Superbia
Der Atheismus ist aristokratisch.
Es war das Volk, das es sich leisten konnte, hoffnungsvolle Gedanke auf einen gutmütigen Gott zu verschwenden. In seiner Position stand ihm das nicht zu. Byakuya hatte vor langer Zeit vergessen, wie man sich fürchtete, hatte vergessen müssen, was Angst war und wie sie sich anfühlte.
Als die Furcht also mit einem Mal in seine Glieder kroch, kalt und klamm und fremd, ihn begrüßen wollte wie einen alten Freund, verzog er nur kurz das Gesicht.
›Ich glaube nicht an Gott.‹
Das hatte er noch nie. Als Shinigami hatte Byakuya immer nur an sein eigenes Können geglaubt.
Invidia
Shuuhei behauptete gerne, dass er Kazeshini fürchtete und hasste, weil es nur zum Morden gemacht war.
Doch eigentlich hasste er Kazeshini, weil es viel mehr über ihn verriet, als er wissen wollte.
Ein Zanpakutou spiegelte die Seele seines Besitzers wider, legte selbst das offen, was er tief in seinem Unterbewusstsein verborgen geglaubt hatte. Und er war nicht bereit dafür zu akzeptieren, dass seine Seele schwärzer war, als für einen Shinigami angemessen.
Shuuhei beneidete diejenigen, deren Seelen nicht dazu gemacht waren, andere zu töten.
Aber noch mehr beneidete er Kazeshini darum, dass er töten konnte, ohne sich selbst dafür zu hassen.
Ira
Strenggenommen war Shunsui kein Pazifist.
Sicher, wenn er konnte, vermied er jede Art von Konflikt und Blutvergießen. Er wünschte sich nichts sehnlicher als sein Dasein friedvoll und frei von Kämpfen zu fristen, Spaß zu haben, das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Aber er wollte auch die beschützen, die ihm wichtig waren, und dazu musste er Krieg führen.
Shunsui wäre gerne ein Pazifist.
Aber wenn er daran dachte, wie sein Blut dunkelrot vor Wut durch seinen Körper jagte, wann immer er einem Gegner gegenüberstand, der seine Freunde oder seinen Frieden bedrohte, wusste er, dass er das niemals würde sein können.
Acedia
Ikkaku war glücklich mit seinem Leben. Solange er seine wenigen Pflichten erfüllte, konnte er den ganzen Tag lang tun, was er wollte – kämpfen.
Alles, was er wollte, war im Kampf zu sterben. Zuletzt entweder das triumphierende Grinsen seines Gegners zu sehen, wenn dieser ihm den Gnadenstoß versetzte; oder – präferiert natürlich – dessen besiegt am Boden liegende Gestalt, ehe er selbst nach einem letzten Sieg sein Leben ließ.
Deswegen behielt er für sich, dass er schon seit langem in der Lage war, mit seinem Bankai zu kämpfen. Mehr Verantwortung bedeutete nur, dass er in dem eingeschränkt werden würde, was er tun wollte.
Avaritia
Renji ist schon immer gierig gewesen.
Er wollte Rukia retten, wollte sie befreien und ihr Leben leichter machen.
Er wollte sein Bankai erlernen, wollte stärker werden und an der Spitze stehen.
Er wollte seinen Captain besiegen, und wenn es das Letzte war, das er tat.
Das, was er dazu benötigte, war nichts anderes als Macht.
Renji wollte alles, was das Leben zu bieten hatte.
Und wenn er etwas nicht als Erster zu fassen kriegen konnte, wollte er zumindest am Ende des Tages der Einzige sein, der es besaß. Auch wenn er über Leichen gehen musste, um seine Ziele zu erreichen.
Gula
Das erste Mal war ein Unfall gewesen.
Toushirou war am Ende seiner Kräfte gewesen und hatte nicht gewusst, was geschehen würde, sobald alle Blumen aus Eis verschwunden waren. Dass er plötzlich an Körpergröße und Stärke gewann, hatte er jedoch als letztes erwartet.
Seitdem behauptete er, dass er diese finale Form nicht mochte – denn sie bedeutete, dass er sein Limit, dass er das Ende seiner Kräfte erreicht hatte.
Und dennoch nutzte Toushirou sein Bankai, so oft es eben ging, selbst wenn es nicht immer nötig war. Ihm gefiel das Gefühl von Macht;
von Macht, Grenzen und dem, was dahinter lag.
Luxuria
Dass Shinji wieder der Kommandant der 5. Division geworden war, bedeutete nicht, dass er die anderen Shinigami als Kameraden betrachtete. Dass er seinen Job liebte bedeutete nicht, dass er an ein Leben anknüpfte, das man ihm einst entrissen hatte. Vergeben hieß nicht vergessen.
Sein Groll verging. Das Misstrauen blieb.
Shinji wusste, dass Yamamoto ihn nicht aus Schuld gefragt hatte, sondern weil ihm Kommandanten fehlten und Shinji schon immer einer der besten gewesen war. Dieser Job war wie für ihn gemacht.
Also versuchte er, sich sein Unbehagen nicht anmerken zu lassen, als er dem nachging, das seinem Dasein einen Sinn gab.