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Chasing Demons

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen!

Ich bin wohlbehalten wiedergekehrt und hoffe, dass ihr das Wochenende auch gut überstanden habt. Außerdem hoffe ich, dass ihr mir wegen dem Ausfall nicht allzu böse seid. Allerdings denke ich mal, dass es dieses Jahr nicht mehr allzu oft dazu kommen wird xD

Seid ihr schon gespannt auf das neue Kapitel? Immerhin ist viel passiert. Was wird mit dem 3. Offizier und mit Soi Fon? Ein paar Antworten werdet ihr heute auf jeden Fall finden.

Und nun viel Spaß beim Lesen!

LG
yezz Komplett anzeigen

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Between a Rock and a Third Place

Den restlichen Nachmittag hatte sich Byakuya auf das zögernde Klopfen vorbereitet, das nun endlich an seiner Bürotür zu hören war. Selbst wenn er sich so bereit fühlte, wie es nur möglich war, schlug bei dem Geräusch sein Herz bis zum Hals.
 

Byakuya stand auf und nahm sich einen Moment, um seinen Shihakushō zu glätten und ebenso seine Gedanken zu ordnen. Er erinnerte sich an seinen Beschluss, keine Ausflüchte zu machen und keine Verteidigung ihres Verhaltens anzubieten, auch wenn er versuchen könnte, seine Unschuld vorzutäuschen, obwohl die Situation vage genug gewesen war. Er hatte lediglich Renji geholfen, sich anzuziehen, es gab keine Gründe zu gestehen… Byakuya schüttelte den Kopf. Der 3. Offizier hatte der 6. Division bereits zu Zeiten seines Großvaters treu gedient. Der Mann verdiente alle Ehrlichkeit und Anstand, die Byakuya aufbringen konnte.
 

„Herein“, sagte Byakuya daher entschlossen.
 

Die Tür glitt nur ein Stück auf, als wollte der 3. Offizier noch nicht einmal eintreten.
 

„Ich…“, begann er und nahm dann Haltung an. „Kommandant, der 4. und 5. Offizier wurden damit beauftragt, zu ermitteln, wie Kommandantin Soi Fon unserer Verteidigung ausweichen konnte.“
 

„Sehr gut“, nickte Byakuya bestätigend, auch wenn er wusste, dass sie sich glücklich schätzen konnten, wenn sie nur irgendeine Spur finden würden. Sie war nicht umsonst der Kopf der Onmitsukidō. Da er die Nachricht übermittelt hatte, begann der Offizier, die Tür wieder zu schließen. „Vielleicht solltest du für einen Moment eintreten, Miisho.“
 

Der 3. Offizier stockte und blickte beim Klang seines Namens auf, doch sein Gesicht verhärtete sich, als ihre Augen sich trafen. „Ich bin mir nicht sicher, was sonst noch zu sagen wäre, Kommandant.“
 

So verlockend es war, zuzustimmen und die Dinge einfach ungelöst zu lassen, deutete Byakuya auf den Platz ihm gegenüber. „Bitte.“
 

Miisho hing weiter am Türrahmen, seine Hand an der fast geschlossenen Tür. Währenddessen spiegelte sein Gesicht mehrere unausgesprochene Fragen wider. Byakuya wartete auf einen Entschluss. Endlich nickte er und trat ein. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und nahm gegenüber von Byakuya Platz. Er saß ohne Probleme im Seiza. Byakuya erinnerte sich, dass der Offizier aus einer ziemlich wohlhabenden Familie stammte und innerhalb der Seireitei geboren worden war. Wenn das bloß nicht der Fall gewesen wäre, dachte Byakuya und unterdrückte ein Seufzen. Immerhin hätte jemand vom Rukongai andere Standards, was Verhalten und Anstand anging. Noch wichtiger, jemand, der einmal menschlich gewesen war, würde einfacher eine entsprechende menschliche Schwäche vergeben.
 

Byakuya setzte und wünschte sich, dass Tee dagewesen wäre, um sich damit aufzuhalten. Er überlegte, nach welchen zu klingeln, doch das war nicht die Art von Gespräch, die er von Eintreffen und Gehen der Diener unterbrechen wollte, egal wie diskret diese waren.
 

Für einen Moment schaute Byakuya den 3. Offizier wirklich an. Miisho war so oft ein Teil des Hintergrundes gewesen, doch hatte es niemals geschafft, herauszustechen. So vieles an ihm war Durchschnittlich. Er war passabel attraktiv, hatte eine mittelmäßige Statur und war leicht größer, als die Meisten, doch nicht größer als 1,76m. Seine dunklen Haare waren kurzgeschnitten, über seine Ohren in einem perfekt geraden und pragmatischen Schnitt. Er hatte keine Verzierungen an seiner Uniform, alles an ihm war ordentlich, sauber und gewissenhaft. Ein wirklich idealer Soldat der 6. Division.
 

Das machte es auch schwieriger.
 

Viel schwieriger.
 

Plötzlich fand Byakuya es schwierig, Worte zu finden, auch wenn er in Gedanken durchgegangen war, was er sagen würde. Nun, da Miisho ihm gegenüber saß und ihn so offensichtlich verletzt und beschuldigend anschaute, endete Byakuyas behutsam ausgedachter Plan in einem hastigen „Es tut mir leid. Du musst sehr aufgebracht…“
 

„Aufgebracht?“, rief Miisho. „Ich bin angeekelt!“
 

Mit dem Schreck trat Byakuya die Schamesröte ins Gesicht. Ekel war nicht die Reaktion, die er erwartet hatte. Er hatte sich auf Enttäuschung, Zorn, selbst auf Unmut und Eifersucht vorbereitet, doch… der vehemente Abscheu in der Stimme des 3. Offiziers hatte ihn kalt erwischt.
 

Ekel.
 

Es war lange her, dass jemand ihm das Wort an den Kopf geschmissen hatte. Und plötzlich fühlte sich Byakuya wieder wie 15, angreifbar mit seinen Händen und so vielem mehr am Stalljungen. Seine Augenlider glitten nach unten und er hatte Mühe, seinen Atem zu kontrollieren und seinen Herzschlag zu beruhigen.
 

„Ich wusste, dass Abarai an irgendwem im Anwesen sein Brunftverhalten rauslässt, doch ich hätte niemals in eine Million Jahre geglaubt, dass sie es sind. Es macht mich krank!“
 

Byakuya fühlte, wie sich beim Begriff ‚Brunftverhalten‘ sein Magen zusammenzog und er fest auf die Zähne biss.
 

Zumindest war Zorn eine viel hilfreichere Emotion, als Scham. Statt unkontrolliertem Beben in seinen Eingeweiden war Zorn wie ein Schlag in die Magengrube, der ihn auf das Schlachtfeld katapultierte. Er trat hinter das Schild von Senbonzakuras Liedern und spürte, wie er sich löste. Er ging die bekannte Litanei durch: Identifiziere deinen Feind, suche nach Schwächen und warte auf die Lücke.
 

Doch der 3. Offizier war weit davon entfernt, mit seiner Tirade fertig zu sein. „Wie können sie hier nur so sitzen? Sie sind eine Schande für die ‚noblen Grüne‘! Was würde ihr Großvater sagen?“
 

Für eine finale Attacke, war sie schwach.
 

Byakuya bemerkte, dass er einen einfachen, ehrlichen Konter hatte: „Ginrei wäre enttäuscht gewesen“, gab er ruhig zu. „Doch kaum überrascht. Ich bin konstant daran gescheitert, seinen Erwartungen, besonders in solchen Angelegenheiten, gerecht zu werden. Mein Herz war immer zu… eigensinnig, zu menschlich.“
 

Dieses persönliche Zugeständnis schien für einen Moment Miisho den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dann griffen seine Fäuste in seinen Hakama. „Haben sie kein Schamgefühl? Überhaupt kein Schamgefühl? Was sie getan haben… was sie tun ist illegal, Kommandant. Ihr… Ihr…“, seine Lippen kräuselten sich. „…Liebhaber darf nicht ihr Untergebener sein. Sie müssen Abarai sofort versetzen.“
 

Byakuya blickte gleichgültig zum 3. Offizier. „Nein.“
 

Die Stimme des Offiziers war ein kreischendes Krächzen aus Ungläubigkeit. „Was?“
 

„Es besteht kein Bedarf“, erklärte Byakuya. „Es ist kein Geheimnis, dass Renji Bankai erreicht hat. Er wird die Kommandantenprüfung früh genug absolvieren. In der Zwischenzeit wird er auf einer Mission in der Welt der Lebenden, außerhalb meiner direkten, aufsichtsführenden Autorität sein.“
 

„Wa…? Das ist ihre Lösung? Nichts zu tun?“, Miishos Fäuste knallten auf den Tisch, ließ das Tintenfässchen klirren und einen Behälter mit Pinseln umkippen.
 

Byakuya nahm sich die Zeit, seine Gegenstände wieder zu richten. „Es scheint, als wäre die Frage, die uns stattdessen beschäftigen sollte, was du planst zu tun, 3. Offizier.“
 

„Ich…“, seine Augen blickten fest in Byakuyas. „Ich sollte damit zum Generalkommandanten gehen.“
 

„Ich würde nichts Geringeres erwarten“, sagte Byakuya mit einem Nicken. Zumindest verlief das genau so, wie er erwartet hatte. Er stand auf, um den 3. Offizier zu zwingen, es ihm gleichzutun. „Vielleicht ist es das Beste, wenn wir darüber nicht weiter sprechen, bis die formale Anklage eintrifft. Ich vermute, du würdest außerdem deine Versetzung bevorzugen?“
 

Miishos Augen wurden groß, suchten nach Byakuyas Mitleid, das er nicht finden würde. „Nein! Ich sollte nicht derjenige sein, der geht!“
 

Byakuya kräuselte die Lippen. „Durchaus. Ich hatte gehofft, dies zu vermeiden. Du hast der Division viele Jahre vorbildlich gedient. Ich hatte gehofft, dass wir zu einer Übereinkunft kommen, dass erlaubt hätte, deinen Rang unbefristet zu halten. Indes…“, indes, fügte Byakuya in Gedanken hinzu, hast du dir ausgesucht, mein Feind zu werden, also werde ich ohne Zögern zuschlagen. „… denke ich, dass meine Autorität untergraben wird von deinen Gefühlen von – was war es? Ekel. Du wünschst ohne jeden Zweifel, die Einheit sofort zu verlassen.“
 

Das Blut wich aus Miishos Gesicht. Er stand eine Weile mit offenem Mund und großen Augen da. Dann schüttelte der 3. Offizier den Kopf. „Das ist Bevorzugung. Und genau aus diesem Grund ist Unzucht mit Untergebenen gegen das Gesetz, Kommandant. Abarai kommt bei Ungehorsam und Pflichtversäumnis mit nicht mehr als ein Klaps auf die Finger weg und ich werde rausgeschmissen… und wofür? Dass ich in ihre Perversion hineingestolpert bin?“
 

„Niemand ‚schmeißt‘ dich raus, 3. Offizier“, sagte Byakuya ruhig, während er still hinzufügte: Auch wenn du es verdient hast. „Ich versuche lediglich nur dem nachzukommen, was ich von deiner Haltung her als deinen Wunsch annahm. Wenn du mir trotz deiner persönlichen Gefühle, ohne zu zögern, dienen kannst, dann darfst du es.“
 

Miisho rieb sich den Nacken. Er seufzte geschlagen, seine Schultern entließen hängend den Ärger. „Ich vermute… Ich muss darüber nachdenken, Kommandant.“
 

„Mach das. In der Zwischenzeit können wir deine Schichten so arrangieren, dass du minimalen Kontakt mit dem Vizekommandanten hast. Die 4. Offizierin ist in der Lage, deine normalen Pflichten zu übernehmen?“
 

Der Offizier schnaubte. „Ja, sie ist ein riesiger Renji-Fan.“
 

Gott sei Dank.
 

„Sie hat sich total in ihn verknallt“, fuhr der 3. Offizier wie zu sich selbst fort. „Ich frage mich, was sie denken würde, wenn sie es wüsste.“
 

„Vielleicht solltest du sie fragen“, sagte Byakuya scharf. „Doch ich erwarte, dass du die Anklage vorher öffentlich machst, bevor du das tust.“
 

„Oh, das werde ich“, sagte Miisho, sein Zorn kam mit einem angriffslustigen Schnauben zurück. „Darauf können sie zählen.“
 

Byakuya nickte verstehend. „Du bist entlassen, 3. Offizier.“
 


 

Aus dem Augenwinkel sah Renji, wie der 3. Offizier aus Byakuyas Büro stürmte. Er knallte die Tür laut genug zu, dass sich eine Handvoll Leute vom Trainingsplatz aus umdrehten. Während er sich über das Balkongeländer hinüberbeugte, warf der 3. Offizier Renji böse Blicke zu.
 

Scheiße. Offensichtlich ist es gut gelaufen.
 

Normalerweise wäre Renji dem Kerl nachgegangen, doch Miisho war immer Byakuyas erster Mann. Wenn der Kommandant ihn nicht beruhigen konnte, dann hatte Renji keine Chance.
 

Trotz der nagenden Sorge, würde Renji später erst herausfinden können, was passiert war. Er war mitten in der Trainingseinheit, die er fortführte, trotz der lauten Geräusche, die aus dem Quartier des 3. Offiziers kam. Doch als Miisho aus seinem Raum marschierte und seine Truhe hinter sich herzog, musste Renji die Übungen unterbrechen. Niemand war mehr aufmerksam. Alle Augen waren auf das Drama gerichtet, das sich dort ergab.
 

„Ich bin erst einmal aus persönlichen Gründen beurlaubt“, rief der 3. Offizier und kam auf Renji zu, der mitten auf dem Übungsplatz stand. Sein Gesicht war rot und seine Augen wild und voller Herausforderung.
 

Renji nickte Miisho zu und startete vorsichtig mit einem „Ok…“
 

Das war irgendwie die falsche Antwort, denn der 3. Offizier ließ die Truhe mit einem lauten Knall fallen. Er stand auf seinen Zehenspitzen, um in Renjis Sichtfeld zu kommen und stach mit seinem Finger zu, während er die Tirade losließ: „Du bist ein schmutziger, unanständiger Hund, Renji Abarai! Deine dreckigen Pfoten haben alles Gute dieser Division beschmutzt. Du ekelerregendes Stück Inuzuri-Müll! Das ist alles deine Schuld! Du hast die Ehre des Kommandanten geschändet, indem…“
 

Renji untebrach ihn mit einem schnellen Aufwärtshaken gegen den Kiefer, der seinen Kopf nach hinten fliegen ließ. Die Wunde auf Renjis Knöcheln ließ ihn hoffen, dass er dem Offizier irgendetwas gebrochen hatte.
 

Er griff Miisho am Uniformkragen und zog ihn zum Tor. „Ich habe keine Ahnung, was dein verfluchtes Problem ist, aber ich lass mir den Scheiß von keinem mehr gefallen, hast du mich verstanden?“ Renji öffnete das Tor, indem er den Offizier mit dem Rücken voran dagegen knallte. „Du möchtest eine Beurlaubung aus persönlichen Gründen? Versuchs doch mal aus Gesundheitlichen!“
 

Er ließ den Offizier in der Mitte der Straße liegen, doch nur lang genug, um seine Truhe zu packen. Er warf sie mit all seiner Kraft nach ihm und war seltsam erfreut, zu sehen, wie sie ihn direkt an der Brust traf. Die Kraft dahinter warf Miisho um, der gerade angefangen hatte, sich wieder aufzurichten, zurück auf den Boden, wo die Truhe aufbrach. Kleidung und persönliche Gegenstande verteilten sich überall.
 

Zu den Wachen auf seinem Weg schnaubte Renji: „3. Offizier Miisho Ōta ist ausgeschlossen. Ihr lasst ihn nicht wieder durch diese Tore, bevor er seinen Schwanz zwischen seinen Beinen eingeklemmt und eine Entschuldigung für mich hat.“
 

„Ja, Vizekommandant!“, sagten sie einstimmig.
 

Renji kam zum Übungsplatz zurück, wo ihn alle mit offenem Mund anstarrten. Doch Renjis Blick war nach oben gerichtet, wo Byakuya vor seinem Büro stand und hinunterblickte. Als sich Byakuya umdrehte und hineinging, wusste Renji, dass er herbeizitiert wurde. Er zeigte auf die 9. Offizierin. „Shimazaki, übernimm für mich. Ich muss herausfinden, was zum Teufel gerade passiert ist.“
 

Sie lachte nervös. „Wenn sie das haben, lassen sie uns es wissen, ja Vizekommandant?“
 

Er schüttelte den Kopf und trabte die Treppen hinauf. Byakuya würde ihn umbringen. Den Typen hinausprügeln, der in ihre spontane Rummach-Sitzung geplatzt war, war vermutlich nicht die beste Strategie. In der Sekunde, in der er die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann Renji: „Schau, ich hätte mich nicht so gehen lassen dürfen, aber was hätte ich tun sollen? Ihn da stehen lassen und all den abscheulichen Müll vor der ganzen Division abladen lassen sollen?“
 

Byakuya hob die Hände und schüttelte seinen Kopf. „Nein, du hast genau das getan, was ich wollte. Es wird uns nicht helfen, doch bei allen Göttern, es war unglaublich befriedigend, zuzusehen.“
 

Renji schüttelte fassungslos den Kopf. „War es das? Ich nehme das so, als hätte er dir den gleichen Kummer bereitet?“
 

Nachdem Byakuya nach einem Diener geklingelt hatte, setzte er sich schwerfällig hinter seinen Tisch. „Ich habe ebenfalls meine Beherrschung verloren“, gab er zu. „Er sagte mir, dass er denken würde, wir seien ekelerregend und würden ihn krank machen. Ich war… überrascht, wie sehr mich das getroffen hatte und ich… habe schlecht reagiert. Danach ging alles den Bach hinunter.“
 

„Ja, glaubst du?“, schnaubte Renji mit einem kleinen Lachen und kam heran, um Byakuya am Tisch Gesellschaft zu leisten. „Also… wie viel Schaden kann er anrichten?“
 

Byakuya ließ seinen Kopf in die Hände fallen. Byakuyas Arme zitterten tatsächlich bemerkbar und der Anblick davon brach Renji fast das Herz. Renji hatte ihn niemals so sichtbar besorgt gesehen. Alles, was er wollte, war über den Tisch zu springen und Byakuya in eine feste Umarmung ziehen und ihm sagen, dass alles gut werden würde.
 

Mit Mühe hielt er sich zurück. Das wäre vermutlich nun das Schlimmste, was er tun könnte. Sie waren im Büro. Das Letzte, was sie brauchten, war jemand anderes, der hereinkam und sie so sah.
 

Doch, gottverdammt, er musste zumindest seine Hand ausstrecken. Renji ließ seine Hand kurz über Byakuyas Haare streichen und drückte ihm dann fest und beruhigend die Schulter.
 

Als wäre Renjis Berührung alles, was er gebraucht hatte, fasste sich Byakuya mit einem tiefen Atemzug wieder. „Ich weiß es nicht“, gab er zu und hob seinen Kopf. Seine Hand hob sich, um Renjis Hand zu ergreifen und sie von der Schulter zu ziehen, doch er ließ sie nicht los. Stattdessen brachte er sie hinunter zum Tisch und hielt sie mit seinen beiden Händen. „Ich vermute, es kommt darauf an, wohin Miisho geht und wie einfach ihm geglaubt wird. Ich hoffe, er hält an seine Drohung fest und geht zum Generalkommandanten. Ich vermute, Yamamoto wird nur wenig Geduld für jemanden haben, der mit seinem Rang gebrochen hat, um über so eine Geringfügigkeit gegenüber dem Krieg mit Aizen zu petzen. Der Generalkommandant ist kein Narr. Er wird keine fähigen Soldaten in diesen Zeiten an das Kriegsgericht verschwenden wollen.“
 

Renji bemerkte, dass Byakuya nicht über ‚nach‘ Aizen sprach. Es war, als wäre da kein ‚nach‘. Er hatte die gleiche Resignation bei anderen gehört. Niemand schien gewillt, überhaupt zu versuchen, so weit in die Zukunft zu denken, als würden sie alle wissen, dass der aufkommende Krieg das Ende von allem sein könnte… und dass vielleicht lebend davon kommen würde.
 

Er schob den Gedanken für den Moment zur Seite und fokussierte sich auf die aktuelle Situation.
 

„Richtig, also lassen wir den 3. Offizier seine Anklage erheben und sitzen es aus“, nickte Renji, als wäre ihm der Gedanke nicht annähernd so angenehm, wie es für Byakuya schien. Aus irgendeinem Grund hallte die Szene vom Sōkyoku in seinem Kopf wieder, als er Rukia in seinen Armen hatte und Yamamoto herablassend schnaubte: „Er ist nur ein Vizekommandant. Er ist leicht entbehrlich.“
 

Entbehrlich.
 

Dann hatten sie auch noch diese leicht erschütternde Interaktion danach, als Yamamoto zustimmte, eine Bestrafung abzumessen – hart und schnell.
 

Byakuya hingegen war bereits zum nächsten Problem übergegangen. „Ja“, sagte er fest, ließ Renjis Hand los, als wolle er sagen, dass er in Ordnung war. „Wir werden einfach warten und sehen, was auf uns zukommt. Jetzt gerade müssen wir zusehen, dass unsere Division läuft, Renji. Du wirst bald gehen. Ich muss wissen, dass die Division auch ohne ihren Vizekommandanten und 3. Offizier funktioniert.“
 

„Ja, wir sind stabil aufgestellt“, versicherte Renji ihm. „Ehrlich gesagt, da waren Einige, die sich viel besser geschlagen haben, als der 3. Offizier, als die Kacke am Dampfen war. Das ist der Grund, warum ich Nanako den 4. Rang verliehen habe. Sie hat wirklich alles zusammengehalten – doppelte Schichten geschoben, Papierkram ausgefüllt, während die ganze, gottverdammte Welt gebrannt hat. Und es war noch nicht einmal ihr Verantwortungsbereich. Sie war zu der Zeit 6. Offizierin. Sie wird eine gute Vertretung für den 3. Offizier sein. Sie hätte bereits den Job, wenn es nach mir ginge.“
 

„Und sie ist in dich verliebt“, sagte Byakuya leise.
 

„Was?“
 

„Das hat Miisho gesagt“, lächelte Byakuya. „Doch ich sehe, dass die Bewunderung auf Gegenseitigkeit beruht.“
 

„Nanako ist ein guter Soldat. Ich respektiere das“, sagte Renji, auch wenn er spürte, wie die Hitze in seine Ohren stieg. Verliebt? Und wie kam es, dass der 3. Offizier das bemerkt hatte, aber er nicht?
 

„Ist sie Vizekommandanten-Material?“
 

„Uh, vielleicht“, sagte Renji, irritiert, wohin die Frage führte. „Sie hat ein starkes Shikai. Sie ist gut unter Druck. Aber… du braucht keinen neuen Vize, Kommandant.“
 

Byakuya blickte Renji ernsthaft an. Nach einem langen Moment sagte er: „Miisho liegt mit einer Sache richtig. Du solltest die Kommandantenprüfung ablegen. Es wäre besser für die Division. Es wäre besser… für uns. Würdest du nicht lieber als Kommandant in mein Bett kommen, Renji?“
 

Als Gleichgestellte.
 

Renji öffnete den Mund, doch keine Worte kamen heraus. Natürlich wollte er das… all das. Aber die Division verlassen?
 

Byakuyas Blick glitt weg, als er fort fuhr: „Doch ehrlich gesagt, ist es wahrscheinlich zu spät dafür. Wir waren töricht, an einander zu hängen, Renji. Du hättest die Gelegenheit zum Fortschritt sofort nutzen sollen, nachdem du Bankai erreicht hattest. Die Erste hat dir bereits die 5. Division angeboten. Du hättest sie nun führen können. Eine Anklage wegen Unzucht, auch wenn sie niemals formal geäußert wurde, könnte seine Chancen ruinieren, deine Glaubwürdigkeit zerstören…“
 

„Ich dachte, wir reden nicht über nach Aizen“, sagte Renji und unterbrach diese Diskussion. „Ich muss erst zurückkehren. Wir müssen alle erst zurückkehren.“
 

Das ließ Byakuya stutzen. Sein Kiefer verspannte sich kurz einen Moment und dann nickte er kurz. „Du hast natürlich Recht.“

Aio erschien, um Byakuyas Anweisung für Tee und Abendessen aufzunehmen. Sie blickte zu Renji, als wolle sie bestätigt haben, ob die Anweisung für 2 galt. Das veranlasste Renji, Byakuya anzublicken, während er wieder ansetzte. „Hör zu, ich habe die 9. Offizierin mit dem Training beauftragt. Ich werde wohl gehen müssen, um ein paar Schichten neu zu verteilen, damit wir sicher gehen können, dass wir unten abgesichert sind. Dann könnte ich zurückkommen, wenn du noch eine Weile länger bleibst?“
 

„Ja, natürlich“, sagte Byakuya. „Ich kann es heute genauso gut auch spät werden lassen. Wir sollten uns außerdem eine Strategie überlegen, wie wir mit Soi Fon umgehen.“
 

Renji stöhnte, da er sie und das Chaos mit seinem Bruder über den großen Knall mit dem 3. Offizier vergessen hatte. „Ich bin so schnell es geht zurück.“
 

Byakuya nickte entlassend und sagte Aio: „Lass das Abendessen erst einmal. Bring mir einfach viel Tee. Starken Tee.“
 

„Ja, mein Herr.“
 

Sie und Renji verbeugten sich, gleichzeitig und Byakuya stand auf, damit Renji gehen konnte. Er hielt Renji am Ärmel fest und sagte: „Es tut mir leid, dass sich die Dinge so komplett… entwirrt haben. Doch ich bereue dich nicht.“
 

Renji konnte nichts gegen das breite Grinsen machen, das auf sein Gesicht sprang, ebenso wenig wie gegen den spontanen Kuss, der folgte. „Ja, ich auch nicht.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Vorschau Kapitel 54:
Die Dinge entwirren sich weiterhin für Renji und Byakuya, während sie mit den Nebenwirkungen davon umgehen müssen, dass sie in einem intimen Moment vom 3. Offizier entdeckt worden waren… Komplett anzeigen

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