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No Princess

von

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Der 29. Oktober

Es klopfte. Der Raum war still. Man hörte nur das Prasseln des Regens am Fenster. Das veilchenblaue Zimmer wirkte fast dunkelblau in dem Schatten der Wolken. Anna starrte in den Spiegel und fuhr mit ihren Händen über ihr Haar. Sie wusste nicht, ob sie es hochstecken sollte oder nicht. So gefiel es ihr auf jeden Fall nicht. Es schien nicht angebracht. Erneut klopfte es, dann öffnete sich die Tür. Die Augen des Mädchen wanderten zu Akira, der die Tür hinter sich schloss und auf sie zuging. Er trug wieder seinen schwarzen Anzug.

„Wie geht’s Sho und Iori?“ fragte Anna nun und schaute wieder in den Spiegel. Ihr Mund war trocken, die Lippen spröde und ihre Haut blass. Sie fühlte sich nicht bereit. Sie sah nicht gut aus.

„Sie sind gerade in der Bibliothek. Anscheinend hat es Iori geschafft, dass Sho wieder mit ihm redet.“ Akira stellte sich hinter Anna und sie betrachtete sein Spiegelbild. Er lächelte nicht. Das weiße Hemd, dass er beim Besuch der Tengus getragen hatte, hatte er heute mit einem schwarzen getauscht. Er hob seine Hände und griff nach Annas Haaren, die sie begutachtete.

„Soll ich dir einen Zopf machen?“ fragte er ruhig und Anna nickte. Erneut füllte sich der Raum mit dem Geräusch des Regens. Anna sah im Spiegel zu, wie Akira mit seinen Fingern durch ihre Haare kämmte. Sie sah, wie die beiden im Spiegel beieinander standen. Akira überragte Anna mit einer Kopflänge. Er hatte breite Schultern, die sich senkten und wieder hoben, während er sich um ihre Frisur kümmerte. Er sah so erwachsen aus. Er trug das selbe Schwarz wie sie.

„Gefällt dir, was du siehst?“ grinste der Rotschopf leicht. Anna wand den Blick von ihm ab. Der Gedanke, dass sie gut zusammen passten, huschte durch ihren Kopf. Sie nickte.

„Du siehst auch gut aus.“ fügte der Junge hinzu und wickelte ihre Haare in einen Dutt. Als er fertig war, ließ er seine Hände auf Annas Schultern ruhen. Sie trug ein schwarzes, schlichtes Kleid, das eng anlag, schwarze Strümpfe und Schuhe. Akiras warme Finger glitten über die Haut an ihrem Nacken. Er beugte sich vor, küsste ihre Schulter und die feinen Linien, die darin verborgen waren. Ein angenehmes Prickeln lief in einer Gänsehaut über die Stellen, die seine Lippen berührten. Anna schloss die Augen und legte ihren Nacken intuitiv frei. Seine Hände fuhren ihre Arme hinunter, führten ihre Hände an ihren Körper und blieben auf ihrem Bauch liegen. Seine Lippen lösten sich von ihr und wanderten zu ihrem Ohr.

„Es ist okay, wenn du heute weinst.“ flüsterte er ihr leise zu. Annas Augen blieben verschlossen. Erneut nickte sie. „Du weißt, dass ich für dich da sein werde.“ Seine Worte waren wie Feuer auf ihren Wange, die er nun küsste. Sie öffnete wieder die Augen und blickte auf ihre Füße. Ihre Hände wurden mit Wärme gefüllt, als sie unter Akiras Fingern ruhten. Es war ihr schon vorher aufgefallen, doch nun, wo sie es länger betrachtete, fiel ihr auf, dass Akira wirklich große Hände hatte. Mit sanfter Führung begannen diese, an ihrem Körper zu drehen, damit Anna nicht mehr den Spiegel anblickte, sondern ihn. Er löste seinen Griff von ihr, legte seine Hände wieder auf ihre Wangen und zog das kleine Gesicht an sich heran. Annas Lippen fingen Feuer, als er sie berührte. Ihr Daumen fuhr über die trockene Haut, spreizte ihren Mund etwas, als er an ihrer Unterlippe hängen blieb. Anna wurde warm. Ihr Herz pochte aufgeregt gegen ihre Rippen. Heute wollte Akira sie nicht ärgern, das wusste die Königin sofort. Er beugte sich vor. Seine Zunge war sanft, als sie ihre Lippen befeuchtete. Er versiegelte ihren Mund mit einem Kuss. Wieder schmeckte er nach Pfefferminze. Wieder schloss Anna die Augen. Ihre Hände legten sich an seine Brust. Sie war warm und stark. Er brauchte sie nicht an sich zu ziehen – wie von automatisch lehnte sie sich an den großen, festen Körper. Akiras Hände wanderten. Eine legte sich in ihren Nacken, gaben dem Kopf Halt. Die andere ruhte über ihrem Po und drückten ihren Körper noch mehr zu ihm, als wolle er jeden Zentimeter von ihr an sich spüren. Es kribbelte in Annas Magen, als seine Hand über ihren Po fuhr. Sein Mund löste sich kurz für einige Millimeter, nur um erneut anzusetzen. Sie schmeckte seinen Atem. Sie schmeckte seine sanften Lippen. Die Hand, die ihren Nacken so fest hielt, glitt ihren Rücken hinab und fand ebenfalls seinen Weg auf Annas Gesäß. Plötzlich lösten sich ihre Füße vom Boden. Akira hob das Mädchen hoch, ging einige Schritte zurück und ließ sich auf dem Bett nieder, ehe er Anna auf seinem Schoß platzierte. Seine Küsse ließen kein Sprechen zu. Er hielt sie fest, drückte ihre Brust an seine, ehe er erneut seine Lippen in ihre versenkte. Seine Zunge streichelte über ihre Lippen, forderte ihre Zunge zum einen Tanz auf. Es dauerte nicht lang, bis Anna nach gab und sich den zärtlichen Bewegungen beugte. Hitze stieg in ihrem Gesicht auf. Sein Zeigefinger fuhr über ihren Hals, über ihr Dekolleté, spielte mit der Kette. Dann wanderten die Finger über den Rand des Kleides, öffneten die Knöpfe. Seine Hand tauchte unter den schwarzen Stoff und legte sich über ihr Herz, fühlte, wie es gegen ihre Brust sprang. Sie war angenehm kühl und schien den pochenden Muskel zu beruhigen. Seine Lippen lösten sich von ihren, nur um woanders weiter zu machen. Ihre Wange, ihr Ohrläppchen, ihren Hals. Anna konnte sich ein stummes Keuchen nicht verkneifen, als er sein Gesicht in ihrem Nacken vergrub und ihn mit Küssen überhäufte.

„Seid ihr fertig?“ murrte eine Stimme. Akira und Anna öffneten die Augen. Akiras Mund ruhte immer noch auf der zarten Haut seiner Königin, doch seine Augen erspähten Mirai, der im Türrahmen stand. Auch Anna sah zu ihm hin. Seit wann stand er da?

„Wir wollen gleich los.“ erklärte Mirai sich und drehte sich wieder um. „Anna sollte sich fertig machen.“

„Natürlich.“ seufzte Akira leise. Seine Hände fuhren unter die Achseln des Mädchens und hoben sie von seinem Schoß. „Wir warten draußen.“ Seine letzten Worten benetzten ihre Wange, die noch mal den leichten Druck seiner Lippen auf sich spürte. Dann schloss sich die Zimmertür wieder.

Mirai wartete vor der Tür auf Akira. Als er diese schloss, richtete er sich erst einmal seine Krawatte, die Anna irgendwie gelockert hatte und fing sich den musternden Blick des Affenkönigs ein. Ihm war heiß.

„Was?“ fragte Akira ahnungslos. Er erhielt keine Antwort. Mirai sah genervt aus.

„Schätze, es ist besser, wenn sie dich nimmt, anstatt Ren.“ knurrte er resigniert und durchaus unbefriedigt. Akira lächelte.

„Tut mir Leid.“ Er kratzte sich an seiner Wange.

„Tut's dir nicht.“ schnauzte Mirai genervt. „Du hast von Anfang an gesagt, dass sie nur dich wählen würde. Wieso?“ fügte er skeptisch hinzu.

„Geheimnis.“ grinste der Junge charmant. Bei dieser Antwort landete eine unsanfte Faust in seiner Seite, ehe Mirai Akira den Arm um die Schultern legte und ihn zu den Treppen führte.

„Heute ist kein guter Tag...“ seufzte der Blonde und starrte beim Runtergehen aus ein Fenster.

Es war der 29. Oktober, ein Samstag. Es hatte die ganze Nacht geregnet und schien auch den Tag über nicht aufhören zu wollen. Der Wind wehte nicht und konnte deshalb auch nicht die dunklen Gewitterwolken weiterschieben. Alles war grau und leblos, ertränkt durch den Regen. Die Bäume verloren Blätter und mit ihnen an Glanz, vor allem hier. Anna ging über den Friedhof. Der Boden war matschig und verewigte das Muster ihrer Schuhsohlen in sich.Viele Gräber standen hier, viele Menschen waren hier begraben, um die einst getrauert wurde. Doch nur einer von ihnen interessierte das Mädchen heute. Es war der Tag der Beerdigung ihrer Mutter.

An der Grabstätte angekommen empfingen sie schon viele Arme. Nachbarn, die sich um sie sorgten. Alte Freunde, die sich jahrelang nicht mehr bei ihrer Mutter gemeldet hatten. Arbeitskollegen und Geschäftspartner ihres Vaters, die Anna nicht wieder erkannte. Yuki und Kiki, sowie deren Eltern. Selbst Mikas Mutter war hier. Sie war blass und abgemagert, ihre Gedanken streiften umher und Anna hörte, wie sie sich Sorgen machte, bald ein leeres Grab für ihre Tochter reservieren zu müssen. Ein anderes, bekanntes Gesicht glänzte zwischen den Regenschirmen hervor. Inspektor Kobayashi hatte sich Zutritt zu diesem Abschied gewährt. Ihr Vater war nicht zu sehen.

Shiros lange Finger wickelten sich um Annas Hand, als er sie zum Grab führte. Er sah sie nicht an. Auch er war ein Teil des Kurosawa Haushalts gewesen und wie immer, wenn er traurig war, wollte er sich verstecken. Sein Gesicht war gesenkt, doch sah seine Mutter sofort, wie die Tränen von seinen Wangen fielen. Sie machten Halt. Ein großer Sarg mit schönem, hellen Holz war vor ihnen aufgebahrt worden. Weiße Rosen zierten ihn. Unter dem Regen schienen sie, als würden sie weinen.

„Wir haben uns heute hier versammelt…“ Ein Mann begann zu sprechen. Shiros Stirn lehnte auf Annas Schulter, sein Arm war fest an ihren geklammert. Zu ihrer Rechten stand Akira, der seine Hand um ihre Hüfte gelegt hatte und sie an sich zog. Obwohl es kalt war, spürte Anna die ausgehende Hitze von den beiden. Ihr Blick war auf den Sarg geheftet. Dort drin lag der Rest der Frau, die sie geboren hatte. Annas Lippen bebten. Sie machten merkwürdige Bewegungen, ihr Kinn wackelte auf und ab. Sie durfte nicht nach unten schauen, sonst würden die Tränen heraus kommen.

„Ich hab' gesagt: Es ist okay heute zu weinen.“ flüsterte Akira ihr sanft ins Ohr. Wie aufs Stichwort purzelten die Tränen Annas Wangen entlang. Liams beruhigende Hand fuhr über ihren Rücken. Sie machte Anna schwach. Ihr Rücken knickte an, ihr Kopf fiel fast auf ihre Brust, als sie sich unter ihren Tränen krümmte. Sie musste sich selbst fest halten, um nicht umzufallen. Ihre Hände verkrampften sich auf ihrer Brust. Sie versuchten gegen den Schmerz in ihrem Herzen zu drücken, doch half es nicht. Erinnerungen schwappten hoch. Jeden Sommer würde ihre Mutter für sie den Pool aufblasen, damit sie Erfrischung fand. Als sie sich geprügelt hatten, hatte sie Anna und Adam so lange angeschrien, bis die Kinder weinten und musste dann ihrer Umarmung nachgeben. Wenn Anna krank im Bett lag, würden sie und Adam sich abwechseln, um sich um Anna zu kümmern. Sie würde ihre berühmte Suppe machen, damit es ihrer Tochter bald besser gehen würde. Wenn Anna im Frühling aufwachte, hörte man bereits ihre Mutter im Garten arbeiten. Wenn sie von der Schule kam, war das Essen schon fertig. Oft backte sie kleine, süße Zaubereien, wenn Anna traurig war. Als Shiro in ihr Haus kam, musste sie mit ihm kämpfen, damit er baden gehen würde, und landete schließlich selbst in der Wanne. Dann wusch sie ihm mit Annas Shampoo, das sie immer für ihre Tochter aussuchte, die Haare. Himbeeren und Vanille. Doch der Geruch von frisch gemachten Abendessen würde nie wieder durchs Haus ziehen. Die Geräusche vom Harken der Erde würden nie wieder an Annas Fenster dringen. Es würde keine kleine, süßen Zaubereien mehr geben. Es würde kein geflutetes Badezimmer mehr geben. Keine aufregenden Rufe mehr, wenn der Nachrichtensprecher etwas unfassbares erzählte. Es würde keine Gute-Nacht Geschichten mehr geben. Keine Lektionen aus Büchern. Keine Hilfe mehr bei ihren Hausaufgaben. Es würden keine nächtlichen Gespräche mehr folgen. Es würde kein Geschrei, keine Tadelungen, keine Umarmungen mehr geben. Anna würde nie wieder spüren, wie sie an die Brust ihrer Mutter gedrückt werden würde. Sie würde sie niemals wieder weinen sehen. Niemals wieder lächeln. Das Mädchen würde nie wieder hören, wie sie sagte „Ich hab' dich lieb“ oder „Pass auf dich auf“. Sie würde nie wieder Küsse ihrer Mutter bekommen. Sie würde nicht sehen, wie ihre Mutter vor Freude platzte, wenn sie mal heiraten würde. Sie würde nie ihre Enkelkinder sehen. Sie würde nie sehen, wie Anna aufwuchs, die Schule abschloss. Sie würden sich nie wieder streiten. Und sie würden sich nie wieder sehen.

Anna musste das laute Schluchzen unterdrücken, um nicht die Rede des Pfarrers zu unterbrechen. Liams Hand fuhr weiterhin über ihren Rücken. Mirais legte sich auf ihren Kopf. Leise Stimmen von Klagen und Weinen erhoben sich langsam unter den Gästen. Sie starrten Anna an und wurden mitgerissen. Sie weinten auch. Man hörte, wie sie begannen, die Nasen hoch zu ziehen oder laut nach Luft schnappten. Der Regen trommelte mitleidlos auf den Sarg. Die Stimme des Mannes verstummte, er war fertig. Menschen begannen, Blumen auf den Sarg zu legen. Sie verharrten kurz, einige fuhren mit ihrer Hand über das Holz, aber alle wandten sich letztendlich ab um zu gehen.

Anna wusste nicht, wie lange sie da stand. Doch irgendwann hielt auch Shiro ihr eine Rose entgegen. Er weinte nicht mehr. Er sagte ihr, es sei Zeit, Abschied zu nehmen. Das Mädchen schüttelte den Kopf. Erstickt von den Tränen rang sie nach Luft. Shiro löste sich von ihrer Seite und legte seine Rose auf dem Sarg ab. Ren und Liam taten es ihm gleich. Dann gingen sie. Mirai nahm Shiros Platz ein und legte einen Arm um die kleine, zitternde Schulter. Er drückte sie, dann legte auch er eine Blume auf dem Holz ab und verließ den Friedhof. Nun standen Akira und Anna alleine da. Eine weiße Rose drehte sich zwischen seinen Fingern, während Anna sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.

„Akira… Du hast mir etwas versprochen.“ flüsterte das Mädchen nun erstickt. Die Hand um ihre Hüfte zog etwas fester an ihr. Der Junge nickte.

„Bis dieses Versprechen eingelöst ist… Bis ich denjenigen, der das getan hat, gefunden und ihm seine gerechte Strafe zugeteilt habe… Bis dahin werde ich keine Blume auf dieses Grab legen.“

Sie löste sich von dem Mann an ihrer Seite und ging auf den Sarg zu. Ihre Hand berührte das kalte, nasse und harte Holz, streichelte es kurz. Keine Blume würde mit diesem Tod abschließen können. Keine Worte. Nicht so lange, bis Eve dafür bezahlt hatte, was sie ihr angetan hat. Nicht bevor Eve nicht genau diesen Schmerz in ihrem Herzen fühlen würde. Nicht bevor Anna sah, wie das Leben aus ihren Augen wich.

„Ich schwör's dir, Mama. Bis dahin werde ich mich nicht von dir verabschieden.“ flüsterte sie unter den Tränen. Die letzte Rose legte sich, als Akira neben Anna trat und nach ihrer Hand griff.

„Lass uns nach Hause gehen.“

Anna zog die Nase hoch. Das Bad hatte ihr gut getan. Tatsächlich war die Badewanne in Rens Villa so groß, dass sie dreimal rein gepasst hätte. Seufzend erhob sich das Mädchen aus der Wanne und ließ das Wasser ab, ehe sie sich dem Spiegel zudrehte. Es war die Art von Spiegel, die einem den kompletten Blick auf seinen eigenen Körper ermöglichten. Ihre Haut war gerötet von der Hitze. Anna drehte dem Spiegel den Rücken zu und musterte ihren Rücken. Dort, unterhalb ihrer Schultern, war ein schwarzer Kreis. Er hatte zackige Auswucherungen, war nicht größer als ihre eigene Hand. Es erinnerte Anna an eine Sonne oder ein Zahnrad. Von ihm aus gingen feine Linien in Schnörkeln über ihren Rücken. Hier und da endeten sie und formten abstrakte Gestalten und dicke Balken. Einige wanderten ihren Rücken hinauf bis zu den Schulterblättern und verloren sich. Wenige schafften es über den Nacken auf ihre Schlüsselbeine und die Arme hinunter, wo sie immer noch Pfeile formten, die ins Nichts zeigten.

Anna griff sich eins der warmen Frotteehandtücher und begann sich abzutrocknen. Ihre Augen waren immer noch gerötet. Sie taten selbst bei der Berührung mit dem weichen Stoff weh. Erschöpft ließ sie das Handtuch fallen und griff sich die frische Wäsche. Die Nacht war herein gebrochen und der Mond beschien das Bad durch die milchigen Fenster. Es war kalt draußen.

Müden Schrittes ging das Mädchen aus dem Bad heraus, als sie sich angezogen hatte, und trabte über den Flur. Man konnte laute Stimmen aus einem der Wohnzimmer vernehmen. Die Jungs hatten sich zusammen gesetzt und fingen an zu trinken. Anna legte ihre Sachen in ihrem Zimmer ab und ging nun ebenfalls zu der trinkwütigen Meute. Von weitem hörte man schon ihr Gespräch.

„Wie weit wärst du gegangen?“ Es war Mirai. Er klang, als hätte er Spaß.

„Das geht dich nichts an.“ fauchte Akira. Eine ungewohnte Unruhe lag in seiner Stimme. Anna betrat den Raum und ließ sich neben Shiro aufs Sofa fallen. Irgendwie erinnerte sie die Einrichtung hier an den Raum vom Schülerrat – ein rechteckiger Tisch, aus dunklem polierten Holz, formte die Mitte des Raumes. Um ihm herum standen Sessel und zwei sich gegenüber stehenden Sofas mit rotem Lederbezug. An der Decke hingen Lampen aus feinem Glas, die eine angenehmen Atmosphäre schafften. Im Kamin brannte ein Feuer.

Als Shiro seinen Arm um das Mädchen legte, setzte dieses ihren Kopf auf seiner Schulter ab.

„Hat das Bad geholfen?“ fragte Akira lächelnd nach und Anna nickte. Gewicht fiel zu ihrer Seite aufs Sofa, als Sho sich neben ihr fallen ließ. Seine Hände wanderten auf Annas Schoß und er lehnte sich bei ihr an. Shiro schnaufte genervt auf, doch seine Mutter legte trotzdem einen Arm um den Fünfjährigen. Selbst Iori war hier. Er saß etwas von der Gruppe entfernt und beobachtete die Situation. Immer noch fühlte Anna, wie sein Herz Schuld ausstrahlte.

„Die Frage ist, was wir jetzt machen.“ seufzte Mirai und goss sich etwas Whiskey nach. „Wir haben die Tengus jetzt auf unserer Seite, doch irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass das reicht.“ Ren nickte.

„Haben wir noch andere Leute, die uns helfen könnten?“ überlegte Mirai dann laut und musterte den Drachengott.

„Ich kann finanzielle Unterstützung anbieten, mehr aber auch nicht.“ erwiderte Ren sofort und führte sein Weinglas an die Lippen. „Was Liam und Toki angeht, glaube ich nicht, dass wir viel auf sie bauen können.“ fügte er mit einem arroganten Lächeln hinzu.

„Ich werde auf Anna aufpassen.“ murrte Liam daraufhin und wandte sich genervt von Ren ab. Dieser grinste – was ziemlich ungewöhnlich war. Bei seinem Anblick musste Anna lächeln.

„Was ist denn mit deiner Familie, Akira?“ wollte Mirai nun wissen und handelte sich einen strafenden Blick vom Rotschopf ein.

„Was soll schon sein. Wäre mein Vater klar genug im Kopf, um zu denken, würde er erst mal die Scheiße gerade biegen, die er selbtst verzapft hat.“ fauchte er genervt und trank etwas von der dunkelbraunen Flüssigkeit, die sich in seinem Glas befand. Rum-Cola? Anna musterte ihn neugierig. Das war das erste Mal, dass sie etwas von seiner Familie hörte. Akira entging das nicht – er erwiderte ihren Blick mit einer Art, die ihr bedeuten sollte, dass sie das nichts anginge.

„Wir könnten die Dämonen fragen...“ murmelte Ren nachdenklich, doch mit einem „Pah“ von Akira wurde auch dieser Vorschlag abgewiesen.

„Ich hätte noch jemanden, aber ich hab lange nichts von ihr gehört...“ überlegte Mirai laut.

„Wieso versuchst du nicht, mit ihr in Kontakt zu treten?“ wollte Liam nun wissen. „Sie würde eine große Unterstützung sein.“

„Mal sehen. Wie gesagt, hab lange nichts von ihr gehört.“ wiederholte sich der Affenkönig.

„Was ist mit dir Liam? Irgendwen im Auge?“ fragte Akira nun, doch Liam schüttelte den Kopf. Er hatte nie einen anderen Waldgott kennen gelernt und die Feen und Nymphen waren zu weit weg, um her zu kommen.

„Ich könnte eventuell meine Brüder fragen...“ murmelte Akira schließlich und Mirai grinste.

„Na also.“

„Doch sie sind jung und dumm. Glaube nicht, dass sie viel ausrichten könnten.“ fügte Akira schnell hinzu.

„Ich glaube auch nicht, dass die Tengus viel helfen können. Sie wären nur Kanonenfutter.“ sagte Sho dann laut. Er stand auf und krabbelte auf Annas Schoß, um seinen Hinterkopf in ihre Brust zu legen. „Sie sind geschwächt. Das einzige, was sie noch tun können, ist Fliegen. Die Zeiten, wo sie den Wind und die Blitze beherrschten, sind längst vorbei. Würden sie das Blut einer Königin erhalten, könnte sich das vielleicht ändern, aber...“ Seine Augen wanderten von den Gesprächsteilnehmern weg und er brach ab. Doch Anna hörte, was er dachte. Er wollte einfach nicht, dass Anna für sie blutete.

„Du bist ganz schön kaltherzig für dein Alter.“ stellte Mirai argwöhnisch fest. Akira nickte.

„Du bist zu erwachsen.“ befürwortete er die vorangegangene Aussage. Sho zog eine Schnute.

„Er hat Recht. Die Tengus können nicht viel helfen.“ sagte Ren nun und stand auf. Er griff nach einem Glas aus dem Sekretär und füllte ihn mit einem roten, dickflüssigen Alkohol.

„Was ist mit Kai und den Vampiren?“ fragte Mirai als nächstes und sah zu, wie Ren Anna das Glas reichte. Das Mädchen roch daran und atmete den lieblichen Duft von Beeren ein.

„Kai...“ murmelte Liam nun und seufzte. „Wir haben immer noch keine Spur von ihm. Ohne ihn können wir auch nicht mit den Vampiren verhandeln.“

„Kai ist bei Eve.“ Das lockere Gespräch wurde von diesen Worten erschlagen. Iori, der sie ausgesprochen hatte, zog sämtliche Blicke auf sich. Selbst Anna starrte ihn an und setzte sich auf.

„Wie meinst du das?“ fragte Akira sofort und drehte sich auf dem Sofa um, um Iori anzusehen. Der Blick des Tengus, der aus dem Fenster gerichtet war, fiel nun auf Akira.

„Sie hat ihn.“

„Du meinst er lebt noch?“ fragte Mirai verblüfft und Iori nickte.

„Wahrscheinlich.“ murmelte er.

„Iori… Ich wollte dich sowieso schon längst mal fragen, was du alles weißt.“ Anna stellte ihr Glas auf dem Tisch ab und musterte es. Sie hatte seine Gedanken gelesen, doch die meisten Dinge von Eve und ihren Taten waren ihr verborgen geblieben. Es musste ein Trick gewesen sein, den sie angewandt hatte, um andere davon abzuhalten, ihre Geheimnisse heraus zu finden. Iori schluckte. Es wäre längst an der Zeit gewesen, Informationen preis zu geben, doch hatte er sie aus Angst zurück gehalten.

„Sie… hat ihn vor einigen Monaten aufgesucht. Ich glaube es war im Juli oder August, als sie ihn das erste mal angesprochen hat.“ fing er an. Man sah, wie ihm beim Erzählen unwohl wurde. „Sie wollte ihn auf ihrer Seite haben.“

„Und was hat dieser Bastard getan…?“ fauchte Mirai sofort.

„Er hat sie abgewiesen.“ Erneut trat Stille ein. Ioris Blick war auf Anna geheftet. Er war dabei gewesen, als Kai auf der Straße beteuert hatte, dass er keine Loyalität gegenüber Anna empfand. Doch wusste der Tengu nun, dass es eine Lüge gewesen war.

„Sie hat kurzerhand seine Gefolgsleute umgedreht und die Vampirfraktion auf ihre Seite gezogen.“ Anna schluckte. Ihre Oberschenkel bebten. Shos Hände griffen nach ihren Fingern und drückten sie.

„Die Vampire...“ flüsterte sie leise. Akira stand auf.

„Wo ist Kai jetzt?“ fragte er sofort, doch Iori zuckte nur mit den Achseln.

„Ich hab Eve fast einen Monat lang nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich weiß sie, dass ich sie verraten habe oder sie denkt, mir wäre etwas zugestoßen. So oder so hat sie ihn wahrscheinlich woanders untergebracht.“

Mit einem lauten Stampfen knallte Mirai sein Glas auf den Tisch. Der Gedanke, dass Kai sie betrogen hätte, fühlte sich wie ein schweres Gewicht auf seinem Herzen an. Er erinnerte sich an Akiras Worte von damals – Kai sei Hals über Kopf in Anna verliebt gewesen. Wie hätte er sie also jemals verraten können?

„Meint ihr… die Vampire haben Mama…?“ flüsterte Anna nun leise und drückte die sanften Hände des Jungens auf ihrem Schoß.

„Wahrscheinlich.“ gab Ren seufzend hinzu. „Es sind Bestien. Für Blut tun sie alles, vor allem wenn es Blut einer Königin ist.“

„Kai hatte erzählt, dass sie ungeduldig wurden...“ erinnerte sich die Blondine und schloss die Augen. Die Dunkelheit ihrer Lider katapultierten sie zurück in die Gespräche, in denen Kai zugegeben hatte, wie viel Spannung zwischen ihm und seinen Leuten war. Sie schluckte. Hätte sie es verhindern können? Hätte sie Kais Verschwinden und den Tod ihrer Mutter verhindern können?

„Übrigens… Adam hat sie auch.“ Kalter Schweiß brach auf Annas Körper aus. Ihr Herz setzte für eine Sekunde aus. Sho griff sich japsend an seine Brust. Er rang nach Luft. Eine Berührung ihrer Schulter ließ Anna wieder atmen. Shiros Hand berührte sie, sagte ihr, sie solle sich beruhigen.

„Wo ist Adam...“ keuchte Anna nun. Sie traute sich nicht, Iori anzusehen. Jeder Blick von ihm könnte einer sein, der Mitleid ausdrückte. Es könnte ein Blick sein, der Anna verriet, dass Adam bereits tot war.

„Ich weiß es nicht. Er ist bei seinen Leuten.“ murmelte Iori und unterschwellige Angst brachte seine Stimme zum Zittern. „Wir haben seit den Sommerferien keinen Kontakt mehr zu ihnen.“

Bevor Anna aufspringen konnte, stand bereits Akira vor ihr und drückte sie zurück ins Sofa. Er war so unglaublich stark, egal wie sehr sie versuchte, sich gegen ihn aufzubäumen, er schaffte es Anna im Sofa zu behalten. Während er sie fest hielt drehte er sich wieder Iori zu, der nun stocksteif in seinem Stuhl saß und Anna anstarrte.

„Was meinst du mit 'seit den Sommerferien'?“ fauchte der Rotschopf. Ren und Liam waren aufgestanden und gingen zu Iori hinüber, welcher sich in kompletter Ehrfurcht wieder zusammen kauerte.

„Eve war bei den Schattenmenschen und hat nach Adam gefragt. Sie wollte, dass er ihr Shiki wird.“

Geh. Geh. Geh. Geh. Keine Zeit. Keine Zeit. Keine Zeit. Keine Zeit. Keine Zeit. Die Worte hallten in Annas Kopf wieder, als würden sie ausbrechen wollen. Die Schatten ihrer Gedanken suchten sie heim. Alles vor Annas Augen wurde schwarz. Ihre Hände griffen nach ihrem Kopf, sie vergrub ihre Finger in ihren Haaren. War es das gewesen? War der Grund dafür, dass sie fliehen musste, Eve gewesen?

„Was… Was ist dann passiert?“ fragte Anna angsterfüllt. Sie durfte die Beherrschung nicht verlieren. Sie durfte ihrer Panik nicht nach geben.

„Als sie erfahren hat, dass du weggerannt bist, ist sie wütend geworden. Sie hat die Schattenmenschen angewiesen, Adam einzufangen und ...“ er brach ab.

„Wie? Was hatte Eve mit Anna vor?“ fragte Mirai sofort.

„Sie wollte Anna da schon beseitigen.“ gab Iori leise zu und hob schützend seine Hände über seinen Kopf. Schweigen trat ein. Annas Hände zitterten. Dröhnende Stille rauschte durch ihren Körper, lähmte sie. Sho stieg von ihrem Schoß herunter. Er hatte Angst. Akiras Finger bohrten sich in ihr Fleisch, wollte sie immer noch zurück halten.

„Sie haben Adam dann versteckt. Seitdem hab' ich nichts mehr von ihm gehört.“

„Das reicht.“ heischte Ren und schlug mit seiner Faust auf den Tisch. Gläser erzitterten. Shiro seufzte, stand auf und hielt Anna eine Hand hin. „Lass uns schlafen gehen.“ murmelte er seiner Mutter zu. Akiras Hände lockerten sich, ließen Anna jedoch nicht los.

„Shiro, ist es okay, wenn ich sie ins Bett bringe?“ flüsterte er leise, damit die anderen ihn nicht hören konnten. Der junge Mann betrachtete Akira eingehend.

„Wenn du ihr etwas antust, fresse ich dich heute Nacht.“ brummte die Stimme leise und Shiro ließ sich wieder aufs Sofa fallen. Nach diesem Satz würde Akira ganz bestimmt nichts versuchen. Er zog Anna an den Händen hoch und führte sie zur Zimmertür. Er konnte spüren, wie sich jede Zelle ihres Körpers dagegen sträubte, den Raum und das Gespräch zu verlassen. Doch ihr Bewusstsein war müde. Es war zu viel für einen Tag. Schließlich gab sie dem milden Druck nach und verließ mit Akira das Zimmer. Sho wurde von Shiro aufgehalten.
 

Mit einem Schwung zog Akira die Decke zur Seite, damit Anna sich hinlegen konnte, ehe er sie wieder zudeckte.

„Ich hab' mir noch nicht die Zähne geputzt...“ murmelte das Mädchen ungeduldig. Jede Ausrede war ihr recht, um zurück zu diesem Gespräch gehen zu können. Irgendwie hatte Akira sie beruhigt.

„Das ist nicht schlimm. Schlimmer wäre es, wenn du weiterhin dein Miasma im Raum versprühst.“ seufzte Akira und ließ sich ans Bettende fallen. Er starrte die Tür an. Sollte er gehen?

„Du hast dem Kleinen ganz schön Angst gemacht. Und ich glaube, der Fluch, der auf ihm lastet, hat sich auch bemerkbar gemacht. Geht's dir gut?“ Anna erinnerte sich an den kleinen Moment, wo ihr Herz ausgesetzt hatte. Sie nickte.

„Ich war nur geschockt, das ist alles...“ flüsterte sie sich zu. Akiras Hand glitt über den weichen Deckenbezug. Er lehnte sich etwas zurück.

„Ich denke, es ist gut. Wir haben endlich Spuren zu Kai und deinem Bruder. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir sie finden.“ lächelte er. Anna nickte erneut. Akira hatte Recht. Jetzt hatten sie Ansätze, wo sie mit der Suche beginnen könnten. Dennoch…

„Adam wird schwächer.“ gab Anna zu. Ihr Herz tat weh, als sie ihre Worte hörte. Akira musterte das Mädchen. „Manchmal, wenn ich schlafe und träume...“ fuhr Anna fort, doch es war schwer, das Gefühl in Worte zu fassen. „Ich habe das Gefühl, dass er jeden Tag ein bisschen stirbt.“

Ein erschreckender Gedanke fuhr durch ihre Sinne. Wann würde der Tag kommen, an dem sie Adam beerdigen musste? Das Gewicht auf dem Bett löste sich. Akira wanderte an der Seite entlang und beugte sich zu Anna. Seine Hand tätschelte ihren Kopf.

„Bevor das passiert, finden wir ihn.“ Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Erleichterung machte sich in dem Mädchen breit. Wenn er das sagte, hatte er wahrscheinlich Recht. Finger fuhren durch Annas nasses Haar, kämmten sie liebevoll.

„Du wirst wieder krank, wenn du so rumläufst.“ murmelte er mit einem Lächeln. Dann setzte er sich wieder. Seine Finger verblieben in ihrem Haar, die andere Hand griff nach ihrer. Anna lehnte sich vor. Ein kurzer, süßer Kuss legte sich auf ihre Lippen. Er war noch erleichternder als die Worte, die Akira sprach. Annas Stirn fand Platz auf seiner Schulter und das Mädchen schloss die Augen. In aller Ruhe fuhr seine Hand weiterhin durch ihre Haare, während die andere ihre Schulter wärmte. Ab und zu fanden sich weitere Küsse auf ihrer Haut wieder. Mal auf der Wange, mal auf der Schulter, mal am Hals. Beim letzteren bekam Anna unweigerlich Gänsehaut und zuckte zusammen.

„Da ist es nicht gut.“ murmelte sie beschämt und hielt schützend eine Hand über ihren Nacken.

„Du bist eine schlechte Lügnerin.“ lachte Akira leise und zog ihre Hand wieder weg. Seine Zunge hinterließ warme Spuren an ihrem Schlüsselbein, wanderte langsam hoch zu ihrem Hals. Er küsste ihn. Sofort zog sich Annas Brust unter einem angenehmen, starken Druck zusammen. Gänsehaut erschauderte ihren Nacken. Er küsste ihren Hals erneut.

„Akira...“ flüsterte sie leise. Ihre Hände versuchten, ihn von sich wegzudrücken. Doch sie waren schwach, nicht mit ganzem Herzen bei der Sache. Die Hand, mit der sich der junge Mann abgestützt hatte, wanderte nun über Annas Schenkel zu ihrer Seite, um dort Platz auf der Matratze zu finden. Allein mit dieser kleinen Bewegung hatte die Königin das Gefühl, dass er sie komplett einnehmen würde. Er lehnte sich vor und ihr Körper gab unter seinem Gewicht nach. Der weiche Stoff des Kissens legte sich unter Annas Kopf. Ihr Hals streckte sich, als seine Lippen zu wandern begannen. Es war schwer geworden, zu atmen. Jeder Atemzug schien von Nervosität gefüllt zu sein und zu offensichtlich. Akiras Finger glitten über Annas Arm. Es kitzelte. Dann wanderten sie zu ihrem Schlüsselbein. Es hinterließ eine Gänsehaut. Schließlich fanden sie ihre Brust. Anna stockte der Atem. Seine Küsse hörten nicht auf. Seine Finger glitten über das weiche Fleisch, blieben zwischen den Brüsten liegen und fühlten den Herzschlag. Hitze breitete sich in Annas Brust aus. Akira setzte sich auf und sah das Gesicht der feuerroten Königin, dann musste er lächeln.

„Ich sag' doch, du bist eine schlechte Lügnerin.“ Seine Stimme war ruhig, leise, fast ein Flüstern. Es war gefährlich. Erneut lehnte er sich vor, um sie zu küssen. Ihre Lippen waren weich. Viel weicher als vorher am Tag. Sie schmeckten nach Beeren und Cassis. Er konnte spüren, wie ihre Haut unter seinen Fingerspitzen zu zittern begann. Jede seiner Berührungen erregten die kleinen Härchen, die sich auf ihrer Haut aufstellten. Sie hatte ihre Augen vor Scham geschlossen und lag da wie ein wehrloses Tier, das gleich gefressen werden würde. Wie weit würde sie ihn gehen lassen? Wie weit würde er gehen wollen? Sie merkte nicht, wie er sich auf ihren Schoß setzte, wie seine Beine neben ihren Platz fanden. Sie war zu sehr in den Berührungen vertieft. Ihre Hände waren auf seiner, die immer noch auf ihrer Brust lag, gefaltet. Langsam zog er sie weg und führte Annas Hand auf seine Schulter. Sie war süß, wenn sie so wehrlos war. Seine Hand glitt wieder zu ihrer Seite, kitzelte sie ein bisschen, als er mit seinen Fingern unter ihr Shirt glitt. Akira war sich nicht sicher, wer in diesem Moment aufgeregter war. Das Gefühl ihres Shirts, wie es langsam unter seiner Führung nach oben krabbelte, löste fast ein Erdbeben in seiner Brust aus. Ihre Hand lag auf seiner Schulter, dennoch traute sie sich nicht, ihn fest zu halten. Sie war zahm. Würde er sie weiter ansehen, würde er nicht aufhören können. Doch er mochte ihren Geschmack und das Gefühl, wie ihre Haut unter seinen Fingern zu schmelzen drohte. Seufzend versenkte er seinen Mund in ihrem Nacken und leckte über die süße Haut. Sofort spürte er, wie Annas Muskeln sich anspannten. Liebevoll biss er in ihren Hals, saugte daran. Ihre Hand war von der Schulter auf seinen Arm gerutscht, langsam hielt sie sich an ihm fest. Akiras Hand ruhte nun nicht mehr über ihrem Herz, ohne Ziel wanderte sie Millimeter um Millimeter über ihre Brust. Sie trug einen BH. Dennoch fühlte er, wie ihr Nippel sich seiner Hand entgegen streckte. Ihm wurde warm. Es tat gut, an ihrem Hals zu saugen, tat gut, sie so zu berühren. Er wollte sie stöhnen hören. Er wollte sehen, wie sie sich unter seinen Bewegungen wand und seufzte. Ihr Herz schlug so stark, dass ihr Brustkorb im Takt mit hüpfte. Sein Arm fand sich neben ihr wieder, gab ihm Halt um sich auf der Matratze abzustützen. Langsam wurde es schwer, sich nicht komplett auf sie zu legen. Liebevoll führten ihn seine Lippen zu ihrem Ohrläppchen, küssten es zärtlich und ließen es nicht mehr los. Anna keuchte. Bei diesem Geräusch bekam Akira Gänsehaut und er musste unweigerlich stoppen.

Seufzend ließ er sich an ihre Seite fallen und holte tief Luft. Das war nicht gut. Es war nicht gut, wie sie aussah, wie sie roch, wie sie sich anhörte und schmeckte. Es war nicht gut, wie weich sie war. Sein Herz tobte. Ächzend zog er die Decke unter seinem Körper hervor und legte sich zu Anna. Sein Arm umfasste den Bauch des Mädchens und zog ihren Körper auf die Seite an seine Brust.

„Tut mir Leid.“ flüsterte er und schloss die Augen. Er musste sich beruhigen. Ihr Körper war heiß, dennoch zitterte er leicht. Ihm war heiß. Er bekam schwer Luft. Sein Herz tobte. Ihr Shampoo drang in seine Nase. Er schluckte.

Anna war ihm dankbar, dass er aufgehört hatte. Ihre Zehen kribbelten, ihre Beine, ihre Oberschenkel. Es fühlte sich an, als wäre seine Hand immer noch auf ihrer Brustwarze. Sie konnte das Gefühl nicht vergessen. Ihre Hände lagen auf Akiras Brust. Sein Herz schlug genau so schnell wie ihres. Erleichterung machte sich in Anna breit. Es war nicht nur einseitige Aufregung. Sie schloss die Augen bei dem sanften Druck, den seine Lippen auf ihrem Kopf hinterließen. Seine Hände widmeten sich erneut ihren Haaren. Dann schwiegen sie. Dieses Gefühl in ihrer Brust, das, was so schmerzhaft gegen ihre Rippen drückte, ihr das Atmen schwer machte und ihren Kopf nebelig machte, was war das? War das Liebe? Bei dem Gedanken bekam Anna Angst. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Ob sie überhaupt etwas sagen sollte. Akiras Duft stieg in ihre Nase. Er war angenehm und ungewohnt männlich. Ab wann machte man eine Unterscheidung zwischen „Freund“ und „Mann“ ?

„Du sahst echt süß aus. So unschuldig.“ flüsterte Akira plötzlich mit einem Grinsen und Anna wurde schlagartig aus ihren Gedanken gerissen. Ohne groß nachzudenken versenkte sie ihre Faust in seiner Schulter und er musste unter einem Husten auflachen. „Findest du es schlecht, wenn ich dich süß finde?“ fragte er mit einem Lächeln. Anna hob ihr Gesicht an, das in seinem Arm lag, doch konnte sie seine Augen unter seinen Haaren nicht sehen, nur sein Kinn und sein Lächeln. Sie hob ihr Kinn noch mehr an und küsste vorsichtig das Gesicht über ihr. Bei ihrer Berührung neigte sich sein Kopf zu ihrem. Als würde er ihr antworten, küsste er ihre Lippen ein letztes Mal für diese Nacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ilvie-Lupus
2016-05-30T22:35:55+00:00 31.05.2016 00:35
Also ich kann mich nicht zurück halten und muss einen Kommentar schreiben :D Bin zwar noch nicht fertig mit dem Buch, aber was solls :D Ich finde es richtig toll *-* Ich versuche jetzt was zu paar Charakteren zu sagen :D Doch werde es wahrscheinlich nicht zu so vielen schaffen :D
Fangen wir mit Kai an :D Am Anfang hielt ich Ihn für ein Arsch, aber inzwischen find ich ihn fast schon nett und süß^^ Nur doof das der bei Eve ist :(
So, dann Akira :D Ich mag Akira :D von anfang an schon :D Er ist so geheimnisvoll :D und ich will endlich wissen was genau er ist! Ich hasse es, es nicht zu wissen :D und dieses desinteresse was er manchmal an den Tag legt :D zu genial :D
Ähm... ja... Toki klingt knuffig :D Und ich find den Namen interessant :) Er tut mir irgendwie ein wenig leid wegen der Sache mit der Pflanze und so :D
Gut... Als nächstes... äh... Anna :D Ich mag sie :D vor allem am Anfang als Schlägerbraut :D Und das mit Kikki :D so genial :D aber Kikki tut mir auch leid :/ nun ja, Ich kann Anna voll und ganz nachvollziehen... Vorallem momentan :( Nach allem was passiert ist :(
Und Eve kann ich nicht leiden :D Iori scheint nett zu sein :D und Sho klingt süß, aber so erwachsen manchmal :o und Shiro hab ich direkt ins Herz geschlossen :D Ich mag im Allgemeinen Wölfe :D
Also zu den anderen Charakteren kann ich nicht wirklich was sagen :D bin schon froh über die Charaktere was sagen zu können :D

Dann mach so weiter^^

Lg, Ilvie-Lupus
Antwort von:  Yinjian
31.05.2016 11:17
Ooooh :D Ja danke! Beim letzten Kapitel ("große Geheimnisse") erfährt man, was Akira eigentlich ist :) Bald tauchen auch alte Bekannte wieder auf und es sind schon neue Charaktere geplant :) Freut mich so viel Feedback von dir zu kriegen, vielen Dank! Ich hoffe du bleibst am Ball :D


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