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Out of Mind

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Warnung:
Für alle, die auf so etwas empfindlich reagieren: Dieses Kapitel beginnt mit der Beschreibung einer Panikattacke!

Aber keine Sorge - danach wird alles wieder gut! Komplett anzeigen

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Rückhalt im Rudel

Stiles erwachte sehr früh am nächsten Morgen mit etwas, dass sich verdächtig wie eine seiner altbekannten Panikattacken anfühlte.

Er war immer noch nackt und es roch deutlich nach dem, was Derek und er in der letzten Nacht getan hatten. Doch Derek selbst war nicht mehr bei ihm!

Stiles Kopf war schlagartig blutleer und er hatte Mühe zu atmen. In seinen Ohren rauschte es, sein Herz raste und seine Innereien krampften sich schmerzhaft ein wenig zusammen.
 

In diesem Moment kam Derek mit nassen Haaren, in Freizeitkleidung und mit zwei Kaffeebechern in der Hand ins Schlafzimmer geschlendert und erkannte sofort, was mit Stiles los war. Er stellte rasch die Becher ab und nahm nah bei Stiles Platz:

„Ist in Ordnung!“ flüsterte er und zog den jungen Mann fest an sich: „Ich bin da! Dein Fels, erinnerst du dich?“

Stiles nickte, klammerte sich fest an Derek und die Wirkung trat sofort ein: Ruhe breitete sich in ihm aus, sein Brustkorb entspannte sich und beim Luftholen fühlte es sich nicht mehr so an, als stünde ein Dreieinhalbtonner auf seiner Brust:

„Ich dachte, du wärst aufgewacht, hättest gesehen, was da neben dir liegt und wärst dann abgehauen!“ nuschelte Stiles in Dereks Brust.

Der Werwolf schüttelte leicht mit dem Kopf, strich Stiles mit einer Hand sanft durch das Haar und erwiderte:

„Falsch! Ich bin aufgewacht, habe gesehen, was da neben mir liegt und habe gedacht, es könnte einen Kaffee vertragen. Und? Habe ich nicht recht?“

Stiles schaffte bereits wieder ein kleines Grinsen. Er nickte und Derek drückte ihm einen der Becher in die Hand.
 

Nachdem das kräftige schwarze Gebräu Stiles restlos wach gemacht hatte, fragte er Derek schüchtern:

„Willst du eigentlich über das sprechen, was letzte Nacht passiert ist?“

Derek blickte ihn unbehaglich an:

„Sorry!“ entschuldigte er sich: „Zu früh denke ich!“

Stiles tat, als mache es ihm nichts aus, doch irgendwo in seinem Hinterkopf fühlte er sofort wieder ein kleines bisschen Angst an den Türen seines Bewusstseins kratzen.

Derek bemerkte es diesmal nicht, erhob und entfernte sich mit der Erklärung:

„Ich werde uns Frühstück machen!“
 

Als Stiles wieder allein war, summte sein Handy. Es war eine Nachricht von Scott:

„Morgen Ihr Zwei! Heute Abend ab 18.00 Uhr großes Rudeltreffen in Dereks Apartment! Haltet euch bereit - die Kavallerie naht! Zwinkernder Smiley“

Stiles blickte ratlos auf die Textnachricht.

`Großes Rudeltreffen´?

Was sollte das denn bedeuten?

Ihr Rudel war doch momentan in alle Himmelsrichtungen verstreut!

Die einzigen, die in der Nähe und die vielleicht so etwas wie Rudel waren, waren Stiles Vater, Scotts Mutter, Dereks Onkel, Dr. Deaton und Danny. Vielleicht noch Chris Argent, aber das wäre dann tatsächlich eine sehr großzügige Auslegung des Rudelbegriffs, denn bei aller Freundschaft war der Mann immer noch ein Werwolfjäger.

Stiles dachte darüber nach, Scott sofort anzurufen und um weitere Erläuterung zu bitten, doch er hatte das Bedürfnis, zunächst einmal zu duschen und den Sex der letzten Nacht abzuwaschen, weil er sich nicht sicher war, ob es sich hierbei nicht nur um einen einmaliger Ausrutscher gehandelt hatte. Und diese Vorstellung machte ihn zu traurig, als dass er sich andauernd daran erinnern lassen wollte.
 

Später beim Frühstück berichtete Stiles Derek von Scotts Textnachricht und gerade als sie aufgegessen hatten und Stiles im Begriff war Scott anzurufen, klingelte es an der Tür.

Stiles und Derek öffneten gemeinsam und im Eingang stand Scott, der wie ein Maulesel bepackt war mit Einkaufstüten und Getränken:

„Gott was schleppst du denn da alles an?“ wurde er von Stiles begrüßt.

Scott schlängelte sich an ihm vorbei in die Küche und legte seine Last ab:

„Ich hab´ euch doch geschrieben: das Rudel kommt!“

„Wer denn alles?“ fragte Stiles verblüfft:

„Na Alle!“ rief Scott freudig aus: „Ich plane das schon, seit diese ganze furchtbare Sache angefangen hat und nun haben endlich mal alle Zeit gehabt, oder konnten sich beruflich frei machen. Rettung ist also nah!“

„Warum hast du denn nichts gesagt?“ fragte Stiles verblüfft:

„Ich wollte euch keine Hoffnung machen, ehe es ganz sicher wäre. Und außerdem: Überraschung!“ Er hielt begeistert die Hände in die Luft.

Stiles lächelte.

Das konnte auch nur Scott einfallen: Aus ihrer Notlage eine Art Kindergeburtstag zu machen!

Er liebte diesen Kerl und sein kindliches Gemüt so wahnsinnig!

„Und was soll das ganze Zeug hier?“ erkundigte Stiles sich, auf die Einkäufe deutend:

„Was glaubst du wohl? Ein Rudel muss auch essen, oder? Der Rest ist noch im Auto!“ Und an Derek gewandt fügte er hinzu: „Kannst du die Sachen bitte holen?“

Derek nickte und verschwand.
 

Hey, Moment mal!´ Dachte Stiles empört. Er mochte zwar nur ein kümmerlicher Mensch sein, aber ein paar Einkaufstüten zu tragen, bekäme er wohl auch noch hin!

Wer war er denn?

Cinderella vielleicht?

Diese Werwölfe, mit ihrer übernatürlichen Stärke waren solche Machos und es wurde wohl höchste Zeit, dass er sich langsam mal emanzipierte.
 

Scott war Stiles Ärger nicht entgangen und er blickte ihn amüsiert an:

„Ich weiß, dass du auch Einkäufe tragen kannst, also reg´ dich ab. Ich wollte doch nur den Grummelwolf für ein paar Minuten außer Hörweite haben, damit du mir sagst, wie es zwischen euch gelaufen ist.“

`Okay! Abregen und durchatmen´ sagte sich Stiles

„Setz´dich!“ forderte er seinen besten Freund auf und ließ sich ebenfalls auf das Sofa plumpsen:

„Letzte Nacht haben wir…“ setzte er an, mit der Tür ins Haus zu fallen, ehe ihm klar wurde, dass er den Satz nicht zuende bringen könnte, wenn Scott ihn so lieb und harmlos anschaute.

Und so tat Scott ihm den Gefallen:

„Ihr hattet Sex!“ stellte er nüchtern fest.

Stiles nickte schüchtern:

„Und heute Morgen macht es schon wieder den Eindruck, als ob es ihm total unangenehm wäre. Ich meine, er ist zwar lieb und alles, aber er kann auch nicht über das sprechen was passiert ist. Oder auch nur meinem Blick längere Zeit standhalten! Ich verstehe den Kerl einfach nicht!“ Stiles schüttelte unzufrieden den Kopf: „O.K.! Man sagt doch, Männer kommen vom Mars und Frauen von der Venus: Aber kannst du mir mal verraten, woher die Werwölfe kommen?“

„Pluto?“ schlug Scott schmunzelnd vor:

„Echt jetzt Mann!“ fragte Stiles mit der Andeutung eines Lächelns: „DU machst Hundewitze? Ich meine: Glashaus? Steine? Sagt dir das vielleicht irgendetwas?“

„Mir macht es nichts aus mit einem Hund verglichen zu werden.“ entgegnete Scott gelassen: „Ich mag Hunde. Man nennt sie doch nicht umsonst` die besten Freunde des Menschen´.“

„Eins steht jedenfalls fest, Kumpel!" Erklärte Stiles grinsend: „Du bist auf jeden Fall der beste Freund DIESES Menschen!“ Und dann drückte er ihm übermütig einen lauten, feuchten Kuss halb auf die Wange und halb auf das Ohr und warf sich an Scotts Brust, wie eine Leinwanddiva:

„Und du meiner!“ versicherte sein bester Freund und zog Stiles fest an sich.
 

Natürlich kam in diesem Moment Derek herein, blickte die beiden eng umschlungenen Freunde skeptisch an und erkundigte sich grummelnd:

„Was passiert denn hier? Irgendwas, dass ich wissen müsste?“

Mit gespieltem Ärger entgegnete Scott:

„Oh, Mist! Ich dachte Stiles und ich hätten Zeit für einen kleinen Quickie!“ Und nach einer kurzen Kunstpause fügte er grinsend hinzu: „Aber wir können ja auch einen Dreier draus machen. Komm doch zu uns, mein Großer!“

„Pfft!“ machte Derek ärgerlich, schnappte sich die Einkäufe und brachte sie in die Küche, wo er sie geräuschvoll polternd verstaute.
 

Scott und Stiles prusteten los.

Eine Wohltat für Stiles, denn mit einem Mal fühlte sich alles weniger schwer an und die Dinge erhielten das richtige Maß zurück.
 

Er brauchte eigentlich nicht viel, dachte Stiles bei sich: Seinen Dad, seine beiden Werwölfe und dann war seine Welt auch schon beinahe in Ordnung!
 

Den Rest des Tage verbrachten die drei Männer damit, aus den Lebensmittelbergen, die Scott herbeigeschafft hatte, ein Abendessen für eine ganze Kompanie zuzubereiten. Und da nur Stiles ein einigermaßen versierter Koch war, gab er die Regieanweisungen und sorgte dafür, dass die anderen beiden nicht allzu viel Blödsinn machten und am Ende noch alles versauten.
 

Es war kurz vor sechs, Stiles vollendete soeben seinen Käseigel, kopfschüttelnd darüber, dass er tatsächlich so einen saudoofen Käseigel hergestellt hatte, als es zum ersten Mal an diesem Abend klingelte. Derek und Scott waren hochkonzentriert damit beschäftigt Gemüsestreifen zu schnitzen und so ging Stiles zur Tür.
 

Und das hätte er lieber nicht getan, denn es war Peter und Mann; hatte der Kerl gute Laune! Er musste wohl einen wundervollen Tag gehabt haben.

Wahrscheinlich hatte er ihn unten am Fluss damit zugebracht, einen Wurf Kätzchen zu ertränken! Oder was immer ein Peter Hale tat, um sich zu amüsieren.
 

Dereks Onkel begrüßte Stiles mit einer Umarmung, die ein wenig zu tief an seiner Hüfte ansetzte und Wangenküssen links und rechts, welche dafür, dass sie von einer Person verteilt wurden, die über überlegene Koordination verfügte, sehr ungeschickt, nämlich eher zwischen Stiles Ohr und Hals platziert waren.

Das machte der kranke Bastard doch mit Absicht!
 

Ehe Peter noch ein paar weitere Hände wuchsen, platzierte Stiles ihn auf dem Sofa im Wohnzimmer und schickte Derek los, seinem Onkel etwas zu trinken anzubieten.
 

Die nächsten beiden die eintrafen waren Sheriff Stilinski und Melissa McCall, welche gemeinsam ankamen, wie Stiles gut gelaunt feststellte; bald gefolgt von Danny, Dr. Deaton und Chris Argent. Und nach und nach trafen dann auch die weitgereisten Gäste ein:

Zuerst Lydia und Jackson, die für diese Hilfsaktion ihren Europa-Trip unterbrochen hatten. Dann Malia, die sich gleich nach ihrem Eintreffen maulig in eine Ecke setzte und einen Streit mit ihrem Vater Peter begann.

Die nächste war Kira, deren Begegnung mit Scott überhaupt nicht unangenehm war, wie man es von Ex-Partnern erwarten könnte, sondern im Gegenteil sehr warmherzig und geprägt von echter Freude einander zu sehen, wie Stiles zufrieden feststellte. Vielleicht gab es für sie und ihren besten Freund ja doch noch eine kleine Chance wieder zueinander zu finden, wie Stiles es sich seit der Trennung dieser beiden immer gewünscht hatte.

Als letztes kam Cora Hale mit ihrem Verlobten Isaak aus New York an. Das Wiedersehen zwischen ihr und Derek hätte Stiles beinahe zum Weinen gebracht, so sehr fieberte er mit, als er erlebte, wie der Mann den er liebte seine totgeglaubte Schwester an sich drückte.

Als alle murmelnd damit beschäftigt waren, einander zu begrüßen und auf den letzten Stand zu bringen, wie es ihnen in den vergangenen Monaten seit ihrem letzten Treffen ergangen war, ließ Derek sich neben Stiles nieder um sich erklären zu lassen, wer diejenigen Personen waren, an die er sich nicht erinnern konnte:
 

„Malia ist meine Cousine, richtig?“erkundigte sich Derek ein wenig verunsichert.

Stiles nickte:

„Aber mir kommt es vor, als sei sie mir gegenüber ein wenig...frostig? Ist das eine Art Sippenhaft, weil sie offensichtlich Ärger mit ihrem Vater hat, oder bilde ich mir das ein?“

„Mit Peter hat das wohl nichts zu tun. Aber ich denke, du könntest recht damit haben, dass sie auf dich ein wenig schlecht zu sprechen ist.“ gab Stiles vieldeutig zurück.

„Aber wieso denn? Habe ich ihr etwas getan?“

Stiles grinste verlegen:

„Naja, sie nimmt dir möglicherweise übel, dass du ihr den Mann ausgespannt hast? In diesen Dingen ist sie ein bisschen kleinlich!“

„Ich habe was? Ich habe sicher nicht...Oh!“ machte Derek: „Du sprichst von dir?“

Stiles zuckte mit den Schultern.

„Wo lebt sie jetzt? Warum ist sie nicht mehr in Beacon Hills?“ Wollte Derek wissen.

„Sie hat unsere Trennung schwer genommen, aber ich denke, jetzt geht es ihr gut. Sie leitet nun ein Straßenkinderprojekt in L.A.!“ erwiderte Stiles: „Es erschien ihr wohl logisch, sich beruflich um elternlose Streuner zu kümmern bei ihrer Geschichte. Und soweit ich das beurteilen kann, macht sie ihre Sache sehr gut.“

Derek blickte ihn fragend an:

„Was ist denn ihre Geschichte?“ Wollte er wissen.

„Dazu müsste ich ein bisschen weiter ausholen.“ Erwiderte Stiles.

Derek schüttelte den Kopf:

„Erzähl`s mir ein anderes Mal. Sag mir lieber, wer der süße Rotschopf ist?“

Stiles lächelte versonnen:

„Das ist Lydia. Meine erste große Liebe! Scott und ich sind mit ihr und Jackson; das ist der blasierte Schönling an ihrer Seite, zur Schule gegangen!“

„So, so!“ murmelte Derek: „Und dann ist da ja auch noch mein Onkel, der dich schon den ganzen Abend mit den Augen auszieht!“

„Upps! Das ist dir aufgefallen, wie?“ fragte Stiles.

„Und ob!“ bestätigte Derek zähneknirschend: „Kannst du mir dann vielleicht eine geschätzte Zahl nennen, wie viele Personen in diesem Raum sonst noch ein romantisches Interesse an dir haben, oder hatten?“

Stiles warf Derek ein freches Halbgrinsen zu und erwiderte:

„Nach meinem Wissen waren das alle, aber man kann natürlich nie wissen. Ich hatte bei Melissa McCall immer so ein Gefühl...“

„Und dann ist da natürlich auch noch dein Kumpel Danny, richtig? Ich frage auch nur...“ erwiderte Derek gespielt ärgerlich: „... für meine Zeitplanung. Wie lange brauche ich wohl, um meine sämtlichen Nebenbuhler auszuknipsen?“

„Unpassender Humor?“ rief Stiles begeistert aus: „Ein klassischer Stilinski! Ich bin begeistert, Kumpel! Du machst echte Fortschritte!“

Derek schüttelte mit einem gutmütigen Lächeln den Kopf, legte einen Arm um Stiles Schulter und drückte sie kurz sanft – eine vertraute, liebevolle Geste, die sich fast wie früher anfühlte und Stiles Herzen damit einen kleinen Stich versetzte.

Schließlich sagte Derek:

„Weißt du, welche Sache ich absolut nicht verstehe? Wie kommt es, dass ein Werwolfjäger in meinem Apartment ist? Der Kerl macht mich ziemlich nervös!“

„Keine Sorge!“ versicherte Stiles: „Chris wird jetzt nicht gleich seine Armbrust rausholen und euch alle über den Haufen schießen. Er ist ein Freund. Sogar dein bester Freund, soweit ich das beurteilen kann!“

Derek schenkte ihm einen skeptischen Blick, sagte jedoch nichts dazu. Und da gab es ja auch noch eine letzte Sache, die ihn beschäftigte:

„Kannst du mir dann vielleicht auch noch erklären, wer die Pfeife ist, mit der sich meine Schwester verlobt hat? Er wirkt wie ein Volltrottel! Welcher Idiot hat so einen überhaupt zu einem Werwolf gemacht?“

Stiles kicherte:

„Ich fürchte, der Idiot warst du, mein Schatz! Isaak war Teil deines Rudels. Und er ist wirklich in Ordnung!“ versicherte der Jüngere: „Erstaunlicherweise passen er und Cora sehr gut zueinander. Eine traumatisierende Kindheit gehabt zu haben ist offensichtlich etwas, dass Menschen verbinden kann.“

Derek verstand zwar immer noch nicht, wie diese ganzen Dinge zusammen hingen, aber ihm blieb für den Augenblick nichts anderes übrig, als sich mit Stiles Auskünften zufrieden zu geben.
 

Als er die Vorstellung zu Ende gebracht hatte, zog Stiles sich für einen Moment allein auf den Balkon zurück. Nach der stillen Verzweiflung, die ihn in den vergangenen Tage umgeben hatte, war die Party, die gerade im inneren des Apartments gefeiert wurde ein wenig mehr, als er verkraftete.
 

„Armer kleiner Stiles! Dein Bett muss doch dieser Tage wahnsinnig kalt sein, oder?“ Schnurrte Peter Stiles plötzlich ohne Vorwarnung ins Ohr:

„Wenn mein Neffe nicht wieder zu Verstand kommt, dann hast du immer noch mich, weißt du?“

Er hatte sich Stiles lautlos von hinten genähert, einen Arm um ihn gelegt , ihn eng an sich gezogen und hatte nun eine Hand auf seiner Brust platziert.

Stiles hielt still und blickte hinunter auf die fremden Finger, welche nun kleine zarte Kreise beschrieben und schüttelte mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Ärger den Kopf:

„Danke für dein Interesse an meinem Sexualleben, ONKEL Peter, aber die kleine Durststrecke von Derek und mir scheint nun vorüber zu sein!“.“ Mit der familiären Anrede versuchte Stiles zum einen subtil auf den beinahe inzestuösen Charakter ihrer Beziehung – sie beide waren immerhin fast so etwas wie verschwägert - und zum anderen auf den Altersunterschied zwischen ihnen anzuspielen. Stiles hoffte damit, Peter vor dem was er tat ein wenig zurückschrecken zu lassen, doch gleich darauf hätte er sich für diesen Gedanken auch schon ohrfeigen können, weil ihm klar wurde, dass sowohl das Eine als auch das Andere ein Ekel wie Peter höchstwahrscheinlich bloß noch schärfer machte.

Und so war es natürlich auch!
 

Peter steckte seine Nase in Stiles Nacken und schnupperte, was Stiles einen kleinen gruseligen Schauer über den Rücken jagte:

„Oh, ja richtig!“ flüsterte Peter: „Jetzt rieche ich es auch! Das freut mich aber für eich beide!“

Noch mehr kleine, gezeichnete Kreise auf Stiles Brust.

Dann beobachtete er, wie die Hand des älteren Mannes weiter nach unten wanderte über seinen Bauch, zentimeterweise tiefer und schließlich wurde es Stiles zu bunt:

„Was machst du denn da, Peter? Zieh deine Hand da wieder raus, Mann?“ schimpfte Stiles: „Lieber Himmel, was ist bei dir denn bloß schiefgelaufen. Bist du eigentlich erst froh, wenn du Unfrieden stiften kannst? Warum suchst du dir nicht eine Freundin. Oder einen Freund? Oder von mir aus auch ein Hausschaf; was immer dir den Kick gibt. Aber versuch` doch einfach mal, selbst glücklich zu werden, anstatt immer nur Anderen dazwischen zu funken!“

Peter schüttelte langsam den Kopf:

„Ich fühle mich wirklich missverstanden!“ klagte er ein wenig selbstmitleidig, zog widerwillig die Hand aus Stiles Hosenbund und hauchte in dessen Nacken: „Ich gebe zu, es bereitet mir ein diebisches Vergnügen, Derek leiden zu sehen. Aber das bedeutet doch nicht, dass ich nichts für DICH übrig hätte, Sweetheart!“
 

Tja, das war wohl sein Schicksal, dachte Stiles bei sich: Dass er, vielleicht mal abgesehen von Cora, auf sämtliche Hales unwiderstehlich wirkte. Dumm nur, dass der einzige Hale, auf den ER es abgesehen hatte, sich an diese Gefühle nicht mehr erinnern konnte und Stiles in einem dauerhaften Zustand der Ungewissheit zappeln ließ.
 

„Warum musstest du unbedingt auch Peter einladen?“ fragte Stiles Scott wenig später unglücklich: „Es war noch nie hilfreich, wenn er in der Nähe war.“ Und nach kurzem Zögern fuhr er fort: „Ich weiß nicht einmal, warum du ihn in dein Rudel aufgenommen hast, Scott. Der Kerl ist furchtbar!“

Scott grinste gutmütig:

„Jede Familie hat doch so einen, den alle hassen und der sich an Feiertagen sinnlos betrinkt, um dann ohne Hosen herumzulaufen und sich am Ende quer über die Festtafel zu erbrechen.“

„Richtig! Nur das unser Kandidat kein drolliger Suffkopf ist, sondern ein soziopathischer Massenmörder, der bei mehr als einer Gelegenheit versucht hat, Zwietracht zu sähen und dich abzumurksen, um selbst der Alpha zu werden. Du darfst ihn wirklich nicht unterschätzen, Kumpel!“

Scott winkte ab:

„Das tue ich nicht! Aber ich vertraue auf mein Rudel! Es ist stark und stabil und kann EINEN Störenfried verkraften! Und du musst bedenken: Solange er Teil meines Rudels ist, habe ich ihn im Blick. Du kennst doch die Redewendung: Habe deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch näher!“

Stiles verdrehte die Augen:

„Ich kenne dich Scott! Es geht doch vielmehr darum, dass du einen der Deinen nicht im Regen stehen lassen kannst, egal was für ein Fiesling er ist. Ohne Rudel wäre Peter doch weiter nichts, als ein bedauernswerter Omega und bei der Zahl seiner Feinde höchstwahrscheinlich binnen einer Woche tot!“

Scott lachte:

„Es ist möglicherweise etwas von beidem.“ Gab er zu. Dann wollte er wissen: „Was hat Peter denn eigentlich angestellt, dass du so sauer auf ihn bist?“

Stiles zuckte mit den Schultern:

„Es war eigentlich nur das Übliche. Er ist mir an die Wäsche gegangen. Nur aggressiver als sonst, weil er glaubt, die Gelegenheit sei günstig, einen Keil zwischen Derek und mich zu treiben!“

„Willst du, dass ich ihn bestrafe?“ Wollte Scott wissen.

Stiles schüttelte den Kopf:

„Ich denke, er ist schon bestraft genug, weil er mit sich selbst leben muss!“
 

`Aber ein bisschen Strafe muss DENNOCH sein´, dachte Stiles plötzlich ein kleines bisschen gehässig und schritt quer durch den Raum auf Derek zu, der auf dem Sofa in der Nähe seines Onkels hockte und unwiderstehlich aussah:

„Wir haben gerade eine akute Sitzplatzknappheit!“ erklärte er mit kokettem Augenaufschlag, ehe er sich rittlings auf Dereks Schoß niederließ.

Im ersten Moment wirkte dieser ein wenig überrumpelt, doch dann legte er die Arme um ihn und sie küssten sich.
 

Vor aller Augen!
 

O.K. Peter; das hat hoffentlich gesessen!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hatschepueh
2016-05-09T12:37:21+00:00 09.05.2016 14:37
Das Kapitel ist auch wieder mal klasse geworden.
So wenig ich Peter normalerweise mag aber ein Peter der sich an Stiles ranmacht und damit Derek eifersüchtig ist immer wieder schön zu lesen.
Antwort von:  GingerSnaps
09.05.2016 18:15
Ich weiß, alle hassen Pete!. Ich persönlich liebe ihn und finde, er ist ein herrlicher Schurke. Ich verwende ihn zu gern!
Antwort von:  Hatschepueh
11.05.2016 09:26
Ich hasse Peter nicht aber ich mag ihn auch nicht. Ich mag seine psychopathische Seite sogar sehr gerne und wenn er offen böse wäre wie in Staffel 1 würde ich ihn wohl lieber mögen aber zwischendurch weiss man je echt nie was man von ihm halten soll: ist er jetzt doch ein netter Kerl oder bleibt er das Arschloch und dann ist er wieder gar nicht da... Dieses hin und her hat ihn mir irgendwie vergrault. Könnte mir aber vorstellen das er mir dadurch das ich ihn jetzt öfters auf diese Weise in verschiedenen FFs gelesen habe bei einem neuen Durchsehen der Serie doch besser gefällt als bisher. Ich bin da gerne mal etwas wankelmütig. Ausser bei meinen Lieblingen die sind immer toll.


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