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Pride (abgebrochen)

von

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Kae

‚Komm in den Hauptsitz, ich treffe dich in meinem Büro.’

Das hatte mir der Chef vor einer Stunde geschrieben, also stand ich nun vor seinem Büro und klopfte an.

Adrian hatte noch geschlafen, ich war bemerkungslos aus der Wohnung geschlichen. Es kam mir schon ein bisschen komisch vor, Adrian einfach so unter die Augen zu treten, nachdem ich ihn um wer weiß was angebettelt hatte. Als er zu mir gekommen war hatte ich wahrscheinlich auch total gestunken, und ihm dann noch ohne Erlaubnis Blut abgezogen. Ah, fuck. Wieso kannte ich in dieser ganzen Stadt auch niemand anderen als ihn?

Die Tür öffnete sich und der Chef steckte seinen Kopf hindurch. Er sah besorgt aus, oder auch gestresst. So ganz konnte ich das nicht entziffern.

„Kae, komm rein.“, sagte er und lotste mich in den Raum auf den Sessel, auf dem ich schon mal gesessen hatte. Auf dem anderen, wo am Tag meiner Ankunft Adrian gesessen hatte, saß eine Frau mit orangefarbenen Haaren, durch die sich ein paar rote Strähnchen zogen. Sie war ungefähr in meinem Alter, jedenfalls sah sie so aus. Ein sachtes Lächeln umspielte ihre Lippen, sie guckte auf den Boden und ihre mit dichten Wimpern umrahmten Augen hatten einen warmen, dunkelblauen Ton.

„So, darf ich vorstellen? Das ist Kae Mare.“ Der Chef wies auf mich und die Frau neben mir riss ihren Blick vom Boden los, um ihn auf mich zu richten. „Hi.“, begrüßte ich sie unsicher. „Und dass…“, der Chef zeigte nun auf die Person neben mich. „…ist Anastasiya Govno.“

Govno? Hörte sich russisch an. „Und was genau verschafft mir die Ehre?“, wollte ich wissen. Der Chef atmete einmal tief ein, wieder aus und nippte an seinem Kaffee. Bisher hatte ich ihn immer nur mit einem Kaffee gesehen, vielleicht soff er das Zeug ja rund um die Uhr. „Nun, ihr seid ja beide ziemlich neu hier. Aber uns fehlen ein paar Krieger, die wir zu einer Mission heute Abend brauchen. Deshalb müsst ihr, so Leid es mir tut an einem Sonntag, einspringen und anstelle der fehlenden Krieger den Auftrag ausführen.

Ich versteifte mich. Ich konnte nicht kämpfen, meine Wunden waren noch nicht komplett verheilt. Adrians Blut hatte mir zwar geholfen, aber ich brauchte trotzdem noch mindestens einen Tag zur Genesung. Andererseits, was machte das für einen Eindruck, wenn ich schon bei dem Ersten Auftrag in der Haupteinheit kniff? Das konnte ich unmöglich machen, ich war schon so unbeliebt. Noch unbeliebter zu werden wollte ich nicht riskieren.

„Macht ihr das?“, erkundigte sich der Chef und sah uns durch dringlich an. „Okay.“, willigte ich ein, Anastasiya neben mir nickte. Eine wortkarge Person.

„Was müssen wir denn eigentlich machen?“, fragte ich, meine Stimme war etwas zittrig. Vor Aufregung, Angst, oder vielleicht auch weil mir bewusst wurde in was für eine Gefahr ich mich begab. „Nichts weiter als in eine Ao Zentrale einzubrechen, dort einige Unterlagen zu klauen und nicht erwischt zu werden. Denn das könnte blutig enden.“, lachte der Chef und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Anastasiya, zeig Kae doch bitte wo Halle B1 ist. Dort werdet ihr den Rest eures Teams treffen und alle Informationen zur Mission bekommen.“, bat er und nahm einen Schluck aus seiner Tasse, auf der zu meiner Überraschung ‚Boss No.1’ stand. Was wäre die Welt ohne Flachhumor.

Anastasiya nickte und erhob sich von ihrer Sitzgelegenheit, ich ebenso. Ich verabschiedete mich und folgte ihr aus der Tür, in den Flur. Sie setzte schnell einen Fuß vor den anderen, und ich musste beinahe joggen um mit ihr Schritt zu halten. „Hey,“; sprach ich sie an. „kannst du eigentlich auch reden?“ Sie stoppte und fast wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert. Sich umdrehend, sah sie mich skeptisch an. „Was soll die Frage?“, waren die ersten Worte, die ich aus ihrem Mund hörte. Ihre Zunge und Stimmbänder waren also unversehrt. „Ich hatte schon befürchtet du hättest irgendeine Folter hinter dir, von Wegen Zunge abschneiden und so.“, begründete ich, leicht lachend. Aus ihrem misstrauischen Gesichtsausdruck wurde langsam ein lächeln, dann ein leises Kichern. „Redest du denn immer gleich das Blaue vom Himmel wenn du jemanden triffst?“, fragte sie mich und setzte wieder ihr Gehen fort, diesmal etwas langsamer. „Na ja, kommt drauf an.“ Mehr wusste ich darauf nicht zu sagen, denn ich musste daran denken wie ich Adrian gleich vom ersten Moment an mit Beleidigungen zugeworfen hatte. Mein Entschluss über ihn schien vielleicht doch etwas voreilig.

„Du bist ein Aswang, oder?“, kam es freiheraus von Anastasiya. Ich zögerte kurz mit meiner Antwort. Sollte ich ihr sagen, dass es stimmte? Gut, viel hatte ich ja nicht zu verlieren. „Ja, das ist richtig.“, antwortete ich und sah auf die Pflanzen, die im Flur verteilt standen. „Wow, ist ja cool.“, erwiderte sie auf meine Antwort. Cool? Ein Aswang zu sein war alles andere als cool. „Was meinst du?“ Mein misstrauischer Ton ließ sie aufmerksam werden. „Ich hab von dir gehört. Du sollst richtig gut sein, im Kämpfen und so. Also, ich habe auch andere Sachen über dich gehört, aber ich bewundere deine Stärke. Dass du dich von dem ganzen Hass auf deine Art nicht runtermachen lässt.“, schilderte sie, während wir links um die Ecke bogen. Ihre Haare, die farblich Flammen glichen, flatterten über ihre Schultern. Sie waren glatt, etwas mehr als schulterlang und sahen kaputt aus, so, als hätte sie sie schon öfter gefärbt.

„Bewundern…“, murmelte ich ungläubig. Noch nie hatte mich jemand bewundert, bestimmt log sie nur. Vor einer großen Zweiertür machten wir halt und Anastasiya drehte sich zu mir. Ihr Körper war zierlich, klein und fast ohne Kurven. „Lass uns heute zusammen in der Kantine essen, okay? Du kannst mich übrigens An nennen.“, gab sie mir zu wissen und streckte mir freudig ihre Hand entgegen. „Äh, gut. Mich kannst du… Kae nennen. Ich hab keinen Spitznamen.“, stellte ich fest und nahm ihre Hand. Ein Glucksen ihrerseits heiterte mich ein bisschen auf, allerdings glaubte ich immer noch nicht dass sie wirklich etwas mit mir zutun haben wollte. Aber, gut, selbst wenn. Ausprobieren schadete ja nichts. Hoffentlich.

Ich stieß die Tür auf und trat in eine große Halle, eine Sporthalle, wie ich vermutete. „Ah, unser Ersatz!“, tönte eine weibliche Stimme zu meiner Linken. Ich drehte mich und plötzlich stand eine Frau, ca. Mitte vierzig, vor mir. Ich zuckte leicht zusammen, woraufhin sie mich belustigt ansah. „Ich bin Mariana, eure Missionsleiterin. Geht schon mal zu eurem Team, da hinten. Und, Frischlinge, versaut diese Mission nicht. Zu eurem Besten.“, zischte sie und verschränkte die spillerigen Arme vor der Brust. „Nur keine Bange, ich denke, wir wurden nicht umsonst ausgewählt.“, entgegnete ich ihr und verschränkte ebenfalls die Arme. „Erlaube dir bloß nicht zu viel Stolz, Mädchen. Als Neuling steht man noch ganz unten.“, legte sie fest. Ihre dunkelgrauen, brüchigen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, der sich langsam aber sicher löste. Bei solchen Frisuren hatte ich immer irgendwie den Drang, sie wieder fest zu zurren. „Im ganz unten Stehen bin ich geübt, Stolz lasse ich mir trotzdem nicht verbieten.“, bemerkte ich und neigte meinen Kopf zu Seite. Ein abfälliger Lacher entfuhr der Dame vor mir. „Wahrlich, kannst du jemand anderes sein als Kae Mare?“, giftete sie und sah mich an wie eine Katze, die soeben ein Stück Fisch aus der Pfanne geklaut hatte. Nein, abweisender, eher wie ein Stück Dreck. Das traf es am besten.

„Also los, Aswang. Geh zu den anderen.“, befahl sie und ließ von mir ab.

Eine Augenbraue nach oben gezogen, betrachtete mich einer aus dem fünfköpfigen Team, und dieser eine kam mir irgendwie seltsam bekannt vor. Ja, diesen einen kannte ich auf jeden Fall. Und mir graute es, die Mission mit diesem einen vollbringen zu müssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sanya
2016-01-05T22:26:25+00:00 05.01.2016 23:26
Ich finde es ziemlich cool, dass du zeitnah neue Kapitel hochladest :) danke dir :)


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