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Familyproject

von

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Vierundachtzig

Immer noch dampfend vor Wut riss Kyo die Wohnungstür beinahe schon gewaltsam auf und mit einem lauten Knall war sie kurz darauf auch schon wieder im Schloss eingerastet. Er rechnete schon mit einer Rüge seitens Yuna, doch die Wohnung blieb still. Das irritierte ihn jetzt doch ein bisschen und nachdem er seine Schuhe hatte fallen lassen, lief er in die Wohnung, um zu schauen wo seine Mädels abgeblieben waren. Doch egal wie oft er in die Küche oder ins Wohnzimmer oder in die Kinderzimmer sah, die drei blieben verschwunden.

Das war jetzt nun wirklich sehr seltsam und ein bisschen überfordert schaute er auf seine Armbanduhr, die ihm mitteilte, dass Yuna die beiden Kinder wohl gerade erst aus der Kinderkrippe und dem Schulhort holte. Was jetzt wieder total merkwürdig war, da er dachte, dass es schon ziemlich spät am Abend war, denn warum sollte Kaoru sonst schon zu Hause sein und seine Freundin fic- Stopp! Nicht weiter daran denken, sonst würde noch ein Äderchen in Kyos Kopf platzen und dann hätte er den Salat. Sich totärgern wollte er dann doch nicht und erst recht nicht wegen Kaoru.
 

Aber irgendwie konnte er sich trotzdem nicht ganz beruhigen, da er einfach nicht verstehen konnte, wie selbstverständlich Kaoru zu seinem Feierabendprogramm übergehen konnte. Selbst ihm waren in den letzten zwei Tagen die Gedanken immer wieder zu Daisuke geglitten und er war da nicht fähig gewesen um überhaupt etwas Sexuelles hervorzubringen. Aber gut, jeder ging damit anders um.
 

Brummend, da er dennoch weiter über den Leader schimpfte, zog der Sänger sich zunächst ins Schlafzimmer zurück, wo er sich in eine bequeme Jogginghose schmiss und zudem noch ein ausgeleiertes T-Shirt seinen Weg an den Körper fand. Zwar sah er ein wenig verloddert aus, aber ihm war jetzt danach. Außerdem waren die Sachen bequem.

Frisch umgezogen schnappte er sich noch seine alte Akustikgitarre und mit seinem Block zog er ins Wohnzimmer um. Auf dem Sofa fand er sofort seine Sitzekuhle und nachdem er seine Beine in den Schneidersitz gezwängt hatte, platzierte er die Gitarre auf seinem Schoß und begann leise vor sich hin zu spielen. Es waren keine Meisterstücke und er wollte gar nicht wissen wie viele Griffe er falsch anwendete, aber darum ging es jetzt auch nicht, sondern er wollte einfach seinen Frust über Kaoru freien Lauf lassen.

Pah, sowas schimpfte sich Leader. Egoistischer Bastard würde besser passen.
 

Ganz in seinen Gedanken versunken bemerkte Kyo gar nicht, wie die Wohnungstür leise aufgesperrt wurde und leise Kinderstimmen den Flur erfüllten.

„Zieht ihr bitte eure Schuhe aus und stellt sie richtig hin … nein, nicht dahin, Eri…“

„Papa auch!“

„Ja, aber der Papa hat das Prinzip der Ordnung im Flur auch noch nicht verstanden. Da, neben Tsukis ist noch ein Platz frei und dort kannst du deine Schuhe hinstellen … ja, genau da hin … so und Papas stellen wir gleich daneben.“

Zwar hörte Kyo die Stimmen, aber das Gesprochene kam nicht wirklich bei ihm an, da er wie wild auf seinem Block kritzelte und sich dabei konzentriert auf die Zunge biss. Sein Stift flog beinahe schon übers Papier und hoffentlich konnte er die Zeichen dann später alle noch lesen, ansonsten wäre die Arbeit umsonst gewesen.
 

„Was machst du denn schon hier? Wolltest du nicht zu Dai?“

Erschrocken, da die Stimme ganz nah an seinem Ohr gewesen war, zog der Sänger den Stift beinahe quer übers Blatt und sein Herz setzte für einen Moment aus. Keuchend schnappte er nach Luft und mit zitternden Händen griff er sich an die Brust. Ein Glück das er sich aus Reflex nicht noch auf die Zunge gebissen hatte, denn die wäre nun durch.

Was für ein Teufelsweib!

Und warum musste sie ihn so erschrecken?

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken“, fuhr sie ihm leicht durch den Nacken und ein wenig entsetzt starrte Kyo die junge Frau an, die zunächst belustigt aus der Wäsche schaute, mit der Zeit dann aber doch immer besorgter zu werden schien.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte sie nun nach und ganz vorsichtig setzte sie sich neben Kyo, der noch immer kein Wort gesagt hatte. „Kyo, ich rede mit dir. Was ist denn los? Ist was passiert?“, fragte sie weiter und vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Stirn. „Du machst mir gerade ein bisschen Angst, du bist so weiß wie eine Wand.“
 

„Geht… schon“, krächzte er endlich mal als Antwort, auch wenn diese nicht wirklich überzeugend klang. Sofort zog seine Frau auch eine Augenbraue nach oben und sie musterte ihn. Ob er wollte oder nicht, er kam sich ein wenig vor wie auf einem Präsentierteller. Aber vielleicht war es gar nicht mal so schlecht, dass Yuna schon ziemlich gut in ihm lesen konnte, denn das ersparte schon manches Mal unangenehme Situationen.
 

Gerade als Yuna die Luft in ihre Lungen zog, da sie sicherlich etwas sagen wollte, vernahm er leises Getrampel, welches nur von kleinen Kinderfüßen stammen konnte. Keine Sekunde später kam auch schon Natsuki aufs Sofa gesprungen und sie kuschelte sich an die andere Seite von Kyo. Erina kam giggelnd hinterher und sie versuchte sich an seinen Beinen hoch zu ziehen. Vorsichtig reichte er seine Gitarre an Yuna weiter, die sie zur Seite stellte und hob das Kleinkind dann auf seinen Schoß, wo sie ihre Ärmchen sofort um seinen Hals schlang und doch tatsächlich ihre große Schwester beiseiteschob.

„Hey ihr zwei“, murmelte er leise und er gab zuerst Natsuki ein Bussi, bevor er Erina eins auf den dunklen Haarschopf drückte. Beide lachten ihn an, wobei Natsuki ein bisschen skeptisch schaute. Er konnte sehen wie sie fragend zu Yuna schaute, die daraufhin mit den Schultern zuckte, was er an der Eruption des Sofas spürte.
 

Erina schien davon nichts zu bemerken und sie stellte sich auf seinen Beinen auf, so dass sie ihn ein wenig überragte. Mit ihrem strahlensten Lachen schaute sie zu ihm runter, während sie leicht an seinen Ohren zog.

Genau dieser Anblick versetzte ihm nun so einen Stich, dass ihm wirklich kurz die Luft wegblieb. Unweigerlich versuchte er sich vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn ihre Erina nicht bei ihnen wäre. Wie sie sie verloren hätten…

Nein, nein, nein, das durfte er sich nicht vorstellen. Die kleine Maus war hier, bei ihnen und sie würde auch nicht mehr verschwinden. Nie mehr, dafür würde er sorgen, höchstpersönlich.
 

„Tsuki, nimmst du Eri mal bitte mit in dein Zimmer“, hörte er nur gedämpft und dann wurde ihm sanft, aber bestimmt Erina aus den Händen genommen, die zwar protestierte, dann aber doch lieber mit ihrer Schwester mitging, da die Große immer so tolles Spielzeug hatte.

„Kyo, was ist denn los?“, tauchte unterdessen Yunas Gesicht vor seinen Augen auf und er blinzelte ein wenig, da er sich nicht erklären konnte, wie sie so plötzlich vor ihm auftauchen konnte.

„Was?“, murmelte er ein wenig überrannt und Kyo blinzelte hektisch und er war mehr als nur ein bisschen erschrocken, als sich daraufhin etwas Nasses aus seinen Wimpern löste und über seine Wange lief.

„Ich hab dich gefragt, was los ist!?“, fragte Yuna nun wieder.

„Was soll denn los … sein?“

„Stell dich nicht dumm. Du sitzt nicht einfach so auf dem Sofa und fängst an zu heulen, wenn du deine Tochter im Arm hast“, sagte sie nun ein wenig verärgert. „Erzähl endlich was Sache ist, du bist die ganze Zeit schon so komisch. Außerdem bist du verdammt blass und wenn du nicht zufällig ein paar Liter Blut verloren hast, wird es dafür dann doch sicher einen Grund geben.“

Oh man, Yuna war wirklich angepisst.

Saß er wirklich so verstört auf dem Sofa rum?

Aber konnte er ihr einfach so erzählen, was Daisuke ihm erzählt hatte? Durfte er das überhaupt? Allerdings wäre es beinahe reiner Selbstmord, würde er es weiterhin in sich hineinfressen, das hatte er sowieso schon viel zu lange getan. Ja, zwar wusste er es erst seit wenigen Stunden, aber dennoch war es schon viel zu lange, zudem es ihm wie Wochen vorkam.
 

„Ich…“, begann er und unterbrach sich nach einem Wort schon wieder.

„Hey“, wurde sein Gesicht nun von zwei sanften Händen gepackt und keine Sekunde später spürte er das angenehme Gewicht seiner Frau auf dem Schoß. Ganz automatisch legte Kyo seine Hände auf ihre Hüfte, zudem er mit den Dingern eh gerade nicht wusste wohin damit. „Hole einfach mal tief Luft und dann erzähle, was los ist.“

Luft holen konnte er.

Also holte Kyo einmal tief Luft und entließ sie kurz darauf wieder. Bisschen mehr Sauerstoff konnte seinem Gehirn sicherlich nicht schaden.
 

„Also … ich war bei Dai, wie gesagt. Und … ich weiß jetzt auch was los ist“, begann er. Aber eigentlich wollte er nicht aussprechen was er wusste, denn das klang so endgültig.

„Und?“

„Und…“, scheiße man… er konnte doch nicht einfach sagen, dass „Das Baby… es… Noriko hatte eine Fehlgeburt.“
 

Also Yuna nichts sagte, öffnete der Sänger dann doch mal seine Augen, die er zusammen gekniffen hatte und er schaute in weit aufgerissene rehbraune Augen.

„Was?“, hauchte sie nach Minuten atemlos und sie wirkte genauso geschockt, wie er sich fühlte. „Das ist ja schrecklich“, murmelte Yuna leise und Kyo konnte nichts anderes machen, als zustimmend zu nicken.

„Wie geht’s Dai?“

„Beschissen, natürlich. So schlecht wie heute sah er wirklich noch nie aus“, seufzte er und so schrecklich dieses Thema auch war, irgendwie fühlte er sich besser, da er nicht mehr alleine mit dem Wissen herumlaufen musste.

„Und Noriko?“, fragte Yuna ganz zaghaft.

„Noch ist sie im Krankenhaus, hatte wohl mit dem Kreislauf Probleme“, nuschelte er und Kyo zog seine Frau dann einfach fest an sich heran und schlang seine Arme wie einen Schraubstock um sie.
 

„… vorhin musste ich dran denken, wäre es uns mit Erina so ergangen… ihr fröhliches Lachen… die Freude, die in ihren Augen gestanden hat… das sollte Dai nicht gegönnt sein…“, zumindest nicht so schnell ein zweites Mal.

„Hör auf! Sag sowas nicht“, schlug Yuna ihm leicht auf die Schulter, doch ihre Stimme klang ebenfalls tränenerstickt.

„Nori und Dai… es wäre noch ein Junge geworden…“

„Kyo, bitte hör auf! … Bitte hör einfach auf…“, dann brach sie endgültig in Tränen aus und auch bei Kyo liefen sie stumm über die Wangen.
 

„Bitte sag den anderen noch nichts, okay?“, murmelte er nach einer Weile und der Sänger schob seine Frau soweit von sich, dass er sie ansehen konnte ohne zu schielen.

„Was? Warum?“

„Weil Dai es selbst machen möchte. Im Grunde geht es uns nichts an.“

„Aber wir sind seine Freunde.“

„Ja und Freunden vertraut man“, sagte er und er hätte Daisukes Vertrauen gebrochen, wenn durch ihn sein ‚Geheimnis‘ ans Tageslicht kommen würde, zumindest eher als gedacht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-08-07T15:51:14+00:00 07.08.2016 17:51
Gut das Kyo sich seiner Frau anvertraut. Aber ich hab Angst, was passiert, wenn die anderen es erfahren.
Antwort von:  myamemo
09.08.2016 14:10
Ja, das weiß ich leider auch noch nicht ^^"


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