Zum Inhalt der Seite

Urlaubsreif^3

Die Zwei machen mich fertig!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Bacherlorthese fertig, alle Prüfungen rum, Weiterstudium gesichert und momentan tatsächlich mal so was wie Ferien - allerdings fordern jetzt eine Menge Leute meine Aufmerksamkeit, um die ich mich während des letzten halben Jahres nicht so viel gekümmert habe.... Kann also trotzdem wieder dauern, bis das nächste Kapitel kommt.

Bis dahin freue ich mich einfach, dass ihr trotzdem noch alle dabei seid und Spaß an dieser Geschichte habt. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Donnerstag 28.7.

Mokuba verdrehte schwärmerisch die Augen und biss ein Stück vom Toast ab. „Wie soll ich ohne diese Rühreier weiterleben?“, fragte er Shin gespielt theatralisch, der in der Küche an der Spüle stand und die Pfanne schrubbte.

„Keine Ahnung. Wie wäre es, wenn du einfach mal deinen Bruder fragst, ob er es für euch öfter zum Frühstück macht? Schließlich kennt er das Rezept.“

Dieser fühlte sich jedoch nicht angesprochen, sondern trank stoisch seinen Kaffee weiter.

„Hast du ihm das beigebracht? Er hat's zumindest schon ein paar Mal probiert“, wollte Mokuba nun weiter wissen. Der Koch schüttelte den Kopf, ein Grinsen auf den Lippen. „Nein, habe ich nicht. Dein Bruder hatte so weit ich weiß einen Privatkochkurs bei meinem Chef.“

Seto tat weiterhin so, als ginge ihn all das nichts an, sobald ihn die Erinnerung an besagten Kurs überrollte. Und erst all die kleinen Gesten, die danach folgten. Schlimm genug, dass er in der Nacht eh schon kaum ein Auge zubekommen hatte, jetzt mussten die beiden ihn auch noch daran erinnern!

„Gibt es denn da keinen Unterschied im Rezept?“

Kaum zu glauben, dass Mokuba sich noch sauber artikulieren konnte, so voll wie sein Mund war. Was hatte er dem Kleinen mal über Tischmanieren beigebracht?

„Ja, doch, den gibt es“, erwiderte Shin. „Ich koche alles mit mehr Liebe.“

Seto hätte beinahe seinen Kaffee über den Esstisch verteilt, als Mokuba plötzlich anfing lauthals zu lachen. Was sollte an dieser Aussage bitteschön so komisch sein? Er fand es jedenfalls nicht komisch! Chef konnte sehr wohl mit viel Liebe kochen, mit ganz viel Liebe! Da konnte Shin nicht mithalten – zumindest solange er für jemand anderen als Yuki kochte. Denn dass er auf sie stand, war wirklich offensichtlich.

Mokuba hatte sich inzwischen wieder gefangen und wollte nun wissen: „Bist du nicht etwas zu hart zu ihm? Immerhin ist er ein netter Kerl...“

„...ohne Respekt vor Tomatensoße.“

„Tomatensoße?“ Die Verwirrung klang bei jeder Silbe mit.

„Ja, Tomatensoße. Der Banause hat anfangs doch tatsächlich Tomatensoße aus dem Glas für das non plus ultra gehalten!“, echauffierte sich Shin.

Seto hatte ihnen gelauscht und schaltete sich dann aber doch ein: „Aber den Zahn müsste Hans ihm doch inzwischen gezogen haben, oder?“

Stille.

Zwei Paar Augen sahen ihn groß an. Ihre Besitzer schwiegen für mehrere Minuten, bevor Shin endlich seine Sprache wiederfand. „Woher wissen Sie das?“

„Ob ihr es glaubt oder nicht – ich kann tatsächlich zuhören.“ Damit stand er auf, griff sich seine Kaffeetasse und ein Buch und ging Richtung Terrassentür. „Ihr entschuldigt mich. Ich frühstücke draußen fertig.“

Er drehte sich nicht um, um ihre Reaktion zu sehen, sondern nahm einfach auf einer der Liegen Platz und schlug das Buch an der Stelle auf, wo er das Lesezeichen hineingeklemmt hatte. Aber es fiel ihm schwer die Bedeutung der Wörter zu erfassen, die er las. Die Gefühle vom Vortag brodelten wieder in ihm hoch und nur mühsam konnte er die äußere Fassade aufrecht erhalten. Was war so erstaunlich daran, dass er etwas über Chef wusste? Was hatten die beiden erwartet? Dass er hier einfach auf gut Glück herkam? Dass er das alles veranstaltete, um einen Mann für sich zu gewinnen, von dem er keinerlei Ahnung hatte?
 

Gegen Mittag kam Yuki mit dem Mittagessen, einer einfachen Reispfanne mit Gemüse. Mokuba musste ihr wohl die Situation erklärt haben, denn sie kam anschließend um das Haus herum auf die Terrasse und setzte sich neben Seto auf die Holzdielen. Eine Weile betrachtete sie ihn, während er so tat, als sähe er sie gar nicht, dann sagte sie: „Wir sind heute Nachmittag alle am großen Pool. Ich an deiner Stelle würde auch vorbeischauen.“

„Und was ist, wenn ich keine Lust dazu habe?“, erwiderte Seto kühl.

„Dann kann ich dir auch nicht mehr helfen.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Wie gesagt, wir werden alle dort sein. Inklusive eines gewissen Herren, der zu engen, kurzen Badeshorts tendiert. Aber ich kann dich verstehen, dass du den alleinigen Anblick des Meeres attraktiver findest.“

Yuki stand auf, klopfte sich imaginären Sand von der Hose und war am Absteigen, als Seto sie schließlich fragte: „Ab wann?“

„Drei, halb vier. Damit es nicht so auffällt, solltest du ab halb drei da sein.“

Seto nickte bloß und verschwand dann doch ins Hausinnere. So viele Dinge musste er vorbereiten – aber zunächst brauchte er erst einmal eine Uhr.
 

Punkt halb drei bezog er seine Stellung am Pool vor dem Hauptgebäude. Der Blick auf die Uhr hatte ihn in Hektik versetzt. Ein Uhr war bereits durch gewesen. Und dennoch lag er nun langgestreckt auf der Liege wie die Ruhe selbst und ließ sich sonnen, während er interessiert den französischen Roman las. Selbst Mokuba würde diese Posse nicht durchschauen. Er hatte ihn lediglich kritisch gemustert, als er nur in Badehose, halb offenem Hemd und bewaffnet mit Sonnenbrille, Buch und Handtuch aus der Tür runter zum Strand gegangen war.

Ja, sein eigener Anblick musste herrlich sein, wie er sich da so in der Sonne räkelte. Aber was brachte ihm das, wenn keiner da war, um ihn zu bewundern? Immer wider glitten seine Augen am gegenüberliegenden Beckenrand entlang Richtung Haus und zurück. Wo blieben die nur? Klar, Yuki hatte ihm gesagt, er solle eine halbe Stunde früher da sein, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Aber wieso musste das so verdammt lange dauern?

Als kurz nach drei endlich Martine nach draußen kam, war seine Geduld mehr als nur strapaziert. Dennoch rang er sich so etwas wie ein Lächeln ab, während sie ihn höflich fragte, ob es für ihn in Ordnung sei, wenn sie sich in seiner Nähe aufhielten. Sprich seine Seite des Pools, die Kinder vielleicht 5 Meter von ihm entfernt bereits wieder am Toben. Er bejahte und wandte sich wieder seiner hoch spannenden Lektüre zu. Seto war versucht, einfach ein paar Seiten mehr hinzu zuschummeln, doch da kam auch schon das nächste Familienmitglied, gewohnt rot gekleidet und bester Laune. Er wählte die Liege neben seiner Schwester und entfaltete seine Zeitung, während sich nach und nach auch der Rest einfand. Selbstverständlich erschien die eigentliche Hauptperson ganz zum Schluss und erst nachdem Martine Clara und Ethan bereits dreimal zur Ordnung gerufen hatte.

Chef sah ein bisschen erschöpft aus, dennoch war sein Hemd bis zum obersten Knopf geschlossen und seine dunkle Hose reichte bis über den Knöchel. Dankend nahm er das Glas Rhabarber-Schorle von Shin entgegen und drehte dabei Seto den Rücken zu. So war er ihm zwar am nächsten, aber er machte so auch deutlich, dass er ihn nicht in die Gruppe integrieren wollte.

„Hans, haben wir noch alle Zutaten für den Meeresfrüchte-Cocktail? Er wurde für morgen von Haus 5 bestellt. Und Cian, wir brauchen ab dem Wochenende wieder die extra flauschigen Badehandtücher in Haus 1. Und Yuki...“

„wird sich heute Nachmittag einfach mal etwas erholen“, ging Maximillion zwischen die Anweisungen seines Sohnes. „Wenn du weiterarbeiten möchtest, mach das bitte drinnen. Ich dachte nämlich wir hätten eine Vereinbarung, was den Pool heute betrifft. Wenn du erst mal runter kommen musst, schwimm doch ein paar Bahnen.“

Seto konnte nicht Chefs Gesicht sehen, doch das leichte Schnauben und Grummeln verriet alles. So sehr hatte er sich dann doch noch nicht verändert. Auf den folgenden Anblick war er jedoch nicht vorbereitet. Denn Chef gehorchte und schlüpfte geschwind aus seiner Kleidung. Mit wenigen Schritten stand er am Beckenrand und machten einen eleganten Köpfer ins Wasser. Was seine bevorzugte Bademode anbelangte, war Seto definitiv nicht zu viel versprochen worden. Wie konnte man nur so verboten gut aussehen? Rasch vertiefte er sich wieder in den Roman, um nicht den gleichmäßigen Bewegungen im Pool zu folgen und sich ganz andere Dinge auszumalen, die die muskulösen Arme tun könnten.

Eine Viertelstunde später war er Cian außerdem sehr dafür dankbar, dass er große Handtücher mit nach draußen gebracht hatte, sodass Chef nun eher bedeckt auf seiner Liege saß und ein Stück Wassermelone nach dem nächsten verputzte. Trotz der kleinen Sporteinlage wirkte er aber nach wie vor unruhig, was auch Martine nicht zu entgehen schien.

„Gut, du hast gewonnen“, meinte sie nach einer Weile, nachdem er angefangen hatte mit dem Küchenmesser Muster in die Schalen zu ritzen. „Wir trainieren.“

Kaum hatte sie ihren Mund wieder geschlossen, sprang Chef auch schon auf, schnappte sich ein kleines schwarzes Gerät, das neben einem externen Lautsprecher lag und tippte darauf herum. Dann wandte er sich seiner Tante zu und fragte: „Darf ich bitten?“

Sie erhob sich und schritt an ihm vorbei zu einem zwei mal drei Meter großen Bereich, der am Poolrand schwach eingezeichnet war und drehte sich in dem Moment um, als die E-Gitarre einsetzte. Langsam kam Chef auf sie zu und wich geschickt einem Tritt aus, sobald er sich im Feld und ihrer Reichweite befand, ging seinerseits in den Angriff über. Doch Martine blockte und befand sich plötzlich hinter ihm. Noch bevor sie ihn in den Schwitzkasten nehmen konnte, hatte er wieder Sicherheitsabstand zwischen sie gebracht und eine stabile Position eingenommen. Erst mit den ruhigeren Tönen der Bridge fiel Seto etwas Elementares an ihren Bewegungen auf. Sie folgten in ihrer Geschwindigkeit perfekt auf die Musik angepasst. Die Schläge und Tritte erfolgten zu den Akzenten, während sie sich wie zwei Raubtiere umkreisten, jede Bewegung fließend als beobachtete man eine Zeitlupenaufnahme. Und so wirkten sie letzten Endes eher wie zwei Tänzer, landete doch keiner von ihnen einen Treffer beim anderen.

Mit dem Ende des Liedes verbeugte sich Chef tief vor Martine.

„Du hast dein Training definitiv nicht vernachlässigt“, äußerte sie anerkennend. „Damit ist der Ring für den Rest eröffnet.“

„Wie, du schwächelst schon?“, neckte Chef.

Sie zuckte mit den Achseln und deutete auf ihr Strickzeug. „Ich möchte den anderen ja auch noch ihren Spaß lassen.“

„Okay, dann Freiwillige vor!“

Auf einmal war der Rest schwer beschäftigt oder schaute unbeteiligt in die Luft. Außer Seto. Sein Blick klebte immer noch an den Muskeln des Oberkörpers, rutschte zu den Bauchmuskeln und war kurz davor noch weiter südlich zu wandern, was jedoch vereitelt wurde.

„Wie ich sehe, haben Sie Interesse.“

Es war ein Wunder, dass er nicht schlagartig rot wurde, und zudem verstand, was mit dieser Äußerung gemeint war. Nur sein Kopfkino hatte er nicht so gut im Griff, das ihm bereits sehr eindeutige Bilder schickte. „Ein wenig Sport kann im Urlaub schließlich nicht schaden“, sagte er und zog sein Hemd aus. Sollte er ruhig sehen, was er zu bieten hatte. Aber er wurde keines Blickes gewürdigt. Sein Objekt der Begierde hatte sich nämlich wieder abgewandt und sprach mit Matt, der anscheinend zum DJ ernannt worden war, über das nächste Lied.

„Bist du wirklich sicher? Ist das nicht ein wenig zu anspruchsvoll für den Anfang?“

„Nein. Wieso? Es ist doch auch das nächste Lied immer in eurer Trainingsliste.“

„Ja, aber wir machen das etwas häufiger und ...“ Dann verstummte er schlagartig und nickte nur noch, während Seto Stellung bezog wie es zuvor Martine gemacht hatte. Das Intro erklang, Chef bewegte sich nicht. Erst mit den ersten Worten des Gesangs kam wieder Bewegung in ihn. Mit geschlossen Augen genoss er die Musik und wiegte sich leicht im Rhythmus. Der Anblick gehörte verboten! Darüber vergaß Seto sogar sich über das gewählte Stück zu wundern.

Langsam machte Chef den ersten Schritt auf ihn zu. In Kreisen ging er um seinen Gegner herum, der sich dabei die ganze Zeit mitdrehte, um ihn nicht aus den Augen zu lassen. Er war auf alles vorbereitet. Er würde sich verteidigen können, doch zögerte er den Anfang zu machen. Der Refrain setzte endlich ein. „Hold me“, flüsterte Chef leise mit.

Thrill me.

„Kiss me“, kam es über seine Lippen. Wie gerne würde Seto dieser Bitte nachkommen. Er war drauf und dran seine sichere Position aufzugeben. Doch wie sich zeigte, war dies gar nicht notwendig, denn bei den nächsten beiden Worten zuckten Blitze vor seinen Augen und es wurde schwarz um ihn herum.

Kill me.
 

Der Boden fühlte sich weicher an als er erwartet hatte oder lag er da gar nicht mehr? Sein Kiefer schmerzte. Also konnte er noch nicht tot sein, auch wenn er genau das in den letzten Augenblicken noch befürchtet hatte. In Sekundenbruchteilen hatte sich pure Mordlust in Chefs Gesicht breit gemacht. Glaubte er zumindest. Oder war das einfach nur Hass gewesen? Für einen kurzen Moment machte sein Herz einen Hüpfer ob dieser unerwarteten Emotion. Es war zumindest etwas anderes als die Kälte, die ihm zwei Tage zuvor entgegen geschlagen war. Sich darüber zu freuen war aber dennoch seltsam.

Allmählich nahm er Gesprächsfetzen war. Da war die Stimme von Shin, der seinen Boss zusammenschiss. Die sporadischen Erwiderungen konnte er nicht verstehen, aber sie klangen nur begrenzt reumütig.

„Dann geh gefälligst wenigstens rein und hol den Erste-Hilfe-Kasten!“, schloss Shin aufgebracht.

„Nein, Matt soll das machen“, ging Cian dazwischen. „Aber Chef sollte wirklich gehen.“

Dann spürte Seto eine warme große Hand auf seiner Wange und der Ire fragte sanft: „Können Sie mich hören?“

Er traute seiner Stimme noch nicht, weshalb er leicht nickte. Auch lag er anscheinend doch immer noch auf dem Boden.

„Dann öffnen Sie bitte langsam die Augen. Ich muss sicher gehen, dass Sie keine Gehirnerschütterung haben.“

Er gehorchte und blinzelte gegen den hellen Himmel, gegen den sich Cians Silhouette abzeichnete. Dann folgte er brav den weiteren Anweisungen und saß einige Minuten später wieder auf seiner Liege.

„Zum Glück ist alles in Ordnung. Ich weiß auch nicht, was in ihn gefahren ist“, entschuldigte sich Pegasus, während Cian Matt zurück schickte, um Kühlpads zu holen. Denn Setos Kiefer hatte eindeutig etwas abbekommen und begann bereits anzuschwellen.

„Kein Problem. Ich habe einfach nur zu spät reagiert. Nachdem er so lange mit dem Angriff gewartet hatte, dachte ich eigentlich, er lässt es komplett.“ Yuki reichte ihm ein Glas Wasser, das er in kleinen Schlucken trank. Heute würde es für ihn nur noch Flüssignahrung geben, das spürte er jetzt schon.

„Trotzdem...“ Pegasus schien wenig überzeugt.

„Nichts trotzdem. Es ist meine eigene Schuld“, beteuerte Seto, froh, dass wenigstens das Sprechen problemlos möglich war. Das hätte sonst sehr peinlich werden können. Wie hätte er sonst dem Team zu verstehen geben können, dass es ihm soweit eigentlich gut ginge? Sie waren wie ein Haufen aufgescheuchte Hühner, die um ihn herum hüpften. Zumindest hatte Martine Ethan und Clara rein geschickt – in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Trotzdem knirschte er mit den Zähnen, als im Cian das Kühlpad gegen die schmerzende Stelle drückte. „Ich sollte am besten zurück ins Haus und mich Hinlegen. Mokuba kann auf mich aufpassen.“

„Ich bringe Sie“, antwortete Cian sofort und gemeinsam mit Shin begleitete er ihn über den kurzen Strandabschnitt. Sie stützten ihn nicht, aber es entging ihm nicht, dass beide nah genug bei ihm blieben, um sofort reagieren zu können, sollte er auch nur ein bisschen schwanken. Shin trug zudem seine Sachen und richtete ihm die Liege auf der Terrasse her, während Cian Mokuba erklärte, worauf er in den nächsten Stunden würde achten müssen. Dieser schien gar nicht begeistert, als er hörte wie es zu der Verletzung gekommen war. Anklangend wanderte sein Blick zu seinem großen Bruder. Oh ja, sie würden noch ein Hühnchen miteinander rupfen, sobald sie unter sich waren, aber zunächst behielt er die Maske des besorgten kleinen Bruders.
 

„Was hast du dir dabei gedacht?“, fuhr Mokuba Seto an. Unerwarteten zuckte er zusammen. So laut wurde der andere selten. „Ich hätte nie gedacht, dass du so tief sinken würdest, dich zu prügeln, um Körperkontakt zu bekommen!“

„Moki, ich...“, versuchte Seto es kleinlaut.

„Nichts 'Moki'! Ich sag dir mal was. Weißt du wie nervenaufreibend das ist, dein kleiner Bruder zu sein? Ständig muss ich mir Gedanken und Sorgen um dich machen! Vor jeder Übernahme habe ich die schlimmsten Befürchtungen wegen der unter Garantie eintreffenden Morddrohungen. Jedes Mal, wenn du allein unterwegs bist, habe ich Angst, dass du entführt wirst! Klar, du kannst dich ein wenig verteidigen, aber das reicht bei Weitem noch nicht aus!“

„Ich hab aber wieder angefangen zu...“

„Du hast dein Training jahrelang vernachlässigt! Und dann legst du dich mit Joey an, der dich selbst als Zwölfjähriger besiegen würde! Sag mal, hast du sie noch alle? Weißt du, dass das noch ganz anders hätte ausgehen können?“

„Schon, aber mit Martine sah das so einfach...“

„Martine willst du nicht an einem Tag begegnen, an dem sie schlecht gelaunt ist! Idiot!“ Schnaufend ließ sich Mokuba auf die andere Liege nieder und funkelte Seto nach wie vor wütend an, der natürlich immer noch nicht den Ernst der Lage kapierte. Aber allmählich setzten sich die Puzzleteile zusammen und er verstand. Gelangweilt von ihrem Leben hatte Martine als Jugendliche angefangen zu trainieren und war mindestens so gut geworden wie ihre Bodyguards. Und Pegasus hatte unter Garantie keine Stümper eingestellt. Und Chef hatte ihm selbst erzählt, er würde mit seiner Tante trainieren. Er ließ - so weit er sich erinnerte – ihre Bewegungen schneller vor seinem geistigen Auge vorbeifließen und erschrak.

„Auch mein Gehirn ist manchmal im Urlaub“, flüsterte er und erhielt dafür ein Schnauben als Antwort.

„Ernsthaft? 'Manchmal'? Du willst nicht wissen an wie vielen Tagen im Jahr ich schon froh bin, wenn du es morgens schaffst dich richtig anzuziehen!“

Untypisch für ihn streckte Seto seinem Bruder die Zunge heraus und verzog augenblicklich das Gesicht, da auch diese kleine Grimasse mit dem geschwollenen Kiefer weh tat. Dafür lachte aber Mokuba wieder. Und nach einer Weile erlaubte er es sich mit einzustimmen. Es hatte etwas Befreiendes, auch wenn er um Schmerzreduktion bemüht war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Musikhinweis:
1. "Come with me" aus "Godzilla"
2. "Hold me, thrill me, kiss me, kill me" U2 Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kemet
2016-08-13T07:26:25+00:00 13.08.2016 09:26
Huh, das muss man erst einmal schlucken.
Gut und Schön, dass Seto sich wirklich als Hartnäckig heraus stellt, aber das Cheffchen so übertreiben muss.
Irgendwann einmal muss diese sinnlose Schikane beiderseits mal ein Ende haben!
Wozu hat man einen Mund...

Gutes Kapitel.

LG
Antwort von:  flower_in_sunlight
08.09.2016 21:47
Auf jeden Fall nicht nur, um miteinander zu reden ;-)

Keine Angst die Schikane hat (größtenteils) ein Ende ab dem nächsten Kapitel.

Vielen Dank!
LG
Von:  Seelendieb
2016-08-12T11:57:37+00:00 12.08.2016 13:57
o.Ô

sry, aber Joey ist ein g****v***** A********** -.-!!!!!!!!!!!!!

Interessantes Kapitel ;)


Zurück