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Familyproject

von

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Einhundertelf

Gähnend saß Kyo im Studio und versuchte seine Augen offen zu halten. Auf seiner Brust hatte es sich Sano gemütlich gemacht und er wartete eigentlich nur noch auf Reiko, die sich bereit erklärt hatte auf den kleinen Mann aufzupassen. Yuna war mit Erina beim Arzt und musste dort scheinbar ewig warten. Die Kleine hatte die Nacht hohes Fieber bekommen und die ganze Zeit nicht schlafen wollen. Zum Glück hatte sie wenigstens nicht Natsukis und Sanos Schlaf gestört, denn die beiden hatten gar nichts mitbekommen. Dementsprechend war Kyo total knülle und er musste sich immer wieder zwingen seine Augen zu öffnen. Das hatten Shinya, Kaoru und Daisuke schließlich auch bemerkt und da sie heute wenigstens etwas zustanden bringen wollten, hatten sie sich nach einem kurzfristigen Babysitter umsehen müssen.
 

Noriko, Daisukes Frau, hatte selbst mit ihrem Baby zu tun und Yuna war wie gesagt mit Erina beim Kinderarzt und da sie Sano nicht den ganzen Keimen und Krankheitserregern aussetzen wollte, hatte Kyo das Kind einfach mitbekommen. Nach kurzer Absprache hatte sich Kaorus Freundin bereit erklärt und diese musste jetzt nur noch hier auftauchen und den Kleinen an sich nehmen.
 

„Wann denkst du eigentlich, kommt unser Bassist wieder?“, ließ sich Daisuke, während der Wartezeit, neben ihn fallen und stupste gleichzeitig die Nase des Babys an, welches den Kopf zur Seite des Rhythmusgitarristen gedreht hatte.

„Wenn ich das wüsste“, gähnte der Sänger und strich nebenbei langsam über den Rücken seines Kindes. Sano begann nun langsam eigenständig seinen Kopf zu heben und zu drehen und schaute sich immer häufiger in der Welt um.

„Hat er sich bei dir denn nicht noch mal gemeldet?“, schaute der große Rote ein wenig verdutzt aus der Wäsche und der Sänger konnte nur mit dem Kopf schütteln.

„Das letzte Mal, als er gesagt hat, dass das Baby da ist. Und das ist auch schon wieder drei Wochen her“, murmelte er und schloss wieder kurz seine Augen. Im nächsten Moment riss er sie allerdings wieder auf, da er einen feuchten Schauer an seinem Hals spürte, da sein Sohn urplötzlich geniest und selbstverständlich seinen Kopf genau in dem Moment seinem Oberkörper zugedreht hatte.

„Sano, das ist eklig. Kannst du nicht deinen Onkel duschen? Wozu ist der denn da, wenn nicht dafür?“, fragte er und hob den Kleinen hoch, so dass er mit dem Gesicht auf Kyos Gesichtshöhe war. Eigentlich hätte der Sänger es auch besser wissen müssen, aber in letzter Zeit war es mit dem logischen Denken nicht ganz so und bei seiner heutigen Übermüdung konnte man eh nichts anderes mehr erwarten und der nächste Schwall von Babyspucke traf ihn diesmal mitten ins Gesicht.

„Urgh“, verzog er sofort sein Gesicht und versuchte gleichzeitig seinen Bandkollegen zu Tode zu starren, da dieser sich köstlich amüsierte und sich schon den Bauch hielt, vor Lachen.
 

Grummelnd wischte er sich halbwegs sein Gesicht an seinem Ärmel ab und drückte Daisuke danach einfach das Baby in die Hand, da die Spucke nicht wirklich aus seinem Gesicht verschwunden war, Kyo aber auch nicht alles an seinem Pullover kleben haben wollte. Unschuldig blickte Sano ihn an, als er an Daisuke weiter gegeben wurde, tat aber nichts weiter, sondern zog eher eine Grimasse, die aussah wie ein hämisches Grinsen. Super, Yuna und er hatten ein Monster erschaffen und das ließ seine Macht schon mit zehn Lebenswochen an ihm aus. Wenn der Sänger mal darüber nachdachte, da hatte sein Sohn es immer drauf nur ihn anzuspucken, anzupinkeln oder anzukotzen. Vielleicht hatte er in der Schwangerschaft zu leidenschaftlichen Sex mit seiner Frau gehabt und dabei den Kleinen immer wach gerüttelt oder ihn mit seinem … nein, stopp, nicht weiter darüber nachdenken. Kyo würde einfach darüber stehen und seinen Sohn trotzdem lieb haben, auch wenn dieser seine Gefühle ihm gegenüber ein wenig… anders offenbarte.
 

„Bin mal kurz auf’m Klo“, murmelte er also und verschwand aus dem Zimmer, nur um drei Türen weiter in einem anderen Raum einzufallen, welcher Waschbecken und Toilettenkabinen beherbergte. Schnell stand er vor einem Waschbecken und wusch sich sein Gesicht ab. Ein Papiertuch befeuchtete er ebenfalls und wischte sich seinen Hals sauber, welchen Sano als erstes bewässert hatte. Mit einem weiteren Tuch wischte er sich wieder trocken und verließ den Waschraum schon wieder.
 

Auf dem Weg zum Studioraum lief er Reiko in die Arme und er hätte sie abknutschen können, wenn er nicht schon verheiratet wäre.

„Unsere Rettung, endlich“, konnte er es sich trotzdem nicht kneifen und er begrüßte sie noch freundlich und mit einem schiefen Grinsen.

„So schlimm?“, fragte sie schüchtern und Kyo lachte rau auf.

„Schlimmer“, musste er es wirklich zugeben und führte sie dann in ihre Räumlichkeiten.
 

„Ich hab unseren Rettungsanker mitgebracht“, teilte er gleich mit und alle sahen auf, grüßten von weitem, bis auf Kaoru, der Kyo beinahe aus dem Weg schubste und seine Reiko versuchte in Grund und Boden knutschen. Zwei Sekunden später drückte Reiko Kaoru mit einem hochroten Kopf von sich und starrte auf den Boden. Innerlich schüttelte er seinen Kopf, sagte aber nichts dazu, denn irgendwie war es ja ganz süß, wie verschüchtert sie immer hier herum stand und erst eine gewisse Zeit zum Auftauen benötigte. Aber da die gute Frau nicht zum Knutschen hier war, schritt der Sänger energisch auf Daisuke zu und nahm ihm seinen Sohn wieder ab, der doch tatsächlich kurz protestierte.

„Du wirst doch wohl nicht den Onkel mir vorziehen?“, fragte er ein bisschen beleidigt und schenkte Sano eine Schnute. Doch der guckte nur komisch und verzog schon wieder sein Gesicht. Da der Sänger nun etwas wacher war, waren seine Reflexe auch besser und er hielt das Baby rechtzeitig in eine andere Richtung, bevor er schon wieder einen feinen Nebel im Licht sah, da der Kleine schon wieder geniest hatte. „Sage mal, du wirst uns doch nicht auch noch krank werden. Deine Schwester reicht uns“, murmelte er, nahm das Baby richtig auf seine Arme und fummelte sich ein Taschentuch aus der Hose, womit er die Nase und den kleinen vollgesabberten Mund abwischte.

„So, glänzt wieder, jetzt kannst du ihn nehmen“, hielt er Reiko im nächsten Moment das Baby hin, welche schon wieder mit großen Augen auf den Säugling sah und nur ganz zögerlich ihre Arme nach dem kleinen Menschlein ausstreckte.
 

Steif wie ein Brett legte sie ihn an ihre Schulter und klopfte etwas umständlich auf Sanos Rücken.

„Bleib locker, wenn ihm was nicht passt, zeigt er es dir schon“, oder auch nicht, aber er musste Reiko nicht noch mehr Angst machen als so schon. „Du kannst ihn auch in die Schale legen, macht sich zum Gehen besser“, deutete er auf den grässlichen Wagen, der verlassen in einer Ecke stand. „Fläschchen, Windeln, Tücher und was nicht noch alles ist alles hier drin“, zeigte er auf eine Tasche, die neben der Couch stand. „Sonst noch Fragen?“

„Wenn er schreit, kriegt er eine Flasche, ja?“, fragte Reiko unsicher und sie schielte kurz zu dem Baby, welches ihre Bluse an der Schulter an sabberte.

„Nein, nur wenn er versucht seine Faust zu fressen, dann bekommt er eine Flasche. Windeln werden gewechselt, wenn du bald in Ohnmacht fällst vor Gestank oder du schaust einfach immer regelmäßig nach. Lieber einmal zu viel gewechselt, als zu wenig“, erklärte er und hob die Tasche einfach auf. Mit der großen Umhängeschlaufe schlang er sie um den Lenker des Wagens und schob diesen dann zu Reiko. „Willst du ihn reinlegen?“

„Mach du lieber“, murmelte Reiko vorsichtig und sie sah Kyo unsicher an. „Bist du dir sicher, dass du dein Kind mir anvertrauen willst?“

„Ja, bin ich. Du hast es doch Letzens auch super hinbekommen, warum dann nicht auch diesmal? Außerdem kannst du uns immer sofort anrufen, wenn was ist“, sah er da kein Problem und umso eher Sano an andere Menschen gewöhnt wurde, umso weniger würde er später mal fremdeln, das hoffte er zumindest. Vorsichtig nahm er ihr das Baby wieder ab, verpackte ihn noch schnell in einen warmen Strampelanzug und bugsierte ihn dann in die Schale. Angeschnallt war er schnell und mit einem Küsschen auf die Stirn hatte er sich dann auch schon verabschiedet. Kurz schaute er noch auf die Uhr an der Wand und nickte dann.

„In ungefähr einer Stunde wird er wohl Hunger bekommen, also achte darauf ob er seine Hand frisst. Milch ist abgepumpt, musst nur noch mal kurz im Wasserbad erwärmen“, waren seine letzten Instruktionen, als plötzlich die Tür aufging und sich ein dunkelblauer Kinderwagen in den Raum schob.
 

„Wir sind endlich daha~“, flötete es und alle wurden von dem extremen Strahlen beinahe erschlagen. Da stand doch tatsächlich ihr Bassist mit dem Kinderwagen im Studio und grinste sie frech an. Warum zum Teufel hatte er denn nicht Bescheid sagen können, dass er wieder da war, oder das er heim kommen würde?

Aber nicht nur der Sänger fühlte sich ein wenig überrumpelt, auch die anderen guckten aus der Wäsche, wie ein Reh ins Scheinwerferlicht.

„Was für eine Überraschung“, entkam es Kaoru trocken und die anderen konnten einfach nur nicken.
 

„Ich? Ich soll euch überrascht haben?“, nahm der Bassist den Faden gleich auf und schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Wenn einer einen überrascht hat, dann war das ja wohl ihr!“ Kurz musste der Sänger überlegen, was der Dunkelhaarige eigentlich meinte, doch dann fiel ihm die Aktion mit dessen Arbeitszimmer wieder ein und ihm war alles klar.

„Keine Ahnung, was du meinst“, tat er gespielt unwissend, konnte die Fassade aber nicht lange aufrecht halten, da Daisuke schon unterdrückt lachte und sie somit verriet. „Mann, Dai, jetzt ist die ganze Show versaut“, lachte Kyo und stieß dem Größeren seinen Ellenbogen in die Seite.
 

„So und nun zeig deinen Stammhalter mal her, ob er hält, was du versprichst“, zog Daisuke die Blende vom Kinderwagen nach unten, da jetzt eh alles schon gesagt wurde und damit sie alle in ein friedlich Schlafendens Babygesicht sehen konnten. Zuerst sah man nur dunkle Löckchen, die tatsächlich ein wenig rot schimmerten. Die kleinen Augen waren geschlossen, aber man konnte schon jetzt die dunklen Wimpern erkennen, die diese wohl umrandeten. Die kleine Nase war so stupsig wieder jede Babynase, aber die Lippen waren unverkennbar von Toshiya und die kleinen Paustbäckchen auch. Selbst so in dem Kinderwagen verpackt konnte man die Ähnlichkeit tatsächlich erkennen und der Sänger musste zugeben, man konnte sich wirklich beinahe sofort in den kleinen Fratz verlieben, aber nichtsdestotrotz, Sano war niedlicher.
 

„Also hast du jetzt wirklich das alleinige Sorgerecht?“, fragte Kaoru, nachdem der Bassist seinen Sohn aus dem Wagen gehoben hatte und ihn auf seinen Armen hin und her schaukelte. Reiko hatte sich auch wieder hin gesetzt, Sano aber im Wagen gelassen, da der friedlich umher schaute und es recht angenehm zu finden schien.

„Ja, hat ein bisschen gedauert, aber seit gestern Vormittag, amerikanischer Zeit, hab ich das Sorgerecht und sobald alles geklärt war, hat Noi für uns einen direkten Rückflug gebucht und seit gestern Abend, japanischer Zeit, sind wir wieder da“, nickte der drahtige Mann.

„Noi?“, hakte nun der Leader wieder nach und schien tatsächlich neugierig zu sein.

„Die Dolmetscherin, die Nora mir zur Seite gestellt hat, ohne sie wäre ich echt aufgeschmissen gewesen“, sagte er und Toshiya schielte auf seinen Sohn herunter. Auf seinem Gesicht lag ein liebevolles, sanftes Lächeln und es war gar kein Vergleich zu dem hilflosen, müden und ängstlichen Gesichtsausdruck von vor fünf Wochen, als er ihnen erzählt hatte, dass er nach Amerika reisen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-10-03T17:22:44+00:00 03.10.2016 19:22
Awww~ Sano hat einen Sabberkameraden =)
Antwort von:  myamemo
06.10.2016 13:31
Meinst du jetzt Reiko, die er ansabbert, oder Kenji? xD


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