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Sturm & Drang

von

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Verblasste Erinnerung

Kapitel 75
 

~~~„Was ist auf dem Foto passiert?“, sagte er hart und schaute Yulia ungeduldig an. Yulia nahm das Foto in die Hand und schaute es sich ruhig an.

„Was soll das Kai?!“, fiel der Brillenträger dazwischen als er sah, was er gerade verlangte.~~~
 

„Ich will wissen ob sie meine Mutter ist oder nur eine dressierte Lügnerin.“

Gregor hielt die Luft an. Yulia konnte sich doch nur teilweise an ihre Vergangenheit erinnern. Wenn sie jetzt nicht wusste, was auf diesem Foto passiert war, würde Kai sie endgültig als Lügnerin hinstellen. „Also?“
 

Auf dem Foto war ein kleiner Junge abgebildet, Kai mit seiner Mutter. Beide befanden sich im Badezimmer vor einem Waschbecken. Die Mutter hielt den Jungen auf dem Arm und rieb mit einem Handtuch über seine Haare. Die waren scheinbar nass. Auf dem Waschbeckenrand standen einige Dosen, Aftershaves und Parfümgläschen. Seine Mutter schaute ihn schmunzelnd an, der kleine Kai ließ das Trocknen der Haare nur mit erkennbarem Widerwillen über sich ergehen.
 

Yulia sah das Bild einige Minuten konzentriert an. Man merkte, dass sie angestrengt nachdachte. Doch wusste sie wirklich was dort geschehen war?

Gregor trat hinter seine alte Freundin, um sich ebenfalls das Bild anzusehen. Er presste die Lippen fest aufeinander, um sein Grinsen zu verstecken. Ja, er erinnerte sich sehr gut an die Situation auf dem Foto.
 

„Weißt du nun, was dort passierte oder nicht?!“, fragte der blau-haarige dessen Geduld sich dem Ende neigte. Er wollte endlich eine Antwort!
 

„Ich...“; begann Yulia zögerlich. „Das sind wir beide Kai.“
 

„Das ist nicht schwer zu erraten.“, fiel er unbeeindruckt dazwischen. Sie fuhr fort:
 

„Du hattest dich bekleckert...glaube ich...“
 

Kai sah sie weiter kühl an. Gregor setzte sich wieder zu ihr und hoffte, dass sie sich beweisen konnte. Helfen konnte der kurzhaarige ihr nicht. Gerade als er nach dem Foto greifen wollte hinderte Yulia ihn daran.
 

„...das war bei Gregor!“, fiel es ihr mit einem Schlag ein. Sie erkannte das Badezimmer darauf wieder. „...du hast dich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass ich dich abtrockne, weil...“, sie überlegte. Ihre Augen sahen unruhig auf dem Foto umher. Sie wusste nicht mehr weiter. Gregor betete im Stillen für sie. Hoffentlich fiel ihr doch mehr ein.
 

„Weil?“, wiederholte Kai das letzte Wort seiner Mutter. Es war ein guter Anfang den Yulia darbot. Sie erkannte das Bad und allem Anschein nach vermutete sie richtig, dass Kai nicht abgetrocknet werden wollte. Doch das wichtigste fehlte ihm noch. Nur er, Gregor und seine Mutter wussten von diesem Malheur, welches damals passierte. „Du weißt es nicht. Natürlich nicht. Weil du eine Lügn-“ „Nein!“, Gregor fiel ihm laut ins Wort. „Sie ist keine Lügnerin!“, er wand sich bittend an Yulia. „Bitte versuch dich zu erinnern! Du kannst es! Bitte!“, er legte seine warme Hand auf ihre und drückte sie fest zusammen. Das konnte nicht wahr sein. So kurz vor dem Ziel konnte doch nicht Schluss sein! Der Brillenträger sah seine Freundin eindringlich an.

Yulia versuchte ihr möglichstes, nur was sollte sie noch tun? Ihre vor Aufregung kalte Hand verlor die Spannung mit der sie das Foto hielt. Ein tiefer Atemzug schloss gleichzeitig ihre Augen. Auf einmal nahm sie einen leichten Parfümduft war, der ihr in die Nase stieg. Sie kannte ihn von früher und mit einem Schlag war alle zurück. Ihre geschlossenen Augen schlugen auf und die Spannung der Hand war zurück.
 

„Kai...du konntest die Finger einfach nicht von meinem Parfüm lassen... Du wolltest den Duft immer bei dir tragen und hast dir die kleine Flasche über deine Kleidung und Haare geschüttet.“, Yulia lächelte sanft. „...du hast noch Wochen später danach gerochen... Hier, dieses Fläschchen war es, aber das weißt du sicher selbst.“, sie zeigte auf eine der Flaschen die auf dem Waschtisch standen und sah auf in das starre Gesicht ihres Sohnes. Der hatte jetzt seinen Beweis bekommen. Vor ihm saß leibhaftig seine Mutter.
 

„Yulia, du hast dich erinnert! An all die Details, die damals geschehen sind! Fantastisch!!“, Gregor wusste, dass es nur ein kleiner Schritt für Yulia war, doch es brachte ihr ein Stück Familie zurück. Hilary war berührt von so vielen Erinnerungen. So viel Einblick bekam sie noch nie in seine Kindheit. Daraus machte er ein großes Geheimnis. Es war schön zu hören, dass der sture, grimmige Kai als Kind ganz normal war. Was geschah später mit ihm, dass er so verschlossen wurde?

„Reicht dir das als Beweis?“, fragte Gregor den blau-haarigen. Der sah ihn abwartend aus dem Augenwinkel an.
 

„Das hast du ganz toll hinbekommen. Eine filmreife Leistung. Und wo hast du es immer gekauft?“
 

Erneut erstarrte Gregors Miene. Er wollte gerade wutentbrannt auf Kai schimpfen, da kam ihm Yulia zuvor.
 

„Ich habe es nicht gekauft...Dein Vater hat es aus Frankreich mitgebracht.“
 

Kai erhob sich vom Stuhl.
 

„Das ist richtig.“
 

Gregor war erleichtert. Kai's Rubin rote Augen legten sich erst auf Gregor, dann auf Yulia.
 

„Glaub ja nicht, nur weil du alles richtig beantwortet hast, dass ich dir um den Hals falle.“, seine eiskalte Miene verzog sich nicht einen Millimeter. Er drehte sich herum und steuerte den Flur an, bereit zum Gehen.
 

„Wo willst du hin?“, hörte er seine Frau vom Esstisch her rufen. Er stoppte und überlegte einen Moment, ehe er sich entschied zu gehen. Die Tür fiel ins Schloss. Von draußen lehnte der blau-haarige seinen Kopf gegen die Tür. Erneut drehte sich sein Leben um 180 Grad und er konnte verdammt nochmal nichts dagegen tun! Das ganze Leben ging er davon aus, dass er Halbwaise war. Jetzt doch nicht. Ohne ein Ziel lief er in die Gegend...
 

Hilary wollte drinnen an die Tür sprinten doch Gregor hielt sie auf.
 

„Lass ihn. Er braucht Zeit und wird wieder auftauchen. Schließlich hat er gerade bewiesen bekommen, dass Yulia seine Mutter ist.“
 

„Er hat sich so verändert.“, missmutig schaute Yulia in Richtung Flur.
 

„Kai ist eben nicht mehr der, der er als Kind war. Das habe ich dir von Anfang an gesagt.“
 

„Ja...ich weiß.“
 

„Aber es ist doch toll, dass du ihn wiedergefunden hast und dich erinnern kannst.“, ermunterte die Japanerin die ältere Frau. Sie war froh, dass diese Aussprache ruhiger verlief, als die am gestrigen Abend.
 

„Ja, das ist wirklich Wahnsinn! Wie ist das passiert, Yulia?“
 

„Ich weiß nicht. Auf einmal habe ich diesen Geruch in der Nase gehabt und es kam alles auf einmal.“
 

„Einen Geruch?“
 

„Ja. Ein Parfümduft. Es war aber nicht der von meinem...ein anderer...“
 

„Das ist außergewöhnlich. Darf ich mal?“, Gregor deutete auf das Foto, welches Kai seiner Mutter gab. Jetzt wollte er es anschauen. Yulia reichte es ihm gleich. „Unglaublich, dass der Esel damals schon so stur war.“, murmelte der kurzhaarige vor sich hin. Das machte auch die brünette neugierig. Sie wollte auch einmal das Bild sehen, auf dem ihr Mann als Kind zu sehen war. Sie kam auf die andere Seite des Tisches und schaute über Gregor's Schulter.
 

„Oh wie süß! Das ist wirklich Kai?“
 

Die älteren schmunzelten vor sich hin.
 

„Ja. Da war er noch richtig süß.“, scherzte Gregor. Hilary wurde verlegen.
 

„Das ist er jetzt auch noch...“, murmelte sie leise.
 

Einige Zeit später kam Kai zurück in die Wohnung seines alten Freundes. Er hatte sich scheinbar beruhigt und war wieder besserer Laune. Die anderen saßen gemütlich bei Tisch uns unterhielten sich miteinander. Als das Türschloss erneut zu hören war, verstummten die Gespräche und auch Hilary sah sich neugierig um.
 

„Hey.“, Kai kam herein in die Stube als wäre zuvor nichts geschehen. Er setzte sich mit an den Tisch. Die braunhaarige roch sofort, dass er geraucht hatte. Besorgt sah sie ihn von der Seite an.
 

„Schön, dass du wieder da bist.“, entgegnete ihm Hilary ruhig, aber ihr enttäuschter Blick offenbarte dem Halbrussen, was seine Frau dachte. Demonstrativ unterbrach er ihren Augenkontakt, nur um zu seiner Mutter zu sehen.
 

„Ich will einen Gen-Test.“, forderte er, worauf Yulia auch gleich zustimmend nickte. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass sie ihrem Sohn gegenüber saß. Wenn dieser noch immer Zweifel hatte, mussten diese beglichen werden.
 

„Gerne, Kai.“
 

„Gregor? Kannst du alles besorgen?“

Stumm nickte der Brillenträger mit verschränkten Armin vor sich hin.

„Dann gehen wir jetzt, Hilary.“

Überrumpelt von seiner Aufforderung, brauchte sie einen Moment ehe sie verstand, was ihr Mann von ihr wollte.
 

„Was ist mit Emilia?“
 

„Leg sie in den Wagen.“
 

„Dann wacht sie auf. Können wir nicht solange noch warten?“
 

„Ich kann Emilia nachher zu euch bringen, wenn sie wach ist.“, schlug Gregor vor. Hilary sah zu ihrem Mann und wartete auf seine Antwort. Der nickte kurz und die Japanerin schenkte ihm ein Lächeln.
 

„Danke Gregor! Bis nachher.“, umarmte sie ihm schließlich, dann zog sie sich schnell an um Kai zu folgen, der bereits an der geöffneten Wohnungstür stand. „Bis bald, Yulia!“, winkte sie der älteren Frau zurück. Kai dagegen verabschiedete sich nicht. Er warf Gregor einen vielsagenden Blick zu, mit dem er signalisierte, dass die Sache noch nicht abgeschlossen war, ehe er die Tür zu zog.
 

Gregor prustete darauf erleichtert aus.

„Was für ein Krampf! Ich hatte damit gerechnet, dass es nicht einfach wird, aber Kai hat es getoppt!“
 

„Er ist wie sein Vater geworden.“
 

„Ja. Leider...und Voltaire hatte seine Finger auch im Spiel.“
 

„Sein Großvater?“
 

„Kannst du dich erinnern? Er sollte in die Abtei kommen.“, nebenher räumte er die Gläser vom Tisch ab, die Yulia in der Küche abwusch. Ein lautes Klirren von splitterndem Glas schreckte ihn auf. „Yulia?“, er lief zu ihr. Sie stand vor den Glassplittern, die an ihren Füßen verteilt lagen.
 

„Zu Boris in die Abtei?! Sag mir nicht-“ „Doch, er war dort.“

Yulia's Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. Nein, dass wollte sie nicht! So oft sprach sie mit Tomoto darüber, und doch schickte er seinen Sohn dorthin! „Das ist nicht wahr... Sag mir, dass es nicht wahr ist!!“, schrie sie weinend. Gregor konnte seiner Freundin keine andere Antwort geben, so sehr er es gewollt hätte. Betroffen senkte er den Kopf.
 

„Kurz nach deinem schrecklichen Unfall kam er zu Boris. Ich glaube, Kai hat das Erlebte bis heute nicht richtig verarbeiten können. Nicht einmal ich weiß was da drin mit ihm passiert ist.“
 

„Wie lange war er...dort?“
 

„Den Großteil seiner Kindheit. An den Wochenenden war er manchmal bei Tomoto.“
 

„Der arme Junge...ich hätte ihm das niemals angetan!“
 

„Ich weiß, Yulia... Ich weiß...“, Gregor stieg über die Scherben, um Yulia in den Arm zu nehmen. Sie klammerte sich fest an ihren alten Freund und brach erneut in Tränen aus. Beruhigend strich er ihr über den Rücken. „...Kai ist der festen Überzeugung, dass dein Unfall kein Zufall war.“

Sie erstarrte. Ihr blieb die Luft weg.
 

„N-Nicht?“, Yulia drückte sich von seiner Brust ab, um ihn voller Angst anzusehen.
 

„Es gibt keine Beweise, ob Kai recht hat oder nicht, aber er behauptet es.“
 

„Oh Gott...“
 

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Bei mir bist du sicher. Kai wird der letzte sein, der seinem Vater Bescheid gibt, dass du lebst.“, er drückte sich wieder fest an sich. „Es wird alles gut werden...“, flüsterte er ihr zuversichtlich ins Ohr.
 

Zeitgleich liefen Kai und Hilary zu ihrem Auto und bekamen von dem Gespräch zwischen Yulia und Gregor nichts mit. Stattdessen konnte Kai noch nicht damit fertig werden, dass diese Frau seine tot geglaubte Mutter sein sollte. Die Brünette holte ihn zurück in die Realität.
 

„Du bist als Kind total süß gewesen.“, schwärmte die junge Frau von dem Foto, dass sie sah. „Verrückt, dass du dich kaum verändert hast.“, sie musterte ihn auffällig.
 

„Danke.“, war die knappe Antwort auf ihr Kompliment. Als seine Frau stehen blieb, drehte er sich zu ihr herum. „Was ist?“, sie hatte die Hände auf ihren Bauch gelegt und sah nachdenklich aus.
 

„Glaubst du...dass unser Baby genauso hübsch wird wie Emilia?“
 

Kai, der mit einer ganz anderen Frage rechnete, blickte stutzig herein. Er holte den Abstand zwischen sich und ihr auf, als er sich gefangen hatte. Der werdende Vater legte seine Hände auf ihre Schultern.
 

„Natürlich.“, lächelte er sie kurz an, worauf ein kurzer Kuss folgte. „Komm jetzt.“
 

„Warum hast du ihr nicht erzählt, dass wir ein Baby bekommen? Yulia würde sich bestimmt freuen.“
 

„Solang es nicht 100%ig bewiesen ist, erfährt sie gar nichts.“
 

„Wie du meinst...“
 

Am Auto angekommen fuhren die beiden zurück in ihr Haus. Hilary ruhte sich aus, denn die Zeit ohne Emilia genoss die braunhaarige auch gerne mal. Sie konnte ungestört Kontakt zu ihrem Babybauch aufnehmen, ganz still für sich. Zwar konnte sie noch nichts erkennen und auch Bewegungen konnte sie nicht spüren, aber doch merkte sie, dass in ihr etwas war. Dabei erinnerte sie sich zurück wie es in ihrer ersten Schwangerschaft war. Ein kleines Lächeln huschte über uhr Gesicht.
 

„Was grinst du denn wie ein Honigkuchenpferd?“, fragte der werdende Vater seine Frau, die darauf überrascht von ihrem Bauch aufsah.
 

„Ich habe mich gerade erinnert, wie es mit Emilia war.“, sie lächelte erneut liebevoll auf ihren Bauch. Kai näherte sich der Couch auf der Hilary lag. Er stützte sich mit den Unterarmen ab und sah in den Raum hinein.
 

„Und, wie war es?“, fragte er ohne sie anzuschauen.
 

„Es war genauso überraschend wie jetzt auch. Nur, dass du jetzt da bist.“, sie griff nach seiner Hand und legte ihre in seine. Er sah weiter nicht auf, aber drückte ihre Hand fest, als wolle er sie nicht mehr gehen lassen. Hilary stimmte das glücklich und lächelte erneut.
 

„Musst du nicht Klamotten für das Baby kaufen?“
 

„Das hat noch Zeit. Es ist doch noch so winzig. Außerdem kommt es nicht schon morgen auf die Welt.“, beruhigte die Japanerin ihren Mann, der plötzlich alles erledigt haben wollte.
 

„Du musst dafür doch wissen, was es wird.“
 

„Nein...ich will es nicht wissen. Hauptsache das Baby ist gesund. Die Ärzte können es eh frühestens in acht Wochen erkennen.
 

„Nicht? Und was ist mit dem Namen?“, fragte er skeptisch.
 

„Da müssen wir uns wohl zwei überlegen.“, lachte Hilary und strahlte. „Was hältst du von Katharina?“
 

„Nichts.“
 

„Wieso? Der Name ist doch schön!“
 

„Mag sein. Aber es wird nicht noch ein Mädchen.“
 

„Und da bist du dir sicher, weil?“
 

„Keine Ahnung.“
 

„Dann schlag du einen Namen vor!“, forderte die brünette. Wenn ihm dieser Name nicht gefiel, sollte er es besser machen.
 

„Das hat noch Zeit.“
 

„Was?“, Hilary traute ihren Ohren nicht. Kai klaute doch tatsächlich die Worte, die sie einen Augenblick vorher selbst gesagt hatte. Damit brachte er ihre Diskussion über derzeit unwichtige Themen zum Ende. Zwar klang der blau-haarige Russe sehr informiert, in Wirklichkeit hatte er jedoch keinen blassen Schimmer vom Thema Schwangerschaft. Ihn betraf es in dem Sinne noch nie wirklich.

Eine Stunde darauf brachte Gregor Emilia zurück zu ihren Eltern. Sie kleine hatte keine große Lust bei Mama und Papa zu bleiben und wäre liebend gern wieder mit Gregor gefahren. In den nächsten Tagen hatten die jungen Eltern nur sporadisch Kontakt mit dem Arzt und somit auch zu Yulia. Jeder ging seiner Wege. Kurz vor Silvester brachte Gregor den Gen-Test. Kai würde ihn erst im neuen Jahr benutzen, denn dazu musste er seine Mutter noch einmal treffen, worauf er wenig Lust hatte.

An Silvester bekam Kai dutzende Einladungen von Bekannten und Freunden, doch er entschied sich dagegen auf eine dieser Einladungen einzugehen. So verbrachte er mit seiner Familie einen ruhigen Jahreswechsel.

Mit dem neuen Jahr nahm sich der blau-haarige Dinge vor, die er immer wieder aufschob. Eines davon war ein Besuch bei seinem Vater nachdem er Klarheit über sein Verhältnis zu Yulia hatte. Danach würde er ihn mit seinen Vermutungen konfrontieren, der Unfall seiner Mutter war Vorsatz. Das musste aber noch warten.
 

„Wie hast du dir das eigentlich gedacht mit diesem Test hier?“
 

„Sie kommt hierher, gibt die Probe ab und geht wieder. Mehr nicht.“, ob sein Plan so einfach umsetzbar war, wie er dachte? „Sie müssten gleich hier sein.“
 

Währenddessen bei Gregor im Auto:
 

„Wo wohnt Kai überhaupt? Hat er ein Haus oder ein Appartement? Ich bin sehr gespannt zu sehen, wie er lebt.“
 

„Das wirst du gleich sehen. Kommt dir hier etwas bekannt vor? Ich meine, fällt dir zu der Gegend etwas ein?“
 

Yulia konzentrierte sich nun mehr auf die Gebäude und Straßen außerhalb des Autos. Im ersten Moment wollte sie seine Fragen verneinen, dann erkannte sie die Gegend wieder.
 

„Hier in der Nähe ist doch-“, sie stockte beim Sprechen.
 

„Ja richtig. In dem Viertel hast du mal gewohnt.“
 

„Ja...“, Gregor bog in die nächste Seitenstraße ab. Yulia verstand nicht wohin ihr Freund sie führte. Er wollte sie zu ihrem Sohn bringen, nicht aber zu dem Haus in dem sie mit Tomoto gelebt hatte. „Gregor, was- was soll das?“, ihr ungutes Bauchgefühl verstärkte sich, als Gregor ihr nicht antwortete. Was sollte das? „Gregor? Bitte halt an. Ich möchte aussteigen.“, bat sie den Fahrer, der aber erneut blinkte und auf ein großes Grundstück abbog. „Das ist-!“
 

„Wir sind da.“, grinste Gregor vor sich hin.

Hier war sie schon einmal. Bei ihrem ersten Besuch erinnerte sie sich nicht an das Haus und dessen Bedeutung. Jetzt jagte ihr dieser Gedanke schreckliche Schauer über den Rücken.
 

„Hier wohnt-?!“
 

„Nein, beruhige dich. Hier wohnt Kai.“
 

„Allein?“
 

„Nein. Mit seiner Frau. Hilary weißt du?“
 

„Er ist verheiratet?“
 

„Ja“
 

„Ich dachte, sie wäre eine Freundin von euch.“
 

„Ist sie auch. So lange sind die beiden noch nicht verheiratet.“
 

„...dann ist er nicht der Vater von dem Kind?“
 

„Emilia? Du musst sie dir genau ansehen, dann hast du deine Antwort.“
 

„In Ordnung...“, die Stimmung entspannte sich wieder, je mehr Yulia erfuhr. Als die beiden vor der Haustür standen, drückte Gregor auf den Klingel und Hilary öffnete kurz darauf dem erwarteten Besuch.
 

„Hallo!“, rief sie freundlich und bat ihre Gäste herein. Yulia betrat mit mulmigem Gefühl den Flur des Hauses. Alles sah komplett anders aus, jetzt wo Kai hier wohnte. Die drei gingen weiter in die Wohnstube in der Kai wartete. Auf dem Weg dorthin spürte die junge Frau wie sich der Blick des Brillenträgers durch ihre Kleidung bohrte. Die brünette trug etwas weitere Pullover um ihren langsam wachsenden Bauch vor solch neugierigen Blicken zu verstecken. In der letzten Zeit sahen sie sich weniger und Gregor hatte kaum die Möglichkeit sich über ihren Zustand zu informieren. Kai ging mit den Informationen auch sehr sparsam um.

Im Wohnzimmer wartete Kai auf die anderen. Er saß auf der Couch, vor ihm die Verpackung und ein großer Briefumschlag.
 

„Habt ihr es auch endlich geschafft.“, stellte er kühl fest.
 

„Ja, wir standen im Stau. Die ganzen Baustellen rauben mir den letzten Nerv.“
 

„Hallo, Kai.“, begrüßte Yulia ihren Sohn leise. Dieser sah kurz auf.
 

„Lasst uns zum wesentlichen kommen. Gregor hat alles besorgt, was ich haben wollte. Es fehlen nur noch unsere Proben.“, erklärte der blau-haarige knapp. Gregor wühlte sich derweil durch die Packungsbeilage. Für ihn war es das erste Mal, dass er einen Gen-Test durchführen sollte. Da konnte einiges schiefgehen. Auch als Arzt wusste er nicht alles.
 

„Ich beschrifte die Röhrchen, dann kann es losgehen. Wir fangen mit dir an, Kai.“
 

„Kann ich euch was zu trinken bringen?“, mischte sich Hilary kurz ein und bekam ein freundliches Nicken seitens Gregor. Er deutete auf Yulia und sich, sodass Hilary Wasser für zwei Tassen Tee aufsetzte.

Der Brillenträger drehte ein kleines Röhrchen auf, an dem ein Wattestäbchen befestigt war.
 

„Einmal den Mund auf, bitte.“
 

Kai schnaufte tief durch, ehe er dies tat und genervt die Augen schloss. So etwas blödsinniges. Warum musste es ausgerechnet auf diese Weise sein. Es sah dämlich aus, wie er fand.
 

„Jetzt du, Yulia.“, er vollzog das gleiche Prozedere bei ihr und verschloss das Röhrchen wieder fest. Beschriftet mit beiden Namen und dem jeweiligen Status, wanderten die beiden Röhrchen in den Umschlag.

Im selben Moment kam Hilary mit dem Tee herein. Sie stellte die Tassen vorsichtig samt Unterteller auf dem Tisch ab und setzte sich zu den anderen.
 

„Habt ihr alles schon erledigt?“, fragte sie ungläubig, da sie dachte, dass es länger dauern würde.
 

„Klar, ist doch keine große Sache. Das muss nur noch weggeschickt werden und in zirka vier Wochen habt ihr die Antwort schwarz auf weiß vor euch. Danke für den Tee, Hilary.“, Gregor verrührte zwei Stück Zucker in seinem Tee. Kai's Blicken nach zu urteilen, wäre es ihm lieber gewesen Gregor hätte seinen Tee 'to go' mitgenommen. Hilary war einfach zu nett. Manchmal verfluchte er sie dafür.
 

„Wie geht es dir denn? Emilia hält dich sicher auf Trab!“
 

„Danke, es geht mir gut. Emilia wird ein richtiger Wirbelwind. Sie ist überall und nirgends.“
 

„Genau wie jetzt.“, fügte Kai hinzu und horchte nach verdächtigen Geräuschen.
 

„Das ist doch toll! Nichts ist besser als ein selbstständiges Kind zu haben!“, lobte Gregor die kleine hoch in den Himmel. „Yulia hat es bei dir auch sehr gut gemeistert. Findest du nicht?“, er wand sich an seine alte Freundin, die stumm nickte und ihren Sohn verschüchtert anschaute.
 

„Es hat sich viel verändert in dem Haus.“, begann Yulia leise und schaute sich in ihrem ehemaligen Wohnsitz um.
 

„Ja.“, kam es kühl vom Halbrussen als Antwort.
 

„Hast du die ganzen Fotoalben noch?“
 

„Welche Fotoalben?“, fragte die braunhaarige überrascht. Ihrem Mann warf sie einen fragenden Blick zu, den er mit Schulter zucken beantwortete. Er wusste von den alten Alben. Die hatte sein Vater sicher bei seinem Auszug mitgenommen.
 

„Ihr habt sie nicht? Da- darf ich-?“, Yulia deutete auf die andere Hälfte der Wohnstube in sie sich umsehen wollte. Kai nickte flüchtig als Zustimmung. Sofort erhob sich Yulia, die von ihren Erinnerungen getrieben wurde. An einer Wand blieb sie stehen und klopfte an ihr.
 

„Was wird das?“, Kai zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Seine mutmaßliche Mutter ließ sich davon nicht beirren, weiter klopfte sie Stück für Stück an der Wand herum. Als der Ton hohl klang horchten Kai und die anderen überrascht auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  SenseiSasuNaru
2018-03-07T14:50:07+00:00 07.03.2018 15:50
Das sollte der Beweis sein. Das sieht doch seine Mutter ist. Bin mal gespannt wie es weitergeht. War ein klasse Kapitel. Hat wieder Spaß gemacht es zu lesen. Freue mich schon aufs nächste lg
Antwort von:  die-in-darkness
07.03.2018 17:26
Vielen Dank, dass du immer noch fleißig die FF verfolgst :)
Ich sitze schon wieder am nächsten Kapitel momentan läuft es wieder besser mit dem Schreiben :D
(Ich sag das mal lieber nich sooo laut X_x) xD

Danköööö~

Grüße
-die-^^
Antwort von:  SenseiSasuNaru
07.03.2018 22:19
Klar will ja wissen wie die Schwangerschaft verläuft und wie die Einbindung gestaltest um wie die Verbindung zwischen Mutter und Sohn weiter geht. Ich finde deine Kapitel immer voll spannend und freue mich immer wenn es weitergeht.


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