Interlude.
Der September hatte nach und nach seinen Glanz verloren und wich einem trüben Oktober. Das wundervoll warme Wetter schwächelte immer mehr und ein kühler Wind wehte durch die bunten Blätter der Bäume, nahm hie und da ein bereits welkes mit sich und trieb es spielerisch durch die Lüfte. Die Sonne kämpfte sich schwerfällig und immer seltener durch die zunehmenden Wolkendecken hindurch und wenn sie es schaffte, vermochten ihre Strahlen nicht mehr wirklich zu wärmen. Doch der Großteil der Schüler ließ sich davon nicht beeindruckten, machten sie doch lange Spaziergänge durch die Alleen rund um die Schule, deren Wege von immer mehr von herabfallenden Blättern gefärbt wurden. Sie sammelten sich auf den Sportplätzen, in ihren Jacken und wärmten sich durch exzessiven Sport oder ebenso intensives Anfeuern.
Ein Mädchen auf dem Internat jedoch begrüßte diesen Umschwung des Wetters mit offenen Armen, gab es ihr doch einen Vorwand, sich in einer Decke in einen Sessel im Gemeinschaftsraum zu setzen und dort stundenlang zu verharren – mit einem Buch in der Hand und einem Tee auf dem Beistelltisch nebenan. Der Rücken ihres Buches ließ durchblicken, dass es schon viele Male gelesen worden war, doch trotzdem saß Sakura mit vor Spannung zusammengekniffenen Augen und nach vorn gekrümmter Haltung da, als versuche sie, in das Buch einzutauchen.
Erst vor kurzen hatte ein lauter Gong das Ende des Unterrichts verkündet und sie hatte es nicht verstanden, wieso die Leute trotz des höchstens aschfahlen Sonnenscheins immer noch fluchtartig nach draußen stürmten. Kopfschüttelnd war sie die Flure zu ihrem Zimmer gelaufen, um ihre Sachen zu verstauen, hatte sich eine dünne Fleecedecke und ihr Lieblingsbuch geschnappt und sich im völlig ausgestorbenen Gemeinschaftsraum auf einen der gemütlichen Sessel gesetzt.
»Idioten«, murmelte sie hin und wieder, wenn sie an die glücksseeligen Gesichter dachte. Wie sie, anstatt gewissenhaft ihren Berg an Hausarbeiten zu erledigen, sich dort draußen sportlich betätigten und schlussendlich durch den kühlen Wind auch noch erkälten würden. Auch Naruto hatte sich bereits das ein oder andere Mal mit leidendem Gesichtsausdruck bei ihr über die Unmengen an Hausarbeiten beschwert und sie gebeten, ihm zu helfen. Aufgrund des Mangels an Hobbys, insbesondere jenen, die draußen stattfanden, hatte sie mehr als genügend Zeit, um die Arbeiten entspannt zu erledigen und hatte darüber hinaus noch genügend Zeit, so wie jetzt, um sich den Fantasiewelten ihrer Büchersammlung hinzugeben.
Doch hatte sie ihre entspannten Pläne nicht ohne den blondhaarigen Wirbelwind gemacht, welcher sich seit Neuestem als Sakuras beste Freundin bezeichnete, denn Ino stürmte in eben dieser Sekunde durch die großen Türen des Gemeinschaftsraum. Es nervte Sakura tatsächlich ein wenig, dass Ino sie bereits so gut zu kennen scheinte, dass sie sofort wusste, wo sie nach der Schule immer zu finden war. Vermutlich hatte sie vorher nicht einmal in ihrem Zimmer nach ihr gesucht. Ihre Stimmung verlor sich sofort unter dem Nullpunkt, denn Sakura wusste sehr wohl, aus welchen Beweggründen die Blondine hier in diesem menschenleeren Gemeinschaftsraum auftauchte: Sie wollte sie mit nach draußen zerren. Wo es windig war. Und kalt. Und absolut nicht gemütlich. Was sie an der Sache jedoch am Meisten pikierte, war, dass sie sich nicht wirklich sicher war, ob Ino dies aus purer Gutmütigkeit und Freundschaft tat oder ob die Blondine sie aufgrund ihrer sehr wohl offenen Abneigung gegen kaltes Wetter nerven wollte.
»Was machst du denn schon wieder hier?«, fragte Ino gespielt neugierig und tippte sich mit ihrem Zeigefinger und einer an Lächerlichkeit grenzenden Unschuldsmiene das Kinn. Für einen Moment lang überlegte Sakura, ob sie so tun sollte, als hätte sie die Yamanaka nicht gehört, doch sie wusste aus Erfahrung, dass das nicht besser für sie enden würde, als wenn sie direkt reagierte.
»Ich lese.«, antwortete sie also knapp und hoffte inständig, dass Ino den gedanklichen Wink mit dem Zaunpfahl verstand und sie wieder in Frieden ließ. Natürlich tat sie dies nicht.
»Langweiler!«, frotzelte sie und ließ sich auf einem Sessel in der Nähe von Sakura nieder, »Wir sind alle draußen und spielen Basketball...«, sie zeigte auf sich herunter, um ihr sportliches Aufmachen zu erklären, »...und würden uns wirklich freuen, wenn du uns Gesellschaft leisten würdest. Lesen kannst du auch draußen auf einer Bank!« Sakura seufzte tief, es war nicht das erste Mal, dass die Blondine so argumentierte und jedes Mal lautete ihre Antwort gleich:
»Es ist kalt und ungemütlich! Und außerdem ist mir euer Gebrülle und Gejohle zu laut, ich kann so nicht lesen und das weißt du genau.« Sie klemmte sich eine lose herabfallende Strähne hinter ihr Ohr und schaute ihre Freundin mit einem scharfen Blick an. Ihre jadegrünen Augen funkelten sie noch einen Moment lang an, ehe sie sich wieder den verschnörkelten Wörtern ihres Buches zuwandten. In Sakuras Augen gab es überhaupt keinen Grund zur Debatte bei dieser Prioritätenfrage. Warmer Sessel, Buch und ein dampfender Zitronentee lagen auf der Rangliste ganz klar über fröstelnde Gliedmaßen und Kopfschmerzen. Auf der anderen Seite war es allerdings ebenso offensichtlich, dass Ino ihr in dieser Ansicht ganz und gar nicht zustimmte. Und dass sie diesen kleinen Kampf an dieser Stelle noch nicht einfach aufgeben würde.
»Komm schon, Sakura...«, Ino setzte ein gewinnendes Lächeln auf und nickte ihr aufmunternd zu, »Wir haben gerade alle echt 'ne Menge Spaß und mit dir würde es noch besser werden!« Sakuras Gesicht verzog sich zu einem spöttischen Grinsen angesichts der offensichtlichen Lüge. Eines war jedenfalls gewiss: Sakura zählte sicherlich nicht zu den Menschen, die man als Spaßkanonen bezeichnen würde. Wenn sie anwesend war, zog sie die Stimmung mit ihrem ständig sauertöpfischen Gesicht eher herunter, als dass sie sie anhob. Nicht, dass Sakura nicht auch eine humorvolle Ader hatte, nein, das war es nicht. Ihr Humor war nur eben anders. Er war bissig, subtil und troff meistens vor Sarkasmus und nur wenige aus ihrem stetig wachsenden Bekanntenkreis, darunter Sasuke, wussten ihn zu erkennen und zu deuten.
»Ja, genau. Jeder Mensch, der mich sieht, fängt einfach instinktiv das Lachen an. Muss an meiner offenherzigen, stets gut gelaunten Natur liegen, vermute ich!«, konterte Sakura spitzzüngig, ohne dabei jedoch den Blick von ihrem Buch abzuwenden, wenn auch beiden bewusst war, dass Sakura sich sicherlich nicht auf die Worte konzentrieren konnte, welche sie soeben noch so tief im Bann hatten.
»O-kay~«, summte Ino und stand auf. Sakura roch den Braten, traute ihm jedoch nicht. Ihre Augen verengten sich und sie beobachtete die Blondie aus den Augenwinkeln heraus. »Dann werde ich mir jetzt einen Tee machen, mich zu dir setzen und dann können wir ein wenig über dein Liebesleben plaudern!« Ein süffisantes Grinsen umspielte Inos Lippen, ehe sie sich in Richtung des Wasserkochers hinter dem Tresen fortbewegte. Sie brauchte Sakuras Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass sie gewonnen hatte, so ließ sie sich also betont viel Zeit, um zum Tresen zu laufen, ganz und gar nicht in der Absicht, sich wirklich einen Tee zuzubereiten.
»Na gut, du hast gewonnen!« Das ohnehin unanständig breite Grinsen der Yamanaka nahm noch weitere Ausmaße an, ehe sie eine möglichst unsichtbare Siegesfaust in der Luft tanzen ließ.
Kalt war nicht das richtige Wort, um den messerscharfen Wind zu beschreiben, der unnachgiebig über das Gelände bließ und Schüler im Gesicht irritierte, doch genauso gut war angenehm ein eher befremdliches Wort dafür. Sakuras Blicke, während sie außerordentlich langsam hinter der Yamanaka her stiefelte, hätte vermutlich Löcher in andere bohren können, vielleicht vermochte er sogar zu töten.
»Hey, Sakura!«, rief Naruto ihr vom Feld aus zu, als er sie erblickte. Er wirkte ganz erhitzt davon, einem Ball hinterher zu jagen, sein Gesicht war tomatig rot. Zögerlich winkte sie ihm zurück, ehe sie sich, zusammen mit ihrer Decke, neben Ino und Hinata auf den Rasen setzte. Den Tee, welchen sie sich zubereitet hatte, hatte sie in einer Thermoskanne mitgenommen und trank ihn nun schlürfend aus dem Deckel.
»Kann mir einer erklären, wieso TenTen bei den Jungs mitspielt?«, erkundigte Sakura sich nach einer Weile mit halbherzigem Interesse und blickte auf das Mädchen mit der schrägen Frisur. Ino hatte am erste Tag Recht behalten sollen, doch das würde die Haruno natürlich nie zugeben: Sie mochte TenTen, vermutlich wirklich, weil sie sich so ähnlich waren.
Inos Blick verfinsterte sich schlagartig und auch Hinatas ohnehin sehr blässlich anmutendes Gesicht schien beinahe durchsichtig. Beide schauten in sämtliche Richtungen, nur nicht auf Sakura und jene fragte sich, woher der plötzliche Stimmungsumbruch her kam.
»Das macht sie doch immer, Sakura...«, antwortete Hinata nur und bohrte ihren Finger in den Boden. Sakura hob eine Augenbraue angesichts des merkwürdigen Verhaltens ihrer beiden Freundinnen, ließ es jedoch dabei bleiben und schaute zurück auf den Platz, auf welchem ihre Bekannten herum jagten und versuchten, Körbe zu werfen. Ihr Blick blieb dabei auf Naruto verhaften, der hin und wieder verstohlen einen Blick zu ihr herüber warf und ihr zuzwinkerte.
Eine unsägliche Langeweile überrollte sie wie eine Welle während sie die Knie ans Kinn heran zog und ihre Arme um die Beine schlang. Sie beobachtete, wie Gai-sensei mit den Schülern umherfegte, von ihrer unsäglich schönen Jugend faselte und dabei die wildesten Verrenkungen machte. Er war zuständig für die Fachschaft Sport und gab sich seinem Fach völlig und ganz hin und man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass er ein feiner Kerl war, wenngleich er auch seine seltsamen Marotten hatte. Und einen verblüffend seltsamen Haarschnitt, welchen auch sein begeisterter – und vermutlich einziger – Fan, Rock Lee, zum Besten trug. Die anderen Schüler machten sich über den armen Kerl furchtbar lustig, aber er zählte schon zu Sakuras engerem Bekanntenkreis, was wohl auch daran lag, dass er sie mit einem Feuereifer umschwärmte. So sehr, dass Naruto ihr schon mehr als einmal angeboten hatte, ihn zu vermöbeln, wenn es ihr zu viel wurde, aber sie winkte dieses Angebot jedes Mal schwach lächelnd ab. Sie mochte den verrückten Lee und seine umwerfend offene Art.
Sakura zog die Decke enger um sich, um in der sitzenden Position nicht festzufrieren. Es war keinesfalls derart kalt, aber der Mangel an Bewegung war für den Wind wie Öl im Feuer. Ino feuerte ihren Zimmergenossen Shikamaru mit großem Eifer an und Sakura nahm sich fest vor, das nächste Mal, wenn Ino sie erpressen wollte, einfach dieses Thema anzuschneiden, so offensichtlich wie sie für die Schnarchnase schwärmte. Hinata hingegen war schwer mit ihrem Handy beschäftigt, und da Kiba nicht auf dem Platz war, vermutete sie, dass sie mit ihm schrieb. Zusammen mit ihm und Shino wohnte sie in einem Zimmer und die drei waren wohl die personifizierte Definition von einer seltsamen Freundschaft. Kiba schwärmte völlig offen für Hinata, doch Sakura vermochte nicht zu sagen, ob das beidseitig der Fall war, denn mehr als in seiner Nähe rot anlaufen tat sie nicht.
»Sakura?« Ino ließ Sakura aus ihrer leichenstarrenartigen Trance erwachen.
»Was?« Das kam schnippischer rüber, als Sakura es geplant hatte. »Was gibt's?«, fügte sie deshalb hinzu und nahm einen weiteren, tiefen Schluck ihres dampfenden Tees.
»Die Jungs sind gleich fertig mit ihrem Spiel, danach sind die Mädchen dran-«
»Nein!«, intervenierte Sakura, wohlwissend, was als Nächstes folgen würde und fest entschlossen, sich diesmal unter keinen Umständen erpressen zu lassen. Es war schon eine Sache gewesen, sich dazu überreden zu lassen, mit nach draußen zu gehen, aber sie würde nicht auch noch das Schwitzen anfangen und eine Erkältung riskieren. »Ich bin mit raus gegangen, dass muss reichen.« Ino seufzte und ließ Sakura diesmal in Ruhe und versuchte stattdessen Hinata von ihren Plänen zu begeistern.
»Klar«, antwortete diese, »wieso nicht?« und ein breites Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Hinatas durchschnittliches Outfit war ohnehin eh immer recht sportlich – was Sakura ihr im Geheimen groß anrechnete – und so war es für sie, im Gegensatz zu Sakura, kein Problem, einfach mitzumachen.
Völlig verschwitzt und heftig atmend pflanzte Naruto sich neben Sakura auf das Gras, als die Mädchen auf den Sportplatz traten und sich lachend ein wenig aufwärmten. Wie immer grinste er über beide Backen, als er ihr mürrisches Gesicht betrachtete.
»Wieso machst du denn nicht auch mit?«, fragte er nach und rempelte sie freundschaftlich an.
»Bin kein Sportmensch«, antwortete sie schlicht und zuckte mit den Achseln, »Bin sowieso nur aufgrund von Inos regelrechter Nötigung hier draußen. Und wo hast du Sasuke gelassen?«, fügte sie fragend hinzu und hielt Ausschau nach ihrem Lieblingsfeind Nr. 2 (Itachi war immer noch unangefochten Nr. 1).
»Der verschimmelt oben im Zimmer und ließt vermutlich.«
»Wow. Er wird in Ruhe gelassen, aber ich muss unbedingt mit raus gehen. Als ob ich leidlicher wäre als er.« Mitten im Satz veränderte Sakuras Miene sich, war ihr doch aufgefallen, dass sie nicht unwesentlich angenehmere Gesellschaft darstellte, als der Mensch, dem sie vorwarf, ein ungeselliger Arsch zu sein, der nichts besseres zu tun hatte, als ständig schlecht gelaunt zu sein. Sie nahm sich vor, wenigstens ein wenig netter zu sein und ihre mürrische Art ein wenig zu unterdrücken. Schließlich – auch wenn sie das mehr als wurmte – war sie gar nicht so unglücklich hier.
»Ja, Sakura, aber bei dem ist alles zu spät«, erklärte Naruto mit schiefen Grinsen. Die Freundschaft der beiden würde sie vermutlich auch niemals wirklich ergründen können, doch zum Glück war das nicht die Kernessenz ihrer Existenz.
»Wollen wir heute Abend zusammen was essen gehen?«, fragte er möglichst beiläufig, als er ein Büschel Gras aus dem Boden rupfte und es durch die Luft wirbeln ließ.
»Fragst du mich gerade nach einem Date?« Sakura grinste schelmisch angesichts des in Sachen Liebe eher tölpelhaften Narutos. So direkt kannte sie ihn gar nicht, wenn es um solche Dinge ging, deswegen war sie noch immer ein wenig überrascht. Selbst früher, als die beiden noch ein Paar waren, hatte er immer eher schüchtern auf sie gewirkt. Gut, damals war er auch noch zwei Jahre jünger und doch bezweifelte sie ernsthaft, dass er bis jetzt großartig mehr Erfahrung hatte.
»Und wenn?« Sakura war immer verwunderter, doch zu einer Antwort kam sie nicht. Ihr Handy vibrierte alamierend und so kramte sie es mühsam aus ihrer Hosentasche. Ihre wundervolle Decke verrutschte dabei und sofort erfasste sie ein kühler Windzug. Sakura entsperrte ihr Display und wurde immer weißer im Gesicht. Ihre Hände begannen zu zittern und beinahe hätte sie ihr Handy fallen lassen.
»Was ist los?«, erkundigte sich Naruto mit einem sehr besorgt wirkenden Gesichtsausdruck und lehnte sich zu seiner besten Freundin hinüber, die in einer Schockstarre gefangen war.
»Naruto...«, flehte sie mit zittriger Stimme, »wir müssen zu meiner Mutter!«
»Wann hast du einen Führerschein gemacht?«, fragte Sakura, noch immer leichenblass im Gesicht, während sie in scheinbar Narutos Auto saß. Unter normalen Umständen hätte sie vermutlich nicht einmal den kleinen Zeh in diese Ansammlung von schrottreifem Rost gestreckt, aber Sakura war gerade zu allem bereit, um zu ihrer Mutter zu kommen.
»Das ist immer noch nicht so wichtig, wie der Grund aus dem wir jetzt plötzlich zu deiner Mutter müssen! Was zur Hölle ist hier gerade los?« Sein Blick war stur auf die Straße gerichtet. Seine Augenbrauen bildeten fast eine Einheit – so ernst hatte Sakura ihn noch nie gesehen. Aber sie konnte ihm nicht erzählen, was in der Nachricht stand, welche sie vor gut zehn Minuten erhalten hatten.
Unruhig schaute sie immer wieder auf die Uhr, doch bei dem Tempo, welches Naruto konstant aufrecht erhielt, würden sie nie und nimmer eine Stunde brauchen. Die Häuser der Stadt brausten in Windeseile an ihnen vorbei und Sakura wurde ein wenig schwindelig, wenn sie ihren Blick auf die verschwimmenden Fassaden richtete.
»Hallo?«, erinnerte Naruto sie an seine Frage, doch sie machte keine Anstalten, ihm zu antworten. Das hier war ihr Ding. Und sie würde es durchziehen. Und sicher, ganz sicher, nicht Naruto mit hinein ziehen. Vor allem nicht ihn.
Nach einer Weile weiterer unbeantworteter Fragen ließ Naruto es schließlich bleiben, seufzte tief und drückte noch fester auf das Gaspedal. Mittlerweile hatten sie die Stadt verlassen. Es war fast fünf Uhr. Die Sonne ging unter. Aus irgendeinem lächerlichen Grund musste Sakura an Narutos Einladung zum Abendessen denken. Eine milde Wärme schlich sich auf ihre Wangen und sie wandte den Blick ab. Falscher Zeitpunkt, Superhirn, ohrfeigte sie sich innerlich und schüttelte, wie um ihren Gedanken loszuwerden, den Kopf.
Und tatsächlich waren sie kurz darauf bei ihr zu Hause angekommen.
»Du bleibst hier!«, befahl sie, ohne Naruto anzuschauen, »... Bitte.«, fügte sie fast flehentlich an.
Atemlos, als wäre sie den ganzen Weg hierher gesprintet, stieg sie aus dem Auto aus und hastet zur Klingel. Sie konnte die unendliche Stille nicht ertragen, sprang von einem Fuß auf den anderen. Unsicher warf sie einen Blick zurück, nur um Naruto noch immer im Auto sitzen zu sehen, mit Besorgnis in den azurblauen Augen.
Als Sekunden später die Türe sich öffnete, blieb Sakuras Herz stehen. Mebuki brauchte einige Sekunden, um zu registrieren, dass ihre Tochter gerade vor ihr stand, doch dann fiel sie ihr um den Hals.
»Sakura, was für eine Überraschung!« Sie reckte den Hals über Sakura um zu erkennen, wer in dem Auto saß, doch bevor sie irgendwelche zweideutigen Anspielungen machen konnte, war Sakura an ihr vorbei ins Haus gehastet. War die Nachricht nur ein Witz gewesen? Ein ganz schlechter, doch völlig typischer Witz? Sie durchsuchte das ganze Haus nach ihm, doch dann fand sie ihn. In ihrem Zimmer.
»Hey... Itachi!«