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Familyproject

von

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Zweiundachtzig

Das restliche Wochenende war noch sehr entspannend gewesen und die nächsten Wochen liefen auch ohne große Probleme. Daisuke hatte die Schwangerschaft von Noriko wirklich noch bestätigt und seit dem rannte er mit einem breiten Dauergrinsen durch die Gänge. Ihr großer roter Gitarrist strahlte wirklich nur noch und Kyo war schon mehr als einmal in der Versuchung gewesen seine Sonnenbrille hervor zu holen, da er sich mächtig geblendete fühlte. Aber auf der anderen Seite konnte er ihn auch verstehen, schließlich war es ihm damals bei Yunas Schwangerschaft ebenfalls so ergangen und er hatte das dämliche Grinsen auch nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.

Daisukes Laune spiegelte sich irgendwie auch auf sie alle wieder und die Konzerte in den folgenden Wochen strotzten nur so vor Energie und Freude und jeder von ihnen konnte davon nicht genug bekommen.

Trotzdem tat die Pause nach fünf Wochen auch mal gut und jeder verbrachte ein paar Tage nur für sich und mit ihren Familien, bevor sie sich wieder an die Arbeit eines neuen Albums machen wollten.
 

Heute sollte es auch wieder so sein und alle waren sie schon da, außer ihr roter Gitarrist. Das wunderte sie alle ein bisschen, aber vielleicht hatten sie auch einen Arzttermin, weswegen Daisuke sich dadurch verspätete. Doch am frühen Nachmittag war der werte Herr immer noch nicht da und so langsam wurden sie alle unruhig, da Daisuke sich noch nicht mal gemeldet hatte, egal in welcher Weise.

„Also ich ruf den jetzt mal an, kann ja wohl nicht angehen, Schwangerschaft hin oder her, zumindest eine Rückmeldung wäre doch angebracht“, blubberte Kaoru vor sich hin. Kyo konnte dem nur zustimmen, denn schließlich wollten sie zumindest wissen woran sie waren.
 

Also ließen sie den Leader machen und Kyo horchte nur mit einem Ohr hin, was Kaoru mit Daisuke bereden würde. Soweit sollte es dann allerdings doch nicht kommen, denn murrend pfefferte der erste Gitarrist sein Handy neben sich aufs Sofa.

„Nur die Mailbox.“

Hm… irgendwas lag da ganz stark im Argen und Kyo kaute sich auf der Unterlippe herum, da er ein äußerst dämliches Gefühl im Bauch hatte.

„Ich werde später mal bei ihm vorbei gehen“, sagte er deswegen und die anderen nickten.
 

Somit quälten sie sich noch durch den restlichen Tag, aber da es ohne Daisuke ein wenig sinnlos war, beendeten sie die Prozedere recht zeitig und Kyo schnappte sich seine Sachen.

„Ich melde mich, wenn ich was Genaueres weiß“, rief er noch und war dann schon aus dem Raum verschwunden. Da es sogar so zeitig war, dass noch nicht einmal Yuna Feierabend hatte, sagte er ihr auch noch Bescheid, dass er vielleicht etwas später zu Hause wäre, dann schlug er wirklich Daisukes Richtung ein.
 

Hastig brachte er mit seinen kurzen Beinen den Weg hinter sich und erwischte noch die Bahn die in den Stadtteil, in welchem ihr Rhythmusgitarrist wohnte, führte und ein wenig außer Atem stand er bald vor dem kleinen Einfamilienhaus. Daisukes Auto stand nicht in der Einfahrt, aber das musste noch nichts heißen, denn Noriko könnte trotzdem da sein. Seine schweißnassen Hände wischte sich der Sänger an seiner Hose ab und mit klopfendem Herzen drückte er auf das kleine Knöpfchen, welches die Klingel darstellte. Der Schrille Ton drang durchs ganze Haus, wie er hören konnte, doch ansonsten blieb alles still. Kyo versuchte es noch ein paar Mal, doch niemand öffnete.

„Scheiße. Und nun?“, fragte er es sich selbst und der Sänger stand zunächst ein bisschen verloren vor der Haustür. Aber hier versauern würde ihm auch nichts bringen. Also machte er sich wieder auf den Weg und steuerte nun sein eigenes zu Hause an.
 

Nach zwei Tagen hatten sie von ihrem Gitarristen immer noch nichts gehört und langsam wurde es nicht nur ihnen zu bunt, auch ihr Manager Inoue drehte langsam aber sicher durch. Und auch so gerne sie ihm sagen würden, wo Daisuke steckte, sie wussten es selbst nicht. Zudem gab es ja nie irgendwelche Andeutungen, dass der große Rote mal eben von der Bildfläche verschwinden könnte. Nein, viel eher hatte er sie alle wahnsinnig gemacht und mit dem neuesten Ultraschallbild immer vor ihren Gesichtern herum gewedelt und Kyo durfte das ein oder andere Mal beobachten, wie Kaorus Ader am Hals sichtlich hervorgetreten war. Er wäre nicht überrascht gewesen, wenn der Leader irgendwann explodiert wäre. Allerdings kannte bis jetzt nur der Sänger den wahren Grund und der wäre nicht die Freude gewesen, sondern eher Kaorus eigene Eifersucht.
 

Wieder herrschte Stille, bis der schrille Ton seines Handys sie alle zusammenzucken ließ. Mit klopfendem Herzen fischte der Sänger es aus seiner Hosentasche und sein schneller Herzschlag setzte für einen Moment aus, als er den Namen las, welcher ihm angezeigt wurde.

„Es ist Dai“, sagte er und kurz atmete er durch, bevor er das Gespräch annahm.

„Hey, wo steckst du denn?“, hielt Kyo sich nicht auf und er drückte das kleine Plastikteil fest in seiner Hand zusammen, als nicht sofort eine Antwort kam. „Dai? Bist du noch dran?“

„… ja…“ Heilige scheiße, was war dem mit dem passiert? Nur das eine Wort und Kyo hatte eine Zentimeterdicke Gänsehaut, die bis zu seinen Zehen ging. Seine Stimme klang so schwach und zerbrechlich und der Sänger bekam gleich einen ganz trocknen Mund und seine Zunge klebte unangenehm an seinem Gaumen fest.

„Was ist denn los?“, fragte er und unschlüssig tauschte er Blicke mit seinen Bandkollegen aus, allerdings hielt er schnell seinen Arm hoch, als Kaoru auf ihm zukam und ihm das Telefon schon aus der Hand nehmen wollte.

„Kyo… ich… scheiße man“, brachte der Gitarrist keinen Satz zu Stande und das leise Schluchzen daraufhin schnürte ihm die Kehle zu. Eindeutig, irgendwas war passiert und es handelte sich dabei nicht nur um ein zerbrochenes Glas.

„Dai, wo bist du?“, musste der Sänger irgendwie herausfinden, wo er den großen Roten ausfindig machen konnte.

„Ich… wir…“

„Ganz ruhig, hole mal tief Luft und dann sag mir einfach wo du bist, ich komme zu dir, okay?“, schaute der Sänger sich verzweifelt um, doch die fragenden Gesichter beruhigten ihn nicht im Geringsten. Kyo hörte wie Daisuke zitternd einatmete und ein leises Rascheln.

„Wir sind zu Hause“, brachte er es dann doch zitternd hervor und der blonde Japaner nickte.

„Okay, ich komme gleich zu euch, ja?“

„Nein… das musst du nicht. Ihr habt doch zu tun.“

„Dai, ohne dich können wir eh nicht viel machen, also lass das mal meine Sorge sein“, brummte er und legte dann auf.
 

Drei fragende Gesichter sahen ihn an und der Sänger fühlte sich jetzt überhaupt nicht mehr wohl.

„Was ist nun?“, fragte Kaoru nachdrücklich und Kyo seufzte.

„Keine Ahnung, er hat nicht mal einen richtigen Satz zu Stande gebracht. Ich werde jetzt zu ihm fahren und gucken was los ist“, berichtete er gleich und er packte seine Sachen schon zusammen.

„Wir kommen mit“, stand der Leader auch gleich auf, doch der blonde Japaner schüttelte seinen Kopf.

„Nein. Dai hat mich angerufen, also werde auch nur ich hin gehen.“

„Aber ich bin der Lea-“

„Und wenn du der Dalai Lama persönlich wärst, ich gehe alleine“, schnitt der Sänger Kaoru gleich das Wort ab und er schloss mit einem Murren seinen Mund wieder.

„Okay, aber melde dich, sobald du weißt was Sache ist.“

„Ja, wenn er das will, werde ich das machen“, seufzte er und nahm dann seine Tasche und marschierte los. Diesmal schrieb er Yuna nur kurz eine Nachricht, dass er nicht wisse wann er nach Hause käme. Zwar hätte er auch persönlich vorbei schauen können, aber er wollte so schnell wie möglich zu Daisuke gelangen.
 

Im Sturmschritt ging er wieder zur U-Bahn und Kyo wäre beinahe ausgerastet, als die Bahn genau vor seiner Nase davon fuhr. Während er wartete schlug sein Bein im schnellen Tempo auf den Beton auf. Das machte ihn zwar irgendwie noch nervöser, aber er wusste nichts anderes mit sich anzufangen. Zum Glück waren die Wartezeiten in Japan dann doch nicht so lang wie in anderen Ländern und Städten der Erde, weswegen dann doch recht schnell wieder eine Bahn vor seiner Nase einfuhr. Seinen Hut zog er sich noch ein bisschen tiefer in die Stirn und auch den Jackenkragen stellte er ein wenig höher. Zumindest versuchte er so unerkannt zu bleiben und so lange er sich nicht auffällig verhielt, würde er schon unbeschadete wieder aus der Bahn steigen. Die besagte Bahn tuckerte in Ruhe vor sich hin und als er es kaum noch aushielt erreichte er endlich seine Zielhaltestelle und mit einem leichten Sprung verließ er das öffentliche Verkehrsmittel. Seine Tarnung hielt er zunächst aufrecht und wieder setzte er sich mit seinem Sturmschritt in Bewegung.
 

Also waren bald alle Meter zu Daisukes und Norikos Haus überwunden und diesmal stand auch das Auto in der Einfahrt. Erneut begann sein Herz wie verrückt zu schlagen und Kyo hatte schon einen ganz trockenen Mund, da er gerne wissen wollte, was nun los war, aber auf der anderen Seite wollte er am liebsten auch wieder umdrehen und doch nicht so neugierig sein. Aber nun war er einmal hier, also konnte er es auch zu Ende bringen.
 

Zögernd blieb er noch einmal vor der Haustür stehen, doch dann gab er sich einen Ruck und betätigte die Klingel, die ihm diesmal noch lauter vorkam als bei seinem letzten Besuch. Diesmal dauerte es auch wirklich nicht lange, bis er Schritte von innen hören konnte und wie kurz darauf die Tür langsam geöffnet wurde.

Was er daraufhin sah, das schockte ihn mächtig.

Daisuke hatte ihm die Tür geöffnet, aber man erkannte den Mann nur noch an seinen auffällig roten Haaren, die ihm diesmal allerdings strähnig ins Gesicht hingen. Er hatte dunkle Ringe unter den blutunterlaufenden Augen und seine Wangen wirkten sehr eingefallen.

„Hey“, vernahm er die leise brüchige Stimme und Kyo musste wahrlich schlucken.

„Hi“, krächzte er und so wie ihr, sonst so fröhlicher, Gitarrist aussah, musste was ziemlich schlimmes vorgefallen sein. „Kann ich… reinkommen?“

„Hm…“, machte Daisuke nur und trat zur Seite um den Sänger eintreten zu lassen. Daraufhin schlich Kyo schon regelrecht in das Haus und gleich nach der Tür ließ er zunächst seine Schuhe fallen und er nahm den Hut ab. Seine Jacke folgte ebenfalls und er legte alles in der Garderobe ab. Mit leisen Schritten lief er Daisuke nach, der mehr vor sich hin kroch, als dass er wirklich ging und irgendwie hatte das ganze Haus eine ekelhaft traurige Stimmung, die ihm ganz schön aufs Gemüt schlug.
 

„Willst du was trinken?“, fragte Daisuke leise und der blonde Japaner konnte nur nicken, da er im Moment einfach kein Wort mehr heraus brachte. Was war in den letzten Tagen nur passiert, dass Daisuke solch eine brachiale Gemütsveränderung durchlebt hatte?
 

„Hier“, wurde der Sänger kurz darauf aber schon wieder aus seinen Gedanken gerissen und er nahm dankend das Glas Wasser an, welches Daisuke ihm hin hielt. Sehr wohl merkte der Sänger, wie die sonst so ruhige Hand mächtig zitterte und ihm wurde immer elender zu mute.
 

„Wollen wir uns setzen?“, fragte Kyo und Daisuke nickte, ließ sich gleich aufs Sofa nieder, wo er beinahe drin verschwand. Heilige Scheiße, was war nur passiert und vor allem, wie bekam er das freundliche Gemüt seines Freundes wieder hin, das scheinbar nie dagewesen war?

„Wo… warst du denn die letzten Tage? Also, was ist denn passiert?“, fragen ob was passiert sei, das tat er nicht, denn das war ja nun wirklich mehr als offensichtlich. Daraufhin sackten die Schultern des Gitarristen gleich noch mehr in sich zusammen und der Sänger bereute seine Frage auch schon wieder, aber dennoch wollte er irgendwie eine Antwort drauf haben.

„Krankenhaus“, murmelte sein Freund daraufhin mehr als unverständlich und Kyo brauchte einen Moment, bevor er verstanden hatte, was Daisuke genuschelt hatte.

„Huh? Was ist denn passiert?“, er traute sich gar nicht weiter zu fragen, auch wenn er keine Lust hatte Daisuke alles aus der Nase zu ziehen. Diese Geduld musste er jetzt wohl oder übel aufbringen. Statt eine Antwort zu geben brach der Gitarrist stattdessen bitterlich in Tränen aus und der Sänger saß für einen Moment wie geschlagen auf dem Sofa. Was bitte war denn jetzt los? Leicht panisch schaute er sich um, aber ansonsten schien keiner anwesend zu sein, der ihm irgendwie unter die Arme greifen könnte.
 

Unschlüssig, was er denn jetzt machen sollte, zog er den Rothaarigen dann einfach an sich heran und schlang unbedarft seine Arme um die bebenden Schultern. Kyo hatte keine Ahnung ob er es richtig machte, aber irgendwas musste er ja tun, also fing er einfach damit an und tätschelte immer wieder leicht die schmalen Schultern, die sich nur ganz langsam wieder beruhigen wollten. Zudem merkte er schon, dass sein T-Shirt ziemlich feucht geworden war, wo Daisuke mit seinem Gesicht dran gelehnt hatte.
 

Scheinbar waren die Tränen irgendwann doch versiegt, denn mit total geschwollenen Augen löste Daisuke sich wieder und fahrig wischte dieser sich durchs Gesicht. Kurz sah Kyo sich um und angelte aus einer Taschentuchbox, die unschuldig auf dem Wohnzimmertisch stand, ein Taschentuch heraus, welches er dem Gitarristen hin hielt. Danken schnäuzte dieser sich die Nase und auch wenn dieser Anblick ihm ziemlich weh tat, ein bisschen befreit schien der Rothaarige doch zu sein.

„Du willst bestimmt wissen… was hier los ist?“, hickste dieser und auch wenn der Sänger die Frage vorher schon gestellt hatte, nickte er zaghaft.

„Wenn du drüber… reden willst, gerne“, murmelte er sanft und langsam bekam er Angst, dass irgendwas mit Noriko, oder noch schlimmer, mit Tian sein könnte.
 

„Wir…. Wir waren im Krankenhaus, weil… weil… ach scheiße verdammt. Es ist tot, Kyo. Das Baby ist tot. Noriko hatte eine Fehlgeburt.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-08-03T15:21:12+00:00 03.08.2016 17:21
Warum wusste ich das +dich hau+
so was kannst du doch nicht bringen +schimpf+
+im kreis renn+
armer dai ... arme noriko ... armer tian


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