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Sturm & Drang

von

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Was nun?

Kapitel 56
 

Es vergingen einige Wochen des neuen Lebens in den neuen vier Wänden der jungen kleinen Familie. Langsam schlich sich der Alltag in das junge Glück ein und Hilary lernte weiter russisch, um sich im Alltag durchschlagen zu können, während Kai intensiv an der Fertigstellung des Zentrums arbeitete. Er stand nun kurz vor der Eröffnung seines Moskauer Zentrums.
 

„Kaaaaai...“
 

Leicht genervt drehte sich der junge Russe zu Hilary um. Er war schon spät dran an diesem Morgen und hatte jetzt keine Lust die immer wiederkehrende Diskussion zu führen. Das konnte er nämlich an ihrem unterschwelligem Ton erkennen.
 

„Was?“, fragte er nur knapp.
 

„Kannst du mich nicht doch mitnehmen?“
 

Kai seufzte laut auf und verdrehte innerlich die Augen. Seit geraumer Zeit wollte sie immer mehr über seine Arbeit wissen, mitreden und planen, dabei wusste er selbst noch nicht wie er alles nach der Eröffnung laufen ließ. Aber eins wusste er sehr genau:
 

„Nein! Und ich fange nicht wieder an mit dir zu diskutieren.“
 

„Weil du weißt, dass du verlieren wirst.“, grinste Hilary und stemmte ihre Hände siegessicher in die Seite. Ein wissendes Grinsen huschte nun auch über Kai's Gesicht. Bei ihrer letzten Diskussion darüber, ob Hilary Mitspracherecht bekäme oder nicht, hatte sie ihn mit eindeutigen Argumenten in die Flucht geschlagen. Oder, anders ausgedrückt, sie waren im Bett gelandet. Daran erinnerte er sich nur zu gut. Trotzdem blieb er standhaft. Er drückte ihr einen gefühlvollen Kuss auf den Mund und verließ zügig das Haus ohne weiter auf ihre Bitte einzugehen.
 

Zwischen den beiden hatte sich eine gewisse Vertrautheit breit gemacht. Sie berührten und küssten sich mehr und intensiver, konnten immer öfter nicht voneinander lassen und Hilary wurde langsam wieder zu der Frau, die sie früher schon gewesen ist: offenherzig, schlagfertig und lebensfroh. Sie versteckte sich auch nicht mehr vor ihm. Er nahm sie wie sie war. Und das tat Hilary auch bei Kai.

So verbrachte Hilary einen weiteren Tag damit dem russischen Fernsehprogramm aufmerksam zuzuhören, Emilia zu bespaßen und das Haus in Schuss zu halten.
 

Kai dagegen steckte schon mitten im Arbeitsstress. Ein Haufen Mitarbeiter wollten koordiniert werden, jeder brauchte Ablaufpläne und jeder hatte Fragen. Langsam kam er sich vor wie in der Schule. Dort hörten die Schüler den Lehrern auch nicht zu und eine ähnliche Situation zeigte sich hier.

Nach einer geschlagenen Stunde war jeder Mitarbeiter eingewiesen und zufrieden an seinem Arbeitsplatz. Dadurch, dass das Gebäude rundlich aufgebaut war, befanden sich die Bey-Arenen, als Herzstück des Zentrums, in der Mitte dieser runden Konstruktion. Kai's Büro konnte nach einem großen Krach mit dem Bauleiter doch an die Stelle gebaut werden wo er es haben wollte. Und so blickte er zufrieden auf die Arenen hinunter. Bald schon würden dort die ersten Kinder und Jugendlichen ihr Training absolvieren. Begleitet und betreut von qualifizierten Trainern. Das machte ihn stolz. Denn entgegen den Worten seines Vaters brachte er es doch zu etwas.

Nun hieß es für den jungen Mann erstmal die restlichen Bewerbungen und Anmeldungen durchzuarbeiten, schließlich brauchte er entsprechende Mitarbeiter. Und die Auswahl überließ er keinem anderen...
 

Am anderen Ende der Stadt stand eine ältere Frau vor dem Staatshospital Moskaus. Gebannt sah sie auf das Gebäude vor ihr. Ihr schulterlanges helles Haar wirbelte im Wind herum. Über die Schultern hatte sie nur eine Wolldecke gelegt. Vereinzelt wurde sie angesprochen, ob man ihr helfen könnte. Doch sie blieb stumm.

Eine Erinnerung verriet ihr, dass dieses Hospital ein besonderer Ort war, aber nicht warum. Sie hatte überhaupt keine Erinnerungen mehr an ihr früheres Leben.

Vor einigen Tagen hatte sie einen Traum von eben diesem Ort und ihr Innerstes sagte ihr 'Du musst dahin.'. Jetzt stand sie hier und wusste nicht weiter. Wo sollte sie jetzt weiter suchen oder an wen sollte sie sich wenden? Was sollte sie dann fragen?

Die Frau drehte sich gerade zum Gehen, als jemand in die hinein lief. Der Mann gleichen Alters stieß gegen ihre Schulter und so hatte sie Probleme das Gleichgewicht zu halten.
 

„Oh! Entschuldigen Sie bitte! Geht es Ihnen gut?“, sofort packte er sie am Arm um schlimmeres zu verhindern. Die Frau sah ihn erstaunt an. Ihre Blicke wirkten vertraut.
 

„Entschuldigen Sie.“, überfordert von diesem nicht geplanten Zusammenstoß entzog sie sich seinem Griff. Schnellen Schrittes entfernte sie sich von dem schlanken Mann, der ihr noch einen Moment verwirrt hinterher sah.
 

„Zufälle gibt’s...verrückt.“

Eilig sah er auf seine teure Armbanduhr, griff seinen braunen Lederkoffer und lief in das Hospital. Ein paar Minuten später...
 

„Sorry, dass ich zu spät gekommen bin, ich hatte eben noch einen kleinen Unfall.“, nebenher legte er die Tasche und seinen Mantel ab. Von seinen Kollegen erntete er fragende Blicke. Also klärte er sie auf.
 

„Ich bin draußen mit einer Frau zusammengestoßen und könnte schwören sie schon einmal gesehen zu haben.“
 

„Du meinst aber nicht die Mitvierziger-Frau?“
 

„Hm?“, verwirrt schaute er seinen grauhaarigen Kollegen an.
 

„Die steht hier schon seit einigen Tagen immer wieder herum. Wer weiß was die will. Sie redet nicht, sondern starrt Tag ein Tag aus auf das Hospital.“, beschwerte sich der ältere Herr im weißen Kittel.
 

„Vielleicht sollten wir mal das Sicherheitspersonal davon in Kenntnis setzen.“, mischte sich nun auch ein junger Mann am PC ein.
 

„Nein, vermutlich hat sie einen triftigen Grund hier jeden Tag zu stehen-“
 

„Gregor...kommt da etwa schon wieder dein Helfer-Syndrom durch? Du weißt, dass dir das nur wieder Ärger einbringen kann. Wie damals...also lass das lieber.“, belehrte ihn sein älterer Kollege.

Gregor, der nun seinen Koffer öffnete, seufzte ergeben auf.
 

„Vielleicht hast du recht... Hier sind die Unterlagen die du haben wolltest.“, er reichte einen Stapel getackertes Papier herüber. Nickend nahm der Oberarzt den sortierten Stapel entgegen und blätterte gleich darin herum. Dann wand sich der junge angehende Arzt an Gregor.
 

„Doktor Starck, der Dienstplan hat sich übrigens schon wieder geändert. Der Assistenzarzt im zweiten Jahr ist unerwartet krank geworden. Sie müssen jetzt seinen Dienst mit abdecken.“
 

„Klasse, ich hatte eh nur ein Rendezvous mit meiner Couch am Wochenende...“, scherzte Gregor trocken. Jeder seiner Kollegen wusste, dass er single war und keine Familie hatte, wie andere Männer in seinem Alter. Warum sollte er da nicht arbeiten können.
 

„Ja tragt mich eben mit ein. Eh das Chaos hier wieder ausbricht, weil kein kompetenter Arzt da ist. Ich muss jetzt weiter meine Patienten warten.“, im Gehen zog er seinen Arztkittel an und legte lässig das Stethoskop um den Hals. Sollte er sich der Frau doch annehmen oder den Rat seines Kollegen befolgen? Gut, er hatte wirklich ein Helfer-Syndrom, das konnte er nicht abstreiten, aber entgegen seiner Schwäche, fand er die Frau anziehend und zugleich abschreckend. Weiter kam der schwarzhaarige allerdings nicht mehr mit Denken, denn der erste Notfall-Patient rang nach Luft und klagte über Herzschmerz.
 

„Dann wollen wir mal sehen...“
 

Am späten Nachmittag hatte Kai schon über die Hälfte aller Bewerbungen durchgesehen und gerade mal zehn Mappen auf einen separaten Stapel gelegt. Die Auswahl an qualifiziertem Personal stellte er sich größer vor. Genervt fuhr er sich durch die Haare und lehnte sich zurück. Seit der Mittagspause fühlte er sich nicht mehr wohl in seinem Körper. Fieber hatte er nicht, er kannte seinen Körper. Vielleicht etwas falsches gegessen. Der junge Geschäftsführer verwarf seine Gedanken vom Krank-werden. Jetzt beschloss er erstmal Feierabend zu machen. Schließlich würde ihm die Arbeit nicht weglaufen. Als er aufstand wurde ihm kurz schummrig vor Augen. Angestrengt stützte er sich an dem massiven Schreibtisch ab und wartete auf Besserung. Nach wenigen Sekunden trat diese auch ein. Tief durchatmend lockerte Kai die Krawatte am Hals. Zügig verließ er das Zentrum. Auch das schnelle Laufen musste er, am Auto angekommen, auch wieder bereuen. Sich erneut abstützend stand er nun an der Autotür. Wütend darüber, seinen Körper nicht im Griff zu haben, ballte er die Hand zur Faust.
 

„Das kann doch alles nicht wahr sein...“, sagte er stur vor sich her. Jetzt krank zu werden fehlte ihm noch...

Zuhause angekommen verweilte er noch einen Moment im Wagen. Der blau haarige durfte sich jetzt nichts anmerken lassen gegenüber Hilary. Sie hatte scheinbar einen siebten Sinn dafür, wenn es jemandem nicht gut ging. Kai beschloss sich so zu verhalten wie immer. Unter seinem Arm trug er einige Unterlagen mit ins Haus. Dort erwartete ihn, wie jeden Tag, seine Frau, die er mit einem Kuss begrüßte. Im nächsten Moment kam schon Emilia um die Ecke gesaust. Die Arme ihrem Vater entgegen gestreckt. Kai nahm seine Tochter etwas angestrengt auf den Arm zur Begrüßung.
 

„Baba!“, rief die kleine ihm freudestrahlend ins Gesicht und entlockte ihrem Vater ein stolzes Grinsen.
 

„Warst du brav?“, erkundigte er sich bei seiner Tochter. Die nickte überzeugt. Ein Blick zu Hilary zeigte, dass Emilia's Aussage nur teilweise zu bejahen war.
 

„Wie war dein Tag, Kai? Du siehst fertig aus.“
 

„Alles läuft so wie es soll. Kein Grund zur Sorge.“, er setzte Emilia wieder ab.
 

„Na wenn du das sagst...ruh' dich aber bitte trotzdem nachher aus.“, rief ihm die braunhaarige besorgt hinterher. Ahnte sie etwa schon etwas?
 

„Es fehlt mir nichts...“, sprach der Russe überzeugt zu sich und ging heiß duschen, um seinem Kreislauf wieder auf die Sprünge zu helfen. Und die Dusche tat ihm außerordentlich gut. Er fühlte sich erholter, nicht mehr so kränklich wie noch zuvor. In lockerer Kleidung spazierte der junge Mann zu seiner Frau ins Wohnzimmer. Sie wartete schon auf ihn.
 

„Das Essen steht auf dem Tisch.“
 

„Danke.“, nickend holte er das Essen in die Wohnstube. Gerade liefen Nachrichten im Fernseher. Das abendliche TV-Programm eben. Hilary verstand das russische Fernsehen Zusehens besser, sie fragte kaum noch nach Wörtern.
 

„Wie lief es heute?“, setzte sie erneut an. Kai schaute nicht zu ihr.
 

„Eine Menge Bewerbungen, Anträge, Listen. Willst du wirklich noch mehr wissen?“, fragte er während des Essens.
 

„Wenn du so fragst, warum nicht? Ist sicher ganz spannend einen Haufen Bewerbungen zu lesen bei dem nur 30% wirklich qualifiziert genug sind für dich.“, grinste Hilary ihren Mann von der Seite an. Der schüttelte nur den Kopf.
 

„10%. Ich habe hohe Ansprüche an meine Mitarbeiter.“
 

„Oh stimmt! Die müssen wohl den ganzen Tag genauso grimmig herumlaufen wie du, oder?“, lachte sie und lehnte zärtlich ihren Kopf an seine Schulter.
 

„Ha ha.“, Kai ließ den Teller in den Schoß sinken.
 

„Sorry, das war nur Spaß.“
 

„Schon gut. Ich leg' mich hin. Es war ziemlich stressig im Zentrum.“, er küsste sie liebevoll auf die Stirn, strich dann über ihre Wange.
 

„Warte, ich komm auch mit!“
 

„Nein. Bleib ruhig auf. Deine Serie fängt doch gleich an.“

Hilary hatte im Programm schon eine favorisierte TV-Serie für sich entdecken könne. Liebe, Drama, Abstürzte, Neuanfänge, Herzschmerz. Was ein Frauenherz eben so begehrt.
 

„Na guuut...aber wenn was ist, ruf mich, ja?“
 

„Klar.“
 

Leise stieg er die Treppe hinauf. Hilary merkte, dass er wirklich nicht gut drauf war. Gegessen hatte er auch nicht viel. Also räumte sie noch schnell das Geschirr in die Küche zurück und beschloss ihm nachher einen Tee zu machen. Jetzt schaute sie ihre Serie.
 

Kai lag oben bereits erschöpft im Bett. Doch abschalten konnte er nicht. Ein paar E-Mails musste er noch beantworten, dann könnte er den Tag beenden.

Die Arbeit war nun endgültig erledigt. Unachtsam legte er das Handy und den Laptop weg und drehte sich zum Schlafen um. Es dauerte auch nicht lang, da schlief er tief und fest. Er bemerkte nicht einmal mehr, dass sich Hilary kurze Zeit später zu ihm legte...


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach langer Zeit endlich wieder ein paar kleine Lebenszeichen dieser FF^^
Jetzt muss das langsam mal weitergehen...ich geb mir große Mühe beim Schreiben, denn es soll...nein MUSS noch viel passieren...mein Kopf ist voller Gedanken @_@

Ich hoffe es ist noch verständlich...grad wo jetzt einige neuer Charaktere mit dazukommen :D

Auf Bald! Komplett anzeigen

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