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Priorities

Side-Story (Hands of blood)
von

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Explaining

Wenn die letzten vier Wochen ätzend gewesen waren, so waren die nächsten drei Tage die Hölle. Er wollte nicht mal aufstehen, hatte fast jede Nacht wach gelegen und seine Augenringe waren sicher noch dunkler als sonst. Nein, er war wirklich bedient. Nicht genug damit, dass Hashirama ihm eine ordentliche Abfuhr erteilt und ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte…er würde nie Mitos süffisanten Blick vergessen. Dieses Miststück hatte ihm seinen Mann vor der Nase weggeschnappt…so wie er ihr einst Hashirama genommen hatte. Weil er sich zu viel Zeit gelassen hatte. Die Frage nach dem wieso machte ihn regelrecht krank, denn es sorgte nur dafür, dass er sich noch schlechter fühlte. Er hatte Hashirama für selbstverständlich gehalten…und dann für austauschbar…und nun musste er mit der Konsequenz zurechtkommen. Die Endgültigkeit und die Art, wie Hashirama ihn hatte stehen lassen, quälten ihn. So hatte er noch nie mit ihm gesprochen…oder ihn auf diese Weise angesehen. Es schmerzte ihn…und das nicht nur in seinem Stolz.

Träge drehte er sich in seinem für eine Person viel zu großen Bett auf die Seite und starrte auf die Anzeige des Weckers. In ein paar Minuten würde es Mittag sein…und er lag wie ein bemitleidenswertes Häufchen Elend herum. Hätte sein Vater ihn so gesehen, hätte sich dieser wohl vor Scham im Grabe herumgedreht. Wobei dafür schon die Tatsache gereicht hätte, dass sich sein Sohn mit dem gleichen Geschlecht vergnügte. Na toll…jetzt dachte er schon an Tajima…der Morgen konnte nicht noch grausamer werden oder?

Konnte er sehr wohl, denn in diesem Moment rief Itachi an…und Madara wusste, dass er drangehen musste…und anscheinend kam er nicht drum rum, das Bett doch noch verlassen zu müssen.
 

„Du siehst nicht gut aus.“

Madara hatte geahnt, dass er nicht vor die Tür hätte gehen sollen. Er wollte einfach nur wieder ins Bett zurück…und dort den restlichen Tag fristen. Stattdessen saß er mit seinem Gegenüber in diesem Café, das er viel zu gut kannte. Er war einige Male mit Hashirama hier gewesen, einen Kaffee trinken…seine Laune sank direkt wieder ins Bodenlose.

„Du wolltest nicht mit mir reden, um mir das zu sagen“, gab er lediglich zurück und der andere nickte.

„Trotzdem scheint dich etwas zu beschäftigen…“

Madara verengte die Augen.

„Hat deine Mutter gepetzt?“, knurrte er gereizt und sah, wie sein Neffe eine Braue hob.

„Sie hat es dezent erwähnt…davon abgesehen, dass es offensichtlich ist.“

„Habt ihr alle kein eigenes Privatleben?“, kam es bissig zurück. „Frage ich dich darüber aus, was du mit diesem Riesen treibst?“

Kurz schwieg Itachi, wobei er keine Miene verzog und ihm damit ihm die erhoffte Genugtuung nahm.

„Einmal hast du mich gefragt.“

Recht hatte er leider, das fiel Madara nun auch ein. Verdammt.

„Ich habe aber auch kein Problem damit, darüber zu reden“, setzte Itachi mit unbewegter Mimik nach und brachte Madara zu einem trockenen Auflachen.

„Seit wann?“

„Seitdem es etwas Ernstes ist.“

In dem Moment blieb Madara das Lachen im Halse stecken, während Itachis Mundwinkel leicht zuckten. Anscheinend war das kein blöder Scherz, so zufrieden wie er plötzlich wirkte. Seit Shisuis Ermordung hatte Itachi wenig zu lächeln gehabt, sich oftmals bis in die Nacht in die Arbeit geflüchtet…die Auszeit und Kisame schienen ihm tatsächlich gut getan zu haben.

„Etwas Ernstes?“, fragte er absichtlich taktlos. „Bist du verknallt oder was?“

„Und wenn?“

Madara fand keine passende Antwort darauf, doch es verhagelte ihm die Laune nur noch mehr. Itachi musste ihm hier nicht aufs Brot schmieren, wie toll sein Leben gerade lief, immerhin wusste er durch Mikoto, warum sein eigenes gerade beschissen aussah. Wobei…von der Abfuhr konnte er nicht wissen.

„Schön für dich“, murrte er letztendlich finster.

„Deiner sonnigen Laune nach zu urteilen, hast du mit Hashirama-san gesprochen und es ist nicht so gelaufen, wie du es dir vorgestellt hast?“

„Lass uns einfach über die Arbeit reden, Itachi“, erwiderte Madara kühl. „Deswegen sind wir doch hier oder nicht?“

„Ursprünglich ja“, gab der andere unumwunden zu. „Doch du bist nicht nur mein Vorgesetzter.“

„Komm mir jetzt nicht so…“

Itachi griff zu seiner Tasse Kaffee, in die er zuvor so viel Milch und Zucker gekippt hatte, dass die Plörre kaum noch ihren Ursprungsgeschmack aufweisen konnte.

„Du hast mich jetzt seit fast acht Monaten Recherche-Arbeiten betreiben lassen“, begann sein Neffe und nippte kurz an seiner Tasse. „Ich bin dabei auf ein paar interessante Fälle gestoßen…“

Madara hob eine Braue.

„Das klingt nicht danach, als hättest du nur Recherche betrieben.“

„Ich bin auch etwas zu alt für Hausarrest.“

„Offensichtlich“, nahm Madara den Konter hin und blickte ihn abwartend an. „Also?“

„Ich bringe dir die Akten nächste Woche vorbei…doch ich möchte dabei nicht außen vorgelassen werden. Ich gehöre als festes Mitglied zu deiner Organisation…und ich bin nicht beigetreten, um tatenlos rumzusitzen und abzuwarten.“

Ihre Blicke trafen sich und Madara entging nicht, wie unnachgiebig der Ausdruck seines Neffen war. Und er hatte gedacht, dass ihn die Auszeit dazu verleiten könnte, sich einen Bürokratenjob aufschwatzen zu lassen. Itachi überraschte ihn doch immer wieder.

„Von mir aus“, gab er zurück und lehnte sich etwas vor. „Vorausgesetzt, du unterlässt solche Aktionen wie vor ein paar Monaten…du sprichst so etwas in Zukunft mit mir ab. Andernfalls kannst du demnächst Archive aufräumen…haben wir uns verstanden?“

Ab und zu tat es gut, den Chef raushängen zu lassen – gerade war das definitiv der Fall. Itachi ärgerte sich natürlich nicht darüber, sondern nickte mit stoischer Miene.

„Verstanden“, bestätigte er und trank noch einen Schluck Kaffee.
 

Madara wäre gern zufrieden gewesen, doch stattdessen überkam ihn wieder diese Lethargie. Kurzzeitig konnte er sich mit der Arbeit ablenken, aber es reichte nie, um ihn vergessen zu lassen. So wie Itachi ihn anschaute, schien er auch nicht direkt zahlen, aufstehen und gehen zu wollen. Ein Jammer.

„Es ist zu spät“, murmelte er, als sein Neffe immer noch schwieg.

Eigentlich war es egal. Sollte er es ruhig wissen, dann ließ er ihn vielleicht in Ruhe. Oder wollte Madara darüber reden? Er war sich selbst nicht sicher, obwohl er sonst alles mit sich selbst ausmachte.

„Hat er das gesagt?“

Madara nickte nur knapp, was sollte er auch noch hinzufügen? Irgendwie kam er sich vor, als würde er seine Pubertät nachholen…wobei ihm die Gespräche ja eher aufgezwungen worden waren.

„Hast du dich entschuldigt?“

Madara warf ihm einen finsteren Blick zu.

„Ja…irgendwie schon.“

„Nun…man kann nichts erzwingen“, lautete Itachis nüchterner Kommentar.

Bitter, wie Recht er damit hatte, auch wenn das ziemlich unsensibel war. Komisch, war doch eher sein Part. Madara seufzte, stützte das Kinn auf den Handrücken und sah schlecht gelaunt vor sich hin.

„Er hätte mir wenigstens zuhören können“, murrte er.

„Hast du ihm denn zugehört?“

Madara Augenbraue zuckte leicht.

„…auf wessen Seite stehst du eigentlich?“, fragte er grantig.

„Auf keiner.“

„Ah…“

„…“

„Schön…nein, hab ich nicht. Und ja, verdammt, ich habe mich falsch verhalten. Dafür wollte ich mich ja entschuldigen…und ja, ich hätte nicht vier Wochen damit warten sollen, aber…habe ich eben.“

Madara knirschte mit den Zähnen, denn das zuzugeben, das kostete ihn einiges – auch wenn es nur Itachi hörte. Dieser blickte ihn interessiert an, doch das sollte ihn nicht wundern, schließlich sprach Madara selten über sein Privatleben – er hatte in den letzten Jahren, vor Hashirama, auch kein nennenswertes gehabt.

„Du gestehst dir Fehler ein?“, kam es verwundert zurück und Madara schnaubte.

„Ja…soweit ist es schon gekommen.“

„Er muss dir einiges bedeuten.“

Madara presste kurz die Lippen aufeinander, wich seinem Blick aus – etwas, das er sich normalerweise nie erlaubte, denn es bedeutete Schwäche. Gerade eben wollte er Itachi jedoch nicht in die Augen sehen…es war ihm unangenehm.
 

„Ich...das war so nicht geplant…“

Itachi lächelte schwach, er sah es aus den Augenwinkeln.

„So etwas ist nie geplant, Madara.“

„Hm…vermutlich“, brummte er und rieb sich leicht die Schläfe. „Hätte nicht gedacht, dass er mir so…fehlt. Mit seinem bescheuerten Lächeln…oder seinem bescheuerten Rumgeheule, wenn er mal wieder was vergeigt hat.“

„Madara-“

„…der Blödmann hat mir manchmal den letzten Nerv geraubt…“

„Ma-“

„…das wandelnde Chaos…aber vermutlich habe ich mich deshalb so wohlgefühlt. Weil er nicht perfekt ist…gibt niemanden, der so viele Macken hat.“

„Mh…“

„Du weißt, dass ich mir keine Schwächen erlauben kann…vor niemandem. Ich wollte diesen Teil meines Lebens niemandem zeigen…es geheim halten. Nicht nur aus Gewohnheit…auch, weil ich…“

Er stockte für wenige Sekunden, bemerkte, dass er sich soeben gehen ließ. Doch Itachi war Familie…und in gewisser Weise war er ebenso für ihn verantwortlich, wie er es für Izuna war. So sehr er die Verbindung zu diesem Zweig der Familie auch abwertete…sie waren es. Und Itachi war für gewöhnlich verschwiegener als irgendjemand sonst.

„…weil ich etwas für mich allein wollte. Jemanden für mich. Bei ihm…war ich einfach nur Madara. Ohne Pflichten und Verantwortung…ich weiß, dass das egoistisch ist…aber es war mir wichtig.“

Gut, manchmal war es ihm auch einfacher erschienen, das wollte er nicht verhehlen. Itachi sah ihn immer noch so starr an und Madara vermutete, dass es an seinem unerwarteten Redeschwall lag. Kein Wunder…er überraschte sich ja selbst damit. Vielleicht hatte er es sich ausnahmsweise von der Seele reden müssen. War ja auch keine alltägliche Situation.
 

„Das hättest du dem Blödmann vielleicht mal sagen sollen.“

Madara gefror innerlich zu Eis, als er die viel zu vertraute Stimme hinter sich hörte. Itachi wirkte plötzlich ein wenig befangen…ach…deshalb hatte er ihn vorhin unterbrechen wollen. Natürlich. Wie im Film.

Langsam legte Madara den Kopf in den Nacken, blickte direkt in ein Paar braune Augen, das ihn ausgesprochen kühl musterte.

„Hashirama.“

„Madara.“

„So ein Zufall…“

„Du weißt, dass ich in der Nähe arbeite.“

„Dann eben Zufall, dass du ausgerechnet jetzt einen Kaffee brauchst.“

„Seitdem du so galant aus meiner Wohnung gestürmt bist, hat sich mein Konsum verdoppelt.“

„Ich weiß nicht, ob ich das als Kompliment nehmen darf…“

„Es war keins.“

„Dann nicht.“

Vielleicht hätte er Itachi dankbar sein sollen, dass dieser ihr distanziertes Gespräch beendete, indem er aufstand. Sein Lächeln wirkte etwas wacklig, als er um den Tisch herumschritt und Hashirama über seinen Kopf hinweg die Hand reichte.

„Setzen Sie sich…Sie haben sich ja anscheinend doch noch etwas zu erzählen.“

Verdutzt sah Hashirama seinen Neffen an, ehe sein Blick wieder zu ihm rüber flackerte. Madara rechnete nicht damit, dass er sich tatsächlich setzen würde, doch zu seiner Überraschung tat er es.

„Danke, Itachi-san. Ich denke, ich komme nicht drum herum.“

Madara verzog missbilligend das Gesicht; noch gequälter konnte er es wohl nicht ausdrücken. Er wünschte, er wäre in der Lage gewesen, Hashirama sitzen zu lassen…doch stattdessen bekam er Herzflimmern und nervöse Zuckungen in den Fingern – die er rasch zu Fäusten ballte, damit es niemand sah.

Itachi drückte seine Schulter, lächelte ihm aufmunternd zu.

„Danke für den Kaffee.“

„Verschwinde, bevor ich die Tasse nach dir werfe…“

Das Lächeln seines Neffen wankte nicht, als er sie beide allein ließ, und Madara wandte sich dem Mann, wegen dem er seit drei Tagen wach lag, zu.
 

„…wie viel hast du gehört?“, brach er schließlich die Stille, auch wenn er wusste, dass er die Frage bereuen würde.

Hashirama schob Itachis leere Kaffeetasse beiseite, ehe er den Blick hob. Nie hätte er gedacht, dass er sich mal unwohl in seiner Nähe fühlen würde, doch die Ungewissheit machte ihn fertig. Warum saß Hashirama jetzt hier mit ihm, wenn es zu spät war? Warum sah er ihn so an? Er konnte es nicht mal richtig benennen…aber er wirkte ebenso unglücklich, wie sich Madara fühlte.

„Genug, um zu wissen, dass du mich für ziemlich bescheuert hältst.“

„Ah…“

„Und für chaotisch.“

„Du bist ja auch chaotisch“, brummte Madara stur und verschränkte die Arme.

Er würde nichts von dem, was er von sich gegeben hatte, leugnen. Zu seiner Verwirrung legte sich plötzlich dieses warme Lächeln auf Hashiramas Lippen und wie jedes Mal löste es bei Madara dieses angenehme Kribbeln aus.

„Das kann ich wohl nicht abstreiten.“

Madaras Mundwinkel zuckten leicht.

„Du würdest deinen Kopf vergessen, wäre er nicht angewachsen.“

„Nun übertreibst du aber…“

„Keine Spur“, erwiderte Madara trocken. „Du bist der chaotischste Anwalt, den ich kenne. Ich frage mich bis heute, wie du ständig deine Fälle gewinnst…“

„Berufsgeheimnis.“

Kaum hatte er es gesagt, kippte die soeben noch lockere Stimmung schlagartig. Madaras Miene verschloss sich ebenso schnell wie Hashiramas und erneut legte sich Schweigen über sie. Es war natürlich Hashirama, der sie zuerst brach und Madara fürchtete die Worte insgeheim, noch bevor sie ausgesprochen wurden.

„Was du tust, ist illegal.“

Wenigstens hatte Hashirama die Diskretion, sehr leise zu reden.

„…meistens“, gestand der Uchiha, ohne wegzusehen.

„Ist es…für einen guten Zweck?“

Madara schnaubte, als er die Frage vernahm; vielleicht hätte er sofort abblocken sollen. Andererseits…dies hatte ja zum Teil dazu geführt, dass sie sich nun in dieser Situation befanden.

„Warum stellst du mir solche Fragen, Hashirama? Es ist doch sowieso vorbei oder? Zu spät…“

Er konnte sich einfach nicht zurückhalten, denn sich hier zu offenbaren, nur um dann wieder eine Abfuhr zu bekommen…nein. Irgendwann war es wirklich genug, egal, wie viel ihm der Mann bedeutete.
 

„Was erwartest du bitte von mir?“, gab Hashirama verärgert zurück. „Du hast mich vier Wochen warten lassen…was, wenn du nie zurückgekommen wärst? Die Ungewissheit hat mich fertig gemacht...du hast nicht mal geschrieben. Nichts. Weißt du, was mir alles durch den Kopf gegangen ist?“

Madara musste unweigerlich daran denken, wie er versucht hatte, Hashirama durch eine jüngere Version zu ersetzen. Besser, er behielt diesen Vorfall für sich.

„Du hast mir so viel an den Kopf geworfen…erst dachte ich, du seist nur wütend. So wie immer. Dass du dich wieder beruhigst…aber-“

„Ich wollte es nicht einsehen“, fiel Madara ihm ins Wort, weil er sich das nicht anhören wollte. „Ich…weiß, dass das falsch war und…“

„…und?“

„Und ich hab versucht, mit jemand anderem rumzumachen…ich wollte mir einreden, dass du mir scheißegal bist und ich…“

Mist. Verdammter Mist! Hatte er das nicht für sich behalten wollen? Zurücknehmen ging jetzt nicht mehr, also musste er da durch, auch wenn Hashiramas versteinerter Gesichtsausdruck dafür sorgte, dass ihm die Galle hochkam.

„Ich konnte es nicht. Es ging nicht, okay? Und du brauchst mich gar nicht so anzusehen, Hashirama! Ich hatte seit vier Wochen keinen Sex…während deine Ex-Frau anscheinend schon wieder halb bei dir eingezogen ist…“

Endlich löste sich Hashirama aus seiner Starre, blinzelte.

„Mito?“

„Ich hoffe nicht, dass du noch mehr Ex-Frauen hast…“, kam es sarkastisch von dem Uchiha.

„…du denkst, dass wir miteinander geschlafen haben?“

Immer noch klang Hashirama, als sei es ein Ding der Unmöglichkeit. Dieser Heuchler sollte gar nicht erst versuchen, die Geschichte unter den Teppich zu kehren.

„War ja ziemlich offensichtlich, dass da was läuft…so, wie sie dich betatscht hat…“

Klang er eifersüchtig? Vermutlich…ach, was sollte es. Hashirama sah aus, als wüsste er nicht, was er dazu sagen sollte…doch dann schüttelte er den Kopf.

„Hast du mir eigentlich zugehört, Madara?“

Was sollte denn diese Frage? Und warum blickte er ihn so ernst an, als hätte Madara den Mist verzapft? Noch bevor er sich eine Antwort überlegen konnte, sprach der andere auch schon weiter.

„Ich habe dir gesagt, dass ich mich in dich verliebt habe…und du denkst, dass ich direkt mit Mito…wofür hältst du mich?!“

Madara verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.

„War doch das, was du mir angekündigt hast oder nicht? Also tu nicht so, als sei das abwegig…und was habt ihr sonst getrieben, huh?“

Jetzt waren sie also beide wütend aufeinander. Schön…er würde sicher nicht klein beigeben und alle Schuld auf sich allein laden.

„Wir haben geredet, Madara“, kam die unterkühlte Antwort. „So, wie das zwei erwachsene Menschen, die zusammen Kinder haben, tun. Ich bin froh, dass wir uns ausgesprochen haben…und ja, die Option, es noch mal zu versuchen, war da…aber wir haben beide eingesehen, dass es nichts bringt. Sie könnte mir nie wieder vertrauen…und ich kann sie nicht so lieben, wie sie es verdient.“

„Ändert nichts daran, dass du es tun wolltest oder?“, versetzte Madara spitz und hörte Hashirama stöhnen.

„Meine Güte, Madara…ich wollte dich unter Druck setzen!“

„Hat toll funktioniert…genauso toll wie deine Nachricht per Handy.“

„Ich habe nie behauptet, dass ich alles richtig gemacht habe! Aber du bist stur wie eh und je!“

„Vielleicht, weil ich mir verarscht vorkomme?!“, zischte Madara zurück und es war ihm egal, dass mittlerweile die Leute zu ihnen rüber schauten.

Die junge Bedienung, die Hashirama wohl gerade fragen wollte, was er zu trinken wünschte, machte auf dem Absatz kehrt. Konnte man ihr nicht verdenken.

Du kommst dir verarscht vor?“

„Falls es dir entgangen ist, stand ich schon vor deiner Tür…hat dir der Kniefall gefehlt oder warum hast du mich stehen lassen?! Und jetzt willst du auf einmal reden…“

„Ich habe dir schon gesagt, dass ich wütend war! Vier Wochen, Madara! Du kannst nicht erwarten, dass ich es dir so leicht mache!“

„Du hast gesagt, dass es zu spät ist…nicht, dass du Zeit brauchst!“

Ihre Blicke bohrten sich unnachgiebig ineinander, kurz sagte niemand etwas. Schließlich atmete Hashirama beherrscht aus und Madara tat es ihm gleich; das hier schaukelte sich hoch. Normalerweise war der Senju sein Ruhepol…dass sie sich beide dermaßen in Rage redeten, das war noch nie passiert. Vielleicht war es sogar ein gutes Zeichen und Madara entschied, dass weitere Schuldzuweisungen überflüssig waren. Sie redeten drum herum.
 

„…liebst du mich noch?“

Sein Inneres schien sich bei den Worten zusammenzukrampfen; es war nicht seine Art, solche Dinge beim Namen zu nennen. Andererseits wollte er nicht weiter diskutieren...es war nicht so, als würde all das spurlos an ihm vorbeigehen. Hashiramas zornige Miene wurde etwas weicher, doch er wirkte irritiert. Abermals schwiegen sie sich an, wobei es Madara schon kränkte, dass er überlegen musste. Das Gute daran war, dass die Leute, die neugierig zu ihnen rüber gegafft hatten, sich nun wieder abwandten.

„Ich habe nie damit aufgehört.“

Madara wusste, dass man das ziemlich kitschig auslegen konnte, und normalerweise verabscheute er so etwas. Es kam ihm immer aufgesetzt vor, übertrieben irgendwie…aber Hashirama sagte es mit so einer Ernsthaftigkeit, dass es sein Herz direkt wieder zum Rasen brachte. Er war Liebesgeständnisse nicht gewöhnt…doch so befremdlich es war, erleichterte es ihn auch.

„Das heißt aber nicht, dass ich auch weiterhin mit dir zusammen sein kann.“

Okay, nun hatte er eher das Gefühl, als hätte sein Gegenüber die Faust in seiner Magengrube versenkt. Er verstand ihn einfach nicht…und er musste seine Wut über dieses Hin und Her wirklich zurückhalten. Langsam zermürbte es ihn.

„Du hast mir meine Fragen noch nicht beantwortet, Madara.“

Wenigstens verstand er nun etwas besser. Sollte er fragen…er konnte nicht alles beantworten, aber er wollte nicht weiter streiten.

„Ich bin nicht wie du“, begann er. „Ich bin nicht selbstlos…und wenn ich es sein muss, bin ich skrupellos. Ich bin kein guter Mensch, Hashirama…das werde ich nie sein. Ich tue viele Dinge des Geldes wegen…Dinge, die anderen schaden…aber ich tue auch einige Dinge, die anderen helfen.“

Er zögerte kurz, denn darüber zu sprechen, war nicht ungefährlich. Auch, wenn sich das Interesse der Medien langsam legte, war es immer noch eine prekäre Situation.

„Der Fall vor ein paar Monaten. Die Menschenkämpfe.“

„…du warst involviert?“

„Meine Leute haben es aufgedeckt.“

Das war schwammig ausgedrückt, doch er würde nicht mehr dazu sagen. Genauso wie er ihm die Deals, die er unter der Hand abgeschlossen hatte, verschweigen würde. Er würde nicht lügen, aber sich auch nicht allzu angreifbar machen.

„Meine Weste ist nicht weiß…sie ist ziemlich oft rot“, sprach er leise weiter. „Und ich kann dir nicht mehr davon erzählen, weil ich dir die Konflikte ersparen will.“

„Und weil du mir nicht vertraust.“

Madara lächelte verbittert.

„Du bist immer noch Anwalt…und ich weiß, dass du deine Mandanten mit Bedacht auswählst.“

Hashirama nickte zustimmend, hielt einen Augenblick lang inne.

„Was ist mit deinen anderen Gründen?“, fragte er und Madara erinnerte sich wieder an das Gespräch mit Itachi.

Musste er das noch mal wiederholen? Es war ihm unangenehm, denn eigentlich hätte Hashirama nicht mithören sollen. Vielleicht war es aber ganz gut, dass er soeben dazu gezwungen wurde…sonst hätte er es wohl nicht noch einmal über die Lippen gebracht.
 

„Wie ich gesagt habe…ich fühle mich wohl bei dir. Ich genieße deine Nähe...und dass ich bei dir ich selbst sein kann.“

Hashirama lächelte sanft, doch da war etwas in seinen braunen Augen, das Madara misstrauisch machte.

„Bist du das denn? Du selbst? Dieser andere Teil gehört zu dir…das, was du vor mir verbergen willst.“

„Es ist das, was ich sein muss, Hashirama“, gab er zurück. „Und ich leugne nicht, dass ich es oft genieße…aber ich will genauso mit dir zusammen sein.“

Er beugte sich etwas vor, sah ihm fest in die Augen.

„Ich werde nie jemand sein, der dir ewige Liebe schwört…Romantik widert mich an. Du hast mich so kennengelernt, wie ich bin…und ich habe mich nie verstellt. In deiner Nähe habe ich einfach keinen Grund, so zu sein, wie ich während meiner Arbeit bin.“

Er machte eine kurze Pause, ehe er sich sammelte und weitersprach.

„…ich mag keine Kinder, das werde ich nie. Ich komme mit meiner Familie aus, mag einige mehr, andere weniger und mein kleiner Bruder wird immer an erster Stelle stehen. Ich bin weder gut, noch böse…sondern irgendwo dazwischen.“

Hashirama unterbrach ihn nicht, ließ ihn ausreden und Madara war von sich selbst überrascht, dass er so viel sprach. Doch er wusste ebenso, dass das hier seine letzte Chance war.

„Ich hatte in den letzten Jahren nicht eine richtige Beziehung, Hashirama…ich bin so etwas nicht gewöhnt. Also habe ich es mir einfach gemacht und dich genauso behandelt, wie alle anderen vor dir…ich dachte, es sei besser so.“

Er atmete durch, denn nun kam das Schwerste.

„Du bedeutest mir viel…und wenn du noch willst, werde ich dir entgegen kommen. Erwarte nur nicht, dass ich mich von Grund auf ändere oder dir jedes Detail aus meinem Alltag mitteile…das werde ich nie. Wenn du mich willst, musst du damit zurechtkommen.“

Sein Hals fühlte sich nach diesem Redeschwall regelrecht trocken an…doch er war froh, als es raus war. Hashirama musterte ihn nachdenklich und mit jeder Sekunde, die verstrich, stieg Madaras Anspannung. Er war ehrlich gewesen…und nun würde sich zeigen, ob er dafür belohnt oder bestraft werden würde.

Als Hashirama unerwartet die Hand auf die seine legte, zuckte er reflexartig zusammen. Die Berührung schickte regelrechte Stromstöße durch seinen Körper, ließ ihn erkennen, wie sehr er diesen Mann vermisst hatte. Konnte es nicht ausnahmsweise mal wie in einem dieser ätzenden Filme sein? Hashirama könnte ihn küssen und sich damit einfach jedes weitere Wort sparen…sie würden im Bett landen und alles wäre gut. Happy End. Natürlich…lief es im wahren Leben nicht so ab.

„Lass mich darüber nachdenken.“

Nun, das war besser als ein Nein, doch man sah ihm die Enttäuschung wohl trotzdem an. Hashirama lächelte schief, streichelte seinen Handrücken.

„…ich will dir keine unüberlegte Antwort geben, Madara“, erklärte er es genauer, doch es machte nichts besser. „Du bist ehrlich gewesen und das schätze ich sehr, aber…ich will auch ehrlich sein. Ich weiß nicht, ob mir Kompromisse reichen. Ich…muss mir dazu Gedanken machen und wenn ich zu einer Entscheidung gekommen bin, werde ich mich melden.“

Madara schnaubte, konnte sich eine Spur von Sarkasmus nicht verkneifen.

„Solange es keine vier Wochen dauert…“

Hashirama schmunzelte, wenn auch nicht lange.

„…ich gebe mein Bestes.“

Ein kurzer, aber fester Druck seiner Hand…dann löste Hashirama die Berührung. Madara straffte die Schultern, als er aufstand und an ihm vorbeiging. Ohne Kaffee…und er wusste selbst nicht, warum das sein erster Gedanke war. Das leere Gefühl war immer noch da…und der kleine Hoffnungsschimmer konnte es nicht erträglicher machen. Er fühlte sich nach wie vor verloren, doch er wusste, dass er nichts daran ändern konnte. Er musste einfach warten.


Nachwort zu diesem Kapitel:
So, ein Kapitel kommt noch...was meint ihr? :)
Happy End oder nicht? Die meisten wünschen es sich ja...aber ob Hashirama mit Madaras Erklärung zufrieden ist...nun, man wird sehen.
Danke für die vielen tollen Kommentare!
Ich habe momentan so wenig Zeit...da freue ich mich, wenn ein bisschen Motivation kommt. :)
Wünsche und Anregungen werden gern entgegen genommen. ;)

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: Gentaro
2016-07-02T14:10:42+00:00 02.07.2016 16:10
Erstmal großes Lob für das Kapitel und überhaupt die ganze Story, ich find sie super ^^
Besonders den Abschnitt im Kapitel wo Hashirama alles mitbekommt xD
Aber nach Madaras Offenheit würde ich es ihm wirklich wünschen das er Hashirama zurück gewinnt.

Daher würde ich beim Happy End zu ja tendieren. Madara war ja ehrlich, obwohl das sicher nicht einfach war und Hashirama ja eigentlich auf der "anderen" Seite des Gesetzes steht. Und Kompromisse schließen gehört zu einer Beziehung schon dazu, damit sie auf Dauer funktionieren kann.


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