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Words, Hands, Hearts

NezumixShion
von

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Ganz offiziell

Shions Körper durchzuckte es wie ein Blitz, als er Nezumis Lippen spürte, die sich verlangend auf seine pressten, seine Zunge, die den Weg in seine Mundhöhle fand und seine eigene Zunge umspielte. Sein Herz schlug wild und alles um ihn herum verschwand. Da war nur noch Nezumi, der die Hand in seinen Nacken gelegt hatte, die andere um seine Hüfte und ihn so an sich drückte. Er spürte den warmen Körper nur zu deutlich, er klammerte sich an diesen, weil er sich nicht sicher war, ob seine Beine ihn noch lange halten würden. Dieser leidenschaftliche Kuss raubte ihm regelrecht den Verstand.

So hatte er Nezumi noch nie erlebt und auch die Reaktionen seines Körpers waren ihm fremd, hatte er vor Nezumi doch nie wirklich irgendein sexuelles Interesse gezeigt. Aber jetzt war ihm heiß, die Stellen, die Nezumi berührte, brannten regelrecht und wie sein Herz schlug, war einfach nicht mehr normal. Er versuchte, das Spiel von Nezumis Zunge so gut er konnte zu erwidern, aber er konnte nicht leugnen, dass er ein wenig überfordert war mit Nezumis Leidenschaft und seinem eigenen Körper. So fühlte es sich also an, wenn man jemand küsste, den man liebte.

Langsam löste Nezumi den Kuss und während er wie betäubt dastand, mit roten Wangen, grinste der andere breit.

„In solchen Dingen bist du noch genauso unschuldig wie damals.“

„I-Ich.. ich hab halt auf dich gewartet.. Idiot..“ meinte er verlegen, natürlich hatte Nezumi seine Unerfahrenheit bemerkt. Dieser grinste noch immer.

„Kein Problem, Übung macht den Meister.“

Nezumi strich ihm mit seinem Daumen über die Unterlippe, während er ihm einen tiefen Blick zuwarf, der verdammt anzüglich war. Seine Knie gaben daraufhin doch nach und knickten ein, sodass er hochrot nun auf dem Boden saß. Nezumi lachte los, was die Sache für ihn noch ein wenig peinlicher machte. Shion war sich sicher, dass Nezumi genau wusste, was für eine Wirkung er auf andere hatte, wenn er so schaute.

Nachdem Nezumi aufgehört hatte zu lachen, ging dieser vor ihm in die Hocke, das Grinsen war verschwunden, dafür lächelte er nun. Er streckte seine Hand aus und berührte ihn behutsam an der Wange. Nezumis Hand war warm.

„Immer musst du mich ärgern.“

„Ich weiß, tut mir leid.“

Diese Worte ließen ihn lächeln, auch wenn sie ihn ein wenig überraschten. Nezumi entschuldigte sich selten.

„Der werte König sollte nicht auf dem Boden rumsitzen.“ Mit diesen Worten hob Nezumi ihn plötzlich hoch und dieses Mal war es an ihm, zu lachen.

„Das war alles nur Absicht, damit du mich jetzt trägst.“ Scherzte er und legte die Arme um seinen Hals.

„Wusst ichs doch.“

Nezumi grinste wieder und brachte ihn daraufhin ins Innere. Behutsam wurde er abgesetzt; seine Beine streikten nicht mehr und hielten wieder sein Gewicht.

„Danke, mein edler Ritter.“ Meinte er lächelnd und gab Nezumi einen Kuss auf die Wange. Verlegen kratzte sich Nezumi am Hinterkopf und sah etwas zur Seite. Shion lachte leise, anscheinend hatte auch er eine gewisse Wirkung bei Nezumi.

„Um übrigens wieder auf dein Problem zurückzukommen..“

Nezumi sah wieder zu ihm und hob fragend eine Augenbraue.

„Mein Problem?“

Shion lächelte und legte erneut die Arme um Nezumis Hals.

„Weißt du, ganz normale Menschen machen das so. Sie suchen sich ein schönes zu Hause mit den Menschen die sie lieben und dann machen die das ganz geschickt. Die gehen dann einfach von da aus zu ihrer Arbeit. Sie müssen sich nicht zwischen zu Hause oder Arbeit entscheiden, das ist die dritte Möglichkeit Nezumi. Ich kann doch hier bleiben. Hier bei dir. Genau hier, außerhalb der Stadt. Und dann werde ich, nachdem wir zusammen gefrühstückt haben ganz einfach von hier aufbrechen, in die Stadt, um dort zu arbeiten. Und wenn ich fertig bin, dann komme ich zurück. Zurück zu dir. Immer und immer wieder. Jeden Tag.“

Nezumi sah ihn einige Momente schweigsam an und er war sich nicht sicher, was ihm genau durch den Kopf ging. Immerhin war das Thema Stadt ein empfindliches Thema bei Nezumi, aber er wollte ihm zeigen, dass gar keine Entscheidung notwendig war. Und dass er bleiben würde, bei ihm, solange er wollte, ohne dass er der Stadt dabei vollends den Rücken zukehren musste.

„So einfach?“ fragte Nezumi und legte die Arme um seine Hüfte.

„Ja, so einfach.“ Er lächelte etwas mehr. „Du hast mir doch mal gesagt, dass ich meine Ziele verfolgen soll. Und das werde ich tun. Ich werde eine Stadt erschaffen, die du ertragen kannst, aber dafür werde ich dich nicht aufgeben. Niemals.“

Nezumi seufzte leise und sah ein wenig zur Seite, er konnte ihm ansehen, dass ihm die ganze Sache unangenehm war.

„Ist schon gut Nezumi.. Lass dir Zeit. Du musst nicht in die Stadt kommen, wenn du nicht willst. Ich erwarte nicht, dass du die Stadt von jetzt auf gleich zu mögen beginnst. Ich will nur.. geh einfach nicht wieder weg. Ich weiß nicht genau, was man hier außerhalb der Stadt machen kann, aber hier gibt es bestimmt auch eine Schauspielgruppe.. ich weiß nicht, aber es gibt hier sicher etwas, was dich erfüllen wird. Hab keine Angst, es wird funktionieren. Gemeinsam haben wir doch bis jetzt alles hinbekommen.“

„Ist ja gut, ist ja gut. Es reicht ja. Genug davon, okay? Was ich mache ist immer noch meine Sache. Aber ich habe nicht vor zu gehen. Hab ich dir das nicht schon mal gesagt? Gestern vielleicht?“

Shion betrachtete Nezumi. Dieser tat es schon wieder. Sobald es um seine Gefühle ging, winkte er alles ab oder wechselte das Thema, irgendetwas fand Nezumi immer, um nicht weiter darauf einzugehen. Nun war es an Shion zu seufzen, aber er wollte nicht zu viel verlangen. Heute hatte Nezumi schon mehr Gefühl gezeigt, als er es früher getan hatte. Er würde ihm nach und nach zeigen, dass er sich auf ihn verlassen konnte, dass er mit ihm über alles reden konnte und dass er es ernst nehmen würde. Er war nicht mehr allein und bald würde Nezumi das begreifen. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. Bald würde Nezumi es ganz sicher begreifen.

 

 

Nezumi war dieses Gespräch unangenehm. War er wirklich so beschränkt gewesen? Er war nicht mal ansatzweise auf die Idee gekommen, dass Shion auch pendeln könnte. So weit war es von hier nicht zur Stadt. Aber ihm war es nicht in den Sinn gekommen. Normalerweise ging er all Optionen durch, doch hier war diese dritte Möglichkeit einfach untergegangen und stattdessen hatte er Shion angeblafft und ein riesen Theater veranstaltet. So langsam spürte er selber, wie sein Hass auf No.6, welches es eigentlich gar nicht mehr gab, seine Sicht vernebelte. War es das, was Shion die ganze Zeit versucht hatte ihm zu sagen? Sein Magen zog sich ein wenig zusammen. Es war nicht schön sich einzugestehen, dass man vor Hass teils blind gewesen war. Wahrscheinlich hätte er gar nicht gehen müssen. Es hätte so einfach sein können. Shion, bleib in der Stadt, ich lebe weiterhin außerhalb, aber wir können uns dennoch jeden Tag sehen. Es sind nur ein paar Kilometer die uns trennen. Und keine Mauer mehr.

Ja, so einfach hätte es wahrscheinlich sein können. Aber er war einfach zu beschränkt, zu feige gewesen.

„Ist schon gut Nezumi.. Lass dir Zeit. Du musst nicht in die Stadt kommen, wenn du nicht willst. Ich erwarte nicht, dass du die Stadt von jetzt auf gleich zu mögen beginnst. Ich will nur.. geh einfach nicht wieder weg. Ich weiß nicht genau, was man hier außerhalb der Stadt machen kann, aber hier gibt es bestimmt auch eine Schauspielgruppe.. ich weiß nicht, aber es gibt hier sicher etwas, was dich erfüllen wird. Hab keine Angst, es wird funktionieren. Gemeinsam haben wir doch bis jetzt alles hinbekommen.“

Es war erschreckend, dass Shion so viel begriff. Dass dieser verstand, was in ihm vorging, dass Shion überhaupt wusste (anscheinend besser als er selber), was in ihm vorhing.

War er so ein offenes Buch geworden?

„Ist ja gut, ist ja gut. Es reicht ja. Genug davon, okay? Was ich mache ist immer noch meine Sache. Aber ich habe nicht vor zu gehen. Hab ich dir das nicht schon mal gesagt? Gestern vielleicht?“

Statt einer Antwort bekam er einen liebevollen Kuss. Nun, damit konnte er sehr gut leben. Shions Lippen waren weich und ihm gefiel diese leicht schüchterne, aber liebevolle Art, die Shion beim Küssen an den Tag legte. Er war so süß unschuldig. So rein. Nezumi war froh, dass Shion auf ihn gewartet hatte.

Als sie den Kuss lösten, lehnte er seine Stirn an Shions und ließ die Augen geschlossen. Er wollte ihn noch einen Moment bei sich wissen.

„Nezumi weißt du, ich will, dass du glücklich bist.“ Sagte Shion leise und er konnte seine Finger spüren, wie sie seinen Nacken entlang strichen.

„Habe ich je gesagt, dass ich unglücklich bin?“

„Nein, du hast aber auch noch nie gesagt, dass du glücklich bist.“

„Ist das denn so wichtig? Muss ich alles aussprechen, was ich fühle?“

„Nezumi..!“ Shions Ton war scharf und er löste sich von ihm. Er stemmte die Hände in die Hüften und schien irgendwie sauer zu sein. Nezumi hob eine Augenbraue.

„Du tust gerade so, als wäre es was schlimmes, über seine Gefühle zu reden. Ich möchte wissen, was du fühlst. Egal was es ist. Wenn du sauer oder genervt bist, zeigst du mir das nur zu deutlich. Aber alles andere lässt du untergehen. Ich gehöre jetzt aber ganz offiziell zu deinem Leben und damit will ich auch ein Teil deiner Gefühle sein! Und du wirst schon sehen, ich werde es schaffen, dass du sagst, dass du glücklich bist!“

Shion schnaubte ein wenig, als er seine Standpauke beendet hatte. Nezumi erlebte diese Art von Gefühlsausbruch das erste Mal bei Shion; er fand es irgendwie gruselig, doch auf der anderen Seite brachte es ihn auch zum Lachen. Shion machte sich über so vieles Gedanken und es war süß, wie er darauf bestand, dass sie jetzt „ganz offiziell“ zusammen waren. Er grinste bei Shions mürrischen Gesichtsausdruck (dieser fand das wohl nicht so lustig wie er) und wuschelte ihm durch die Haare.

„Na dann viel Spaß dabei.“

Vielleicht würde es ihm irgendwann wirklich leichter fallen, über seine Gefühle mit Shion zu reden. Immerhin hatte Shion ihn schon verändert, bei ihm schien alles möglich zu sein.

 

Mittlerweile war ein weiterer Tag vergangen, Shion war den gestrigen Tag und die Nacht über noch geblieben, wollte heute aber zurück, um nach seiner Mutter zu sehen und einige Sachen zu holen. Gerade hatten sie gefrühstückt und nun saß Shion zwischen seinen Beinen an ihn gelehnt. Seit gestern herrschte eine noch größere Vertrautheit zwischen ihnen und es gab nur wenige Momente, wo sie sich nicht berührten. Eine Hand hielt irgendwie immer die des anderen, oder sie saßen eng beisammen auf der Couch, standen beim Kochen dicht beieinander und Nezumi konnte nicht leugnen, dass ihn jedes Mal eine Welle der Freude durchflutete, wenn sich ihre Hände auch nur streiften. Er war zu einem schwer verliebten Idioten mutiert.

Er schloss die Augen und atmete Shions Duft ein, genoss den Moment noch, bevor sie losgehen würden.

„Also ist das wirklich okay? Ich wollte mich gestern nicht aufdrängen oder so. Ich kann auch einfach immer nach der Arbeit vorbeikommen und dann wieder gehen. Das ist kein Problem.“

Nezumi seufzte leise bei diesen Worten und drückte ihn dann etwas mehr an sich.

„Ich sehe da kein Problem. Es ist ja nicht so, als hätten wir nicht schon eine ganze Weile zusammen gewohnt. Mich stört es nicht. Falls du denkst, dass ich dann nicht genug Zeit habe für mich selbst; du bist ja eh arbeiten. Da werde ich meine Ruhe vor dir haben. Wenn es aber dir nicht passt, dann sag es frei heraus, das erspart uns eine Menge Ärger.“

Shion drehte sich so abrupt zu ihm um, dass er beinahe zusammen gezuckt wäre.

„Nein! Ich möchte hier wohnen! Auf jeden Fall! Hier fühle ich mich mehr zu Hause als drüben bei meiner Mutter. Versteh mich nicht falsch, okay?“

Er lächelte leicht.

„Das ist es, was ich gewollt habe, seitdem du fortgegangen bist.“

„Dann ist die Sache ja durch. Ich hoffe, du hast nicht zu viel Gepäck.“

Shion schüttelte leicht den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Das meiste was ich brauche ist eh hier.“

Nezumi lächelte, ergriff Shion sanft am Kinn und küsste ihn einmal.

„Lass uns gehen, es wird Zeit.“

Sie standen von der Couch auf, zogen sich ihre Jacken über (Nezumi lieh Shion eine von seinen) und machten sich auf den Weg. Shion griff nach seiner Hand, was ihn kurz lächeln ließ und er sah zu ihm rüber, während sie sich der Stadt näherten.

„Wirst du es eigentlich deiner Mutter sagen? Dass du ihr keine Enkelkinder schenken wirst?“

Der Weißhaarige blickte zu ihm auf und nickte.

„Ich hatte nicht vor, dich zu verheimlichen, aber ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie sie reagieren wird. Aber was ist mir dir? Ist es okay für dich mit in die Stadt zu kommen? Ich kann meine Sachen auch alleine holen.“

„He.. das letzte Mal als du alleine unterwegs warst, hättest du beinahe den Boden geknutscht. Und hinterher hast du doch mehr Sachen als du mir weismachen willst und dann kommst du den Hügel nicht hinauf. Da komme ich lieber mit. Mich wird ein kleiner Besuch in der Stadt nicht umbringen. Außerdem will ich ein Stück von diesem Kirschkuchen, den deine Mutter immer backt.“

Shion schien mit dieser Antwort zufrieden, denn er lächelte.

„Kirschkuchen klingt gut.“

Aber es stimmte, es würde ihn wirklich nicht umbringen, in die Stadt zu gehen, um seinem Geliebten beim Packen und Tragen zu helfen. Auf einer Seite war er auch gespannt zu sehen, wie das ehemalige No.6 sich entwickelt hatte. Er wollte dort nur nicht dauerhaft bleiben, dort nicht leben oder regelmäßig seine Zeit verbringen.

 

Das ehemalige No.6 sah jetzt schon anders aus, als Nezumi es in Erinnerung hatte. Das, was bei der Revolution zerstört worden war, war wieder aufgebaut worden. Shion ging einen kleinen Umweg, um ihm etwas von der Stadt zu zeigen. Er hatte ganz vorsichtig gefragt, ob dies für ihn okay wäre und er hatte zugestimmt, denn er wollte Shions Arbeit mit eigenen Augen sehen. Er zeigte ihm einen Friedhof, der neu angelegt worden war, um die Opfer des Kampfes zu begraben. Auch Safu hatte dort ein Grab, wo sie einige Minuten inne hielten und Shion betroffen zu Boden starrte. Er hatte seine Hand gedrückt und dann ein Lied gesungen, was Shion wieder etwas aufgemuntert hatte, dann waren sie weiter gezogen.

Was Nezumi am meisten auffiel war, dass diese starken Abgrenzungen von Arm und Reich größtenteils verschwunden waren. Shion erklärte ihm, dass es dies hier nicht mehr gab. Keine Einstufungen mehr von Arm und Reich, jeder konnte werden, was er wollte, ohne einen extra Status dafür besitzen zu müssen. So wurde man nicht mehr in ein Schicksal hinein geboren, sondern hatte es selbst in der Hand, was man aus seinem Leben machen wollte.

Viele der einst großen Villen waren zu öffentlichen Gebäuden umgebaut worden. Sei es zu Kindergärten oder Schulen, Arztpraxen oder Verwaltungsgebäuden.

Shion zeigte ihm das Gebäude, in welchem er arbeitete und wo sie gerade dabei waren ein neues Prinzip zu entwickeln, wie man diese Stadt am besten verwalten konnte. Auf jeden Fall sollten die Bürger mit entscheiden dürfen, wie diese Stadt geführt werden sollte. Und jeder sollte die Möglichkeit haben, mitwirken zu können.

Nezumi schaute Shion an, der sie nun endlich zu seiner Mutter führte, und musste lächeln. Er hatte viel geschafft und sich von seinen Zielen nicht abbringen lassen.

„Das hast du gut gemacht.“

Überrascht schaute Shion zu ihm auf, dann lächelte er glücklich.

„Es gibt noch viel zu tun. Aber wir werden es schaffen. Die Chance, die du uns gebracht hast, werden wir nicht aufs Spiel setzen. Wir werden nicht zulassen, dass es wie früher wird. Das kann ich dir versprechen.“

„So große Dinge solltest du nicht versprechen.“

„Vielleicht.. aber ich weiß genau, dass ich alles dafür tun würde, dass es kein neues No.6 gibt.“

Nezumi nickte daraufhin nur, was sollte er auch sagen? Shion war fest davon überzeugt und hatte Vertrauen in die Menschheit gefasst. Er hatte dies jedoch nicht getan. Er hatte nur Vertrauen in Shion und das musste erst einmal reichen.

 

Sie erreichten die Bäckerei von Shions Mutter. Nachdem sie eingetreten waren, wurden sie beide von Karen herzlich mit einer Umarmung begrüßt.

„Shion, schön, dass du wieder da bist! Ich habe mir unglaubliche Sorgen gemacht, als du plötzlich nicht mehr in deinem Zimmer warst! Aber dir geht es besser wie ich sehe, ein Glück.“

Sie ließ sie beide los, drückte Shion einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich ihm zu wandte. „Und Nezumi.. ist das lange her. Du siehst gut aus. Ich freue mich, dass du wieder hier bist. Shion hat dich unglaublich vermisst. Er hat richtig Trübsal geblasen.“

„Ma!“

Nezumi lachte leise, ehe er Shion ansah.

„Ich weiß. Aber er ist ja trotzdem gut klar kommen.“

„Er ist ja auch mein Sohn.“ Sagte Karen stolz, die anscheinend noch nicht bemerkt hatte, dass sie sich an den Händen hielten.

„Kommt, setzt euch. Ich habe gerade frischen Kuchen gebacken.“

Sie folgten ihr in die Küche und setzten sich dort an den Tisch. Schon begann Karen Kaffee aufzusetzen und den Tisch zu decken, dabei summte sie vergnügt vor sich hin.

Nezumi und Shion warfen sich beide einen Blick zu. Sie mussten ihr sagen, dass sie beide zusammen waren und Shion zu ihm ziehen würde. Selbst wenn ihre Beziehung Karen nicht störte, wäre sie sicher nicht so über den Auszug ihres Sohnes begeistert. Aber es half ja nichts und Nezumi war schon immer der Meinung, dass es besser war sofort zu wissen wo man stand und was Sache war.

Nezumi nahm sich ein Stück Kirschkuchen, während Karen den Kaffee auf den Tisch stellte und sich dann zu ihnen setzte.

„Ganz so viel Zeit habe ich nicht, ich muss den Laden gleich wieder aufmachen. Aber ein paar Minuten habe ich.“ Sie lächelte und nahm einen Schluck Kaffee.

„Dann machen wir es am besten kurz, nicht wahr Shion?“

Shion wirkte ein wenig nervös, nickte aber.

„Ja. Uhm.. Mama. Wir sind eigentlich her gekommen, weil ich dir zwei Dinge sagen wollte.“

Karen sah Shion fragend an, während dieser wohl abwog, welche der beiden Nachrichten er zuerst erwähnen sollte.

„Also.. jetzt wo Nezumi wieder hier ist, möchte ich gerne bei ihm wohnen.“

„Bei Nezumi? Aber wieso? Von hier hast du es doch viel näher zur Arbeit. Oder ist dir dein Zimmer zu klein?“

Nezumi musste sich ein Lachen verkneifen, er konnte nicht leugnen, dass ihn das ganze amüsierte, vor allem, wie Shion langsam ins Schwitzen geriet. Das war der Vorteil, wenn man alleine war. Man musste vor nichts und niemanden Rechenschaft tragen. Er aß entspannt sein Stück Kuchen, während er Shion aufmunternd zuzwinkerte. Jetzt wurde es ja erst richtig spannend.

„Nein, es liegt nicht an meinem Zimmer. Oder gar an dir oder so. Ich bin gerne hier, wirklich Ma. Es ist nur, ich möchte bei Nezumi sein, weißt du? Wir sind mehr als nur Freunde…wir sind-“

Weiter kam Shion nicht, denn seine Mutter verschluckte sich bei dieser Nachricht an ihrem Kaffee und begann zu husten. Mit so einer Nachricht hatte sie wohl nicht gerechnet. Erneut musste er sich das Lachen verkneifen. Er wusste, das war nicht gerade nett und Shion hing an seiner Mutter, aber er brauchte ihren Segen nicht, um mit Shion zusammen zu sein. Sie war eine nette Frau, aber besonders viel bedeutete sie ihm dann auch nicht.

„Ah..Mum..alles okay?“ fragte Shion schüchtern und klopfte ihr vorsichtig auf den Rücken.

„J-ja.. ja. Ich habe mich nur verschluckt. Ach je.. das sind ja Neuigkeiten. Entschuldige bitte, das kam jetzt etwas plötzlich.“

Sie sah zu ihm rüber, woraufhin er sie freundlich anlächelte. Etwas verlegen wandte sie den Blick ab und rang ein wenig nach Fassung.

„Also.. ihr beide seid ein Paar. Habe ich das richtig verstanden?“

Shion nickte und lächelte etwas nervös.

„Ja, deswegen möchte ich bei ihm wohnen.“

„Ist das nicht etwas schnell? Also ich weiß ja nicht, das ist doch so plötzlich?“

„Ma.. es ist gut so. Wirklich. Tut mir Leid, dass ich dir all die Zeit nichts von meinen Gefühlen erzählt habe, aber ich will es wirklich so. Ich bin glücklich bei ihm. Und wenn du es willst, komme ich in meiner Mittagspause vorbei oder besuche dich so. Wenn.. wenn du mich aber erst mal eine Weile nicht sehen willst, dann.. dann kann ich das auch verstehen.“

„Wie? Mach dich nicht lächerlich! Du bist noch immer mein Sohn. Und das wirst du auch immer bleiben, egal mit wem du zusammen bist.“

Shions Gesicht erhellte sich.

„Danke Ma.“

Lächelnd blickte Shion zu ihm rüber und ergriff seine Hand. Nezumi erwiderte den Druck leicht.

„Dann wirst du wohl heute schon deine Sachen packen, hm? Wisst ihr was? Ich werde euch eine Kleinigkeit zum Essen zusammenstellen. Ihr werdet nach dem packen und später ausräumen sicher hungrig sein und dann braucht ihr nicht mehr extra zu kochen.“

„Das ist sehr nett, danke Karen.“ Antwortete Nezumi, der Shion angesehen hatte, dass er Widerworte leisten wollte. Er hob leicht die Schultern. Wieso nicht? Karen backte gut und er kam nicht oft dazu, Kuchen oder dergleichen zu essen.

„Gut. Dann fangt ruhig schon mal an mit dem Packen. Ich muss auch langsam wieder in den Laden.“

Kurz lächelte Karen, dann verschwand sie auch schon eiligen Schrittes.

„So ganz hat sie das glaube ich nicht verdaut.“ Meinte Nezumi, der sich die Zeit nahm, seinen Kuchen noch aufzuessen.

„Ja, ich glaube auch. Aber sie verkraftet es besser, als ich erwartet habe.“

 

Nachdem sie auch ihren Kaffee ausgetrunken hatten, gingen sie in Shions Zimmer rüber. Sie hatten es nicht eilig und somit machten sie sich keinen Stress mit dem Packen. Shion hatte damit nicht gelogen, dass er nicht viele Sachen hatte. Die paar Kleidungsstücke waren schnell eingepackt und neben ein paar Erinnerungsstücken, Büchern und Schuhen kam nicht mehr viel hinzu. Zwei mittelgroße Reisetaschen hatten genug Platz für Shions Sachen geboten. Nezumi nahm sich die schwerere von beiden und trug diese hinunter, während Shion die andere nahm. Karen verabschiedete gerade einen Kunden, als sie die Bäckerei betraten und wandte sich dann ihnen zu.

„Ihr seid also fertig, ja? Du wirst mir fehlen Shion. Komm mich ganz oft besuchen.“ Meinte sie und drückte ihren Sohn eng an sich.

„Passt auf euch auf und esst ordentlich, hört ihr? Du kannst natürlich auch jederzeit vorbeikommen Nezumi.“

Sie löste sich von Shion und drückte Nezumi dann eine Tasche in die Hand.

„Hier ist euer Essen. Lasst es euch schmecken ihr zwei. Und meldet euch, wenn was ist.“

Nezumi schulterte die Reisetasche und bedankte sich, während Shion sich erneut verabschiedete und sie sich daraufhin auf den Rückweg machten. Er sah zu Shion rüber, ob diesem der Abschied schwerfiel, doch der Weißhaarige sah eher vergnügt aus. Lächelnd blickte dieser zu ihm.

„Ich bin okay. Ich freu mich auf unsere gemeinsame Zeit. Das wird einfach toll.“

Nezumi lächelte, wechselte die Tüte mit dem Essen auf die Seite, wo er schon die Reisetasche trug und griff nach Shions Hand. Er blieb stehen, zog ihn ein Stück zu sich und küsste ihn. Er konnte sich schon vorstellen, dass er in diesem Moment wohl wirklich glücklich war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sakami-Mx
2016-04-25T18:36:54+00:00 25.04.2016 20:36
das ist so süß^^ die beiden haben hoffentlich eine gaaaanz tolle zeit gemeinsam. aber die beste stelle war ja wo sie es shions mutter gesagt haben^^ ihre reaktion war aber auch genial xP
Antwort von:  Miyu-sama
25.04.2016 21:12
So ganz werde ich nicht darauf eingehen, es folgt nur noch ein Kapitel, dann ist wohl schluss, aber einen kleinen Einblick wird man noch kriegen :)
Ich hab es mir auch so schön vorgestellt, wie Shion Blut und Wasser schwitzt und Nezumi ganz entspannt Kuchen futtert xD Da konnte ich nicht widerstehen


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