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Sturm & Drang

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Es geht weiter!
Sehr viel Info, sehr viel Verwirrung!
Also...solltet ihr Fragen haben...ich versuche euch beim "Entwirren" zu helfen :) Komplett anzeigen

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Die geheimnisvolle Frau

Kapitel 57
 

Gegen 23 Uhr hatte Gregor's Schicht im Hospital endlich ein Ende gefunden. Wieder zwei Überstunden. Er konnte die Notfälle ja schlecht auf den nächsten Tag vertrösten.

Im Ärztezimmer zog er den Kittel aus, schloss seine Sachen in den Spint. Ein unauffälliger Blick nach draußen, zeigte ihm, dass die Frau von heute Vormittag schon wieder am Eingang stand. Oder immer noch.
 

„Gregor...“
 

Ertappt zuckte der Arzt im Feierabend zusammen.
 

„Ich will doch nur wissen wer sie ist.“, verteidigte er sich darauf zügig und spähte nochmal zu ihr.
 

„Sie hat es dir echt angetan...“, sprach der Oberarzt im fortgeschrittenen Alter zu ihm. Die beiden arbeiteten schon über 15 Jahre zusammen, so konnte er sich dieses Gespräch ohne Scheu mit ihm leisten.
 

„Möglich. Ich muss jetzt los. Wir sehen uns morgen.“, Gregor griff seine Sachen und den kleinen Koffer. Mit einem mulmigen Gefühl ging er zu den Fahrstühlen.
 

Ob sie wohl noch dort stehen würde? Die Eingangshalle verlassend, erblickte Gregor auch schon die geheimnisvolle Frau. Sie beachtete ihn nicht, sondern konzentrierte sich nur auf die beleuchteten Fenster. So merkte sie auch nicht wie Gregor auf sie zu kam. Er ging an ihr vorbei, drehte sich herum und blickte mit ihr auf das hell erleuchtete Gebäude.
 

„Es gibt schönere Orte als ein Krankenhaus.“
 

Erschrocken fuhr sie mit dem Kopf herum, die Augen weit offen. Gregor spähte aus dem Augenwinkel zu ihr. Sie sagte nicht. Verstand sie kein russisch? Er probierte es auf japanisch, auf englisch und gebrochen auf französisch. Doch ebenfalls keine Reaktion. Ein letzter Versuch überkam ihn. Er versuchte sich mit Zeichensprache zu äußern. Ein kaum kaum erkennbaren Kopfschütteln kam von ihr.
 

„Was wollen Sie von mir?“, sprach sie in sehr gutem russisch.
 

„Wissen, warum eine so hübsche Dame tagelang allein hier herumsteht. Gregor Starck.“, er streckte ihr seine Hand entgegen.
 

„Yulika.“, seine Hand nahm sie nicht. Er sah darüber hinweg.
 

„Also...was machen Sie hier, Yulika?“
 

Es herrschte erneut Stille und die Frau in den Sternenhimmel.
 

„Darf ich Sie auf einen Tee einladen? Es ist ziemlich frisch...und so lang wie Sie heute schon hier stehen, dürfte Ihnen kalt sein.“
 

„Nein danke.“
 

„Kommen Sie schon. Ein nettes Gespräch ist sicher spannender, als hier zu stehen.“, auffordernd drehte sich der dunkelhaarige zum Gehen. „Ist nicht weit weg. Wir müssen hier entlang.“, er ging ohne zu warten langsam los und hoffte sie würde ihm folgen. Yulika stand weiter starr auf der Stelle...
 

Einige Minuten später liefen die beiden stumm nebeneinander her. Sie war ihm doch gefolgt, nahm somit seine Einladung an. Gregor brach das Schweigen.
 

„Erzählen Sie mir von sich. Wo kommen Sie her, was hat Sie hierher verschlagen?“
 

„Diese Fragen kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich bin selbst auf der Suche nach Antworten.“
 

„Haben Sie keine Erinnerungen?“
 

„Nein.“
 

„Ein Gedächtnisverlust...hm..wie sind Sie auf das Krankenhaus gekommen?“
 

„Ein Traum.“
 

„Hm...und können Sie sich an weitere Details erinnern?“
 

„Herr Starck, hören Sie auf mich mit Ihren unendlich vielen Fragen zu löchern. Könnte ich mich erinnern, würde ich nicht jeden Tag in der Kälte stehen.“, warf sie ihm etwas genervt entgegen. Das hatte gesessen.
 

„Entschuldigen Sie... Sie wissen auf jeden Fall, dass Sie aus Russland kommen. Bei der perfekten Sprache.“
 

„Sprachen kann man lernen. Das sagt rein gar nichts über eine Herkunft aus.“, plötzlich redete sie auf japanisch. Ungewöhnlich für eine russische Frau, die ihr, vermutlich, ganzes Leben in Russland verbrachte. Aber vielleicht zog sie früher aus Japan hier her? So abwegig war dieser Gedanke nicht. Es gab einige aus seinem Bekanntenkreis, die vor 20 Jahren ausgewandert waren.
 

Schweigend liefen sie jetzt wieder nebeneinander her. Gregor erwiderte nichts mehr, fragte auch nicht weiter.

Ungefähr 10 Minuten später kamen Yulika und Gregor in einer Wohnsiedlung an. Hier stand ein mehrgeschossiges Haus an dem das Treppenhaus außen an der Hauswand in die einzelnen Etagen führte.

Der Russe deutete seiner Begleitung stumm den Weg zur Treppe. In die dritte Etage mussten sie. Yulika schaute sich interessiert um, ihr Blick schweifte hinüber auf die kleine beleuchtete Grünanlage des Wohnkomplexes. Plötzlich vernahm sie ein unerträgliches Stechen in ihrem Kopf. Bilder zogen vor ihrem inneren Auge unscharf vorbei. Sich am Geländer stützend blieb sie stehen. Mit der freien Hand drückte sie gegen den Schmerz in ihrem Kopf.
 

„Was ist los? Stimmt etwas nicht mit Ihnen?“
 

Gregor. Er kam ein paar Stufen nach unten zu ihr und fasste sie an der Schulter. Yulika schloss ihre Augen, verzog das Gesicht.
 

„Nichts. Es ist nichts. Wo müssen wir hin?“, wieder schob die Frau sich an ihm vorbei, entzog sich seiner Berührung. Seufzend folgte er ihr.
 

„Da oben rechts.“, rief er hinterher und nahm dann zwei Stufen mit einem Mal. Wieder aufgeholt wühlte er seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche. Vor der schweren, grauen metallähnlichen Tür blieb er stehen und schloss sie auf.
 

„Ich muss mich schon vorher entschuldigen. Es ist nicht sehr aufgeräumt...“, klackend sperrte er die Tür auf und bat seine weibliche Begleitung herein. Kaum auf der Türschwelle stehend durchfuhr Yulika ein weiterer Stich.
 

Wieder Bilder...

Dieses Mal deutlicher...

Eine Universität...

Sie und zwei junge Männer...

Lachend vor einer Uni-Treppe...

Ein weißer Lichtblitz...

Schwarz...
 

Ein unterdrückter Laut vor Schmerzen. Erneut hielt sie ihren Kopf. Das konnte doch nicht möglich sein!

Gregor besah sie skeptisch, griff nicht ein und sagte dieses Mal nichts. Er ging dutzende Theorien durch. Schließlich war er Arzt und auf einigen Gebieten spezialisiert. Wenn diese Frau wirklich einen Gedächtnisverlust erlitten hatte, erinnerte sie sich vielleicht an etwas. Er musste abwarten...

Der dunkelhaarige Mann ging an ihr vorbei, seine Jacke und Schuhe flogen unachtsam in die Garderobe.
 

„Möchten Sie einen Tee?“
 

Yulika schloss die Tür hinter sich.
 

„Hm...ja.“, gedankenversunken antwortete sie ihm. Ihre Schuhe stellte sie ordentlich nebeneinander. Diese Wohnung war sehr spartanisch eingerichtet. Es war nur das Nötigste darin zu finden. Keine übermäßige Dekoration, fast keine Farbe an den Wänden nur auf dem Couchtisch lagen Unmengen an Zetteln und Formularen. Vorsichtig lief Yulika durch das Wohnzimmer. Nicht einmal Familienfotos konnte sie sehen. Hatte er keine Familie mehr? Auch keine Kinderfotos. Ob er keine hatte?
 

„Leben Sie hier allein, Gregor?“
 

Bedrückte lachend lehnte er an dem Türrahmen zur Küche.
 

„Wenn ich meine ganzen imaginären Freundinnen mitzähle, wohne ich gar nicht allein.“, er kniff ein Auge zusammen und verschwand wieder in der Küche. Also konnte Yulika sich weiter ungestört im Wohnzimmer umsehen. Um ehrlich zu sein, war ihr schon recht kalt draußen und die warme Heizung bot sich zum Wärmen geradezu an. Entspannt lehnte sie dagegen und genoss die aufsteigende, sich ausbreitende Wärme an ihren Beinen. Ihre Hände stütze sie auch auf, bis ihr Blick auf die Seite fiel. Neben der Heizung stand eine Kommode, darauf stand ein Foto. Das einzige Foto in diesem Raum. Gefesselt starrte sie auf eben dieses. Mit zitternden Händen nahm sie es vom Schrank. Diese Frau auf dem Bild war jünger als sie, doch sie war Yulika wie aus dem Gesicht geschnitten. Wie konnte das sein? Hatte sie eine Schwester oder gar eine Tochter, mit ihm?
 

„Ich hoffe Sie mögen Apfeltee.“, gerade kam Gregor zurück in die Stube. Vorsichtig stellte er das kleine Silbertablett auf den Tisch, wissend worauf sie schaute. „Sie...haben es also entdeckt...“, er ließ sich auf das Sofa fallen, legte den Kopf in den Nacken.
 

„Wer ist sie?“, ruhig kam Yulika, mit dem Bild in der Hand, zu ihm. Sie setzte sich neben ihn und stellte das Foto auf den Tisch. Ihr Blick haftete daran.
 

„Sie ist tot.“
 

In der warmen Wohnstube breiteten sich diese drei Wörter aus wie ein eiskalter Hauch. Sie waren schon lange verstummt, doch es hallte immer noch in ihren Ohren. 'Sie war tot.', aber wer war sie?
 

„...das tut mir leid...“, Yulika senkte ihren Kopf. „Wie ist das passiert?“
 

Gregor setzte sich wieder aufrecht hin. „Wollten wir nicht Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen? Ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen.“
 

„Aber...sie sieht aus wie ich. Wer war sie? Ihr Name, woher kannten Sie sie?“
 

Ein schweres Seufzen ertönte neben ihr.
 

„Yulia Hiwatari.“



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