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Kira Uzumaki

von

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Prolog

Ich war glücklich, hatte alles, was man zum Leben brauchte. Freunde, die mich manchmal am liebsten umbringen würden, eine Familie, die aus den zwei wundervollsten Menschen bestand und das Dorf Konohagakure, welches der beste Ort auf Erden war. An einem Tag änderte sich jedoch mein Leben von Grund auf. Nun war ich kaputt, ein einziger Trümmerhaufen bestehend aus Scherben. Die Freude am Leben war in mir komplett erloschen. Dunkelheit und Einsamkeit machte sich in mir breit, schien mich vollends verschlingen zu wollen. Was hatte ich in der Vergangenheit denn getan, dass ich so etwas verdient hatte? Was hatte ich getan, dass das Schicksal rücksichtslos seine scharfen Krallen ausfuhr und hart und erbarmungslos zurückschlug? Ich wusste es nicht, wollte dies aber auch nicht mehr herausfinden. Mein Herz blutete bereits vor Schmerz, zerriss Tag für Tag immer in weitere Stücke, würde die Antwort auf diese Frage wohl kaum mehr ertragen können. Die Hoffnung, mein Leben wie vor diesem einen Tag zu leben war in Keime erstickt, hatte sich wie Papier in Feuer, schnell vor meinen Augen aufgelöst. Doch das Leben schien mich noch nicht ganz abgeschrieben, nicht ganz aufgegeben zu haben. Das Schicksal, welches mir an einem Tag alles genommen hatte, würde mir etwas neues, etwas schönes zurückgeben, so als ob es sich für das, was es mir angetan hatte, entschuldigen wollte. Es gab mir Etwas zurück, was ich schon lange nicht mehr für möglich gehalten hatte. Etwas, was meinem Leben vielleicht wieder Leben einhauchen und ihm einen tieferen Sinn verleihen würde. Liebe, Glück und Geborgenheit. Und mit diesen Gefühlen gab das Schicksal mir ihn mit, den Mann, der meine düstere Welt vielleicht wieder zu erhellen vermochte und die Kälte in mir zum schmelzen brachte. Der Mann, der vielleicht noch die einzige Person war, die in der Lage war mich vor mich selbst zu retten...

Träume

Kira's P.O.V
 

~ Ich schrie, hoffte einfach, dass das alles nicht wahr war.
 

"Nein", schluchzte ich, wusste nicht mehr was ich tun sollte. Kushina und Minato spuckten Blut, dennoch lächelten mich die beiden liebevoll an. So, als ob sie nicht gerade von der Kralle des Kyūbi durchbohrt worden wären, die sie in den sicheren Tod schicken würde.
 

"Du bist eine wunderschöne und starke junge Frau geworden, Kira. Wir sind stolz auf dich". Minato und Kushina strichen mir mit letzter Kraft über meine Wangen, bevor ihre Köpfe zur Seite schnellten und ihre Arme leblos zu Boden fielen. Ich nahm den kleinen, der zwischen seinen Eltern lag, daraufhin auf den Arm und drückte ihn fest an mich. Sofort hörte er auf zu weinen und musterte mich mit einem kleinen Lächeln, das sich auf sein Gesicht schlich. So unschuldig, so unwissend, so rein.
 

"Naruto", wisperte ich und lächelte gequält,"es tut mir so leid". Als ich endete, fasste mir Naruto mit seinen kleinen Händchen an die Nase und fing an zu lachen. Ich hingegen konnte die Unmengen an Tränen, die sich in meinen Augen angestaut hatten, nicht mehr zurückhalten und fing bitterlich an zu weinen. Der Kleine wusste gar nicht, dass er gerade seine Eltern verloren hatte. Niemals mehr die Chance dazu hatte sie überhaupt erst kennenlernen zu dürfen. Er lachte, doch genau dies fühlte sich gerade wie ein großes Messer an, welches mein Herz in tausend Stücke zerschnitt. Das Wissen, dass er irgendwann schrecklich unter dem Tod seiner Eltern leiden würde, machte mich ungemein traurig. Das Wissen, dass er es von nun an alles andere als leicht haben würde, machte mir große Sorgen. Und das Wissen, dass er von nun an der neue Jinchuuriki des Kyūbi war, machte mich unfassbar wütend. Sie waren tot. Die wundervollsten Menschen der Welt hatten sich für uns alle geopfert, würden von nun nicht mehr unter uns weilen. Nie mehr wieder würde ich Minato's Lächeln sehen, wenn er mich Morgens nach dem Aufstehen begrüßte. Nie mehr wieder würde ich Kushina's wütendes Gesicht vor mir sehen, wenn sie sich über etwas aufregte, was ich mal wieder angestellt hatte. Nie mehr wieder würde ich Minato's starke Arme um meinen Körper spüren, die mich tröstend in eine Umarmung zogen, wenn es mir schlecht ging. Und niemals wieder würde ich mehr Zeit mit ihnen verbringen können, denn nun waren sie nicht mehr da. Einfach weg. Würden von nun an vom

Himmel aus auf uns wachen, auf uns herabblicken. Doch nun kam die Frage in mir auf. Hätte ich all dies verhindern können? Hätte ich all dies Leid vielleicht verhindern können, wenn ich nicht auf Mission gegangen wäre? ~
 

Schweißgebadet wachte ich auf, stellte fest, dass das alles nur ein Traum war. Erleichtert atmete ich aus, war wirklich froh darüber, dass dieser Traum nicht der Realität entsprach. Plötzlich wurde meine Tür aufgerissen und ein verschlafener Minato stand in meinem Zimmer. In der Hand hielt er sein Kunai.
 

"Ist was passiert?", fragte er und ließ seinen Blick aufmerksam durch mein Zimmer gleiten, so als ob er nur darauf wartete, dass gleich jemand aus der Ecke sprang, Überraschung rief und mich und ihn angriff. Ich schüttelte meinen Kopf und setzte ein kleines Lächeln auf, obwohl mir der Traum noch immer zusetzte und deutlich zu bedenken gab. Obwohl die Erinnerungen an diesen mich am liebsten in Tränen ausbrechen lassen wollten.
 

"Nein, ich hatte nur einen Albtraum, weshalb ich wohl geschrien habe". Minato atmete, wie ich wenige Sekunden zuvor, erleichtert aus und setzte sich zu mir auf mein Bett. Sofort schmiegte ich mich an seine Brust und schloss meine Augen, was ihm ein leises Lachen entlockte. Minato war für mich wie ein großer Bruder, den ich nie gehabt hatte. Mit ihm konnte ich über alles, was mir Sorgen bereitete, reden, was bei Kushina nicht anders war. Er war einfach immer für mich da, ein wundervoller Mensch und natürlich auch ein klasse Hokage. Kushina konnte wirklich von Glück reden so einen tollen Freund an ihrer Seite zu haben.
 

"Verspreche mir einfach, dass ihr auf euch aufpasst", flüsterte ich aus Angst über meinen Traum und brachte Minato dazu erstaunt seinen Mund zu öffnen. Er wollte etwas darauf erwidern, mehr wollte er wahrscheinlich wohl wissen, was ich mit meinen Worten meinte. Doch schüttelte ich den Kopf, bevor er weiter darauf eingehen konnte.
 

"Verspreche es mir einfach!". Minato seufzte, nickte letztendlich aber resigniert und gab meinem Willen nach.
 

"Ich verspreche es dir, Kira".
 


 

Minato's P.O.V
 

Wenige Minuten später, nachdem ich Kira mein Versprechen gegeben hatte, war sie wieder ins Reich der Träume geglitten. Ein kleines Lächeln schlich sich bei ihrem friedlichen Anblick auf meine Lippen und sanft drückte ich Kira zurück in ihr Kissen, sodass sie in einer angemessenen Position weiterschlafen konnte. Ich selbst war nicht weniger müde. War es schließlich noch mitten in der Nacht. Doch als ich vorhin gehört hatte wie Kira geschrien hatte, war ich sofort aufgesprungen und zu ihr ins Zimmer geeilt. In diesen Tagen hätte es schließlich sonst wer sein können. Überall lauerten Gefahren, die nicht immer auf den ersten Blick als solche zu erkennen waren. Schließlich erhob ich mich wieder von Kira's Bett, verließ leise ihr Zimmer und machte mich auf den Weg zurück in das von Kushina und mir. Dort ließ ich mich neben sie ins Bett fallen, woraufhin sie sich anfing zu bewegen. Wenige Sekunden später öffneten sich ihre Augen und blickten mich verwirrt an.
 

"Wieso bist du wach, Minato? Es ist doch noch mitten in der Nacht".
 

"Ich weiß", ein tiefes Seufzen drang aus meiner Kehle,"aber Kira hat geschrien, weshalb ich kurz bei ihr im Zimmer war". Kaum hatte ich meinen Satz beendet, saß Kushina kerzengerade im Bett und wirkte sichtlich wacher als zuvor.
 

"Ist ihr was passiert? War da jemand in ihrem Zimmer oder was war der Grund dafür? Sag es mir, Minato!". Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. Wenn es um Kira, ihre Schwester ging, dann war mit Kushina nicht zu spaßen. Sie machte sich schnell Sorgen um sie. Verständlich nach allem, was bereits in der Vergangenheit passiert war.
 

"Nein, da war niemand. Aber trotzdem mache ich mir große Sorgen, Kushina. Sie hat es scheinbar schon wieder getan". Kushina seufzte und senkte ihren Blick.
 

"Was hat sie diesmal in der Zukunft gesehen?".
 

"Ich weiß es nicht. Doch heute musste ich ihr versprechen, dass wir auf uns aufpassen".
 

"Meinst du etwa?", Kushina stockte mitten im Satz und fasste sich an ihren stark gewölbten Bauch. Ich sagte nichts, sondern zog sie langsam und vorsichtig in meine Arme.
 

"Ich weiß es nicht, Kushina. Hoffen wir einfach, dass unser beider Gedanke nicht wahr wird". Kushina nickte schwach und schloss müde ihre Augen. Ich jedoch schaute aus dem Fenster und beobachtete den immer heller werdenden Himmel, der den beginnenden Morgen einläutete. Was hatte Kira bloß geträumt? Was versetzte Kira in so große Sorge?
 


 

Kira's P.O.V
 

~ "Pass auf!", schrie ich, zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits zu spät. Ein Katana schnitt sich durch Kakashi's Brust und sorgte dafür, dass er Blut spuckte, welches unaufhörlich an seinen Mundwinkeln hinabfloss. Er drohte auf die harte Erde unter uns zufallen, doch schaffte ich es noch ihn in letzter Sekunde zu erreichen und vor einem schweren Sturz zu bewahren.
 

"Wieso hast du das getan?", fragte ich und spürte, wie sich Tränen einen Weg durch mein Gesicht bahnten und auf Kakashi's Gesicht herab prasselten. Ich verstand es einfach nicht. Kakashi fing an zu lächeln.
 

"Du bist einer der wenigen Dinge, die ich noch habe und es sich zu beschützen lohnt. Ich konnte Rin und Obito nicht retten. War damals einfach zu schwach für diese Aufgabe gewesen. Wärst du nun auch noch gestorben, was ich ebenfalls hätte verhindern können, dann wäre ich daran kaputt gegangen. Hätte mein Leben wahrscheinlich irgendwann selbst beendet. Aber du lebst, bist von nun an in Sicherheit. Das ist für mich gerade das einzige, was zählt. Bis ins hier und jetzt habe ich verzweifelt nach Antworten auf meine Fragen gesucht. Fragen wie wieso mein Vater damals seine Kameraden gerettet und somit die Mission gefährdet hat? Sie dadurch sogar zum scheitern gebracht hat? Das, wie auch seinen Selbstmord konnte ich nicht nachvollziehen, einfach nicht begreifen. Nun kann ich es aber. Und dank dir kann ich mit einem Lächeln auf den Lippen sterben. Ein Lächeln, welches ich auch von dir erwarte. Werde endlich wieder glücklich, Kira. Jemand wartet auf dich". Kakashi zog mich mit letzter Kraft zu sich herunter und umarmte mich fest. So fest und mit voller Gefühl, wie ich es noch nie erlebt hatte. Das er mich dabei vollblutete war mir egal. Nach einiger Zeit ließ der Druck um meinen Körper jedoch nach und ich wusste, dass er gerade in meinen Armen gestorben war. Gestorben mit einem Lächeln auf den Lippen. Endlich hatte er seinen inneren Frieden gefunden, was mich ungemein freuen sollte. Aber das tat es nicht. Das konnte ich einfach nicht. Denn nun war auch Kakashi tot. Und mit ihm auch mein bester Freund. ~
 

"Kira", schrie plötzlich jemand und rüttelte heftig an mir,"wach auf!". Mit einem Rück öffnete ich meine Augen und erblickte Minato, der neben mir auf meinem Bett saß und mich voller Sorge musterte. An seiner Seite konnte ich Kakashi ausmachen, mit dem ich mich gestern Nachmittag zum Training verabredet hatte. Zufall oder böse Vorahnung?
 

"Kakashi", schluchzte ich und sprang ihm regelrecht in die Arme,"zum Glück geht es dir gut". Anfangs zögerte Kakashi, erwiderte letztendlich aber meine Umarmung und drückte mich dicht an sich. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und weinte weiter vor mich hin. Er war am leben, schien nicht verletzt zu sein. Was aber hatten diese ganzen Träume, die ich schon die ganzen letzten Wochen hatte, zu bedeuten? Ich hatte keine Ahnung, doch ich wusste ehrlich gesagt auch nicht, ob ich daran wirklich etwas  ändern wollte. Ich hatte Angst vor der Antwort. Angst vor der Wahrheit. Außerdem ging es es Kakashi gut und das war gerade das einzige, was zählte. Alles sollte am besten so bleiben, wie es war.

Freunde

Kira's P.O.V
 

Da lagen wir nun. Beruhigend strich mir Kakashi über den Rücken, während ich mein verweintes Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Keiner von uns beiden sprach auch nur ein einziges Wort. Zu aufgelöst war ich noch von dem Traum, den ich gerade eben erst gehabt hatte. Zu aufgelöst war ich von dem Traum, als das ich in diesem Augenblick klar denken konnte.

"Möchtest du darüber reden?". Ich antwortete ihm nicht, sondern schüttelte einfach nur den Kopf. Mir war nicht wirklich nach sprechen, nach Konversation zu mute. Leise atmete Kakashi daraufhin aus, während er seine Hand weiterhin über meinen Rücken gleiten ließ. Selten ließ Kakashi körperliche Nähe bei sich zu, geschweige denn spendete er sie jemand anderem. Auch nicht mir, seiner besten Freundin. Umso mehr verwirrte es mich, als folgende Worte ruhig, nahezu sanft, seinen Mund verließen.

"Wie wäre es, wenn wir dich von deinen Albträumen ablenken?".

"Ablenken", wiederholte ich und löste mich aus der Umarmung, um meinem Gegenüber besser ins Gesicht schauen zu können. Kakashi nickte und machte es mir in der Bewegung gleich.

"Du hast damals mal in der Akademie erzählt, dass du es liebst von der Steinwand aus auf Konoha herabzublicken, weil du dich dann so frei und unbeschwert fühlst. Wieso machen wir also nicht logischerweise genau das, um dich von deinen Albträumen abzulenken?". Gelassen sah mich Kakashi durch sein schwarzes, nicht durch sein Stirnband verdecktes Auge an und reichte mir aus seiner Jackentasche ein weißes Tuch, mit dem ich mir mein nasses Gesicht schnell wieder trocken wischte. War es mir letztendlich immer noch äußerst unangenehm einen Gefühlsausbruch dieser Art vor anderen Menschen zu durchleiden.

"Also, was meinst du?", fragte Kakashi nochmals nach und schulterzuckend stimmte ich seinem Vorschlag zu. Ich glaubte kaum daran, dass mich irgendetwas momentan ablenken konnte. Nicht jetzt, wo sich die Lage mit jedem weiteren Tag immer mehr zu spitzte. Nicht jetzt, wo der Geburtstermin von Naruto in immer greifbare Nähe rückte.
 


 

Kushina's P.O.V
 

~ "Minato, Kushina", flüsterte ich mit zittriger Stimme, während ich die zwei Grabsteine vor mir genauer betrachtete,"Wieso bin ich nur auf Mission gegangen? Wieso habe ich euch bloß alleine gelassen?". Mit einem Schleier aus Tränen schaute ich mir die Bilder an, die neben ihren Gräbern aufgestellt worden waren. So, als ob ich eine Antwort von ihnen erwartete, obwohl ich wusste, dass ich diese nicht bekommen würde. Denn nun waren sie nicht mehr da. Waren von nun an einem besseren Ort. Doch trotz der letzten Jahre, keimte jedesmal Hoffnung in mir auf, wenn ich mich auf den Friedhof begab. Hoffnung darauf, dass sie auf wundersame Weise wieder zurückkehren würden. Zurück zu mir, zurück zu ihrem Sohn und zurück ins Dorf Konohagakure. Völlig in meine eigene Welt, beherrscht von Trauer und Einsamkeit abgetaucht, merkte ich nicht, wie jemand weiteres den Friedhof betrat und sich mit etwas Abstand neben mich stellte. Erst als eine starke Hand einen Weg auf meine Schulter fand, erwachte ich aus meiner Starre, wischte mir mit meinem Handrücken schnell die salzige Flüssigkeit von den Wangen und drehte mich zu Kakashi um, der mich aufmunternd anlächelte. Auch ich versuchte zu lächeln. Wollte mir so wenig wie nur möglich anmerken lassen. Niemandem Sorgen bereiten oder gar als schwache gebrechliche Frau abgestempelt werden, die den Tod zweier Geliebter Menschen nach all den Jahren noch immer nicht verkraftet hatte. Doch scheiterte ich kläglich an meinem Vorhaben und brach stattdessen in Tränen aus. Sofort schlang Kakashi seine Arme um meine Taille und zog mich dicht an seinen Körper heran. So, wie er es immer tat, wenn wir alleine waren und mich all die unterdrückten Gefühle der letzten 5. Jahre übermannten.

"Du bist nicht alleine, Kira. Minato und Kushina mögen vielleicht nicht mehr an deiner Seite sein können, doch werden sie in deinem Herzen weiter bestehen bleiben und immer über dich wachen, wohin du auch gehen magst". Leise sprach Kakashi die Worte in mein Ohr und zauberte mir mit diesen ein kleines Lächeln ins Gesicht. Wie er das in Situationen, wie diesen immer wieder schaffte, war mir bis heute noch ein großes Rätsel.

"Wirklich?". Kakashi nickte sachte und löste sich aus der Umarmung, um mir tief in die Augen zu schauen,"Du darfst bloß nie deinen Glauben und deine Hoffnung verlieren. So wie du es mir damals immer wieder gesagt hast. Außerdem hast du auch noch Tenzō, Naruto und mich an deiner Seite. Du bist nicht alleine und wirst es auch niemals sein". ~
 

Ich ließ das Tagebuch fallen, war sichtlich geschockt. Wenn das, was dort stand tatsächlich wahr werden würde, dann würden Minato und ich schon in kürze sterben.

"Was machst du da, Kushina?". Erschrocken schaute ich auf und sah zu meinem Freund hoch, der sich neben mich auf das große Sofa setzte. Ein tiefes Seufzen drang aus seiner Kehle, während ich das Tagebuch vom Boden aufhob und es ihm anschließend auffordernd vor die Nase hielt. Verwirrt sah mich mein Freund daraufhin an.

"Was soll ich denn mit dem Tagebuch? Das gehört doch Kira".

"Lies dir das einfach mal durch", ignorierte ich seine Bemerkung gekonnt und immer noch verwirrt musterte mich Minato, bevor er letztendlich tat, wie ihm geheißen und die einzelnen Zeilen überflog. Als er damit fertig zu sein schien, war der Schock Minato deutlich ins Gesicht geschrieben. Verständlich. Mir war es vorher nicht anders ergangen.

"Kushina", wisperte er, sein Blick immer noch starr auf das blaue Tagebuch in seinen Händen gerichtet,"das sind Kira's Träume, nicht wahr?". Betrübt brachte ich ein Nicken zu stande.

"Scheinbar schreibt sie einzelne Ausschnitte ihrer Albträume nieder, um diese so besser verarbeiten zu können. Schließlich hat sie sich seit Beginn dieser Träume strickt dagegen geweigert mit uns darüber zu reden und nun verstehe ich auch wieso". Minato atmete hörbar aus, während er mit seiner Hand gestresst durch sein blondes Haar fuhr. Eine Angewohnheit, die immer zum Vorschein kam, wenn ihm etwas schwer zu schaffen machte.

"Ich mache mir echt Sorgen, Kushina. Was ist, wenn Kira's Träume tatsächlich wahr werden? Was ist, wenn wir tatsächlich bald sterben?". Ich zuckte ratlos mit den Schultern, als ich Minato's Worten lauschte. Wusste nicht, was ich sonst auf seine Frage erwidern sollte. Ich hatte ja selbst keine wirkliche Antwort darauf.

"Hoffen wir einfach weiterhin, dass sich Kira diesmal irrt", fand ich letztendlich ein paar spärliche Worte auf seine Frage hin und ließ meine Hand langsam zu seinem Bauch gleiten. Kira musste sich einfach irren. Eine andere Option gab es nicht.
 


 

Kira's P.O.V
 

Gedankenverloren schaute ich in den Himmel und beobachtete die Vögel, die an diesem ihre Kreise zogen. Auch ich wollte so frei sein. Frei von allen Sorgen und Albträumen, die mich Nachts immer wieder heimsuchten. Doch würde dies wohl von nun an nur noch ein Wunschdenken bleiben und niemals in Erfüllung gehen.

"Hat es geklappt, Kira?", fragte Kakashi, der neben saß und brach somit die Stille, die bis dahin zwischen uns geherrscht hatte.

"Ein wenig", antwortete ich kurz und knapp und lächelte leicht. Freundschaften waren noch nie Kakashi's größte Stärke gewesen, weshalb es mich auch umso glücklicher machte, dass er alles versuchte, um mir wieder mein typischen Grinsen zu entlocken. Selten sorgte er sich so offensichtlich um mein Wohlergehen. Noch einige Zeit verharrten wir in unseren Positionen und blickten stur in den Himmel hinauf, bis sich auch dieser irgendwann zu verdunkeln begann und die Vögel in alle vier Himmelsrichtungen verschwanden.

"Danke", murmelte ich und wandte mein Gesicht Kakashi zu, der meinen Blick überrascht erwiderte.

"Wieso dankst du mir?".

"Du weißt was ganz genau wieso. Was du heute versucht hast, um mich abzulenken, ist nicht selbstverständlich. Vor allem nicht aus deiner Position". Kakashi winkte schulterzuckend ab und richtete seinen Blick wieder auf Konoha herab. Ich machte es ihm nach, während das Lächeln auf meinen Lippen immer breiter wurde. Ich war echt froh jemanden wie ihn zu meinen Freunden zählen zu können. Dies machten mir Tage, wie heute, immer wieder aufs neue bewusst.

Nächtlicher Spaziergang

Kira's P.O.V
 

Schreiend schreckte ich aus einem Traum auf, an den ich mich eigentlich nicht mehr erinnern wollte. Würde ich es nicht ertragen können diesen ein weiteres Mal durchleben zu müssen. Würde ich es nicht ertragen können ein weiteres Mal durchleben zu müssen, wie zwei geliebte Menschen vor meinen Augen qualvoll starben. Mit zitternden Händen fasste ich mir ins Gesicht und stellte fest, dass meine Wangen feucht waren. Ich musste im Schlaf geweint haben. Völlig fertig erhob ich mich von meinem Bett, nahm mir aus meinem Kleiderschrank eine dünne Strickjacke und verließ anschließend das Haus über mein Balkon. Ich brauchte dringend frische Luft. Luft, um mich und meine Gedanken wieder etwas ordnen zu können.
 


 

Kushina's P.O.V
 

"Morgen", nuschelte ich verschlafen, als ich die Küche betrat und mich gegenüber von Minato auf einem Stuhl niederließ. Naruto hatte mich heute Nacht mehr als nur auf Trab gehalten, weshalb ich am liebsten wieder ins Bett fallen und in Ruhe meinen Schlaf nachholen wollte. Doch wenn ich erst einmal wach war, dann fiel es mir äußerst schwer wieder einzuschlafen, sodass ich es nun einfach dabei beließ.

"Morgen", erwiderte Minato und lächelte, während er einen großen Schluck von seinem Orangensaft nahm. Als er dann aber meine tiefen Augenringe bemerkte, verschwand sein Lächeln augenblicklich und wurde durch pure Besorgnis ersetzt.

"Was ist los, Kushina?".

"Gar nichts", antwortete ich ruhig und schenkte mir etwas Wasser in ein Glas ein,"Naruto hat mich heute Nacht lediglich ein bisschen auf Trab gehalten. Ist also nichts schlimmes". Sichtlich erleichtert hörte ich Minato über meine Aussage hin ausatmen, was meine Mundwinkel leicht in die Höhe zucken ließ. Es war wirklich süß zu sehen, wie sehr er sich selbst nach all den Jahren noch immer um mich und mein Wohlergehen sorgte.

"Glaubst du, dass Naruto im Laufe der Woche noch kommen könnte?". Ich schüttelte den Kopf, sagte jedoch nichts weiter dazu, sondern nahm mir stattdessen zwei Brötchen, legte Käse mit Gurken auf diese und fing an zu essen. Ich hatte mächtigen Hunger. Über mein Verhalten grinsend, beäugte Minato die Szenerie, ehe er seinen Arm ausstreckte und nach dem Buch griff, welches er vor einigen Monaten von Jiraya bekommen hatte. Ungläubig sah ich meinen Freund daraufhin an und legte mein Brötchen zur Seite. Er las das Buch bereits zum dritten Mal.

"Kann es sein, dass du einen Narren daran gefressen hast?". Minato nickte, schaute aber nicht vom Buch auf, sondern blickte weiterhin starr auf die einzelnen Zeilen, die aufs Papier gedruckt worden waren.

"Ich weiß nicht wieso, aber diese Geschichte fesselt mich einfach".

"Und deshalb musst du sie gleich dreimal lesen? Kira hatte nicht einmal die Lust dazu aufbringen können die erste Seite überhaupt erst aufzuschlagen". Minato lachte leise und schlug nun das grüne Buch in seinen Händen zu.

"Kira war ja auch beleidigt, dass nur Naruto den Hauptprotagonisten dieser Geschichte darstellt und sie nicht einmal darin vorkommt". Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen, als ich Minato's Worten lauschte. Ich konnte mich noch genau an diesen Tag erinnern. Kira hatte damals schmollend ihr Zimmer aufgesucht, nachdem sie von Jiraya erfahren hatte, dass nur Naruto in seinem Buch vorkam. Was sie zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht gewusst hatte war, dass wir Naruto nach dem Hauptprotagonisten aus Jiraya's Geschichte benannt hatten. Und dessen Name war eben Naruto gewesen.

"Aber apropos Kira", fing ich an, nachdem ich mich wieder beruhigt hatte,"Wo ist sie eigentlich? Normalerweise ist sie immer die erste von uns dreien, die wach ist".

"Vielleicht ist sie gestern zu lange wach geblieben und ist deshalb noch am schlafen. Aber wenn es dich beruhigt, dann gehe ich kurz nach ihr schauen".
 


 

Kira's P.O.V
 

Tränen rannen meine Wangen herab, während ich durch die noch leblosen Straßen Konohas lief. Der Traum von vor ein paar Tagen schien dieses Mal so real, so echt, dass die Hoffnung auf ein Ende nahezu verpuffte. Meine Sicht begann zu schwinden, als mir die Tränen nach und nach die Sicht versperrten. Ich wollte stärker sein. Stärker sein, als der Schmerz, den diese Träume Tag und Nacht in mir verursachten. Doch das war ich nicht. Ich war schwach. In diesem Moment sogar nahezu gebrechlich. Ich ertrug diese schwere Last, die auf meinen Schultern lastete, einfach nicht mehr und wollte nur noch nachgeben. Nachgeben, um so frei zu sein, wie ich es als kleines Kind noch gewesen war. Und so ließ ich mich fallen, als ich über meine eigenen Füße stolperte und unsanft auf dem Boden aufprallte. Ein höllischer Schmerz durchzog daraufhin meinen gesamten Körper und ich spürte, wie etwas warmes meine Stirn hinabfloss. Ich blutete, musste mir den Kopf bei meinem Sturz und an anderen Stellen meines Körpers schwer aufgeschlagen haben. Doch interessierte mich dies wenig, auch wenn ich wusste, dass das ganze ohne baldige Hilfe schwere Folgen für mich haben könnte. Der Situation überhaupt nicht entsprechend, verzog ich meine Mundwinkel zu einem unnatürlichen Lächeln und wartete darauf, dass alles um mich herum schwarz wurde. Selbst, wenn es nicht auf Dauer war. Selbst, wenn es nur für einen kurzen Augenblick war. Ich war froh dieser Welt, diesem Schmerz für einen Augenblick entfliehen zu können.
 

Minato's P.O.V
 

"Wenn es dir nichts ausmacht". Ich schüttelte den Kopf und verließ die Küche, um Kira's Zimmer aufzusuchen. Kushina machte sich momentan große Sorgen um ihre kleine Schwester. Seit längerem hatte Kira nämlich diese Träume, in denen sie für kurze Zeit in die Zukunft zu blicken schien. Doch in letzter Zeit schienen diese sie mehr zu belasten, als wie für gewöhnlich. Dies und die Tatsache, was sie momentan träumte, bereitete uns großes Kopfzerbrechen. An Kira's Zimmer angekommen, klopfte ich leise an, um zu schauen, ob sie bereits wach war. Als ich nach einigen Minuten jedoch noch immer keine Antwort von ihr erhielt, öffnete ich einfach ihre Zimmertür und stockte, als ich ein leeres Bett vorfand. Kira war weg.
 


 

Kushina's P.O.V
 

Nach wenigen Minuten kam ein ziemlich ratloser Minato zurück in die Küche und setzte sich stumm wieder auf seinen Platz.

"Was ist?", fragte ich und musterte ihn eindringlich. Irgendwas stimmte doch nicht mit ihm.

"Kira ist nicht in ihrem Zimmer", flüsterte Minato, aber gerade noch so laut, dass es meine Ohren vernehmen konnten.

"Was?", fragte ich entsetzt und sprang von meinem Stuhl auf,"Wir müssen sie umgehend suchen gehen, Minato".

"Das wird wohl nicht mehr nötig sein". Ein Anbu tauchte urplötzlich in der Küche auf und hielt eine verarztete Kira im Arm.

"Ein altes Ehepaar hat sie am frühen Morgen mitten auf offener Straße gefunden und sie ins Krankenhaus gebracht. Sie hatte sich irgendwo den Kopf gestoßen und eine Platzwunde davongetragen, was dazu führte, dass sie jede Menge Blut verloren hat. Wie das alles passieren konnte wissen wir zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht. Kira ist noch immer bewusstlos und nicht ansprechbar".

"Trotzdem danke". Minato stand auf und nahm dem Anbu vorsichtig Kira ab, wohl wissend, dass ich in vielerlei Hinsicht gerade nicht dazu fähig war.

"Kein Problem, Hokage-sama". Mit diesen Worten verschwand der Anbu wieder so schnell, wie er auch aufgetaucht war und ließ Minato und mich völlig geschockt zurück. Was war bloß mit Kira passiert?

Ich habe alles im Griff

Kira's P.O.V
 

Sanfte Berührungen auf meiner Haut und eine einzelne Stimme, die an meine Ohren drang, weckte mich aus meinem Schlaf auf und riss mich raus aus der Schwärze, die mich bis dahin fest umhüllte und nur schwer wieder losließ. Nur mit Mühe schaffte ich es meine Augenlieder zu heben und mir einen Blick auf meine Umgebung zu gewähren. Ich war in meinem Zimmer. Mein Kopf und einzelne andere Stellen an meinem Körper waren mit Verbänden und Pflastern ausgiebig verarztet worden, was das laute Pochen, ausgehend von meinem Kopf, jedoch nicht verhinderte. Der Sturz hatte offenbar seine Spuren hinterlassen und doch bereute ich ihn nicht. Bereute es nicht mich nicht abgefangen zu haben. Denn für einen Bruchteil einer Sekunde hatte ich abschalten können. Feststellen können, wie es war wenigstens einmal kurz frei von all diesen schrecklichen Träumen zu sein. Und so versuchte ich mich aufzusetzen, wurde aber sogleich wieder von zwei Händen zurück in mein Kissen gedrückt. Ich unterdrückte ein Seufzen und blickte in das mir vertraute Gesicht von Kushina. Sorge spiegelte sich in ihren Augen wieder, die von tiefen Augenringen umrandet wurden und zeigten, wie müde mein Gegenüber gerade sein musste. Wie lange sie wohl schon hier saß?

"Du sollst dich doch noch ausruhen", sagte sie leise und setzte sich neben mich ans Bett. Ich schüttelte den Kopf und setzte mich trotz ihres Protestes, trotz anhaltender Schmerzen auf.

"Mir geht es gut. Keine Sorge".

"Keine Sorge", wiederholte Kushina aufgebracht und lachte heiser,"das wagst du zu mir zu sagen, nachdem du mit einer Platzwunde am Kopf mitten auf offener Straße gefunden wurdest? Was denkst du dir bloß dabei, Kira?". Kushina schrie mich zum Ende des Satzes regelrecht an, doch insgeheim wusste ich, dass sie es nicht böse meinte. Aus ihr sprach pure Sorge. Doch selbst wenn sie sauer wäre und mich die Folgen meines Handelns deutlich spüren lassen würde. Verübeln könnte ich es ihr nicht. Mir würde es wohl kaum anders ergehen, wenn meine kleine Schwester im selben Zustand, wie ich gerade wäre und ich nichts dagegen tun konnte. Nichts dagegen tun konnte, wie meine ehemals glückliche Schwester gerade mental zu Grunde ging.

"Mir tut wirklich leid was passiert ist. Ich wollte weder dir noch Minato Sorgen bereiten", sprach ich schließlich wahrheitsgemäß und schaute meine Schwester schuldbewusst an,"es ist nur so, dass mir in diesem Moment alles zu viel geworden ist. Ich wollte nur wieder einen klaren Kopf haben". Kushina's Gesichtszüge wurden etwas weicher, als sie meinen Worten lauschte und lächelnd ließ sie ihre Finger über meine Wangen fahren. Zärtlich und vorsichtig, so als ob ich aus Glas wäre, welches bei zu starkem Druck in tausend Splitter zerspringen würde. Aber war dies nicht im Endeffekt auch der Fall? War ich nicht im Endeffekt eine tickende Zeitbombe, die nur darauf wartete endlich gezündet zu werden und zum Einsatz zu kommen?

"Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, Kira. Minato und ich sehen doch, dass dich schon seit längerer Zeit etwas bedrückt und wollen dir nur helfen".

"Ich kann euch das aber nicht erzählen", erwiderte ich und spürte, wie Kushina in ihrer Bewegung inne hielt und sich augenblicklich wieder anspannte. Hatte ich ihre Hoffnung auf ein klärendes Gespräch doch erneut in Keime erstickt und meine unsichtbare Schutzmauer wieder hochgefahren. Meine Fassade hatte bereits genug Risse erhalten und der Außenwelt einen Blick hinter die Kulissen gewährt.

"Und wieso nicht?", fragte sie, die aufkommende Wut kaum überhörbar.

"Weil es verdammt nochmal nicht geht. Verstehe das doch endlich". Ich entzog mich Kushina's Griff und sprang vom Bett auf. Zuerst schwankte ich wegen fehlendem Gleichgewichtssinn, hatte meinen Körper aber schnell wieder im Griff und lief zu meinem Kleiderschrank.

"Was machst du da?". Ich spürte Kushina's eindringlichen Blick auf mir ruhen, der jeder meiner Bewegungen ins kleinste Detail verfolgte. So wie ein Spürhund, der gerade eine Fährte aufgenommen hatte. Jedoch ignorierte ich sie gekonnt dabei und streifte mir meine Anbu-Tracht über. Erst als ich damit fertig war, drehte ich mich zu meiner Schwester um und erwiderte ihren Blick, in dem sich so viele Emotionen gleichzeitig widerspiegelten und mir einen Stich ins Herz verpassten. Die Last auf meinen Schultern war schwerer, als sie vermutete, niemand anderem unnötig zumutbar und vor allem keiner hochschwangeren Frau. Sie musste es endlich akzeptieren lernen. Endlich begreifen lernen.

"Es tut mir leid", sprach ich und setzte meine Tiermaske auf,"aber es ist nur zu eurem Schutz". Bevor mein Gegenüber etwas darauf erwidern konnte, verschwand ich in einer Rauchwolke und ließ Kushina alleine in meinem Zimmer zurück. Es war alles nur zu ihrem Schutz.
 


 

Minato's P.O.V
 

Ich erledigte gerade etwas Papierkram, als ich spürte, wie sich etwas im Raum veränderte. Jemand weiteres war hier, lehnte gegenüber von mir an der Fensterfront und wartete darauf, dass ich aufschaute. Dies musste ich nicht einmal tun, um zu wissen, um wen es sich da handelte.

"Was machst du hier, Kira?", fragte ich und legte den Stift in meiner Hand zur Seite, um meinen Blick anschließend auf sie zu richten. Die typische Anbu-Kluft, die sie am Körper trug, ließ mich dabei nichts gutes erahnen.

"Ich möchte für ein paar Tage auf Recherche gehen und brauche einen Partner", antwortete sie mir, noch immer an der Fensterfront lehnend, sich keinen Zentimeter bewegend. Ich schüttelte den Kopf und widmete mich wieder meinem Papierkram.

"Das kann ich dir nicht gewähren". Ich spürte deutlich, wie Kira's Augen sich daraufhin verengten und sie sich langsam von der Fensterfront abstieß.

"Und wieso nicht, wenn ich fragen darf? Ich bin ja wohl kompetent und vertrauenswürdig genug, dass du mich zur Not auch alleine losziehen lassen kannst". Ich seufzte und unterbrach meine Arbeit wieder, wohl wissend, dass diese Diskussion von längerer Dauer sein würde. Hatte Kira doch den gleichen Sturkopf wie ihre große Schwester Kushina.

"Dem bin ich mir auch durchaus bewusst, Kira. Ich hätte dir damals sonst wohl kaum erlaubt in deinem Alter ein Teil der Anbu-Einheit zu werden. Aber Fakt ist, dass du gerade eigentlich im Bett liegen und dich ausruhen solltest, weil du körperlich angeschlagen bist. Mental mal ganz zu schweigen". Kira kam vor meinem Arbeitstisch zum stehen und ballte ihre Hände zu Fäusten.

"Mental mal ganz zu schweigen", wiederholte sie, ihre Stimme von Wut und Unverständnis getränkt,"Was soll das denn bitte bedeuten?".

"Das soll bedeuten, dass Kushina und ich wissen, wovon deine Träume handeln. Wir haben dein Tagebuch gelesen und es ist schrecklich, was sich in dessen Zeilen widerspiegelt. Deshalb kann ich mir auch gut denken, weshalb du auf „Recherche” gehen willst. Aber das kann ich unter diesen Umständen nicht zulassen. Es ist einfach ein zu großes Risiko. Das solltest du eigentlich mitunter am besten verstehen". Ich erhob mich nun ebenfalls und lief um den Tisch herum. Vor Kira kam ich schließlich zum stehen und nahm ihr mit einem Ruck die Tiermaske ab, die mich schon seit Beginn unseres Gespräches störte. Schirmte diese ihre wahren Emotionen doch nur weiter vor mir ab, als Kira es so oder so schon selbstständig tat. Tränen blitzten in ihren blauen Augen auf, die denen von Kushina so ähnlich sahen. Tränen, die laut des Tagebuches schon lange unterdrückt worden sein mussten.

"Ihr habt mein Tagebuch gelesen?", fragte sie mit zittriger Stimme und anstatt ihr darauf zu antworten, legte ich meine Arme um ihre Taille und schloss ich sie einfach in die Arme. Zuerst regte Kira sich nicht und stand nur stocksteif da. Eine typische Abwehrhaltung ihrerseits. Doch als sie merkte, dass ich sie so schnell nicht wieder loslassen würde, gab sie meinem Griff nach und ließ sich wimmernd gegen meine, von Kleidung verdeckte Brust fallen.

"Du musst nicht mehr alleine mit deinen Träumen fertig werden und deren Last auf deiner Schulter tragen. Kushina und ich sind für dich da", flüsterte ich ihr ins Ohr und ließ meine Hand sanft ihren Rücken hoch und runter fahren, als die Schluchzer, die ihre Kehle verließen, immer lauter wurden. Ließ sie schließlich all den Schmerz, den sie bisher vor der Außenwelt verborgen hatte, nun mit einem Schlag heraus. Es dauerte auch noch eine Weile, bis meine Beruhigungsversuche anfingen Früchte zu tragen und Kira sich langsam wieder beruhigte.

"Besser?", fragte ich lächelnd und erhielt als Antwort ein leichtes Nicken. Doch sah ich ihr deutlich an, dass eine Besserung noch lange nicht in Sicht war. Zu weit waren diese Träume bereits vorgerückt, hatten dabei beschädigt und letztendlich kaputt gemacht. Trotzdem fuhr ich fort.

"Gut, dann geh wieder nachhause und ruhe dich weiter aus. Kushina ist bestimmt schon krank vor Sorge".

"Aber-".

"Keine Sorge", unterbrach ich Kira, bereits ahnend was sie mir gerade eben hatte sagen wollen,"ich kümmere mich schon darum".

"Wirklich?". Nun war es an mir dran zu nicken und ihr aufmunternd durch's rote Haar zu streichen.

"Ich weiß schon welche Person perfekt für diese Aufgabe ist. Mach dir keine großen Gedanken darüber. Ich habe alles im Griff".

Ablenkung

Kira's P.O.V
 

Auf meinem Bett liegend, schloss ich die Augen und versuchte mir die Pause zu nehmen, die ich mir laut Minato schon längst hätte nehmen sollen. Doch immer wieder schweiften meine Gedanken zu dem Traum ab, der mich schon seit Tagen ununterbrochen plagte. Es war sichtlich schwer für mich zu Hause zu sitzen und praktisch nichts zutun mit dem Wissen, dass dort draußen etwas vor sich ging, was im schlimmsten Falle nicht nur Kushina, Minato, deren Ungeborenes und mich betraf, sondern auch das gesamte Dorf Konohagakure. Wir alle drohten uns in unbändige Gefahr zu begeben. Gefahr, die ich mit meiner Vorahnung eigentlich sofort abwenden könnte. Doch mir waren die Hände gebunden worden. Musste nun unweigerlich dabei zu sehen, wie das Schicksal seinen tragischen Lauf nahm. Nichts würde danach mehr wie vorher sein. Alles würde sich mit einem Schlag verändern. Wie von selbst ballten sich meine Hände zu Fäusten und schlugen frustriert gegen das weiße Bettlacken unter mir. Und all dies wäre meine Schuld, weil ich nichts gegen die herrschende Bedrohung unternommen hätte. Ein Klopfen, ausgehend von meiner Zimmertür, ertönte. Doch ignorierte ich dies gekonnt und ging weiterhin meinen düsteren Gedanken nach. Gedanken, mit denen ich mich am liebsten gar nicht erst auseinandersetzen wollte. Gedanken und Szenarien, die ich auf Dauer nicht einmal meinem schlimmsten Feind wünschen würde. Nach weiteren Minuten, die ohne ein Herein meinerseits verstrichen waren, öffnete sich dennoch die Tür und Kushina trat ein.

"Was willst du?", fragte ich sie, klang dabei kälter und abweisender, als es eigentlich meine Absicht gewesen war. Ich wusste meine Gedanken, meine Gefühle gerade einfach nicht mehr zu steuern. Vor allem nicht in ihrer Gegenwart.

"Ich habe dir jemanden mitgebracht", antwortete Kushina und machte einen Schritt zur Seite, sodass Kakashi zum Vorschein kam. Kurz sah ich mein Gegenüber an, bevor ich meinen Blick wieder von ihm abwandte und an die weiße Zimmerdecke richtete. Ich wollte niemanden sehen. Nicht jetzt, wo mir alles gerade zu Kopf stieg. Nicht jetzt, wo ich wahrscheinlich Dinge von mir gab, die ich im Nachhinein bereuen würde.

"Lasst mich in Ruhe". Ich hörte Kushina seufzen und aus dem Augenwinkel sah ich, wie sie Kakashi etwas ins Ohr flüsterte. Was genau konnte ich jedoch nicht verstehen. Danach warf sie mir nochmal einen besorgten Blick zu, ehe sie mein Zimmer verließ und uns zwei alleine zurückließ.

"Möchtest du der Dame mit den roten Haaren nicht direkt folgen?", fragte ich Kakashi, würdigte ihn jedoch noch immer keines Blickes. Wusste ich doch, dass wenn ich dies tun würde, höchstwahrscheinlich noch in Tränen ausbrechen würde. Doch wollte ich keine Schwäche mehr zeigen. Niemanden mehr hinter meine Fassade blicken lassen. Dies würde nur Mitleid mit sich bringen, welches ich definitiv nicht haben wollte. Würde es mir in meiner Situation schließlich auch nicht großartig weiterhelfen. Es würde stattdessen nur noch alles verschlimmern.

"Möchtest du mir nicht einmal ins Gesicht blicken?", kam plötzlich die Gegenfrage und völlig überrascht von Kakashi's Wortwahl, sah ich ihn nun tatsächlich an und beobachtete ihn dabei, wie er sich neben mich auf's Bett setzte. Eine Weile lang schwiegen wir uns an. Die Anspannung, die in der Luft lag war deutlich zu spüren. Ließ ich schließlich niemanden an mich heran oder deren Kommunikationsversuche eisern an mir abprallen. Doch letztendlich setzte ich mich ebenfalls auf und ergriff das Wort. Wollte ich nämlich unbedingt die Frage loswerden, die mir schon seit vorhin brennend auf der Zunge lag.

"Wieso bist du hier, Kakashi?". Der Angesprochene seufzte leise, bevor seine Gesichtszüge sich verhärteten und schwarze Augen ernst in meine blauen sahen. Etwas, gerade für mich nur schwer definierbares, beherrschte dabei seinen Blick.

"Ich bin hier, weil ich glaube, dass du gerade einen Freund gebrauchen könntest".

"Einen Freund also", wiederholte ich und konnte nicht verhindern, dass meine Mundwinkel leicht in die Höhe schossen, obwohl mir gerade gar nicht danach war. Obwohl es der Situation überhaupt nicht entsprach. Denn auch wenn Kakashi es nicht immer zeigte, so war für jeden klar, dass seine Freunde ihm am wichtigsten waren. War es doch das einzige, was er noch nicht verloren hatte. Ihm das Schicksal nicht auf grausamste Art genommen hatte.
 


 

Kakashi's P.O.V
 

Stumm beobachtete ich, wie Kira sich neben mich ins warme Wasser gleiten ließ und ihren Kopf entspannt gegen den hölzernen Beckenrand lehnte. Zur Ablenkung hatte ich sie nach unserem Gespräch in eine heiße Quelle eingeladen, ihrem zweitliebsten Ort nach dem Hokageberg. Tausendmal hatte sie sich daraufhin bei mir bedankt, was ich mit einem einfachen Lächeln kommentiert hatte. War es schließlich nicht nur aus purer Freundschaft zu ihr, weshalb wir nun hier saßen.
 

~Rückblende
 

"Danke, dass du so schnell kommen konntest, Kakashi". Ich nickte nur und wartete darauf, dass mein Gegenüber mir endlich den Grund dafür nannte, weshalb er mich so plötzlich zu sich hatte rufen lassen. Minato-Sensei seufzte und fuhr sich gestresst durch sein blondes Haar.

"Ich habe dich rufen lassen, weil ich dich um etwas bitten möchte. Es geht um Kira".

"Um Kira?", fragte ich und erhielt als Antwort ein kurzes Nicken.

"Wie du weißt hat sie schon seit geraumer Zeit diese Träume, in denen es so scheint, als würden sie die nahe Zukunft für kurze Zeit widerspiegeln. Ein Traum, in dem Kushina und ich getötet werden, hat sich in den letzten Tagen jedoch fest in ihrem Kopf verankert. Seit dem findet sie kaum mehr Schlaf, hat ab und an heftige Stimmungsschwankungen, aber vor allem leidet sie mental darunter. Heute Vormittag hat das Ganze dann seinen Höhepunkt erreicht, als sie wie du gerade vor mir stand und mich darum gebeten hatte auf Recherche gehen zu können, um dem Hintergrund ihrer Träume nachzugehen. Ich hatte es ihr verboten, da es unter diesen Umständen ein zu großes Risiko ist. Vor allem, wenn Unmengen an unausgesprochener Gefühlen im Spiel sind. Aber du kennst, Kira. Sie ist genauso wie ihre Schwester Kushina. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wird sie es früher oder später auch in die Tat umsetzen. Deshalb möchte ich dich um einen Gefallen bitten. Ich weiß, dass du einen großen Einfluss auf Kira hast. Lenk sie ab und sei ihr besonders jetzt ein guter Freund, damit sie nicht wieder auf falsche Gedanken kommt. Ich bitte dich darum, Kakashi. Lass sie nicht der kompletten Dunkelheit verfallen, wenn schon ich nicht dazu in der Lage bin ihr zu helfen". ~
 

"Woran denkst du?", fragte Kira und riss mich aus meinem Gedankenstrom. Ich wandte meinen Kopf in ihre Richtung und blickte in blaue, vertraute Augen, die mich fragend ansahen.

"An nichts, was von großer Bedeutung wäre", erwiderte ich, woraufhin Kira skeptisch eine Augenbraue in die Höhe zog. Es war offensichtlich, dass sie mir nicht glaubte. Den selben Ausdruck wie jetzt setzte sie immer auf, wenn ich ihr eine beliebige Begründung für mein Zuspätkommen nannte. Doch anstatt weiter nachzubohren, beließ sie es dabei und schloss ihre Augen.

"Nochmals danke für den Tag, Kakashi. Es ist nicht selbstverständlich, was du alles in letzter Zeit für mich tust, um mich abzulenken. Ich will gar nicht wissen, wie viel es dich gekostet hat die gesamte heiße Quelle zu reservieren, damit wir nicht in getrennte Becken müssen". Ich konnte mir ein kleines Schmunzeln unter der Maske nicht verkneifen, als ich ihrer Bemerkung lauschte. Das Geld war hier gar nicht mal das wirkliche Problem.

"Mach dir mal um meine Finanzen keine Gedanken. Ich hoffe eher, dass du zu schätzen weißt, dass ich dir diesen großen Einblick in meine Privatsphäre gewähre". Kira nickte lachend und öffnete ihre Augen, die das erste Mal seit langem wieder einen Ausdruck von Freude widerspiegelten.

"Natürlich tu ich das. Deine Maske ist bisher aber noch immer nicht ganz gefallen, Kakashi Hatake". Ich verdrehte genervt die Augen, als sie besagtes Stück Stoff erwähnte, merkte aber wie das Schmunzeln auf meinen Lippen sich langsam zu einem breiten Lächeln verformte.

"Eine ist heute gefallen, Kira Uzumaki".

Ein neuer Partner

Kira's P.O.V
 

Mit den Gedanken völlig abwesend, lief ich durch die zur Mittagszeit belebten Straßen Konohagakure's. Einige Tage waren vergangen und mit ihnen rückte der Geburtstermin vom kleinen Naruto immer näher. Doch noch immer waren mir die Hände gebunden. Noch immer konnte ich nichts gegen die drohende Gefahr unternehmen. Denn auch wenn ich eine Anbu war, so setzte mich Minato zuletzt nur noch als Unterstützung für Jonin ein. Der Grund für sein Handeln lag dabei eindeutig auf der Hand. Denn als Teamleiterin einer Anbu-Einheit bekam ich oftmals Missionen, die sich nicht nur auf das Feuerreich beschränkten. Und somit wäre ich weit außerhalb von Minato's Kontrolle, weshalb er wohl befürchtete, dass ich meinen Ninja-Rang dazu ausnutzen könnte, um auf eigene Faust zu handeln. Wahrscheinlich behielt er mit diesem Gedanken auch recht, egal, wie oft ich in Gesprächen mit ihm dagegen argumentierte. Denn wie sollte ich auch mit reinem Gewissen ruhig sitzen bleiben können, wenn ich wusste, was uns alle in Zukunft erwarten würde? Wenn ich wusste, was aus dem Dorf, vor allem heran aber aus Minato und Kushina werden würde, wenn ich nicht schon bald etwas unternahm? Ein tiefer Seufzer fand seinen Weg aus meiner Kehle hinaus und zielstrebig bog ich in die nächste Seitenstraße ein, wo ich unmittelbar auf das Ichiraku zu steuerte. War es momentan mitunter der einzige Ort im Dorf, der mich meine Sorgen wenigstens für kurze Zeit vergessen ließ. Denn so banal es auch klingen mochte, so hatten Ramen tatsächlich eine positive Wirkung auf mich. Wieso dem so war, brauchte mich niemand erst fragen. Hatte ich schließlich selber keine Erklärung für dieses seltsame Phänomen. Dort angekommen schob ich mit meinem rechten Arm, die von der Decke hängenden Banner zur Seite und betrat das kleine, aber feine Nudelrestaurant. Sofort blickten mir zwei altbekannte Gesichter entgegen, die mich freundlich anlächelten.

"Hallo, Kira. Schön dich mal wieder hier zu haben", sprach Teuchi und steckte mich unweigerlich mit seinem breiten Lächeln an. Es war wirklich schön nach all den Monaten mal wieder hier zu sein. Und so grüßte ich die beiden das erste Mal seit langem wieder zurück, während ich mich auf einem der hohen Hocker niederließ.

"Du siehst ziemlich geschafft aus. Ist alles in Ordnung?", fragte Ayame, Tochter von Teuchi und schon seit Jahren eine gute Freundin von mir. Ich nickte, sagte jedoch nichts weiter dazu und blieb stumm, um dieses Thema schnellstmöglich zu beenden. Niemand sollte hinter meine Mauer blicken. Niemand sollte sehen, wie sehr ich gerade unter der ganzen Situation litt. Denn außer Mitleid würde es mir nichts bringen. Es würde an der herrschenden Situation nichts ändern. Ayame beäugte mich kritisch. Es war klar, dass sie mir nicht glaubte. Eine der wenigen Personen, die scheinbar erkannte, dass mein Lächeln nur aufgesetzt, nicht mehr echt war. Doch sie kannte mich auch gut genug, um zu wissen, dass ich nicht reden würde. Nicht jetzt, nicht hier. Sie wusste, dass ich von selbst mit der Sprache herausrücken musste, damit ein Gespräch auch wirklich Sinn ergab. Und so ließ sie dieses Thema stillschweigend ruhen und wandte sich dem Kochen meiner Nudelsuppe zu. Als diese nach wenigen Minuten bereits fertig war, stellte sie mir die dampfende Schüssel samt Stäbchen vor die Nase und sah mich durch braune Augen hinweg aufmunternd an.

"Lass es dir schmecken, Kira". Ich bedankte mich leise bei ihr, schnappte mir das beigelegte Paar Stäbchen und brach sie in zwei, bevor ich anfing zu essen. Und da ich ziemlich hungrig war, da ich in den letzten Tagen nicht viel an Nahrung zu mir genommen hatte, blieb es nicht nur bei einer Schüssel Ramen, sondern hörte erst nach der dritten Portion auf. Völlig überfressen, legte ich meinen Kopf auf der Theke ab und hielt mir meinen nun schmerzenden Bauch.

"Alles in Ordnung?", fragte Teuchi nach und wieder bewegte ich meinen Kopf. Diesmal aber um auf eine Frage hin zu verneinen. Schon lange hatte ich dieses Gefühl der Sättigung nicht mehr verspürt, woran sich mein Körper demnach also erst wieder gewöhnen musste. Als nach einer halben Stunde meine Bauchschmerzen dann schließlich abgeklungen waren, kramte ich aus meiner Hosentasche die passende Summe für die Nudelsuppe heraus und legte sie auf dem Tresen ab, bevor ich mich von den zwei Personen hinter diesem verabschiedete und mich wieder auf die vollen Straßen begab, dem Strom von Menschen folgend. Dieser führte mich am Ende vor die Tore des Friedhofs. Wie dies geschehen konnte wusste ich selber nicht. Doch anstatt wieder zugehen, passierte ich stattdessen das Tor und schritt dem Ort, der der Trauer gebührte, entgegen. Schritt für Schritt näherte ich mich dem Denkmal zum Ehren der Verstorbenen, hielt im nächsten Moment jedoch inne, als meine Augen die Umrisse einer mir bekannten Person ausfindig machten. Seine Schultern waren erschlafft, sein Blick war stur nach unten gerichtet, seine Hände zu Fäusten geballt. Und als es, wie in einem dieser typischen Filme, auch noch plötzlich zu regnen begann, war ich mir sicher zu sehen, wie sein Körper kaum merkbar anfing zu zittern. Ich zögerte. War mir nicht sicher, ob ich ihn alleine lassen, ihm den Moment geben sollte. Doch ich entschied mich nach kurzer Überlegung dagegen und setzte meine Route entschlossen fort. Stumm stellte ich mich neben ihn, als ich zu ihm aufschloss. Dass er meine Präsenz war genommen hatte, hatte mir sein kurzer Blick von der Seite aus verraten, den er mir zu geworfen hatte, bevor er diesen schnell wieder von mir abwandte. Dieser kurze Blickkontakt hatte jedoch genügt, um die Tränen in seinem Gesicht zu sehen. Um zu sehen, wie sehr die Trauer, die Wut, die Unverständnis, die Schuldgefühle und vor allem auch die Reue seinen Körper in diesem Augenblick einnahmen. Es war ein Anblick, der selten war. Ein Anblick, der letztendlich aber wohl auch selten bleiben sollte. Denn niemand konnte sich vorstellen, wie es war jemanden zu verlieren. Jemanden zu verlieren, der einem näher stand als alles andere. Praktisch mitunter das einzige war, was einen bis zu diesem Zeitpunkt noch am Leben gehalten hatte. In dieser Hinsicht waren er und ich uns äußerst ähnlich. Wir beide verstanden die wahre Bedeutung von Schmerz. Selbst, wenn die Ursachen für diesen nicht immer denselben Ursprung hatten. Vielleicht war dies auch einer der Punkte, weshalb er und ich uns so gut verstanden. Weshalb er und ich überhaupt erst beste Freunde werden konnten.

"Obito, er war mein bester Freund", flüsterte Kakashi plötzlich und brachte mich dazu meine Gedankengänge zu unterbrechen,"wir hatten unsere Probleme, wir hatten unsere Differenzen und Auseinandersetzungen, aber auch wenn ich es nie laut aussprach, auch wenn ich es niemandem sagte, so war er schon immer mein bester Freund gewesen. Er war neben den ganzen Missionen das-". Kakashi's Stimme brach ab, als diese von unkontrollierbaren Schluchzern erfüllt wurde. Doch versuchte er sich irgendwie zusammenzureißen, um zu beenden, was er angefangen hatte. Dies gelang ihm nach einigen Anläufen auch.

"Er war das, was mich am Leben erhalten hat. Die Rivalität zu ihm. Die Missionen waren eine Ausflucht, eine Ablenkung von dem, was mich daheim erwartete. Gähnende Leere. Doch mit ihm in einem Team zu sein war das, was mir letztendlich immer wieder einen neuen Anstoß gegeben hat". Weinend brach Kakashi zusammen und fiel auf die Knie. Er hatte einen völligen Nervenzusammenbruch. Und so kniete ich mich neben ihn auf die nasse Erde, legte einen Arm um seine Schulter und zog ihn ganz dicht an meinen eigenen Körper heran. Ohne Widerstand ließ er dies über sich ergehen und krallte sich wie ein Ertrinkender in meinem Rücken fest. In Momenten, wie diesen wurde mir klar, dass Kakashi's Vergangenheit ihn geprägt hatte. Ihn nahezu zerstört hatte. Kaum jemanden ließ er an sich heran. Wahrte in der Öffentlichkeit den Ruf eines talentierten, unnahbaren Shinobi, damit niemand hinter seine Fassade blickte. Damit niemand ihn als einen Schwächling bezeichnete. Doch mich ließ er. Mich stieß er nicht, wie all die Menschen vor mir, ab und gewährte mir Einlass in seine Welt. Er vertraute mir. Und allein das war Grund genug zu versuchen, seine kaputte Welt wieder heile zu machen. Um wenigstens zu versuchen ihn wieder Liebe, Glück und Freundschaft zu erfahren lassen, damit er seinen persönlichen Frieden finden und mit der Vergangenheit abschließen konnte. Wenigstens er sollte in der Lage sein in eine strahlende Zukunft zu blicken. Denn so, wie die Dinge ihren Lauf nahmen, würde ich schon bald nicht mehr dazu in der Lage sein können. Kakashi und ich verharrten bereits seit einigen Minuten in dieser Position. Es waren auch schon einige Leute, darunter auch Freunde von uns, zufällig hier vorbeigekommen, die jedoch sofort wieder verschwunden waren, als ihnen die Schwere der Lage bewusst geworden war. Doch ich machte auch keine Anstalten meinen besten Freund loszulassen. Nicht, wenn er mich brauchte. Nicht, wenn er auf mich zählen konnte. Plötzlich aber tauchte neben uns ein Anbu auf, der mich eindringlich musterte.

"Der Hokage hat nach dir rufen lassen".

"Ich kann nicht", erwiderte ich und deutete unausgesprochen auf die zerbrechliche Figur neben mir.

"Der Hokage hat sich irgendeine Art der Verweigerung bereits gedacht. Deshalb soll ich dir ausrichten, dass es sich hierbei um einen Befehl handelt".

"Verstehst du nicht, was ich gerade eben gesagt habe?", schrie ich, die aufkommende Wut nicht zu überhören,"Ich kann gerade nicht von hier-".

"Geh schon, Kira", flüsterte Kakashi neben mir und löste sich aus meinem Griff. Ungläubig sah ich ihn an.

"Ich lasse dich jetzt doch nicht alleine zurück. Bist du eigentlich verrück-".

"Geh schon!", unterbrach mich Kakashi erneut, diesmal jedoch mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme. Besorgt musterte ich Kakashi. Mir war nicht wohl dabei ihn heute noch alleine zu lassen. Doch als ich in seinem Auge erkannte, dass er es wirklich ernst meinte, nickte ich ergeben und stand auf.

"Mach mir ja keinen Unfug". Mit diesen Worten verschwanden der Anbu und ich in einer Rauchwolke und machten uns auf den Weg zu Minato. Gnade ihm Gott, wenn es nicht wichtig war.
 


 

Minato's P.O.V
 

"Was willst du?", fragte Kira sofort, als sie auf meinen Befehl hin in meinem Büro auftauchte und ihr Blick bereits verriet, dass ihr gerade nicht zum Scherzen war. Irgendetwas war wohl geschehen, von dem ich noch nichts wusste, von dem ich noch nichts ahnte. Deshalb entschied ich mich ohne große Umschweife mit der Tür ins Haus zu fallen, bevor mir mein Gegenüber hier noch randalierte.

"Ich habe einen neuen Teampartner für dich, da Kakashi ja nun nicht mehr länger bei der Anbu tätig ist und du nach jemandem neuen an deiner Seite gefragt hast", während ich sprach öffnete sich die Tür zu meinem Büro und eine weitere Person in Anbu-Tracht betrat den Raum,"Darf ich vorstellen, Kira? Das ist Tenzō".


Nachwort zu diesem Kapitel:
Jetzt habe ich es auch endlich mal geschafft, das Kapitel ordentlich zu kopieren. Sorry, für vorhin :D
Und ein großes Danke schön an Jeda, die den Text für mich Korrektur gelesen hat (: Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich bin nicht ganz zufrieden mit dem Kapitel, aber dennoch hoffe ich, dass es ganz in Ordnung war (: Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Gosick
2016-06-02T08:40:54+00:00 02.06.2016 10:40
Ich fand Kakashi für seine Verhältnisse hier schon beinahe zu weinerlich, was keine Kritik werden soll. Eigentlich kam er immer wie jemand vor, der auch in höchster Not keine Mine verzieht. Kenne die Story zwar, aber einen ganzen Nervenzusammenbruch aus dem Nichts klingt schon hart :D
Nun ja, man lässt sich manchmal auch gehen vor den richtigen Personen, mir gefiel die Szene nämlich gut. Hervorragend dramatisch und gut visualisierbar in der wörtlichen Rede.
Und wie es scheint, bekommt die Story nun ein neues Gesicht. Du machst es spannend, so ganz ohne Beschreibung :D
Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel.
Keep it up ~
Antwort von: abgemeldet
02.06.2016 15:09
Ne, ist schon gut. Kritik und Meinungen sind immer gerne gesehen. Es kann ja nie alles perfekt sein :D
Hm, ich weiß was du meinst. Und joa kann schon sein, dass Kakashi etwas weinerlicher rüberkam, als er für gewöhnlich ist. Beim schreiben habe ich zu Beginn auch ehrlich gesagt nicht wirklich darauf geachtet. Aber dann dachte ich mir, dass es mal schön wäre eine andere Seite von ihm zu sehen. Eine Seite, die sich hinter einer möglichen Fassade verbirgt und bisher noch nie jemand zusehen bekommen hat.
Und danke. Ich versuche es weiterhin spannend und nicht vorhersehbar zu machen :D
Von:  Gosick
2016-05-30T06:09:39+00:00 30.05.2016 08:09
Nett Nett! Also die große Ruhe vor dem Hammerschlag? Sozusagen die letzten Filler vor dem Knall. Auf jeden Fall hast du weiterhin nur wenige Fehler in der Rechtschreibung und die Richtung, in die die beiden Turteltäubchen gehen, gefällt mir ganz gut :3
Auch die Dialoge waren hier wieder ordentlich und aussagend kraftvoll.
Lese bald weiter :)
Antwort von: abgemeldet
30.05.2016 16:02
Danke und mach das (:
Wer weiß? Vielleicht kommen sie zusammen, vielleicht aber auch nicht. Ich führe Leute gerne an der Nase herum :D
Von:  fahnm
2016-05-27T16:38:25+00:00 27.05.2016 18:38
Klasse Kapitel
Antwort von: abgemeldet
27.05.2016 19:32
Danke (:
Von:  Gosick
2016-05-27T12:58:07+00:00 27.05.2016 14:58
Und noch einmal ein gefühlvolles Kapitel, ein Sinnbild für den Geist, meiner Meinung nach sogar ein klein wenig tiefer als das letzte. Liegt bestimmt an den schönen Formulierungen, die dir dieses Mal einfielen. Ganz besonders die Situation mit der Maske und Minato war sehr betont. Wird von Kapitel zu Kapitel besser!
Und jetzt schickt er den jungen Kakashi los oder was? :'D
Antwort von: abgemeldet
27.05.2016 15:18
Danke schön.
Hm, warts mal ab (:
Von:  Gosick
2016-05-27T06:13:38+00:00 27.05.2016 08:13
Ich finde, dieses Mal hast du noch besser überarbeitet als die letzten Male. Mir sind kaum Schleichfehler aufgefallen, sehr gut. Fehler gibts ja immer, in jeder Story. Kann man nicht vermeiden xD
Meiner Meinung nach bin ich kein großer Fan dieser "P.O.V" Dinger, da ich ja wie gesagt in der Gottesposition schreibe dritte Person und nicht Ich-Form, hehe. Aber dieses Mal gefielen mir die einzelnen Breaks zwischen den Wechseln äußerst gut! Es war schon spannend. Auch in der emotionalen Schiene gefiel dieses Kapitel mir mehr als das Letzte. Es las sich, hmm, "echter" und vertraulicher irgendwie. Zum Nachempfinden einfach halt.

Ich hoffe, dein nächstes Kapitel kommt bald ^^
Antwort von: abgemeldet
27.05.2016 13:07
Danke für deinen ehrlichen Kommentar. Joa ich gebe mir schon Mühe detailreich zu schreiben, sodass einem die Gefühle der einzelnen Charaktere auch wirklich nahegebracht werden. Dies gelingt mir mal mehr mal weniger. Genauso verhält es sich bei mir auch mit der Zeichensetzung. Im Endeffekt handle ich aus meinem Instinkt heraus und schaue, was dabei rauskommt. Entweder es ist gut oder eben nicht so gut, wie es eigentlich im Rahmen meiner Möglichkeiten wäre.
Das nächste Kapitel ist schon hochgeladen (:
Von:  fahnm
2016-05-26T22:12:57+00:00 27.05.2016 00:12
Spitzen Kapitel
Mach weiter so
Antwort von: abgemeldet
27.05.2016 00:31
I try (:
Von:  Gosick
2016-05-24T23:42:09+00:00 25.05.2016 01:42
Ein süßes Kapitel über Freundschaft und die Grenze, die sich dahinter/darüber (wo auch immer xD) befindet. Du hast die Unterhaltungen schön mit persönlichen Merkmalen geschmückt wie "Mein Lächeln wurde immer breiter und ich war froh, so jemanden zu haben."
Ganz unklar ist die Situation dem wissenden Leser ja nun nicht, aber ich lasse mich doch gerne immer wieder überraschen. Denn es ist nochmal etwas gänzlich Anderes, die Sicht aus einer "gänzlich" anderen Perspektive zu beobachten.
Nebenbei sind deine atmosphärischen Beschreibungen oder das agieren mit ihr wie im letzten Kapitel weiterhin erfrischend.
Schreib weiter so ~

I'll be waitin :'D
Antwort von: abgemeldet
25.05.2016 14:08
Danke schön.
Sobald ich nochmals drübergeguckt habe und zufrieden bin, lade ich es hoch (:
Von:  fahnm
2016-05-15T23:49:13+00:00 16.05.2016 01:49
Ein Super Kapiel.
Mach weiter so
Antwort von: abgemeldet
16.05.2016 18:45
Danke (:
Von:  LizudemAm
2016-05-15T14:00:34+00:00 15.05.2016 16:00
Finde ich bisher ziemlich gut mach weiter so
Antwort von: abgemeldet
15.05.2016 17:48
Danke (:
Ich werde es probieren (:
Von:  Gosick
2016-05-12T22:54:45+00:00 13.05.2016 00:54
Mysteriös und wiederrum einigermaßen aufgeklärt. Ich bin mir noch etwas unsicher über die Zeitstruktur des zweiten Traumes, aber mir hat das erste Kapitel doch gefallen. ^^
Am Anfang spielte ich mit dem Gedanken, Kira und Minato hätten eine Affäre, warum auch immer xD
Auch hier gefallen mir deine gefühlsbetonten Passagen. Allerdings fehlt mir noch irgendwie der Biss im Detail dabei.
Abwarten und weiter leisen ~

Weiter so :)

Antwort von: abgemeldet
13.05.2016 14:59
Danke für den netten Kommentar (:
Eine Affäre? Darauf wäre ich jetzt echt nicht gekommen :D
Ich versuche mal daran zu arbeiten und noch etwas mehr ins Detail zu gehen. Mal schauen, was dabei rauskommt (:


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