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Sturm & Drang

von

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Gleiches mit gleichem?

Kapitel 76
 

~~~~~„Was wird das?“, Kai zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Seine mutmaßliche Mutter ließ sich davon nicht beirren, weiter klopfte sie Stück für Stück an der Wand herum. Als der Ton hohl klang horchten Kai und die anderen überrascht auf.~~~~~
 

Sie grenzte den Bereich weiter ein ehe die hellhaarige an der Tapete herumzog und ein kleines Stück der Wand freilegte. Kai traute seinen Augen nicht, da er gleich darauf ansetzte, um ihr Einhalt zu gebieten, doch er erstarrte als er sah, dass seine Mutter ein kleines Türchen zum Vorschein brachte.
 

„Hier. Ich muss nur-“, vorsichtig drückte sie mit ihren Fingerspitzen darauf.
 

* klick *
 

„Ein Geheimfach?!“, hörte man es zeitgleich von Hilary und Gregor. Vorsichtig griff Yulia in eines der staubigen Regale hinein, um eine Flasche verstaubten Whisky hervorzuziehen, der ungeöffnet die letzten 15 Jahre dort stand. Gregor nahm ihr die Flasche ab und gleich darauf griff sie noch einmal hinein. Jetzt zog sie ein großes Buch heraus. Das legte sie liebevoll in ihre Arme und begann darin zu blättern.
 

„Das sind die Fotoalben... Sie sind unversehrt. Wie schön...“, Yulia lächelte überglücklich, als sie die leicht vergilbten Bilder betrachtete.
 

„Woher weißt du-“
 

„Ich habe Jahre hier gelebt. Da vergisst man so etwas besonderes nicht. Diesen Whisky sollte dein Vater zu seinem Geburtstag bekommen...doch dazu kam es nicht mehr...“
 

Gregor besah die Flasche genauer. Sie war veredelt und in besonderer Form gestaltet.

„1898?! Der ist tausende wert!“, rief der Brillenträger urplötzlich und zog damit ungewollt alle Aufmerksamkeit auf sich. Behutsam stellte er das Behältnis auf den Tisch. Yulia lächelte wissend.
 

„Ja, es sollte etwas besonderes sein.“
 

Getrieben von diesem ungeplanten Zwischenfall, näherte sich Kai, der bis eben alles aus sicherer Ferne beobachtete und wollte jetzt das Fach genauer betrachten. Er wusste nichts von seiner Existenz.

„Sind das alles Bilder?“
 

„Ja, von deiner Geburt an.“
 

„Hm.“, er zog wahllos eines der Bücher heraus und blätterte darin herum, doch er legte sie wortlos zu in das Fach. Ihm wurde einiges klar. Diese Frau musste seine Mutter sein, das würde der DNA-Test nur noch bestätigen.
 

Ein paar Wochen später holte Hilary die langersehnte Antwortpost aus dem Postkasten. Am Frühstückstisch übergab die brünette den Brief.

„Das Testergebnis ist da.“
 

Interessiert schaute der blau-haarige auf.

„Gibst du mir jetzt den Brief oder nicht?“
 

„Äh, ja! Hier.“
 

Kai schaute sich den Absender der Post an. Ein Labor, Hilary hatte Recht. Er riss den Umschlag an der Seite auf und zog einen Zettel hervor. „Nein.“, und schob ihn wieder zurück.
 

„Was machst du?“
 

„Ich will Sie dabei haben.“
 

Das hätte sich die Japanerin denken können. Direkt nach dem Frühstück telefonierte Kai mit Gregor und bestellte ihn und Yulia erneut zu sich. Nicht einmal eine halbe Stunde später saßen die vier abermals zusammen im Wohnzimmer. Jetzt vor dem Ergebnis des Gen-Tests. Auch Emilia war an dem heutigen Tag mit von der Partie. Sie hatte es sich bei ihrer Mutter bequem auf dem Schoß gemacht und beobachtete alles was passierte. Und momentan passierte wirklich gar nichts. Stumm saßen die vier Erwachsenen um den Tisch herum und starrten auf den Briefumschlag der vor ihnen lag. Die kleine fuhr mit ihrem Spielzeugauto auf dem Arm von Hilary auf und ab.
 

„Also, macht es nicht so spannend! Wie ist das Ergebnis?“, dem Brillenträger konnte man seine Neugier förmlich aus dem Gesicht ablesen, wogegen Yulia vor Nervosität kein Wort hervorbrachte.
 

„Ich habe noch nicht nachgesehen.“, verkündetet Kai ehrlich und nahm den Umschlag vom Tisch. Dieses Mal enthüllte er den Zettel vollständig und faltete ihn auseinander. Er las den Brief für sich.
 

„Na, sag schon!“, drängte Gregor erneut, worauf Kai anfing laut weiter zu lesen.
 

„...die von Ihnen übersandten genetischen Proben von Yulia Hiwatari in Klammern Mutter und Kai Alexander Hiwaratari in Klammern Sohn ergaben folgende Ergebnisse...“, der junge Mann machte eine Pause um durchzuatmen und um die Zahl auf dem Papier für einen Moment zu verinnerlichen. „...eine Verwandtschaft zu den oben genannten Personen liegt zu 99,8971 % vor... Das heißt, da bist meine-“, er hielt erneut inne. Nein, das konnte, nein das wollte er nicht aussprechen.
 

„Das ist fantastisch! Du bist seine Mutter! Oh wie gut ist das denn?!“, Gregor konnte seine Freude nicht mehr zurückhalten. Jetzt konnte Kai nichts mehr abstreiten. Es sah es schwarz auf weiß. Auch Yulia fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Langsam erhob sie sich von ihrem Platz und schritt auf ihren Sohn zu. Mit einem herzlichen Lächeln kam sie zu ihm und öffnete ihre Arme.
 

„Kai...“, sie legte vorsichtig ihre Hände um seinen Hals, in der Angst er könne verletzt werden, und drückte ihn leicht an sich. Der blau-haarige hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper. Seine Arme und Beine fühlten sich unendlich schwer an. Der so leichte Zettel so schwer wie Beton. So sank seine Hand, während der warmen Umarmung seiner Mutter einfach nach unten. Ein wohliges Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, die sein Herz schneller schlagen ließ. Er fühlte sich nicht schlecht an und er erkannte dieses Gefühl. Ja, so umarmte sie ihn immer, wenn es ihm nicht gut ging. Er nicht wusste, was passierte. Seine Augen suchten keinen Punkt im Raum auf den er sah, sie waren nur weit geöffnet. Allmählich vernahm der Russe den immer lauter werdenden Herzschlag in seiner Brust. Er blinzelte kurz, warf einen Blick auf die Frau vor sich und schob sie fast sanft von sich. Kai versuchte seine ernste Miene wieder herzustellen, in dem er sie grimmig ansah und die Arme verschränkte.
 

„Glaub ja nicht, ...dass ich dich jetzt mit 'Mutter' anspreche.“, diese Worte entfuhren ihm weicher, als er es eigentlich geplant hatte, doch Yulia nickte verständnisvoll.
 

„Das erwarte ich auch gar nicht von dir.“, sprach sie leise. „Lass mich einfach nur Teil an deinem Leben haben...“, bat seine Mutter vorsichtig.
 

„Das wird die Zeit zeigen...“, darauf senkte der blau-haarige seinen Kopf.
 

„Ich denke, es wird euch gut tun, wenn ihr euch einfach seht, zufällig mein ich. Vielleicht einmal in der Woche oder wie es eben kommt. Ihr habt viel aufzuholen und das schafft ihr sicher nicht, wenn ihr euch dazu zwingt Mutter und Sohn zu sein.“, schlug der Brillenträger vor und zog sein Jackett zurecht. „Wie dem auch sei, ich muss bald im Hospital sein. Yulia, soll ich dich noch nach Hause bringen?“

Yulia sah Kai an, der unverändert seinen grimmigen Ausdruck aufrecht hielt.
 

„Wenn du so freundlich wärst, Gregor.“
 

„Klar, komm.“
 

„Auf wiedersehen, mein Sohn.“
 

„Pass auf dich auf.“, gab Kai seiner Mutter mit auf den Weg, bevor sie das Haus verließ.
 

„Unglaublich, dass sie wirklich deine Mutter ist. Wie geht es dir damit, Kai?“, die junge Frau an seiner Seite bemerkte seine innere Unruhe.
 

„Im Leben hätte ich nicht damit gerechnet, sie noch einmal wiederzusehen. Und jetzt das.“
 

„Dein Vater wird sich-“
 

„Mein Vater...ist der letzte der jemals von ihr erfahren wird.“
 

„Entschuldige...“
 

„Was nicht heißt, dass ihr Aufleben neue Hindernisse aufwirft.“
 

„Wie meinst du denn das schon wieder?“
 

„Wenn es Leute hab, die sie töten wollten und die erfahren, dass sie noch lebt, werden die es sicher nochmal versuchen.“
 

„Dann ist sie in Gefahr!“, Hilary schlug die Hand vor den Mund.
 

„Nicht bei Gregor. Dort wird sie eine Weile sicher sein. Lange kann sie sich eh nicht verstecken.“, bis zu diesem Zeitpunkt musste der Halbrusse einiges klären.
 

„Papa, wo Gregor ist?“, mischte sich eine piepsige Stimme in das Gespräch der Eltern ein.
 

„Emilia.“
 

„Gregor ist arbeiten.“, antwortete er.
 

„Auto?“
 

„Ja, mit dem Auto.“
 

„Und Fau?“
 

„Was?“
 

„Sie meint Yulia.“
 

„Ah... Die ist auch mit dem Auto gefahren.“
 

„Lass uns was spielen gehen, Emilia.“
 

„Emija auch Auto?“
 

„Nein, das geht nicht. Komm wir holen deine Autos.“, Hilary schaute ihrem Mann in die Augen und ging mit Emilia hoch in ihr Zimmer. Zurück blieb Kai, der die kurze Zeit für sich gut gebrauchen konnte. Ständig änderte sich etwas in seinem Leben. Was war nur los? Was wohl als nächstes passieren würde?

Ein fliegendes Einhorn oder gar Außerirdische?
 

„Blödsinn...“, er verscheuchte seine wirren Gedanken die in seinem Kopf herumspukten. Zurück im Wohnzimmer holte er eines der Fotoalben heraus und schaute sich die Bilder an. Das Buch war von vor seiner Zeit. Es gab nur Bilder von Yulia, Gregor und Tomoto. Bilder von der Hochzeit seiner Eltern, und dann ein Foto auf dem Yulia stolz ihren Babybauch präsentierte. So sah sie also aus. „Sie hat sich kaum verändert...“, murmelte er vor sich hin.
 

„Sie ist wunderschön.“

Kai bemerkte nicht das Hilary zurück was und mit in das Buch schaute. Eilig klappte er es zu.
 

„Lass das sein.“
 

„Hey...ich wollte doch auch mal schauen... War dein Vater auch auf einem der Bilder?“
 

„Hör auf von ihm zu sprechen.“
 

„Ich möchte nur wissen, ob du ihm wirklich so ähnlich siehst wie Gregor immer sagt...“, sie legte ihre Hand auf seine und führte seine Hand so geschickt, dass er das Album wieder öffnete. Sein Blick, den der Russe ihr schenkte, sprach Bände, doch dem konnte sie immer besser standhalten.
 

„Hier.“, er deutete auf einen Mann neben seiner Mutter. „Das ist er.“, und schlug das Buch zu.
 

„A-aber-“
 

„Schluss.“, er duldete kein Widerwort mehr und stellte das Buch zurück an seinen Platz. „Du hast ihn gesehen, mehr wolltest du nicht.“
 

„Wie gemein...“
 

Er drückte seine Frau an sich, die ihm ein schmollendes Gesicht entgegenstreckte.
 

„Pass auf, dass dein Gesicht nicht so bleibt.“, unweigerlich musste Hilary grinsen. So was das Thema für beide vergessen.

In der nächsten Zeit versteckte sich Yulia weiter bei Gregor. Sie ging nur bei Nacht heraus oder in höchst seltenen Fällen am Tag. Gregor legte es ihr nahe. Doch eine Frage stellte sich ihr immer häufiger: Wie würde Tomoto auf reagieren?

Ihr Freund besorgte ihr alles was sie brauchte, doch nicht herausgehen zu können wann man wollte, erdrückte sie beinahe. Eine Woche später rief sie bei Kai an. Verwundert nahm er ein Gespräch von einer unbekannten Nummer an.
 

„Hiwatari?“, meldete er sich. Es knisterte am anderen Ende, dann wurde der Anruf beendet. „Was soll der Mist?“
 

„Was ist denn los?“
 

„Irgendwelche Kinder spielen Telefonstreiche...lächerlich...“, er schaltete kurzum das Handy aus. Jetzt gab es wichtigere Dinge zu besprechen. Zum Beispiel den Ultraschalltermin seiner Frau. Nervös tippte er mit dem Fuß auf dem Boden herum. Er saß zum ersten Mal in einer Frauenarztpraxis. Dabei kam er sich mächtig dämlich vor zwischen all den Frauen die auch schwanger waren.
 

„Frau Tachibana?“, rief die Sprechstundenhilfe in den Warteraum.
 

„Ja, hier! Komm Kai.“, rief sie ihm an der Tür stehend zu. Sein Herz klopfte unruhig. Warum war er nochmal mitgegangen?
 

> Wenn du nicht mitkommst, dann suche ich den Namen für das Baby aus und glaub mir, Tyson oder Emily würden dir sicher nicht gefallen! <
 

Ja, genau damit erpresste sie ihn. Und wahrlich diese beiden Namen wollte er unter gar keinen Umständen in seiner Familienchronik sehen.
 

„Wie geht es Ihnen Frau Tachibana? Hat sich die Übelkeit der letzten Wochen gegeben?“
 

„Ja, es geht mir wieder besser. Und die Morgenübelkeit ist auch nicht mehr so stark wie am Anfang. Ich bin so froh darüber.“, lächelte sie erleichtert.
 

„Sehr schön.“, der Arzt notierte sich alles. „Dann wollen wir mal sehen, wie es Ihrem Kind geht. Kommen Sie bitte.“
 

„Ja.“, sie folgte der Handbewegung des Arztes zur Liege. Als er den jungen Mann bemerkte fragte er interessiert nach.
 

„Oh und Sie haben heute Verstärkung mitgebracht?“
 

„Gezwungenermaßen.“, antwortete der werdende Vater schneller als seine Frau, die bereits auf der Liege saß und ihren Bauch frei machte.
 

„Irgendwie musste ich dich hierher bekommen!“, rief sie schnippisch zurück, während der Arzt das Gel auf dem Bauch verteilte und mit der Untersuchung begann. Ein Schnauben von Kai ließ die Diskussion fürs Erste erlöschen, denn seine Aufmerksamkeit fiel auf den großen Monitor der an der Wand hing. Darauf zu sehen war viel durcheinander. Er erkannte darauf nichts. Alles war schwarz und ein bisschen weiß und grau und komplett wirr. Erst die Erklärungen des Arztes brachten Licht ins Dunkle.

Hilary war mittlerweile im fünften Monat. Man konnte deutlich den Bauch der Schwangerschaft erkennen und das Verstecken wurde nach und nach schwieriger. Es trug auch nichts dazu, dass langsam die wärmeren Tage begannen. Weniger Kleidung bedeutete auch weniger Möglichkeit den Bauch zu verhüllen.
 

„Schauen Sie mal her. Das ist der Kopf, sehen Sie? Hier.“, der Arzt fuhr mit dem kleinen Mauszeiger den kleinen Kreis aber und fuhr fort. „...messen wir Ihr Baby und sehen wie gut oder schlecht es gewachsen ist.“, er tippte ein paar Werte in das Gerät ein, maß den Abstand von oben nach unten und von einer zur anderen Seite. Gespannt verfolgte Kai den Handlungen des Arztes. Er warf einen Blick zu seiner Frau. Fasziniert von den Bildern, konnte die junge Frau nicht den Blick von ihrem Baby abwenden. Sie war wie in einer anderen Welt. So glücklich.

Einige Minuten des Ausmessens später, stellte der Arzt eine interessante Aussage in den Raum.
 

„Zum Schluss versuche ich Ihnen die Preisfrage zu beantworten...Das Geschlecht Ihres Kindes!“, er wischte mit dem Ultraschallkopf über den Bauch um das Gel neu zu verteilen und suchte nach den kleinen Beinchen. Das Baby war munterer als gedacht. Es wand sich hin und her, hüpfte fast schon im Bauch herum. Hilary war das etwas unangenehm. „Jetzt hab ich dich. Ihr Kind ist sehr aufgeweckt. Also hier sind die Beine und jetzt versuch ich- ach ja, wollen Sie das Geschlecht Ihres Kindes eigentlich wissen?“, fiel dem Mann in weiß plötzlich ein und hielt mit seinem Ultraschall ein.
 

„Nein.“, Kai erinnerte sich an seine letzte Diskussion mit Hilary. Sie wollte es nicht wissen.
 

„In Ordnung, dann hören wir hier auf. Ich vermerke das in Ihrer Akte, damit wir nicht noch einmal in die Situation kommen.“, er lächelte freundlich und reichte der Schwangeren ein kleines Tuch zum Säubern.
 

„Was ist nun mit dem Baby?“
 

„Soweit ich das hier sehen kann...hat sich ihr Kind gut entwickelt. Es ist etwas kleiner als erwartet, aber alle anderen Werte sind super. Hier haben Sie noch ein Bild.“, aus dem Drucker zog der Arzt ein kleines schwarz-weiß Bild. Kai nahm es entgegen, da Hilary ihre Kleidung richtete.

Das war also sein Kind im Profil. Er konnte deutlich das Gesicht erkennen, Nase, Mund und eine Hand. Innerlich platzte der blau-haarige fast vor Stolz, aber das konnte er hier nicht zeigen.

Auf dem Rückweg zog er das Bild erneut aus seiner Tasche. „Hier.“, er reichte das Bild seiner Frau.
 

„Oh, du hast es? Ich dachte, wir hätten es vergessen! Süß...schau mal es winkt uns zu!“, berührt von dem Foto legte sie ihre freie Hand auf den Bauch.
 

„Er ist eben jetzt schon gut erzogen.“
 

„Quatsch. Außerdem wird es kein Junge!“
 

„Das werden wir sehen...“
 

„Ja genau! Oh?“, ein Anruf unterbrach ihre angehende neue Diskussion über das Geschlecht des Kindes. Kai nahm das Gespräch an. Es war Gregor, der sich nach dem Befinden der Japanerin und des Babys erkundigte. Der werdende Vater rückte nur spärlich mit den Informationen heraus. 'Alles in Ordnung.', verriet er. Zuhause angekommen, wollte Gregor den Rest ausführlicher wissen, da er auf Emilia aufpasste. Und glücklicherweise war Hilary redseliger als Kai. So bekam er doch alles zu hören und sogar das Ultraschallbild mit winkendem Baby.
 

Später am Abend:
 

Hilary war an diesem Tag besonders früh müde. Nichts ungewöhnliches in der Schwangerschaft. Sie legte sich ins Bett und ruhte sich aus. Kurz darauf folgte auch Kai, der seine Arbeit ungewollt früher beendete. Als er das Schlafzimmer betrat, wunderte er sich, denn Hilary schlief zu aller Überraschung noch nicht. Sie lag auf dem Rücken und streichelte ihren Bauch, der wild herumzappelte. Der blau-haarige bemerkte erst jetzt wie groß der Bauch geworden war.
 

„Wolltest du nicht schlafen?“, erkundigte er sich vorsichtig und riss Hilary aus Ihrer Gedankenwelt.
 

„Was?“, sie legte den Kopf seitlich und lächelte. „...doch, aber das Baby lässt mich nicht. Da!“, sie deutete auf eine große Beule an ihrem Bauch. Scheinbar hatte das Baby etwas gegen den Schlaf seiner Mutter einzuwenden, weshalb es sich drehte und von innen Klopfgeräusche von sich gab. Kai setzte sich zu ihr auf das Bett und schaute ungläubig auf den Bauch.
 

„Das war jetzt nicht-“
 

„Doch. Das kleine strampelt seitdem ich hier liege...“, sie seufzte. „...aber das ist normal...sobald die Mutter zur Ruhe kommt, werden die Babys im Bauch putzmunter, weil sie nicht mehr geschaukelt werden...“, begann sie zu erklären.
 

„Aha?“, skeptisch zog er eine Augenbraue hoch, als ein weiterer großer Huckel zu sehen war.
 

„Leg du mal deine Hand drauf. Vielleicht hast du mehr Glück und ich kann endlich schlafen...“, sie griff nach seiner Hand und führte sie auf ihren Bauch. Er sträubte sich etwas dagegen, doch zögernd legte er sie ab.
 

„Und jetzt?“, fragte er ungeduldig auf eine Reaktion wartend.
 

„Jetzt fängt es sicher gleich wieder an zu treten.“
 

Skeptisch betrachtete der Russe den Bauch weiter. Dort regte sich gar nichts.
 

„Der kleine weiß eben auf wen er zu hören hat.“, grinste er fies und nahm die Hand zurück.
 

„Es wird kein Junge!!“, rief sie entnervt. Warum sollte es unbedingt ein Junge werden? Das verstand die brünette immer noch nicht. Prompt erhob sich eine große Beule auf dem Bauch. „Heeey! Hör auf mit deinem Papa gemeinsame Sache zu machen!“
 

„Siehst du.“, folgte es überzeugt. „Zieh dich aus und schlaf endlich.“
 

Hilary seufzte erneut tief. Das war doch ein Witz. Das Baby war noch nicht mal auf der Welt und es verschwor sich schon mit Kai gegen sie. Die Schwangere zog sich ebenfalls aus und legte sich unter die Decke.
 

„Schlaf du doch auch endlich...“, flüsterte sie angestrengt ihrem Bauch zu. Kai drehte sich zu ihr herum.
 

„Wenn der kleine eben ruhig war, dann...“, es raschelt unter der Decke. Hilary spürte seine Hand auf ihr. Seine Wärme breitete sich gleichmäßig auf ihrem Bauch aus und nach einigen Tritten gegen seine Hand versiegten sie.

Die Japanerin lächelte glücklich und legte ihre Hand auf seine, die er umgehend fest mit ihrer verhakte.
 

Einige Wochen später:
 

Es waren weitere zwei Monate vergangen. Der Frühsommer weckte die Vögel schon bei Zeiten und der Gesang hallte durch die Gärten. Zwischen diese schönen Gesänge, mischte sich ein Ton der überhaupt nicht harmonierte: ein Telefon.

Es läutete hartnäckig vor sich hin und weckte das junge Paar, dass neben dem Nachtschränkchen im Bett lag.
 

„Kai...dein Handy...“, murmelte die braunhaarige verschlafen. Sie gab ihm mit der Hand einen Schubser, sodass er tief einatmete. Er versuchte bereits dieses Handy zu ignorieren, durch Hilary wurde es nicht leichter.
 

„Lass es doch...“
 

„Geh schon ran...ich bin müde...“, sie stupste ihn nochmals kräftiger an. Gezwungen linste er auf das Display.
 

„Unbekannte Nummer...“
 

„Lohoooos...“
 

„Was krieg ich dafür?“, fragte er spitz und schielte seiner Frau zu, die ihm auch entgegen schaute.
 

„Das sehen wir dann.“, zwinkerte sie mit einem verschmitzten Grinsen. Also nahm er das Telefonat mit verdrehten Augen an.
 

„Hiwatari.“, meldete er sich ernst wie immer. Als er am anderen Ende erfuhr wer dort mit ihm sprach, zog er die Augenbrauen hoch und war mit einem Schlag wach. „Ja. Nein, das ist kein Problem.“, Hilary verstand kein Wort am anderen Ende. Wenn er so aufmerksam zuhörte war es bestimmt wichtig. Um ihn etwas von seiner Ernsthaftigkeit abzulenken spielte sie galant mit ihren zarten Fingern auf seiner Brust. Langsam fuhr sie hoch zu seinem Hals, dann verdächtig weit hinunter zu seinen Shorts. Folglich warf der Russe ihr einen mahnenden Blick zu und griff mit der freien Hand nach ihrer. Damit kriegte sie ihn perfekt abgelenkt, denn er fragte bei seinem Gesprächspartner erneut nach. Sie streckte ihm die Zunge heraus und führte das Spiel weiter bis er auflegte.
 

„Was sollte das?“, fragte er ärgerlich. Das Handy war vergessen und er rollte sich halb auf Hilary und hielt ihre Arme seitlich fest. Wäre ihr Bauch nicht im Weg, hätte er jetzt noch weitaus andere Dinge mit ihr getrieben.
 

„Du wolltest doch etwas dafür haben...“
 

„Aber nicht währenddessen...“, maulte er. Die brünette formte ihre Lippen zu einem Kussmund. Ein kurzer Kuss folgte seitens Kai, dann noch einer und noch einer. Ehe er sich versah nahm seine Lust überhand an dieser Situation, doch Hilary bremste ihn aus.
 

„Wer war eigentlich am Telefon?“, fragte sie während ihr Hals weiter mit Küssen bedeckt wurde.
 

„Später...ich muss dich erst bestrafen...“
 

„Was?!“, schneller als sie gucken konnte, lagen seine Hände an ihren Seiten und kitzelten sie kräftig aus. Hilary brach in lauten Lachen aus. „Lass das! Hör auf!“, flehte sie unter ständigem Lachen, doch es half nichts. Gegen die Kraft ihres Mannes kam sie nicht an und er machte schonungslos weiter. Er beugte sich in einer Pause vor zu ihrem Ohr und flüsterte ihr etwas zu.
 

„Wenn du momentan nicht so verdammt ungelenkig wärst, würde ich dir zeigen wie die Vögel hier noch zwitschern...“, hauchte er ihr entgegen und bedeckte ihren Körper wieder mit kurzen Küssen. Unbeeindruckt davon lenkte die Japanerin erneut um.
 

„Wer war denn nun am Telefon?“
 

„Hil...“, Kai ließ den Kopf hängen. „...konzentrier dich bitte...“
 

„Das geht schlecht...ich muss dringend auf die Toilette...“, knurrend gab er es auf seiner Frau ein paar Zärtlichkeiten zu entlocken. Tja, die Blase bei Schwangeren war ziemlich beansprucht. Zur Tür gedreht lag er auf dem Bauch und wartete auf die Rückkehr seiner Frau.
 

„Ich muss für eine Woche weg.“, warf Kai in den Raum als Hilary diesen betrat. Sie stoppte abrupt.
 

„Wohin?“
 

„Nach Japan. Um genau zu sein: Tokio.“
 

„Also war der Anruf aus-“
 

„Ja. Mister Dickenson will mich dringend sprechen. Ich versuche so schnell wie möglich zurück zu sein.“
 

„Nein! Ich komme mit!“
 

„Das geht nicht.“
 

„Ich würde mich so freuen ihn wiederzusehen.“
 

„Du bist schwanger...“
 

„Ahja...ich darf bis zum Ende des siebten Monats fliegen! Nur zu deiner Information.“
 

„Ich überlege es mir...“, Kai erhob sich und zog sich an.

Den restlichen Tag versuchten Hilary den blau-haarigen davon zu überzeugen auch mit nach Japan fliegen zu dürfen. Sie freute sich die anderen zu treffen. Am Nachmittag kam dem Halbrussen eine Idee. Wenn Hilary ihn erpressen konnte mit zu einem Arzttermin zu kommen, konnte er das gleiche mit ihr auch machen. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Er ging zu Hilary ins Wohnzimmer. Sie spielte gerade auf dem Teppich mit Emilia. Die beiden bauten einen Zoo auf indem sie einzelne Tiere einzäunten. Kai setzte sich dazu und nahm eines der Tiere aus dem Gehege.

„Ich hab mir das mit Japan nochmal überlegt...“
 

„Echt? Ich darf also mitkommen?“
 

„Unter einer Bedingung.“
 

„Und die ist?“
 

„Du wirst deine Eltern besuchen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  SenseiSasuNaru
2018-03-14T15:14:32+00:00 14.03.2018 16:14
Hallo mal wieder ein klasse Kapitel. Hat Spaß gemacht das zu lesen. Da bin ich ja mal gespannt was er zu trinken mit Kai zu besprechen hat. Bin gespannt wie es weitergeht. Bis zum nächsten Kapitel.lg


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