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Pride (abgebrochen)

von

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Kae

Adrian verschwand ins Badezimmer, und ich begab mich auf den Weg zur Tür. Ich öffnete sie, davor stand ein Mann. Seine blonden Haare guckten unter einem Beanie hervor und die blauen Augen dazu passten perfekt in ein Märchenbuch. Oder in einer dieser Surferfilme, er sah einfach nur zu sehr wie einer dieser Surferboys aus. Ich hätte kotzen können, bei dem Anblick.

Er musterte mich und blieb wohlwollend mit den Augen an meinem Ausschnitt hängen, der wegen meines schnellen Anziehens etwas nach unten gerutscht war. Bitte, nicht noch so ein Kerl.

„Hui, seit wann lässt Adrian denn Miezen in sein eigenes Reich?“, pfiff er. Ich rollte mit den Augen und winkelte ein Bein an.

„Zuallererst bin ich nicht einer seiner Miezen.“ Wäre es aber eben beinahe gewesen.

„Und ich wohne hier, zwangsweise. Lass dich nicht stören, Adrian kommt gleich.“ Ja, er kommt wahrscheinlich buchstäblich.

Mit einem Schritt trat er über die Türschwelle, schob sich an mir vorbei und schüttelte seine Haare, die ihm in die Augen hingen, aus dem Gesicht. „Und du bist?“, wollte ich wissen. Nachdem er ein paar Schritte ins Appartement gesetzt hatte, drehte er sich zu mir um und lächelte. „Ich bin Ben, ein Freund von Adrian.“ Aha, ein Freund also. Musste es mich also wundern, dass er ohne Genehmigung einfach das Zuhause anderer Leute betrat?

„Wo ist Adrian?“, fragte er. „Im Badezimmer.“ Ich deutete auf das Bad und schloss die Tür, durch die Ben stolziert war.

„Und? Hast du Adrian schon… ausgiebig kennen gelernt?“, grinste er spitzbübisch. Ich hätte los schreien können. Musste ich mich nun die ganze nächste Zeit mit solchen Proleten abgeben? Womit hatte ich das denn verdient?

„Nein. Ich weiß seinen Namen und dass er Fleisch isst, mehr brauche ich auch ehrlich gesagt nicht zu wissen. Wir teilen uns ja schließlich nur den Wohnraum…“, ich ging nah an Ben vorbei, und verlangsamte meinen Schritt bei ihm. „…und nicht das Bett.“

Ich setzte einen Unschuldsblick auf und machte mich daran, meine Jacke aus der Tasche zu wühlen. Auf noch mehr Playboygelaber hatte ich wirklich keine Lust, besser ich ging den beiden erstmal aus dem Weg.

„Würdest du mir denn die Ehre erweisen?“, kam es hinter mir hervor. Kurz darauf spürte ich zwei Hände an meiner Taille. Gott, tickten die alle so?

„Vergiss es, Ben. Nicht mal ich krieg sie rum.“ Adrian war also auch mal dazu gestoßen.

Ben löste sich von mir, ich drehte mich zu Adrian und hob eine Augenbraue. Die Szene von vorhin hatte er aber nicht vergessen, oder? Er erwiderte es mit einem Zwinkern, und ich zog mir kopfschüttelnd meine Jacke über.

„Gehst du?“, fragte mich Adrian, als ich dabei war, die Tür zu öffnen. „Ja. Hab noch was vor.“, log ich und verzog mich ins Treppenhaus. Die kahlen Stufen herunter gelaufen ging ich nach draußen auf die Straße. Eisige Kälte schlug mir entgegen, und ich hoffte bloß, ich könnte mir irgendwann eine dickere Jacke kaufen. Bis dahin musste ich weiter frieren, draußen und in der Wohnung ebenfalls. Ich fröstelte und setzte ein Fuß vor den anderen, überlegte, wo ich hin sollte. In dieser Stadt kannte ich nichts und niemanden, ich wusste bloß, wie ich von dem Appartement zum Hauptsitz und wieder zurück kam.

Alles was ich bei mir hatte war mein Handy und 20 Euro, die ich am Tag der Prüfung bei mir hatte. Ein Ladekabel musste ich mir auch von Adrian leihen, ich war nur glücklich, dass es in mein Handy passte.

Nach der Prüfung für die Haupteinheit konnte ich nicht mal mehr nach Hause. Ich musste direkt in diese Stadt und meine eigene Wohnung würde ich erst wieder sehen, wenn sich der Krieg zwischen Ao und Red V wieder ein bisschen gelegt hatte. Ich vermisste mein Zuhause, jetzt schon. Es war erst ungefähr zwei Tage her, aber ich wusste, dass ich noch länger wegbleiben würde, und das deprimierte. Aber so waren die Regeln. Als Krieger musste man dafür bereit sein, alles stehen und liegen zu lassen, allein für diesen Krieg. Und so schnell würde der auch kein Ende nehmen, das stand fest.

Ich rieb mir mit den Händen über die Arme und spürte, wie ich leicht zitterte. Wo sollte ich bleiben? Überall, nur nicht in der Wohnung mit den beiden ‚Charmeuren’.

Ich bog in eine Straße ein, die ziemlich belebt schien. Ich befand mich in der Stadt, es war natürlich belebt.

Adrian hatte mich kurz vor der Ankunft gewarnt, dieses Viertel sei nicht das angenehmste. Hier gäbe es massig Verbrechen, Morde, Drogendealer, Zuhälter, Menschen mit Aggressionsproblemen und weiter und weiter. Aber Menschen machten mir nichts aus, ich war ein fucking Dämon. Sollten die doch kommen, mir konnte es egal sein.

Die Nachmitagssonne ging schon unter, wie immer, im Winter. Die mit abstand dunkelste und kälteste Jahreszeit, da wurde man ja depressiv. Ich tingelte weiter durch die Straßen, was Besseres hatte ich ja nicht zutun. Ich war schon völlig kalt, auch wenn ich mich bewegte. Aber das war mir egal. Es war nicht nur, dass ich nicht zurück zu Adrian und seinem schmierigen Kumpel wollte, sondern auch, dass ich mich in der Wohnung einfach nicht wohl fühlte. Ich hatte keinerlei Verbindung dazu, zu dem Besitzer ebenfalls nicht. Ich war da fehl am Platz.

Nach vielleicht einer Stunde, in der ich durch die Stadt gelatscht war, kam ich in ein weniger belebtes Viertel. Ein bisschen heimelig, hier und da waren Cafes, Restaurants, Drogeriemärkte oder Eigentumswohnungen. Ich machte Halt bei einem der Cafes und guckte durchs Schaufenster. Einen Kaffee konnte ich mir von dem übrigen Geld doch gönnen. Ich trat herein und ein angenehmer Duft von Kuchen und gerösteten Kaffeebohnen stieg mir in die Nase, der ganze Raum war schön warm. Himmel, das brauchte ich jetzt.

Ich setzte mich auf einen der weichen Sessel und lehnte mich zurück. Aus dem Problemviertel, in dem Adrian wohnte, war ich wohl raus. Ich sah mich um – die ganzen Möbel und Tapeten waren in Creme- und Brauntönen gehalten, was die Atmosphäre noch viel angenehmer machte. In dem Cafe saßen nur wenige Leute, lediglich drei Männer saßen an einem Tisch in der Ecke. Sie waren schwarz gekleidet, ihre Haare unter Mützen versteckt. Seltsamer Geschmack, dass die in so ein Cafe kamen.

„Was kann ich für sie tun?“ Ich drehte mich wieder nach vorne, vor mir stand eine Bedienung, die freundlich lächelte. Ich sah ihr in die Augen und erwiderte ihr Lächeln. „Ah, hi, ich…“, begann ich, doch die Bedienung versteifte sich und ihr Lächeln erlosch, als sie mir ins Gesicht blickte. Hatte ich was falsch gemacht?

„Tut mir leid, ich muss noch mal… gehen.“, erläuterte sie mit finsterer Miene und wandte sich ab. Wo war ich denn hier gelandet.

Ich lehnte mich zurück in den Sessel und beobachtete die Frau, wie sie hinter den Tresen verschwand und ihrer Kollegin etwas zuflüsterte. Beide guckten zu mir, ich tat so, als würde ich es nicht bemerken.

Ich fächerte mein dunkelrotes Haar auf und ließ es meine Schultern hinabfallen. Ich trug wieder einen Seitenscheitel, aber da wollte ich nicht noch mal von anfangen. Viel wichtiger war, was sich hinter mir abspielte. Denn die drei Kerle, mit den Mützen, starrten auch zu mir herüber. So langsam fühlte ich mich wie ein schwarzes Schaf.

Einer der Männer stand auf und bewegte sich auf meinen Tisch zu. Er war riesig – auf alle Fälle größer als Adrian – und stämmig zugleich. Er zog sich die Mütze vom Kopf.

Damit erklärte sich das Benehmen der Leute. Und auch, warum ich vermutlich in den nächsten Minuten draufgehen würde.



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