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Familyproject

von

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Neunundsiebzig

Der kleine Spaziergang mit Natsuki hatte seine Laune auch wieder etwas angehoben, dennoch kam er noch nicht so richtig drüber weg, dass ein einjähriges Kind schon so zickig und bockig sein konnte. Zwar war Erina manchmal wirklich schon sehr eigen, aber so wie heute Morgen hatte er sie ehrlich noch nie erlebt. Gut, vielleicht lag es auch einfach daran, dass ihre Nase wieder schmerzte und sie nicht wirklich verstand, warum, wieso und weshalb, aber dennoch war der Morgen einfach nur anstrengend gewesen, für beide Seiten.
 

Wirklich weitere Gedanken wollte Kyo dann aber auch nicht mehr daran verschwenden und er hoffte darauf, dass sein kleines Mädchen am Abend, wenn er nach Hause kommen würde, wieder die Alte war und ihn fröhlich begrüßte. Wenn nicht, tja, dann musste er wohl noch ein bisschen Geduld aufbringen.
 

Zwei Minuten später betrat er auch endlich mal das Gebäude der Companie und ohne Umwege legte er den Weg zu ihren Studioräumen zurück. Die Tür war schnell aufgedrückt und mit einem gemurmelten Gruß legte er seine Sachen ab und machte sich gleich an die Arbeit, da die anderen auch schon sehr beschäftigt wirkten, zumindest die anwesenden. Erst eine halbe Stunde später, er brauchte zunächst dringend einen Kaffee, fiel ihm auf, dass ausgerechnet der Leader nicht da war.

„Wo ist Kao denn?“, fragte er also und machte für die anderen auch gleich eine Tasse Kaffee fertig, die selbst auch noch ein wenig müde aussahen.

„Keine Ahnung, der war noch nicht da und hat sich auch nicht gemeldet“, zuckte Shinya gleich mit den Schultern, ehe er dankend die volle Kaffeetasse annahm, die ihm der Sänger unter die Nase hielt.

„Hm… ist ja seltsam“, befand er es wirklich so und Kyo verteilte die anderen Tassen auch noch, bevor er sich wieder auf seinen Platz setzte und erneut die Blätter vor sich zog.

„Wer weiß, hat vielleicht auch mal verpennt“, schien es auch Toshiya nicht unbedingt anzuheben und auch Daisuke nickte dem Bassisten zu. Gut, wenn die anderen so locker damit umgehen konnten, da konnte er das schon lange und so dauerte es auch nicht wirklich ewig, bis der Sänger in seiner Arbeit vertieft war und die Worte nur so aus ihn sprudelten.
 

Die arbeitsreiche Ruhe im Raum wurde erst wieder unterbrochen, als die schwere Tür mit einem enormen Schwung aufgestoßen wurde und mit einem lauten Krachen die Klinke in der Wand einrastete. Alle vier Männer schraken so sehr zusammen, dass bei Daisuke eine Saite riss, Shinya vor lauter Schreck einen Drumstick in zwei Teile zerbrach und Toshiya sein Plektrum fallen ließ. Kyo selbst stieß seine halbvolle Kaffeetasse um, so dass das braune Gebräu gemütlich über den Tisch lief und beinahe alle seine Blätter durchnässte.

„Alter, geht’s vielleicht noch ein bisschen lauter?“, keifte Kyo sofort los und hob so schnell wie möglich die Blätter aus der Kaffeelache und hielt sie tropfend über den Tisch.

„Oh… hab ich euch erschreckt? Sorry“, murmelte Kaoru und er zog langsam die Tür wieder zurück, woraufhin sich die Türklinke knarzend aus dem Putz der Wand entfernte. Während der Sänger die Blätter abtropfend oben hielt, sah er fassungslos zu, wie Kaoru es doch tatsächlich geschafft hatte ein Loch in die Wand zu schlagen. Denn auf Höhe der Türklinge war ein länglicher Krater in der Wand, der noch ein wenig vor sich hin bröckelte. Allgemein sah Kaoru ziemlich durch den Wind aus und die sonst so gebändigten Locken standen wirr von dessen Kopf ab und rasiert hatte er sich auch nicht, was die Stoppeln auf dessen Wangen sagten.
 

„Ist alles in Ordnung?“, fühlte Kyo sich dann doch mal gezwungen zu fragen. Zwar könnte er ihn immer noch erschlagen, da er seine Arbeiten ziemlich zunichte gemacht hatte, aber die Gesundheit seines Leaders war ihm dann doch wichtiger.

„Hm? Ja, warum sollte nicht alles in Ordnung sein?“, sah Kaoru ihn fragend an, während er seine Jacke auszog und danach in die kleine Küchennische schlich.

„Weil du zu spät bist, dich deswegen auch nicht mal gemeldet hast – was du ja sonst immer penibel genau tust – und weil du aussiehst wie frisch aus dem Bett gefallen. Und sag was du willst, das passt einfach nicht zu dir“, verengte Kyo seine Augen und er ließ den Braunhaarigen nicht aus den Augen.

„Darf ich nicht auch mal verschlafen?“, seufzte nun Kaoru und er lehnte sich mit seiner Hüfte an die Theke, während er seine frisch gefüllte Kaffeetasse an die Lippen hob.

„Doch, natürlich. Auch wenn es selten vorkommt. Allerdings passt da immer noch nicht die Tatsache hinein, dass du dich nicht gemeldet hast, nachdem du gecheckt hast, dass du zu spät bist“, und das war das komischste an der ganzen Sache.

„Hab’s halt vergessen“, zuckte der Leader mit den Schultern und ging zu seiner Gitarre. „Ich werde halt auch nicht jünger…“, hörte Kyo den Gitarristen noch murmeln. Das waren ja mal ganz neue Töne und irgendwie klang er dabei ein wenig niedergeschlagen. Aber scheinbar wollte Kaoru jetzt auch nicht drüber reden, denn er stürzte den letzten Rest Kaffee hinter und legte dann gleich mit seiner Arbeit los. Gut, fürs erste würde er es dabei belassen, aber in einer ruhigen Minute, da würde er Kaoru noch so richtig in die Mangel nehmen, das war mal sowas von klar.
 

Ein paar weitere Stunden vergingen dann noch, bis Kyo beinahe umkam vor Hunger. Sein Bauch grummelte immer wieder und er sah sich kurz um. Die anderen schienen noch immer ganz in ihrer Arbeit versunken zu sein und gerade herrschte mal Todesstille, als ein lautes Knurren den Raum erfüllte. Seine Augen zuckten zu Toshiya, der sich gleich den Bauch hielt und stöhnend den Kopf sinken ließ.

„Boah, ich glaub ich verdau mich grad selbst“, murmelte er vor sich hin. „Was dagegen, wenn ich was zu essen hole?“, legte dieser seine Sachen gleich zur Seite und alle schüttelten zustimmend den Kopf. „Gut, dann bin ich mal kurz weg“, ließ er auch schon alles stehen und liegen und so schnell konnte Kyo gar nicht gucken, da war ihr Bassist auf und davon.
 

Das gab ihm jetzt allerdings mal die Gelegenheit zu fragen, wie es am Samstag mit einem kleinen Badeausflug aussah.

„Sagt mal, hättet ihr Lust am Wochenende mal wieder ans Meer zu fahren?“, stellte er diese Frage auch gleich und die anderen drei sahen auf, während sie ihre Arbeitsutensilien auch aus den Händen legten.

„Klar, haben früh nur ein Interviewtermin, der dürfte schnell überstanden sein“, nickte Kaoru auch wenn er nicht ganz so überzeugt wirkte.

„Ich bin auch dabei“, mischte sich Shinya ein und streckte sich gleichzeitig. „Du wirst ja sicherlich das Fleckchen meinen, wo wir letztens noch mit Natsuki waren, richtig?“, fragte dieser gleich weiter, während er auf seine normale Größe zurück schrumpfte.

„Jap. Wobei letztens schon vier Jahre her ist, aber da das dort so schön ruhig und gemütlich ist, dachte ich mir, dass wir alle mit Sack und Pack dahin fahren könnten.“

„Klar, Tian freut sich bestimmt auch mal ans Meer zu kommen“, schmunzelte jetzt auch Daisuke und er schien sich wirklich zu freuen. „Und Toshi brauchen wir bestimmt nicht fragen, der wird auch gleich dabei sein“, setzte er noch hinten dran, wovon Kyo ehrlich gesagt auch direkt ausging.
 

„Du kannst deine Freundin übrigens auch mitbringen, Kao“, lenkte Kyo nun seine Aufmerksamkeit wieder auf ihren Leader, der mit einem mal total erstarrt da saß.

„Wo…? Was…? Wie kommst du darauf, dass ich eine Freundin habe?“, blubberte er abgehakt und ein wenig Farbe war aus Kaorus Gesicht gewichen. Die anderen beiden dagegen hatten großen Augen bekommen und mit Unglauben starrten sie den Ältesten von ihnen an.

„Natsuki hat dich erwischt. Ein paar Mal schon“, gestand der Sänger. Daraufhin spielte Kaoru kurz einen Fisch an Land nach, bevor er endgültig seinen Mund zuklappte und die Schultern hängen ließ. Was war das denn jetzt?

„Muss dir doch nicht peinlich sein“, versuchte Kyo den Mann etwas aufzubauen und er stand auf, um Kaoru auf die Schulter zu klopfen.

„Wie… erwischt?“, fragte er stattdessen unsicher und der Sänger zog eine Augenbraue nach oben.

„Scheinbar beim Knutschen… vor dem Sportplatz der Schule, wohlbemerkt...“, ließ er den Satz offen und Kaorus Augen wuchsen ein bisschen auf Untertassengröße an.

„Scheiße!“

„Na ja, solange ihr nur vor der Schule geknutscht habt, geht’s ja noch, ansonsten müsste ich dir wohl die Ohren lang ziehen“, schmunzelte er nun.

„Ich dachte wir wären unauffällig“, blubberte Kaoru dagegen und Kyo lachte.

„Wenn Natsuki nicht immer Sportunterricht gehabt hätte, als ihr da gerade vorbei seid, dann wüssten wir wohl immer noch nichts. Also kannst du in dieser Hinsicht sehr beruhigt sein, unauffällig deinen Bandkollegen und Freunden gegenüber wart ihr auf jeden Fall.“ Und ja, es sollte wie eine kleine Rüge klingen. „Warum hast du denn nichts erzählt?“, wollte er dann aber wissen und er nahm einfach neben dem Gitarristen Platz und schaute ihn genauso neugierig an, wie Daisuke und Shinya es taten.

„Warum hätte ich denn was erzählen sollen?“

„Weil wir deine Freunde sind und du auch über unsere Beziehungen Bescheid weißt?“, fragte nun Shinya, der seine Beine übereinander schlug und seine Arme verschränkte. Daraufhin machte Kaoru eine wegwerfende Handbewegung und Kyo zog eine Augenbraue nach oben, doch er sagte nichts.

„Beziehung… ich weiß nicht ob wir das überhaupt schon so definieren können“, seufzte der Leader dann und brachte seine Haare noch ein bisschen mehr durcheinander, als er mit einer Hand durch seine Locken fuhr.

„Wieso? Was los?“, fragte nun auch Daisuke.

„Nichts. Eigentlich ist alles gut, bisschen zu gut irgendwie“, zuckte der Leader erneut mit den Schultern.

„Definiere ‚zu gut‘“, verlange Kyo und irgendwie war die ganze Szene hier ein bisschen skurril, denn eigentlich nahm Kaoru sie immer in die Mangel und nicht anders rum.

„Wie soll ich es ausdrücken…?“, wedelte Kaoru dann schon mit einem Arm rum. „Sie ist bereit Kompromisse einzugehen. Sie gibt sich mit dem zufrieden, was ich bereit bin zu geben und sie akzeptiert meine Arbeitszeiten. Noch dazu vergesse ich alles, wenn ich mit ihr zusammen bin und mein Körper mutiert plötzlich wieder zu einem hormongesteuerten Teenager. Wisst ihr wie peinlich das war, als ich zu dämlich war mir diesen beschissenen Gummi drüber zu ziehen, einfach weil ich sowas von nervös war mit ihr zu schlafen?“, schaute der Leader sie nun fassungslos an. Kyo konnte nicht anders, als breit zu grinsen und so hell wie der Raum plötzlich wurde, hatte auch Daisuke sein Tausendwatt Lächeln im Gesicht.

„Scheiße man. Du bist verliebt.“

„Ich hab’s befürchtet“, seufzte Kaoru nun, doch er hatte auch ein kleines Lächeln auf den Lippen.

„Aber jetzt können wir dich verstehen, das ist am Anfang wirklich beängstigend“, schmunzelte Daisuke und Kyo konnte dem nur zustimmen.
 

„Also, bringst du sie am Samstag mit?“, hatte der Sänger aber noch immer keine richtige Antwort erhalten.

„Hm… weiß nicht. Wir wollten eigentlich was zusammen machen, wenn ich dann da schon mal Zeit habe“, war er noch nicht ganz überzeugt.

„Komm schon. Frag sie einfach mal. Wir wollen sie doch nur mal kennenlernen. Wenn es euch zu viel wird, könnt ihr euch doch an eine andere Stelle vom Strand verkrümeln“, ließ Kyo einfach nicht locker und nach weiteren anstrengenden Minuten des Überredens, hatte er Kaoru endlich soweit, dass er zustimmte seine Freundin zumindest mal zu fragen und der Rest, der würde sich schon irgendwie von alleine ergeben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Langsam kommen alle meine Schäfchen wohl unter die Haube ö.ö Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ScarsLikeVelvet
2016-07-24T13:32:46+00:00 24.07.2016 15:32
+prust+ Ja ... Kao ist ein Schäfchen ... das stimmt. Aber verdammt niedlich
Antwort von:  myamemo
24.07.2016 15:40
*lach*
Määäh


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