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Empfindungen

von

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Zorn


 

Zorn
 

„Ruft Legolas zurück.“

Die kalte, gleichgültige Stimme Thranduils gab den Befehl an die Wachen, die sich im Thronsaal befanden. Sie waren auf sein Verlangen hin erschienen und seit einigen Stunden bereit für seine Anordnungen gewesen, von denen er selbst noch nicht genau zu wissen schien, ob er sie äußern sollte oder ob er sie besser unter Verschluss hielt.

Der König saß anmutig, erleuchtet vom Sternenlicht, auf dem höchsten Stuhl des königlichen Palastes und sah in die Ferne. Das verglaste Dach gewährte dem Monarchen die Sicht auf den pechschwarzen Nachthimmel, an dessen Horizont ein karmesinroter Schein zu erkennen war, der unstet flackerte.

„Sehr wohl, mein König“, reagierte sofort einer der Berater und verbeugte sich hektisch. Vor kurzem hatte noch Totenstille geherrscht und der arme Elb wusste zunächst gar nicht wohin mit sich. In letzter Zeit war der König unberechenbar und für einen Elben konnte man Thranduil sogar als launisch einstufen.

„König Thranduil, es dünkt mich der Pri-…“, begann der Elb zu sagen, doch der Silberblonde fuhr ihm über den Mund: „Ich kann davon ausgehen, dass er Tauriel folgte, die dem Zwergenpack nachgelaufen ist.“

„Jawohl, mein König. Ich denke, die beiden sind unversehrt.“

„Natürlich sind sie das. Darüber mache ich mir keine Sorgen. Geh nun los und hole Legolas zurück. Bald beginnt ein Krieg!“, donnerte die Stimme des Königs nahezu durch den weiten Raum.

Sofort setzte ein unruhiges Getöse ein. Die umherstehenden Wachen machten sich bereit und begannen Maßnahmen zu treffen und sich auf den Ernstfall vorzubereite und machten sich auf in die außenliegenden Kasernen.

Thranduils Gedanken hingegen waren dunkel, verschleiert von seinem Abscheu auf Zwerge, die aus seinen Verließen entkommen waren und Hass auf die feuerspeiende Echse, die sich über Tal und Seestadt hermachte. Unweigerlich knirschte er mit den Zähnen, obwohl er sich gar nicht dazu herablassen musste. Immerhin war er ein mächtiger König. Und dennoch…

„Ich werde dem Prinzen und Tauriel die Nachricht unverzüglich überbringen“, kündigte der Ratgeber an, der an der Seite des Königs verlieben war. Bevor er jedoch den Saal verlassen konnte, hörte er die emotionslose Stimme des Königs: „Tauriel brauchst du nicht Bescheid zu geben. Sie ist ab sofort aus verbannt dem Waldlandreich.“

„Mit Verlaub, mein König, darf ich Euch nach dem Grund fragen?“, die Überraschung stand dem anderen Elben ins Gesicht geschrieben, „Ist es, weil sie mit den Zwergen sympathisiert? Oder weil sie Euren Befehlen ungehorsam war?“ Der Elb mit dem rotbraunen Haar wusste, dass er mit dem Feuer spielte, denn jede Sekunde des Zögerns konnte des Königs Rage entfachen.

Wider alle Erwartungen, schloss Thrandil für einen Moment seine Lippen, so als suchte er nach Worten. Sein Blick schweifte zu den blassen Sternen hinauf und nur langsam ließ der weißblonde sich zu einer Antwort hinreißen. „Die Verbannung ist meine Gnade ihr gegenüber. Tauriel ist… noch sehr jung und versteht diese Welt noch nicht. Sie weiß noch nicht, wovor ich unser Reich wirklich schütze.“

Durch den Kopf des Elbenkönigs raste eine Sequenz von alten Erinnerungen. Die vergangenen Erlebnisse von vielen, tausend Jahren. Die klaren Bilder von Feuersbrunsten und Tod, die sich miteinander in der Luft vermischten. Samt dem Schmerz, der eigenen Brust. „Egal wie oft ich es ihnen erklärte… Tauriel, wie auch Legolas haben noch nie etwas im Leben verloren, das ihnen wirklich wichtig war. Bisher habe ich sie in einen Käfig gesperrt, aus dem sie gewaltsam zu fliehen versuchen. Tauriel soll sich die Welt da draußen ruhig ansehen. Ganz gleich wie viele Narben sie davontragen wird, sie soll es erfahren… Zuversicht, Freundschaft oder auch Liebe… Da draußen wird sie nicht umhin kommen verletzt zu werden.“

Erstaunt über die eingehende Antwort des Königs, betrachtete der Berater das edle Gesicht vor sich. Hinter seinen verschlossen Augen, konnte Thranduil noch immer die erhellte Szene erkennen, wobei er das Gefühl hatte, jeden Moment wieder in die Situation zurück versetzt zu sein in die tosenden Flammen des Drachen zu starren und machtlos der brennenden Maid gegenüber zu stehen.

Jeder in diesem Königreich hatte sie gekannt.

Sie war mutig gewesen.

Eine wunderschöne Sindarelbin, welche vom Feuer verschlungen ward. Die einzige Person, die neben Legolas seine Liebe empfangen hatte. Die schlanke Hand des Elbenkönigs glitt zu seinen geschlossenen Lidern und rieb sie sich, so als habe er seit Wochen nicht geschlafen. Der dunkelhaarige Elb, der als Berater diente, wandte seinen Blick auf den Boden. In der Lage zu erahnen was in seinem König vorging. Auch er hatte um seine junge Königin getrauert.

„Vergebt mir, König Thranduil…“

„Ich werde mein Volk verteidigen“, entgegnete der Elbenkönig nun. Sein Berater legte sich die Hand auf die Brust, machte eine tiefe Verbeugung vor seinem Herrn: „Ich werde den Prinzen sofort zurückrufen.“

„Sollte Legolas sich weigern…“, begann Thranduil, worauf er einige Sekunden innehielt und noch einmal tief durchatmete, „Dann lasst ihn gewähren und tun, was er für richtig hält.“

„Seid Ihr Euch sicher, mein König?“

„Es gibt keine Ketten, die ich Legolas anhängen möchte. Sendet Späher aus um die Lage in Esgaroth zu erkunden und erstattet mir sofort Bericht. Sollte es von Nöten sein, komme ich euch zur Unterstützung.“

„Sehr wohl“, Thranduils Berater wandte sich um, damit er den anderen Kriegern berichterstatten. Bevor er jedoch den Thronsaal verließ, kam ihm noch eine andere Angelegenheit in den Sinn. „Mein Herr, was… ist mit der Kette? Ist sie noch immer in dem Berg? Was… gedenkt Ihr wegen dieser Obliegenheit zu unternehmen?“

Der König verengte seine kalten Augen zu schlitzen, worauf er mit ebenso kalter Stimme einen neuen Befehl aussprach: „Holt sie zurück.“

Der Gedanke an die teuren Juwelen aus reinstem Sternenlicht bestanden, versetzten Thranduil einen schmerzhaften Stich ins Herz. Da gab es diese eine Kostbarkeit, welche nur für die Eine bestimmt war. Für diese Eine, deren sterbliche Hülle es nicht mehr gab. Nur noch die Erinnerung im Herzen des Königs. Das Andenken an seine Königin.

In grauer Vorzeit hatte sie ihm zerrüttete Blicke zugeworfen, als er um sie freite. Sie war zwar ein Sindar wie er, doch war der Stand ihrer unbedeutenden Familie noch lange nicht so vornehm wie die seine gewesen. Aus diesem Grund hatte sie den Vorzug seiner Gefühle stets abgelehnt. Immerhin war ihre Familie ‚zu unbedeutend‘, wie sie es selbst unzählige Male behauptet hatte. So nahm Thranduil die wertvollsten Juwelen, die er besaß und war im Begriff sie dem Fräulein übergeben. Nur ihr sollten die Schmuckstücke aus silbernem Sternenlicht gehören. So hatte sich der König des Düsterwalds dazu entschlossen, die Zwerge darum zu bitten diese Edelsteine zu einer prunkvollen Halskette zu verarbeiten. Thranduil wollte dieser Einen alles zukommen lassen, nur damit sie sich dazu bereit erklärte mit ihm gemeinsam in dieser Welt zu leben. Dieses Schmuckstück sollte das Symbol für seine unendliche, tiefe Liebe zu ihr sein, wie auch ein Beweis dafür, dass sie ihm wichtiger war als alle Reichtümer die Licht in sich gespeichert hatten.

Heute, band er eine andere Elbenmaid, aus niederem Stande an sich. Auch wenn diese Verbindung vollkommen anders war, als jene mit der Elbenfrau aus dem einfachen Rang der Sindarelben, diese kleinen Gesten waren der Beweis dafür, dass seine Liebe noch immer noch ihr gehörte.

Nachdem des Königs Berater den Thronsaal verlassen hatte, um die Befehle Thranduils weiterzugeben und ausführen zu lassen, sah er wieder in die Dunkelheit hinaus. Unmerklich stieß er einen lautlosen Seufzer aus. Wenn es in seiner Macht läge, hätte er auch das junge Silvanelbenfräulein vor jeglichen Wunden bewahrt, fürsorglich aufgezogen und sie dann in die Hände eines ehrbaren Elben gegeben. Doch er konnte sie nicht auf diese Weise schützen. Sie musste Verlust kennenlernen. Ohne Zweifel.

„Ihr müsst am Leben bleiben. Legolas… Trauiel…“

Solange ihr überlebt…

…ist alles gut.

Nein.

Er konnte es dieses Mal nicht dem Zufall überlassen. Thranduil war sich darüber bewusst, dass er handeln musste. Dieses Mal, da war er sich sicher, war es Zeit seine Kräfte aufzubringen um die vor den Feuersbrunsten zu retten, die ihm wichtig waren.

Mit einer raschen Bewegung erhob sich der silberblonde König und schritt hinaus durch die Korridore in die Kasernen hinaus.

„Bereitet euch zum Krieg vor! Wir ziehen nach Esgaroth zu dem Narren, der versucht einen Drachen zu erlegen!“, hallte die Stimme des stolzen Elbenkönig durch das Lager.
 

Dieses Mal ist es mein Kampf.

Es ist unser Kampf.

Ich werde meinem geliebten Sohn und meine mutige Ziehtochter verfolgen um sie zu verteidigen.

Und nicht zu letzt…

diese Halskette zurückholen.
 

Fortsetzung folgt



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