lieferst dich uns ALLEIN aus? Hast du einen Todeswunsch, oder so? Hat dein Lover dich etwa fallen lassen und du hast nicht den Mumm, dir selbst die Kugel zu geben?“

„Es kann sprechen!“ höhnte Scott mit einem Blick in Dannys Gesicht, welches grün und blau geschlagen war über Ethans Schulter hinweg und wollte von dem Alpha wissen:

„Was ist mit seiner Visage passiert, Ethan? War das Deucalion? Oder war es dein Bruder? So oder so hast du es scheinbar echt nicht drauf, deinen Beta zu beschützen. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn töten, um dich zu bestrafen, ist dir das klar? Also sieh bloß zu, dass du alle Zeit ein gutes Hundchen bist und keine Fehler machst, sonst nehmen sie dir nämlich dein Spielzeug weg!“

Ethan verwandelte sich und knurrte:

„Du MUSST NICHT am Leben sein, um dich unserem Alpha als Geschenk zu übergeben, McCall! Halt also besser deine blöde, vorlaute Fresse, sonst breche ich dir das Genick!“ dann schüttelte Ethan fassungslos den Kopf: „Echt jetzt, Mann: Was machst du hier? Was willst du von uns? Bist du plötzlich größenwahnsinnig? Und wieso lässt Peter dich überhaupt von der Leine und erlaubt dir, dich hier allein mit uns zu treffen?“

„Ich will euch ein Angebot machen, das ihr nicht ausschlagen könnt!“ verkündete Scott selbstbewusst in bester „Der Pate“-Manier: „Aber erst lässt du mich los, Kumpel! Sonst überlege ich es mir anders!“

Ethan lachte:

„Du bist echt nicht in der Position, irgendwelche Forderungen zu stellen, du Köter!“ giftete er.

Scott lachte auch:

„Das sehe ich anders!“

Der unsichtbare Stiles, der sich die Situation bislang tatenlos angeschaut hatte, tippte nun energisch auf Ethans Schulter.

Der Alpha fuhr herum und ließ Scott dabei los. Jetzt war Stiles großer Moment gekommen: Er jagte genug Strom durch Ethans Körper, um ein Nashorn für eine Stunde auszuschalten. Bei einem Alpha reichte es offenbar immerhin dafür, ihn zuckend und zitternd an die Erde zu befördern.

Auf Ethans Gesicht stand ein Ausdruck der Fassungslosigkeit und des Entsetzens und Danny kniete neben ihm und versuchte ihm zu helfen:

„WAS WAR DAS VERDAMMT!“ Wollte er wissen:

„Was meinst du? Das kleine Gewitter in der Dose? Das war bloß meine Rückendeckung! Gut, oder?“ Scott grinste: „Also: Wenn ihr zwei wisst, was gut für euch ist, dann nervt ihr mich besser nicht länger.“

Großzügig reichte er Ethan eine Hand und half ihm auf die Füße:

„Ich vermute, jetzt seid ihr zwei verhandlungsbereit, also hört mir zu: Die Dinge in Beacon Hills werden sich ändern. Mein Rudel wird mit jedem Tag mächtiger und ich weiß, dass ihr zwei aus eurem im Grunde lieber heute als morgen hinaus wollt. Es wird der Tag kommen, an dem ihr euch entscheiden müsst, auf welcher Seite ihr steht. Peter wird euch in sein Rudel aufnehmen, wenn ihr ihm die Treue schwört. Überleg´ es dir gut, Ethan: Danny könnte in Sicherheit sein! Es gibt einen Unterschied zwischen Loyalität und Angst und ich weiß, dass du nur zu Deucalion hältst, weil du ihn fürchtest. Aber was vielleicht noch schlimmer ist: Du fürchtest Aiden wahrscheinlich noch mehr als euren Wolfsdämonen. Willst du wirklich, bis ans Ende deiner Tage in Angst leben, Kumpel?“

Der Alpha war offensichtlich sprachlos und so drückte Scott ihm einen Zettel in die Hand:

„Meine Telefonnummer! Einprägen und dann das Papier anschließend mit ein bisschen Barbeque-Sauce verputzen, klar! Ruf´ mich an, wenn du bereit bist, das Lager mit fliegenden Fahnen zu wechseln! Dann holen wir euch da raus!“

Damit drehte Scott sich um und wandte sich zum Gehen:

„Das ist ein Trick! Du willst mich bloß fertig machen!“ rief Ethan ihm unsicher und verwirrt hinterher.

Scott drehte sich mit einem Grinsen um und sagte achselzuckend:

„Wenn du das unbedingt glauben willst? Aber du vergisst dabei eines: Ich und mein Freund „The Invisible Man“ hätten dich heute fertig machen können, ohne in Schweiß auszubrechen, oder uns dabei eine Fingernagel abzubrechen, wenn wir das gewollt hätten und dennoch machen wir dir ein großzügiges Angebot. Stattdessen hätte ich dich auch einsacken und Peter als Haustier mitbringen können. Denk´mal drüber nach!“

Und mit diesen Worten entfernte er sich nun tatsächlich.

Wieder im Auto auf dem Weg zurück zum Loft wollte Stiles wissen:

„Und Bro? Wie fühlt es sich an, den Mistkerlen endlich mal ein wenig einzuheizen?“

Scott ließ kurz sein strahlendstes Lächeln sehen, doch dann wurde er wieder ernst:

„Das war toll, aber nicht ich habe das geschafft, sondern DU!“

„Blödsinn!“ schimpfte Stiles: „Ich war bloß der Wind unter deinen Flügeln. Geflogen bist du selbst!“

Mit einem Grinsen fügte er hinzu: „Das mit der Barbeque-Sauce fand ich gut!“
 

Als sie zuhause ankamen, begrüßten Stiles mehrere erwartungsvolle Augenpaare und mit einem Blick auf die Uhr wurde ihm auch klar, was sie bedeuteten. Es war halbsechs: In einer halben Stunde war Abendbrotzeit. Stiles grinste:

„Was haltet ihr vor hausgemachter Pizza, Leute?“ erkundigte er sich zwinkernd.

Die Jury entschied, dass dieser Vorschlag akzeptabel war.
 

Als er nun den Teig durchwalkte, kam Stiles sich witzigerweise wie eine kleine, rundliche, italienische Mamma vor, die eine hungrige Familia bekochte und irgendwie gefiel ihm dieses Gefühl.

Beim Essen berichtete Scott aufgeregt von den Heldentaten des heutigen Tages und begeisterte die Anwesenden mit seinen Ausführungen.

Lediglich Peter folgte der Zusammenfassung mit einem Stirnrunzeln, welches Stiles nicht verborgen blieb.
 

Es war noch nicht zu spät für Stiles, um ins Krankenhaus zu fahren und Derek begleitete ihn. Sie gelangten ein weiteres Mal ungesehen in das Zimmer des Sheriffs. Offenbar bedurfte es keiner großen Sorgfalt oder Aufsicht, für einen Patienten, der monatelang einfach nur dumm herumgelegen hatte, auch wenn er früher einmal derjenige gewesen war, der die Stadt und seine Bewohner vor Unheil bewahrt hatte, dachte Stiles mit ein wenig Bitterkeit.

Er nahm auf der Bettkante Platz, streichelte das Gesicht seines Vaters und murmelte:

„Hey Dad! Ich bin´s schon wieder!“

Stiles holte tief Luft, nahm Johns Hand in seine und konzentrierte sich.
 

Was er erlebte, fühlte sich, genauso wie beim letzten Mal wie ein Traum an, nur war es diesmal ganz anders. Die Szenerie, die Stiles vorfand war wunderschön und harmonisch. Es war ein warmer Sonnentag am Strand. Das Meer brandete bedächtig am Ufer an, Möwen kreischten und es war beinahe menschenleer, bis auf zwei Personen, die in der Ferne auf einem Handtuch unter einem bunten Sonnenschirm lagen. Stiles lief zu ihnen hinüber und erkannte in dem Paar, dass da in der Sonne schlief seine eigenen Eltern. Beide waren noch jung, auf den entspannten Gesichtern lag ein Lächeln und John hatte einen Arm um die hochschwangere Claudia gelegt.

Stiles schluckte. Wer war er, dachte er plötzlich, dass er seinen Vater aus einem so wunderbaren Traum wecken durfte, um ihn in eine Realität zu holen, in der seine Frau und sein Sohn längst tot waren und Werwölfe ihm nach dem Leben trachteten. Es kam ihm mit einem Mal so vor, als hätte er dazu kein Recht und er unterbrach die Verbindung.
 

Kaum war Stiles in die wache Welt zurückgekehrt, brach er hilflos in Tränen aus. Derek zog ihn in seine Arme hielt ihn fest und wollte wissen:

„Was hast du gesehen?“

Stiles schüttelte den Kopf. Sprechen mochte er gerade nicht, aber die Umarmung war genau richtig und so krallte er sich noch ein wenig fester an dem Werwolf fest.

Als seine Tränen versiegt waren, ging Stiles dazu über, Dereks Hals zu küssen und seine Hände unter dessen Pullover zu schieben.

Er wollte etwas Vertrautes und Sicherheitspendendes fühlen. Er wollte nicht mehr verloren sein in Alices Kaninchenbau!

Derek blickte hinab auf den bewusstlosen Sheriff auf dem Krankenbett und schluckte:

„Warte Stiles! Nicht hier!“ murmelte er.

Stiles nickte und im Auto bat er:

„Lass uns zu meinem Haus fahren, ja?“

Derek folgte der Bitte.
 

Stiles fand den Ersatzschlüssel an genau dem Ort, wo er auch in seiner eigenen Welt versteckt war: In einem Mauerspalt auf der Terrasse.

Er öffnete die Tür und in seinem Elternhaus herrschte eine eigenartige Stille. Man spürte deutlich, dass an diesem Ort schon seit Monaten niemand mehr gewesen war:

„Was tun wir hier?“ Fragte Derek in die gespenstische Atmosphäre hinein:

„Was glaubst du denn?“ Fragte Stiles leise: „Ich will endlich einen Augenblick mit dir allein sein! Bist du dabei?“

Plötzlich wirkte Derek sehr nervös, doch er nickte.

Stiles lächelte:

„Hier ist nichts, vor dem du Angst haben musst; bloß ich!“ versicherte er. Dann führte er den Werwolf an der Hand die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer:

„Vergiss´ nicht zu atmen, Herzblatt!“ neckte Stiles den Älteren.

Derek grinste schüchtern und wollte wissen:

„Bist du dir deiner Sache wirklich sicher!“

Stiles nickte:

„Ganz sicher!“

Eine Weile waren sie unschlüssig und blickten einander einfach nur an, doch plötzlich schien die Luft vor Hitze zu flimmern und sie schälten sich gegenseitig eilig aus den störenden Kleidern, drängten sich eng aneinander und ließen sich schließlich gemeinsam auf das enge Jugendbett fallen. Stiles kramte in der Nachttischschublade und wusste, dass auf den sechzehnjährigen Stiles, den König der Selbstbefleckung, der eigentlich nie etwas anderes als Sex im Kopf gehabt hatte Verlass sein würde. Und tatsächlich: Stiles zog ein Fläschchen Gleitgel hervor. Es mochte nach über vier Jahren zwar abgelaufen sein, doch darum scherte er sich im Augenblick nicht. Es würde seinen Zweck erfüllen.
 

Nach dem tagelangen Sehnen und der ständigen Versagung dessen, was sie beide wollten, brauchte es nicht lange, ehe sie soweit waren.

„Du oder ich?“ hauchte Stiles:

„DU!“ bestimmte der Ältere nach einigem Zögern:„Schließlich bist du der Experte und ich bloß der ahnungslose Eleve!“

Stiles war überrascht über diese Entscheidung, doch sie war ihm absolut nicht unrecht:

„Mein Eleve, hmm?“ schnurrte er entzückt.

Dereks Augen waren groß und ängstlich und Stiles ging bei diesem seltenen Anblick das Herz über. Er fuhr ihm mit den Fingern durch das Haar und flüsterte

„Okay, entspann´dich einfach. Wir gehen es ganz langsam an, ja? Du bist sicher bei mir, versprochen!“

Er angelte das Fläschchen vom Nachttisch.
 

„Wir müssen langsam wieder zurück, ehe die Anderen sich Sorgen machen!“ Murmelte Stiles eine ganze Weile später ohne große Überzeugung in Dereks Halsbeuge.

„Nur noch fünf Minuten!“ erwiderte der Ältere unwillig.

Stiles hob den Kopf und blickte mit einem kleinen Lächeln auf ihn hinab:

„Geht´s dir gut!“ wollte er wissen:

„Besser als gut!“ bestätigte Derek: „Perfekt!“

Stiles atmete auf, weil er sich nicht sicher gewesen war.
 

Schließlich machten sie sich doch noch auf den Weg.

Scott war der Erste, dem sie im Loft begegneten. Dieser legte erstaunt den Kopf schief und raunte den beiden dann zu:

„Ihr zwei solltet dringend unter die Dusche gehen, ehe Peter das mit euch mitkriegt, denn dann wird er keine Gelegenheit auslassen, euch damit aufzuziehen.“ Und mit einem absolut unverschämten Grinsen fügte er hinzu: „Mazeltov, ihr zwei!“
 

Sie hatte sich Alle schon zum Schlafen bereit gemacht; Isaak und Malia lagen auf Matratzen an der Erde, die Peter heute besorgt hatte, als jemand plötzlich wie wild an die Tür des Lofts hämmerte. Alle blickten einander unschlüssig an, ehe Peter schließlich Anstalten machte, zu öffnen.

Macht

Sie wappneten sich und machten sich auf das Schlimmste gefasst, doch als die Tür aufging, stand davor Vernon Boyd und in seinen Armen lag Erica. Sie war in einem bemitleidenswerten Zustand; ihr Körper war schlaff und abgekämpft, ihr Gesicht war unglaublich blass. Im krassen Gegensatz dazu stand das Blut, dass ihr aus den Mundwinkeln lief. Offensichtlich hatte sie wieder einen Anfall gehabt; und zwar einen heftigen und hatte sich dabei heftig auf die Zunge gebissen.

Boyd hielt sie Peter hin und flehte:

„Hilf´ ihr! Bitte! Mach´ sie gesund!“

Peter nickte und ließ die beiden ein. Erica wurde auf dem Sofa abgelegt und Peter beugte sich über sie, während sich das ganze Rudel um sie herum versammelte:

„Du musst zustimmen!“ erklärte er sanft: „Es ist ein Geschenk. Du musst es wollen!“

„Ich wurde damals nicht gefragt!“ brummte Scott unzufrieden aus dem Hintergrund, woraufhin Derek ihm leicht den Ellenbogen in die Rippen stieß, weil er mit dieser unbequemen Wahrheit die Heiligkeit des Augenblicks störte.

Erica versuchte zu antworten, doch aufgrund von Erschöpfung und der Verletzung ihrer Zunge gelang es ihr nicht. Verzweifelte Tränen liefen ihr aus den Augenwinkeln. Sie nickte bloß und blickte Peter flehend aus ihren Bernsteinaugen an.

Peter verwandelte sich und Stiles erschrak ein wenig, denn er hatte beinahe vergessen, wie furchterregend dieser in seiner Alphaversion aussah. `Sein´ Beta-Peter daheim war ihm allemal lieber: Weniger Dämon, mehr Teenagerschmonzettenwolf.
 

Erica zuckte nicht einmal zusammen bei dem Biss, der sicherlich schmerzhaft war. Es wirkte eher, als mache sie eine religiöse Erfahrung.

Anschließend blickte Peter zu Vernon auf. Beide mussten nichts sagen. Boyd hielt ihm einfach nur den Arm hin und so erhielt auch er sein Geschenk.
 

Stiles achtete jedoch nicht wirklich darauf. Vielmehr war er fasziniert von der Wandlung, die sich schlagartig mit Erica vollzog. Sie wischte sich das Blut aus den Mundwinkeln, ihr Gesicht erhielt wieder Farbe und sie erhob sich mit einem sinnlichen Lächeln. Sie probierte ihre Zunge aus und stellte fest, dass diese vollständig verheilt war. Erica marschierte hinüber zu ihrem Verlobten, schlang die Arme um ihn, hob sich so selbst hoch, wand die Beine um die Hüften des großen, kräftigen Kerl, küsste ihn und murmelte:

„Nun wird alles gut, Babe!“

Beide wendeten sie sich Peter zu und bedankten sich:

„Bedankt euch nicht, Kinder.“ erwiderte dieser nachdenklich: „Ich habe euch gerade eine Zielscheibe auf die Brust gemalt.“ Dann fügte er hinzu: „Am besten wäre es, wenn ihr von nun an in meiner Nähe bleiben würdet. Die Frage ist nur, wo ihr schlafen wollt?“

„Sie können mein Bett haben und Stiles und ich kommen rüber zu euch. Für eine Nacht wird es gehen und morgen überlegen wir uns etwas anderes!“ erklärte Derek.
 

Peter sah wenig erfreut aus und sein Neffe flüsterte ihm zu:

„Was denn? Du musst deine neuen Betas ja nicht gleich in der ersten Nacht traumatisieren, indem du sie dabei zuhören lässt, wie du die halbe Nacht mit Scott Unzucht treibst, richtig?“

Peter zog wissend eine Augenbraue hoch und zischte in Dereks Ohr:

„Hältst du mich eigentlich für blöd, Junge? Denkst du, bloß weil du unter der Dusche warst, würdest du nun nicht mehr aus jeder Pore nach Stiles riechen? Also lehn´ dich nicht so weit aus dem Fenster, klar!“

Derek wurde blass.
 

Doch einen Vorteil hatte es, dass die Katze nun aus dem Sack war: Stiles und er mussten nicht mehr so tun als ob und konnten sich später in Peters Bett, wo es ohnehin schon kuschelig eng war, im Arm halten. Stiles und Scott lagen dabei Rücken an Rücken und hielten sich bei der Hand. Alles in allem war es eine merkwürdige Nacht, aber nicht sie schlechteste, die Stiles je erlebt hatte.
 

Als er kurz vor dem Morgengrauen erwachte und nicht mehr einschlafen konnte beschlichen Stiles jedoch üble Schuldgefühle. Immer noch in den Armen des Dereks dieser Welt schrie er in Gedanken verzweifelt nach dem in seiner eigenen.
 

Und dieser war auf Empfang!
 

Stiles ließ ihn wissen, dass es nun geschehen war, denn er fand, sein Freund müsse es wissen.

(Außerdem trieben ihn seine Schuldgefühle dazu)
 

Derek schien nicht überrascht zu sein.

Er war auch nicht wütend.

Es war viel schlimmer.

Denn er war so wahnsinnig traurig!
 

Stiles versuchte Trost auszusenden und seinen Gefährten seiner Liebe zu versichern. Was hätte er auch sonst tun können?

Nachdem er sich eine Weile später von ihm verabschiedet hatte, fing er an zu weinen.
 

Und in einem anderen Beacon Hills weinte Derek auch, während der hiesige von dem bebenden Körper in seinen Armen erwachte.

Er musste nicht fragen, was los war. Er zog Stiles einfach nur fester an sich.
 

Später am Morgen hatte Stiles sich wieder ein wenig gefangen.

Als er mit dem Derek in dieser Welt geschlafen hatte, hatte er eine Entscheidung getroffen und diese fühlte sich trotz des Schmerzes immer noch richtig an.

Selbst dann wenn sie seinen Liebhaber zuhause unglücklich machte!

Zu ihm konnte er immerhin heimkehren und sie hatten noch ihr ganzes Leben vor sich, während der Countdown für ihn und den Derek hier unaufhaltsam rückwärts lief.
 

Und dann wäre er es, der unglücklich war.

Für eine sehr lange Zeit!

Und darum wollte Stiles ihm wenigstens vorher beibringen, wie Glücklichsein funktionierte. Er wollte ihm das Wissen dalassen, wonach er suchen und wie es sich anfühlen musste.
 

Stiles machte sich nun daran, Kaffee und Frühstück für eine ganze Kompanie zuzubereiten und die Anwesenden ließen sich am Boden nieder, weil es einfach nicht genug Stühle für alle gab.
 

Beim Essen wollte Stiles von den frischgebackenen Werwölfen wissen, wie sie sich fühlten.

Erica beantwortete das für sie:

„Stark!“ sagte sie mit einem betörenden, schiefen Grinsen: „Unbesiegbar!“

Stiles lächelte:

„Wollen wir es hoffen!“ kommentierte er: „Und du?“ erkundigte er sich bei Peter:

„Mächtig!“ sagte dieser schlicht.

„Gut!“ sagte Stiles: „Aber lass´ es dir nicht zu Kopf steigen, denn so weit ich mich erinnere bist du auf dem Machttrip unausstehlich!“

Er ließ es wie einen Scherz klingen, doch ganz ohne Sorge war er nicht.
 

Sie hatten ihre Mahlzeit beinahe beendet, als es wieder einmal an der Tür klopfte. Peter, gefolgt von Scott und Stiles gingen, um nachzusehen, wer da war.

Vor dem Stahltor stand, eine Flasche Bourbon in seiner letzten, verbliebenen Hand haltend, mit Ringen unter den eisblauen Augen, kein anderer als Chris Argent:

„Morgen Jungs! Ihr habt einen Jäger zur Alpha-Beseitigung bestellt?“

Peter musterte den Mann mit zusammengekniffenen Augen, doch Stiles hakte diesen unter, ehe es böses Blut geben konnte und sagte im Plauderton auf die Flasche deutend:

„Na mein Freund? Hat die Party schon früh begonnen, oder ist die gestrige noch gar nicht vorbei?“

„Mein Leben ist eine ständige Party, seit alle tot sind, die ich je geliebt habe!“ behauptete der Werwolfjäger lallend und bitter.

Stiles nahm sanft die Flasche aus seiner Hand und wollte wissen:

„Was halten sie denn von einem Kaffee, Argent?“

Der Mann nickte, erhielt einen Augenblick später einen dampfenden Becher mit dem schwarzen Gebräu, holte sich seinen Stoff zurück, schraubte die Flasche mit den Zähnen auf und gab einen tüchtigen Schluck Whiskey zum Kaffee:

„Für den Geschmack!“ behauptete er.

„Na dann Prost!“ erwiderte Stiles kopfschüttelnd.

Chris deutete auf die Menschenansammlung im Loft und kommentierte:

„Kuschlig hier. Vielleicht ein bisschen überbevölkert!“

„Die Armee wächst.“ gab Stiles zurück. Dann wollte er von dem Jäger wissen: „Dass sie jetzt hier sind bedeutet wohl, dass sie sich unserer guten Sache anschließen wollen, oder Argent?“

Der Ältere nickte:

„So ist es! Ich habe die Schnauze voll von Deucalion und allein schaffe ich es einfach nicht! Übrigens kannst du mich Chris nennen, Junge!“ Dann fiel ihm etwas ein: „Weißt du was? Ich habe ein riesiges vermülltes Haus mit lauter leeren Zimmern! Was haltet ihr alle von einem Umzug?“
 

Sie schlugen es Peter vor und dessen Gesicht verfinsterte sich. Er schaute Stiles scharf an, als suche er in dessen Gesicht die Antwort. Offenbar fand er sie, denn er streckte schließlich seine Hand aus, ergriff die von Chris und schlug ein.
 

Sie vollzogen den Umzug, ohne sich dabei von den Alphas erwischen zu lassen und waren dann erst mal den ganzen Vormittag damit beschäftigt, die Müllkippe im Haus der Argents zu beseitigen.
 

Während Scott und Stiles leere Schnapsflaschen hinaus zum Müll trugen, bat Scott plötzlich unvermittelt:

„Erzählst du mir von meinem Doppelgänger in deiner Welt? Wie ist er so?“

Stiles lächelte und vermisste seinen Alpha mit einem Mal wie verrückt! Er entsorgte die Flaschen, die er getragen hatte in der Tonne vor dem Haus und hielt dann in seiner Tätigkeit inne, um die Frage zu beantworten:

„Eigentlich ist er so wie du! Besonnen, sanft, mitfühlend, freundlich, lustig; eben der beste Freund, den man sich wünschen kann! Aber da ist etwas, was euch unterscheidet.“ Stiles hielt kurz inne und fuhr dann fort: „Mein Scott hat Wurzeln! Er hat Melissa, seine Freundin, sein Rudel...“ und bescheiden fügte er hinzu: ...und mich! Wir alle geben unserem Scott den Halt, den er braucht, um der Alpha zu sein, der er ist. Und er ist wirklich eine große Sache, drüben in meiner Welt: Der WAHRE Alpha! Du hast viele Bewunderer. Und viele Feinde!“

„Wieso?“ fragte Scott verwirrt.

Stiles zuckte die Achseln:

„Ich schätze, weil wahre Macht dies nun einmal auslöst!“

Scott schaute ihn unbehaglich an. Dann schüttelte er sich ein wenig und murmelte:

„Lass uns weitermachen, O.K.?“
 

Chris saß auf einem der Sessel und schaute belustigt bei den Räumungsarbeiten zu, bis Stiles sich irgendwann neben ihn hockte und fragte, was denn wohl so saukomisch wäre:

„Ich habe mich nur gerade gefragt, was mein Miststück von Vater dazu gesagt hätte, dass eine Truppe Werwölfe zum Hausputz zu mir kommt und wir dann eine puppenlustige WG gründen.“ erwiderte der Jäger mit einem Grinsen:

„Er kam mir immer wie ein Mann vor, der Ironie zu schätzen weiß!“ Erwiderte Stiles: „Wo ist Gerard eigentlich. Ist ihm etwas zugestoßen? Werwölfe?“

Chris schüttelte den Kopf:

„Bauchspeicheldrüsenkrebs im letzten Jahr. Er war der letzte Tote!“

„Kate?“ fragte Stiles:

„Sie lebt!“ gab Chris schneidend zurück: „Aber für mich ist sie gestorben. Sie hat auf den Kodex gepfiffen, die Seiten gewechselt und arbeitet nun nach ihren eigenen Regeln. Sie ist eine kaltherzige Bitch und ich hoffe, ich muss sie nie wieder treffen!“

„Und was ist mit deiner Frau? In meiner Welt starb sie, weil sie sich nach dem Biss eines Alphas das Leben genommen hatte. Mit deiner Hilfe, wie ich vermute!“ erwiderte Stiles.

Chris blickte den Jüngeren überrascht an:

„Hier war es genauso! Sie kam Deucalion und seinem Rudel in die Quere, als sie Allison retten wollte und wurde gebissen. Ihr zu helfen, das Messer zu führen war die schwerste Sache, die ich jemals tun musste.“ Chris warf einen düsteren Blick auf Scott und Stiles rief ärgerlich:

„ES IST NICHT SEINE SCHULD, CHRIS! Scott ist auch nur ein Opfer. Und er hat so wahnsinnig viel verloren! Diese Alphas haben ihm noch viel mehr genommen, als auf den ersten Blick zu sehen ist: Sein Selbstvertrauen, seine Stärke, seine Macht!“ Chris blickte Stiles fragend an, doch der zuckte nur mit den Schultern und fügte wortkarg hinzu: „Lange Geschichte!“
 

Kurz hatte er darüber nachgedacht, Chris zu sagen, dass es in seiner Welt Derek gewesen war, der Ms. Argent gebissen hatte um Scott zu retten, doch im Sinne der Friedenswahrung nahm er davon Abstand. Es spielte hier und jetzt auch keine Rolle.
 

Als das Haus in bewohnbaren Zustand versetzt und die Zimmer verteilt waren; da nicht genug Betten zur Verfügung hatten sie weitere Matratzen besorgt, fanden sich alle im Wohnzimmer der Argents ein und Stiles beschloss ein weiteres Mal zu Kochen.

Die Küche von Chris war viel besser ausgestattet, als jene im Loft und mit Entzücken entdeckte Stiles den Sovietgarer, der dort stand. Er hatte Scott und Peter vorher mit einem ellenlangen Einkaufszettel losgeschickt und machte sich nun ans Werk: Vorweg eine Cremesuppe mit verschiedenen Pilzen, schonend gegartes Rinderfilet mit grünen Bohnen und Ofenkartoffeln und zum Dessert Tiramisu: Ein Festmahl, weil Stiles in feierlicher Stimmung war.
 

Als sie aßen, nahm Stiles den merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht von Chris wahr, als da mit einem Mal acht weitere Personen an seinem Tisch saßen, wo sich in den letzten Jahre nur die Gespenster der Vergangenheit herumgetrieben hatten.

Stiles nahm zur Kenntnis, das der Jäger den Bourbon wegließ und sich an Saftschorle hielt.
 

Dann ließ der junge Magier die Augen weiter wandern und sein Blick blieb an Isaak auf dem Platz neben sich hängen und er sah, dass diesem die Tränen in den Augen standen.

Unter dem Tisch drückte Stiles ihm freundschaftlich das Knie und fragte:

„Alles klar, Kumpel?“

„Kneif´ mich mal. Ist das alles echt?“ wollte er wissen: „Bin ich wirklich hier, oder träume ich?“

Stiles lachte ein wenig.

Er kniff Isaak nicht.

Stattdessen versetzte er ihm einen klitzekleinen Stromschlag:

„Und? Bist du nun wach?“ fragte er mit einem frechen Grinsen:

„Autsch!“ beschwerte sich der Werwolf mit einem kleinen Lächeln: „Du Arsch!“

Stiles zuckte unschuldig mit den Achseln.
 

Zwei Personen fehlten am Tisch, doch einen von ihnen würde er heute noch zu ihnen holen beschloss Stiles in diesem Moment. Die Situation hatte sich mit ihrem neuen Standort geändert und HIER, im Haus des Jägers, würden dir Alphas sie mit Sicherheit nicht vermuten, falls sie versuchen sollten, sich zu rächen.
 

Nach dem Essen erzählte Stiles Scott, Peter und Derek was er vorhatte und machte auch klar, dass er allein gehen werde.

„Kommt nicht in Frage!“ sagte Derek entsetzt und die anderen beiden stimmten ihm zu:

„Wir vier werden zusammen gehen!“ bestimmte Peter.

Er ging hinüber zu Chris, deutete auf Malia und die neuen Betas und sagte:

„Du hast den Hauptgewinn, Argent! Du bist für die nächsten ein bis zwei Stunden Ziehvater für unsere Welpen hier!“
 

Wenig später saß Stiles mit seinen drei Werwölfen im Auto auf dem Weg zu den Alphas und versuchte, ruhig zu werden und sich zu konzentrieren.

Die Macht seiner Gedanken!

Er war der Funke!

Die allererste Lektion, die Stiles von seinem Lehrer erhalten hatte, damals als er sechzehn war und selbst noch nicht die geringste Ahnung von seinen späteren Fähigkeiten gehabt hatte. Deaton hingegen hatte es zu diesem Zeitpunkt schon gewusst.

Und jetzt würde es sich erweisen, ob er schon so weit war.

Denn heute würde er etwas ausprobieren, was er zuvor noch nicht versucht hatte.

Er befürchtete, dass eine gute Chance bestand, damit sich selbst und auch Deaton auf molekularer Ebene aufzulösen, so dass sie beide dann bis in alle Ewigkeit einfach so als Elementarteilchen in der Gegend herumschwirren würden.
 

Konnte so etwas wirklich passieren?
 

Eigentlich hatte Stiles keine Ahnung, aber die Vorstellung war dennoch unbehaglich und der, den er danach hätte fragen können war genau der, den er auf diese Weise retten wollte.
 

Zweimal hatte Stiles sich bereits selbst teleportiert, auch wenn das erste Mal wohl kaum zählte, denn dabei hatte er sich ja hierher nach Nimmerland verirrt. Also konnte man wirklich nur von einem erfolgreichen Testflug sprechen.

Keine vielversprechende Statistik, die dazu einlud, nun auf den verwegenen Gedanken zu kommen, noch eine zweite Person, sozusagen auf dem Sozius-Sitz mitnehmen zu wollen, aber das war genau das, was er vorhatte.
 

Er würde seinen Werwölfen nichts von seinen Befürchtungen verraten.
 

Der Gedanke gibt der Materie Form!
 

Dieser merkwürdige Satz tauchte plötzlich in seinem Kopf auf. Er hatte ihn nicht gerufen, er hatte ihn nicht erdacht, der Satz war ihm vielmehr erschienen!
 

Und es klang verdächtig nach etwas, das Deaton sagen würde.
 

Stiles und die Wölfe hatte den Wagen an der selben, vom Apartment der Alphas aus unsichtbaren Stelle abgestellt, wie die letzten Male, als Stiles diesen einen Besuch abgestattet hatte.

Nun ließ er seine Wölfe die Ohren spitzen und diese teilten ihm mit, dass es einen schwachen, menschlichen Herzschlag gäbe und den Doppelschlag einer schwangeren Werwölfin; ihren eigenen und den des Fötus:

„Ist Kali bei Deaton im Zimmer?“ wollte Stiles wissen.

Scott schüttelte den Kopf:

„Sie ist im Nebenraum. Sei leise, wenn du reingehst. Wir halten hier unten Wache, falls die Anderen wiederkommen! Schrei´wenn du Hilfe brauchst. Wir werden dich hören. Und pass´auf dich auf!“ Er umarmte ihn fest:

„Tu´ ich doch immer.“ behauptete Stiles und fügte, einem Impuls folgend hinzu: „Ich hab´ dich lieb, Bro!“

Als er ihn wieder losließ, nickte Stiles den dreien noch einmal zu, ehe er sich vor ihren Augen auflöste.
 

Seine Übelkeit hielt sich dieses Mal in Grenzen, als Stiles sich im Zimmer materialisierte, in welchem Deaton gefangengehalten wurde. Er konnte sofort sehen, dass der Tierarzt in keinem guten Zustand war. Man hatten ihn grün und blau geschlagen, auf einer Wange prangte eine hässliche Platzwunde und er hatte eine aufgesprungene Lippe. Er hing halb bewusstlos in seinen Fesseln an demselben Stuhl, wie schon beim letzten Mal, als Stiles hier gewesen war und er war sich nicht sicher, ob der Tierarzt seine Ankunft überhaupt wahrgenommen hatte.

Aber das spielte im Augenblick auch keine Rolle. Stiles machte sich daran, die Fesseln Deatons zu lösen, was sich gar nicht so einfach gestaltete und eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Bei der Berührung stellte Stiles fest, dass die Hände des Gefangenen schon ganz kalt waren, aufgrund der schlechten Blutversorgung. Es wurde Zeit, dass Deton endlich hier herauskam, denn sehr viel länger würde dieser wohl nicht durchhalten.

Stiles war soeben dabei, die letzte Fessel zu lösen, als die Tür eingetreten wurde und Kali ins Zimmer gestürmt kam.
 

Fuck! Und was nun?
 

Stiles wäre vor Schreck beinahe das Herz in die Hose gerutscht.

Er könnte sich unsichtbar machen, doch dann würde sie vielleicht anstatt dessen Deaton verletzen. Er konnte sie unter Strom setzen, doch abgesehen davon, dass er ihr aus Angst vor ihren Klauen nicht so nah kommen mochte, war da ja auch noch dieses unschuldige Baby in ihr, dass er nicht verletzen wollte.

Hätte er doch bloß an Ebereschenasche gedacht.
 

Dann kam ihm eine Idee!
 

Die Asche war nur ein Symbol für die Magie, richtig. Und die Magie trug er in sich!

Er warf seine Hand in die Luft und da war die Asche, die auf die Alphawölfin herabrieselte um dann einen perfekten Bannkreis um sie zu bilden.

Kali brüllte vor Wut, doch es half ihr nichts: Sie war gefangen!“

„Sorry, Schätzchen!“ rief Stiles ihr zu: „Ich kann leider nicht bleiben, um zu plaudern. Alles Gute zur Mutterschaft. Arrivederci!“

Er legte Deaton die Hände auf die Schultern, auch wenn das vielleicht nicht nötig gewesen wäre und konzentrierte sich darauf, sie beide aus dem Gebäude zu teleportieren.
 

Es schien zu funktionieren, doch es war unendlich mühsam. Stiles hatte das Gefühl, er müsste den größeren und schwereren Mann auf seinen Schultern tragen. Oder vielleicht war das passendere Bild, dass Deaton Körper durch eine Leine mit seinem Körper verbunden war und er musste ihn mühsamen Schrittes hinter sich her schleifen. Mit Gegenwind!
 

Seine bisherigen Soloflüge waren ihm stets so vorgekommen, als würde er sein Ziel in einem Wimpernschlag erreichen, doch jetzt schien es Stunden zu dauern. Der Raum in dem er befand zersetzte sich quälend langsam vor seinen Augen und immer wieder blitzte sein Zielort für den Bruchteil einer Sekunde vor Stiles auf, doch irgendwie befanden sich Deaton und er an zwei Orten gleichzeitig. Und erst ganz nach und nach fühlte es sich so an, als befänden sie sich weniger in Deatons Gefängnis und mehr auf dem Parkplatz bei Peter, Scott und Derek. Und als die Bilder des Standortes seiner Freunde deutlicher wurden, erkannte Stiles, das hier gerade ein Kampf im Gange war. Derek schlug sich mit Ennis, die Zwillinge prügelten auf Scott ein, Lydia und Danny hielten sich als Rückendeckung im Hintergrund und Deucalion setzte Peter schwer zu.

Dieser Lag am Boden und der Blinde hieb mit seinen Klauen immer wieder auf ihn ein. Zu einer Gegenwehr war Peter mittlerweile scheinbar gar nicht mehr in der Lage.

Stiles sah es mit an, doch es gab noch nichts, was er dagegen tun konnte, weil er im Augenblick noch mehr von einem Geist als einem Menschen hatte.
 

Gerade schleuderte Ennis Derek viele Meter durch die Luft, bis dieser kaum bei Bewusstsein auf dem Dach einer kleinen Garage zum liegen kam.

Ennis wollte ihm gerade hinterher und Derek ein Ende machen, als er das Brüllen seiner gefangenen Gefährtin von oben aus dem Apartment hörte. Er schnappte sich Lydia und rannte mit ihr zu Kalis Rettung.
 

Und endlich waren Stiles und Deaton wieder ganz im Hier und Jetzt angekommen.

Keine Sekunde zu früh, den Deucalion setzte gerade zum finalen Hieb gegen Peter an, der auf dessen Kehle zielte. Stiles hatte nicht wirklich Zeit, sich zu überlegen, was er tun konnte, er musste Handeln. Deucalion durfte Peter nicht töten: Das war sein einziger Gedanke!
 

Er holte mit den Händen aus und eigentlich dachte er, er würde Blitze auf den Alphadämonen schießen, doch es geschah etwas anderen. Es war wie ein heftiger Windstoß oder eine Energiewelle, die Deucalion traf und Ihn zu Fall brachte, so dass er schon beinahe slapstickartig auf dem Hintern landete:

„DU!“ brüllte der Alpha: „Du gehst mir verdammt nochmal ganz schön auf den Wecker: Tauchst hier uneingeladen auf und bringst alles durcheinander!“

„ICH gehe DIR auf den Wecker?“ fragte Stiles ungläubig: „DU TERRORISIERST MEINE FREUNDE!“
 

Peter lag am Boden und es schien, als hätte er es endgültig hinter sich und der junge Magier spürte eine wahnsinnige Wut in sich. Er stellte sich vor, wie er Deucalion hoch in die Luft hob und genau das geschah nun auch. Der blinde Alpha zappelte einen Augenblick lang hilflos in der Luft, ehe Stiles in allein mit der Kraft seiner Gedanken gegen eine Hauswand warf.
 

Deucalion rappelte sich wieder auf, klopfte sich den Staub von seinen Kleidern und murmelte:

„Du bist wirklich ein mächtiges kleines Ding. Es wird mir Spaß machen, dich in Fetzen zu reißen!“

„Ehe ich dich dafür nah genug an mich heranlasse, lasse ich dich Kraft meiner Gedanken explodieren. Hast du je „Der weiße Hai“ gesehen? Das wird hässlich!“ spukte Stiles verächtlich aus.
 

Er sah die Klaue von Danny hinter sich nicht kommen und der Streich wäre mit Sicherheit tödlich gewesen, wenn in diesem Moment nicht Deaton so weit wieder bei Bewusstsein gewesen wäre, dass er Dannys Fuß packen und ihn zu Fall bringen konnte. So ging der Klauenhieb zwar einmal quer über Stiles Rücken, doch die Verletzung blieb oberflächlich. Das bedeutete aber nicht, dass sie nicht schmerzte, wie die Hölle.

Stiles sog scharf den Atem ein. Er wandte sich schnell um und setzte Danny unter Strom, bis dieser sich nicht mehr rührte und versuchte, dabei nicht an dessen Ebenbild, den Freund zu denken, den er zuhause hatte.
 

Indes war Deucalion Stiles Position bedenklich nah gekommen und wollte beenden, was Danny angefangen hatte, doch Stiles reagierte rechtzeitig, schleuderte ihn ein weitere Mal durch die Luft und der blinde Alpha landete mit Wucht auf einem Zaun wo er von einem Pfahl durchbohrt wurde und hilflos zappelnd hängen blieb.
 

Und dann ging plötzlich alles ganz schnell: Ethan hatte in der Zwischenzeit ein Auto herangefahren, Ennis kehrte mit Lydia und und Kali zurück, sie befreiten ihren Anführer und schafften ihn in den Wagen. Aiden versetzte Stiles einen Schlag mit der Faust und setzte sich dann ans Steuer, Ethan packte Scott, stieß auch ihn in das Gefährt, doch nicht ohne einen kurzen Blick zurück auf seinen bewusstlosen Gefährten am Boden zu werfen und dann fuhr das Auto mit den Alphas, Lydia und Stiles bestem Freund darin mit quitschenden Reifen davon.
 

Stiles erhob sich mühsam unter Schmerzen und musste nun entscheiden, ob er Dereks Wagen nahm und hinterherfuhr oder sich um seine drei verletzten Freunde kümmerte.

Sein Inneres fühlte sich an, wie Eis.

Feldlazarette

Peter sah aus, als fehle noch mehr viel, bis dass er verblutete, Deaton verlor immer wieder das Bewusstsein und Stiles musste annehmen, dass Derek schwerer verletzt war, als zunächst angenommen, weil er immer noch nicht wieder bei ihnen war.
 

Und damit war die Entscheidung gefallen.
 

Stiles musste sich als erstes um die Verletzten kümmern und seinen besten Freund vorerst den Alphas überlassen, auch wenn der Gedanke daran ihm beinahe die Luft zum Atmen nahm.
 

Er hoffte, dass er Scott in der kurzen Zeit, die sie in dieser Welt miteinander verbrachten hatten, ausreichend Selbstvertrauen hatte zurückgeben können, damit er der Situation gewachsen wäre.

Er hoffte, dass Deucalion an einem lebenden Scott mehr gelegen war, als an einem toten.

Er hoffte ganz einfach das Beste, denn mehr konnte er momentan nun einmal nicht tun, verflucht!
 

Er blinzelte ein paar Tränen weg, denn wenn er sich jetzt nicht zusammenriss, dann würde er sie am Ende möglicherweise ALLE verlieren.
 

Nun musste blitzschnell eine Prioritätenliste erstellt werden.

Danny rührte sich noch nicht, also nahm sich Stiles als allererstes einmal den Verblutenden vor. Mit dem Verbandszeug aus dem Erste-Hilfe-Kasten dichtete er provisorisch mit Druckverbänden die größten „Lecks“ ab, auch wenn diese gar nicht so leicht zu ermitteln waren, denn Peters gesamter Körper bestand scheinbar mehr oder weniger nur noch aus rohem Fleisch.

Während er versuchte, angesichts der großen Menge Blutes eine Ohnmacht zu vermeiden (er tat das, indem er sich, während seine Hände arbeiteten an einen sehr viel schöneren Ort dachte: Kätzchen, Einhörer und Regenbögen und niemand musste jemals sterben!), sagte er sich, dass er Peter und auch Derek schon Schlimmeres hatte überleben sehen.

So war es doch, oder?

Stiles wusste es nicht mehr genau, doch es beruhigte ihn ein ganz kleines bisschen, sich das einzureden.
 

Aus irgendeinem bescheuerten Grund war dieser verrückte Alpha immer noch bei Bewusstsein und Stiles hätte wetten mögen, dieser Grund lautete Willenskraft.
 

Er hätte wirklich nicht sagen können, wie er es gemacht hatte, vielleicht war die Antwort auch hier Willenskraft, aber irgendwie gelang es ihm, den wesentlich schwereren Peter vom Boden hoch und ins Auto zu hieven. Nachdem er den Alpha in seinem Sitz angeschnallt hatte, streichelte er ihm sanft über die Wange und flüsterte:

„Lass los, Großer! Ich kümmere mich um alles, in Ordnung?“

„Scott?“ fragte Peter krächzend.
 

Halbtot galt sein einziger Gedanke immer noch nur ihm?
 

Dass war nicht der Peter, den Stiles von zuhause kannte!

Eine Welle der Zuneigung überlief ihn in diesem Moment:

„Wir holen ihn uns wieder! Versprochen! Aber dafür brauchen wir DICH; stark und gesund, also lass´dich fallen und werde schnell gesund, tust du das für mich? Tust du das für Scott?“ fragte er.

Peter nickte und dann schloss er die Augen.
 

Nun bedurfte Danny seiner Aufmerksamkeit, denn er begann gerade wieder, sich zu rühren. Stiles traute sich nicht, ihn noch einmal zu grillen, weil er nicht wusste, wie viel so ein Beta-Wolf vertrug und er wollte ihn ja schließlich nicht umbringen. Und so griff Stiles auf Traditionelles zurück: Er holte aus, und verpasste Danny den festesten Hieb mit der Faust, zu dem er fähig war.

Im Grunde überhaupt nicht sein Stil, aber in der Not...
 

Und überraschenderweise schaffte er es auf diese Weise tatsächlich, den Werwolf vorübergehend wieder auszuknipsen.

Nun schleppte Stiles auch ihn mit Müh´ und Not ihn ins Auto, verfrachtete ihn ächzend auf den Vordersitz und fesselte ihn dort mit dem Abschleppband. Zur Sicherheit nahm er noch das Überbrückungskabel, legte es ihm um den Hals und band ihn damit an die Kopfstütze. Wenn Danny während der Heimfahrt frech werden sollte, würde ihm so ganz schnell die Luft wegbleiben.
 

Deaton war der nächste und er war glücklicherweise gerade in diesem Moment soweit bei Bewusstsein, dass er mehr oder weniger allein neben Peter Platz nehmen konnte.
 

Das Schwerste hatte Stiles sich zum Schluss aufgehoben, denn nun musste er herausfinden, ob Derek überhaupt noch lebte. Er erklomm das Garagendach mit pochendem Herzen und da lag Derek; auf dem Rücken, mit bleichem und schmerzverzerrtem Gesicht!

Stiles hockte sich neben ihn und legte ihm die Hand an die Wange:

„Was ist mit dir, Liebling?“ fragte er sanft:

„Ich spüre meine Beine nicht!“ Derek rang sich tatsächlich ein Lächeln ab:

„Deine Wirbelsäule!“ stellte Stiles leise fest:

Derek nickte:

„Ich denke schon!“

„Heilt so etwas bei euch Wölfen, oder...oder nicht?“ Stiles schluckte:

„Ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht so genau.“ gab Derek zu. Dann forderte er: „Los, Stiles; geh und kümmere dich um die Anderen. Ich bleibe einfach hier liegen und betrachte den Himmel, einverstanden?“

Stiles schüttelte heftig den Kopf und weinte ein bisschen:

„NEIN! Nein, NICHT einverstanden!“ rief er aus.

Derek stieß ein hustendes Lachen aus und erwiderte:

„Du hast gar keine Wahl, Kleiner! Du kriegst mich nicht von diesem Dach herunter und dir läuft die Zeit weg.“
 

Stiles sackte ein klein wenig in sich zusammen. Derek hatte Recht. Peter würde vermutlich sterben, wenn er sich hier noch länger aufhielt.

Er konnte rein gar nichts tun.

Außer...
 

Stiles hatte nicht die geringste Ahnung, ob er dafür noch die Energie hätte. Deaton mitzunehmen war bereits ein Kraftakt gewesen, als er noch voll bei Kräften war und nun Stiles hatte das Gefühl, seine Batterien neigten sich langsam ihrem Ende zu. Andererseits hatte er auch keine große Wahl, denn es war DEREK, der hier lag.

Stiles nahm die großen Hände in seine, schloss die Augen und konzentrierte sich; konzentriert sich auf sein Ziel, aber vor allem auf das, was ihm im Leben bereits seit Jahren so unendlich viel Kraft gab.

Er blickte noch einmal hinab in die großen, grünen Augen, nickte mit einem klitzekleinen Lächeln und dann tat er es: Er zog alle verbliebenen Kräfte in sich zusammen und teleportierte Derek und auch sich selbst in den großen Kofferraum von Peters Jeep.

Dort drückte er Derek rasch einen Kuss auf die Stirn und dann ließ er ihn zurück, um sich müde auf den Fahrersitz zu schleppen.
 

Er holte alles aus dem Motor heraus und hoffte, in keine Verkehrskontrolle zu geraten, denn dann hätte er den Kollegen seines Vaters einiges zu erklären gehabt, angefangen damit, warum er überhaupt noch lebte, über den gefesselten Beifahrer(Bondage-Fun Jungs! Zwinker, zwinker!), bis hin zu den drei Schwerverletzen hinten im Wagen.
 

Doch wenigstens in dieser Sache war das Glück heute auf Stiles Seite, denn er kam heil, unkontrolliert und erstaunlich bald am Haus der Argents an.

`Mal sehen, wie gut die Welpenohren funktionieren?´ dachte Stiles und rief:

„Hilfe! Ich brauche dringend ein paar starke Arme hier!“

Erleichtert stellte Stiles fest, dass es funktioniert hatte, denn sie kamen Alle in kürzester Zeit angerannt und hatten sogar Chris mitgebracht. Höchstwahrscheinlich war ihre Rückkehr bereits sehnsüchtig erwartet worden.

Die Jungwölfe wurden ein wenig bleich, als sie sahen, in welchem Zustand Derek und vor allem ihr Alpha war, doch keiner sagte etwas.

Die Verletzten wurden ins Haus gebracht und Stiles folgte ihnen erschöpft.
 

Chris, mit seiner Felderfahrung gab Erica und Boyd Anweisung, wie Peter fachmännisch zu verbinden sei, Isaac und Malia versorgten indes Deaton mit Eisbeuteln, bis Stiles ihnen allen zeigte, dass sie als Wertiere über weitaus bessere Methoden verfügten, um Schmerzen zu nehmen.
 

Chris kümmerte sich später um die Geisel, die er im Keller ankettete und sich bereit erklärt, ihn zu bewachen:

„Bitte töte ihn nicht!“ forderte Stiles: „Erstens ist er unser einziges Druckmittel, um Scott zurückzubekommen und außerdem ist er eigentlich ein wirklich guter Kerl. Da, wo ich herkomme, sind wir ziemlich eng befreundet.“

Chris nickte.
 

Unendlich müde stieg Stiles nun die Treppe zu Dereks Schlafzimmer hinauf.

Er nahm auf der Bettkante Platz und auch ohne Werwolfsinne erkannte Stiles, dass Derek eine Heidenangst hatte.

Und natürlich musste er nicht fragen wovor:

„Du wirst wieder ganz gesund werden, hörst du, großer Wolf?“ Er streichelte sacht Dereks drei-Tage-bärtige Wange gegen den Strich: „Ich kenne dich! Du bist stark! Verdammt noch mal, manchmal denke ich sogar, du wärst unverwüstlich! Außerdem: Du weißt es vielleicht nicht, aber es gibt etwas, was du tun kannst, um deine Selbstheilungskräfte zu steigern. Verwandele dich!“ Derek blickte ihn ungläubig an, doch Stiles bestätigte noch einmal: „Es stimmt! Du heilst mindestens doppelt so schnell als Wolf.“
 

Nun zog Stiles die Knie ans Kinn, schlang seine Arme darum und murmelte niedergeschlagen:

„Verdammt, ich habe echt großen Mist gebaut und euch alle beinahe umgebracht. Die dumme Magie hat mich wohl tatsächlich größenwahnsinnig werden lassen. In Wirklichkeit bin ich immer noch derselbe armselige, kleine Loser wie eh und je. Wenn Peter oder Scott sterben, oder wenn du nie wieder laufen können wirst, dann könnt ihr euch bei mir dafür bedanken; dem großspurigen Arschloch, dass auf einen Sprung in eurer Welt vorbeikommt, sich einbildet, es könnte irgendetwas besser machen und es dann in Wirklichkeit einfach nur grandios vergeigt!“

„Hey Kleiner, das ist der größte Müll, den ich seit langem gehört habe!“ erwiderte Derek mit einem kleinen Lächeln: „Du warst noch nie ein Loser! Eine Nervensäge vielleicht, aber auch schlau, stark und loyal. Das habe ich an dem Stiles in dieser Welt von Anfang an bewundert. Darum habe ich mich in ihn verliebt.“

Stiles blickte Derek ungläubig an:

„Du warst damals schon in deinen Stiles verliebt? Richtig verliebt? MEIN Derek hat mir nie verraten, dass er schon so früh solche Gefühle entwickelt hatte!“

„Vielleicht wusste er es nicht. Er musste dich damals nicht verlieren.“ Beinahe flüsternd fügte er hinzu: „Er musste nicht darüber nachdenken, was er verloren hatte! Du warst damals bloß ein sechzehnjähriges Schulkind und trotzdem, ich liebte dich! Das muss doch irgendwas bedeuten, oder nicht?“ Dann lachte Derek bitter: „Naja... vielleicht bedeutet es auch einfach nur, dass ich ein kranker Perverser bin, der hinter Gitter gehört, aber trotzdem wünschte ich so sehr, dass ich der Derek deiner Welt wäre; der, der dich zu dem Mann hat werden sehen, der du heute bist; der, der die Chance haben wird, sein Leben mit dir zu verbringen und mit dir alt zu werden! Gott, ich beneide ihn so wahnsinnig!“ Derek unterbrach sich und fuhr nach einer Weile mit zärtlichem Blick fort: „Du hast uns allen die Hoffnung wiedergegeben, Stiles und du hast es gut gemacht; richtig gut! Du kannst nichts für das, was gerade passiert ist.“

Derek streckte die Arme aus und bat: „Komm´ her! Leg dich eine Weile zu mir ja?“
 

Stiles hatte mittlerweile zu weinen begonnen und schmiegte sich nun sehr vorsichtig in Dereks Seite, um bei dem Verletzten nicht noch größeren Schaden anzurichten.

Sie lagen einen Augenblick lang so beieinander, bis Derek irgendwann fragte:

„Hilfst du mir beim Ausziehen? Ich glaube, ich probiere mal diese Wolfs-Therapie.“
 

Stiles half Derek sehr behutsam aus seinen Kleider, fuhr dann sanft mit den Fingerspitzen über seinen Brustkorb und Derek murmelte kleinlaut:

„Allein dafür, einmal mit dir zu schlafen, hat sich die ganze Sache für mich gelohnt, weißt du? Nicht nur weil es schön war; denn das war es natürlich, aber es war auch so...“ er suchte nach dem passenden Wort: „... es war so RICHTIG!“

Bevor Stiles darauf etwas erwidern konnte, begann Derek sich zu verwandeln.
 

Der junge Magier grub nun seine Nase in das dichte, schwarze Fell, schlang die Arme um den Wolfskörper und fiel in einen tiefen Schlaf, denn er war vollkommen erledigt.
 


 

Stiles blickte hinab in einen steinernen Brunnen. Er so war tief und dunkel, dass er nicht bis auf den Grund sehen konnte. Traurig vermutete er, dass die Quelle versiegt sein musste.`Das war´s dann wohl?´dachte er niedergeschlagen.

Jetzt saß er auf dem Trockenen.
 

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er schreckte herum und da war Deaton, sein Lehrer mit dem geduldigen Blick und dem immer gleichen, ein wenig mysteriösen Lächeln:

„Du musst keine Angst haben, Junge. Der Wasserstand ist gerade ein bisschen niedrig, aber das heißt nicht, dass du verdursten wirst.“ Sein Lächeln wurde breiter und er fügte noch hinzu: „Dein Bruder und du, ihr werdet aus derselben Quelle gespeist, hast du das gewusst? Du musst ihn bloß zum Wasser führen, Stiles, dann wird er leben! Das ist das Einzige, was zählt. Alles Weitere wird sich finden. Hab´ Vertrauen!“

Stiles nickte.
 


 

Stiles schreckte hoch und sein Blick fiel auf eine Uhr auf dem Nachttisch. Er hatte fast zwei Stunden geschlafen. An seiner Seite lag immer noch ein wundervoller schwarzer Wolf in tiefem Schlummer. Und er träumte!

Höchstwahrscheinlich von einem ausgiebigen Waldlauf mit einer kleinen Koyotin durch das Beacon Hills Reservat, denn seine Pfoten bewegten sich.

GOTT SEI DANK!
 

Das Alpharudel hatte sich an einen ihrer Stützpunkte außerhalb von Beacon Hills zurückgezogen, eine kleine, alte Villa mitten im Naturschutzgebiet.
 

Deucalion schärfte seine Sinne. Er wusste, dass er jetzt sehr wachsam sein musste. Sie waren alle Mörder hier, doch welcher seiner Wölfe würde wohl als erstes versuchen, die Macht eines verwundeten Alphadämonen zu seiner eigenen zu machen?
 

Ennis vielleicht? Er würde immerhin bald eine Familie beschützen müssen.
 

Aber möglicherweise wäre es auch Kali, die sich durch die Schwangerschaft exponiert und geschwächt fühlte und diesen Zustand sicherlich nicht liebte, so wie er seinen Wildfang kannte. Gerade versorgte sie liebevoll Deucalions Wunde, doch er wusste auch, dass er ihr nicht trauen durfte. Sie war listig und skrupellos.

Genau das liebte er an ihr!
 

Ob Ennis wohl ahnte, dass nicht er der Vater ihres Kindes war?
 

Die Zwillinge hingegen würden wohl eher auf EINANDER losgehen und nicht auf ihn. Sicher war ihnen klar, dass sie in ihrer gegenwärtigen Situation nicht die geringste Chance hatten, den Alpha der Alphas zu besiegen. Dazu müssten sie wenigstens eine Einheit bilden, denn selbst in diesem Moment, wo Deucalion geschwächt war, wäre er ihnen, in ihrem zerstrittenen Zustand noch haushoch überlegen. Und nun war auch noch Ethans Gefährte verschwunden. Mit Sicherheit war dies der letzte kleine Auslöser, der Kain und Abel auf einander losgehen ließe. Deucalion würde wetten, dass Aiden am Ende siegreich aus dieser Sache hervorginge, denn er war der Skrupellosere von beiden.

Er war der wahre Sohn!
 

Ethan hingegen machten seine Emotionen weich, schwach und möglicherweise auch sehr bald entbehrlich.
 

Das war das Problem in einem Rudel, welches aus Raubtieren bestand, die Blut gekostet hatten: Der Hunger nach Macht und die herabgesetzte Beißhemmung!
 

Und dann war da natürlich noch Lydia. Sie war ein Mensch und doch war sie so viel mehr als das. Aus der Banshee wurde Deucalion einfach nicht schlau. Sie machte immer den Anschein, als habe sie sich in ihr Schicksal gefügt; als sei sie loyal, oder als sei es Aiden tatsächlich gelungen, sie zu brechen, doch dann ging da manchmal für winzige Momente ein Geruch von ihr aus; etwas wie kalte Wut und da ahnte der große Alpha, dass sie seit Jahren im Grunde nur auf die passende Gelegenheit wartete.
 

Deucalion hatte sich angepasst, als ihm sein Augenlicht genommen worden war. Er war mächtig, klug, stark und auch wenn er blind war, sah er doch so viel mehr, als jeder, den er je getroffen hatte. Vielleicht mit Ausnahme dieses Tierarztes, der weitsichtig diese beiden besonderen Jungen unter seine Fittiche genommen hatte.

Andererseits war Scott nun natürlich in SEINER Hand. All´ die Jahre hatte Deucalion sich vor dem wahren Alpha gefürchtet und sich zur selben Zeit nach einer Macht wie seiner gesehnt.
 

Doch nun war es ein kümmerlicher, magerer, kleiner Mensch gewesen, der ihn vorgeführt und geschwächt hatte; der möglicherweise die Macht hatte, ihn zu besiegen.

Mit dem kleinen Magier hatte Deucalion in der Tat nicht gerechnet. Wie auch, denn er war ja ein Fremdkörper in dieser Welt und sollte eigentlich tot sein!

Sicher; Deucalion hatte gewusst, dass jemand kommen würde, um seine Macht anzufechten, doch er hätte angenommen, dass es ein anderer Wolf sein würde. Und er war immer noch nicht ganz sicher, dass es nicht auch tatsächlich so wäre.
 

Deucalions Heilung würde noch ein paar Stunden benötigen, doch dann würde er sich diesen Scott vorknöpfen, um herauszufinden was ihn ausmachte.
 

Er grinste bei dem Gedanken, wie Peter gerade tobte, weil sie seinen Gespielen nun in ihrer Hand hatten. Und dabei wusste dieser selbstverliebte Idiot überhaupt nicht, mit wem er schon seit Jahren das Bett teilte.

Wenn Peter überhaupt noch lebte! Denn viel war nicht mehr von ihm übrig gewesen nach ihrem Kampf.

Bedauerlich! Es hätte nur noch dieses einen finalen Hiebes bedurft und dann wäre dieser Clown ein für alle Mal erledigt gewesen.

Doch dann hatte der kleine Zauberlehrling ihm dazwischengefunkt.
 

„Du kannst jetzt gehen!“ herrschte Deucalion Kali an.

Als sie draußen war, verschloss er die Tür, zog sich seinen Sessel direkt davor, zog die Kappe von seinem Taststock ab, und entblößte die darunterliegende Klinge. Jeder, der versuchen würde, sich durch die verschlossene Tür Zugang zu verschaffen, würde sie ohne Vorwarnung zu spüren kriegen.
 

Deucalion setzte sich und schloss die Augen.
 

Überraschenderweise war es Aiden, der sich der Tür als erster näherte. Deucalion hörte seine Schritte, nahm seinen Geruch war, doch bald war der Junge wieder verschwunden.

Gut so! Der alte Alpha verspürte keinen Wunsch, den Jungen in Stücke reißen zu müssen.
 

Eine halbe Stunde später war da Kali. Sie war wie immer barfuß, ein perfektes Raubtier. Selbst für Deucalions Ohren waren ihre Schritte nicht zu hören. Wohl aber ihr eigener ängstlicher Herzschlag und der rasende Herzschlag des Babys. Kali verweilte einen Augenblick vor der Tür, offensichtlich unentschieden, was sie tun wollte. Dann schlich sie wieder von dannen.
 

Der letzte der seine Aufwartung machte war Ennis. Er hatte sogar den Mut, die Türklinke herunterzudrücken. Als er feststellte, das abgeschlossen war, ging er wieder.

Beinahe fühlte Deucalion sich wie der Protagonist in einem klassischen Drama: Verbündtete, Verräter und Königsmörder!

Nur dass dieser König es ihnen nicht so leicht machen würde!

Vielleicht noch eine Stunde und dann wäre er wieder ganz der Alte und dann waren die Machtverhältnisse wieder die alten.
 

Plötzlich hörte er in der Nähe seines Zimmer ein gehässiges kleines Flüstern, welches nur für seine Ohren bestimmt war:

„Und Hamlet? Wie fühlt es sich an, wenn die Monster, die man selbst geschaffen hat plötzlich drohen, sich gegen einen selbst zu richten?“

Das war Lydia!

Sie war also noch da, irgendwo unter einer Maske aus dickem Make-Up und Gleichmut.
 

Ethan saß im Schuppen bei ihrem angeketteten Gefangenen. Die beiden betrachteten einander misstrauisch, doch keiner von ihnen sprach ein Wort.

Ethans Gedanken kreisten die ganze Zeit nur um eine einzige Sache und es wurde langsam Zeit, dass er ein eindeutiges Bekenntnis ablegte, solange es noch SEINE Entscheidung war und nicht andere Leute unabänderliche, unerträglich e Tatsachen schufen!

Danny mochte bloß ein unbedeutender, lächerlicher Beta sein, der weit unter ihnen allen stand, wie Deucalion immer wieder betonte. Dennoch gab es in Ethan eine Stimme, die das ganz anders sah. Manchmal, ganz selten, wenn sie beide nachts Seite an Seite lagen und wenn wirklich keiner hinschaute; wenn sie plötzlich Gleiche waren und nicht einer die Herrschaft über den anderen hatte, dann hatte Ethan seinem Freund flüsternd verraten, dass er ihn liebte.

Und er wusste, dass das der einzige Grund war, dass Danny noch blieb. Deucalion hatte Lydia und seinem Beta schon vor Jahren den Kontakt mit ihrer Herkunftsfamilie verboten und Ethan wusste, wie sehr Danny darunter litt, seine Mutter Cynthia nicht mehr sehen zu dürfen.
 

Und nun war Danny nicht mehr da und Ethan spürte, dass es ihn beinahe um den Verstand brachte:
 

„Wo ist dein Handy?“ fragte er seinen Gefangenen unvermittelte. Er hatte Scott natürlich zuvor durchsucht und festgestellt, dass er keines bei sich trug.

Scott zuckte erschrocken ein wenig zusammen, weil er nach dem langen Schweigen gar nicht mehr damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden:

„Ich habe es zuhause gelassen. Wieso?“

Ethan ging nicht auf die Rückfrage ein, sondern sagte einfach bloß:

„Gut!“

Dann zückte er sein eigenes Handy und begann eine Nachricht zu tippen.
 

Auf Dereks Nachttisch brummte das Handy von Scott: Eine Kurznachricht war eingegangen! Stiles überlegte kurz ob er nachsehen sollte. Scott hätte sicher nichts dagegen also tat er es.

Dann lächelte er!

Standhaft

Derek erwachte und verwandelte sich zurück in seine menschliche Form. Stiles war immer noch an seiner Seite und blickte auf den Nackten hinab. Dann kniff er ihm ins Hinterteil und fragte mit einem unverschämten Grinsen:

„Und? Hast du das gespürt?“

„Au!“ beschwerte sich Derek. Dann wurde es ihm klar und er lachte: „Das Gefühl ist wieder da!“ Er wackelte mit den Zehen: „Siehst du das?“ rief er begeistert.

Stiles nickte. Dann beugte er sich zu einem Kuss zu ihm herüber und wollte wissen:

„Meinst du, du kannst aufstehen? Ich würde nämlich gern nach den Anderen sehen.“

Derek machte einen Versuch, der zwar etwas steif und ungelenk ausfiel, doch mit ein wenig Unterstützung von Stiles konnte er langsam einen Fuß vor den anderen setzen.
 

Deaton lag allein in seinem Bett und schlief noch immer tief und fest. Er musste in den vergangenen Wochen wohl Furchtbares durchgemacht haben; Folter, Terror, Verzweiflung und Todesangst und so ließen sie ihn schlafen. Später würde es darum gehen, die Scherben zusammenzukehren und Wiederaufbau zu betreiben, doch für diesen Moment sollte er die bewusstlose Unbeschwertheit des Schlafes noch genießen dürfen.
 

Peter dagegen war wieder wach und der Anblick, der Stiles und Derek in seinem Schlafzimmer erwartete war wunderbar! Boyd, Erica und Isaac hatten sich Stühle nah an sein Bett gezogen und Malia hatte sich zu ihrem Vater gelegt und hielt ihn mit ihrem Körper warm.

So wie es die Heilung Dereks beschleunigt hatte, seine Wolfsgestalt anzunehmen, so half es dem Alpha, sein Rudel um sich versammelt zu haben und seine Betas hatten das offenbar instinktiv gewusst.
 

Derek setzte sich ans Fußende und nickte seinem Onkel zu. Stiles hingegen kroch neben Peter und zog dessen Kopf an seine Brust:

„Und? Wie geht es dir, Großer?“ fragte er und strich ihm über das Haar.

Peter nickte gegen Stiles Oberkörper und murmelte dann:

„Ganz O.K. denke ich. Aber ich habe Angst vor dem, was Deucalion mit Scott anstellen wird!“

Das war das Stichwort!

Stiles zückte Scotts Handy und zeigte Peter die Textnachricht:

„Wir haben einen Verbündeten!“ Gab er bekannt.
 

Peter las die Nachricht von Ethan: `Ich werde alles tun, um Scott am Leben zu halten, wenn ihr Danny nichts antut!´

„Was hast du geantwortet?“ Wollte der Alpha wissen.

„Noch nichts.“ gab Stiles zurück und dann begannen seine Finger auf das Display einzuhacken:

„Was hältst du davon?“

`Wir sind hier nicht die Aggressoren! Sag uns einfach, wo ihr euch versteckt haltet und wir machen eine Übergabe! Friedlich! Kein Blutvergießen mehr!´

Peter blickte ihn zweifelnd an, doch er sagte:

„Einen Versuch ist es wert!“

Stiles nickte:

„Eine Sache will ich noch tun, denn Bilder sagen mehr, als tausend Worte, richtig?“
 

Er sprang aus dem Bett und rannte hinunter in den Keller, wo Chris noch immer bei dem Gefangenen saß, der nun wieder bei vollem Bewusstsein war:

„Hey, Kumpel. Wie geht´s? War Chris nett zu dir?“ erkundigte er sich:

„Er sitzt seit zwei Stunden da, glotzt mich an und sagt kein Wort. Ich schätze, dass ist so nett, wie ein Jäger zu einem Wolf nur sein kann.“ gab Danny verdrossen zurück: „Aber ich hab da mal ´ne Frage: Wieso siehst du aus wie Stiles, der dürre Loser, der früher beim Lacrosse immer auf der Ersatzbank gesessen hatte, weil Finstock ihn davor bewahren wollte, auf dem Spielfeld über die eigenen Füße zu stolpern und sich damit zum Affen zu machen und der vor über vier Jahren gestorben ist.“

Stiles lachte:

„Weil ich es BIN!“ Er salutierte scherzhaft: „Dürrer, untoter Ersatzbankloser Stilinski meldet sich zum Dienst! Na, ja, ich bin es jedenfalls beinahe, denn ich gehöre eigentlich nicht hierher in eure Welt, sondern in eine, wo ich es tatsächlich geschafft habe, den Schulabschluss zu überleben. Ein nettes Fleckchen Erde übrigens, der Ort von dem ich komme. Du, Scott und ich gehen da zusammen auf´s College. Du bist kein Wolf, du und Ethan habt gerade wieder zueinander gefunden, er ist mittlerweile ein Beta, das Alpharudel ist kein Problem mehr...was will man mehr?“

„Du lügst!“ Behauptete Danny misstrauisch.

Stiles lachte:

„Nein, tue ich nicht. Aber EINE gruselige Sache gibt es doch, da wo ich herkomme: Ich glaube deine Mutter und mein Vater haben etwas am laufen. Dauernd sagt mein Dad: `Also Cynthia findet...´ oder noch schlimmer `Cynthia und ich sind der Meinung, dass...´.Ein echter Alptraum finden wir beide! Und das geht schon seit Jahren so, ohne dass die beiden je zur Sache gekommen wäre. Zumindest, soweit uns beiden bekannt ist! Und ich sage dir; darauf zu warten, ob oder ob es nicht passiert ist schlimmer, als die Vorstellung, die zwei irgendwann turtelnd auf dem Sofa im Wohnzimmer zu sehen. Du und ich haben schon ernsthaft überlegt, ob wir ihnen nicht einfach mal einen Tisch in einem romantischen Restaurant bestellen, damit sie es hinter sich bringen können.“
 

Stiles konnte sehen, dass Danny sehr intensiv über etwas nachdachte:

„Meiner Mom geht es also gut dort, wo du herkommst?“ erkundigte er sich:

„Ja tut es! Sie ist wirklich toll!“ stirnrunzelnd erkundigte sich Stiles: „Wieso Danny? Geht es ihr HIER denn nicht gut?“

In dem Blick, den Danny ihm zuwarf, lag so viel Verzweiflung, dass Stiles das Gefühl hatte, es würde jemand nach seinem Herzen greifen und es grob quetschen:

„Ich habe keine Ahnung. Ich habe sie seit Jahren nicht gesehen. Deucalion lässt mich nicht!“

Stiles gab einen kleinen, erschrockenen Laut von sich:

„Aber Danny, dass ist ja furchtbar. Die Cynthia Mahealani, die ich kenne, lebt quasi für dich. Ihr ganzer Lebensinhalt ist es doch, als leidenschaftliche PFLAG-Mom für die Rechte der queeren Community zu kämpfen. Sie liebt dich so wahnsinnig! Wie hältst du es bloß aus, sie nicht zu sehen?“

„Denkst du, jemand wie Deucalion hat auch nur die geringsten Schwierigkeiten damit, anderer Leute Mütter zu killen?“ bellte Danny: „Als er Melissa McCall das Genick gebrochen hat, geschah das so gleichgültig und nebenbei, wie ein Anderer eine Fliege zerquetschen würde! ICH WAR DABEI, STILES!“

Stiles schluckte bei der Vorstellung, dass die Frau, die seit dem Tod seiner eigenen Mom für ihn einer Mutter wohl immer am nächsten gekommen war, in dieser Welt ein so furchtbares Ende genommen hatte. Er atmete einmal tief durch, um das schreckliche Bild der toten Melissa aus seinem Kopf zu vertreiben, ehe er sagte:

„Scott ist in den Händen deines Rudels. Wir wollen einen Tausch vornehmen!“

Danny lachte bitter:

„Weißt du, wie versessen Deucalion schon seit Jahren auf Scott ist? Ich weiß nicht, was es ist, was er in ihm vermutet, oder was er von ihm will, aber er wird ihn niemals aufgeben, nun da er ihn endlich in seinen Klauen hat. Du musst verrückt sein, wenn du denkst, ICH wäre ein lohnendes Tauschobjekt: Ein Beta in einem Alpharudel? Ich habe Glück, dass ich überhaupt noch lebe und das tue ich auch nur, weil ich mich ducke und das Maul halte. Ich bedeute Deucalion und den Anderen rein gar nichts!“

„Einem von ihnen bedeutest du etwas!“ entgegnete Stiles und zeigte Danny die Textnachricht von Ethan: „Ich werde jetzt ein Bild von dir machen und es ihm mit einer Nachricht schicken.“
 

Stiles löste Dannys Ketten und nun wurde Chris nervös:

„Was machst du denn, Junge?“ wollte er wissen.

„Danny und ich machen jetzt ein Foto!“ gab Stiles zurück, hielt das Handy hoch, richtete es auf Danny, um den er einen Arm gelegt hatte und sich selbst und dann schickte er es, gemeinsam mit der Kurznachricht weg:

„Und jetzt wirst du mich wohl wieder anbinden wie einen Hund, richtig?“ fragte Danny missmutig.

Stiles grinste und schüttelte den Kopf:

„Falsch! Jetzt werde ich dich rehabilitieren, indem du und ich gemeinsam ein Drei-Gänge-Menü zaubern. In meiner Welt bist du nämlich ein ganz passabler Koch. Wie steht´s in dieser?“

Danny zog überrascht und misstrauisch die Augenbrauen zusammen:

„Ich hatte lange nicht mehr die Gelegenheit dazu, zu kochen.“ Gab er zu. Dann fragte er übellaunig: „Wer sagt, dass ich dich nicht umbringe, anstatt brav mit dir in der Küche zu stehen?“

Stiles lachte:

„Zwei Gründe: Erstens hast du schon Bekanntschaft mit meinen Starkstromfingerchen gemacht und willst das nicht wiederholen und zweitens, und das ist viel wichtiger, du wünschst dir, dass endlich alles vorbei ist, dass du nicht mehr kämpfen musst, nicht mehr als Fußabtreter für dein Rudel herhalten musst, du und dein Alpha glücklich werdet und dass du deine Mom wiedersehen darfst, habe ich nicht recht, Danny mein Freund?“
 

Chris schüttelte ungläubig den Kopf, als er Stiles die Kellertreppe hinauf folgte, der wiederum einem verstörten Danny hinterher trabte:

„Dir ist hoffentlich klar, dass es saudämlich ist, was du da gerade tust, oder Stiles? Du lässt einen mordlustigen Werwolf hier frei herumlaufen?“

„Das glaube ich nicht!“ An Danny gewandt sagte er: „Würdest du uns deine Augen sehen lassen?“

Danny drehte sich um und blickte ihn ratlos und ein wenig genervt an, woraufhin Stiles hinzufügte: „Nein, ich meine deine Wolfsaugen!“
 

Ein goldenes Leuchten!
 

„Siehst du, Chris! Er hat noch nie ein unschuldiges Leben genommen. Und wie steht es mit dir selbst?“ wollte Stiles wissen:

„Du hast doch nur gut geraten, Stiles!“ knurrte Argent: „Und abgesehen davon, nur weil er noch nicht getötet hat heißt das nicht, dass es auch so bleibt! Und du weißt hoffentlich, dass so nervtötende Gutmenschen wie du immer als erstes dran glauben müssen!“

Anstatt einer Erwiderung fing Stiles glucksend an zu lachen.
 

Als Derek eine halbe Stunde später in die Küche kam und Danny beim Kartoffeln schälen erblickte, rief er erschrocken aus:

„Der Gefangene ist frei! Und er hat eine Waffe!“

Danny blickte ratlos hinab auf das kleine, kurze, stumpfe Schälmesser, als Stiles Kopf hinter dem Küchentresen wieder auftauchte, wo er in einem Schrank nach passenden Töpfen gekramt hatte:

„Alles ist in bester Ordnung!“ behauptete er, trat auf Derek zu und küsste ihn weich und besänftigend.

Danny sah es, riss erstaunt die Augen weit auf und fragte stotternd:

„Du bist...? Ich meine, ihr seid...?“

Stiles erwiderte mit einem kleinen Lächeln:

„Tja, mein Freund. Nachdem der Danny in meiner Welt sich nicht dazu durchringen konnte, mir meine Jungfräulichkeit zu nehmen, musste ich mir ja schließlich etwas einfallen lassen, richtig“
 

Nun zog Stiles sowohl die verblüfften Blicke von Derek, als auch von Danny auf sich, doch er kümmerte sich nicht darum und lächelte nur weiter leise vor sich hin.

Als das Essen weitgehend vorbereitet war, fragte Stiles:

„Schaffst du den Rest allein, Danny?“

Der Angesprochene nickte und Derek fügte knurrend hinzu:

„Aber ich werde ich beaufsichtigen!“

Stiles lachte:

„Tu das, mein Liebling!“
 

Er stieg die Treppen hinauf, klopfte sehr sacht an Deatons Tür und war beinahe überrascht, als er sofort ein `Herein´ vernahm.
 

Der Tierarzt saß aufrecht im Bett und der Schlaf schien wenigstens ein bisschen geholfen zu haben:

„What´s up Doc?“ fragte Stiles mit einem kleinen Lächeln.

Deaton erwiderte schmunzelnd:

„Du kennst so einen alten Film, Stiles?“

„Mein Dad ist ein Streisand-Verehrer!“ erwiderte er. Dann fragte er schüchtern: „Denken sie, sie sind schon wieder in der Lage, mir ein wenig zu helfen? Ich würde nicht fragen, wenn es nicht dringend wäre, aber es geht um Scott!“

Deaton nickte eifrig:

„Sicher, Stiles. Wie kann ich helfen?“

Stiles berichtete von seinem Traum und wollte wissen:

„Denken sie, dass er etwas zu bedeuten hat, oder war das nur wieder mein verkorkstes Hirn, dass frei vor sich hin gesponnen hat?“

Deaton lachte leise, was in einem Husten mündete, begleitet von einer schmerzverzerrten Miene.

„Alles klar Sir!“ fragte Stiles besorgt: „Ich sollte sie vielleicht noch ein wenig schlafen lassen und später wiederkommen!“

Der Druide schüttelte den Kopf:

„Ich habe in den letzten Wochen einfach zu viel Prügel eingesteckt. Ich schätze, ein paar Rippen sind gebrochen. Aber ich komme klar!“

„Bitte entschuldigen sie, Doc.“ murmelte Stiles sorgenvoll: „Ich hätte sie ja ins Krankenhaus gebracht, wenn ich geglaubt hätte, dass sie da sicher gewesen wären, aber...!“

Deaton winkte ab:

„Ich verstehe Junge. Es ist wirklich in Ordnung.“ Stiles konnte sehen, wie Deaton sich stählte, um fortfahren zu können: „Zu deiner Frage: Ja, ich denke, dein Traum hat etwas zu bedeuten. Ich vermute, es handelt sich um eine Nachricht von meinem Doppelgänger in deiner Welt. Ich muss dir wohl nicht erklären, wofür der Brunnen steht, oder?“

„Magie?“ riet Stiles, doch dann blickte er Deaton fragend und unsicher an.

Der Tierarzt nickte:

„Und wenn mein Ebenbild sagt, dass Scott und du aus dem selben Brunnen getränkt werdet, dann meint er damit, dass die Macht eines Magiers und die eines wahren Alphas vom selben Ort kommen. Beides sind besondere Geschenke an normal sterbliche Wesen! Ich habe all´ die Jahre gewusst, dass in Scott dieses Potential steckt, doch ich durfte seine Entwicklung nicht forcieren. Und Deucalion hat wirklich alles getan, damit der wahre Alpha nie das Licht der Welt erblickt, indem er ihm, nachdem er bereits dich, seinen besten Freund verlieren musste, auch noch die anderen tragenden Säulen in seinem Leben genommen hat: seine Mutter, seine Gefährtin, die Schule, sein Heim, das Leben, das er kannte, alles!“

Stiles nickte traurig:

„Ihr Ebenbild hat in meinem Traum von mir gefordert, dass ich Scott `Zum Wasser führen´ soll, aber wie mache ich das?“

„Erstmal musst du ihn finden!“ erklärte Deaton: „Nimm im Geiste Kontakt zu ihm auf. Weißt du, wie das geht?“

Stiles nickte doch dann erwiderte er unbehaglich:

„Ich denke aber, ich kann das gerade nicht, denn ich habe meine Magie aufgebraucht.“

Deaton lachte:

„Da kann ich dich beruhigen. Glaub´ mir Stiles, das ist gar nicht möglich! Solange es die Welt gibt, gibt es auch die Magie. Sie kommt zu dir, weil du würdig bist, aber sie ist kein Teil von dir; sie gehört dir nicht. Du bist im Augenblick einfach bloß erschöpft. Ich schätze, es spielt auch eine Rolle, dass du noch ein bisschen unerfahren in dieser ganzen Angelegenheit bist. Man könnte wohl sagen, dass deine Leitungen momentan ein wenig überlastet sind, aber dabei kann ich dir helfen.“

Der Druide streckte seine Hände aus und griff nach denen von Stiles:

„Sind sie sicher, dass sie sich das in ihrem Zustand zumuten wollen, Sir?“ fragte Stiles zweifelnd.

Deaton nickte.
 

Sie hockten einander auf dem Bett gegenüber und schlossen die Augen. Wie von selbst kehrte Stiles in Gedanken an den Brunnen aus seinem Traum zurück und dann rief er Scotts Namen; wieder und wieder, doch eine ganze Weile geschah rein gar nichts.
 

Endlich tauchte Scott weit entfernt am Horizont auf und blickte sich suchend um.

Stiles begann zu winken und auf und ab zu hüpfen.

Als Scott ihn schließlich erblickte, rannte er auf ihn zu und fiel ihm schließlich um den Hals. Dann ließ er Stiles wissen, wie groß seine Angst war und wie ohnmächtig und schwach er sich gerade fühlte. Natürlich wusste Stiles das bereits, weil er fühlte, was sein Herzensbruder fühlte. Er lächelte aufmunternd und dann lief er hinüber zum Brunnen, griff nach einem Eimer an einem langen Seil und ließ diesen hinab in die düsteren Tiefen. Stiles konnte dass was Wasser noch immer nicht sehen, aber er hörte und spürte, wie der Eimer damit in Berührung kam. Schließlich zog der junge Magier das Gefäß mühsam wieder empor, reichte es Scott und bedeutete ihm, dass er davon trinken müsse. Zunächst sah dieser unschlüssig aus, doch dann tat er es und als sein Durst gestillt war, reichte er den Eimer an Stiles weiter. Erst da wurde diesem klar, dass auch er eine kleine Erquickung bitter nötig hatte und so trank er durstig.
 

Nun kam der Moment, an dem die Freunde sich wieder trennen mussten. Sie umarmten sich ein weiteres Mal und Stiles wollte Scott gar nicht wieder loslassen, denn er wusste, in welch eine furchteinflößende Situation er ihn entließ.

Am Ende, war es Scott, der sich losmachte, nickte, um zu zeigen, dass es in Ordnung sei und dann verschwand.

Und zwar buchstäblich!

Gerade war er noch da gewesen und dann hatte er sich praktisch in Luft aufgelöst.
 

Und so öffnete auch Stiles die Augen und kehrte zurück in Deatons Schlafzimmer:

„Danke für ihre Hilfe!“ murmelte er und wischte sich mit dem Ärmel ein paar Tränen fort.
 

Deucalion war tatsächlich einen kurzen Augenblick eingenickt, doch niemand hatte in der Zwischenzeit versucht, ihn zu töten. Er lächelte in sich hinein. Macht und Autorität hatten ihn bis heute beschützt, dachte er zufrieden.

Als er nun in seinen Körper hineinfühlte, stellte er fest, dass er schon beinahe wieder gänzlich hergestellt war. Was immer seine Alphas nun noch versuchen wollten, jetzt wäre es dafür zu spät.
 

Er fühlte sich jetzt bereit für den kleinen Werwolf, den sie im Schuppen gefangen hielten.
 

Gerade als Ethan die Nachricht von Stiles beantworten wollte, hörte er, dass Deucalion sich näherte und steckte sein Handy rasch weg:

„Wie geht es unserem Gast?“ Wollte der alte Alpha wissen:

„Ich denke, er liebt es nicht gerade, in Ketten zu liegen. Dabei hätte ich schwören können, dass das genau Peters Ding ist.“ erwiderte Ethan schulterzuckend.
 

Scott blickte finster von dem Einem zu dem Anderen, doch er sagte nichts.
 

Deucalion zog sich einen Stuhl heran und forderte:

„Lass´ uns jetzt allein, Ethan!“

Er spürte das Zögern seines Untergebenen, also fügte er in schärferem Ton hinzu:

„Ich will mich nicht wiederholen müssen, Junge!“
 

Widerwillig verließ Ethan den Schuppen.
 

„Endlich allein!“ sagte Deucalion zufrieden: „Und jetzt lass´ uns doch mal sehen, was das Besondere an dir ist, Sohn? Oder ist da am Ende gar nichts? Bist du vielleicht doch bloß ein gewöhnlicher, alberner, kleiner Betawolf, der sich hinter...“ Deucalion lachte anzüglich und korrigierte: „...oder vielmehr UNTER seinem Alpha versteckt, damit er ihn vor der bösen Welt beschützt? Denkst du, dass dein Peter noch lebt? Ich habe nämlich heute meine Klauen in ihn geschlagen und sein Innerstes nach außen geholt, weißt du? Ich schätze, davon wird er sich wohl nicht wieder erholen. Möglicherweise hat er seine lächerliche Existenz ja mittlerweile sogar schon hinter sich?“ Deucalion hatte sich erhoben und schritt nun um Scott herum, der an einen Pfeiler mitten im Raum gekettet war:

„Und?“ fragte der Ältere: „Hast du nichts zu sagen, kleines Wölfchen?“
 

Scott schwieg.
 

Er versuchte die Worte Deucalions nicht an sich heran zu lassen. Wenn Peter tot wäre, würde er das doch spüren, oder?

Schließlich war er doch sein Alpha!
 

Und für ihn war er noch mehr als das!
 

Deucalion sagte gerade:

„Wenn da wirklich etwas an dir dran wäre; etwas Besonderes, dann könntest du bei uns im Rudel eine Zukunft haben. Ich würde von dir noch nicht einmal dasselbe verlangen, wie von den anderen. Sicher, du müsstest dich von Peter lossagen, aber dein Rudel dürfte weiterleben und wir würden sie unbehelligt weiterziehen lassen, um sich woanders niederzulassen. Was sagst du, Scott?“

Deucalion trat sehr nah an ihn heran, drang absichtlich in Scotts Wohlfühlzone ein und erst als ihre Gesichter sich beinahe berührten, fügte er hinzu:

„Ich würde auch dafür sorgen, dass es dir an nichts fehlt!“

Scott spürte die Hand des Älteren auf seinem Brustkorb und plötzlich musste er lachen:

„Ich mag ja eine ungesunde Fixierung auf ältere Männer haben; schätze, dass liegt an meinem Loser-Vater, aber DAS HIER wird mit Sicherheit niemals passieren!“ Dann blickte er Deucalion fragend an: „Ist es etwa das, worum es hier geht? Bist du einsam, Deucalion? Bist du wütend, dass die Frau, die von dir ein Kind erwartet dennoch bei ihrem Gefährten bleiben will?“ Dies hatte Scott seinen feine Nase verraten: „Oder bereust du dir Entscheidung, dein loyales Rudel getötet zu haben, um nun mit dieser Bande von Mördern herumhängen zu müssen. Willst du mich bei dir haben, damit du dich nicht mehr so allein fühlst? Willst du dich an das anlehnen, was immer es ist, was du in mir vermutest, weil du dich haltlos fühlst?“

Scotts Stimme triefte vor Sarkasmus.
 

Deucalion verwandelte sich in seine finstere Alphaversion, holte aus und traf Scotts Kopf hart mit der Rückseite seiner Faust, so dass dieser heftig zur Seite flog.
 

Scott spukte ein wenig Blut auf den Boden und sagte leise:

„Weißt du, Deucalion, eigentlich sollte ich Angst vor dir haben, oder vielleicht sollte ich dich auch hassen, für alles, was du mir genommen hast, doch ich empfinde nichts von alledem. Das einzige, was ich in diesem Moment für dich verspüre ist Mitgefühl! Du bist so unglaublich weit von deinem Weg abgekommen. Du warst mal ein geachteter Wolf, stark, bewundernswert, loyal, ehe Gerard Argent dich zerbrochen hat. Jetzt bist du nur noch die Hülle dessen, was du einmal warst, angefüllt mit Bitterkeit und Verzweiflung. Und weißt du, woher ich das weiß? ICH KANN ES SEHEN!“
 

Scotts Augen leuchteten rot auf und Deucalion, der dies nicht sehen aber sehr wohl fühlen konnte zuckte zurück.

Der wahre Alpha

Vorwort:
 

Liebe Gemeinde!

Ich weiß, für Liebesszenen habe ich kein Talent, aber ich versuche es trotzdem hin und wieder, wenn sie mir für die Handlung wichtig erscheinen. Ich entschuldige mich schon im voraus mit einem aufrichtigen "Mea Culpa";-))

Beschwerden und Anregungen dürft ihr gern an dieser Stelle loswerden.
 

Herzliche Grüße,

Ginger
 

______________________________________________________
 

Ethan lief hinaus in den Wald und als er weit genug vom Haus entfernt war, wählte er die Nummer. Als das Gespräch angenommen wurde, rief er keuchend in den Apparat:

„Er ist jetzt bei ihm!“

Stiles am anderen Ende der Leitung schluckte. Er ahnte es bereits, dennoch fragte er:

„Wer? Bei wem?“

„Was denkst du denn?“ schnappte Ethan: „Dein Freund und unser Alpha! Ich kann jetzt für nichts mehr garantieren!“ leise fügte er hinzu: „Bitte lasst es nicht an Danny aus. Er kann nichts für diese ganze Sache! Ich habe ihn verwandelt, weil ich egoistisch und dumm war und ihn nicht aufgeben wollte. Ich habe ihn verdammt!“

Ethans Stimme zitterte.
 

Stiles schüttelte den Kopf über das, was er als nächstes sagen würde, denn immerhin sprach er mit dem Feind:

„Hey, Ethan! Ganz ruhig, O.K.? Wir haben nicht die Absicht, deinen Freund zu verletzen. Ich werde dich jetzt mit ihm sprechen lassen.
 

Danny nahm das Handy an sich:

„Hey, Baby! Ich bin in Ordnung. Sie behandeln mich gut. Gerade sitze ich bei ihnen am Tisch und wir essen zusammen. Sie sind nicht so, wie du denkst!“

„Vertraust du ihnen etwa!“ wollte Ethan wissen: „Du bist immer zu gutgläubig! Spätestens wenn Scott stirbt, werden sie dich auch über die Klinge springen lassen! Tu´ alles um am Leben zu bleiben, hörst du? Und jetzt gib mir wieder diesen Magier!“

Danny schüttete, für Ethan unsichtbar den Kopf:

„Ethan! Bitte hab´doch ein einziges Mal Vertrauen zu mir. Es ist wirklich alles in Ordnung! Sag´ ihnen, wo ihr euch versteckt haltet. Wir werden euch holen.“

Ethan rang einen Moment mit sich.

„Das kann ich nicht! Wenn ich Deucalion verrate, dann bin ich tot! Oh Gott...und wenn ich es nicht tue, töten sie dich. Ich weiß nicht, was ich tun soll.“ stöhnte er verzweifelt und schließlich fügte er beinahe flüsternd hinzu: „Ich liebe dich, Danny! Gib mir jetzt bitte wieder diese kleine Hexe!“
 

Dannny reichte also das Telefon weiter.

Und genau in diesem Moment geschah etwas, was jedoch von allen unbemerkt blieb. Ein Ruck ging Stiles und verwandelte dessen ernste Miene in ein Lächeln:
 

„Also Ethan? Wie entscheidest du dich?“ Wollte Stiles nun wissen.

Es entstand ein kleines Schweigen am anderen Ende der Leitung. Schließlich sagte Ethan:

„Deucalion wird euch Scott unter keinen Umständen einfach so wiedergeben! Unser Alpha ist wie ein Kunstsammler. Und wenn Scott wirklich das ist, was er sich erhofft und was er gleichzeitig so sehr fürchtet, dann macht Scott das sozusagen zur Krönung seiner Sammlung. Er ist wie besessen von der Idee einen `wahren Alpha´ in seinem Rudel zu haben! Es geht um diese besondere Macht, die er selbst nie besitzen wird. Deucalion liebt Macht und kann nicht genug davon bekommen. Wenn er sie nicht selbst haben kann, dann ist das Zweitbeste für ihn, ist, sie zu kontrollieren.“ Wieder ein Schweigen: „Ich weiß nicht, ob ich euch helfen kann. Ich muss nachdenken!“ Flehend schickte er hinterher:“Bitte tut Danny nicht weh!“ Dann legte Ethan einfach auf.
 

Stiles teilte den Anderen mit, was soeben am Telefon besprochen wurde.

Dann gab es noch etwas anderes, was er dem Rudel erzählen musste:

„Scott geht es gut. Er...er hat es endlich geschafft. Er ist ein Alpha. Ich kann es fühlen.“
 

Deaton lächelte Stiles über den Tisch hinweg zufrieden zu.
 

Doch nun fiel Stiles Blick auf Peter und da war ein eigenartiger Ausdruck auf dessen Gesicht. Beinahe hätte der Magier gesagt, es sei so etwas wie Furcht, also fügte er aufmunternd hinzu:

„Das sind GUTE Neuigkeiten. Wenn Ethan recht hat und Scott nun genau das ist, was Deucalion so unbedingt besitzen will; nämlich ein wahrer Alpha, dann wird er ihm doch auch nichts antun. Dann ist Scott in Sicherheit:

„Das ist gut!“ sagte Peter mit tonloser Stimme. Er erhob sich, ließ seinen halbvollen Teller stehen und erklärte: „Ich muss mich wieder hinlegen. Ich bin noch schwach.“
 

Die Anderen blickten ihm kurz ratlos hinterher, doch dann wollte Chris von Danny wissen:

„Du weißt doch sicher, wo dein Rudel sich aufhalten könnte, oder nicht? Sicher kennst du alle ihre Schlupfwinkel. Warum sagst du es uns nicht einfach?“

Danny ließ unbehaglich seine Gabel sinken:

„Wenn ich es euch sage, werden sie als Erstes auf Ethan losgehen, sobald sie euch kommen sehen. Ich...kann es nicht sagen!“
 

Blitzschnell war Chris von seinem Stuhl aufgesprungen, hatte eine Waffe gezogen, drückte den Lauf nun unter Dannys Kinn und rief aus:

„Verdammt Junge! Denkst du, dass hier ist ein Ferienlager? Spuck´s schon aus, oder ich werde dir sehr wehtun!“

„Lass´ ihn los, Chris!“ forderte Stiles ärgerlich: „So läuft das hier bei uns nicht!“
 

Er versuchte, sich zwischen Danny und den Jäger zu schieben, doch nun war es Stiles, der von Chris Argent am Schlafittchen gepackt und angebrüllt wurde:

„Wer hat dich eigentlich zum Boss von uns allen gemacht, kleine Hexe, hmm?“

Stiles blieb davon ziemlich unbeeindruckt:

„Weiß nicht Argent. Es IST einfach so! ICH habe das Sagen. Vielleicht ja deswegen, weil ich Herr meiner gewalttätigen Impulse bin. Finde dich damit ab! Und jetzt lass´mich los, ehe ich DIR wehtun muss.“
 

Chris zog überrascht die Augenbrauen hoch.

Dann lachte er:

„Ach was? Und WIE willst du mir wehtun, du halbe Portion?“
 

Stiles verdrehte genervt die Augen und wandte seinen kleinen Stromtrick, Stufe eins an.

Chris Argent wich erschrocken zurück und Stiles sagte:

„Hört mal alle her! Ich will versuchen, diese Situation zu beenden, ohne Blut zu vergießen.“ Dann wandte er sich an den Gefangenen: „Überleg´s dir Danny. Niemand wird dich foltern, oder was auch immer, um dich zur Kooperation zu zwingen, aber vielleicht solltest du dennoch anfangen, uns zu vertrauen. Ich will doch auch nicht, dass Ethan etwas geschieht. Genau wie du, ist auch er ein Freund, da wo ich herkomme. Ich weiß, dass er im Grunde ein guter Kerl ist! Wenn du uns hilfst, werden wir einen Plan machen, bei dem niemand zu Schaden kommen wird. Wir treffen uns in zwei Stunden wieder, denn ich will, dass unsere Verletzten noch ein wenig mehr Zeit haben, um sich zu regenerieren. Um vier Uhr finden wir uns wieder hier am Tisch ein und dann erwarten wir deine Antwort, Danny!“ Nun richtete er sein Wort an Vernon, Erica, Isaac und Malia und forderte: „O.K. Welpen; ihr passt auf den Gefangenen auf, ja? Aber keine Klauen, verstanden?“
 

Stiles atmete erschöpft durch und wendete sich nun in Richtung Treppe. Derek folgte ihm und fragte flüsternd:

„Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?“

„Ganz ehrlich?“ fragte Stiles bedrückt zurück: „Nein! Ich habe bloß Hoffnungen und Gebete, mehr nicht. Bist du nun enttäuscht von mir?“

Derek schüttelte den Kopf:

„Ganz und gar nicht! Es gefällt mir, wenn du das Heft in der Hand hast.“

Er zwinkerte.
 

Stiles grinste:

„So, so!“

„Kommst du mit mir in mein Zimmer?“ erkundigte sich Derek harmlos:

„Dann bekommst du möglicherweise nicht den Schlaf, den du brauchst.“ wandte Stiles ein:

„Ich bin ja auch gar nicht müde!“ erwiderte der Werwolf mit einem beinahe unsichtbaren Lächeln.

Stiles lächelte ebenfalls leise:

„In Ordnung. Ich komme nach. Aber vorher muss ich erst noch mit Peter sprechen.“
 

Deaton erhob sich mühsam und humpelte hinüber zu Chris Argent, der immer noch angepisst in die Richtung blickte, in welche Stiles verschwunden war:

„Wie sieht es aus, Argent? Lust auf ein Kartenspiel?“

Der Jäger blickte den Tierarzt an, als habe dieser den Verstand verloren, doch Deaton erklärte mit einem kleinen mysteriösen Grinsen: „Was denn? Sie haben den Boss gehört. Wir haben zwei Stunden Mittagspause und müssen Zeit totschlagen. Vielleicht hilft ein Kartenspiel ihnen ja dabei, ein bisschen runterzukommen. Ich lasse sie auch gewinnen!“

Er zwinkerte:

„Wieso sind sie eigentlich immer so gelassen, Deaton? Dieser Deucalion hat monatelang die Scheiße aus ihnen rausgeprügelt und jetzt sucht dieser saudämliche Bengel nach einer friedlichen Lösung mit ihm? Macht sie das gar nicht wütend?“
 

Deaton hatte mittlerweile die Spielkarten zur Hand und begann zu mischen:

„Bringt es ihnen ihre linke Hand zurück, ihre Frau, oder ihre Tochter, wenn sie Deucalion das Fell abziehen und sich als Trophäe an die Wand hängen würden, Argent? Schauen sie sich doch einmal um! Hier sind junge Leute, die von ihrer Erfahrung profitieren könnten. Wen von ihnen wollen sie denn opfern für ihren Rachefeldzug? Wollen sie wirklich auf ewig mit der dunklen Vergangenheit verhaftet bleiben, oder sich endlich auf ein neues Morgen einlassen. Sie sollten Stiles vertrauen. Das hier ist seine Mission und um sie zu erfüllen hat er einen weiten Weg auf sich genommen.“ Deaton teilte aus: „Unterstützen wir ihn einfach! Was sagen sie dazu?“
 

Stiles klopfte an Peters Schlafzimmertür. Als Antwort erhielt er ein mürrisches Knurren, welches er einfach mal großzügig als ein `Herein´ interpretierte:

„Hey großer Alpha. Warum sitzt du hier herum und schmollst?“ wollte er wissen.

„Pah!“ machte Peter und drehte Stiles den Rücken zu.

Stiles kroch zu ihm ins Bett und schlang von hinten einen Arm um ihn:

„Was ist los?“ verlangte er zu wissen.
 

Erst dachte Stiles, er würde überhaupt keine Antwort erhalten. Dann sagte Peter schließlich, beinahe zu leise, als das Stiles ihn verstehen konnte:

„Er wird mich verlassen, weißt du?“

„Huh?“ Machte Stiles und drehte den Älteren zu sich um: „Kannst du mir mal verraten, wovon zum Teufel du sprichst?“

Peter richtete sich auf und grollte:

„Was glaubst du wohl, wovon ich spreche? Ich spreche von deinem besten Freund, dem wahren Alpha. Er wird mich verlassen.“

„Und wie kommst du darauf, Peter?“ fragte Stiles, der sich nun auch aufgesetzt hatte:

„Das ist doch ganz logisch. Er war mit mir zusammen, weil er Angst hatte und weil ich ihn beschützt habe. Jetzt ist er mächtiger als ich und wird sich bei der nächsten, sich bietenden Gelegenheit absetzen.“
 

Peter klang wie ein kleiner Junge und Stiles konnte einfach nicht anders; er musste lachen:

„Du redest Müll, Peter. Vielleicht hat das mit euch ja so angefangen, aber VIER JAHRE...!“

Er schüttelte den Kopf: „Du liebst ihn, oder?“
 

Und nun sah Peter auch noch aus, wie ein kleiner Junge. Er zuckte mit den Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust.

Stiles konnte einfach nicht widerstehen und ärgerte ihn mit der Frage:

„Bist du sicher, dass es nicht bloß darum geht, dass Scott jetzt möglicherweise die Top/Bottom-Frage neu verhandeln will?“

„Schnauze Stiles! Wenn du dich nur über mich lustig machen willst, dann kannst du auch verschwinden!“
 

Stiles tat das Gegenteil, rückte sehr nah an Peter heran und legte die Arme um ihn:

„Stimmt Kumpel, ich mache mich ein bisschen lustig über dich.“ Gab er zu: „Aber ich will damit auch auf etwas hinaus. Ich kenne dich Peter. In deinem Leben ging es doch immer nur um Macht. Das ist so, seit dem Tag. als Kate Argent beinahe deine ganze Familie getötet hat. Ich vermute, dahinter steht die Angst, wieder zum Opfer zu werden und am Ende vielleicht gar selbst getötet zu werden. Die Liebe funktioniert nach meiner Erfahrung aber nach anderen Regeln. Es geht nicht darum, den Anderen zu beherrschen, oder zu übertrumpfen, sondern seine Kräfte mit ihm zu vereinen. Natürlich könnt ihr zwei zusammen sein. Ihr habt da etwas wirklich Schönes; das habe ich mittlerweile auch verstanden, auch wenn´s ein bisschen gedauert hat. Aber wenn du dir das bewahren willst, dann musst du Scott endlich auch mal groß sein lassen. Er ist kein wehrloser Junge mehr! Und vielleicht wirst du in Zukunft weniger der Anführer sein, sondern manchmal auch einfach nur der Wind unter seinen Flügeln. Denkst du, dass du das hinbekommst?“
 

Peter stöhnte genervt:

„Tolle Analyse Doktor Freud! Besten Dank auch!“ knurrte er.
 

Stiles lachte:

„Aber gern doch. Das macht hundertfünfzig Mäuse!“ Er strubbelte Peter durch das Haar und forderte: „Schlaf noch ein bisschen und sieh´ zu dass du zu Kräften kommst. Wir treffen uns um vier Uhr unten. Ob Danny nun kooperiert oder nicht; wir holen uns Scott heute zurück! Ich werde mir schon etwas einfallen lassen“

„Und was machst du bis dahin?“ wollte Peter wissen:

„Ich leiste deinem Neffen Gesellschaft, also klapp besser die Ohren zu!“ gab Stiles schlicht zurück:

„Und das Beste verpassen?“ erwiderte Peter schmunzelnd:
 

„Kranker Mistkerl!“ sagte Stiles, als er lachend das Zimmer verließ.
 

Deucalion war nicht immer blind.

Gerade glühten sein Augen wie Eierkohlen, ebenso, wie die von Scott und er sah alles ganz deutlich:

„Du bist es! Nun bist du hier“ murmelte er: „Ich hatte irgendwie erwartet, wenn du aufsteigst, dann würdest du wachsen, oder von innen her leuchten oder sonst irgendetwas. Du siehst immer noch aus wie ein ganz normaler, langweiliger Durchschnittsjunge! Du bist ein ganz gewöhnlicher Alpha, weiter nichts.“

„Sorry!“ murmelte Scott: „Schätze, so ist das mit überhöhten Erwartungen: Man kann nur enttäuscht werden!“

„Beschreib´ mir, was du jetzt fühlst?“ verlangte Deucalion.

Scott rollte genervt mit den Augen und grollte:

„Was wird das hier? Eine Selbsthilfegruppe? Die AAs, die Anonymen Alphas? Du willst wissen, was ich fühle? Ich fühle Langeweile, weil man mich in Ketten gelegt hat und ich hier blöde herumstehe, während du mich aus trüben Augen anglotzt, Mann!“
 

Deucalion brüllte vor Wut, war in Windeseile bei Scott und trat diesem mit Wucht in den Magen.
 

Der Jüngere keuchte, hustete, klappte zusammen, soweit es seine Fesseln zuließen und verzog schmerzhaft das Gesicht.
 

Doch dann richtete Scott sich wieder auf und sagte fest:

„Einige Dinge haben sich wohl doch geändert, seit meiner Verwandlung. Zum einen kann ich besser einstecken...“ dann riss Scott an seinen Ketten, bis links und rechts je ein Glied zerbrach: „...und zum anderen bin ich stärker als je zuvor!“
 

Es lag tatsächlich Furcht in Deucalions Gesicht, als er erkannte, dass Scott sich befreit hatte. Schnell hatte er die Kappe seines Taststocks abgezogen und drohte dem jungen Alpha nun mit der freigelegten Klinge.
 

Scott wich nicht zurück. Eigenartigerweise hatte er nicht einmal besonders große Angst:

„Du brauchst deine Waffe nicht, Deucalion.“ sagte er ruhig: „Ich bin keine Gefahr für dich und das war ich auch nie.“ Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich: „Lass´ uns doch einfach einmal versuchen, eine vernünftige Unterhaltung zu führen.“
 

Tatsächlich nahm Deucalion nun Scott gegenüber Platz.

Die Waffe legte er allerdings nicht weg:

„Weißt du, was mich wundert“ Wollte Scott wissen: „In all den Jahren, in denen du mich gejagt hast, was hast du denn da geglaubt, was ich bin? So etwas wie der Weihnachtsmann, der Yeti oder Jesus, der in Mexiko auf einem Taco erscheint? Ich bin nichts von alledem! Ich bin bloß ein ganz gewöhnlicher Zwanzigjähriger; nun ja, bis auf diese `Werwolf und wahrer Alpha- Sache´. Und du kannst meine Macht nicht für deine Zwecke missbrauchen, oder sie mir rauben, oder was auch immer, also könntest du mich auch genau so gut gehen lassen. Ich verstehe diese ganze Sache meiner Verwandlung zwar auch noch nicht wirklich, aber nach allem, was Stiles mir erklärt hat, geht es auch überhaupt nicht darum, über irgendwen Macht auszuüben. Es geht um Dinge, die dich vermutlich zu Tode langweilen würden Deucalion; nämlich um Güte, Verantwortung, Freundlichkeit. Das ist doch keine Bedrohung für dich!“

Plötzlich fiel Scott einen Augenblick lang in nachdenkliches Schweigen und fügte schließlich hinzu:

„Oder vielleicht doch? Denn es führt dir vor Augen, wie sehr du dich in der Dunkelheit verirrt hast! Das ist es, nicht wahr? Du willst zurück ins Licht?“
 

Deucalions Gesicht blieb unbewegt, auch wenn es in ihm brodelte.
 

Stiles klopfte sacht an Dereks Zimmertür. Er trat ein und fand den Werwolf nackt auf seinem Bett liegend:

„Du bist schön!“ murmelte der Magier, schloss rasch die Tür hinter sich und nahm schüchtern auf seiner Bettkante Platz.
 

Stiles wusste zwar nicht genau, was nun geschehen sollte, doch der leidenschaftliche Überfall, den er eigentlich erwartet hatte blieb aus.

Derek hatte offenbar etwas ganz anderes im Sinn.

Er näherte sich ihm langsam und begann dann, ganz behutsam, ihm Stück für Stück die Kleider abzunehmen. Stiles ließ es geschehen und fragte irgendwann scheu:

„Was erwartest du denn jetzt von mir?“
 

Derek lächelte dieses kleine, beinahe unsichtbare Lächeln, dass so typisch für ihn war und antwortete leise:

„Ich erwarte überhaupt nichts von dir. Du darfst dich einfach nur zurücklehnen, wenn du willst.“

Stiles nickte, kam der Aufforderung nach und streckte sich auf dem Bett aus.
 

Derek begann damit, die Gesichtszüge des Jüngeren sacht mit den Fingerspitzen nachzuziehen.

Er beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn sacht auf die Lippen, die Nasenspitze und die Augenlider und schließlich suchten die Lippen sich ihren Weg zu den Ohrläppchen.

Die Zunge fuhr zart die Windungen von Stiles Ohrmuschel nach, was diesem ein kleines Stöhnen entlockte. Dann wanderte Dereks Mund hinunter zum Hals des Menschen und Stiles legte den Kopf weit in den Nacken, bog den Oberkörper durch und bot seine Kehle dar. Es war ein Zeichen der totalen Hingabe für ein Raubtier, dessen war Stiles sich deutlich bewusst, doch das war O.K., denn es war Derek!
 

„Ich will mir alles einprägen, was du bist, jeden Zentimeter deiner Haut, jeden der kleinen Leberflecken, die du überall hast, jeden Duft, der von dir ausgeht: Ich will nichts davon je vergessen!“ Hauchte Derek leise.

An seiner Stimme konnte Stiles hören, dass der Werwolf ein wenig weinte:

„Tut mir so wahnsinnig leid!“ flüsterte Stiles und fuhr mit den Fingern sacht durch Dereks schwarzes Haar.
 

Ihr Zusammensein in diesem Moment war bittersüß und bedeutungsschwer. Es war beinahe, als hebe es sie heraus aus dem Hier und Jetzt und hinein in ihre eigene winzige Welt; gemacht allein für sie beide.

Erregung, Schwermut, Bestimmung, Liebe, die Freude aneinander; das alles mischte sich miteinander, war herzzerreißend und beinahe mehr, als zu ertragen war.
 

Stiles seufzte sanft, als er Lippen, Zunge und Zähne an seinen Brustspitzen fühlte und die großen warmen Hände, die seine Seiten entlangstrichen. Er blickte hinab auf den schwarzen Schopf auf der Höhe seiner Hüfte.

Dereks Zunge kreiste nun um seinen Nabel und schickte wohlige Schauer über seinen gesamten Körper:

„Du musst es mir sagen, wenn ich etwas falsch mache, denn ich habe das hier noch nie gemacht.“ sagte Derek schließlich schüchtern, als er schließlich den Kopf in den Schoß von Stiles hinabsenkte.
 

Es sollte es sich schnell zeigen, dass es absolut keinen Grund gab, dieser Aufforderung zu folgen, denn Derek besaß eine großartige Intuition.

Möglicherweise nutzte er auch seine übernatürlichen Sinne, um das, was er tat zu perfektionieren, belauschte Stiles Herzschlag, nahm mit seiner feinen Nase wahr, was diesem gefiel, oder was immer ein Werwolf tat, um diese Dinge zu ergründen, jedenfalls hatte Derek Stiles bereits binnen kurzem so weit, laut seinen Namen zu stöhnen.
 

Und ärgerlicherweise stellte dieser sich daraufhin die Frage, ob Peter wohl wirklich gerade seine Wolfsohren anstrengte, um mitzubekommen, was sich in Dereks Schlafzimmer abspielte.
 

Schnell ließ Stiles diesen Gedanken vorbeiziehen, um sich wieder voll und ganz auf das zu konzentrieren, was Derek gerade mit ihm anstellte. Sein Atem ging keuchend, sein Stöhnen wurde lauter und er fühlte einen heftigen Höhepunkt anrollen. Er versuchte, Derek zu warnen, doch der ließ sich nicht beirren und dachte nicht daran, von ihm abzulassen, bis Stiles schließlich atemlos in die Matratze zurücksank.
 

Derek war nun wieder neben ihm und zog Stiles in eine Umarmung:

„Oh Mann, du bist wirklich ein Naturtalent!“ schnurrte der Jüngere zufrieden gegen seine Brust.

Derek lachte leise und küsste ihn auf die Stirn:
 

„Ich sollte mich revanchieren!“ murmelte Stiles:

„Das musst du aber nicht!“ versicherte Derek.

Stiles lachte leise:

„Dann lass es mich anders formulieren: Ich WILL mich revanchieren!“

Und so rollte er Derek auf den Rücken und begab sich über ihn.
 

Eine Weile später zeigte ein Blick auf den Wecker auf dem Nachttisch, dass sie gerade eben noch Zeit für eine Dusche hatten, bis zu dem Termin, den Stiles selbst angesetzt hatte.

Unzufrieden erhoben sie sich also und gingen ins Bad.
 

Als sich Stiles unter dem heißen Wasserstrahl an den Werwolf klammerte, wurde ihm etwas klar: Er würde vielleicht zu EINEM Derek zurückkehren, doch er würde auch einen verlieren, denn dieser hier mochte zwar der Gleiche sein, doch er war nicht derselbe.

Stiles blickte hinauf in die großen, ernsten, grünen Augen, strich dem Werwolf mit beiden Händen das nasse Haar aus der Stirn und versicherte:

„Ich liebe dich Derek. Bitte vergiss´ das niemals!“
 

Als Derek und Stiles eine Weile später die Treppe herunterkamen, fanden sie Erica und Malia mit Controllern in den Händen, weil sie Scotts Playstation entdeckt hatten. Die beiden lachten und stießen sich gegenseitig die Ellenbögen in die Rippen, wie alte Freundinnen. Stiles grinste. Er hätte sich denken können, dass diese beiden sich gut verstehen würden, doch in seiner Welt hatten sie sich nie getroffen, denn Erica war bereits tot gewesen, als sie Malia gefunden hatten.
 

An einem Ende des großen Esstisches saßen Deaton und Chris Argent in ein Kartenspiel vertieft, am anderen Ende Boyd und Isaac, die einen unbehaglichen Danny in ihre Mitte genommen hatten und die Aufgabe, ihn zu bewachen scheinbar sehr ernst nahmen.
 

Als letzter kam Peter die Treppen heruntergeschlichen und zwinkerte dreist, als er an Derek und Stiles vorüberkam.

Derek knurrte.

Stiles hingegen gab ein kleines Kichern von sich und entschuldigte sich dafür anschließend bei Derek mit einem Kuss.
 

Schließlich versammelten sie sich alle am Tisch und Stiles wollte wissen:

„Und Danny? Wie lautet deine Entscheidung?“

Der junge Beta blickte in die Runde:

„Ja, ich werde euch sagen was ich weiß. Ich will endlich wieder ein lebenswertes Leben führen. Ich will meine Mum wiedersehen und mich bei ihr für alles entschuldigen. Meine einzige Bedingung ist, dass ihr dafür sorgt, dass Ethan nichts geschieht.“

Stiles nickte.
 

In diesem Moment klingelte Scotts Telefon. Es war Ethan:

„Ich werde euch helfen!“ verkündete der Werwolf: „Ich sage euch, wo wir uns verstecken. Ihr müsst mir einfach nur versichern, dass Danny nichts geschieht! Bitte!“
 

„Muss Liebe schön sein!“ erwiderte Stiles lachend und dann gab er das Telefon an den Gefangenen weiter.

Mit dem Rücken zur Wand

„Wir wollten gerade zu euch aufbrechen. Seid ihr im Landhaus?“ fragte Danny atemlos in das Telefon und wurde dabei von Peters Rudel scharf beobachtet:
 

„Ja!“ gab Ethan am anderen Ende der Leitung zurück: „Und Deucalion ist abgelenkt, denn er ist ganz verliebt in sein neues Spielzeug. Er versucht immer noch herauszufinden, wie es funktioniert. Leider kam der wahre Alpha ohne Gebrauchsanweisung.“
 

„Bitte verrat´ den Anderen nicht, das wir kommen. Du und ich, wir können es schaffen, Baby! Wir können frei sein!“ flehte Danny: „Wir kommen jetzt zu euch, okay?“

Mit diesen Worten legte er auf.
 

Chris bewaffnete sich bis an die Zähne.

Stiles musterte ihn skeptisch, doch der Jäger kommentierte lediglich:

„Zu viele Wölfe auf einem Haufen. Sicher ist sicher!“

Stiles grinste kopfschüttelnd, doch er ließ Chris gewähren. Sie wussten ja nicht, was sie erwartete und vielleicht war es ja wirklich keine schlechte Idee?

Außerdem wirkte der Jäger nackt, ohne sein Arsenal.
 

„Auf geht’s, Kinder!“ sagte Peter einen Augenblick später munter zu seinen Betas, doch Stiles konnte sehen, dass dies nur gespielt war.

Peter hatte Angst.

Er hatte Angst um seinen Gefährten.
 

Und eigentlich hatte er wohl auch ein wenig Angst VOR ihm!
 

Es würde wohl dauern, bis der große, böse, mächtige Peter sich an einen wahren Alpha an seiner Seite gewöhnen würde, vermutete Stiles.
 

Sie verteilten sich auf die Autos von Peter und Chris. Peter fuhr mit Malia, Danny und Stiles voraus. Der gefangene Beta navigierte sie.
 

Scott und Deucalion saßen einander gegenüber und führten beinahe so etwas wie eine zivilisierte Unterhaltung.

Zwei Männer, zwei Alphas, keiner war gefesselt:
 

„Du denkst gerade darüber nach, wie du mich töten kannst, richtig Scott?“ wollte der blinde Alpha wissen.
 

Scott seufzte schwer:

„Ich finde, für jemanden, der so viel Tod gebracht hat, hast du erstaunlich viel Angst davor, selbst dran glauben zu müssen, Deucalion. Erinnerst du dich an meine Mutter? Sie war der wunderbarste Mensch, den ich kannte; mutig, stark, loyal, liebevoll....! Und du hast sie quasi im Vorbeigehen getötet, ohne mit der Wimper zu zucken, als sei es weiter gar nichts. Damals wollte ich wirklich, dass du stirbst. Und ich wollte, dass du dabei leidest; ehrlich! Und soll ich dir etwas erzählen? Es war alles so sinnlos! Mums tot, Allisons tot und alles andere, was du mir angetan hast, war absolut unnütz. Deine ganze Angst vor mir, vor dem wahren Alpha ist bloß dein Hirngespinst. Ich war niemals eine Bedrohung für dich. Deine ganze Besessenheit von mir und die Jahre, die du investiert hast, um mich klein zu halten, waren totale Zeitverschwendung! Ich werde dir nie gehören und wirst mich nie beherrschen!“
 

Deucalion stierte ihn aus den trüben Augen an. Scheinbar versuchte dieser Idiot immer noch zu ergründen, womit er es hier zu tun hatte und glaubte Scott kein Wort.

Es war zu verrückt werden!
 

Die Nacht war bereits hereingebrochen, als Danny, Stiles, Chris, Deaton, der es sich nicht nehmen lassen wollte, zu sehen, wie alles endete, Peter und sein Rudel am Landhaus Deucalions ankamen. Sie achteten auf die Windrichtung, um sich unbemerkt von den Nasen ihrer Gegner nähern zu können:
 

Das riesige Anwesen, welches zum Haus gehörte, lag im Dunkeln. Chris reichte Stiles eines von seinen Nachtsichtgeräten und der junge Magier war es dann auch, der die Patrouille als erster bemerkte. Er tippte Danny an, deutete in seine Blickrichtung und erkundigte sich flüsternd:

„Ethan oder Aiden?“
 

„Aiden!“ gab Danny leise zurück: „Eigentlich sind sie leicht von einander zu unterscheiden. Aiden ist der Größere von beiden.“
 

Schade dachte Stiles. Wenn es Ethan gewesen wäre, hätten sie ihn schon Mal aus der Schusslinie holen können.

Stattdessen forderte er von den Wölfen:

„Schnappt ihn euch. Lasst ihn Leben und macht keinen Krach, damit die anderen uns nicht kommen hören.“
 

Sicher war es unfair, dass Aiden plötzlich umringt war von fünf Werwölfen und einer Werkoyotin, , die ihn sich vorknöpften, aber die Bedingungen in diesem Krieg hatten sich nun einmal geändert.

Stiles beobachtete das Schauspiel durch dein Nachtsichtgerät. Er konnte das Grinsen auf Peters Gesicht sehen, als er sich den Finger an die Lippen legte, um Aiden zu bedeuten, dass er sich nun besser ganz still verhielt, wenn er an seinem Leben hing.
 

„Von mir aus könnte der sadistische Bastard ruhig dran glauben!“ flüstere Danny neben Stiles, der das Geschehen ebenfalls beobachtete.

Er klang bitter.
 

Stiles konnte sehen, wie sehr Peter es genoss, endlich mal wieder die Oberhand in einem Kampf zu haben und der junge Magier freute sich für ihn.
 

Aiden hatte Mumm, das musste man ihm lassen, denn Trotz der Übermacht versuchte er nun auf Peter loszugehen. Es kam allerdings nicht dazu, denn ehe irgendwer anders etwas unternehmen konnte hatten Erica und Malia sich bereits mit den Augen verständigt, legten Ethans Bruder auf´s Kreuz und vermöbelten ihn nach allen Regeln der Kunst.

Es war mehr als deutlich, dass diese Mädels Spaß am Kämpfen hatten und einmal ein großartiges Team werden würden.

Als Aiden schließlich ein wenig weichgeklopft war, betraten nun auch Stiles und die anderen das Anwesen.

Chris legte dem Alpha am Boden Knebel und Fesseln an und dann trieben sie ihn vor sich her, zum Haus.
 

Im Salon saß der Riese Ennis in einem Pfauenthron und Kali hockte auf seinem Schoß und ließ sich von ihrem Gefährten den gerundeten Bauch streicheln. Als urplötzlich die Eindringlinge bei ihnen im Raum standen, schreckten sie entsetzt auseinander.
 

„Na ist das nicht rührend?“ spottete Peter gehässig: „Du freust dich wohl auf den Nachwuchs, was Daddy? Dumm nur, dass der Balg da drinnen gar nicht deiner ist!“
 

Ennis musste die Wahrheit längst gewusst haben. Ihm konnte nicht entgangen sein, was für jeden anderen offensichtlich war, dennoch schien es ihn wie ein Schlag ins Gesicht zu treffen, dass es nun einmal einer laut aussprach. Er stürzte sich brüllend auf Peter, doch dessen Betas ließen ihn gar nicht erst so weit vordringen, kreisten ihn ein und schubsten ihn herum, wie das arme Schweinchen in der Mitte.
 

Kali stürzte hinzu und versuchte, ihrem Gefährten beizuspringen und durch den Lärm war nun auch Ethan aufmerksam geworden und betrat den Raum.

Als er seinen Gefährten bei Stiles und Chris erblickte, stürzte er sich auf ihn und schloss ihn erleichtert in die Arme.

Stiles sah es mit Zufriedenheit, doch als der geknebelte Aiden es erblickte, rollte er genervt mit den Augen.

Ethan wandte sich seinem Bruder zu und bellte:

„Du kannst mich mal, Mann! Ich bin fertig mit dir, hörst du? Ich habe lange genug auf dich gehört. Damit ist nun Schluss!“
 

Dann schlug er seinem Ebenbild seine Faust ins Gesicht.
 

Jemand anderes war mittlerweile auch zu ihnen in den Salon gestoßen. Stiles schmerzte das Herz, als er sie sah: Nur der grellrote Lippenstift, ließ jene Lydia erahnen, die er von zuhause kannte; der Frau, der man Unrecht tat, wenn man ihre Fixierung auf schöne Kleider, tadelloses Make-Up und Frisuren mit schnöder Eitelkeit gleichsetzte. Der Grund für die Bemühungen seiner Lydia um ein vollkommenes Erscheinungsbild waren andere, wie Stiles schon vor langer Zeit erkannt hatte.
 

Ihr Outfit war ihre Rüstung, ihre schusssichere Weste, ihr Bad in Drachenblut!
 

Es war das, was Lydia Martin unbesiegbar stark machte.
 

Doch die junge Frau, die sie nun vor sich hatten, hatte sich offenbar schon beinahe aufgegeben. Das erdbeerblonde Haar hing ihr stumpf, strähnig und ungekämmt um die Schultern. Sie trug, abgesehen von dem Lippenstift kein Make-Up, war barfuß und trug tatsächlich ein altes T-Shirt und eine verbeulte Sporthose.
 

Aber ganz offensichtlich war der Kampfgeist dennoch nicht vollständig aus der jungen Frau gewichen. Als sie die Situation erkannte; ihr Gefährte in Gefangenschaft und die beiden Alphas Kali und Ennis in arger Bedrängnis angesichts der Übermacht von Angreifern; ging die Banshee zum Gegenschlag über.
 

Obwohl die Lydia in dieser Welt keine Meredith Walker an ihrer Seite gehabt hatte, die ihr beigebracht hatte, wie sie ihre Stimme als Waffe einsetzen konnte, hatte sie es scheinbar dennoch gelernt.

Die Macht ihres Schreis brachte jeden im Raum, einschließlich Stiles zunächst ins Wanken und schließlich auch zu Fall.
 

Stiles schüttelte sich benommen und flüsterte dann:

„Sorry, Süße, aber so läuft das heute nicht.“

Er rappelte sich mühsam wieder auf und ging zum Gegenangriff über, indem er mit seinen Gedanken ein kleinen Ball aus Energie formte und diesen nach der Banshee warf, was dazu führte, dass diese ungeschickt auf ihrem Hintern landete.
 

Stiles verzog schmerzhaft das Gesicht bei dem Anblick. Ganz egal, wie sehr sich die Dinge sich in den letzten Jahren verändert hatten, oder dass sie beide in diesem Augenblick auf unterschiedlichen Seiten standen: Der Junge in Stiles würde Lydia immer irgendwie lieben; das Mädchen, das Schulflure entlang geschritten war, wie ein wundervolle, unerreichbare Schneekönigin und mit einem kleinen Lächeln seine ganze Welt hatte Kopf stehen lassen.
 

Leider hatte Lydia keinerlei Skrupel, Stiles liebevolle Gefühle auszunutzen und konzentrierte nun alle Energie auf ihn; ihren stärksten Gegner.

Ihr nächster Schrei galt allein dem jungen Magier. Damit schleuderte sie Stiles gegen eine der Wände und bewirkte überdies, dass es sich kurz so anfühlte, als würde in seinem Kopf etwas klirrend zu Bruch gehen.
 

`In Ordnung!´ dachte sich Stiles mit dröhnendem Schädel und wischte sich mit einem kleinen Grinsen ein schmales Rinnsal Blut von Mund und Nase: `If at first you don´t succeed...cheat!´

Er machte sich kurzerhand unsichtbar, schlich sich von hinten an Lydia heran, die sich verwirrt nach allen Seiten umschaute, legte seine Hände an ihre Schläfen und befahl ihr Kraft seiner Gedanken: `Geh schlafen!´
 

Lydia sackte augenblicklich in sich zusammen und Stiles gelang es gerade eben noch, sie aufzufangen und sanft zu Boden zu führen, um sie dort zu betten.
 

Aiden sah es, jaulte auf und kämpfte gegen seine Fesseln, doch Chris fackelte nicht lange, holte mit dem Lauf seines Gewehres aus und schickte den Alpha ebenfalls, wenn auch auf deutlich unsanftere Weise schlafen.
 

Kali und Ennis waren mittlerweile überwältigt und versandfertig fertig verschnürt. Die Sache war beinahe geritzt, dachte Stiles zufrieden.
 

Doch natürlich suchte sich der `Alpha der Alphas´ genau diesen Moment für seinen großen Auftritt aus: Deucalion schob einen stolpernden Scott vor sich her und hatte die ausgefahrenen Krallen in die weiche Haut von dessen Hals gegraben. Alle hielten inne und beobachteten ängstlich, was nun wohl geschehen mochte.
 

Peters Augen waren ängstlich geweitet und er hielt die Luft an:
 

„Nachdem ich nun Jedermanns Aufmerksamkeit habe, möchte ich höflich darum bitten, dass man nun mein Rudel befreit!“ verkündete er mit einer bösartigen Seelenruhe, kratzte zur Bekräftigung seiner Worte einmal quer über Scotts Kehle und hinterließ dort eine blutige Spur.
 

Peter zuckte zusammen und Derek war schon im Begriff, die Gefesselten zu befreien, als sich plötzlich der wahre Alpha mit rot funkelnden Augen zu Worte meldete.

Scott hatte es so satt, herumgestoßen zu werden. Er dachte an seine tote Mutter und all´ die verlorenen Jahre:

„Stopp!“ rief er und hatte in Sekundenschnelle die Hand an jener Klaue, welche seine eigene Kehle bedrohte, während er die Krallen der anderen beherzt in den Schritt Deucalions trieb; eine Aktion, welche sicherlich verhindern würde, dass dieser in näherer Zukunft Interesse hätte, weitere Kuckuckskinder mit den Gefährtinnen anderer Wölfe zu produzieren.
 

Es war mehr als offensichtlich, dass der alte Alpha nicht mit irgendeiner Gegenwehr gerechnet hatte.

Er heulte auf, vor Schreck und Schmerz und Scott gelang es, sich zu befreien und sich zu seinem Rudel zu gesellen.
 

Nun legte Chris sein Gewehr an, bereit, dem verhassten Deucalion eine Kugel in den Kopf zu jagen, doch Stiles legte die Hand an den Lauf, um die Waffe zu senken:

„Nicht!“ sagte er kopfschüttelnd: „Wir brauchen nicht noch mehr Tote. Außerdem ist da noch jemand anders, der eine Rechnung offen hat!“
 

Dieser Jemand war Peter. Die Jahre als Gejagter hatten das Ego des Werwolfs schwer angekratzt und Stiles wusste das, denn schließlich kannte er den selbstverliebten Kerl nur zu gut:

„Niemand mischt sich ein!“ rief Peter zornig, ehe er sich auf Deucalion stürzte.
 

Der ältere Alpha mochte vielleicht auch der stärkere von beiden sein, doch Peter war ganz eindeutig der wütendere von beiden. Er stürzte sich brüllend auf seinen Gegner und es war deutlich, dass er Blut sehen wollte
 

Zwischen den beiden entbrannte ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem sich Peter nicht zu schade war, zu ziemlich unfairen Mitteln zu greifen, um seine Chancen zu steigern. Als er einmal beinahe zu unterliegen droht, trat er fest dorthin, wo sein Gefährte bereits ganze Arbeit geleistet hatte und grinst zufrieden, als er Deucalion daraufhin aufheulen hörte.
 

Der Kampf dauerte eine kleine Ewigkeit und irgendwann taumelten beide Alphas nur noch atemlos, blutend und schwer angeschlagen um einander herum.

Jeden Moment konnte einer der beiden den entscheidenden Streich machen, der seinem Kontrahenten das Lebenslicht ausblies und da reichte es Stiles schließlich:

„Nennen wir es einfach ein Remis!“ schlug der leidenschaftliche Schachspieler vor und fegte die beiden Alphas mit einer einzigen kleinen Handbewegung in der Luft auseinander und in entgegengesetzte Richtungen des imaginären `Rings´:

„Ich denke ihr habt bewiesen, das ihr beide harte Kerle seid! Jetzt reicht´s!“ bestimmte er kopfschüttelnd.
 

Dann trat Sott gemeinsam mit Stiles an Deucalion heran, welcher stöhnend am Boden lag:

„Ich vergebe dir, Deucalion!“ sagte Scott fest:“Jede Grausamkeit, die du mir angetan hast, jede Angst, die ich wegen dir durchleiden musste, jeden Verlust, den ich wegen dir erdulden musste: Ich vergebe dir all´ dies! Aber eins muss klar sein: Du lässt dich nie wieder in der Nähe von mir oder meinem Rudel blicken, kapiert?“
 

Deucalion nickte leise.
 

Scott warf einen Seitenblick auf Stiles und fügte hinzu:

„Und ich denke, mein Freund hier hat noch etwas für dich, ist das richtig?“
 

Stiles nickte, kniete sich neben Deucalion an die Erde und sagte:

„Ich werde dir nun ein Geschenk machen, Kumpel: Ich gebe dir zurück, was Gerard Argent dir genommen hat. Stillhalten; es tut nur einen kleinen Augenblick weh!“
 

Stiles legte beide Hände sanft auf die blutunterlaufenen, verletzten Augen des alten Alphas, ließ sein Licht hineinströmen und als er sie wieder fort nahm, waren sie geheilt:
 

„Mach´ etwas daraus! Hör auf, ein mieser Tyrann zu sein und bring´ stattdessen ein bisschen Licht in die Welt!“ forderte Stiles und erhob sich wieder.
 

Deucalion blickte Stiles überwältigt an, doch der Magier ignorierte es. Er wollte weder einen Dank, noch irgendwelche Worte der Rechtfertigung. Er hoffte lediglich, dass er sein Handeln niemals bereuen musste.
 

Danny und Ethan hatten sich offenbar während des Kampfes zwischen Peter und Deucalion verkrümelt.

`Gut!´, dachte Stiles. `Hoffentlich waren sie jetzt irgendwo da draußen und fanden ein wenig Glück miteinander´.
 

Aiden war noch immer bewusstlos. Ihn würden sie einfach hier liegen lassen. Der würde sich schon wieder berappeln.
 

Scott löste nun die Fesseln von Kali und Ennis und sagte:

„Für euch gilt dasselbe, wie das was ich zu Deucalion gesagt habe: Ich vergebe euch! Verschwindet so schnell wie möglich aus unserer Stadt und lasst uns in Frieden! Euer Baby-Dilemma müsst ihr selbst lösen, fürchte ich! Haut einfach ab!“
 

Stiles bestand darauf, Lydia mitzunehmen, obwohl die anderen davon gar nicht begeistert waren, doch der Magier konnte sie nicht einfach kampflos aufgeben.

Nicht Lydia!
 

Also trug Derek die, immer noch schlafende junge Frau auf seien Armen fort.
 

Peter, blutüberströmt und erledigt, konnte es dennoch wieder einmal nicht sein lassen, das letzte Wort zu haben. Er warf einen finalen Blick auf die geschlagenen Alphas, klatschte munter in die Hände und verkündete:

„So, wir sind hier fertig! Wer will Eiscreme?“
 

Scott lächelte, streichelte die Wangen seines Liebhabers und küsste ihn, ungeachtet des ganzen Blutes überall:

„Komm´ du Spinner!“ sagte er zärtlich: „Wir gehen!“

Lose Fäden- Teil 1

„Und nun wirst du wohl einfach verschwinden, oder, Stiles?“ erkundigte sich Derek unzufrieden: „Deine Mission hier ist erfüllt. Du hast es geschafft, uns allen den Arsch zu retten, hast die Alphas besiegt... und jetzt wirst du nachhause zurückkehren; richtig? Nachhause zu ihm?“
 

Stiles blickte den Werwolf mitfühlend und auch ein wenig schuldbewusst an:

„Bald, aber jetzt noch nicht. Es gibt noch zu viele lose Fäden, die ich zusammenführen will; Dinge, die ich zu Ende bringen möchte.“ erklärte er. Dann nahm er Dereks Gesicht in seine Hände und fügte hinzu: „Und ich brauche noch ein bisschen mehr Zeit mit dir, mein Liebling!“
 

Derek zog skeptisch die Augenbrauen zusammen und erwiderte bitter:

„Wozu das? Ich bin er, oder nicht? Du tauschst einfach bloß den einen gegen den anderen und verlierst am Ende nichts!“
 

„Da irrst du dich!“ flüsterte Stiles traurig: „Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass es weh tut. Ich wünschte, ich müsste nicht gehen, denn mir tut es auch weh.“ Er legte sich auf das Bett, das einmal Allisons gewesen war und und zog Derek zu sich heran, so dass dieser den Kopf an seiner Brust platzieren konnte:
 

„Hast du eigentlich jemals darüber nachgedacht, einfach NICHT zurückzukehren, sondern hier bei mir zu bleiben?“ fragte Derek ein wenig mürrisch und schob langsam Stiles T-Shirt höher:
 

„Ja, das habe ich!“ gab Stiles zu: „Aber ich kann nicht.“ Er ließ die Finger sanft durch Dereks Haar fahren, während dieser eine Spur aus Küssen über seinen Bauch hauchte und sich an seien Hosenknöpfen zu schaffen machte: „Ich gehöre nicht in diese Welt. Drüben auf der anderen Seite sind Scott, meine Freunde, mein Dad, mein Gefährte... und außerdem... dein Ebenbild und ich, wir haben eine Tochter. Sie ist fünfzehn.“

Derek hob verblüfft den Kopf und so erklärte Stiles:

„Sie ist eine Werwolfwaise. Wir haben sie vor ein paar Jahren gefunden und man hat sie uns adoptieren lassen! “
 

Der Ältere nickte.
 

Sein Gesichtsausdruck in diesem Augenblick war herzzerreißend. Es war nicht schwer zu erraten, was er dachte oder fühlte.
 

Stiles zog Derek sein Shirt über den Kopf, schälte ihn aus seiner Jeans und forderte:

„Bitte lass´ uns das bisschen Zeit, das wir noch miteinander haben nicht mit Trauer verbringen. Ich will dir ein paar glückliche Erinnerungen zurücklassen, in Ordnung? Und ich will... na ja... Dich!“
 

Er befreite sich von seinen Kleidern, zog den Älteren auf sich und legte ihm die Füße über die Schultern.
 

Derek hielt in der Bewegung inne und murmelte unsicher:

„Ehrlich? So willst du es? Ich bin zu schwer! Ich werde dich zerquetschen!“
 

Stiles schüttelte belustigt den Kopf:

„Wer bin ich denn? Cinderella, oder so? Komm´ schon her! Das hier ist bereits erprobt und ich hab´s noch immer überlebt!“
 

Peter stand mit freiem Oberkörper am Waschbecken, ließ sich von seinem Gefährten waschen und die zahlreichen Verletzungen verbinden:

„War das wirklich nötig, mein Großer?“ fragte Scott kopfschüttelnd, als er ihn verarztete: „Was wolltest du denn damit beweisen, als du dich mit Deucalion geprügelt hast, wie zwei Zwölfjährige auf dem Schulhof? Das du ein harter Kerl bist, oder was?“
 

„Pfft! Diese ganze lauwarme, weichgespülte `Liebe, Frieden-und-Vergebung´-Nummer mag gut für dich und Stiles sein, aber mir schläft dabei der Schwanz ein!“ maulte Peter: „Ich musste ihm einfach seine dumme Fresse polieren. Und ich wünschte, Stiles hätte mich nicht aufgehalten, dann wäre dieser aufgeblasene Pisser jetzt Geschichte.“
 

„Oder vielleicht du!“ Scott kicherte: „Weißt du was? Ich liebe dich, du alter Esel!“
 

Erst als die Worte raus waren, wurde ihm bewusst, dass es das erste Mal war, dass er sie ausgesprochen hatte, ohne sich dabei kurz vor oder nach einem Orgasmus zu befinden.

Er warf einen prüfenden Blick auf Peter und an dessen Gesicht konnte er ablesen, dass es diesem auch klar war:
 

„Ich liebe dich auch, Scott! Ehrlich!“

Peters Worte kamen gepresst.

Da flackerte kurz etwas in seinem Blick auf, doch es war verschwunden, bevor Scott sich darüber klar werden konnte, was es war.

Peter war einfach zu gut darin, seine Empfindungen zu verbergen.

Sogar einem anderen Wolf gegenüber.

Sogar IHM gegenüber!
 

Ob sich das wohl jemals ändern würde?
 

Als Peter nach einer Weile gewaschen und fertig verpflastert war, protestierte er gegen das, was Scott als nächstes vorhatte:

„Spinnst du?“ quengelte er und zog sich ein wenig zurück: „Die Haare kann ich mir jetzt aber wirklich selbst kämmen!“
 

„Mir egal!“ lachte Scott und fuhr damit fort, ihn zu bürsten: „Ich werde dich so lange bemuttern und peppeln, bis du wieder ganz auf den Beinen bist, mein Held. Ich werde dich füttern, zum Klo und ins Bett bringen... !“
 

Peter zog Scott mit einem Ruck an sich, nahm ihm die Bürste aus der Hand und küsste ihn:

„Bring mich doch einfach bloß ins Bett. Das ist eigentlich schon alles, was ich brauche.“
 

„Was mache ich bloß mit dir?“ fragte Scott mit einem schiefen Grinsen: „Du siehst aus, wie Mettwurst und trotzdem denkst du immer noch bloß an das Eine! Was stimmt eigentlich nicht mit dir?“
 

„Ich kompensiere mit Sex!“ schnurrte Peter mit listigem Grinsen: „Was ist nun? Machst du mit oder soll das etwa eine One-Man-Show werden?“
 

„Also gut, ich bin dabei, du Spinner!“ seufzte Scott geschlagen, legte sich Peters Arm um die Schultern und schleppte ihn in ihr Schlafzimmer.
 

Dort war Scott schnell seine Kleider losgeworden, hatte sich auf dem Bett lang gemacht und die Arme hinter dem Kopf verschränkt.

Er bemerkte das kleine Zögern Peters, als dieser sich zu ihm gesellen wollte.

„Na, komm, Baby!“ flüsterte Scott also und streckte die Hand nach seinem Gefährten aus: „Hier ist nichts, vor dem du Angst haben musst! Ich bin jetzt vielleicht ein bisschen anders als zuvor, doch zwischen uns beiden ändert das nichts. Versprochen! Ich werde jetzt nicht damit anfangen mit dir darum zu kämpfen, wer von uns die Oberhand hat, oder irgendetwas Blödes. So bin ich nicht! Und jetzt komm´ und besorg´s mir, ja?“
 

Einer solchen Einladung konnte Peter nicht widerstehen. Er folgte ihr mit einem listigen kleinen Grinsen.
 

Es war bereits sehr spät in der Nacht, als Derek sich atemlos und zufrieden von Stiles herunterrollte:

„Das war... oh, Mann!“
 

„Ich stimme dir voll und ganz zu!“ keuchte Stiles kichernd.
 

„Vielleicht wäre ich in den letzten Jahren ein bisschen nachsichtiger mit meinen Onkel und deinen besten Freund gewesen, wenn ich eine Ahnung gehabt hätte, wie sich das hier anfühlt.“
 

Stiles musste lachen:

„Ich kenne dich, mein Schatz. Du hättest dich trotzdem geärgert!“
 

Derek lachte und kuschelte sich an seinen Bettgefährten:

„Vermutlich hast du recht!“
 

Sie lagen eine ganze Weile einfach nur beieinander und genossen das Nachbeben. Irgendwann sagte Derek unvermittelt in die Dunkelheit:

„Ich liebe dich, Stiles!“
 

Die Worte trafen Stiles unvorbereitet. Sicherlich, er hatte schon vorher gewusst, dass es so war. Er konnte es fühlen, dennoch machte es einen großen Unterschied, dass diese drei bedeutungsvollen Worte nun zwischen ihnen hin und her echoten, denn es machte alles noch viel schwerer:

„Ich liebe dich auch, Mann. Wie verrückt!“ brachte er erstickt hervor und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
 

Einen Augenblick klammerten die zwei sich aneinander, wie Ertrinkende. Dann schreckten sie hoch, weil unten im Haus Tumult entstanden war.

Sie schlüpften blitzschnell in Jogginghosen und rannten die Treppen hinab.
 

Chris hatte seine Beretta in der Hand und zielte damit auf Ethan und Danny, welche auf der Schwelle der Haustür standen und den Jäger mit ängstlich aufgerissen Augen anblickten. Hinter Chris hatten sich Malia und die drei jungen Betas aufgebaut und knurrten die unerwarteten Gäste an.
 

Stiles hatte sich blitzschnell zwischen die Kontrahenten gebracht, so dass der Lauf der Waffe nun auf seine eigene Brust gerichtet war. Dieser Umstand brachte den Jäger jedoch keineswegs dazu, die Pistole zu senken:

„Das sind die Kerle, die meine Frau und meine Tochter auf dem Gewissen haben. Was denken die sich, hier aufzutauchen? Wir jagen die, die uns jagen!“ knurrte Chris: „Also verschwinde, Stiles, sonst muss ich dich auch über den Haufen schießen!“
 

Diese Bemerkung rief natürlich Derek auf den Plan, der im Hintergrund zu knurren begonnen hatte.
 

Stiles schenkte dem Werwolf ein kleines beruhigendes Lächeln und wandte sich dann an Chris:

„Hören sie auf, Argent! Diese zwei haben ihre Familie NICHT getötet und das wissen sie auch. Und sie haben auch nicht versucht und alle im Schlaf zu erstechen, sondern sie haben brav an der Vordertür geklopft. Haben sie die beiden wenigstens mal gefragt, was sie hierher führt, Chris?“
 

Stiles warf einen Blick zurück über seine Schulter zu den beiden Werwölfen:
 

„Ich habe dir doch gesagt, das hier ist Schwachsinn! Sie werden uns nicht helfen!“ grollte Ethan und versuchte, Danny fortzuziehen, doch dieser rührte sich nicht, sondern sagte:

„Wir möchten mit eurem Alpha sprechen.“
 

Malia und die Jungwölfe waren von dieser Idee scheinbar wenig begeistert, sie fuhren die Klauen und Fänge aus und knurrten.
 

Mittlerweile war auch Scott, von dem Tumult alarmiert, zu ihnen getreten.

Peter folgte ihm humpelnd und mühsam und kam gerade rechtzeitig, um den wahren Alpha in Aktion zu erleben: Scott verwandelte sich und brüllte die vier Betas an, welche daraufhin demütig zurückwichen.
 

Und Peter wusste genau, was das bedeutete.

Was er nicht wusste war, was er davon halten sollte.
 

Er trat mühsam hinter Chris, schob diesen ein wenig beiseite und fragte die beiden Gäste:

„Was wollt ihr von mir?“
 

Dem Alpha entging nicht, dass Danny seinen Blick zunächst flüchtig zu Scott wandern ließ, ehe er sein Wort an Peter richtete:

„Wir wollen uns eurem Rudel anschließen! Wir haben keinen Platz mehr, an den wir gehören. Wir sind bereit, unsere Kräfte mit euren zu vereinen und euch unserer Treue zu versichern.“
 

Peter legte den Kopf schief:

„Du hast doch da deinen Alpha. Wozu braucht ihr da uns?“
 

Anstatt einer Antwort ließ Ethan seine Augen aufleuchten.

Sie funkelten blau:

„Ich habe mich von meinem Bruder losgesagt. Ich schätze, das hat uns beide die Alphamacht gekostet, denn unsere Kraft speiste sich aus unserer Einheit. Also, was ist nun Peter? Verschwenden wir hier bloß unsere Zeit? Dann sag es uns lieber gleich.“
 

Peter wandte sich zu Scott um:

„Was meinst du?“ wollte er wissen.
 

Der Jüngere blickte ihn überrascht an und erwiderte:

„Ich finde, sie sollten eine Chance erhalten, sich zu rehabilitieren und zu zeigen, dass sie es wert sind. Eine Art Probezeit.“
 

Peter nickte:

„Das sehe ich genau so. Wie sieht es aus Argent? Werden sie sie nun reinlassen?“
 

Der Jäger wandte sich nun an Peter und bohrte diesem die Waffe unters Kinn:

„Sie bürgen für die zwei Spaßvögel, Hale! Und sie werden sie gefälligst die ganze Zeit im Auge behalten.“
 

Peter wischte die Hand, die ihm eine Waffe in die Gurgel drückte beiseite und bellte:

„Na, prima! Ich habe ja auch sonst nichts zu tun, als kleine Soziopathen zu betreuen.“
 

Bevor die Situation eskalieren konnte, schlängelte sich Scott zwischen die beiden, drückte Peter einen besänftigenden Kuss auf die Lippen und versprach Chris:

„Wir werden die zwei mit in unser Zimmer nehmen und passen auf sie auf.“
 

Er nickte Ethan und Danny zu und sagte:

„Na dann kommt ihr zwei! Aber damit das eine klar ist: Ihr schlaft auf dem Fußboden! Ein bisschen Strafe muss sein!“
 

„Na toll!“ maulte Peter auf dem Weg nach oben: „Und was wird aus unserem `Rückspiel´? Ich mache es nämlich nur vor ausgewähltem Publikum!“
 

„Heute Nacht nur noch kuscheln!“ bestimmte Scott lächelnd und küsste Peter auf die Nase:
 

„Damit das Eine klar ist: Ich kann euch zwei Pappnasen jetzt schon nicht leiden!“ ließ der ältere Alpha die beiden Beta-Bewerber wissen.
 

Scott strich ihm grinsend durch das Haar.
 

Am nächsten Morgen war Stiles vor allen anderen wach, schnappte sich Dereks Autoschlüssel und Geldbörse und machte erst einmal einen Abstecher in den Supermarkt.
 

Als er mit mehreren braunen Papiertüten beladen zurückkehrte, fand er Derek in der Küche, wie er in seine Kaffeetasse schmollte:

„Das ist aber nicht die feine Art: Einem Jungen die Nacht seines Lebens zu verschaffen, nur um dann mit seinem Geld und seinem Auto zu verschwinden.“
 

„Ich bringe Frühstück!“ erwiderte Stiles kichernd und reichte Derek die Tüten, die ihm gerade aus den Händen zu rutschen drohten: „Die Nacht deines Lebens, huh?“ fragte er zwinkernd: „Ich sollte vielleicht mal über eine Karriere als Hustler nachdenken? Möglicherweise entgeht mir da ein Vermögen?“
 

Derek stellte die Tüten auf die Anrichte und schnappte sich dann Stiles bei den Hüften:

„Nicht, dass ich für so eine Erfahrung nicht auch bezahlen würde... !“ schnurrte Derek und drängte Stiles gegen die Arbeitsplatte, so dass dieser im Grunde keine Wahl hatte, als den Rücken nach hinten durchzubiegen. Nun brachte Derek den Jüngeren dazu, leise zu stöhnen, indem er zart an seinem Hals knabberte.
 

„Ist ja widerlich!“

Das war die Stimme von Peter, welcher soeben von Scott, Danny und Ethan begleitet die Küche betreten hatte.
 

Lachend schob Stiles Derek von sich herunter und spottete:

„Na da ist aber einer quengelig, wenn ihm seine Morgen-Nummer verwehrt wird!“
 

„Gib mir lieber einen Kaffee, du kleiner Penner!“ murrte Peter weiter.
 

Stiles drückte Dereks Onkel einen kleinen Kuss auf die Nase:

„So schlimm?“ fragte er halb spöttisch, halb mitfühlend und fischte dann für ihn eine Kaffeetasse aus einem der Oberschränke.

Dann machte Stiles sich daran, Frühstück für eine ganze Kompanie zuzubereiten und spannte dafür auch die fünf Werwölfe ein, die bei ihm waren.
 

Als jeder wusste, was er zu tun hatte, begab Stiles sich zu seiner, immer noch schlafenden Gefangen und löste den Zauber, der sie ruhig gestellt hatte mit einer kleinen Berührung.
 

Lydia begann sogleich damit, sich hektisch umzublicken und packte dann Stiles am Kragen:

„Wie bin ich hier her gekommen. Wieso werde ich gefangen gehalten. Und wo zur Hölle ist Aiden!“
 

Stiles beantwortete die Fragen in der gestellten Reihenfolge:

„Wir haben dich hierher gebracht, als du geschlafen hast. Du wirst nicht gefangen gehalten. Ich will bloß sichergehen, dass du deinen freien Willen wiederfindest und dann lass´ ich dich gehen. Und Aiden haben wir bei seinem Rudel zurückgelassen.“
 

„Lass mich auf der Stelle zu ihm, sonst bringe ich dich um!“ drohte Lydia mit schriller Stimme und sprang vom dem Sofa auf, auf welchem sie zuvor geschlafen hatte.
 

„Hey!“ sagte Stiles sanft: „Reg´ dich nicht auf Lydia! Ich verspreche dir, wir lassen dich gehen, sobald ich sicher bin, dass du nicht mehr unter fremdem Einfluss stehst. Niemand hier will dir etwas antun!“
 

„Ich stehe nicht unter fremdem Einfluss, du Idiot. Du lässt mich jetzt hier weg und zwar ein bisschen plötzlich.“ befahl Lydia mit dieser, ihr eigenen Mischung aus Hochherrschaftlichkeit und Verachtung, welche sie so gut beherrschte.

Und damit klang sie tatsächlich sehr nach sich selbst.
 

Dennoch beharrte Stiles:

„Nein! Die Lydia Martin die ich kenne, hätte sich nie über Jahre einer Bande von Mördern angeschlossen. Diese Lydia Martin ist besser als das! Sie kämpft mit aller Kraft für die gute Sache! Also? Sag es mir: Was haben sie dir angetan, Liebes?“
 

„Du kennst mich überhaupt nicht, du kleiner Blödmann. Du bist irgendein Niemand, mit dem ich mal zur Schule gegangen bin!“ ätzte Lydia: „Ich verschwinde jetzt von hier! Versuch´ nicht, mich aufzuhalten, sonst mache ich dich fertig, capisce?“

Die Banshee versuchte sich an dem Magier vorbei zu drängen, doch Stiles ließ sie nicht gehen, so dass diese schließlich damit begann, mit flachen Händen auf ihn einzudreschen.
 

Am Ende wusste Stiles, der die Arme vor das Gesicht hielt, um sich zu schützen und für den zurückschlagen nun einmal keine Option war, sich nicht anders zu helfen, als Lydia einen kleinen Stromschlag zu verpassen.
 

Erschrocken ließ die Erdbeerblondine für einen kurzen Moment von Stiles ab, nur um danach noch wütender auf ihn einzuprügeln.
 

Irgendwann kam Chris Argent kopfschüttelnd in das Wohnzimmer und kommentierte:

„Oh Mann Stiles, das ist wirklich peinlich!“

Der Jäger packte Lydia unsanft mit seiner einzigen Hand am Schlafittchen, drückte sie auf´s Sofa und befahl:

„Und jetzt ist Schluss mit dem Blödsinn, Prinzessin!“
 

Tatsächlich hielt Lydia nun für einen Moment still und blickte die beiden Männer finster an:

„Ist er tot?“ wollte sie wissen: „Habt ihr Aiden umgebracht?“
 

Stiles schüttelte den Kopf:

„Nein, Lydia! Ich sage doch, er lebte, als wir gegangen sind! Wir sind hier nicht die Bösen! Wir laufen NICHT herum und töten Leute!“
 

„Ich glaube euch nicht!“ zischte die Rothaarige: „Wenn er noch leben würde, hätte er mich schon längst hier gefunden!“
 

„Ich habe ihm gestern tüchtig eins übergebraten. Wahrscheinlich schläft er noch!“ verkündete Chris gleichgültig und machte Lydia damit verdammt wütend.
 

Und Stiles war derjenige, der dafür büßen musste. Lydia packte den Magier an den Schläfen und stieß einen ihrer berühmten Schreie aus.
 

Stiles hatte das Gefühl, sie würde ihm das Hirn grillen, also hatte er keine Wahl. Der Stromstoß, der Lydia diesmal traf, war um einiges heftiger und beförderte sie mit einem Schlag wieder zurück auf das Sofa.
 

„Ich habe die Schnauze voll von diesem schlecht erzogenen, kleinen Mädchen.“ kommentierte Chris und es gelang ihm tatsächlich einhändig, einer zappelnden, sich wehrenden Lydia Hand- und Fußschellen anzulegen.
 

Lydia schenkte Stiles dafür einen vorwurfsvollen Blick, doch der erklärte nur schulterzuckend und auf den Jäger deutend:

„Sorry Sis! Sein Haus, seine Regeln!“
 

„Das heißt, mein Leben liegt in der Hand des Kerls, der meinem Freund den Schädel zertrümmert hat. Du willst mich wirklich diesem Mörder ausliefert, Stiles?“ zischte Lydia erbost:
 

„Ich sage dir doch: WIR sind nicht die Mörder!“ gab Stiles zurück: „Die Bösewichte finden sich in DEINEM Rudel! Sie haben Scotts Mutter getötet! Genau so, wie sie seine Frau und seine Tochter auf dem Gewissen haben! Allison! Du erinnerst dich doch noch an deine beste Freundin Allison, richtig?“
 

Lydia zuckte ein klein wenig zusammen bei der Erwähnung ihres Namens.

`Gut!´, dachte Stiles. `Möglicherweise bekam die Fassade erste Risse.´

„Beweis mir, dass Aiden noch lebt!“ forderte Lydia und klang nicht mehr ganz so zornig.
 

Stiles seufzte:

„Ethan!“ rief er laut durchs Haus und kurz darauf tauchte der Werwolf aus der Küche auf: „Könntest DU Lydia bestätigen, dass wir deinen Bruder nicht kaltgemacht haben?“ forderte der Magier.
 

„Der Arsch lebt noch!“ bestätigte Ethan mürrisch.

Lydia gab daraufhin einen Schrei seine Richtung ab , wodurch sie seine Verwandlung auslöste.
 

„Blau!“ stellte Lydia entsetzt fest: „Du bist ein Beta! Also MUSS er tot sein!“
 

Stiles raufte sich die Haare:

„Wir haben diesen Blödmann nicht getötet. Ehrlich nicht! Ich weiß nicht, wie ich es dir bew....“ er stockte: „Doch ich weiß es! Wir machen jetzt das, was die Wölfe immer tun!“
 

Er setzte sich neben Lydia, legte ihre Hände auf sein eigenes Herz: „Du wirst dich jetzt konzentrieren und auf meinen Herzschlag achten!“ forderte er: „WIR.HABEN.AIDEN.NICHTS.ANGETAN!“ Stiles blickte die junge Frau prüfend an: „Und? Hast du gespürt, dass ich die Wahrheit sage.“
 

Lydia warf ihm einen trotzigen Blick zu, doch daran, dass sie ihren Widerstand aufgab, konnte Stiles erkennen, dass sie ihm nun offenbar glaubte:
 

„Wann hast du zuletzt deine Eltern gesehen, Lydia?“ wollte der Magier jetzt von der Banshee wissen.
 

Auf dem Gesicht der jungen Frau zeigten sich etliche unterschiedliche, schwer zu deutende Regungen, ehe sie schließlich behauptete:

„Ich pfeife auf meine Eltern. Sie waren in den letzten Jahren nie mit mir einverstanden, also brauche ich sie jetzt auch nicht mehr!“
 

„Das ist doch gar nicht wahr, Lydia! Das ist die Gehirnwäsche, der mein Bruder dich unterzogen hat! Deine Eltern haben bloß versucht, dich nachhause zu holen. Sie hatten Angst um dich!“ stellte Ethan richtig.
 

Stiles wusste plötzlich, wie er dem Ebenbild seiner besten Freundin möglicherweise helfen konnte, sich daran zu erinnern, wer sie in Wirklichkeit war.
 

Doch jetzt tauchte erst mal Peter auf der Bildfläche auf und verkündete noch immer schlecht gelaunt:

„Frühstück ist fertig. Das Rührei ist ein bisschen angebrannt!“
 

„Machst du sie wieder los, damit sie essen kann?“ wollte Stiles, auf Lydia deutend von Chris wissen.
 

Der schüttelte energisch den Kopf und erklärte:

„Ich lasse sie erst wieder frei, wenn sie bewiesen hat, dass sie sich wie ein großes Mädchen benehmen kann. Aber ich werde sie füttern! Schließlich bin ich kein Unmensch!“
 

Wie, um Chris Bedenken zu untermauern, spuckte Lydia dem Jäger nun ins Gesicht.

Dieser zog kopfschüttelnd ein großes Stofftaschentuch hervor und wischte sich sauber.

Lose Fäden- Teil 2

Während er in seinem Rührei herumstocherte und versuchte, das Verbrannte vom Genießbaren zu trennen, entwarf Stiles einen Plan für sein weiteres Vorgehen. Er konnte und musste nicht alles selbst umsetzen und darum würde er später Aufgaben verteilen.
 

Für sich selbst hatte er sich als erstes etwas vorgenommen, worauf er sich schon ein kleines bisschen freute. Er stieß Isaac, welcher neben ihm hockte freundschaftlich in die Rippen und wollte wissen:

„Und? Hast du heute Lust, deinem alten Herren einen Besuch abzustatten?“
 

Isaac sah zu Tode erschrocken aus, also versicherte Stiles schnell:

„Es gibt absolut nichts mehr, was er dir jetzt noch antun kann. Du bist erwachsen und du bist ein großer, böser Wolf! Und außerdem werde ICH ja bei dir sein.“
 

Der Blondgelockte schaute ihn immer noch an, wie das Kaninchen die Schlange und so legte Stiles ihm den Arm um die Schultern und versprach:

„Ehrlich Mann, das wird ein Spaß! Der Mistkerl bekommt genau das, was er verdient. Und du bist dabei vollkommen in Sicherheit! Versprochen!“
 

Nach dem Frühstück verteilte Stiles rundum seine Arbeitsaufträge, schnappte sich dann Isaac und sie brachen auf.

Noch im Auto machte Stiles sich unsichtbar und folgte dem Werwolf zum Vordereingang seines Elternhauses. Die Tür öffnete sich nach dem zweiten Klingeln und das scharf gefurchte, unsympathische, bebrillte Gesicht von Mr. Lahey, dem wunderbaren `Vater des Jahres´, erschien in der Tür:

„Junge?“ fragte er ungläubig: „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich dich noch einmal wiedersehe, seit du dich dieser furchtbaren Motorradgang angeschlossen hast.“
 

Stiles kicherte für die anderen unhörbar ein wenig in sich hinein. Mr. Lahey hatte gesehen, wie sich jemand in seiner Gegenwart in einen Werwolf verwandelte, doch sein Hirn hatte es nicht richtig begreifen können und hatte darum die Bedrohung zu etwas anderem gemacht, was leichter in seine Weltanschauung zu integrieren war.

Eine Motorradgang?

Ts!
 

Es würde ein Spaß werden, noch einmal tüchtig im Verstand dieses Mannes herumzurühren, wie in einer Schüssel Eintopf!

So etwas war zwar eigentlich nicht Stiles Art, doch was dieser Kerl seinem Sohn angetan hatte, war so furchtbar und durfte daher nicht vollkommen ungesühnt bleiben.

Mal sehen, wie Lahey senior selbst so ein kleiner Aufenthalt im lauschigen Eichen-Haus gefallen würde, nachdem er seinen Sohn dort jahrelang eingesperrt hatte?
 

„Lass´ mich rein! Wir werden uns jetzt aussprechen, `Daddy´!“ bestimmte Isaac eisig und schob sich an seinem Vater vorbei ins Haus.

Stiles folgte ihm auf dem Fuße und konnte es nicht lassen, Mr. Lahey einen kleinen Stoß zu versetzen, woraufhin dieser sich panisch umblickte und die Ursache dafür suchte.
 

Nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte!
 

Und als Lahey sich wieder einigermaßen gesammelt hatte und Isaac ins Wohnzimmer folgte, konnte Stiles es nicht lassen, dem Rabenvater noch einen ganz kleinen Tritt in den Hintern zu versetzen.
 

Langsam fing der Lahey senior an, ein wenig käsig auszusehen. Er setzte sich seinem Sohn gegenüber und fragte diesen mit unerwarteter Schüchternheit:

„Willst du vielleicht etwas trinken? Ein Kaffee oder so?“
 

Isaac schenkte ihm einen verächtlichen Blick:

„Denkst du, dies hier ist ein Höflichkeitsbesuch, du Mistkerl? Ich bin hier, um reinen Tisch zu machen und das ist auch schon alles!“
 

Die Stimmung von Lahey senior schlug schlagartig in Ärger um:

„Was bildest du dir eigentlich ein, so mit deinem Vater zu sprechen, du kleine Made. Du verdankst mir dein Leben, also respektiere mich gefälligst!“ herrschte er ihn an.
 

Tatsächlich fiel Isaac zunächst in sein altes Muster und schreckte ein wenig zurück.

Doch dann spürte er Stiles unsichtbare Hände auf seinen Schultern, die ihn ins Hier und Jetzt zurückholten und ihn daran erinnerten, dass sich die Machtverhältnisse geändert hatten und dass Isaacs Vater hier der Schuldige war, genau so, wie sie beide es zuvor besprochen hatten.
 

Isaac stählte sich also und rief zurück:

„Du meinst, ich würde DIR Respekt schulden, du mieser Bastard? Du findest, ich sollte dankbar für das Leben sein, dass ich deinetwegen geführt habe; für all´ die gebrochenen Knochen, die Blutergüsse, die Demütigungen und die Folter der Gefangenschaft in einer Gefriertruhe? Und als ich nach vielen Jahren dann endlich gedroht habe, dich an das Jugendamt zu verraten, hast du es so gedreht, dass sie mich ins Eichen-Haus eingewiesen haben, dank deiner Freunde in den entsprechenden Positionen. Ich hasse dich! Du bist wirklich ein Monster, Vater!“ Isaac war mit jedem Wort ein wenig lauter geworden und mittlerweile schrie er nur noch.

Er sprang von seinem Sessel auf, verwandelte sich in seine Betaform und knurrte bedrohlich: „Aber weißt du was? Monster bringen Monster hervor!“
 

Mr. Lahey wich wachsbleich und mit schreckgeweiteten Augen zurück, doch Isaac kam näher und näher und schließlich hatte er seinen Vater am Kragen gepackt, zog ihn auf die Füße, wirbelte ihn herum und warf ihn schließlich in einen Vitrine, deren Glasfront dabei klirrend zu Bruch ging.
 

Mr. Lahey rappelte sich benommen wieder auf und klopfte sich die Scherben ab. Er hatte kleine Schnitte an Händen und Unterarmen und starrte seinen Sohn, den Werwolf furchtsam an.
 

Isaac genoss dieses neue Machtgefühl und es befeuerte seinen Hass. Stiles wusste, dass er nun eingreifen musste, damit das hier nicht aus dem Ruder lief. Er brachte sich zwischen den jungen Mann und seinen Vater und versuchte Isaac festzuhalten. Dieser war jedoch mittlerweile so in Rage, dass er nur noch versuchte den unsichtbaren Magier loszuwerden, um sein Werk an seinem Vater zu vollenden.

Stiles wurde klar, hier half nur noch die Elektroschocktherapie!
 

Isaac zuckte einmal kurz zusammen, als der Strom durch seinen Körper pulste und es schien ihn tatsächlich wieder zu Verstand zu bringen:

„Ich bin in Ordnung!“ flüsterte er und diese Worte galten Stiles.
 

Mr. Lahey war mittlerweile vollkommen in sich zusammengesackt und hockte an der Erde. Er schaute seinen Sohn verwirrt und angsterfüllt an und versuchte offenbar sich einen Reim auf die Vorgänge zu machen.
 

Isaac verwandelte sich zurück in sein menschliches Selbst, holte tief Luft, um sich zu beruhigen und sagte:

„Ich könnte dich jetzt töten Vater, doch dann hättest du es schnell hinter dir. Ich will aber lieber, dass du noch sehr lange mit dir und deiner Schuld leben musst, du elender Mistkerl! Die Dinge, die du mir angetan hast, waren unaussprechlich grausam und abscheulich, aber ich HABE überlebt! Ich habe DICH überlebt! Und jetzt gibt es nichts mehr, was DU mir noch antun kannst! Ich bin stark und du... bist ein NICHTS! Du bist erbärmlich und schwach; das warst du immer schon und das ist der Grund, aus dem du mich jahrelang niedergeknüppelt hast! Um dir selbst zu beweisen, was für ein Kerl du bist: Reife Leistung, `Dad´! Du bist echt ein Held. Und jetzt hockst du hier winselnd vor mir am Boden. Es wäre ein Leichtes für mich, deiner armseligen Existenz nun ein Ende zu machen, aber ich tue es nicht, denn ich bin BESSER als du! Ich verschwinde jetzt und will dich nie wieder sehen, also wirst DU die Stadt verlassen! Und sollten wir uns doch irgendwann einmal zufällig irgendwo begegnen, dann wirst du sofort in die entgegengesetzte Richtung verschwinden, kapiert? Sonst wirst du es bereuen!“
 

Mr. Lahey antwortete nicht, also verwandelte sich Isaac noch ein weiteres Mal, wiederholte seine Frage knurrend und diesmal nickte Lahey senior heftig.
 

Und nun drehte Isaac sich auf dem Absatz um und verließ sein Elternhaus für immer.
 

Stiles hingegen blieb zurück und wartete zunächst einmal ab, was nun passieren würde.
 

Lahey legte seinen Kopf auf seine Knie und begann jämmerlich zu schluchzen.

Stiles beobachtete es angewidert. Mitgefühl mit diesem Mann, der seinem Sohn so lange ein Folterknecht gewesen war, wollte in ihm nun wirklich nicht aufkommen.
 

Als der junge Magier nach einer Weile begann, sich mit dieser Heulsuse zu langweilen beschloss er, dass es Zeit wurde, ein wenig herumzuspuken. Er ging als erstes Mal in die Küche und warf etwas an die Wand, dass aussah, wie eine Lieblingskaffeetasse. Dann riss er einen Stapel Teller aus dem Schrank und ließ diesen klirrend auf dem Boden zerschellen.
 

Als Lahey kam, um zu sehen, was der Lärm bedeutete, warf Stiles einen Kochtopf vage in dessen Richtung, stieß einen Schrank mit Vorräten um und verließ dann die Küche unbemerkt, um sein Werk im Schlafzimmer fortzusetzen.
 

Dort spielte er den Poltergeist, indem er eine, aus der Küche mitgebrachte Ketchup-Flasche auf dem Bett und der Wand entleerte, Schubladen herauszog, um ihren Inhalt überall zu verteilen, die Nachtschränke umstieß und die Kissen aufschlitzte, um die Federn herauszuschütteln, wie Frau Holle.
 

Zuletzt kehrte Stiles in das Wohnzimmer zurück, wo er mit Laheys Blut, welches noch am zerbrochenen Glas der Vitrine haftete an die weiß gestrichene Wand das Wort `Monster´ schrieb. Isaacs Vater kam genau im rechten Moment hinzu, um zu sehen, wie die blutige Botschaft wie von Geisterhand über dem Sofa erschien. Er nahm schreiend die Beine in die Hand, um das Spukhaus auf schnellstem Wege zu verlassen.
 

Sollte ihn nun zufällig ein Auto überrollen, so wäre das höhere Gewalt, fand Stiles und wusch sich im Bad das Blut von den Fingern, ehe er schließlich auch das Haus verließ, dessen Tür Lahey senior sperrangelweit hatte offen stehen lassen.
 

Der Magier schlenderte zum Wagen, setzte sich zu Isaac und materialisierte sich wieder:
 

„Ich habe ihn rennen sehen!“ sagte Isaac mit einem kleinen Lächeln: „Ich hätte zu gern gesehen, was du mit diesem Drecksack angestellt hast.“
 

Stiles grinste breit:

„Dann ist heute dein Glückstag, denn ich habe alles gefilmt: Zum immer wieder anschauen und freuen!“

Er reichte sein Handy an Isaac weiter und startete den Wagen.
 

Zufrieden registrierte Stiles, dass sich sein Beifahrer scheinbar köstlich über seinen kleinen Poltergeistvandalismus amüsierte.
 

„Lust, noch ein paar andere Familienangelegenheiten mit mir gemeinsam in Ordnung zu bringen?“ wollte Stiles wissen:
 

„Warum nicht!“ gab Isaac schulterzuckend zurück: „Ich habe ja noch nichts vor mit dem Rest meines Lebens.“
 

Als sie eine Weile später vor dem Haus der Mahealanis parkten, hielt Stiles einen Moment inne, ehe er ausstieg und wollte zunächst wissen:

„Und? Wie fühlst du dich denn jetzt Isaac? Die Dinge haben sich rasend schnell für dich verändert. Das muss ziemlich verwirrend sein, oder nicht?“
 

Isaac nickte:

„Das ist es! Aber es ist auch... wunderbar! Du ahnst sicher nicht, wie dankbar ich dir für alles bin, was du für mich getan hast! Ich bin stark! Und ich bin frei! Ich bin ENDLICH FREI!“

Dem jungen Mann rollten stumme Tränen über die Wangen.
 

Stiles löste den Anschnallgurt, um seinen Beifahrer umarmen zu können:

„Ich freue mich wahnsinnig für dich!“ flüsterte er und hielt den Werwolf eine Weile fest.
 

Schließlich atmeten beide einmal tief aus, nickten einander zu und stiegen dann aus dem Wagen.
 

Beinahe hätte Stiles Cynthia Mahealani nicht wiedererkannt. In seiner eigenen Welt kannte er Dannys Mutter sehr gut; eine kleine, rundliche, humorvolle, hübsche, stets freundliche Hawaianerin in fröhlich-bunter Kleidung.

Doch jene Frau, die hier gerade vor Stiles stand, glich dieser Person nur noch sehr entfernt. Cynthia trug kein Make-Up. Sie wirkte, als würde sie kaum noch schlafen und sah aus, als habe sie heute bereits viele Stunden geweint.

Es schien, als sei sie mindestens zehn Jahre gealtert.

Und obwohl es bereits beinahe Mittag war, trug sie immer noch Pyjama und Morgenmantel und ihr Haar, dass Stiles sonst nur als perfekt frisierte Dauerwelle kannte, hing ihr momentan wirr um den Kopf herum:
 

„Guten Tag Ma´am!“ begann Stiles schüchtern: „Sie kennen mich nicht, doch ich bin mit ihrem Sohn Danny zur Schule gegangen.“

Allein schon die Erwähnung seines Namen ließ etwas im Gesicht von Dannys Mutter erstrahlen:

„Ihr Sohn vermisst sie!“ fuhr Stiles fort: „Er hatte wirklich gute Gründe, sie in den letzten Jahren nicht zu besuchen, doch das ist sehr schwer zu erklären und er sollte es ihnen selbst sagen. Ich kann ihnen nur so viel versichern: Er wollte sie lediglich beschützen. Möchten sie ihn vielleicht sehen? Sind sie zu einem Gespräch mit Danny bereit?“
 

Ms. Mahealani hatte die Augen weit aufgerissen und hielt sich beide Hände vor den Mund. Dann winkte sie Stiles und Isaac ins Innere des Hauses und fragte atemlos:

„Wo ist mein Baby? Geht es ihm gut? Wieso kommt er nicht selbst? Was ist denn bloß passiert?“
 

Der Werwolf und der Magier traten ein:

„Ich schreibe ihnen eine Adresse auf, in Ordnung?“ schlug Stiles vor: „Heute Abend um halb acht wird es dort ein kleines Abendessen geben. Kommen sie doch einfach schon eine Stunde früher, damit sie und Danny sich vorher in aller Ruhe aussprechen können.“
 

Cythia Mahealani begann zu zittern und strahlte vor Glück. Sie versicherte, dass sie kommen würde. Dann fiel sie zuerst Stiles und dann auch noch Isaac um den Hals.
 

Zurück im Wagen wirkte Isaac mit einem Mal sehr bedrückt und es war nicht schwer zu erraten, wieso:

„Du hast vielleicht keine liebende Familie, aber du hast jetzt ein Rudel. Du bist nicht allein, Isaac!“ versicherte Stiles daher.
 

Isaac nickte und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen:

„Alles okay!“ behauptete er: „Ich musste nur gerade an meine eigene Mum denken. Wenn sie noch gelebt hätte, hätte sie es nie so weit gekommen lassen. Sie hätte meinen Vater aufgehalten. Aber so zu denken bringt ja wohl nichts, oder?“
 

„Ich fürchte, leider nicht!“ bestätigte Stiles: „Ich will jetzt noch eine weitere Mutter glücklich machen gehen. Soll ich dich vorher lieber bei den Argents absetzen, oder hältst du das aus?“
 

„Ich begleite dich! Ich halte das aus.“ versicherte Isaac: „Es ist sogar irgendwie ganz schön, dir dabei zuzusehen. Wie fühlt es sich an, den Weihnachtsmann zu spielen, Stiles?“
 

„Es ist toll!“ bestätigte dieser und hielt den Wagen vor dem Haus der Martins.
 

Eine Dreiviertelstunde später kehrten Isaac und Stiles in das Haus von Chris Argent zurück. Peter und Scott waren ebenfalls bereits von den Erledigungen heimgekehrt, die Stiles ihnen aufgetragen.
 

Derek und die beiden Alphas begrüßten Stiles bereits in der Tür und der Magier bemerkte nicht sofort, dass etwas im Busch war. Er hauchte Derek einen kleinen Kuss auf die Lippen und erklärte zwinkernd:

„Ich brauche nachher noch einmal deine Geldbörse. Und deine Muskeln!“
 

Als Derek nicht auf diese kleine Frechheit einging, stutzte Stiles zunächst und dann erst sah er die betretenen Gesichter:

„Himmel! Wer ist tot?“ wollte er wissen.

Lose Fäden- Teil 3

Derek nahm Stiles Hände in seine und antwortete sanft:

„Noch ist niemand tot, aber es wird wohl leiderlo nicht mehr lange dauern! Ich hatte meine Nummer im Krankenhaus hinterlassen und darum gebeten, dass man mir mitteilen soll, falls der Zustand deines Vaters sich verschlechtert. Sie haben heute Vormittag angerufen. Er hat eine schwere Lungenentzündung bekommen, die sie mit Medikamenten nicht in den Griff bekommen. Sie rechnen damit, dass es nun nur noch Tage, vielleicht sogar nur noch Stunden dauern wird.“
 

Stiles fühlte sich, als würde ein endlos langer Güterzug einmal mitten durch seinen Kopf rattern. Seine Augen füllten sich mit Tränen und in seiner Betäubung spürte er kaum, wie Derek ihn in seine Arme schloss.
 

Es spielte keine Rolle, dass der Mann, der nun gerade in einem Krankenhausbett starb, nicht wirklich SEIN Vater war, Stiles hatte trotzdem das Gefühl, nicht mehr richtig atmen zu können. Es war, als sei sein Brustkorb zu eng, um seinem Herzen zu erlauben, weiter zu schlagen und seinen Lungen, sich mit Luft zu füllen:

„Ich will ihn sehen!“ forderte Stiles kläglich.
 

Seine drei Wölfe standen eng bei ihm und nickten einhellig.
 

Deaton und Chris versicherten, die Lage im Haus im Griff zu haben und so beschlossen die vier, umgehend aufzubrechen.

Derek nahm mit Stiles auf der Rückbank Platz, wo sich der Magier im Schoß des Werwolfs zusammenrollte, wie ein trauriges Kind.
 

Doch obwohl er eigentlich momentan ganz andere Sorgen hatte, ließ Stiles sich auf der Fahrt ins Krankenhaus von Peter und Scott berichten, wie ihr Vormittag verlaufen war, denn es lenkte ihn immerhin ein wenig ab.

Stiles hatte die beiden am Morgen gebeten, zum Landsitz des Alpharudels zurückzukehren und zu überprüfen, ob Aiden möglicherweise noch dort sei, auch wenn er im Grunde nicht wirklich daran glaubte.

Er hoffte, dass Lydia vielleicht ein wenig zugänglicher und kooperativer wäre, wenn ihr Gefährte bei ihr war, ganz gleich, wie wenig es Stiles gefiel, dass es ausgerechnet ER sein musste.
 

Aber er hegte die kleine Hoffnung, dass es auch für Aiden möglicherweise doch noch eine kleine Chance zur Rehabilitation gab.

Doch das erzählte er vorerst lieber niemandem.
 

Scott berichtete gerade, dass Aiden sich bei ihrer Ankunft tatsächlich noch immer im Sitz der Alphas befunden hatte, doch sei er schwer verletzt gewesen.

Diese Verwundungen stammten selbstverständlich nicht von dem einzelnen Schlag auf den Kopf, den Chris dem Alpha zuvor verpasst hatte.

Aiden hatte heuten morgen offenbar gerade noch die Kraft dafür gefunden, Scott und Peter zu erzählen, was sich ereignet hatte, nachdem sie gestern mit Lydia verschwunden waren, ehe er das Bewusstsein verlor.
 

Ennis hatte sich die schwangere Kali schnappen und mit ihr verschwinden wollen, doch Deucalion hatte, obwohl schon schwer durch den Kampf mit Peter angeschlagen seinen Nebenbuhler angegriffen. Und weil Deucalion nun einmal mit unfairen Mitteln kämpfte, war es ihm am Ende tatsächlich gelungen, Ennis zu schlagen. Und weil das Wort Gnade nun einmal nicht zu seinem Vokabular gehörten, hatte er ihn auch getötet.

Aiden war bei dem Versuch verwundet worden, zwischen den Kontrahenten zu vermitteln und Deucalion hatte ihn danach ganz einfach sich selbst überlassen und zum Sterben liegen gelassen.
 

Die ganze Aktion hatte dem `Alpha der Alphas´ am Ende jedoch trotzdem nicht dabei geholfen, die Mutter seines Kindes für sich zu gewinnen. Als sie den toten Ennis erblickt hatte, hatte Kali vor Schmerz und Verzweiflung geheult und mit Klauen auf Deucalion eingeprügelt, ehe sie schließlich allein in die Nacht verschwunden war.
 

Aiden wurde in diesem Moment von Deaton und Lydia medizinisch versorgt und von Ethan bewacht, falls er sich unerwartet schnell erholen und irgendwelchen Unsinn planen sollte.
 

Auch Derek war an diesem Vormittag nicht untätig gewesen. Stiles hatte ihn gebeten, sich Gedanken zu machen, wo das Rudel in Zukunft wohnen konnte, denn natürlich war die Belagerung von Chris Argents Haus keine Dauerlösung.
 

Das Gebäude, in welchem sich Dereks Loft im fünften Stock befand, gehörte ihm. Dummerweise waren die Wohneinheiten in den anderen Etagen noch weitaus ungemütlicher und renovierungsbedürftiger, als Dereks Zuhause selbst und so hatte der Hauseigentümer heute ein Handwerksunternehmen damit beauftragt, die vier anderen Etagen in Stand zu setzen, damit Wohnraum für sie alle da war und sie räumlich nah beieinander wären, denn Peter, Scott und Derek war klar, dass es Zeit und eine Menge Arbeit bedeutete, aus diesen Werwölfen ein funktionierendes Rudel zu erschaffen.

Die jungen Betas Boyd, Erica und Isaac hatten noch nicht einmal ihren ersten Vollmond erlebt und würden zunächst noch Kontrolle erlernen müssen.
 

Und Malia war so lange eine Kojotin gewesen, dass erst noch abzuwarten war, ob sie überhaupt jemals wieder vollständig in ein menschliches Leben zurückfinden konnte.
 

Danny und Ethan befanden sich noch in der Probezeit.
 

Und was nun aus Lydia und Aiden werden würde, müsste die Zeit zeigen.
 

Endlich fuhren sie mit dem Auto beim Krankenhaus vor und kaum waren sie ausgestiegen, hatten die drei Werwölfe Mühe, Stiles zu folgen, welcher in Windeseile zur Intensivstation hastete, getrieben von der Angst, möglicherweise bereits zu spät dran zu sein.
 

Sheriff Stilinski lag, wie auch schon bei den letzten Malen, als Stiles ihn gesehen hatte, an unzählige Schläuche und Kabel angeschlossen auf seinem Bett, nur dieses Mal wirkte er noch viel blasser, grauer, eingefallener und seine Haut war beinahe schon pergamentartig trocken!
 

„Oh Dad!“ murmelten Stiles erschüttert und küsste zart die Stirn des Sheriffs.
 

Die drei Werwölfe standen eine Weile ratlos im Krankenzimmer herum, während Stiles auf der Bettkante seines Vaters saß und dessen Krankenhausnachthemd mit seine Tränen durchtränkte.
 

Trotz des bewusstlosen Zustands des Sheriffs, versuchte dessen Körper immer wieder so etwas wie ein Husten, um den Schleim aus seiner Lunge zu befördern, an welchem er in diesem Augenblick quälend langsam erstickte.
 

„Er hat Schmerzen!“ stellte Derek fest und schickte sich an, sie dem Sheriff zu nehmen, kam jedoch nicht dazu, denn sein Onkel drängte sich vor und erklärte zum Erstaunen aller, dass er das übernehmen würde.
 

Peter hatte schon seit einer Weile über das Dilemma nachgedacht, in welchem sie momentan steckten, doch er war bislang zu keiner echten Lösung gekommen:

Dies lag natürlich vor allem daran, dass ihm die Optionen, die sich auftaten nicht recht schmecken wollten. Doch in diesem Augenblick stand ihm der einzige mögliche Ausweg so deutlich vor Augen, dass er sich einfach nicht mehr ignorieren ließ.

Es war DAS RICHTIGE, also würde er es jetzt einfach tun!

Im Namen von Regenbögen, Engelchen, Einhörnern und allem, was hehr und gut war, denn so war er nun einmal, richtig?

Ein richtiger Gutmensch!

Gutwolf?

Oder wie auch immer!

Das würde jedenfalls ein richtiger Spaß werden! Yeah!

Er grinste schelmisch in sich hinein!
 

Ja, Peter nahm dem Sheriff die Schmerzen, doch er tat sogar noch viel mehr als das: Er heilte ihn, indem er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte, denn es war schließlich alles eine Frage, der richtigen Dosierung!

Und nach und nach wurden so aus den roten Augen des Alphas die blauen eines Betas, bis er schließlich erschöpft zusammenbrach und von Scott aufgefangen und gezwungen werden musste, den Sheriff loszulassen, welcher in diesem Augenblick langsam erwachte.
 

Stiles wusste natürlich, was hier gerade geschehen war, denn es war dasselbe, was Derek; sein Derek vor Jahren für seine Schwester Cora getan hatte: Peter hatte seine Alphamacht aufgegeben, um das Leben des Sheriffs zu retten.

Was Stiles nicht wusste und auch beim besten Willen nicht begriff war, WIESO Peter das gemacht hatte.
 

„Was tust du denn bloß, du Trottel?“ fragte Scott seinen Liebhaber verzweifelt. Er presste Peter an sich, der versuchte zu sprechen, ohne dass etwas wirklich Sinnvolles dabei herauskam und der zitternd, mit flatternden Lidern auf dem Linoleum lag.
 

Stiles blendete das alles einen Augenblick lang aus, weil nun sein Dad auf dem Bett die Augen aufschlug, sich panisch umblickte und sich dann anschickte, sich selbst den Tubus herauszureißen:

„Shh! Bleib ganz ruhig Dad!“ flehte der junge Magier.

Doch natürlich bewirkte der Anblick seines Sohnes, der eigentlich schon seit Jahren tot sein sollte alles andere als Ruhe beim Sheriff. Schließlich musste Derek eingreifen, Stilinskis Hände festhalten und ihn niederdrücken, um zu verhindern, dass dieser sich sämtliche Anschlüsse abriss, während er aus dem Bett zu entkommen versuchte. Stiles holte unterdessen die diensthabende Schwester herbei, die beinahe ihren Augen nicht trauen wollte, als sie einen eigentlich Todgeweihten in seinem Bett mit einem muskulösen Fremden ringen sah. Und dann war da ja noch der andere Kerl, der auf dem Boden des Krankenzimmers kollabiert war und von einem Jungen mehr als liebevoll versorgt wurde, der erstens etwa zwanzig Jahre zu jung für diesen Typen war und darüber hinaus dem Sohn ihrer verstorbenen Kollegin Melissa verdächtig ähnlich sah.
 

Als erste Amtshandlung löste die Krankenpflegerin zunächst einmal den Alarm aus, um Verstärkung zu rufen und flüsterte dann beruhigend auf den Sheriff ein, damit dieser es ihr erlaubte, ihm zu helfen. Sie entfernte nun zunächst den Tubus, mitsamt dem Schlauch, der das Sekret absaugte, die Zugänge, die weiterhin Beruhigungsmedikamente in den Körper des Patienten pumpten, die Elektroden des Herzmonitors und den Katheter.
 

Ein Arzt und eine weitere Schwester kamen herein und weil der Sheriff bereits einigermaßen versorgt war, wendeten sich die beide zunächst Peter zu, doch auch dieser stabilisierte sich gerade wieder ein wenig und verweigerte die Behandlung:
 

„Was geht hier eigentlich vor sich?!“ verlangte der aufgebrachten Arzt nun zu wissen:
 

„Es ist ein Wunder!“ behauptete Stiles: „Wie es aussieht, ist ihr Patient wieder vollständig genesen!“
 

„Ich glaube nicht an Wunder!“ schimpfte der Doktor: „Und wer sind sie überhaupt?“
 

„Ich bin der Neffe des Sheriffs. Miguel! Miguel.... Stilinski!“ plapperte Stiles eilig drauflos, ehe sein Vater eine Chance hatte, irgendetwas anderes zu behaupten.
 

Derek verdrehte die Augen.

Miguel?
 

Der Arzt blickte Stiles misstrauisch an, doch da der Sheriff nicht protestierte, ließ er es auf sich beruhen:

„Wer immer sie sind, und damit meine ich sie alle vier; sie verlassen das Krankenzimmer jetzt erst einmal, damit wir Mr. Stilinski in Ruhe untersuchen können.“
 

Stiles blickte seinen Vater eindringlich an und dieser erwiderte seinen Blick mehr als nur ein wenig verstört:

„Wir reden später, okay?“ versicherte Stiles.
 

Scott und Derek stützten Peter auf dem Weg zum Auto. Scott half seinem Liebhaber auf die Rückbank zu gelangen, wo Peter sich lang ausstreckte, den Kopf auf Scotts Schoß gebettet:

„Warum hast du das denn bloß gemacht?“ fragte der Alpha und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
 

Peter grinste ihn an:

„Hey Baby! Alles ist gut! Ich lebe noch, also reg´ dich nicht auf. Mit Alphas ist es eben wie mit Highlandern: Es kann nur einen geben! Und jetzt hast du das Sagen, Chef. Ich bin ab heute dein gehorsamer, kleiner Beta! Das gefällt dir doch, oder? Außerdem dachte ich, es sei ein schönes Abschiedsgeschenk für unseren kleinen Zauberlehrling, wenn der Sheriff weiterleben darf. Also: Zwei Fliegen, eine Klappe!“
 

Scott streichelte zärtlich mit dem Daumen über Peters Wange:

„Du bist ein Spinner, weißt du das? Du hättest dabei sterben können! Und außerdem: Was, wenn ich gar nicht der große Anführer werden will?“
 

„Pech gehabt!“ gab Peter schulterzuckend zurück: „Jetzt bist du es! Und nun küss´ mich. Ich brauche viel Liebe, um wieder zu Kräften zu kommen!“
 

Derek und Stiles setzten Scott und Peter im Argent-Haus ab und fuhren weiter in den Supermarkt, um für das große Abendessen einzukaufen, das Stiles geplant hatte.
 

Als sie den Einkaufswagen durch die Gänge schoben, wollte Stiles plötzlich wissen:

„Was glaubst DU, warum hat Peter das gemacht? Er hätte meinen Vater nicht retten müssen. Und er hat dafür FREIWILLIG seine Macht aufgegeben? Der Peter in meiner Welt würde alles tun, um wieder ein Alpha zu werden und würde, um das zu erreichen vermutlich noch nicht einmal vor Mord zurückschrecken. Ist das irgendeine Art Trick? Ist da irgendetwas, was ich übersehe? Oder ist es wirklich allen Ernstes ein reiner Akt der Selbstlosigkeit?“
 

Derek dachte einen Moment über die Frage nach, ehe er schließlich antwortete:

„Die ständige Bedrohung, die uns dreien in den letzten Jahren im Nacken gesessen hat, hat ihn wohl gelehrt, dass Alpha sein mehr ist, als bloß der Spaß, andere herumkommandieren zu dürfen. Es bedeutet Fürsorge, Aufopferung, Besonnenheit und das sind alles nicht unbedingt Peters große Stärken. Trotzdem hat mein Onkel sein Bestes getan, um uns zu schützen, aber es waren wirklich schwere Jahre.“
 

„Also bürdet Peter diese Last nun lieber seinem jugendlichen Liebhaber auf?“ fragte Stiles stirnrunzelnd.
 

Derek schüttelte den Kopf:

„Ich denke nicht, dass er Scott nun mit der Verantwortung ganz allein lassen wird. Er wird ihn mit Sicherheit nach Kräften unterstützen. Ich vermute, Peter hat ganz einfach nach einem Weg gesucht, wie Scott und er zusammen bleiben können. Ich schätze, dein bester Freund bedeutet Peter mehr, als er jemals zugeben würde. Vermutlich sogar mehr, als er selbst je für möglich gehalten hätte. Und zwei Alphas können nun einmal kein Rudel anführen. Das ist unnatürlich. Einer muss das Kommando haben. Und zwei Alphas können auch keine Beziehung führen. Peter weiß das und scheinbar ist es ihm wichtiger, mit Scott zusammen zu sein, als der Alpha zu sein.“
 

Dereks Ausführungen klangen plausibel.

Nur dass es Peter war, über den sie hier sprachen; der Typ, neben dem Lord und Lady Macbeth wie wirklich nette, aufrichtige Leute aussahen.

Stiles runzelte nachdenklich die Stirn.
 

Sie waren ziemlich bepackt, als sie vom Einkaufen zurückkehrten. Stiles hatte sich für dieses besondere Abendessen einiges vorgenommen, denn es sollte etwas ganz Besonderes werden.

Zeit war ein Faktor, aber er wollte dennoch gleich wieder ins Krankenhaus zurück, um dem Ebenbild seines Vaters Rede und Antwort zu stehen. Und so rekrutierte Stiles Boyd und Danny für die Vorbereitungen des Dinners und gab genaue Anweisungen, ehe er mit Derek erneut aufbrach.
 

Zu ihrer Überraschung fanden sie den Sheriff bei ihrer Rückkehr in Jeans und Flanellhemd in seinem Zimmer sozusagen auf gepackten Koffern sitzend vor:

„Man wird mich entlassen! Ich warte nur noch auf euch und eine Erklärung, die mich nicht den Verstand verlieren lässt! Kannst du mir so eine liefern `Miguel´?“ fragte John Stilinski scharf: „Die haben mich hier im Krankenhaus auf den Kopf gestellt, um irgendeine Erklärung für meine wundersame Rückkehr aus dem Reich der Toten zu finden. Sie sagen, sie hätten so etwas noch nie gesehen und es sei darüber hinaus auch noch medizinisch vollkommen unmöglich! Also? Was ist hier passiert, zum Teufel? Und wieso zum Donner siehst du aus wie mein verstorbener Sohn Stiles? Ich verlange jetzt SOFORT ein paar Antworten!“
 

„Tut mir leid, Dad! Das muss schwer für dich sein!“ Stiles wusste nicht recht, wie er anfangen sollte, also sagte er: „Weißt du, es ist so: Einerseits bin ich dein Sohn und andererseits auch wieder nicht! Ich weiß, dass sich das unglaublich anhört, aber ich gehöre nicht in eure Welt. Ich stamme aus einer parallelen Realität.“
 

John Stilinskis Blick sagte ganz eindeutig `Bullshit!´, doch er ließ Stiles weiter reden, über Werwölfe, seine magischen Fähigkeiten, darüber, wie Peter Hale den Sheriff geheilt hatte, über Stiles Leben zuhause, das College, seine Beziehung zu Derek und seine Tochter Loba.
 

„Ich habe das Gefühl, mein Kopf platzt gleich und wenn es hier nicht so viele Dinge gäbe, die ich mir nicht erklären kann, dann würde ich euch auf der Stelle rausschmeißen, oder euch eine Dauerreservierung im Eichen-Haus sichern.“ polterte der Sheriff los und kratzte sich verstört am Hinterkopf.

Dann stutzte er:

„Moment Mal! Soll das bedeuten, mein Sohn ist schwul gewesen?“
 

Stiles stöhnte.

Als ob EIN Coming-Out bei den Eltern im Leben noch nicht genug wäre! Er hatte wirklich nicht die geringste Lust, das Ganze noch einmal zu durchleben:

„Ist das alles, was von meinen Ausführungen bei dir hängen geblieben ist, Dad?“ fragte er grimmig.
 

John Stilinski zuckte unschlüssig mit den Schultern.
 

„Also gut!“ seufzte Stiles: „Wenn mein Doppelgänger in dieser Welt so war wie ich, und davon gehe ich aus, dann mochte er Frauen. Und Männer mochte er eben auch; insbesondere Derek Hale!“

Stiles verschränkte seine Finger mit denen von Derek.
 

„Und konnte er auch zaubern, oder wie?“ fragte der Sheriff mit skeptischem Blick auf die Hände, die einander hielten:
 

„Ich schätze, er ist zu früh gestorben, um diese Seiten an sich zu entdecken, denn ich wusste es in seinem Alter auch noch nicht.“ erwiderte Stiles.
 

In Stilinskis Gesicht war zu lesen, dass es in seinem Kopf immer noch ratterte:

„Und wie ist mein Sohn nun gestorben? Denn das ist etwas, was ich nie verstanden habe. Die Ärzte haben gesagt, es sei eine Art Infektion gewesen, doch sie konnten mir nicht sagen, was für eine. Es hat mich beinahe wahnsinnig gemacht, mich immer wieder zu fragen, ob ich etwas hätte tun können, um es zu verhindern, oder ob es gar meine Schuld gewesen wäre.“
 

Stiles warf Derek einen hilflosen Blick zu, doch dann entschied er, dass sein Vater die ganze Wahrheit wissen musste, auch wenn er sie hassen würde. Und so berichtete er dem Sheriff von Peters Biss vor vier Jahren und von der Abstoßungsreaktion, die daraufhin stattgefunden hatte und die dem Stiles in dieser Welt das Leben gekostet hatte.
 

Der Sheriff hörte es sich zunächst in aller Ruhe an, doch als Stiles geschlossen hatte, sprang er urplötzlich vom Bett auf, trat auf Derek zu und brüllte:

„Bedeutet dass etwa, IHR ONKEL hat meinen Jungen umgebracht?“
 

Stiles zog den Doppelgänger seines Vaters von Derek fort und zwang diesen, ihn anzusehen:

„Nein, Dad so war das nicht! Peter hat mich vor die Wahl gestellt; in meiner und auch in dieser Welt. Ich selbst habe damals Nein gesagt, doch dein Sohn hat zugestimmt. Er hat dabei gewusst, dass es in einem kleinen Teil der Fälle zu der Abstoßungsreaktion kommen kann, so wie ich es auch gewusst habe. Er hat dieses Risiko auf sich genommen, um ein Werwolf zu werden. Es war ein Unfall, doch selbst, wenn nicht, so wäre es bestimmt nicht Dereks schuld! Und Peter hat auch nicht gewollt, dass mein Doppelgänger stirbt! Ich schätze, er hat es eher getan, weil er ihn irgendwie geliebt hat. Und außerdem: Vergiss bitte nicht, dass Peter dir heute das Leben gerettet hat, Dad.“
 

John blickte das Ebenbild seines Sohnes verdutzt an:

„Peter Hale ist auch schwul?“
 

Stiles rollte mit den Augen. Irgendwie schien die Tatsache, dass Männer andere Männer lieben konnten, einen Großteil der geistigen Kapazität seines Vaters aufzubrauchen:

„Nein Dad, Peter ist auch... flexibel bei der Partnerwahl. Neuere Studien haben im Übrigen gezeigt, dass das für die Mehrheit aller Menschen unter den richtigen Umständen gilt, also komm´ drüber weg. Peter und Scott sind bereits seit langem ein Paar. Hast du das etwa nicht gewusst?“
 

„Scott ist auch...?“ setzte der Sheriff an, wurde jedoch von einem strengen: „DA-AD!“ von Stiles unterbrochen.
 

Der Sheriff nahm sich einen Moment, um das Gehörte zu verdauen.

Dann sah er mit einem Mal aus, als ob ihm etwas klar werden würde:

„Du wirst wieder in deine eigene Welt zurückkehren, richtig Stiles?“
 

„Wenn heute alles so läuft, wie ich es mir erhoffe, dann werde ich wohl bereits morgen wieder heimkehren!“ bestätigte Stiles leise und nahm die Hand seines Vaters in seine.
 

Bei dieser Antwort zuckte nicht nur der Sheriff ein wenig zusammen, sondern auch Derek sah aus, als habe er sich gerade eine Kugel gefangen.

Mitten ins Herz!
 

„Ich gebe heute ein Abendessen im Haus der Argents. Wirst du dabei sein, damit wir wenigstens noch ein bisschen Zeit miteinander haben?“ fragte Stiles schnell, weil er den Schmerz der beiden Männer einfach nicht ertrug.

John nickte. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen, um zu verhindern, dass sich das Wasser, welches sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatte seinen Weg suchte.
 

„Willst du, dass wir dich gleich mitnehmen? Dein Zeug können wir ja unterwegs zuhause abliefern.“
 

Ein weiteres Nicken des Sheriffs und dann machten sie sich auf den Weg.
 

Im Haus der Argents marschierte Stiles auf direktem Weg in die Küche, denn sonst würde er es niemals schaffen, in den verbleibenden zweieinhalb Stunden ein Vier-Gänge-Menü für sechzehn Personen auf den Tisch zu bringen. Zum Glück hatten Boyd und Danny bereits ganze Arbeit geleistet, hatten auch noch andere dafür eingespannt, ihnen zu helfen und hatten es sogar geschafft, sich bei der Arbeit nicht an die Gurgel zu gehen. Im Gegenteil, eigentlich wirkten sie ganz harmonisch miteinander.

`Wunderbar!´ dachte Stiles: `Das Rudel wuchs zusammen!´
 

Die Creme Catalan war bereits im Ofen, so dass sie noch rechtzeitig kalt werden würde, um ihre knisternde Kruste aus karamellisiertem Zucker zu erhalten.

Die verstorbene Victoria Argent muss wohl eine ausgezeichnete Köchin gewesen sein, zumindest fand sich in ihrer Küche alles, was das Herz des Gourmets begehrte, einschließlich eines Küchenbunsenbrenners.
 

Stiles briet Lammlachse im Akkord an, welche später im Backofen den letzten Schliff erhalten würden, während seine beide Küchensklaven brav nach Anleitung die Beilagen, die Platten mit Käse, Früchten und Kanapees herstellten. Nebenbei badete das Entenfleisch, das später die Suppeneinlage werden würde, auf niedriger Temperatur im Sous-Vide-Garer.
 

Stiles hatte Danny nicht verraten, dass seine Mutter heute Abend kommen würde, weil er fürchtete, dass dieser ansonsten vielleicht vorher die Flucht ergreifen würde, vor lauter Scham, seiner Mutter das Herz gebrochen zu haben.

Doch nun klingelte es an der Tür. Stiles rannte los, begrüßte die unsichere Cynthia Mahealani mit einer kleinen Umarmung und rief ihren Sohn aus der Küche:
 

„MEIN GOTT MUM!“ in Dannys Stimme mischten sich Entsetzen, Freude, Angst, Scham und mindestens noch ein weiteres Dutzend Empfindungen und er wäre wohl überwältigt in sich zusammengesunken, wenn Ethan nicht zur Stelle gewesen wäre, um ihn festzuhalten.
 

„JUNGE! JUNGE! MEIN LIEBER JUNGE!“ rief Cynthia Mahealani immer wieder. Ihre Stimme war schrill und der Schmerz über die verlorenen Jahre mit ihrem Kind schnitten in Stiles Herz, wie ein Messer.

Kaum vorstellbar, wie es erst Danny dabei ergehen musste.
 

Seine Mutter war nun los gerannt, um ihren Sohn an sich zu drücken.

Danny war ein großer Kerl mit stahlharten Muskeln und überdies ein Werwolf, dennoch meinte Stiles, seine Rippen in Cythias Umarmung brechen zu hören.
 

Nach einer angemessen Zeit der ersten Wiedersehensfreude, schickte Stiles Mutter und Sohn hinauf in Allisons Zimmer, damit sie sich ungestört aussprechen konnten. Ethan wollte folgen, doch das erschien Stiles noch zu früh zu sein, also verpflichtete er ihn stattdessen, Dannys Platz in der Küche einzunehmen.
 

Es dauerte nicht lange, bis es ein zweites Mal an der Tür klingelte. Diesmal war es für Lydia, welche bei Aiden im Wohnzimmer saß und über den Verletzten wachte, wie ein deutscher Schäferhund.

Sie schien ihren Augen nicht trauen zu wollen, als plötzlich Nathalie Martin vor ihr stand und blickte misstrauisch zwischen Stiles und ihrer Mutter hin und her:

„Was macht sie hier? Will sie mich von ihm wegholen? Wollt ihr uns auseinanderbringen?“ fuhr Lydia Stiles giftig an.
 

Nathalie Martin antwortete an Stiles Stelle:

„Lydia? Süße? Was ist denn bloß passiert? Was haben dein Vater und ich denn falsch gemacht. Wieso vertraust du uns nicht mehr!“

Ihr Tonfall war sanft, doch sie konnte die Verletzung darin dennoch nicht vollständig zurückhalten
 

Lydia antwortete nicht und nahm ihre Mutter lediglich kühl ins Visier.
 

Aiden rappelte sich mühsam auf in eine sitzende Position, legte einen Arm um Lydia und sagte:

„Sprich´ mit deiner Mum, Baby. Bitte!“
 

Die Erdbeerblondine warf einen skeptischen Blick auf ihren Geliebten, doch dann erhob sie sich widerwillig und zog sich mit Nathalie Martin auf die Terrasse zurück.
 

Stiles würde wohl niemals wirklich erfahren, was zwischen den beiden Frauen gesprochen würde, aber er verrenkte sich den Hals, um sie vom Küchenfenster aus wenigstens sehen zu können.

Erst weinte Ms. Martin.

Eine Weile später war es Lydia, die in Tränen ausbrach.

Und am Schluss weinten sie beide.
 

Beinahe wären Stiles durch seine Spionageaktion seine Mini-Quiches angebrannt, wenn Boyd ihn nicht durch einen unsanften Stoß in die Rippen darauf aufmerksam gemacht hätte.
 

Chris hatte, mithilfe von Peter, Derek, Malia, Isaac und Erica das Esszimmer umgebaut, so dass jeder einen Platz an der langen Tafel finden würde.
 

Danny kam gerade mit seiner Mutter, die nicht so aussah, als würde sie ihren Sohn jemals wieder loslassen wollen, wieder die Treppe herunter.
 

Nach und nach setzten sich alle an den Tisch und Stiles trug mit Boyds und Ethans Hilfe die Vorspeisensuppe mit Pilzen und schonend gegarter Entenbrust auf, deren Anblick ein begeistertes Raunen auslöste.
 

Zufrieden registrierte Stiles, dass die Stimmung am Tisch unerwartet friedlich und familiär war.
 

Erica und Malia zogen über den Tisch hinweg Grimassen und wirkten beinahe wie Schwestern.
 

Peter ließ sich von Scott füttern.
 

Isaac schien sich bei Derek am sichersten zu fühlen, denn er hatte darauf bestanden, neben ihm zu sitzen.
 

Deaton und Chris fachsimpelten über irgendetwas; doch Stiles konnte nicht wirklich verstehen, worum es ging.
 

Lydia hielt unter dem Tisch die Hand ihrer Mutter.
 

Ms. Mahealani klebte so sehr an ihrem Sohn, dass es diesem kaum gelang, den Löffel zum Mund zu führen, doch schien er es ihr nicht übel zu nehmen.
 

Stiles fing einen Blick von Scott auf, der zuvor Danny und seine Mutter beobachtet hatte. Sein Freund sah traurig aus, stellte der junge Magier fest und er ahnte, dass Scott wohl an Melissa dachte und sie in diesem Moment gewiss ganz besonders vermisste. Und vielleicht dachte Scott auch an Stiles, der schon sehr bald weg sein würde.

Sie mussten vor seiner Heimkehr unbedingt noch einmal ein wenig Zeit miteinander haben, wurde Stiles klar.
 

Dann war da ja auch noch sein Dad, der neben ihm saß und Stiles während des Essens ununterbrochen so anschaute, als sei er eine Art Wunder, oder so.
 

Und nicht zuletzt gab es Derek, dem er das Herz brechen musste.
 

Stiles hatte keine Ahnung, wie er es jemals fertig bringen sollte, ihnen allen für immer Lebewohl zu sagen.

Comment te dire Adieu

Vorwort:
 

Himmel, war es mühsam, dieses Kapitel zu schreiben. Und es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert!

Für Euch hoffe ich, dass es sich beim Lesen, nicht so anfühlt, sondern Euch ein bisschen Freude macht!
 

Liebe Grüße

Ginger
 


 

Nach dem Essen hatten sich kleine Grüppchen gebildet.
 

Lydia saß mit ihrer Mutter und Aiden auf Kissen am Boden des Wohnzimmers der Argents.
 

In einer anderen Ecke des Raumes hockte Danny und machte Cynthia Mahealani offensichtlich gerade mit ihrem Schwiegersohn bekannt.
 

Boyd saß in einem Sessel mit Erica auf dem Schoß und sie wirkten, als befänden sie in diesem Augenblick ganz und gar in ihrer eigenen Welt.
 

Isaac war ein wenig verloren am Tisch sitzen geblieben, doch irgendwann hatten sich Peter und Derek zu ihm gesellt.
 

Chris, Deaton und der Sheriff hatten sich am anderen Ende der Tafel niedergelassen und ein Kartenspiel begonnen.
 

Stiles lag auf dem Sofa, eingekuschelt zwischen Malia und Scott, ließ seinen Blick über die versammelte Mannschaft wandern und da wurde es ihm ganz deutlich: Egal, wie lange er noch bliebe, es würde nie genug Zeit sein!

Wie sollte er ihnen allen bloß Lebewohl sagen? Es war einfach ein Ding der Unmöglichkeit!

Unwillig wischte er sich die Tränen fort, die in ihm aufgestiegen waren:
 

„Wirst du für mich auf Derek und meinen Dad aufpassen?“ wollte er von Scott wissen.
 

Dieser nickte, griff nach seiner Hand und versicherte:

„Gewiss werde ich das!“

Dann schluckte er:

„Verdammt Stiles! Musst du denn wirklich gehen! Ohne dich schaffe ich das hier nicht!“
 

Statt einer Antwort schenkte sein Freund ihm bloß einen gequälten Blick und klammerte sich an ihm fest, wie ein Äffchen an seiner Mutter.
 

Der Abend wurde später und nach und nach zogen sich die meisten zum Schlafen zurück. Irgendwann waren da nur noch Stiles, Derek, Chris Argent, Deaton und der Sheriff, welcher den Blick einfach nicht vom Ebenbild seines Sohnes nehmen konnte.
 

Stiles streckte die Hand nach der von John aus und verschränkte ihre Finger:

„Bestimmt hast du wahnsinnig viele Fragen, oder?“ wollte er wissen.
 

„Genug für ein ganzes Leben!“ bestätigte Stilinski Senior.
 

Chris, der die beiden beobachtet hatte erhob sich, verschwand kurz, kehrte wenig später mit reichlich Bourbon und Gläsern auf einem Tablett zurück und schenkte dann reihum ein.
 

Lediglich Derek winkte ab, um sich nun auch zurückzuziehen:

„Kommst du auch bald nach?“ wollte er von Stiles wissen.
 

Der junge Magier blickte unbehaglich von ihm zu John und natürlich verstand Derek den Zwiespalt. Er nickte, küsste Stiles sacht auf die Stirn und zog sich allein zurück.
 

„Bist du glücklich, Stiles?“ wollte der Sheriff nun von diesem wissen, während er Derek stirnrunzelnd hinterher blickte:
 

„Was meinst du, Dad? Jetzt, in diesem Augenblick? Nein, bin ich nicht! Ich hasse es, dass ich nicht genug Zeit mit dir habe, dass ich fortgehen und meine Freunde hier zurücklassen muss. Es zerreißt mich beinahe!“

Er stürzte sein erstes Glas Bourbon in einem Zug hinunter und schüttelte sich angewidert.
 

„Nein, nicht in diesem Augenblick. Ich meine zuhause in deinem eigenen Leben. Bist du da glücklich, Sohn?“ fragte John.
 

Stiles lächelte, während seine Augen schwammen:

„Ja, Dad, das bin ich! Ich habe den Mann, den ich liebe, eine Familie, ein Rudel, meinen Dad, mein Studium... ich bin sehr, sehr glücklich!“
 

„Da bin ich froh!“ behauptete John, klang jedoch überhaupt nicht so, sondern irgendwie verdammt traurig: „Dann kann ich wenigstens in der Gewissheit weiterleben, dass irgendwo da draußen ein Stiles Stilinski ist, der am Leben ist und es gut hat.“
 

Stiles erhob sich, lief um den Tisch herum, küsste seinen Vater auf den Kopf und dann schenkte er sich und auch ihm ein zweites Glas ein.
 

Später in der Nacht erwachte Derek davon, dass jemand unter seine Decke gekrabbelt war und nun ungeschickt versuchte, mit dem Kopf unter sein T-Shirt zu gelangen:

„Was machst du denn da, Stiles! Was soll das werden?“ murrte er verschlafen:
 

„Mussdarein. IsabbassuENG!“ erklärte der Jüngere lallend und vor Anstrengung schnaufend: „Machtabbanix! Bleibso! IchholSchere! Nich...!“ er gab ein kleines Rülpsen von sich: „Nichbewegn! Ichholdichdaraus!“
 

„Du bist wohl ein kleines bisschen betrunken, was Stiles?“ stellte Derek fest.
 

Der Magier kicherte und bestätigte:

„Vollwie´nEimer!“

Dann versuchte er ungelenk aufzustehen:

„Schere!“ sagte er und hielt den Zeigefinger in die Luft, als habe er soeben eine höchst wichtige Mitteilung gemacht.
 

Derek schüttelte seufzend den Kopf, nahm Stiles bei den Handgelenken, zog ihn zurück zu sich auf das Bett und bestimmte:

„Du wirst jetzt nirgendwo hingehen und hier schon gar nicht mit einer Schere herumrennen! Viel zu gefährlich! Außerdem brauchst du gar keine! Was willst du denn überhaupt damit?“
 

„Vergessn!“ sagte Stiles ratlos. Dann fiel es ihm wieder ein und er krallte sich in Dereks T-Shirt:

„Dasmusswech!“
 

Derek stöhnte entnervt und wollte wissen:

„Wirst du Ruhe geben und dich schlafen legen, wenn ich es ausziehe?“
 

Stiles zuckte die Achseln und als das Kleidungsstück fiel grinste er listig, stürzte sich auf Derek und versuchte mit der Grazie eines besoffenen Kamels seine Finger in die Boxershorts des Älteren zu wurschteln.
 

„Hey, hey, Stiles! Was machst du denn da? Für solche Späße bist du viel zu betrunken!“ schimpfte Derek.
 

Stiles sah aus, als würde er angestrengt über diese Worte nachdenken. Dann schüttelte er entschlossen den Kopf und versicherte:

„NEIN! Neinneinnein! Ichkanndas!“

Dann machte er einen würgenden laut und forderte:

„Höreinfachmaauf,dasBettssudrehn!“
 

Derek schnappte sich Stiles und bugsierte ihn gerade noch rechtzeitig ins Bad, damit dieser es schaffte, sich über der Kloschüssel und nirgendwo anders zu entleeren.

„Besser?“ wollte er von dem Betrunkenen wissen.
 

Stiles schüttelte den Kopf und beförderte würgend auch noch den Rest des Abendessen wieder ans Tageslicht:

„Nunisbessa!“ versicherte er und ließ sich matt zu Boden gleiten.
 

Derek half ihm wieder auf die Beine, ließ ihn seinen Mund ausspülen, wusch ihm das Gesicht und trug ihn dann wieder hinüber ins Bett:

„Warum hast du dir das denn bloß angetan, Stiles?“ fragte er sanft und legte dem Jüngeren ein feuchtes Tuch auf die Stirn.
 

Stiles Augen füllten sich mit Tränen:

„Kannnichgehn! Kannabbaauchnichbleibn!“ schluchzte er: „DasisScheiße!“
 

„Ja, ich weiß, mein Liebling!“ bestätigte Derek: „Tut mir leid!“
 

Stiles knautschte sein Gesicht in Dereks Achselhöhle und zog dessen Arme um sich.
 

Derek lächelte zärtlich auf ihn hinab und hob ihn ein wenig höher und bettete Stiles Kopf auf seiner Schulter, damit er es bequemer hatte .

Dort heulte der Junge noch eine Weile weiter, bis er schließlich erschöpft eingeschlafen war.
 

Irgendwann kurz nach Sonnenaufgang erwachte Stiles, öffnete die Augen und da traf ihn beinahe der Schlag. Er setzte sich ruckartig auf, rieb sich den Schlaf aus den Augen und fluchte:

„Verdammt! Ich habe nicht SO VIEL getrunken, dass ich schon weiße Mäuse sehe! Was machst DU denn hier! Du bist doch tot!“
 

Vor Stiles saß... nun ja, STILES beziehungsweise eine jüngere Version von ihm, mit Bürstenhaarschnitt, Jeans, rotem Hoodie und frechem, jungenhaften Grinsen auf dem Gesicht:
 

„Du hast vollkommen Recht!“ stimmte der jüngere Stiles zu: „Ich BIN tot. Aber trotzdem bin ich jetzt hier.“

Senior-Stiles griff nach seinem Jüngeren Ebenbild, doch seine Hand ging einfach durch diesen hindurch und so fügte Junior hinzu:

„Also gut, lass´ es mich lieber so sagen: Ich bin mehr oder weniger hier!“
 

„Bist du ein Geist?“ wollte der Ältere wissen.
 

Junior nickte:

„So könnte man es wohl ausdrücken.“
 

„Und was machst du jetzt hier?“ wollte der erwachsene Stiles wissen: „Oder vielmehr: Wieso kommst du jetzt erst, du Arsch? Wieso hast du deine Leute all´ die Jahre allein gelassen, wenn es dich doch noch irgendwo gegeben hat? Warum hast du nicht geholfen? Wie konntest du diesen ganzen Schlamassel überhaupt zulassen, hm?“

Er redete sich regelrecht in Rage.
 

„Ich konnte leider überhaupt nichts tun! Und ich konnte mich dir bis jetzt auch nicht zeigen! Das hier funktioniert bloß, weil du mich nun herbei geträumt hast! Das Einzige, was ich bislang tun konnte war, dich hierher in meine Welt zu holen und das auch nur, indem ich deinen Teleportationszauber genutzt und umgeleitet habe. Ich habe gesehen, dass die Gelegenheit günstig war und habe das winzige bisschen Macht, dass ich besessen habe für diesen kleinen Trick verwendet.“ erklärte der Jüngere.
 

„Moment mal! DU hast mir diesen Quatsch eingebrockt!“ fragte der ältere Stiles ärgerlich: „Und verrätst du mir auch, wieso?“
 

„Du weißt wieso, Stiles!“ erwiderte der Geist bitter: „Das was hier mit Derek, Scott und Peter passiert ist war einfach nicht richtig. Hast du überhaupt ein Ahnung, wie es war, sich das ganze vier Jahre lang hilflos anzuschauen, ohne dass ich auch nur die kleinste Kleinigkeit dagegen unternehmen konnte? Denkst du, ich wollte das? Es war furchtbar!“
 

„Und wieso tauchst du ausgerechnet jetzt hier auf? Soll ich vielleicht noch etwas für dich tun?“ erkundigte sich der Magier säuerlich:
 

„Eigentlich will ich etwas für dich tun, oder... na ja, eigentlich ist es etwas für uns beide, aber ich werde dabei deine Hilfe brauchen!“ antwortete der Geisterjunge: „Ich will hier bei meinen Freunden bleiben! Damit du mit besserem Gefühl gehen kannst, verstehst du? Und natürlich weil ich bei ihnen sein will! Aber sie können mich zur Zeit weder sehen, noch hören. Das kannst nur du! Vielleicht findest du ja einen Weg, das zu ändern? Mit Magie, oder so?“
 

„Du willst, dass ich dich in Leben zurückhole? Bist du noch ganz bei Trost? So etwas kann ich nicht! Und ich glaube auch, dass das gegen die Gesetze des Übernatürlichen verstößt, also vergiss es!“ protestierte der ältere Stiles.
 

Der Geist schüttelte traurig den Kopf:

„Das verlange ich doch gar nicht! Nein Stiles, ich bin tot und daran lässt sich wohl auch nichts mehr ändern. Ich werde nie wieder mit meinen Freunden in der Welt der Lebenden sein, kann sie nicht in den Arm nehmen, mit ihnen etwas essen, oder... was auch immer....! Aber wenn du mir hilfst, kann ich wenigstens gelegentlich mit ihnen sprechen, so wie wir jetzt miteinander reden.“ der Geisterjunge blinzelte sich ein paar Tränen aus dem Augenwinkel:
 

„Und wie stelle ich das an?“ wollte der Magier wissen: „Ich habe nämlich nicht die leiseste Idee, wie das gehen soll.“
 

„Lass´ uns darüber später nachdenken! Jetzt tust du erst einmal für mich, was ich leider nicht mehr kann! Ich verspreche auch, dass ich nicht hingucken werde!“ antwortete der Geist und löste sich dann vor Stiles Augen auf.
 

Und dann zuckte der junge Magier zusammen, als er unvermittelt Dereks verschlafene Stimme in seinem Rücken vernahm, der ihn fragte:

„Mit wem sprichst du da, Baby?“
 

`So ein kleiner Mistkerl!´, dachte Stiles und meinte sein jüngeres, verstorbenes Ich. Zu Derek sagte er bloß:

„Selbstgespräche!“
 

Dann beschloss er, der Aufforderung von Junior nachzukommen und hoffte, dass dieser auch wirklich nicht guckte, denn was er vorhatte, war überhaupt nicht jugendfrei.
 

Zum Frühstück waren Danny und Ethan, sowie Lydia und Aiden zum Haus der Argents zurückgekehrt. Sie hatten die Nacht im Hause Mahealani, beziehungsweise bei den Martins zugebracht.

Alle vier sahen nicht aus, als hätten sie allzu viel Schlaf bekommen und Stiles konnte sich auch denken, wieso. Höchstwahrscheinlich hatte es für die Eltern und ihre verlorenen Kinder zu viel zu besprechen, beweinen und nachzuholen gegeben, so dass Nachtschlaf zu Nebensache geworden war.
 

Dafür hatten die Vier Bagels für alle mitgebracht, die sie nun gemeinsam verspeisten.
 

Erst, als auch der Letzte aufgegessen hatte, klopfte Stiles mit seinem Messer an seinen leeres Orangensaftglas, denn er hatte etwas mitzuteilen:

„Hört mal her, Freunde! Es hat sich gezeigt, dass ich doch noch eine letzte Sache in dieser Welt zu erledigen habe, bevor ich nachhause zurückkehren kann. Ich habe nämlich vergangene Nacht überraschenden Besuch bekommen und der ist auch jetzt wieder hier bei uns. Ihr könnt ihn zwar nicht sehen, aber er hat große Sehnsucht nach euch und würde gern mit euch sprechen.“
 

Sein Blick fiel auf den Sheriff:

„Dad! Dein Sohn... also, dein wirklicher Sohn ist hier bei uns!“

John riss überrascht die Augen weit auf.

Von Deaton wollte Stiles wissen:

„Haben sie vielleicht irgendeine Idee, wie wir einen Geist auch für Nicht-Magier sichtbar machen können, Doc? Denn ich habe leider keine!“
 

Die Anwesenden schienen nicht recht zu wissen, was sie von dieser merkwürdigen Eröffnung zu halten hatten, also erklärte Stiles ein wenig genauer, was vor sich ging und wie er es im Grunde seinem verstorbenen Ebenbild zu verdanken hatte, dass er überhaupt hier in dieser Realität gelandet war.
 

Deaton hatte sich dies alles sehr genau angehört und erklärte nun:

„Ich denke ich weiß, was wir für den toten Stiles tun können. Ich werde dazu bloß ein paar Dinge besorgen müssen. Es kann eine Weile dauern, denn die Zutaten sind teilweise schwer zu beschaffen! Aber es gibt auch eine vorübergehende Lösung, die ihm möglicherweise sogar besser gefällt. Vorausgesetzt du bist bereit, deinen Körper für eine Weile mit ihm zu teilen, Stiles?“
 

Der Magier blickte ihn finster an:

„So etwas, wie Besessenheit?“ wollte er wissen: „Von mir selbst? Klingt irgendwie eigenartig! Und auch nicht besonders angenehm!“

Deaton schüttelte den Kopf:

„Keine Besessenheit Stiles. Er wird nicht die Kontrolle über dich übernehmen, sondern es wird eher so sein, dass zwei Entitäten sich einen Leib teilen. Traust du dich?“
 

Der junge Stiles blickte den älteren so unglaublich hoffnungsvoll an, dass es diesem einfach nicht gelang abzulehnen.

„Also gut, Doc! Was muss ich tun?“ wollte er wissen.
 

„Sprich einfach nur eine Einladung aus und lass´ es geschehen!“ gab der Druide zurück: „Mehr als deine Bereitschaft ist nicht nötig!“
 

Die Anwesenden am Frühstückstisch beobachteten gespannt, was nun geschehen würde.

Der Geist des jüngeren Stiles schlüpfte in den Körper des Magiers und wurde damit für alle sichtbar. Das junge, schmalere Gesicht ohne den Bartschatten und der Bürstenhaarschnitt. Jedoch verschwand das Gesicht des Älteren mit seiner größeren Reife und den längeren Haaren deswegen nicht. Nein, irgendwie waren sie beide zur selben Zeit da und sichtbar.
 

Nun, da sie vereint waren, konnte der Magier fühlen, was sein jüngeres, verstorbenes Ich fühlte und es war überwältigend und erschütternd! Da war eine wahnsinnig große Einsamkeit, die sich in jenen Jahren aufgestaut hatte, welche dieser allein und ohne ein einziges freundliches Wort zugebracht hatte, weil er für seine Freunde unsichtbar gewesen war.

Und trotzdem hatte er diese Ebene der Existenz niemals losgelassen und war auf die andere Seite gewechselt?

Die Liebe und Verbundenheit, sowie die Sorge um die Freunde mussten wohl stärker gewesen sein, als der Wunsch endlich Frieden zu finden.
 

Der ältere Stiles entschied, sich zunächst einmal zurückzulehnen und seinem Ebenbild nach der langen Zeit der Handlungsunfähigkeit das Feld zu überlassen und dieser erhob sich nun, blickte in die Runde, blinzelte seine Tränen weg und sagte mit belegter Stimme:

„Hallo Freunde! Es... es ist wahnsinnig schön, euch zu sehen.“
 

Und da war auch schon Scott bei ihm und zog ihn in seine Arme.
 

Gesehen zu werden!

Etwas zu berühren!

Jemanden zu umarmen!
 

Stiles hatte das so sehr vermisst!
 

Also brach er schließlich doch noch in Tränen aus.
 

„Ich hab´ dich lieb, Bro!“ flüsterte Scott ihm ins Ohr und an seiner Stimme konnte Stiles hören, dass auch dieser weinte.
 

Nachdem sich die beiden jungen Männer wieder voneinander gelöst hatten, blickte Stiles wieder in die Gesichter am Tisch und erklärte:

„Ich habe euch so vermisst! Und ich habe es vermisst, hier zu sein! Ich bin meinem Ebenbild wirklich dankbar, dass er mir das hier ermöglicht. Ich weiß dass meine Zeit als Wesen aus Fleisch und Blut begrenzt ist und darum will ich sie gut nutzen. Es gibt so viele Dinge, die unausgesprochen geblieben sind und die mir schon so lange auf dem Herzen liegen. Darum würde ich jetzt gern mit einigen von euch unter vier Augen sprechen. Und mit dir möchte ich anfangen, Peter!“
 

Der Angesprochene zuckte tatsächlich ein klein wenig zusammen. Dennoch nickte er und folgte Stiles brav in eines der zahlreichen Zimmer im Haus von Chris Argent. Sie schlossen die Tür hinter sich und nahmen einander gegenüber in zwei Korbstühlen Platz.
 

Ehe Stiles die Chance hatte, irgendetwas zu sagen, erklärte Peter kleinlaut:

„Ich habe das nicht gewollt, Stiles! Ehrlich! Ich war mir sicher, du schaffst es! Ich war mir sicher, du würdest den Biss überleben! Es tut mir wirklich leid!“
 

Der Junge nickte bedächtig:

„Ich war eine lange Zeit verflucht wütend über das, was mit mir geschehen ist. Ich wollte LEBEN! Da war noch so vieles, was ich vorhatte! Aber irgendwann wurde mir dann bewusst, dass ich nicht wütend auf DICH war, sondern auf mich selbst. Du hast mich vor die Wahl gestellt und ich habe Ja gesagt. Ich werfe dir nichts vor, Peter!“
 

„Ich mir schon!“ brummte der Ältere unzufrieden: „Du solltest hier sein! Du solltest leben! Du fehlst uns! Du... du fehlst mir!“
 

Stiles zuckte lediglich mit den Schultern und schenkte dem Älteren ein kleines, schiefes Grinsen.

Was hätte er auch dazu sagen sollen?
 

Der nächste, mit dem Stiles sich zurückzog, war sein Vater.

Bevor er sich allerdings überhaupt in der Lage fühlte, irgendetwas zu diesem zu sagen, warf er sich als erstes einmal an die Brust von John Stilinski und hielt ihn dann so fest er konnte, denn sein Dad fühlte sich an wie Zuhause; seine beruhigende Gegenwart und sein Geruch, halb er selbst, halb sein Rasierwasser, welches er niemals wechselte und welches daher mittlerweile genauso zu ihm gehörte:
 

„Ich begreife das noch immer nicht ganz, Stiles! Bist du das wirklich? Wie ist das alles überhaupt möglich?“ fragte der Sheriff gegen den Hals seines Sohnes.
 

Stiles löste sich ein wenig, blickte seinem Dad ratlos ins Gesicht und zuckte mit den Achseln:

„Ich weiß es auch nicht! Es ist einfach so!“

Der Sheriff ließ sich überfordert auf das kleine Sofa sinken und stöhnte:

„Gestern lag ich noch in einem Krankenhaus im Sterben, doch nun lebe ich wieder, dank irgendeines verrückten Werwolf-Mojos. Ein junger Mann, der aussieht wie mein Sohn erzählt mir eine wilde Geschichte und nun ist der Geist meines wirklichen, verstorbenen Jungen in eben diesen jungen Mann gefahren und ich spreche mit ihm. Das ist irgendwie ein bisschen zu viel für meinen armen Kopf!“
 

„Willst du lieber, dass ich wieder verschwinde?“ fragte Stiles verunsichert.
 

John Stilinski schüttelte heftig den Kopf, packte fest die Hand seines Sohnes und forderte:

„Nein, auf gar keinen Fall! Du wirst schön hier bei mir bleiben!“
 

Stiles setzte sich neben ihn und murmelte:

„Es tut mir leid, Dad. Das muss total verwirrend für dich sein!“ Er blickte zu Boden und sagte dann noch einmal: „Es tut mir so leid, Dad! Ich war leichtsinnig und darum habe ich mein Leben verloren und dich allein gelassen. All´der Schmerz, den ich dir bereitet habe... all´ die offenen Fragen, mit denen ich dich zurückgelassen habe... all´ das tut mir so wahnsinnig leid!“
 

John seufzte:

„Ist in Ordnung, Junge. Ich bin wirklich dankbar für die Chance, nun hier mit dir sitzen zu können. Nachdenklich schob er hinterher:

„Und ich bin auch dankbar dafür, dass du nicht ganz und gar fort bist. Auch wenn ich nach deinem Tod immer ein wenig Trost in dem Gedanken gefunden habe, dass deine Mum und du nun wenigstens wieder zusammen seid.“
 

„Ich habe oft den Sog verspürt... die andere Seite, die nach mir gerufen hat, aber ich konnte einfach nicht! Ich wollte hierbleiben und helfen. Ich habe versucht, Kontakt aufzunehmen... zu dir... zu Scott...! Ihr...“ nun schluchzte Stiles laut auf: „Ihr habt mein Rufen einfach nicht gehört!“
 

Ein weiteres Mal zog der Sheriff seinen Sohn in seine Arme und erkannte:

„Du musst wahnsinnig einsam gewesen sein!“
 

„Das war ich! Ich war so verloren, Daddy!“ rief Stiles weinend aus und dabei bebte er am ganzen Körper.
 

Viel gesprochen wurde zwischen diesen beiden heute nicht mehr, denn dafür waren sie einfach zu überwältigt. Das war jedoch auch gar nicht nötig, weil Vater und Sohn in diesem Moment einfach nur froh waren, einander wieder zu haben; wenn auch vielleicht nur für kurze Zeit, denn wer wusste schon, ob der Hokuspokus den Deaton mit Stiles vorhatte wahrhaftig funktionieren würde.
 

Nach seinem Vater verbrachte Stiles ein wenig Zeit mit Scott, welcher glücklicherweise sofort mitbekam, wie erledigt sein bester Freund bereits jetzt schon war. Sie verloren kein einziges Wort über den Tod, über Bedauern, oder verlorene Jahre, sondern schnappten sich Scotts Spielekonsole, tranken Limonade, aßen Reeses, bis ihnen übel wurde und erzählten sich gegenseitig Anekdoten aus ihrer Zeit in der Junior-High-School; von damals, als ihre Welt noch in Ordnung war und keiner von ihnen die geringste Ahnung von Magie, Werwölfen, oder irgendeinem anderen übernatürlichen Blödsinn gehabt hatte.
 

Der ältere Stiles schaltete sich erst wieder ins Geschehen ein, als sie nun Derek gegenüber saßen:

„Warum so ernst, mein Großer?“ wollte er wissen:
 

„Mein Bett wird sich sehr leer anfühlen!“ erwiderte der Werwolf beinahe zu leise, als dass Stiles ihn verstehen konnte:
 

„Ich weiß! Tut mir leid! Vielleicht hätten wir es von Anfang an bleiben lassen sollen? Dann wäre es jetzt nicht so schwer!“ erwiderte Stiles bedauernd und nahm seine Hand: „Und ich hätte auch nicht so eine Scheißangst, nachhause zurückzukehren und meinem Gefährten unter die Augen zu treten!“
 

Derek lächelte traurig:

„Ich schätze, wenn er nur ein kleines bisschen so ist wie ich, dann reicht ein Blick in das Karamell deiner hübschen Scheinwerfer und er wird dir alles verzeihen. Und wegen mir musst du dir keine Gedanken machen, denn ich würde diese Erfahrung für nichts in der Welt wieder hergeben!“
 

Stiles Grinsen, hatte etwas verdammt freches, als er fragte:

„Na, wenn das so ist, dann sollten wir wohl noch einmal richtig Abschied voneinander nehmen, oder nicht? Und hier gibt es ja auch noch jemand anderen, den das Leben um sein erstes Mal betrogen hat. Also Derek; wie stehst du zu einem Dreier mit einem toten Minderjährigen?“
 

Derek schüttelte sich lachend:

„Gott, Stiles, dass ist Schmutzigste, was ich jemals jemanden habe sagen hören! Du solltest dir den Mund mit Seife waschen gehen!“
 

„Ich weiß etwas Besseres, das ich mit meinem Mund anstellen kann!“ gab der Jüngere zurück und beugte sich zu einem Kuss zu Derek hinüber.
 

Dann war es der andere Stiles der sprach und der traurig feststellte:

„Vermutlich wird das unsere einzige Gelegenheit sein, jemals auf diese Weise zusammen zu sein. Es tut mir so leid, Derek! Ich hätte wirklich gern dieses Leben mit dir gelebt; Liebe, Familie, Streit, Versöhnung und `sie lebten glücklich, bis ans Ende ihrer Tage´... aber ich hab´s ganz einfach vergeigt!“

Er wischte sich über die Augen.
 

Derek seufzte, rückte näher an den Jüngeren heran und erklärte:

„Ich nehme ganz einfach, was ich kriegen kann!“

Er küsste Stiles Augenlider

„Lust aus ein erstes letztes Mal?“
 

Der Jüngere nickte und ließ sich sein Shirt über den Kopf ziehen.

Er schloss die Augen, als sich die Finger des Werwolfs sanft und bedächtig ihren Weg über seinen Brustkorb, seinen Bauch und seine Seiten suchten.
 

Innerlich lächelte der ältere Stiles über die Nervosität des Sechzehnjährigen, mit dem er diesen Moment teilte. Es brachte ihm sein eigenes erstes Mal zurück und die Erinnerung daran, wie ängstlich, ungeduldig und aufgeregt er damals gewesen war.
 

Derek schien deutlich zu spüren, was sein Gegenüber fühlte, denn er verhielt sich sehr viel sanfter und zurückhaltender, als bei den letzten Malen. Er platzierte kleine Küsse auf Stiles Körper, beobachtete ihn sehr genau und hielt sich zunächst strikt oberhalb der Gürtellinie auf.
 

Sie hatten keine Eile. Im Gegenteil; alle drei hatten ihre Gründe, diesen Moment so lang wie möglich hinauszuzögern.
 

Langsam fiel ein Kleidungsstück nach dem anderen und als sie nackt waren, hatte der jüngere Stiles zunächst einfach nur das Bedürfnis, zu schauen, zu riechen, zu berühren und all´ diese Eindrücke in seinen Erinnerungen zu konservieren, denn sie würden ja wohl für eine Ewigkeit vorhalten müssen!
 

Irgendwann traute er sich dann schließlich zu fragen:

„Willst du, Derek? Ich meine... uhm... ich glaube, ich bin jetzt bereit!“
 

Der Werwolf lächelte traurig, wischte Stiles mit dem Daumen die Wangen trocken und antwortete:

„Ich glaube nicht, dass ich das kann wenn du weinst, Kleiner!“
 

Stiles selbst hatte es gar nicht wirklich bemerkt und murmelte eine Entschuldigung
 

Derek schüttelte den Kopf:

„Entschuldige dich nicht! Ich verstehe! Und ich bin auch traurig, aber ich möchte, dass du eines weißt: Dies hier ist doch nicht alles! Wir können zusammen sein, auch wenn wir uns nicht berühren, oder miteinander schlafen können. Ich liebe dich, Stiles!“
 

Der Junge lachte ein wenig:

„Das ist wahnsinnig süß. Und romantisch! Aber es ist trotzdem Blödsinn, Derek! Das ist nicht gut für dich! Du bist am Leben und ich bin tot! Du sollst das tun, was Lebende eben so tun und Sex gehört auch dazu! Du wirst dich wieder verlieben und kannst dann mit jemandem zusammen sein, mit dem du ein Leben und eine Zukunft haben kannst!“
 

„Wir werden sehen!“ entgegnete Derek finster und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

Stiles hockte sich auf seine Hüfte, grinste schelmisch auf den Werwolf hinab und entknotete dessen muskulöse Arme wieder:

„Na, komm´schon, mein Prinz! Zeig´ mir jetzt doch mal, was mir zu Lebzeiten entgangen ist, ja? Weil... weißt du... du bist schön und... unser Stundenglas rinnt langsam aus.“
 

Stiles küsste die Mundwinkel des Älteren, bis dieser gar nicht mehr anders konnte, als sie anzuheben. Schließlich griff er den Menschen bei den Hüften, drehte ihn auf den Rücken und brachte sich über ihn.
 

Sie liebten sich viele Male, begannen von neuem, kaum dass sie wieder zu Atem gekommen waren. Mal waren sie dabei sanft und bedächtig, mal erfüllt von Traurigkeit und dann wieder verzweifelt und zornig mit dem Schicksal hadernd.
 

Sie weigerten sich lange, wieder auseinanderzugehen und voneinander zu lassen, weil der Abschied nun einmal so undenkbar, ungerecht und unerträglich war.
 

Doch ganz gleich, wie sehr sie es sich auch wünschten, die Zeit wartete auf niemanden!

Sie schritt einfach unbarmherzig voran und scherte sich nicht darum, was dabei auf der Strecke blieb.
 

Derek und Stiles duschten noch ein Mal miteinander und dann zogen sich wieder an. Ein letzter Kuss und dann kehrten sie nach unten zu den anderen zurück.
 

Deaton war mittlerweile auch wieder da und von nun an ging alles ganz schnell. Um den toten Stiles für alle sichtbar zu machen, müsse man ihn fester mit dem Diesseits verankern, erklärte der Druide. Dazu bräuchte man einen Talisman, der die Grenze zwischen den Welten aufweichen könne.

Er zog einen blutigen, schwarzen Flügel aus einem Lederbeutel:
 

„Ihr müsst euch nun wieder voneinander trennen, denn ich brauche den Magier!“ forderte der Deaton von Stiles und seinem Untermieter.
 

Dem Toten fiel es schwer, sich vom Fleisch zu trennen, doch es war nun einmal nicht seines, also fasste er Mut und trat wieder aus seinem älteren Ebenbild hervor, zurück in die körperlose Kälte:
 

„Krähen sind Grenzgänger zwischen den Welten. Ich habe diese hier geopfert, ihre Schwinge als Talisman genommen und nun muss der Magier die Verbindung herstellen und ihre magischen Eigenschaften konservieren. Vorher muss ich aber von dem Verstorbenen wissen, ob er sich seiner Sache wirklich ganz sicher ist? Denn solange dieser Talisman existiert, wird er seinen Geist an diese Ebene der Existenz binden. Es wird dann keinen Frieden auf der anderen Seite für ihn geben!“

Die Stimme des Druiden klang ernst und mahnend.
 

Stiles übersetzte für sein verstorbenes Ebenbild, das ja bislang noch für alle anderen unsichtbar und auch unhörbat war:

„Er ist einverstanden, Doc!“
 

„In Ordnung!“ antwortete Deaton: „Dann mach´ dich ans Werk, Stiles!“
 

Der Tierarzt stellte eine irdene Amphore auf den Tisch, ein Gefäß mit Ebereschenasche und dann legte er Stiles den blutigen Krähenflügel in die eine Hand und einige getrocknete violette Blüten in die andere.
 

„Und was mache ich nun damit, Doc?“ fragte der junge Magier ratlos:
 

„Der Talisman muss mit den Blüten und der Asche in der Amphore konserviert werden. Und während du das tust konzentrierst du dich auf den Verstorbenen! Es ist nicht schwer!“ gab Deaton zurück.
 

Stiles blickte ihn stirnrunzelnd an und hatte im Grunde nicht die Hoffnung, dass das funktionieren würde, dennoch tat er wie geheißen und folgte er den Anweisungen.
 

Der Geist blinzelte unsicher in die Runde und an den Gesichtern der Anwesenden konnte er erkennen, dass es geklappt hatte und er nun sichtbar war:

„Hi, Leute! Da bin ich!“ verkündete er schüchtern das Offensichtliche.
 

Scott, der Sheriff und Derek traten nah an ihn heran. Ihnen war anzusehen, dass sie ihn gern berührt hätten, doch das war nun einmal nicht mehr möglich. Stiles war da und war es eben wiederum auch nicht und damit mussten sie nun leben lernen.
 

Deaton wollte wissen:

„Wer wird die Amphore an sich nehmen? Sie sollte an einem sicheren Ort verwahrt werden.“
 

„Ich werde das Ding hüten, wie meinen Augapfel!“

erklärte Derek, versicherte, er wisse den idealen Platz dafür und machte sich auch gleich auf den Weg.
 

Und nun war natürlich für jenen Stiles, der einen Fremdkörper in dieser Welt darstellte der Moment gekommen, um endgültig Abschied zu nehmen.

Und dies wollte er tun, indem er ein letztes Mal für alle kochte, wie er es bereits so oft in den letzten Wochen getan hatte.
 

Er ging mit Scott in den Supermarkt und erledigte hierfür den Großeinkauf.

Später rekrutierten sie die Betas für die Beikoch-Arbeiten, während Stiles in Sachen Küchenmagie noch einmal alles gab und zu Höchstform auflief: Dreierlei vom Lachs als Vorspeise, gebeizt, rosa gebraten und als Tartar. Der Vorspeise folgten mit Früchten gefüllte Enten und schlesische Klöße im Hauptgang und die Krönung bildete ein hausgemachtes Tonkabohneneis.
 

Alle die dem Magier etwas zu verdanken hatten, waren gekommen; die Mütter, die seinetwegen wieder mit ihren Kindern vereint waren, die Zwillinge mit ihren Gefährten, Erica, Isaac, Boyd, Malia, Chris, Deaton und John, sein verstorbenes Ebenbild und natürlich sein Rudel; Peter, Scott und Derek.
 

Also machte Stiles die Runde.
 

Ethan und Aiden riet er streng, sich gut zu benehmen und Scott nicht das Leben schwer zu machen, ehe er die verdutzten Brüder kurz gemeinsam in seine Arme zog und drückte.
 

Lydia sagte ihm ein trotziges: „Danke!“ ehe sie Stiles kräftig in den Oberarm boxte.

„Du mich auch!“ sagte Stiles lachend, rieb sich die misshandelte Stelle und drückte der Banshee einen kleinen Kuss auf die Wange.
 

Boyd nickte bloß, ohne die kleinste Miene zu verziehen; so kannte Stiles ihn und Erica umarmte Stiles.
 

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll?“ murmelte Isaac und daher riet Stiles: „Sag´ nichts, sondern lass´ es einfach und genieße dein neues Leben in Freiheit!“

Auch hier folgte eine Umarmung, ehe sich Stiles dem Nächsten zuwandte:
 

„Ich habe ein neues Argent-Familienmotto für sie Chris: `Wir helfen denen, die sich nicht selbst helfen können!´ Was sagen sie dazu?“ wollte der Magier wissen.

Der Jäger rollte mit den Augen und erwiderte:

„Ein bisschen süßlich für meinen Geschmack! Wer hat sich denn diesen Blödsinn einfallen lassen? Du etwa, du Gutmensch?“

„Eigentlich waren sie das!“ antwortete Stiles kichernd, klopfte dem Jäger herzlich auf die Schulter und wandte sich der nächsten zu:
 

„Nicht weggehen!“ forderte Malia trotzig und brach Stiles bei der nachfolgenden Umarmung höchstwahrscheinlich ein bis zwei Rippen:

„Tut mir leid, Süße! Ich muss nachhause! Aber du wirst es gut haben. Scott und die anderen werden sich um dich kümmern. Ich hab´ dich lieb!“

„Und ich hasse dich!“ knurrte Malia und drückte Stiles noch ein wenig fester, bis sämtliche Atemluft aus seinen Lungen entwichen war, eine Ohnmacht kurz bevor stand und er von Peter gerettet werden musste.
 

Und damit war auch für sie beide der Abschied gekommen und der ehemalige Alpha stand einfach nur da und fixierte angestrengt mit dem Blick seine Schuhe, was Stiles ein kleines Lachen entlockte:

„Sei lieb zu Scotty okay, Großer?“ forderte er. Und einem Impuls folgend fügte er noch hinzu: „Ich bin wirklich stolz auf dich, Peter!“

Und nun traute der Magier seinen Augen kaum: Der große, böse Peter Hale stand vor ihm und errötete, wie ein Schulmädchen.

Stiles küsste ihn auf die Stirn und wandte sich dann an Scott.
 

„Wenn irgendetwas ist... wenn ihr mich braucht... ihr wisst, wo ihr mich findet... ich... oh, shit...!“ Stiles Stimme brach. Er zog seinen Herzensbruder an sich:

„Ich weiß, Mann!“ erwiderte Scott, zog den Rotz hoch und trocknete seine Tränen an Stiles T-Shirt.
 

Seinen Vater umarmte Stiles einfach noch ein weiteres Mal, setzte an, etwas zu sagen, doch er konnte es einfach nicht.
 

Und dann waren da noch zwei Personen, von denen Stiles sich verabschieden musste.
 

Sein Doppelgänger bedankte sich bei ihm und Stiles zuckte lediglich unsicher mit den Schultern, denn er war sich nicht sicher, ob er ihm wirklich einen Gefallen getan, oder aber ihn verdammt hatte. Zumindest war er sich sicher, dass der Stiles dieser Welt einen sehr schweren Weg vor sich hatte. Doch natürlich war die Zeit die hinter diesem lag noch trauriger gewesen.
 

Und zum guten Schluss war da noch Derek:

„Werde glücklich!“ flehte der Magier flüsternd: „Bitte, Derek! Werde einfach glücklich!“

Der Werwolf wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und nickte.
 

Sie küssten sich noch einmal und dann riss Stiles sich endgültig los, kehrte der versammelten Mannschaft den Rücken zu und trat durch die Haustür auf die Straße, wo er die Augen schloss und sich auf den Übergang in seine eigene Welt konzentrierte, ohne ganz sicher zu sein, wie er dort wohl aufgenommen werden würde.

There´s no place like home

Stiles war sich im ersten Moment nicht sicher, ob es funktioniert hatte, als er seine Augen wieder öffnete. Er war am selben Ort und es war dieselbe Tageszeit; die Sonne ging gerade unter und hinter ihm befand sich noch immer das Haus der Argents. Erst ein Blick auf das Namensschild am Grundstückseingang verschaffte ihm Gewissheit. `Hier wohnt Familie Mansfield´ stand dort in geschwungenen Lettern zu lesen.

Stiles war also tatsächlich zuhause, denn in seiner eigenen Welt hatte Chris Argent sein großes Haus bereits vor Jahren verkauft und bewohnte nun ein kleines Junggesellenapartment in der Innenstadt.
 

Und plötzlich bekam der junge Magier Herzrasen. Schuld daran war zum einen natürlich die Freude darüber, endlich wieder daheim zu sein und seine Lieben wiedersehen zu können, doch der weitaus größere Teil war die Angst vor dem Donnerwetter, dass über ihn hereinbrechen würde, sobald er Derek gegenübertreten musste.
 

Da kam ihm ein Gedanke, der ihm bislang noch gar nicht in den Sinn gekommen war, der allerdings noch weitaus furchteinflößender war!
 

Was, wenn es gar kein Donnerwetter gab?

Was, wenn er den Bogen dieses Mal wirklich überspannt hatte und es ganz einfach vorbei wäre?

Was, wenn Derek es nicht verwinden konnte, dass Stiles mit einem anderen geschlafen hatte?
 

Stiles blieb einen Moment lang die Luft weg und ihm wurde ganz schlecht!
 

Eigentlich hatte er vorgehabt, als allererstes zu seinem Gefährten und seiner Tochter nachhause zu laufen, weil er so große Sehnsucht nach den beiden hatte, doch andererseits könnte er `Schrödingers Katze´ ja auch noch eine Weile in ihrer Kiste lassen und weiterhin Trost in der Vorstellung finden, dass er immer noch einen Gefährten hatte, der ihn liebte und der mit ihm zusammen sein wollte.

Und so führte Stiles erster Weg ihn zu seinem Elternhaus, in der Hoffnung, dass sein Dad heute keinen Dienst haben möge.

Stiles hatte Glück, John Stilinski schien zuhause zu sein, denn drinnen brannte Licht.

Überdies wartete auch auch noch eine Überraschung auf Stiles, denn die Tür wurde ihm nicht von seinem Vater, sondern von einem hübschen fünfzehnjährigen Mädchen mit langen schwarzen Haaren, hellbrauner Haut und großen, dunklen Augen geöffnet; seiner Tochter Loba! Und als das Mädchen ihren Vater vor der Haustür erblickte, leuchteten ihre Augen auf. Sie schnappte ihn, zog ihn ins Innere, schloss ihn fest in die Arme und murmelte:

„Endlich, Daddy! Ich dachte schon, du hättest uns vergessen und würdest gar nicht mehr wiederkommen!“

„Was?“ rief Stiles entsetzt aus: „Natürlich nicht! Du bist doch mein Baby und ich hab´ dich lieb! Wie könnte ich dich denn vergessen?“

Er hielt das Mädchen eine Armlänge auf Abstand und musterte sie kritisch:

„Geht´s dir gut?“ wollte er wissen: „Hast du etwa abgenommen?“
 

„Ich hatte irgendwie keinen Appetit!“ gab Loba zurück.
 

Stiles runzelte die Stirn. Er kannte seine Kleine. Für gewöhnlich war eine Mahlzeit mit ihr wie der Überfall eines Heuschreckenschwarms.

Sie musste in übler Verfassung sein, wenn sie noch nicht einmal etwas essen mochte:

„Ist Derek denn jetzt auch hier?“ erkundigte er sich vorsichtig.

Loba schüttelte traurig den Kopf:

„Er hat mich zu Grandpa geschickt, weil er sich nicht gut fühlte! Ich glaube, er ist böse, weil du ohne uns verschwunden bist. Ich schätze, er dachte auch, dass du nicht wiederkommst.“
 

Stiles fühlte sich, als hätte ihn eine Faust in der Herzregion getroffen:

„Oh, Spätzchen! Es tut mir so leid! Ich wollte ja gar nicht weg. Ich... ich wurde praktisch entführt! Und als ich dann dort war, waren da Freunde, die meine Hilfe gebraucht haben, verstehst du. Da konnte ich doch nicht einfach gehen und sie im Stich lassen!“

Er versuchte, seiner Tochter in aller Kürze zu erklären, was ihm geschehen war. Bestimmte Aspekte wie die Beziehung, die er zum Derek der anderen Seite gehabt hatte und dass sein Doppelgänger dort bereits seit vielen Jahren tot war ließ er weg, um Loba nicht noch mehr zu verstören.
 

Als Stiles geendet hatte, schenkte das Mädchen ihm lediglich einen skeptischen Blick. Schwer zu sagen, was sie von seinen Ausführungen hielt.

Sie wollte lediglich wissen:

„Und wo war ich in dieser anderen Welt?“
 

Stiles zuckte unglücklich mit den Achseln:

„Ich habe leider keine Ahnung. Ich hoffe aber, dass diese Loba auch von lieben Menschen gefunden wurde und dass sie dort ein neues Zuhause gefunden hat.“
 

Seine Tochter sah aus, als ob sie gleich in Tränen ausbrechen wollte, doch ehe einer von ihnen noch etwas dazu sagen konnte, kam John Stilinski um die Ecke und fragte:

„War da jemand an der Tür, Süße?“

Als er Stiles erblickte trat er auf ihn zu, doch anstatt der erhofften Umarmung zu Begrüßung erhielt dieser erst mal einen Klaps auf den Hinterkopf.
 

„Autsch!“ beschwerte sich Stiles: „Wofür war das?“
 

„Das weißt du ganz genau, Junge!“ sagte der Sheriff streng: „Was fällt dir ein, einfach ohne Vorwarnung wochenlang zu verschwinden? Hast du den Verstand verloren?“
 

„Vielleicht hörst du dir erst mal die ganze Geschichte an, bevor du mich verurteilst, in den Knast steckst und die Schlüssel wegwirfst, Dad?“ knurrte Stiles verletzt.

Er schob sich an seinem Vater vorbei, marschierte schnurstracks in die Küche und verkündete im Gehen:

„Ich mache meiner Tochter jetzt erst mal ein Sandwich. Offenbar ist ja keiner von euch Idioten in der Lage, sie anständig zu versorgen! Sie sieht aus, als sei sie am Verhungern!“
 

Stiles schnappte sich zwei Scheiben Brot, bestrich diese großzügig mit Mayonnaise, belegte sie mit Tomaten, Salat, Käse und gekochtem Schinken, klappte sie zusammen und malte mit Ketchup einen Smiley auf die Oberseite.
 

Der Sheriff hatte ihm dabei zugeschaut und wollte wissen:

„Und? Hast du dich nun abgeregt und erzählst mir, was passiert ist?“
 

Stiles warf seinem Vater einen finsteren Blick zu, reichte seiner Tochter den Teller, welche ein wenig über das grinsende Sandwich lachen musste und sich dann damit vor den Fernseher hockte.
 

Sie schlossen die Küchentür, Stiles nahm seinem Vater gegenüber am Esstisch Platz und gab dann seinen Bericht ab.

„Du hast mir ja nie erzählt, dass Peter Hale dir früher angeboten hat, dich zu verwandeln!“ sagte John ernst: „Dieser Mistkerl! Verdammt, ich werde ihn umbringen!“
 

„Siehst du! Darum habe ich es dir nicht gesagt; um zu verhindern, dass du losgehst und ihn dir vorknöpfst! Und vergiss´ nicht; dein Doppelgänger verdankt Peters sein Leben. Er ist eben zu beidem fähig; zu guten und zu bösen Taten, also lass´ die Knarre stecken, in Ordnung?“
 

John antwortete mit einem unzufriedenen Brummen.
 

Nun erhob sich Stiles und verkündete:

„Ich habe noch einiges zu erledigen, aber ich bin morgen zum Frühstück wieder hier und hole Loba ab, in Ordnung?“

Und nun holte er sich doch noch die väterliche Umarmung ab, von der er fand dass sie ihm zustand.
 

Seiner Tochter, die gerade in eine Trickfilm vertieft war erklärte Stiles:

„Es tut mir leid, dass ich jetzt schon wieder los muss, aber ich muss mich noch bei Onkel Scott zurückmelden. Und dann muss ich die Sache mit Daddy in Ordnung bringen und ihn ein bisschen trösten, verstehst du, Engelchen? Sei bitte lieb zu Grandpa, ja? Und morgen früh komme ich, und mache dir etwas Leckeres zu essen!“
 

„Pancakes!“ bestimmte Loba mit ein wenig Trotz in der Stimme und Stiles wollte wissen:
 

„Bist du böse, dass ich schon wieder los muss?“
 

„Ja, bin ich!“ gab Loba zurück und schob ihre Unterlippe vor. Doch dann fügte sie hinzu: „Aber du musst Derek trösten gehen. Das ist wichtiger! Los, geh!“
 

„Das mache ich, mein Schatz! Ich mache alles wieder gut!“ versprach Stiles mit einem kleinen Lächeln, küsste das Mädchen auf die Stirn und hoffte inständig, dass er sie nicht angelogen hatte und es ihm wirklich gelänge, alles wieder ins Lot zu bringen.
 

Schweren Schrittes lief Stiles zu seinem Jeep, der vor seinem Elternhaus parkte und fuhr hinüber zum Studentenwohnheim, in der Hoffnung dass er von Scott nicht gleich die nächste kalte Dusche erhalten möge wie zuvor von Vater und Tochter, denn er wusste nicht, wie viel mehr er davon er davon noch ertragen würde.
 

Er klopfte zaghaft an die Zimmertür seines besten Freundes und als Scott im öffnete und ihn erblickte, strahlte er und zog ihn in seine Arme:

„Endlich, Mann! Da bist du ja wieder! Ich hätte echt nicht gewusst, wie viel länger ich deinen Profs noch hätte erzählen können, dass ihr Lieblingsstudent immer noch mit Windpocken im Bett liegt.“
 

„Windpocken?“ fragte Stiles verwirrt.

„Ja, das war das Erste, was uns eingefallen ist. Dr. Deaton hat eine Krankschreibung für dich gefälscht!“ erklärte Scott, zog seinen Herzensbruder hinter sich her ins Zimmer, schloss die Tür, platzierte ihn auf seinem Bett und forderte:

„Und jetzt erzählst du deinem Alpha erst einmal, wo zur Hölle hast du nun die ganze Zeit gesteckt hast!“
 

„Deaton ist Tierarzt! Was bin ich denn? Ein Teacup-Schweinchen, oder so? Wie kann er für mich Krankschreibungen ausstellen?“ murmelte Stiles irritiert:
 

„Das wissen unsere Professoren doch nicht! Jedenfalls haben wir hier auf diese Weise deinen dürren Hals vorerst aus der Schlinge gezogen. Und nun lass´ dir gefälligst nicht alles aus der Nase ziehen! Was hast du erlebt? Wie war´s? Wo warst denn nun überhaupt?“
 

Also ließ Stiles sich nicht länger bitten und gab einen detaillierten Bericht seiner Erlebnisse in der anderen Welt ab.
 

Als er geschlossen hatte, rief Sott entsetzt:

“WAS? Peter und ich? Also so richtig? Sag nicht, wir hätten auch miteinander…“

Sein bester Freund zog ein angewidertes Gesicht.

Stiles grinste böse:

„Ja sicher habt ihr! Mehrmals die Nacht, nach allen Regeln der Kunst und mit dem allergrößten Vergnügen, soweit ich das beurteilen kann!“ bestätigte er: „Wie es aussieht, muss Peter im Bett wohl eine Granate sein, jedenfalls hast du seinen Namen gestöhnt und nach mehr verlangt, wie eine läufige Hündin!“
 

„Nicht ich!“ rief Scott aus und schüttelte sich: „Mein Doppelgänger, der ganz offensichtlich einen Riesenknall hat!“
 

Stiles hatte irgendwie Spaß daran, seinen besten Freund ein kleines bisschen zu foltern:

„Na, ich weiß nicht? Denn weißt du, was das Eigenartige war? Die beiden sind im Grunde ein wirklich gutes Paar gewesen. Also vielleicht solltest du der Sache ja mal eine Chance geben? Was meinst du dazu?“

Er kicherte.
 

„Das ist doch krank!“ rief Scott angewidert.
 

„Ach wirklich? Ich werde es jedenfalls niemals aus meinen Ohren bekommen, wie der andere Scott ruft: `Oh, Peter! Oh, ja! Fuck! Härter! Ja, oh, ja! Genau so!´“

Stiles ahmte mit verstellter Stimme nach, wovon er auf der anderen Seite Ohrenzeuge geworden war.
 

Scott war mittlerweile über seinem besten Freund, knuffte und kitzelte ihn und drohte ihm an, dass er ihm die Zunge herausreißen würde, wenn er nicht sofort still wäre.

Stiles lachte, bis er beinahe keine Luft mehr bekam und versuchte vergeblich, den körperlich überlegenen Alpha abzuwehren. Irgendwann lachten sie beide, rangen miteinander und ließen sich schließlich röchelnd nebeneinander auf das Bett fallen.

Als sie schließlich wieder einigermaßen zu Atem gekommen waren, wurde Stiles wieder ernst. Er rollte sich zu Scott herum und wollte wissen:

„Sag´mal, wann hast du Derek eigentlich zum letzten mal gesehen? Wie geht es ihm?“
 

Scott runzelte die Stirn:

„Ich war heute morgen bei ihm. Seine Stimmung ist ziemlich finster. Ich schätze, er vermisst dich sehr!“
 

„Und ich schätze, er hasst mich und überlegt sich gerade, auf welche Art er mich dafür bestrafen wird, dass ich ihn betrogen habe.“ erwiderte der Magier bitter.

„Ist es denn wirklich Betrug, wenn der, mit dem du es getan hast auch ein Derek war?“ fragte Scott in dem Versuch, seinen Freund ein wenig zu beruhigen.
 

Stiles seufzte:

„Ja, definitiv!“ bestätigte er: „Sie mögen identisch ausgesehen haben und natürlich ähnelten sie sich auch in ihrem Wesen, aber dieser Derek war nicht meiner und das war mir auch vollständig bewusst, als ich es getan habe, aber es hat mich dennoch nicht davon abgehalten! Ich bin eben einfach ein Riesenarschloch!“
 

„Hör´ schon auf! Das bist du nicht!“ entschied Scott: „Warum hast du es denn überhaupt getan? Du hattest doch bestimmt deine Gründe dafür! Es ist doch sicher nicht bloß passiert, weil du geil warst und einfach mal was anderes probieren wolltest, richtig?“

„Natürlich nicht! Ich habe es getan, weil der Andere so wahnsinnig unglücklich war, weil ich es einfach nicht ertragen habe, weil es mir das Herz gebrochen hat und weil es einfach nicht richtig war, dass dieser Derek seinen Stiles verloren hatte! Ich habe es getan, weil es Derek war und weil ich ihn nun einmal liebe; egal in welcher Welt!“
 

„Na, siehst du!“ gab Scott zurück: „Es war also eine bewusste Entscheidung und du hattest deine Gründe. Die mögen Derek zwar nicht schmecken, aber das kann man wohl auch nicht erwarten, oder? Nun geh´ zu ihm und sprich´ dich mit ihm aus. Er wird schon irgendwie darüber hinweg kommen; immerhin liebt er dich!“
 

Stiles blickte ihn zweifelnd an, atmete tief durch, straffte sich und murmelte dann:

„Also gut! Auf in den Kampf!“
 

Sie erhoben sich, Stiles tankte noch einmal kraft in der Umarmung seines Alphas und dann machte er sich auf den Weg ins Ungewisse.
 

Schon von unten hatte Stiles gesehen, dass oben in Dereks Apartment Licht brannte. Er war also zuhause und nahm in diesem Augenblick nicht gerade Rache an seinem treulosen Gefährten, indem er sich in fremden Betten wälzte.
 

Gut!
 

Außer Derek hatte sich jemanden nachhause geholt, weil er es in ihrem Bett tun wollte?
 

Bei dieser Vorstellung wurde Stiles eiskalt!
 

Er schloss die Haustür auf und stieg mit schweren Schritten die Stufen in den zweiten Stock hinauf. Oben angekommen steckte er seinen Schlüssel weg, weil er gerade nicht glaubte, das Recht zu besitzen, ihn benutzen zu dürfen.
 

Stattdessen klopfte er schüchtern.
 

Derek öffnete, erblickte Stiles und stellte nüchtern fest:

„Ach du bist´s? Bist du sicher, dass du zu mir willst, Stiles?“
 

Oh, oh!
 

„Hey!“ murmelte Stiles kleinlaut und rührte sich nicht vom Fleck.
 

„Bist du vielleicht da festgewachsen? Komm´ schon rein!“ knurrte Derek.
 

Stiles folgte seinem Gefährten unsicheren Schrittes in jenes Apartment, dass dieser gekauft hatte, um ein Zuhause für sie beide und Loba zu schaffen, welches Stiles nach seinem Geschmack hatte einrichten dürfen und in welchem sie schon unzählige glückliche Stunden und nur sehr wenige traurige verbracht hatten .
 

Sie nahmen nebeneinander auf dem bequemen Sofa Platz und der Raum, den sie zwischen sich ließen erschien Stiles, an wie ein gähnender Abgrund.
 

Er fühlte sich kalt, verloren und so, als ob er jeden Augenblick in Tränen ausbrechen müsste.
 

„Und? Hattest du eine schöne Zeit bei deinem kleinen Trip nach Nimmerland?“ fragte Derek gallig.
 

Stiles seufzte:

„Nein, Derek! Ich hatte eine sehr ANSTRENGENDE Zeit. Es war nämlich nicht gerade ein First-Class-Kreuzfahrt-Urlaub im Mittelmeer, verstehst du?“
 

„Aber immerhin hast du dich zwischendurch zu amüsieren gewusst, richtig?“

Die Stimme seines Gefährten war schneidend.

Stiles rieb sich die Stirn, denn gerade bekam er Kopfschmerzen:

„Derek! Bitte nicht!“ forderte er müde:
 

„Ich will, dass du mir alles sagst! Ich will es ganz genau wissen: Was ihr getan habt... wie oft ihr euch geliebt habt... was du dabei empfunden hast... Sag es mir, Stiles! Sag mir alles!“ knurrte Derek.
 

Stiles schüttelte heftig den Kopf und erwiderte fest:

„Nein, Derek! Das werde ich mit Sicherheit nicht tun!“
 

Derek verpasste dem Couchtisch einen kräftigen Tritt und ließ Stiles damit ein wenig zusammenzucken:

„Doch, du wirst es mir sagen, wenn du willst, dass ich dir jemals wieder vertraue!“ donnerte er.
 

Ein weiteres Kopfschütteln des Magiers:

„Nein, tut mir leid! Du weißt, was ich getan habe! Ich habe nicht versucht, es vor dir zu verheimlichen, aber es gibt keinen Grund, dich mit den Details zu foltern! Ich werde es nicht sagen!“
 

„Und kannst du mir dann sagen, ob du ihn wiedersehen wirst? Oder hast du vielleicht sogar vor, zu ihm zurückzukehren? Bist du bloß gekommen, um Lebewohl zu sagen?“ bellte Derek.
 

Stiles nahm allen Mut zusammen, streckte seine Hand nach der von Derek aus und verschränkte ihre Finger.
 

Der Ältere blickte finster auf ihre Hände hinab, doch immerhin entzog er die seinige nicht sofort.
 

„Wie kannst du denken, dass ich auf die andere Seite zurückkehren würde? DU bist mein Mann! Ich will hier bei dir sein und nirgendwo sonst! Ich liebe dich!“
 

Derek war mit einem Satz aufgesprungen, hatte sich einen der Stühle geschnappt und warf ihn an die Wand, wo dieser krachend zerschellte.
 

Schnell war Stiles bei ihm und drehte Derek zu sich herum, welcher sich in der Zwischenzeit vollständig verwandelt hatte:

„Du bist sehr zornig. Ich kann das verstehen, aber lass´ es nicht an deinem Inventar aus. Du bist wütend auch MICH! Und wenn es sein muss, damit du mir irgendwann vergeben kannst, dann tu es doch einfach! Ich habe weiß Gott Schläge verdient, weil ich dir so wehgetan habe. Ich schwöre, ich werde es dir niemals vorwerfen und ich werde es auch niemanden erzählen... nicht Scott, nicht meinem Dad... keiner Menschenseele! Es wäre unser Geheimnis! Ich würde mich einfach ein paar Tage lang in einem Hotelzimmer, oder so verstecken, bis alles verheilt ist, dann kehre ich zu dir nachhause zurück und wir machen ganz einfach weiter, wie bisher, ja?“

Stiles blickte ihn aus großen, hellen Augen flehend an.
 

Derek hatte sich inzwischen zurückverwandelt und sah aus, wie vom Donner gerührt:

„Waa... was redest du denn da, Stiles?“ murmelte er verstört: „Das ist ja die allerdümmste und furchtbarste Idee, die du jemals hattest!“

Er zog den Jüngeren in seine Arme, hielt ihn fest und versicherte:

„Eher lass´ ich mir die Hände abschlagen, bevor ich sie jemals gegen DICH erhebe, du verdammter Idiot! Weißt du das denn nicht?“
 

Stiles ließ sich ein wenig gegen Derek sinken, auch wenn er wusste, dass das hier noch nicht ausgestanden war:

„Aber was kann ich denn sonst tun, damit du mir vergibst? Sag´ es mir bitte!“ murmelte er gegen Dereks Hals.
 

„Ich muss es bloß verstehen, Stiles!“ erwiderte Derek mit Verzweiflung in der Stimme: „Wenn du mich wirklich liebst, wie hast du es dann tun können? Wenn du doch wusstest, dass es mir wehtun würde?“
 

Stiles rückte wieder ein wenig von seinem Gefährten ab, damit er ihm ins Gesicht blicken konnte:

„Ich habe es getan, WEIL ich dich liebe, Derek!“ erwiderte er seufzend: „Stell´ es dir doch einmal umgekehrt vor! Stell´ dir vor, du wärst in meiner Lage gewesen und da wäre ein anderer Stiles und der wäre genauso wie ich, nur absolut einsam, unglücklich und verloren, denn er hat nicht das, was wir beide haben und wird es auch nie erfahren, denn sein Derek ist tot!“

Der Werwolf ließ den Kopf hängen.
 

Stiles fuhr ihm sacht mit den Fingern durch das Haar und fuhr fort:

„Es tut mir unendlich leid, dass es dir wehtut, aber es tut mir nicht leid, dass ich getan habe, was ich getan habe, verstehst du?“
 

Derek gab ein kleines Knurren von sich, packte dann Stiles an der Taille und drängte ihn an die hinter ihnen liegende Wand:

„Sag, dass du Mein bist, Stiles!“ forderte der Werwolf und dabei sah er verzweifelt, wild und schön aus: „Versprich mir, dass du nur mir gehörst!“
 

Normalerweise vermied Stiles es, Derek in diesem archaischen Werwolf-Blödsinn zu bestärken, doch er verstand; verstand es in diesem Augenblick absolut, also bestätigte er feierlich:

„Ich liebe dich, Derek! Und ich bin Dein! Für immer!“
 

Der Werwolf gab ein kleines Knurren von sich und zog Stiles hinter sich her ins Schlafzimmer:

„Bist du sicher, dass du das jetzt tun willst?“ erkundigte sich der Jüngere prüfend: „Willst du nicht lieber erst mal reden? Mich anschreien, weil ich ein Mistkerl bin? Oder willst du hören, was ich in den letzten Wochen so erlebt habe?“
 

„Später!“ erwiderte Derek und zerrte an Stiles Kleidern: „Ich werde dich anschreien, wir werden reden und ich werde mir deine Geschichte anhören, aber NICHT JETZT!“

Er zog Stiles das T-Shirt über seinen Kopf, warf es achtlos in eine Ecke und machte sich dann an dessen Jeansknöpfen zu schaffen, doch hier wurde er von Stiles aufgehalten:
 

„Warte!“ flüsterte der Jüngere schüchtern: „Liebst du mich noch?“
 

„Immer!“ versicherte Derek und Stiles atmete auf.
 

Und irgendwo in sehr weiter Ferne und dennoch gleich nebenan in einem anderen Beacon Hills saßen ein Werwolf und ein Geisterjunge nebeneinander in der Finsternis am Aussichtspunkt über der Stadt beieinander und blicken auf die Lichter hinab.
 

Sie wollten sich gern bei den Händen halten.

Sie wollten sich auch gern küssen.

Doch sie konnten nicht!
 

________________________________
 

Nachwort:
 

Eine Geschichte zu beenden macht mich immer ein wenig traurig!
 

Ich hoffe, Ihr mögt diesen Schluss?
 

Liebe Grüße

Ginger



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (11)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tomi
2017-06-01T18:37:28+00:00 01.06.2017 20:37
Hallihallo,

Ich hab ja immer gehofft, das auch diese Welt einen Stiles behält, aber heimlich vermutet, das unser Stiles einen einsamen Stiles aus einer Dritten Welt zu dieser Gruppe bringt.

Mich würde ja mal interessieren, wo Derek es versteckt hat.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, das dieser Derek sich an einen Geister-Stiles festkrallt, jedoch befürchte ich fast, das er unserem Stiles ewig hinterhertrauert, oder? Schließlich waren sie ja doch irgendwie verschieden.

Verständlich, warum dir das Kapitel so schwer gefallen ist.

Lieben Gruß
Tomke
Antwort von:  GingerSnaps
02.06.2017 06:34
Ein dritter Stiles? Das wäre auch eine schöne Idee gewesen, die mir aber leider nicht gekommen ist. Aber irgendwie wollte ich auch nicht, dass es zu leicht für alle wird. Es sollte einen Abschied geben und kein Happy End auf der ganzen Linie.
Ich werde es in der Geschichte nicht schreiben, aber da es dich interessiert: Der Talisman kommt in den Hale Tresor und der Highschool.
Vielleicht schreibe ich irgendwann daüber, wie es Derek mit dem Geister Stiles geht, denn ich habe Lust auf eine Fortsetzung, aber noch habe ich keine rechte Idee und auch noch genug andere Projekte.
Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße,
Ginger
Antwort von:  Tomi
02.06.2017 21:22
Obwohl, jetzt wo ich da so drüber nachdenke, es wäre bestimmt lustig, zu lesen wie Griesgram Derek von einem Pupatierenden Teeny-Geist heimgesucht wird.

Lieben Gruß und ein schönes langes Wochenende.
Von:  lloyd008
2016-10-29T18:01:36+00:00 29.10.2016 20:01
Hab mir heute deine ganze Story durchgelesen und ich muss sagen, sie ist klasse!!😍 Ich liebe die Art wie du schreibst und wie du das alles in der Geschichte rüber bringst. Ganz großes Lob und ich hoffe, ich kann bald weiter lesen..
Antwort von:  GingerSnaps
29.10.2016 20:39
Hallo lloyd008,
ich fürchte, bis ich an dieser Geschichte weiterschreibe, kann es noch ein paar Wochen dauern, denn ich habe aktuell mehrere Geschichten am Start und schreibe z.Z. woanders weiter. Wenn Dir die Zeit zu lang wird, könntest Du ja so lange da weiterlesen. ;-)Es freut mich sehr, dass es Dir gefallen hat. lg, Ginger
Von:  Hatschepueh
2016-09-01T08:18:03+00:00 01.09.2016 10:18
Ich liebe diesen grummeligen und doch so lieben Derek. Ich mag es zwar auch wie er später wird aber wenn er seine liebe Seite noch hinter grimmiger Miene versteckt gefällt er mir am besten.
Das Kapitel war wieder gewohnt klasse. Es gab Action und ruhige Momente und das Ende war natürlich das Beste. Bin schon gespannt wie es im nächsten Kapitel weitergeht. Auch wenn ich nicht weiss was ich davon halten soll wenn Stiles und dieser Derek sich näher kommen. Einerseits liebe ich es und andererseits fühlt es sich ein bisschen wie fremdgehen an.
Antwort von:  GingerSnaps
02.09.2016 06:36
Ja, Du hast recht; es fühlt sich wie Fremdgehen an, was Stiles mit diesem Derek tut, aber ich habe darüber mit verschiedenen Leuten gesprochen und habe mir auch überlegt, wie es wäre, wenn ich so einer einsamen, traurigen Version meines eigenen Schatzes begegnen würde und ehrlich gesagt, ich glaube, ich könnte nicht anders, als mich verlieben. Und das Stiles und Scott auch in Bizzarro-Beacon Hills befreundet sein können ist ja auch kein Problem und keiner kommt auf die Idee, er würde seinen Scott zuhause dadurch "betrügen". Und auch da ist Liebe im Spiel, nur eben kein Sex!
Und im Vertrauen: Ich mag den schlecht gelaunten Derek auch. Dennoch fände ich es unpassend, wenn der spätere Derek, der eine Beziehung mit Stiles hat, dessen Kehle immer noch mit seinen Zähnen bedrohen würde (außer vielleicht spielerisch im Schlafzimmer. Wer weiß, was die Jungs so treiben, wenn ich den Vorhang fallen lasse:-) Das überlasse ich in der Regel ja der Fantasie)
Schön, dass dir das Kapitel gefallen hat!
Von:  Zebran20121
2016-08-13T09:08:59+00:00 13.08.2016 11:08
Hallo

Na dieses mal ging es ja recht turbulent zu. Zwei nee Mitglieder im Rudel, Deaton befreit und Scott entführt ich will mir gar nicht vorstellen was sie mit ihm tun werden. Ob sie ihn gegen Danny eintauschen würden? vermutlich eher nicht dafür ist Deucalion ein zu großer Mistkerl und Danny nicht wertvoll genug. Hätte Ethan mal schneller auf Scotts Angebt eingegangen dann hätten wir dieses Problem nicht. Übrigens Super was Stiles mit Deucalion angestellt hat. Durch die Luft schleudern wie ein Jedi und ihn aufspießen dass hat er schon lange verdient. Nur schade dass er nicht drauf gegangen ist. Ich bin schon gespannt was im nächsten Kapitel passieren wird.

LG Zebran
Antwort von:  GingerSnaps
13.08.2016 13:48
Hallo Zebran,
nein wahrscheinlich ist Danny Deucalion keinen Tausch wert. Aber wie wird sich Ethan wohl verhalten? Liebe oder Angst: Was ist größer?
Und jetzt haben wir ja auch erstmal ein paar Verletzte zu versorgen und wissen ja noch nicht einmal, ob Peter es wirklich geschafft hat.
Lassen Jedis Leute in der Gegend herumfliegen? Bin ja eher Trekkie und von daher nicht so sehr im Thema.
Bitte hab ein bisschen Geduld wegen des neuen Kapitels, denn ich habe ja zur Zeit 4 ffs am Start und, sofern sich keine anderen Ideen in meinem Kopf vordrängeln, versuche ich jetzt, die immer nacheinander "abzufrühstücken".
Danke für Deine Treue und ein schönes WE für Dich.
lg
Ginger
Von:  Zebran20121
2016-08-02T15:59:02+00:00 02.08.2016 17:59
Nabend

Jetzt ist Isaak auch im Team wurde auch Zeit dass er aus diesem Höllenhaus rauskommt. Mir gefällt es immer wieder wen Stiles seine Magie benutzt ich hoffe er wird Deukalion damit brutzeln bis nichts mehr von ihm übrig bleibt verdient hat er das allemal. wer da wohl an der Tür hämmert? ich bin gespannt wie es weitergehen wird. Bis die Tage.

LG Zebran
Antwort von:  GingerSnaps
02.08.2016 18:31
Hallo Zebran
ja, ich finde das mit Stiles Magie auch gut. Ich kam darauf, weil ich ein großer Fan der Serie "Buffy" bin und für mich ist Stiles das Gegenstück zur Figur "Willow"- schlau, am Anfang noch unsicher und ungeschickt und später mächtig.
Vielleicht fällt mir ja was Originelleres ein, als schon wieder Strom, um Deucalion auszuschalten. Wir werden sehen.
Weiterhin viel Spaß bei der Geschichte,
lg, Ginger
Von:  WillowSilverstone
2016-08-01T18:52:40+00:00 01.08.2016 20:52
Doppelgänger und Paralleluniversum...interessant
kommt mir ja irgendwie bekannt vor
Antwort von:  GingerSnaps
01.08.2016 21:04
Hallo WillowSilverstone,
inwiefern kommt es Dir bekannt vor? Gibt es so eine ähnliche Geschichte schon? Ich habe die Idee jedenfalls nicht geklaut:-)
Von:  Hatschepueh
2016-06-26T12:04:01+00:00 26.06.2016 14:04
Der arme Isaac. Ich bin kein Fan von ihm auch wenn ich nichts gegen ihn habe aber hier tut er mir richtig leid. Ich hoffe das er da schnell rauskommt und sich mit den anderen gut versteht. Bei der Umarmung hatte ich fast Tränen in den Augen. Und auch Scott tut mir leid. Solche Angst wie er vor den Alphas hat das kennt man gar nicht von ihm. Ich mag es wenn Stiles und Derek verschiedener Meinung sind das erinnert so schön an die Anfangszeit. Und trotzdem sind sie sich jetzt schon näher als damals als sie sich noch bei jeder Gelegenheit misstrauisch beäugt haben.
Oh Mann. Ich hätte nicht gedacht das es Möglich wäre eine Verbindung zwischen den Welten aufzubauen damit sowas wie ein gedanklicher Austausch stattfinden könnte. Das ist interessant.
Antwort von:  GingerSnaps
26.06.2016 14:35
Ja Isaak: In der Serie war er mir auch nie so nah, aber in einigen FFs, in denen ich über ihn gelesen habe, da mochte ich ihn und freue mich jetzt eigentlich, für ihn zu schreiben. Und Du hast es vielleicht schon mitbekommen: Ich habe etwas übrig für gequälte Seelen. Is´ wohl ne Berufskrankheit!
Ja und Scott: der ist hier einfach ganz anders. Da kann man mal sehen: ohne seinen Bro ist er nichts. Aber jetzt schaut Stiles ja auf einen Sprung rein und kann ihn auf Vordermann bringen.
Und die Verbindung zwischen den Welten? Das musste einfach sein! Ich konnte den Diesseits-Derek und die Anderen doch nicht völlig im Dunkeln tappen lassen, was es das Wohlbefinden ihres Goldjungen anbetrifft.
Und die Derek-Stiles-Dynamik gefallt mir auch. Deswegen schreibe ich ja Geschichten wie Out of mind und nun It` s a wonderful life: weil mir zwar gefällt, wenn Derek und Stiles ein Paar sind, aber ich den holprigen Weg dahin fast noch lieber mag.
Von:  Hatschepueh
2016-06-19T10:44:01+00:00 19.06.2016 12:44
Ich wusste das es Peter und Scott waren. In dieser Welt scheint es einfach zu passen das die beiden zusammen kommen auch wenn ich noch nicht weiss ob da Liebe in Spiel ist oder sie eher vor ihrer Einsamkeit fliehen wollen. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen das die beiden sich ineinander verliebt haben sollen aber in einer Welt ohne Stiles ist irgendwie alles möglich. Dazu kommt ja das ich dank dir auch noch langsam anfange den Mistkerl zu mögen und sowieso auf Paare stehen die eigentlich überhaupt nicht zusammen passen und die sich keiner vorstellen kann. Und zumindest ein bisschen scheint Peter ja wirklich an Scott gelegen zu sein.
Was mich ein bisschen stuzig macht ist die Tatsache das Scott einfach wieder zu Peter ins Bett krabbelt. Sein bester Freund ist von den Toten auferstanden da wäre es doch erstmal normal etwas zu klammern zumal die beiden sich ja eh immer sehr nah standen. Aber vielleicht ist Scott ja auch schon bewusst das Stiles nur kurz dableibt und will sich nicht wieder an ihn gewöhnen. Wegen erneuten Verlustschmerz... Naja, am Morgen ist ja auch noch Zeit zum kuscheln wie ich hier lese.
Was ist eigentlich mit Derek? Man weiss ja gar nichts darüber wie nahe oder eben nicht nahe er und Stiles sich früher standen. Das wäre schon interessant zu erfahren. Und wie soll das mit den beiden hier weitergehen? Die beiden können wohl eher nicht auf die Dauer die Finger voneinander lassen oder? Zumindest emotional seh ich da keine große Chance. Aber dieser Derek ist ja nicht Stiles Derek also stellt sich natürlich die Frage ob das ein Seitensprung wäre und wie der andere Derek das sieht sollte er davon erfahren? Gefallen dürfte es Derek jedenfalls nicht aber vielleicht kommt er zumindest damit klar. Aber das ist alles Zukunftsmusik.
Ich mag es wenn Stiles Pläne schmiedet auch wenn diese oft gefährlich sind. Bin ja mal gespannt wie es mit der Ausführung klappen wird.
Derek hat sich ja schon immer irgendwie wie ein großer Bruder gegenüber Scott verhalten da wundert es mich nicht das er wegen ihm gegen Peter gekämpft hat. Aber es freut mich. Und gegen das Küsschen scheint er nicht soviel gehabt zu haben wie er gern behaupten würde. Und wenn Scott noch minderjährig war als Stiles gestorben ist dann war Stiles das natürlich auch womit schonmal klar ist das die beiden, also Derek und Stiles, damals wohl nichts miteinander hatten. Jedenfalls nichts handfestes.

Oh man, nach diesem langen Kapitel bin ich nicht mehr aufnahmefähig. XD
Antwort von:  GingerSnaps
19.06.2016 13:55
Oh je, Du klingst nach dem Lesen des langen Kapitels genauso geschafft, wie ich es nach dem Schreiben war. Es hat tagelang gedauert, ehe ich fertig und halbwegs zufrieden war. Oh Mann war das lang und es gab soviel zu bedenken.
Du willst wissen, wie Derek und Stiles bei dessen Tod zueinander standen- siehe Stand Kapitel 3 von Magnetismus, also bevor Peter gestorben wäre. Mit anderen Worten, sie mochten sich bereits, es knisterte, aber sie waren noch weit davon entfernt, sich ihre Gefühle vor sich selbst oder einander einzugestehen. Und in "It´s a wonderful life"ist Stiles gestorben, ehe sie es herausgefunden haben. Keiner weiß, was Derek nach dessen Tod wohl aus seinen Gefühlen gemacht haben mag (aber wir werden es gemeinsam herausfinden) Ein Hinweis ist ja vielleicht, wie grimmig und misstrauisch Derek reagiert, als das Rudel ihn im Wald findet.

Tja und nun die Seitensprung-Frage: Die wurde mir auch schon andernorts gestellt und ich selbst stelle sie auch und habe sie auch bereits mit der Liebe meines Lebens erörtert: Ergebnis noch offen!
Ja diese brüderliche Qualität zwischen Derek und Scott vergesse ich oft. In der Serie sagt Derek es ja sogar einmal. Ich dachte beim Schreiben, er hat Peter eher herausgefordert, weil er grundsätzlich etwas gegen minderjährig/volljährig-Konstellationen hat und weil er dabei heimlich an Stiles und sich selbst gedacht haben könnte, aber sehr guter Gedanke, den ich mehr ins Auge fassen werde.
Ich fange übrigens auch immer mehr an, Peter zu mögen, je mehr ich über ihn schreibe. Ich habe diese Hassliebe mit einem sehr wachsamen Auge für ihn und habe ihn deswegen so deutlich vor Augen, weil ich in meinem Leben schon einigen Peters begegnet bin, für die ich ähnlich empfunden habe, wie Stiles.

Danke für diesen ausführlichen Kommentar. Dass ist für mich immer besonders erfreulich!

Liebe Grüße Ginger
Von:  Rottweiler
2016-06-16T02:31:38+00:00 16.06.2016 04:31
Muss mich Hatschepueh anschließen. Echt toller Anfang. Bestimmt ist er Peter begegnet im Bad. Aber das werden wir von dir noch erfahren.
Was anderes, bitte geb diese ff nicht auf, selbst wenn die Hölle brennt, die Zeit verrennt, du selber brennst (bildlich gesprochen mehr so auf Arbeit/ Schule gesehen) denn die ff ist wunderschön.
Antwort von:  GingerSnaps
16.06.2016 05:32
Ui,ui,ui, wunderschön, sagst Du? Besten Dank! Nein keine Sorge, hatte nicht vor, sie gleich wieder aufzugeben. Habe auch gleich nach der Veröffentlichung mit Kapitel 2 angefangen.
Wie kommt Ihr eigentlich alle darauf, dass es Peter im Bad gewesen sein muss.
Was, wenn es Derek gewesen wäre...? :-)
Danke für Dein "brennendes" Feedback!
Liebe Grüße
Ginger
Von:  Hatschepueh
2016-06-15T11:29:26+00:00 15.06.2016 13:29
Eine neue Geschichte? Da kann ich natürlich nicht anders als gleich reinzulesen. Danke für deine Nachricht. ^^

Die Idee finde ich schonmal interessant. Stiles ist also in einer Welt gelandet in der er eigentlich schon tot ist. Das wirft natürlich viele Fragen auf: Wie ist es dazu gekommen das er gestorben ist? Und wann? Was ist mit den anderen in der Zeit passiert und in welcher Beziehung stand er damals zu den anderen? Und noch einige mehr. Einige davon werden ja direkt beantwortet andere sind noch offen. Aber allem anschein nach sind die Alphas noch immer eine große Bedrohung und Peter ist der Alpha? Was? Da ist wohl gleich am Anfang etwas schrecklich schief gelaufen. Aber ich bin ja mal gespannt wie sich Peter so als Alpha macht. Leicht wird es für seine Betas nicht sein.
Äh, was hat Stiles gesehen? Doch nicht das was ich denke oder? Aber Peter und Scott? Das wäre wirklich eine sehr seltsame Beziehung. Die in dieser Realität sogar funktionieren könnte.
Antwort von:  GingerSnaps
15.06.2016 17:47
Da kann ich nur sagen abwarten! Viele Dinge weiß ich auch noch nicht ganz genau, wie immer wenn ich etwas Neues anfange. Aber bei dieser Sache bin ich tatsächlich ein bisschen nervös. Na, mal schauen, wo´s mich hinführt
Danke für Deinen Kommentar und liebe Grüße,
Ginger


Zurück