Zum Inhalt der Seite

Familyproject

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Vierundzwanzig

Dieser kurze Abstecher zu Natsuki würde heute sicherlich nicht der Beste sein. Der Sänger hatte doch durch den ganzen Trubel und Spaß mit der Kleinen total vergessen, dass es ab übermorgen Früh nach Übersee ging. Fast drei Wochen würden sie unterwegs sein und Kyo hatte tatsächlich ein wenig Schiss vor Natsukis Reaktion, wenn sie es heute erfahren würde. Außerdem machte er sich jetzt schon Sorgen, wie sie und auch er die nächsten drei Wochen überstehen sollten. Okay, Kyo selbst wird sicherlich genug Ablenkung und Auslastung haben, aber um das Mädchen machte er sich schon so seine Gedanken.

Aber es ging nun mal nicht anders und nur weil er gerade sein Privatleben quasi auf den Kopf stellte, konnten sie nicht die Europatour absagen.
 

Noch einmal straffte der blonde Japaner seine Schultern, dann nahm er die kleine Geschenktüte von der rechten in die linke Hand und atmete durch, bevor er die Tür zum Kinderheim aufstieß. Er war noch gar nicht richtig eingetreten, da wurde diesmal Kyo von der Heimleiterin angesprochen.

„Huh? Was machen Sie denn hier? Sie haben doch gar keinen Ausflug angemeldet“, war sie gleich verwirrt und Kyo bemühte sich nicht gleich zu offensichtlich genervt auszusehen.

„Nein, ich will Natsuki nur schnell etwas geben. Außerdem muss ich ihr noch beichten, dass ich die nächsten drei Wochen nicht da sein werde“, verzog er dann das Gesicht und am liebsten würde er wieder kehrt machen, aber das hatte die Kleine nicht verdient. Er wusste zwar nicht, ob sie es wirklich verstehen würde, aber zumindest versuchen wollte er es.

„Da wünsche ich Ihnen viel Erfolg, ich glaube sehr begeistert wird sie nicht sein“, sagte die Heimleiterin trocken und Kyo brummte.

„Danke, das weiß ich selbst. Aber ich kann mich ja schlecht drei Wochen lang einfach aus dem Staub machen, danach hat sie mich erst recht gefressen“, sagte er. „Außerdem kann ich ihr ja etwas aus Europa mitbringen“, fuhr er fort.

„Ah, ein Bestechungsversuch also“, nickte sie und das ließ die alte Schachtel tatsächlich schmunzeln, was Kyo allerdings ein bisschen als gruselig empfand.

„Mh… ja, man muss ja sehen wo man bleibt und der Groll eines kleinen Mädchens, der ist nicht ganz ohne…“, grinste er nun selbst etwas.

„Da haben sie recht, vor allem wenn dann noch eine Zicke drinnen steckt“, was Kyo nun nicht als das Problem sah.

„Mädchen müssen zickig sein, sonst wären es ja keine richtigen Mädchen“, zuckte er mit den Achseln. Er fand das machte die kleinen Zwecken sogar noch einen ticken niedlicher.

„Na wenn Sie meinen…“, ließ sie den Satz offen und Kyo nickte.

„Jap, ich meine.“

„Dann möchte ich Sie mal nicht weiter aufhalten. In drei Wochen sind Sie wieder da, ja?“, erkundigte sie sich aber noch einmal und der Sänger nickte.

„Ja, fast genau drei Wochen“, bestätigte er noch einmal.

„Gut, also wenn sie mal unerträglich werden sollte, dann weiß ich woran es liegt und kann dementsprechend handeln“, murmelte sie und Kyo zog eine Augenbraue nach oben.

„Ich hoffe für Sie, dass Sie sie in Ruhe lassen. Die drei Wochen werden kein Zuckerschlecken sein, aber dennoch möchte ich nicht, dass sie angeschrien oder durch die Gegend gezerrt wird. Zwar bin ich nicht hier, aber meine Augen habe ich überall“, warnte er sie und es sollte beabsichtigt bedrohlich klingen und er konnte die ältere Frau tatsächlich schlucken sehen.

„Wir werden sehen, was die drei Wochen bringen, nun entschuldigen Sie mich“, war sie dann auch davon gewuselt und Kyo seufzte. Diese Frau war einfach komisch und er war wirklich froh, wenn die Sache mit der Adoption endlich durch war und er keinen Fuß mehr in das Gebäude setzen musste.
 

Bis es aber soweit war, musste er erst einmal eine ganz andere Hürde nehmen. Also marschierte er weiter und betrat bald den Garten, wo die Kinder wieder alle spielten. Erneut scharrten sich alle um die kleinen Planschbecken und genau wie das letzte Mal, war Natsuki nicht mit dabei. Allerdings fand sie ihn diesmal, denn plötzlich sah er, wie jemand auf ihn zugeschossen kam und Kyo hatte sich gerade so noch bücken können, da lag Natsuki schon in seinen Armen.

„Hey Tsuki-chan“, begrüßte er sie gleich und hob sie hoch, um sie gleich noch etwas mehr zu knuddeln. „Du bist ja überschwänglich heute“, schmunzelte er und strich ihr über den Rücken. Das Mädchen kicherte, nickte aber, was Kyo grinsen ließ.

Vorsichtig ließ er sie dann wieder runter und zusammen steuerten sie eine kleine Bank an, die im Schatten und recht versteckt herum stand.
 

Jetzt kam das Schwierigste an der ganzen Sache und Kyo hatte keine Ahnung, wie er am dümmsten anfangen sollte. Und das Natsuki ihn mit ihren neugierigen Augen beinahe zum Zusammenbrechen brachte, machte es auch nicht leichter.

„Ich hab was für dich“, sagte er dann stattdessen und hielt ihr die kleine Papiertüte hin, wie sollte es anders sein, mit Einhörnern drauf. Selbst das Geschenk hatte er in Geschenkpapier mit Einhörnern gewickelt. Es sah bei weitem nicht so stylisch aus, wie letztens bei Shinya, aber Kyo hatte sich wirklich alle Mühe gegeben. Die kleine Lady selbst sah erst etwas komisch zu ihm auf, da sie scheinbar keine Ahnung hatte, warum sie überhaupt ein Geschenk verdient hatte und der Sänger musste ja auch selbst zugeben, dass es ein kleines Bestechungsgeschenk war, aber das musste sie ja nicht unbedingt wissen, wobei er eh die Ahnung hatte, dass sie ihn schon längst durchschaut hatte.
 

„Mach schon auf“, sagte er nach einer Weile, nachdem Natsuki ihn immer noch stumm angesehen hatte. Dann zog sie wirklich das kleine eckige Ding aus dem Beutelchen und gab diesen Kyo, damit der ja nicht abhandenkam. Ganz vorsichtig knibbelte sie das Klebeband ab und er wurde langsam immer nervöser, da er ja auch nicht wusste, wie sie denn überhaupt darauf reagieren würde.

Nachdem sie alles Klebeband ab gefummelt hatte, wickelte sie das Päckchen vorsichtig aus und die Spannung wurde immer größer, da zuerst die Rückseite zu sehen war. Wie zuvor die Tüte übergab sie auch Kyo das Geschenkpapier und dann drehte Natsuki ihr Geschenk rum. Mit großen Augen starrte sie auf das Bild ihrer Familie und der Sänger saß einfach stumm neben ihr, da er eh gerade keine Worte über hatte.
 

„Mama… Papa…“, flüsterte Natsuki irgendwann und mit verwässerten Augen schaute sie Kyo an. Diesem blieb zunächst das Herz stehen, doch dann nickte er.

„Ja, deine Mama, dein Papa und du“, erklärte er. „Du hast mir ja gesagt, dass du kein Bild hast und ich fand das nicht gerade schön, deswegen habe ich dir eines von deinen Eltern besorgt“, sagte er und strich ihr vorsichtig eine Träne von der Wange. „Jetzt kannst du dir das Bild immer anschauen, wenn du sie vermisst oder traurig bist, oder einfach wann immer du willst“, konnte er gerade so noch sagen, ehe sie sich an ihn schmiegte und bitterlich mit weinen anfing. Daraufhin zog er die kleine Lady ganz auf seinen Schoß und Kyo wiegte sie sanft hin und her und tröstete sie. Er flüsterte Natsuki immer wieder liebe und aufbauende Worte zu und hoffte, dass es ihr wenigstens etwas half. Er konnte sich bei weitem nicht vorstellen, was in ihr vor ging, aber er konnte ihr helfen da ein wenig Licht hinein zu bringen.
 

Kyo wusste am Ende nicht, wie lange er mit seinem Mädchen auf der Bank gesessen hatte, doch irgendwann war sie wieder ruhiger geworden und schaute bald wieder zu ihm auf.

„Freust du dich denn?“, wollte er dann aber trotzdem wissen und nachdem sie sich selbst noch die letzten Salzreste von den Wangen gewischt hatte, nickte sie und Kyo war zufrieden.

Allerdings hatte er immer noch nicht mit ihr gesprochen, dass er ja nun bald im Flieger nach Europa sitzen würde.
 

„Tsuki-chan?“, fragte er und kaute sich auf der Unterlippe herum, wartete nebenbei bis sie ihn wieder ansah. „Ehm…“, Hilfe, war das schwer, sonst sagte er doch auch immer geradeaus, was er dachte. „Die nächsten drei Wochen kann ich dich leider nicht abholen, oder besuchen kommen“, sprach er es dann einfach aus und atmete schwer. Wie erwartet wurden die Augen der kleinen Lady riesen groß und Kyo hatte fast Angst, dass sie hinausfallen könnten. „Ich muss wegen meiner Arbeit verreisen und das macht es mir unmöglich hier her zu kommen, verstehst du?“, blieb er ruhig und fuhr ihr sanft durch die Haare. Aufmerksam beobachtete er das Mädchen auf seinem Schoß und achtete auf jede Reaktion. Dann verfinsterte sich schon ihr Blick und sie wollte doch tatsächlich von seinem Schoß rutschen.

„Hey, bleib hier“, hielt er sie aber gleich fest umschlungen und ließ sie nicht herunter. „Nach den drei Wochen komme ich sofort wieder her, versprochen und ich bringe dir auch etwas von meiner Reise mit. Außerdem habe ich eh noch etwas für dich, aber bis das fertig ist, dauert es noch ein bisschen, deswegen müssen wir uns sogar nach den drei Wochen wieder sehen, hörst du?“, blubberte er dann einfach drauf los und aus dem finsteren Blick wurde nun ein schmollender, zu dem sich noch die kleine Unterlippe gesellte, die sich nach vorn schob. Erleichtert, dass es nicht zu einem Schreikrampf gekommen war, atmete Kyo aus und zog das Mädchen noch ein bisschen näher an sich heran, um sie zu knuddeln.

„Du glaubst doch nicht, dass ich dich jetzt einfach so verlasse?“, fragte er und nach kurzem Überlegen schüttelte sie sogar den Kopf.

„Na siehst du, aber die Reise gehört nun mal zu meiner Arbeit und die kann ich nicht absagen. Aber die drei Wochen kriegen wir hin, oder?“, wollte er wissen und sah sie fragend an. Erst ein bisschen zweifelnd sah sie ihn an, doch dann nickte Natsuki und Kyo lächelte.

„Das ist mein Mädchen“, sagte er und krabbelte sie etwas, wo sich sogar ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. Die beiden saßen dann einfach noch etwas da und Kyo erklärte ihr noch ein bisschen, was genau er denn auf seiner Reise machen wird und scheinbar schien sie es sogar etwas zu verstehen und Kyo war wirklich froh, dass sie das im Guten hatten klären können. Wie er die drei Wochen aber tatsächlich ohne Natsuki herum kriegen würde, das wusste er bis jetzt immer noch nicht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ScarsLikeVelvet
2016-04-22T15:35:07+00:00 22.04.2016 17:35
Awww~
Zucker
Antwort von:  myamemo
22.04.2016 17:36
*lach*
Mal schauen ob es auch Zucker bleibt xD


Zurück