Zum Inhalt der Seite

Familyproject

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Drei

10.04.2016 1.459

„Das mag vielleicht jetzt ein bisschen doof klingen, aber hast du schon darüber nach gedacht, sie zu adoptieren?“
 

Mit großen Augen sah Kyo zu Daisuke, der ganz lässig auf seinem Stuhl saß und ihn unschuldig ansah.

„Adoptieren? Ich?“, fragte Kyo und wenn er es nicht schon längst wüsste, würde er Daisuke doch tatsächlich für bescheuert erklären.

„Warum denn nicht? Dir scheint die Kleine ja wirklich nicht mehr aus dem Kopf zu gehen und bevor du anfängst mit: ‚Aber ich bin doch immer so viel unterwegs‘“, äffte Daisuke ihn nach. „Du wärst nicht der erste mit einem Kind und die kriegen es alle hin.“

Kyo öffnete seinen Mund, nur um ihn dann wieder zu schließen. Das eben war eigentlich seine ultimative Ausrede gewesen, aber Daisuke hatte ihn, wie so oft schon, durchschaut.

„Ich weiß nicht. Ihr wisst doch, dass ich nicht viel mit Kindern am Hut habe.“

„Ja, weil keiner den du gut genug kennst eines hat. Das heißt aber nicht, dass du nicht gut mit Kindern umgehen könntest“, sah Daisuke es scheinbar immer noch nicht als Problem an und auch die anderen drei nickten. „Geh doch mal rüber und erkundige dich, wie das aussieht, wegen adoptieren und so. Und wenn du arg große Zweifel hast, dann frage mal, ob du dir die Kleine für einen Tag ausleihen kannst, sozusagen auf Probe. Wenn es nicht klappt, dann soll es nicht sein, aber du hast es versucht und das zählt doch“, so gern Kyo dem Gitarristen widersprechen wollte, er hatte Recht.
 

Nach dem kurzen Krisengespräch machten sie sich aber wieder an die Arbeit, wobei der Sänger nicht wirklich die Konzentration aufbringen konnte, wie er es sollte. Die traurigen Augen des kleinen Mädchens hatten sich mittlerweile so in sein Gedächtnis gebrannt, dass es fast unmöglich war an etwas anderes zu denken.
 

Irgendwann hatte er deswegen auch die Nase einfach voll und er ließ alles stehen und liegen. Mit den Worten „Bis Morgen“, verabschiedete er sich und war dann schon verschwunden.
 

Zu Hause bekam er zwar auch nicht die Ruhe rein, die er für einen erholsamen Schlaf benötigte, aber die Energie reichte dafür aus, um zu schauen, was er vorzugsweiße alles für eine Adoption benötigte.

So wie es schien, standen seine Chancen nicht mal schlecht, aber das konnte er nicht entscheiden.

Dennoch fasste Kyo den Entschluss, dass er sich zumindest danach erkundigen und auch, dass er das Mädchen mal aus der Hölle herausholen wollte. Selbst wenn es nur für einen Tag wäre, er hatte das Gefühl, Natsuki wäre mit allem zufrieden.
 

Nach seiner Recherche genehmigte Kyo sich eine wohltuende Dusche und durchzog ein ordentliches Wellnessprogramm. Sein Körper bekam nur das Beste zu spüren und am Schluss war seine Haut wunderbrach weich und seidig, so dass Kyo zufrieden war und sich nur mit Shorts in sein Bett schmiss. Nur mit schlafen wollte es nicht wirklich funktionieren, da der heutige Tag ihm so sehr im Kopf herum kreiste, dass er ihn einfach nicht ausschalten konnte.
 

Bei Sonnenaufgang hatte Kyo dann endgültig die Faxen dicke und genervt schlug er seine Bettdecke zurück. Ziemlich übermüdet fuhr er sich durch Gesicht und blieb für einen Moment auf seiner Bettkante sitzen. Noch immer beherrschte die Adoption seine Gedanken, dabei war es bei weitem noch nicht soweit.

Mit einem genervten Seufzen wuschelte Kyo sich durch seine Haare und stand dann auf. Im Bad schaute er gar nicht erst in den Spiegel, da er wusste, dass er grauenvoll aussah. Beim Rasieren musste er dann allerdings doch mal aufsehen, da es sonst zu unschönen Verzierungen kam und darauf stand Kyo dann doch nicht.

Nach einer Stunde war er fertig und nun genehmigte er sich nur noch einen Kaffee, danach konnte es ja los gehen…
 

Kyo stürmte schon fast in das kleine Büro. Er wollte es unbedingt hinter sich bringen und mit der forschen Art wollte er einfach nur seine Unsicherheit überspielen, was ganz gut zu funktionieren schien, denn die alte Frau sah ihn erschrocken an.

„Morgen“, begrüßte Kyo sie einsilbig und er hatte das Gefühl die Frau stand nicht so auf kurze und knackige Antworten, da sie so aussah, als würde sie auf eine Entschuldigung für die Störung warten… da musste sie sich allerdings an andere wenden, von ihm würde sie keine bekommen.
 

„… Guten Morgen… kann ich Ihnen helfen?“, schien sie das Warten Leid zu sein und das graue Monster schaute Kyo abwartend an.

„Ja.“

„Und womit?“

„Ich möchte ein Kind adoptieren“, daraufhin ließ sie sich nach hinten in den Bürostuhl sinken, der laut knarrte, als ob er es leid wäre dieses lästige Gewicht tragen zu müssen.

„Aha. Und wie stellen Sie sich das vor?“

„Sie geben mir die Unterlagen, ich fülle alles aus, Sie prüfen, ich nehme Kind mit“, daraufhin lachte sie.

„Sie stellen sich das ja ganz einfach vor.“

„Wenn Sie nicht fragen, sondern handeln würden, wäre es das auch“, sagte Kyo und setzte sich dann auch mal hin, da er keine Lust mehr auf stehen hatte.

Sie schnaubte nur und kramte einen Ordner hervor, scheinbar um wirklich endlich die Unterlagen heraus zu holen.

„An welches Kind haben Sie denn gedacht?“

„Natsuki.“

„Nats – davon würde ich Ihnen abraten.“

„Warum?“, fragte Kyo und er zog seine Augenbrauen zusammen. Da war er ja jetzt mal gespannt.

„Wissen Sie überhaupt wer Natsuki ist? Ich meine, haben Sie das Mädchen überhaupt schon mal kennen gelernt?“, kurz atmete Kyo durch und er stützte seine Ellenbogen auf die Knie, sah die Leiterin des Kinderheimes dann an.

„Nein, ich kenne Natsuki nicht. Aber ich weiß, dass sie sich hier nicht wohl fühlt. Oft konnte ich beobachten, wie sie von anderen Kindern und auch von ihrem Personal schlecht behandelt wurde. Das Mädchen ist so traurig und total verloren. Machen Sie, was Sie wollen, aber ich werde nicht zulassen, dass das Mädchen noch länger hier bleibt.“

„Und da haben Sie beschlossen es einfach so zu adoptieren?“ Ja, Kyo wusste selbst, dass das total verrückt klang. Das war es im Grunde auch, aber wenn es dem Mädchen helfen würde, warum nicht? Also nickte er.
 

„Wie alt ist Natsuki?“, fragte er dann, da er etwas mehr über das Kind erfahren wollte. „Erzählen Sie etwas von ihr.“

„Sie scheinen es wirklich ernst zu meinen, also gut. Natsuki kam vor knapp einem Monat zu uns. Ihre Eltern sind bei einem schweren Autounfall ums Leben gekommen. Sie selbst saß auch mit im Auto, hat den Unfall aber ohne Blessuren überstanden. Sie hatte verdammt viel Glück.“ Na ja… Kyo wusste nicht, ob es wirklich Glück war, dass ihre Familie ausgelöscht wurde, sie aber als einzige zurück blieb. „Weitere lebende Verwandte hat sie nicht, zumindest auf freiem Fuß. Ein Onkel ist in der Psychiatrie und ein weiterer im Gefängnis. Seit dem Natsuki hier ist, hat sie noch kein Wort gesprochen, was es sehr schwierig macht mit ihr zu Kommunizieren“, erzählte sie einfach weiter. „Und sie ist drei, wird in zwei Wochen aber vier Jahre alt… ja, das war es erst mal.“

Das musste der Sänger auch erst mal auf sich sacken lassen. Für ihr junges Alter musste sie ja schon ganz schön was einstecken.
 

„Wäre es denn möglich, dass ich mit ihr mal etwas unternehmen kann?“, fragte Kyo nach einer ganzen Weile und er sah die Leiterin fragend an.

„Sicher, wenn sie wirklich Interesse an dem Kind haben, wäre es schon vom Vorteil, wenn sie sich vorher etwas kennen lernen würden“, stimmte sie Kyos Vorschlag zu.

„Sehr gut, wo ist sie? Da können wir ja gleich los.“ Und Kyo stand schon auf.

„Moment mal, was meinen Sie damit?“, stand nun auch die Leiterin auf und kam um den Tisch herum.

„Was war daran jetzt nicht richtig zu verstehen? Ich werde Natsuki jetzt mitnehmen und den Tag mit ihr verbringen und heute Abend bringe ich sie wieder her“, sagte Kyo selbstverständlich und er ignorierte den Blick, denn die Leiterin ihm zuwarf. Sah ein bisschen so aus, als dachte sie darüber nach, ob er verrückt oder gar total ohne Verstand wäre.

„Sie stellen sich das wirklich sehr einfach vor, oder?“, fragte sie und schüttelte den Kopf.

„Ja, ehrlich gesagt schon und wenn sie nicht immer zehn Mal nachfragen würden, hätten Sie schon ihre Ruhe vor mir und ich könnte mit Natsuki einen schönen Tag verbringen und sie ein bisschen kennen lernen“, daraufhin atmete sie tief durch, schaute Kyo intensiv an.

„Okay, einverstanden. Ich überlasse Ihnen für heute Natsuki und wenn sie am Ende des Tages sagen, dass sie mit ihr klar kommen, dann kümmere ich mich um die Adoption.“

„Alles klar, aber um die Adoption können Sie sich jetzt schon kümmern“, sagte Kyo und ging dann zur Tür. „Dann hole ich mir jetzt mal das Mädchen. Zum Abend ist sie wieder da“, teilte er ihr noch mit und dann war Kyo aus dem Büro verschwunden und er machte sie auf die Suche nach Natsuki.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  ScarsLikeVelvet
2016-03-30T19:14:45+00:00 30.03.2016 21:14
Kyo ist episch
'tach ... ich will n kind adoptieren. kann ichs gleich mitnehmen'
*lach*
wenn das mal so einfach wäre
Antwort von:  myamemo
31.03.2016 18:51
Ja, er stellt es sich eben einfach vor xD


Zurück