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Zaveids Vergangenheit


 

„Ich bin gekommen, um alles aufzugeben

Und wenn ich nicht gewinn', verlier' ich eben

Ganz egal was kommt: ich halt' dagegen“
 

Ich... ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Zunächst: Ich heiße Zaveid, lebe in Achmim in Ägypten und bin fünfundzwanzig Jahre alt. Ich bin der Sohn eines Bauarbeiters, der Sohn einer engelsgleichen Frau und der beste Freund der Blindheit.
 

Ich kenne es einfach nicht anders: Jeder kämpft hier täglich um sein Essen – wie auch meine Eltern mich stetig versuchten durchzufüttern. Ich sehnte den Tag herbei, an dem ich selber mit anpacken konnte und ihnen die Arbeit abnehmen würde.

Achmim ist eine arme Stadt – außer einem Brunnen besaßen wir nichts, für das es sich lohnte zu leben. Wären unsere Familien nicht, so würde dieses Leben eine einzige Hölle sein. Die Hitze war gar nicht mal so schlimm wie der ewige Hunger.

Oft sah ich die Kinder unserer Stadt vergnügt und ohne Bedenken an einen neuen Morgen. Sie spielten fröhlich und waren die Unschuld selbst. Ich bin schnell aus diesem Muster herausgefallen. Immer war ich derjenige, der sich über die einfachsten Sachen den Kopf zerbrach. Vor allem aber drängte mich die Frage nach der Zukunft immer wieder in die Enge.
 

Mit sechzehn Jahren wurde ich verlobt.
 

Natürlich sollte ich eine fremde Frau heiraten, die ich bisher noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Sie stammte aus Kairo und lebte dort mit ihrer Familie, die um einiges mehr an Vermögen besaß wie wir. Schon alleine deswegen wollte ich sie nicht. Sie war mir fremd und hatte ihr ganzes Leben lang in einem Luxus gelebt, war sicherlich verwöhnt und von Habgier zerfressen.

Ich wollte mir meinen Partner fürs Leben selbst aussuchen.

Jeden Tag aufs Neue stritt ich mit meinen Eltern. Sie wussten darüber Bescheid, dass ich nicht vorhatte, dieses Mädchen zu meiner Frau zu nehmen – auch wenn ich dadurch ein besseres Leben bekommen würde. Aber was nützte mir dieses tolle Leben, wenn ich doch unglücklich blieb?

Aber sie wollten mich einfach nicht verstehen...
 

Die Hochzeit verzögerte sich somit um Jahre.
 

Ob auch sie mich nicht heiraten wollte, würde wohl für immer ein Rätsel bleiben, denn wir lernten uns nie kennen.
 

Eines Tages legte ein Piratenschiff in unserem kleinen Hafen an. Ich weiß noch, dass alle wahnsinnig aufgeregt waren. Nicht weil sie Angst vor diesen Menschen hatten, sondern weil sie Hoffnung in sie trugen, Lebensmittel dabeizuhaben, die sie tauschen würden. Doch mehr als kunstvolle Vasen und Schmuck aus eigener Herstellung konnten wir ihnen nicht bieten.

Der Kapitän dieses Schiffes aber tauschte jegliche Waren mit uns. Wir waren ihm so dankbar. Die Kinder und die Kranken bekamen mehr als die Gesunden und Erwachsenen. Es war nur fair.

Als Dank boten wir ihnen einen uns wertvollen Schatz an – einen Diamanten, der mehr wert war als jegliches Menschenleben in dieser Stadt. Der Kapitän nahm an.
 

Die Piraten blieben einige Zeit bei uns, redeten vergnügt mit den Arbeitern und tranken zusammen mit uns Met, was sie mitgebracht hatten. Für diesen Moment fühlte sich das Leben gut an. Fast lebenswert, wenn man es so sagen wollte. Ich war ebenfalls glücklich.

Doch schnell sollte es mich überrennen – wie eine tragische Sintflut das Land, wie ein Orkan diese Stadt.
 

Ich verliebte mich.
 

Kennt ihr diesen berühmten Satz „Liebe auf den ersten Blick“? Da war er und stand mit stolzer Anmut auf dem Deck des Schiffes. Seine Schönheit riss meine Sinne in einen Taumel, ließ mich wanken und in dem weichen Abendsand wiederfinden.

Ausgerechnet ich verliebte mich in einen Mann, in einen Piraten, über den ich nichts wusste. Doch er faszinierte mich. Die zahllosen Tattoos auf seinem Körper erzählten verschiedene Geschichten, eine spannender als die andere. Wie gerne ich diesen lauschen würde.

Mir verblieb kaum mehr Zeit: Die Piraten wollten schon am nächsten Tag wieder abreisen – und er würde mein Herz hoffnungslos mit auf See nehmen.

Doch nicht nur mein Herz, ich wollte ihm selbst folgen, mich an ihn binden.

Und so stand mein Entschluss fest.
 

Meine Eltern waren nicht enttäuscht gewesen. So eine aufregende Reise hatte sich mein Vater in diesem Alter selbst gewünscht. So ließen sie mich ziehen.

Ihm hatte ich auch zu verdanken, dass der Kapitän mich aufnahm, da ich gelernt hatte, mit Sprengstoff und Schießpulver umzugehen. Ich wurde der Master Gunner dieses unglaublich großen Piratenschiffes.

Doch ein Teil meines Ichs würde in dieser Stadt verweilen und auf meine geliebten Eltern aufpassen.
 

Wir werden uns wiedersehen.
 

Ich ging ein Risiko ein. Der junge Mann wusste rein gar nichts von meiner innigen Liebe zu ihm – und keiner würde es je herausfinden. Ich benahm mich normal, auch wenn es in seiner Gegenwart mehr als schwer war. Wie gern ich ihn berühren wollte und seiner Stimme jeden Abend lauschte, wenn er sich mit anderen unterhielt.

Meine Seele tanzte allein unter dem Sternenhimmel. Das Summen verriet mehr als mein Sprechen, dass ich eine begabte Stimme besaß. Darauf wurden bald einige der Piraten aufmerksam.
 

Leid und Neid. Liebe und Eifersucht. Feiern und Triumphe – ich sang jede Nacht ein neues Lied für sie.

Bald kauften sie mir sogar eine Gitarre. Ich konnte sie spielen, da meine Mutter mir es beigebracht hatte. So unterstützte ich meiner Stimme sanften Klang mit dem melodischen Zupfen der Gitarrenseiten.
 

Die Tage auf dem Schiff waren aber nicht immer so harmonisch. Ich musste lernen zu kämpfen und immer auf das Schlimmste vorbereitet zu sein. Es stellte sich schnell heraus, dass ich fürs Kämpfen nicht gemacht war. Dass ich halbwegs mit einer Armbrust umgehen konnte, grenzte an ein Wunder. Ich verletzte mich oft und war bald Stammkunde bei dem Schiffsarzt. Aber wir verstanden uns dadurch immer besser. Vielleicht war er auch der Einzige, dem ich irgendwann mal mein Herz ausschütten würde.

Es war gut, einen Vertrauten zu haben – auch wenn ich alle auf diesem Schiff leiden mochte. Sie waren immer freundlich und ich blühte unter ihnen wahrlich zu einem Sonnenschein heran. Sie waren meine neue, wertvolle Familie.
 

Auch er
 

Nach dem großen Sieg über ein anderes Piratenschiff wollten alle ausgiebig feiern und sich betrinken. Alkohol war mir nicht zuwider, doch ich konnte schon immer nicht viel vertragen. Ich stieß nur mit ihnen an, trank vielleicht noch einen Met mit und hielt mich sonst an Wasser auf.

Der Abend verlor sich in der unendlichen Schönheit des Mondlichts, was sich auf dem ruhigen Meer spiegelte. Leise zupfte ich auf meiner Gitarre, während alle um mich herum fröhlich waren und das Leben in vollen Zügen genießen konnten.

Irgendwann jedoch rief einer, ich solle bei diesem Mondschein doch ein Liedchen singen. Aber welches? Das stand mir frei. Immer mehr Menschen versammelten sich um mich herum oder setzen sich auf freie Stühle (wenn sie noch richtig sitzen konnten).

Auch meine große Liebe, der lauteste Herzschlag und das sündigste Lächeln dieser Welt setzte sich zu mir – genau neben mich.

Schnell musste er mir etwas einfallen – doch je tiefer ich in mich hinein sah, desto größer wurde das Verlangen, einfach von meiner Liebe zu singen.
 

Also begann ich mein Lied mit zarten Gitarrenstimmen:
 

„♫ Ich lieb dich so sehr~

Kann nur mit dir leben - das ist mir klar...
 

Ich lieb dich so sehr~

Gott ist mein Zeuge und auch das ist wahr:

Ich gehöre nur dir~

Gestehe es hier~

Da ist Liebe über Liebe nur für uns, denn ich lieb dich nun mal.
 

Ich leb' für dein Herz~♫“
 

Meine Stimme erklang so sehnsuchtsvoll in diesem Satz. Mein Herz flüsterte deinen Namen.
 

„♫ Ich wüsste so gern, ob es dir auch so geht.

Ich lieb dich so sehr~

Und das, was ich fühle, das ist nicht verkehrt:

Ich gehöre nur dir~

Gestehe es hier~

Da ist Liebe über Liebe nur für uns, denn ich lieb dich nun mal. ♫“
 

Energischer strichen meine Finger über die Seiten des Instruments und auch meine Stimme flog zusammen mit meinen Gefühlen über Bord – hinaus in die Ewige Freiheit – mit dir allein.
 

„♫ Nichts wünsch' ich mir mehr als deine Liebe

Und dass du stets hier bei mir bist.

Ohne dich fehlt mir der Sinn des Lebens

Und ich geb' alles - dass du mein wirst. ♫“
 

So setzte ich zum letzten Schlag des Liedes an, während sich meine Augen langsam mit Tränen füllten.
 

„♫ Ich lieb dich so sehr~

Ich lieb dich so sehr~

Gott ist mein Zeuge und auch das ist wahr:

Meine Seele ist der Ort, dein Herz ist mir hold.
 

Da ist Liebe über Liebe sie ist mein, denn ich lieb dich

Da ist Liebe über Liebe sie ist dein, denn ich lieb dich

Da ist Liebe über Liebe nur für uns – wenn du mich lieben willst. ♫“
 

Alles – jegliches Gefühl, jene Leidenschaft tanzten zu diesem Lied in meinem Herzen.

Es war ein Geständnis im Mondschein dieser Nacht – doch würdest du wahrscheinlich nicht erfahren, dass es dein Lied war.

Schwere Seufzer erklangen um mich herum. Jeder schwelgte wohl gerade tief in Gedanken, träumte von einem hübschen Mädchen und dass er diese Nacht nicht alleine verbringen musste.
 

Abermals ging ich allein zu Bett. Ich weinte stundenlang und konnte nicht mehr der fröhliche Mensch sein, wenn meine Liebe doch so sehr zu schmerzen begann. Niemand wusste, dass der Sonnenschein auch Wolken mit sich zog.
 

Ich habe ihm bis heute nicht erzählt, was ich für ihn fühle.
 

„Ich bin gekommen, um alles aufzugeben

Und wenn ich nicht gewinn', verlier' ich eben

Ganz egal was kommt: ich halt dagegen“
 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  NanaseRin
2015-12-28T16:39:08+00:00 28.12.2015 17:39
Also wenn man bei dieser Geschichte nicht weich wird, dann weiß ich auch nicht *-*
Sie ist sooo unglaublich süß, da fehlen einem Glatt die Worte :'D Und dann auch noch so wundervoll traumhaft geschrieben <333 Ich liebe es einfach so so SO sehr <3

Irgendwie ist das alles so tragisch, aber auch so wunderschön zu gleich - du schaffst es wirklich, mich paradoxes fühlen zu lassen und ich danke dir dafür ;w; Auch wenn Zav mir total leid tut :(
Dennoch war sein Lied auch richtig richtig toll ^-^

Sooo magisch :D


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