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It´s a wonderful life

von

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Stiles und der Kaninchenbau

Stiles schaltete eine kleine Lampe an und kugelte sich entsetzt auf dem Sofa zusammen, die Arme um die angewinkelten Beine geschlungen.

Er hörte Gepolter und Türklappen vom Badezimmer her und dann war Scott auch schon bei ihm und blickte ihn schuldbewusst und beinahe flehend an, ehe er neben ihm Platz nahm.

Stiles erwiderte seinen Blick missmutig und wusste einfach nicht, was er zu dem sagen sollte, was er gerade gesehen hatte.

Und schließlich war es Scott, der als erster den Mut fand, zu sprechen:

„Ich hatte immer angenommen, wenn einer akzeptieren würde, dass ich Sex mit einem Mann habe, dann wärst du das, Stiles. Ich habe mir so oft gewünscht, dass du noch da wärst, damit ich mit dir darüber reden könnte und du mir sagst, dass es O.K. ist.“

Seine Stimme war ein bekümmertes Flüstern.

Stiles hielt den Schmerz, der in Scotts Worten mitklang nicht aus und griff nach seiner Hand, als er erwiderte:

„Das ist doch nun wirklich überhaupt nicht das Problem. Mir ist scheißegal, ob es ein Mann, eine Frau oder eine Person irgendeiner androgynen Schattierung ist, mit der du dich amüsierst, solange es dir Spaß macht! Aber dass ich dich eines Tages auf Knien vor Peter Hale antreffen würde?“ Stiles schüttelte den Kopf: „Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet! Er ist der Teufel mit V-Ausschnitt!“ zitierte er eine liebe Freundin von zuhause: „Man kann ihm nicht vertrauen. Er ist böse! Er ist wirklich der Allerletzte, mit dem du es treiben solltest, Mann! Es ist…uagh…es ist Peter um Himmels Willen!“

Scott schaute bedrückt zu Boden und plötzlich kam Stiles ein furchtbarer Gedanke:

„Er zwingt dich doch nicht dazu, oder?“

Scott blickte ehrlich überrascht zu ihm auf:

„Nein Stiles! Er ist nicht so, wie du denkst. Ich meine, sicher; er ist kein Engel, aber er sorgt für mich! Er beschützt mich! Ich hab´ doch sonst niemanden mehr!“

Stiles hielt es nicht aus und zog Scott in eine wahre Klammeraffenumarmung.

Er überlegte ein wenig und mit einem Mal schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf:

`Moment Mal! Kein Stiles, kein Nogitsune, richtig?´
 

Er wollte wissen:

„Was ist denn mit Allison? Seid ihr nicht mehr zusammen?“

„Allison ist tot!“ erwiderte Scott bitter: „ Die Alphas haben sie getötet, weil ich sie geliebt habe. Aus irgendeinem Grund hatten sie es von Anfang an besonders auf mich abgesehen. Vielleicht deswegen, weil es ohnehin nichts mehr gab, was man Derek oder Peter wegnehmen konnte.“

Stiles blickte auf seinen Freund hinab und murmelte:

„Tut mir echt leid, Scotty.“ Traurig fügte er hinzu: „Unsere Allison ist auch tot!“

Er verschwieg, dass ein Teil von ihm immer noch glaubte, dass es irgendwie seine Schuld gewesen sei. Stattdessen fragte er: „Aber was ist denn mit Kira?“

„Wer?“ fragte Scott ratlos:

„Wir sind mit ihr zur Schule gegangen. Ihr wurdet ein Paar, da wo ich herkomme.“

„Nach Moms Tod musste ich die Schule abbrechen!“ Gab Scott zurück: „Die Zwillinge waren dort und haben mich tagtäglich tyrannisiert und bedroht!“

Stiles seufzte tief. Ein Scott, dessen Leben eine derartige Hölle war, war für ihn kaum zu ertragen.

Und wie auf´s Stichwort schlich in diesem Moment auch schon der Teufel in Gestalt von Peter durchs Bild, auf dem Weg zurück in sein Schlafzimmer. Im Vorbeigehen bemerkte er heiter:

„Was für ein Anblick! Meine beiden Jungs eng umschlungen. Komm´ bald ins Bett, Scott! Und du kannst Stiles ruhig mitbringen, wenn du willst!“

„Uaghh!“ rief Stiles aus: „Siehst du, was ich meine Scott? Der Kerl ist ein kranker Bastard!“

Peter schloss lachend die Schlafzimmertür und Scott erwiderte kleinlaut:

„Er macht doch nur Spaß!“

„Uaghh!“ wiederholte Stiles leise und schüttelte sich.

Dann wollte er wissen:

„Liebst du ihn?“

Scott erhob sich, holte sein Handy und bedeutete Stiles, dasselbe zu tun. ´Klar!´ dachte Stiles: `Werwolfsohren überall!´ Und ein Paar, nämlich das von Derek befand sich sogar mit ihnen im Raum, wenn auch weiter hinten am Fenster.
 

Von jetzt an texteten die beiden Freunde miteinander.

Scott schrieb:

„Manchmal denke ich schon, dass ich ihn liebe! Dann wiederum glaube ich, dass ich ihn lediglich brauche. Er sorgt für mich, weißt du? Nicht bloß emotional, auch finanziell. Ich habe ja nichts!“

Stiles riss die Augen weit auf und starrte Scott an und dieser tippte weiter:

„Jetzt verachtest du mich bestimmt und hältst mich für irgend so einen Stricher, stimmt` s?“

Stiles textete:

„Spinnst du? Ich könnte dich niemals verachten. Auch dann nicht, wenn du wirklich mit dem Arsch an irgendeiner Straßenecke stehen würdest! Aber das mit Peter und dir ist etwas anderes; ich verstehe das! Also irgendwie zumindest. Liebt ER dich denn?“

„Ich denke irgendwie schon!“ schrieb Scott: „Zumindest soweit er das kann. Es ist kompliziert!“

„Wie? Kompliziert?“ wollte Stiles wissen:

„Es hängt damit zusammen, wie wir beide damals zusammen gekommen sind. Es war nach deinem Tod, als ich dachte, ich würde auch sterben! Und dann war da Peter und ER hat dich auch so sehr vermisst. Als er dich gebissen hat, wollte er nicht einfach nur ein neues Rudelmitglied. Er wollte einen Gefährten, weißt du? Ich schätze, ich bin bloß der Ersatzmann!“

Stiles seufzte und schrieb zurück:

„Sorry!“

„Nicht deine Schuld!“ erwiderte Scott. Dann wollte er noch wissen: „Du wärst doch nicht interessiert gewesen, oder?“

„Hast du mir nicht zugehört?“ textete Stiles zurück: „Im Leben nicht! Mein Peter gräbt seit Jahren an mir herum, aber er ist völlig chancenlos! Außerdem gibt es jemand anderen!“

„Wie heißt sie?“ wollte Scott wissen.

Stiles blickte auf und grinste seinen besten Freund an. Dann schrieb er zurück:

„Derek!!!:-) Aber wehe, du sagst irgendetwas!“

Nun war es an Scott, Stiles mit großen Augen anzuschauen:

„Seid ihr etwa richtig zusammen? Als Paar?“ wollte er wissen:

Stiles nickte und schrieb zurück:

„Seit beinahe drei Jahren!“

„Ich glaub´ s ja nicht!“ sagte Scott laut und Stiles zuckte schmunzelnd mit den Schultern.

Nun schrieb Stiles:

„Apropos: Was ist denn eigentlich mit eurem Derek passiert? Ich habe ihn niemals so dermaßen finster erlebt?“

„Ich hatte immer das Gefühl, dass er auch unter deinem Tod gelitten hat und nachdem, was ich jetzt weiß, bin ich mir sogar sicher, dass es das ist.“ Antwortete Scott via Handy.

„Hier bei euch ist es wirklich traurig!“ sagte Stiles.

Scott nickte:

„Tut mir leid Bro!“

Stiles schüttelte den Kopf:

„MIR tut`s leid für EUCH! Ich bin ja hoffentlich nur auf der Durchreise hier!“

Scott drückte seinen Freund noch einmal fest an sich und murmelte dann:

„Ich werde mal wieder zu Peter gehen!“
 

Stiles blickte seinem besten Freund hinterher und fragte sich, wie er diesen verängstigten, hilflosen, abhängigen Jungen in DIESER Welt um Himmels Willen mit dem starken, selbstbewussten, souveränen Alpha aus seiner eigenen unter einen Hut bekommen sollte. Was war hier nur schiefgelaufen, dass Scott sich so vollkommen anders entwickelt hatte, als der Freund, den Stiles zuhause in seiner eigenen Welt hatte?
 

Aber einer Sache war sich Stiles dennoch ganz sicher: er liebte diesen Scott genauso, wie den anderen. Er konnte gar nicht anders!
 

Ein weiteres Mal in dieser Nacht lag er schlaflos auf dem Sofa und nach einer Zeit, die den beiden im Schlafzimmer offenbar angemessen erschien, um Stiles wieder eingeschlafen sein zu lassen, ertönten verdächtige Laute von drüben und Stiles hörte Scott, der wieder und wieder leise Peters Namen seufzte:

„Uaghh!“ machte Stiles ein weiteres Mal und dann hörte er ein genervtes Seufzen, dass vom anderen Ende des großen Raumes in welchem er sich befand, aus Dereks Bett kam.

Dieser hatte offenbar auch keine große Lust dazu, unfreiwilliger Ohrenzeuge der Eskapaden seines Onkels zu werden.

Stiles schmunzelte über den Grummelwolf, steckte sich die Zeigefinger in die Ohren und stellte sich vor, wie Derek gerade dasselbe tat.
 

Derek hatte Deaton am Kragen gepackt und brüllte:

„Wie bitte! Sie haben Stiles verloren? Dass kann doch wohl nicht ihr Ernst sein! Schaffen sie ihn wieder her, aber ein bisschen plötzlich!“

Deaton blieb vergleichsweise ungerührt und erwiderte:

„Das habe ich bereits versucht Hale, doch seine Seele hat mir mitgeteilt, dass er noch bleiben muss. Er wurde gerufen, um eine Mission zu erfüllen.“

Dereks Kehle entfuhr ein brüllender Wolfslaut, ehe er erwiderte:

„WAS? Seine SEELE hat ihnen das mitgeteilt? Haben sie jetzt komplett den Verstand verloren? Holen sie ihn gefälligst zurück!“

„Sie können mich durchschütteln und meinen Hemdkragen zerknittern, soviel sie wollen, aber das wird ihnen ihren Gefährten nicht zurückbringen. Er wird zurückkommen, wenn er mit dem, was er tun muss fertig ist!“

Derek ließ den Veterinär los, ließ sich knurrend auf den Behandlungstisch in der Tierarztpraxis sinken und fragte erbost:

„Soll das bedeuten, Stiles ist freiwillig abgehauen? Das würde er mir nie antun; nicht, ohne vorher mit mir zu reden und sich zu verabschieden.“

„Ich würde nicht sagen, dass Stiles Fortgehen freiwillig geschah; in einem Sinne, wie sie es verstehen würden. Mit einer bewussten Entscheidung hat das nichts zu tun. Sein höheres Selbst hat diesen Entschluss gefasst. Man könnte es das Über-Ich, oder das göttliche Ich nennen; der Teil von uns, der unsterblich ist und der unseren Weg kennt, von dem wir aber in unserem Alltagsdenken keinen blassen Schimmer haben.“ Derek blickte den anderen Mann an, als habe dieser den Verstand verloren, doch der fuhr unbeirrt mit seiner sanften, ruhigen Stimme und mit einem kleinen Schmunzeln fort: „Sie haben es vielleicht schon einmal erlebt, dass sie eine Entscheidung treffen mussten; sie haben hin- und her überlegt und wussten einfach nicht, welcher Weg der richtige sei und völlig unerwartet vernehmen sie eine Stimme in ihrem Kopf, die ihnen noch nicht einmal wie ihre eigene vorkommt und diese gibt ihnen dann die Antwort, nach der sie gesucht haben. Das ist die Art, wie normale Personen dieses göttliche Ich mitunter wahrnehmen können. Für jemanden mit Stiles Fähigkeiten ist jedoch noch sehr viel mehr als das möglich und nun eben dies: Es hat Stiles an einen anderen Ort gerufen!“

„An was für einen Ort?“ fragte Derek skeptisch: „Sagen sie mir genau, wo das ist. Ich setze mich gleich ins Auto!“

Deaton lachte:

„So einfach ist das leider nicht. Erstens weiß ich nicht genau, wo Stiles gerade ist und außerdem ist der Ort, an dem er sich befindet nirgendwo in unserer Welt!“

Derek war wieder aufgesprungen und brüllte:

„Was soll das denn schon wieder bedeuten. Ist er im Himmel, in der Hölle, auf dem Mars? Wo ist er verdammt?“

Deaton zuckte mit den Schultern:

„Ich weiß es nicht!“ gab er zu: „Ich weiß nur, dass es ihm im Augenblick gut geht, wo immer er ist!“

„Was soll das schon wieder bedeuten?“ Wollte Derek wissen: „Heißt dass, dieser Zustand könnte sich auch ändern? Bedeutet das, er befindet sich potenziell in Gefahr“

„Sicher könnte ihm etwas geschehen. Es ist ein realer Ort mit realen Gefahren, an dem er sich momentan befindet!“
 

Nach einer kurzen, unruhigen Nacht war Stiles damit beschäftigt, Pläne zu schmieden; solche Pläne, die ihn hoffentlich wieder nachhause brächten und solche, die seinen Freunden in dieser Welt helfen würden, diese Alphas zu bekämpfen und endlich wieder in Sicherheit zu sein.

Stiles saß auf dem Küchentresen, mit einem Schreibblock auf dem Schoß und machte eine Liste:
 

- Deaton um Hilfe bitten

- Rudel zusammentrommeln (Jackson? Isaak? Cora? Malia? Dad? Chris? Lydia? Danny?)

- Schwachstelle des Alpharudels = Ethan und Aiden!

- Wo ist der wahre Alpha??

- Ebereschenschutz?

- Vorteil = Stiles (Zauberlehrling und Stratege) ist nun da!!
 

In diesem Moment betrat Derek die Küche und sah atemberaubend aus: Freier Oberkörper, Jogginghose, zerzaustes Haar! Wenn das hier SEIN Derek gewesen wäre, hätte Stiles ihn auf der Stelle angesprungen, doch hier lagen die Dinge ein wenig anders und Stiles beruhigte seinen eigenen Herzschlag, setzte eine gleichgültige Mine auf und murmelte ein betont gelangweiltes: „Morgen!“ während er versuchte, nicht zu starren und zu sabbern.

„Morgen!“ erwiderte Derek und machte sich am Kaffeeautomaten zu schaffen:

„Was machst du da?“ wollte der Werwolf von dem Jüngeren wissen und deutete auf seine Aufzeichnungen:

„Einen Plan. Oder vielmehr die Vorbereitung eines Plans.“ Gab Stiles zurück.

Derek nahm ihm mit einem schnellen Griff den Schreibblock ab, ohne zu fragen ob er dürfte und erkundigte sich dann grollend:

„Was ist das für ein Blödsinn?“

Stiles grapschte nach dem Block, holte ihn sich zurück und knurrte:

„Wirst du schon sehen! Wo sind die Anderen?“

„Unter der Dusche, die Sünden der letzten Nacht abwaschen!“ gab Derek zurück, drückte Stiles eine Tasse Kaffee in die Hand und fügte hinzu: „Und wie ich die beiden kenne, sind sie bei der Gelegenheit auch gleich dabei, ein paar neue zu begehen!“

Stiles schenkte dem grimmigen Ebenbild seines Geliebten ein schiefes Lächeln und bedankte sich mit einem Nicken für den schwarzen Lebensretter in der Tasse.
 

Derek hatte gerade ein Müsliglas, ein Paket Sojamilch und zwei Schalen auf den Küchentresen gestellt, als Peter und Scott Arm in Arm die Küche betraten. Derek holte noch zwei weitere Schalen hervor und brachte ein weiteres grimmiges: „Morgen!“ hervor.
 

Hier wie dort war Derek kein Morgenwerwolf, stellte Stiles im Stillen fest. Und wenn sie jetzt zuhause gewesen wären, dann hätte Stiles gewusst, was er dagegen unternehmen könnte, aber diese Lösung schied hier ja wohl aus.

Und Stiles war aus diesem Grund auch klar, weshalb Peter wiederum so fröhlich wirkte: Er hatte in dieser Welt offensichtlich alles, was er brauchte, um gut in den Tag zu starten.

Scott hingegen hatte nach vergangener Nacht immerhin den Anstand, beschämt zu Boden zu schauen:
 

„Guten Morgen, Süßer!“ begrüßte Peter Stiles überschwänglich und drückte ihn fest an sich, ohne offensichtlich die Absicht zu haben, ihn allzu bald wieder loszulassen, bis Stiles grummelte:

„Ist gut jetzt, Peter! Ich habe heißen Kaffee in der Hand und keine Hemmungen, ihn einzusetzen!“

Über Peters Schulter hinweg konnte Stiles sehen, dass Derek grinste.

Offensichtlich gab es noch andere Wege, ihn morgens glücklich zu machen. Im Geiste machte Stiles sich eine kleine Notiz: Peter Schmerzen anzudrohen, bringt` s auch!
 

Peter ließ Stiles los und strahlte ihn an:

„Ich habe deine Wehrhaftigkeit immer an dir gemocht, kleiner Mensch!“

„Besten Dank auch!“ murmelte Stiles und wandte sich nun Scott zu, umarmte auch ihn und wünschte ihm ebenfalls einen guten Morgen.

Sein bester Freund erwiderte die Umarmung stürmisch. Und auch er konnte sich nur schwer wieder von Stiles losreißen, nur hatte er ganz offensichtlich andere Gründe als Peter, Stiles Nähe zu suchen. Und ehrlicher Weise hatte Stiles dasselbe Bedürfnis danach, sich an seinem besten Freund festzuklammern, als hinge sein Leben davon ab und ihn am Liebsten nie wieder loszulassen. Dieses Verlangen hatte er auch schon bei ihrem Gespräch in der vergangenen Nacht verspürt.

Scott und Stiles hatten zwar immer eine sehr körperbetonte Freundschaft miteinander gehabt, aber diese Qualität der Anhänglichkeit war dennoch neu.

Stiles war sicher, dass es einerseits daran lag, dass Scott ihn, seinen Bruder, so lange hatte vermissen müssen. Stiles andererseits spürte dieses Bedürfnis nach Körperkontakt vor allem deswegen, weil Scott ihm so unglaublich verloren und bedürftig vorkam und er das Gefühl hatte, diese Empfindungen bedienen und wenn irgend möglich, gar heilen zu müssen. Und letztlich kam noch eine weitere Sache für die beiden Freunde hinzu und das war die ungewisse Frage, wie lange Stiles und Scott einander in dieser Welt wohl noch haben würden, ehe der Erstere, auf welchem Weg auch immer, wieder heimkehren würde.

Sie mussten einander also genießen, solange sie konnten!
 

Nachdem die vier Männer ihr Müsli gelöffelt hatten, bat Stiles um die Aufmerksamkeit der Anderen:

„Wir haben zwei Probleme!“ stellte er fest: „Ihr habt diese Alpha-Plage und ich bin in den Kaninchenbau gefallen wie die kleine Alice, als sie im Wunderland gelandet ist und will wieder nachhause. Ich habe mir heute morgen ein Paar Gedanken gemacht, wie wir diesen Schwierigkeiten beikommen können. Zuallererst glaube ich, ihr braucht mehr Feuerkraft. Besteht euer Rudel denn wirklich nur aus euch dreien? Wo ist denn zum Beispiel Dr. Deaton? Er müsste doch hier sein, um euch zu helfen! Und außerdem ist er wohl meine beste Chance, wieder nachhause zu finden!“

„Die Alphas haben Deaton vor vier Monaten entführt. Wir wissen nicht, wo sie ihn gefangenhalten oder ob er überhaupt noch lebt!“ erwiderte Derek finster.

Stiles nahm es mit einem unzufriedenen Seufzer zur Kenntnis und notierte: `Aufenthaltsort von Deaton herausfinden und befreien!´

Dann fragte er weiter:

„Da wo ich herkomme, gibt es viel mehr Werwölfe. Was ist in eurer Welt denn zum Beispiel mit Jackson und Isaak?“

„Meinst du die zwei, die mit uns zur Schule gegangen sind?“ Wollte Scott wissen. Stiles nickte und Scott fuhr fort: „Diese beiden sind hier nie Werwölfe gewesen. Jackson lebt meines Wissens nach jetzt in New York und Isaak ist durchgedreht, weil sein Vater ihn über viele Jahre misshandelt hat. Er ist seit fast drei Jahren nicht mehr aus dem Eichen-Haus raus gekommen!“

`Klar!´dachte Stiles, `wenn Derek in dieser Welt nie Peter getötet hatte und selbst ein Alpha geworden war, dann hatte er auch diese beiden nicht verwandeln können.´ Armer Isaak!

Er machte eine Notiz: `Wie können wir Isaak helfen?´

„Wie steht` s mit deiner Schwester Cora?“ fragte Stiles Derek missmutig und ahnte die Antwort bereits:

„Sie ist vor vier Jahren an einer Mistel-Vergiftung gestorben.“ Gab Derek traurig zurück.

Hier war das Problem dasselbe wie bei Jackson und Isaak: Derek war kein Alpha gewesen, also konnte er das Leben seiner Schwester auch damals nicht retten, indem er dafür seinen Alphastatus opferte.

Stiles rieb sich unglücklich über das Gesicht, murmelte ein: „Tut mir leid, Mann!“ , holte tief Luft und sammelte Mut um seine nächste Frage zu stellen:

„Warum habt ihr meinen Dad nicht um Hilfe gebeten?“

Die drei Werwölfe blickten ihn betreten an und scheinbar traute sich keiner von ihnen, Stiles zu antworten. Das ließ ihn das Schlimmste annehmen und so fragte er leise:

„Ist er tot?“

Scott schüttelte den Kopf:

„Das nicht, aber er liegt bereits seit acht Monaten im Koma und die Ärzte haben wenig Hoffnung, dass wieder erwacht!“ Stiles blickte seinen besten Freund entsetzt an und dieser fuhr fort: „Als du gestorben bist, gab es für deinen Vater offenbar nichts mehr, wofür er vorsichtig sein musste. Er hat versucht, sich dem Übernatürlichen in dieser Stadt entgegen zu stellen und ging dabei teilweise sehr große Risiken ein. Er wurde im Kampf gegen die Alphas verletzt.“

Stiles schluckte, sagte nichts dazu, doch er machte sich eine trotzige Notiz: Dad mithilfe von Magie heilen. Drei Ausrufungszeichen!!!

„Was ist mit Chris Argent? Ist er auf eurer Seite!“ fragte Stiles müde. Es war wieder Scott, der ihm antwortete:

„Er gibt mir die Schuld an Allisons Tod und er hasst mich dafür! Er ist ein echter Einzelkämpfer geworden und hat sich von allem zurückgezogen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er auf uns schießt ist größer, als die, dass er uns helfen wird.“

„Das werden wir ja sehen!“ erwiderte Stiles zornig: „Wenn ich ihm quasi mit der Stimme aus dem Grab klar mache, dass wir alle dieselben Feinde haben, wird er seine Meinung schon ändern!“

Scott blickte seinen Freund zweifelnd an, sagte jedoch nichts.

Nun wollte Stiles wissen:

„Was ist mit Malia? Warum ist sie nicht hier bei euch?“

Stiles begegneten die Blicke aus drei Paar ratlosen Werwolfsaugen.

Oh Gott!

Sie wussten gar nicht, wer das war?

Das bedeutete, dass Malia niemals Teil des Rudels geworden war. Das bedeutete höchst wahrscheinlich sogar, dass sie immer noch allein und auf vier Pfoten im Beacon Hills Resevat umherstrich.

Stiles wurde schlecht!

„Wer ist Malia?“ wollte Derek wissen.

„Sie ist deine Cousine“ gab Stiles traurig zurück und deutete auf Peter: „Seine Tochter!“

„Ich habe keine Tochter!“ behauptete der Alpha mit dem Brustton der Überzeugung.

Stiles stöhnte:

„Doch, die hast du! Sie ist ein Werkoyote!“

Stiles rechnete kurz nach. Der Unfall, der ihre Familie getötet hatte, ereignete sich, als Malia neun war; heute war sie zwanzig. Dass hieß, sie war mittlerweile länger ein Koyote als ein Mensch. Er fragte sich kurz, ob es für sie überhaupt noch irgendeine Chance gab, zu einem normalen Leben zurückzukehren. Doch dann schüttelte er den Kopf. Man KONNTE sie nicht sich selbst überlassen! Man MUSSTE versuchen, sie zu retten. Sie musste Teil des Rudels werden und vielleicht konnten sie sich am Ende gegenseitig helfen. Malia war eine starke Kämpferin und es war sicher gut, sie auf ihrer Seite zu haben. Und das Rudel wiederum konnte Malia dabei behilflich sein, wieder in ein menschliches Leben zurückzufinden.

Sie mussten es versuchen!

Stiles erklärte den anderen seine Gedankengänge und berichtete von seinen Erfahrungen mit Malia:

„Warum sollten wir uns noch ein weiteres Problem schaffen?“ fragte Peter kaltherzig: „Es ist ja nicht so, dass wir nicht schon genug Sorgen hätten!“

Stiles schüttelte wütend den Kopf:

„Hast du nicht zugehört?“ Fuhr er ihn zornig an: „Wir müssen Malia finden! Sie ist deine Tochter, Mann!“ Stiles boxte Peter mit aller Kraft vor die Brust: „Und sie ist meine Ex und eine gute Freundin, da wo ich herkomme. Sie ist da draußen ganz allein und weiß nicht, wer sie ist, verdammt! Sie braucht ihren Vater und sie braucht ihr Rudel!“

„Und wieso habe ich eine Tochter, von der ich nichts weiß?“ wollte Peter wissen:

„Weil du vor zwanzig Jahren, dass war etwa zu dem Zeitpunkt, als dein Lover und ich als Neugeborene in der Wiege gelegen haben, eine Wüstenwölfin geschwängert hast, die daraufhin eine Tochter zur Welt gebracht hat! Darum“

Stiles liebte es, Peter auf diese Weise ganz nebenbei beizubringen, dass er ihn für einen lüsternen alten Sack hielt und er nicht unbedingt damit einverstanden war, dass so einer seinen besten Freund flachlegte.

Ausgehend von dem komischen Blick, den Peter ihm in diesem Moment zuwarf, war die Botschaft angekommen.

Gut!
 

Ohne weiter darauf einzugehen fuhr Stiles fort:

„Ich habe über etwas nachgedacht, was du gestern gesagt hast, Scott! Du denkst, diese Alphas hätten es insbesondere auf dich abgesehen. Ich denke, ich weiß auch warum. Deucalion ist clever. Ich denke, er hat dein Potenzial erkannt. Du bist nämlich etwas ganz Besonderes, Bro, weißt du das eigentlich?“

„Huh?“ machte Scott ratlos, also erklärte Stiles:

„Da, wo ich herkomme, bist du ein wahrer Alpha.“

Peter blickte Stiles an, als hätte er einen sehr schlechten Scherz gemacht und auch Derek schenkte ihm einen ungläubigen Blick. Lediglich Scott hatte keine Ahnung, wovon die Rede war und machte noch einmal:

„Huh?“

„Erklärt es ihm, Jungs!“ forderte Stiles und Derek kam diesem Gesuch nach. Als er fertig war, schnaubte Peter grimmig:

„Diese ganze `Wahrer Alpha´- Sache ist doch bloß eine Legende! So etwas gibt es in Wirklichkeit doch gar nicht!“

„Blödsinn Peter!“ Fuhr Stiles ihn an: „Der Scott in meiner Welt IST ein wahrer Alpha.“ Und an Scott gewandt fügte er hinzu: „Dort bist du gütig, machtvoll und geachtet. Und ich spreche nicht bloß von deinen eigenen Rudel: Wölfe auf dem ganzen Kontinent kennen deinen Namen!“

Scott blickte ihn zweifelnd an:

„Hast du Fieber, oder was Kumpel? Das ist doch totaler Blödsinn! Das kann ich echt nicht glauben.“

„Es ist aber die Wahrheit!“ Versicherte Stiles: „Und ich glaube, dass dir die Alphas aus diesem Grund alles und jeden genommen haben, der dir Kraft gibt, damit du dein Potenzial niemals entfaltest. Sie haben eine verdammte Angst vor dir! Und darum bist du auch der Schlüssel zur Lösung, wenn wir sie erledigen wollen! Wenn wir es schaffen, dass du wieder genug an dich glaubst, dann kannst du auch HIER ein Alpha werden, ohne einem anderen diese Macht zu nehmen. Diese Alphas haben ihre Kräfte nur deshalb, weil sie ihre Rudel getötet haben. Ihre Macht entsteht aus Gewalt und Grausamkeit. Die Macht eines wahren Alphas dagegen entsteht aus Güte, Verantwortungsbewusstsein, Selbstvertrauen und Weisheit!“

Scott schluckte, als er diese großen Worte vernahm. Dann schüttelte er den Kopf:

„Mag sein, dass DEIN Scott so ein toller Übermacker ist, aber ICH nicht. Ich bin bloß ein ängstlicher Looser, also hör´ jetzt auf, so zu reden. Du machst mir echt Angst!“

Stiles ahnte, wie überwältigend seine Worte klingen mussten, also insistierte er vorerst nicht weiter. Ihm war klar, er musste Scott Stück für Stück aufzubauen versuchen, wenn er wollte, dass dieser sein Schicksal annahm. Daher wechselte er das Thema:
 

„Ich denke, es gibt noch etwas, was sich zu unseren Gunsten auswirken könnte. Die Alphas haben eine Schwachstelle und das sind die Zwillinge. Glaubt es oder nicht, aber die zwei können ganz in Ordnung sein, wenn man sie dem Einfluss Deucalions entzieht. Sie sind im Grunde auch bloß Opfer. Sie wurden in ihrem alten Rudel als Omegas misshandelt. Das haben sie irgendwann einfach nicht mehr ausgehalten und da kam Deucalion in ihr Leben, zeigte ihnen, wie sie ihre Fähigkeit zur Verschmelzung nutzen könnten, um ihr altes Rudel zu töten und damit selbst Alphas zu werden. Sie fürchten Deucalion, folgen ihm aus Dankbarkeit nach, doch wenn jemand ihnen einen Weg aufzeigen würde, wie sie seinem Einfluss entkommen könnten, wären sie sicherlich interessiert und bereit, die Seiten zu wechseln und uns zu helfen.“ Stiles wollte wissen: „Sind die beiden auch in dieser Welt mit Danny und Lydia zusammen? Denn diese beiden würden uns doch bestimmt auch helfen, die Zwillinge zu überzeugen, sich auf unsere Seite zu schlagen. Sie sind doch unsere Freunde!“

Hier wurde Stiles Eifer von Scott unterbrochen:

„Daraus wird wohl nichts werden!“ erklärte er: „Ethan hat Danny schon vor Jahren in einen Werwolf verwandelt, der seinem Alpha seitdem nachfolgt, wie ein gehorsames Hündchen. Und Lydia ist von Aiden gefangengenommen worden. Sie war mehrere Jahre in seiner Gewalt und mittlerweile folgt sie ihm freiwillig – totales Stockholm-Syndrom!“

Stiles massierte sich die Schläfen, denn er begann Kopfschmerzen zu bekommen:

„Oh Mann!“ stöhnte er: „Eure Welt ist wirklich, wirklich Scheiße!“

Er machte sich eine Notiz: Sind Danny und Lydia noch zu retten? Kann man Ethan und Aiden irgendwie erreichen, bestechen, überzeugen?

Als letztes hatte Stiles noch eine Frage:

„Sind wir hier in diesem Loft eigentlich sicher? Haben die Alphas schon einmal versucht, sich hier Zutritt zu verschaffen?“

„Mehrfach!“ bestätigte Derek

Stiles nickte:

„Habe ich mir gedacht! Und ich habe auch eine Idee, wie man diesen Ort sicherer machen kann. Was haltet ihr davon, wenn wir euer Zuhause mit Ebereschenasche versiegeln würden? Dann kann kein Werwolf jemals hier hinein gelangen, wenn ihr das nicht wollt.“

„Raus kommen wir dann ohne menschliche Hilfe aber auch nicht mehr.“ Wendete Peter unwillig ein: „Wir werden immer dich brauchen, damit du das Siegel für uns durchbrichst.“

„Dann ist es ja gut, dass ihr mich auf eurer Seite habt, denn ich werde euch jederzeit gehen lassen, wenn ihr das wünscht!“ erwiderte Stiles ärgerlich und fügte verletzt hinzu: „Traust du mir etwa nicht?“

„Doch, ich traue dir, doch was ist, wenn du verletzt oder getötet wirst. Was ist, wenn die Alphas zwar nicht hineinkönnen, aber stattdessen das Gebäude in Brand setzen und wir hier drinnen eingesperrt sind und verbrennen?“

Bei diesem Szenario wurde auch Derek unruhig und Stiles wusste natürlich wieso, denn es musste bei beiden Werwölfen furchtbare Erinnerungen an den Brand des Hale-Anwesens wachrufen.

„Ist euch schon einmal der Gedanke gekommen, dass die Alphas auch selbst Ebereschenasche um das Gebäude herum verteilen und es dann anzünden könnten, wenn sie wollten.“fragte Stiles: „Wir können uns viele schreckliche Szenarien ausmalen, was alles geschehen könnte. Ich will doch nur sagen, dass der Ebereschenzauber euch vielleicht zu entspannterer Nachtruhe verhelfen könnte. Einen Versuch ist es wert!“
 

Stiles war mit seinen Ausführungen vorerst am Ende. Mittlerweile war später Vormittag und er wollte heute noch zwei Dinge erledigen. Als erstes ging er mit den drei Werwölfen in die Praxis von Deaton und ließ ein großes Glas Ebereschenasche mitgehen. Und weil sie ohnehin gerade da waren, schnappte sich Stiles auf Verdacht auch noch einiges Andere, von dem er bis jetzt noch nicht wusste, ob er es am Ende wirklich verwenden konnte oder würde, aber er hatte in letzter Zeit ja so manches von Deaton gelernt und man konnte ja nie wissen.
 

Der nächste Weg führte die vier Männer ins Beacon Hills Reservat, wo Stiles die Werwölfe am Autowrack, Malias Bau Witterung aufnehmen ließ:

„Ist die Duftmarke noch frisch? Ist sie noch in der Nähe?“ Wollte er wissen.

Die Wölfe bestätigten dass und Stiles forderte:

„O.K.! Dann sucht sie! Aber bedrängt sie nicht. Sie ist wild, scheu und sie hat Angst. Wenn ihr sie gefunden habt, dann holt mich hinzu. Ich glaube, ich weiß, was zu tun ist!“ Die anderen drei blickten ihn zwar zweifelnd an, doch sie machten es so. Stiles nahm indes die Puppe aus dem Autowrack an sich, mit deren Hilfe es ihm vor vielen Jahren schon einmal gelungen war, Malia anzulocken, nur dass er diesmal wusste, was er tat.
 

Wie sich herausstellen sollte, war Malia noch scheuer und zurückhaltender, als angenommen. Die drei Werwölfe verloren ihre Spur immer wieder, weil sie Haken schlug, durch Flussbetten lief um ihre Duftspur zu unterbrechen und sich im Wald in Höhlen verbarg. Es dauerte bis zum späten Nachmittag, bis Stiles die Wüstenwölfin endlich sah. Dann zog er die Puppe aus seiner Tasche und zeigte sie ihr. Sie näherte sich ihm langsam und vorsichtig. Stiles ging auf die Knie, um zu zeigen, dass er keine Bedrohung sei und rührte sich nicht. Schließlich ließ Stiles Malia an der Puppe schnüffeln, doch er rückte sie nicht heraus. Stattdessen streckte er vorsichtig seine Hand aus, streichelte den Kopf der Koyotin und flüsterte:

„Hey Malia! Wie schön dich zu sehen.“ Dann zog er Würstchen aus seinem Rucksack, die er aus dem Kühlschrank im Loft hatte mitgehen lassen, und verfütterte sie an Malia. Währenddessen hörte er nicht auf, beruhigend auf sie einzureden und sie zu streicheln.

Irgendwann knurrte Peter aus dem Hintergrund:

„Was soll der Blödsinn? Wieso nehmen wir sie nicht gefangen, sperren sie irgendwo ein und zwingen sie, sich zurückzuverwandeln?“

Die laute Stimme ließ Malia zusammenzucken und sie rannte in großen Sprüngen davon:

„Na großartig, du dämlicher Trampel!“ fluchte Stiles: „Du willst deine Tochter, die elf Jahre lang frei in der Wildnis gelebt hat in einen engen Raum sperren. Hast du noch mehr so tolle Ideen? Wir gehen jetzt und ich probiere es morgen noch einmal. Ich werde einfach jeden Tag wiederkommen, bis sie Vertrauen zu mir fasst!“

„Ich werde hier bestimmt nicht meine Zeit verschwenden, damit du eine zweite Chance bei deiner Ex-Freundin bekommst!“ grollte Peter.

„Was für ein Blödsinn!“ Knurrte Stiles zurück: „Darum geht es hier beim besten Willen nicht! Und nur zu deiner Informationen: ICH habe mit IHR Schluss gemacht und bin seit langer Zeit in einer neuen Beziehung.“

Stiles packte die Puppe in seinen Rucksack und machte sich auf den Weg zurück zum Auto. Er wurde von Peter eingeholt, der ihn anstarrte und wissen wollte:

„Mit wem?“

Stiles stellte sich blöd:

„`Mit wem´ was?“ fragte er:

„Mit wem bist du zusammen? Stell´ nicht so dumme Fragen!“ gab Peter zurück:

„Geht dich nichts an! Kennst du nicht!“ behauptete Stiles:

„Du lügst!“ stellte Peter fest: „Ist es Scott, dein mächtiger, gütiger Alpha, von dem du so geschwärmt hast?“

„Das es dich nichts angeht ist keine Lüge, sondern die reine Wahrheit. Und nein: es ist nicht Scott! Keine Sorge, ich habe nicht das Verlangen danach, dir deinen Lover auszuspannen, also entspann´ dich wieder!“

Und überraschender Weise tat Peter das. Wahrscheinlich hatte Peter auf Stiles Herzschlag gelauscht und beruhigt festgestellt, dass er nichts zu befürchten hatte.
 

`Seltsam!´, dachte Stiles. Ein Peter, der eifersüchtig war?

Und da wusste die kleine Dorothy, dass sie nicht mehr in Kansas war.
 

Auf dem Heimweg hatte Stiles darauf bestanden, dass sie an einem Supermarkt hielten und er fürs Abendessen einkaufen konnte.

Er hatte irgendwie das Bedürfnis, seine Freunde, die in den letzten Jahren so viel durchgemacht hatten ein wenig zu bemuttern.

Nachdem Stiles das Loft mittels des Ebereschenzaubers gesichert hatte, begann er zu kochen. Er bereite ein Drei-Gänge-Menü zu und Scott bot sich an, sein kleiner Gehilfe zu sein.

Als Vorspeise gab es eine Spargelcremesuppe, als Hauptgang Roastbeef englisch, weil dies Stiles wie der ideale Seelentröster für Werwölfe vorgekommen war und zum Dessert, dann noch Schokoladentarte – Comfort-food für ALLE Anwesenden, einschließlich ihm selbst.

Nach dem Essen stellte Stiles zufrieden fest, dass er es offenbar richtig gemacht hatte, denn seit seiner Ankunft hier hatte er die drei Werwölfe noch keinen Augenblick lang derart entspannt und zufrieden erlebt, wie nach dieser Mahlzeit.
 

Später in der Nacht wiederholte sich das selbe Spiel, wie in der Nacht zuvor: Aus Peters Schlafzimmer drangen eindeutige Laute des Vergnügens:

„Meine Güte!“ Stöhnte Stiles halblaut: „Treiben die zwei es etwa schon wieder? Das ist ja nicht auszuhalten.

„Wem sagst du das?“ erklang am anderen Ende des dunklen, riesigen Raumes die Stimme von Derek.

Stiles erhob sich, lief zu ihm hinüber, nahm an seinem Fußende Platz und erkundigte sich:

„Geht das etwa jede Nacht so?“

Derek knurrte ein wenig:

„Jede Nacht. Mehrmals die Nacht. Seit mehr als vier Jahren!“

„Mehr als vier Jahre?“ staunte Stiles: „Ich hätte nicht geglaubt, dass Peter die Aufmerksamkeitsspanne für so eine Langzeitbeziehung besitzt!“

„Du magst meinen Onkel nicht besonders, oder?“ wollte Derek wissen:

„Das würde ich so nicht sagen.“ Gab Stiles zurück: „Peter hat durchaus manchmal seine Momente.“ Doch dann fügte er hinzu: „Aber es gibt auch Tage, da will ich ihn einfach nur an seinen Eiern aufhängen!“

Derek lachte:

„Hübsche Vorstellung!“

In diesem Moment drang das furiose Finale aus dem Schlafzimmer an die Ohren der beiden. Peter rief irgendetwas das klang wie:

„Oh, ja, gut! Beweg dich jetzt nicht!“

Während Scott nur immer wieder leise „Peter!“ stöhnte.

„Du lieber Himmel!“ grollte Derek: „Man sollte doch meinen, der Kerl kennt seinen eigenen Namen!“

Stiles lachte und wollte wissen:

„Sag´ mal hast du schon einmal darüber nachgedacht, deinem Onkel die blauen Pillen wegzunehmen?“

„Wenn es nur so einfach wäre!“ entgegnete Derek: „Peter ist von Haus aus so und braucht dafür keine pharmazeutische Starthilfe.“ Dann schlug er vor: „Was hältst du davon, wenn wir Peter JETZT an den Eiern aufhängen? Ich helfe dir dabei. Dann wäre wohl erst mal Schluss mit dem Theater!“

„Du klingst eifersüchtig!“ meinte Stiles:

„Pah!“ machte Derek: „So etwas ist nicht mein Ding!“

Stiles ahnte, dass Derek mit „so etwas“ den Sex mit einem anderen Mann meinte und musste lachen:

„Was gibt’s denn da zu gackern?“ fragte Derek ärgerlich:

„Och nichts!“ behauptete Stiles: „Mir ist nur gerade eine Szene aus `South Park´ wieder eingefallen!“

„Freak!“ grummelte Derek:

„Ich weiß! Das höre ich nicht zum ersten Mal von dir.“ gab Stiles trocken zurück und dann wollte er wissen: „Aber sag´ mal: Gibt es denn niemanden, der deine Laken hin und wieder wärmt?“

„Da war eine Zeitlang eine Frau, aber es hat nicht funktioniert.“

Stiles bemerkte, dass diese Aussage ihn gegen seinen Willen erleichterte:

„Wieso nicht?“ fragte er harmlos:

„Sie war sehr unabhängig, beruflich dauernd unterwegs, wollte sich nie festlegen und ich wollte etwas Ernstes!“

„Was hat sie beruflich gemacht?“ wollte Stiles wissen:

„Sie ist eine Kopfgeldjägerin und zwar eine verdammt gute!“

Stiles lachte:

„Sag bloß, du sprichst von Braeden?“

„Du kennst sie?“ fragte Derek erstaunt.

Stiles nickte:

„Der Derek aus meiner Welt war auch mit ihr zusammen, doch er hat sie verlassen wegen...ähm...nicht so wichtig!“ Und bevor Derek noch auf die blöde Idee kam nachzuhaken, stellte Stiles eine Frage die ihn bewegte:

„Denkst du, Peter ist gut zu Scott?“

Da war ein kleines Zögern, ehe Derek antwortete:

„Ja, ist er!“

„Was war das da gerade für eine Pause?“ hakte Stiles nach:

„Was?“ fragte Derek unschuldig: „Ach, nichts!“

„Lass´ den Blödsinn!“ fauchte Stiles: „Ich kenne dich! Da ist etwas, was du mir nicht sagst!“

„Du kennst mich ÜBERHAUPT NICHT, also rede nicht so einen Blödsinn, sonst werde ich richtig sauer!“ gab Derek barsch zurück:

„Ich kenne dich wohl! Ich weiß zum Beispiel, dass du gerade versuchst, einen Streit vom Zaun zu brechen, um mich von meiner Frage abzulenken. Schade nur, dass ich kein Idiot bin, der darauf reinfällt. Also? Sag´ mir, was los ist. Tut Peter Scott weh?“

Derek rang eine Weile mit sich und schließlich gab er sich einen Ruck:

„Er tut ihm nichts. Er ist sogar liebevoller mit ihm, als ich es ihm jemals zugetraut hätte. Ich habe nur ein Problem damit, wie das mit den beiden angefangen hat. Scott war sechzehn, hatte kurz nacheinander seinen besten Freund, seine Mutter und dann auch noch seine große Liebe verloren. Und Peter ist dauernd um ihn herumgeschwänzelt, hat sich an ihn herangemacht, hat einfach nicht locker gelassen, bis er ihn endlich in seinem Bett hatte. Er war schwach, verletzt und zum Teufel, er war doch noch minderjährig!“

„Mit letzterem hattest du ja immer schon ein Problem!“ murmelte Stiles, sogar zu leise und undeutlich für ein Werwolfsgehör:

„Was war das?“ wollte Derek wissen:

„Ach nichts!“ gab Stiles zurück: „Aber warum hast du denn nichts gegen die Sache unternommen, wenn sie dir so zuwider war?“ fragte er vorwurfsvoll:

„Wer sagt, dass ich das nicht getan habe?“ erwiderte Derek und klang dabei ein wenig verletzt:

„Hast du das denn?“ wollte Stiles wissen:

„Ich habe Peter damals zum Kampf herausgefordert. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte mich getötet.“

Stiles blickte ihn eine Weile sprachlos an. Und dann tat er etwas absolut Irrationales: Er krabbelte zu Derek hinüber, hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und sagte:

„Danke dafür!“
 

Derek war zu überrumpelt, um zu reagieren und Stiles erhob und entfernte sich. Er war schon beinahe wieder bei seinem Sofa angekommen, als ein sehr zeitverzögertes „Hey!“ von Derek zu hören war. Stiles sagte nichts, legte sich wieder hin und schmunzelte in sich hinein.

Und in diesem Moment starteten Peter und Scott ihre nächste Runde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hatschepueh
2016-06-19T10:44:01+00:00 19.06.2016 12:44
Ich wusste das es Peter und Scott waren. In dieser Welt scheint es einfach zu passen das die beiden zusammen kommen auch wenn ich noch nicht weiss ob da Liebe in Spiel ist oder sie eher vor ihrer Einsamkeit fliehen wollen. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen das die beiden sich ineinander verliebt haben sollen aber in einer Welt ohne Stiles ist irgendwie alles möglich. Dazu kommt ja das ich dank dir auch noch langsam anfange den Mistkerl zu mögen und sowieso auf Paare stehen die eigentlich überhaupt nicht zusammen passen und die sich keiner vorstellen kann. Und zumindest ein bisschen scheint Peter ja wirklich an Scott gelegen zu sein.
Was mich ein bisschen stuzig macht ist die Tatsache das Scott einfach wieder zu Peter ins Bett krabbelt. Sein bester Freund ist von den Toten auferstanden da wäre es doch erstmal normal etwas zu klammern zumal die beiden sich ja eh immer sehr nah standen. Aber vielleicht ist Scott ja auch schon bewusst das Stiles nur kurz dableibt und will sich nicht wieder an ihn gewöhnen. Wegen erneuten Verlustschmerz... Naja, am Morgen ist ja auch noch Zeit zum kuscheln wie ich hier lese.
Was ist eigentlich mit Derek? Man weiss ja gar nichts darüber wie nahe oder eben nicht nahe er und Stiles sich früher standen. Das wäre schon interessant zu erfahren. Und wie soll das mit den beiden hier weitergehen? Die beiden können wohl eher nicht auf die Dauer die Finger voneinander lassen oder? Zumindest emotional seh ich da keine große Chance. Aber dieser Derek ist ja nicht Stiles Derek also stellt sich natürlich die Frage ob das ein Seitensprung wäre und wie der andere Derek das sieht sollte er davon erfahren? Gefallen dürfte es Derek jedenfalls nicht aber vielleicht kommt er zumindest damit klar. Aber das ist alles Zukunftsmusik.
Ich mag es wenn Stiles Pläne schmiedet auch wenn diese oft gefährlich sind. Bin ja mal gespannt wie es mit der Ausführung klappen wird.
Derek hat sich ja schon immer irgendwie wie ein großer Bruder gegenüber Scott verhalten da wundert es mich nicht das er wegen ihm gegen Peter gekämpft hat. Aber es freut mich. Und gegen das Küsschen scheint er nicht soviel gehabt zu haben wie er gern behaupten würde. Und wenn Scott noch minderjährig war als Stiles gestorben ist dann war Stiles das natürlich auch womit schonmal klar ist das die beiden, also Derek und Stiles, damals wohl nichts miteinander hatten. Jedenfalls nichts handfestes.

Oh man, nach diesem langen Kapitel bin ich nicht mehr aufnahmefähig. XD
Antwort von:  GingerSnaps
19.06.2016 13:55
Oh je, Du klingst nach dem Lesen des langen Kapitels genauso geschafft, wie ich es nach dem Schreiben war. Es hat tagelang gedauert, ehe ich fertig und halbwegs zufrieden war. Oh Mann war das lang und es gab soviel zu bedenken.
Du willst wissen, wie Derek und Stiles bei dessen Tod zueinander standen- siehe Stand Kapitel 3 von Magnetismus, also bevor Peter gestorben wäre. Mit anderen Worten, sie mochten sich bereits, es knisterte, aber sie waren noch weit davon entfernt, sich ihre Gefühle vor sich selbst oder einander einzugestehen. Und in "It´s a wonderful life"ist Stiles gestorben, ehe sie es herausgefunden haben. Keiner weiß, was Derek nach dessen Tod wohl aus seinen Gefühlen gemacht haben mag (aber wir werden es gemeinsam herausfinden) Ein Hinweis ist ja vielleicht, wie grimmig und misstrauisch Derek reagiert, als das Rudel ihn im Wald findet.

Tja und nun die Seitensprung-Frage: Die wurde mir auch schon andernorts gestellt und ich selbst stelle sie auch und habe sie auch bereits mit der Liebe meines Lebens erörtert: Ergebnis noch offen!
Ja diese brüderliche Qualität zwischen Derek und Scott vergesse ich oft. In der Serie sagt Derek es ja sogar einmal. Ich dachte beim Schreiben, er hat Peter eher herausgefordert, weil er grundsätzlich etwas gegen minderjährig/volljährig-Konstellationen hat und weil er dabei heimlich an Stiles und sich selbst gedacht haben könnte, aber sehr guter Gedanke, den ich mehr ins Auge fassen werde.
Ich fange übrigens auch immer mehr an, Peter zu mögen, je mehr ich über ihn schreibe. Ich habe diese Hassliebe mit einem sehr wachsamen Auge für ihn und habe ihn deswegen so deutlich vor Augen, weil ich in meinem Leben schon einigen Peters begegnet bin, für die ich ähnlich empfunden habe, wie Stiles.

Danke für diesen ausführlichen Kommentar. Dass ist für mich immer besonders erfreulich!

Liebe Grüße Ginger


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