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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 47

Kapitel 47

 

Dylens Hand wurde schlapp und ihre Augen schlossen sich ganz. Sie war so kalt, als ich ihre Hand in meine genommen hatte … aber wie dumm war ich gewesen? Als ob ein Ich liebe dich ihr helfen konnte. Als ob sie dann einfach so aufwachen würde und mich anstrahlen würde.

Ich hatte sie verbluten lassen. Meine Wut, unsere Wut, hatte mich einfach alles vergessen lassen. Ich hatte einfach nur noch Hades tot gewollt, mehr nicht. Das war das einzige, an das ich denken konnte und dann … dann hatte ich die Chance gehabt. Ich hatte den Dolch, Hades im Griff und den Dolch an seinem Hals und doch hatte ich ihn nicht getötet. Weil ich Dylen gesehen hatte, wie sie auf dem kalten Boden lag und einfach so ausblutete, ohne das irgendwer etwas hätte tun können.

Ich hob ihre kalte Hand an meine Lippen und hauchte einen Kuss auf ihre Finger.

„Aiden“, flüsterte Mom und legte mir eine Hand auf die Schulter, aber darauf achtete ich nicht. Ich legte Dylens Hand auf ihren Bauch und stand auf.

„Weißt du jetzt, wie ich mich gefühlt habe?“, fauchte Hades. Er kniete auf dem Boden, die Hände auf seinem Rücken gefesselt und mit Dad und Adam an seiner Seite.

„Wir müssen ihm die gestohlene Macht wieder abnehmen“, meinte ich nur monoton und stellte mich vor Hades. „Mom?“

„Aiden, wir ...“, fing sie an, aber ich redete ihr dazwischen.

„Ihm macht das alles Spaß, da siehst du doch wohl. Er hat Derek und Dylen getötet, jetzt tu endlich, was das richtige ist und dann werden wir ihn wegschaffen.“ Sie nickte und kniete sich vor Hades hin. Dad gab ihr den Zeremoniendolch und dann fing sie an.

Erst schnitt sie Hades leicht in den Arm, nahm sich dann etwas von seinem Blut auf den Finger und malte auf den Boden eine Sigille. Dann wischte sie das Blut an der Klinge ab, hob sie an ihre Lippen und murmelte vor sich hin.

Wind kam auf und Hades warf den Kopf in den Nacken. Er schloss die Augen und dann schrie er auf. Es war ohrenbetäubend, aber das interessierte mich nicht. Ich wollte nur, dass er endlich verschwand und uns in Ruhe ließ.

Dann zitterte sein ganzer Körper und ein heller Lichtstrahl fuhr aus seiner Brust empor. Aus diesem lösten sich einzelne Kugeln, eine blau, eine grün, eine weiß, die nächste lila, eine weitere rot und die letzte war braun. Sie lösten sich von dem Strahl und flogen im Saal herum. Die grüne kam auf mich zu und versank dann in meiner Brust. Ich taumelte zwei Schritte zurück und hielt mir die Brust.

Die weiße flog zu Loona und verschwand auch in ihr. Die rote flog zu Jess, die braune zu Liliana. Und dann sah ich zu der lilanen Kugel, sie flog an mir vorbei zu Dylen. Aber das würde ihr auch nicht mehr helfen. Die letzte, die blaue, flog einen Bogen und sauste dann in Dads Brust … Derek. Seine Kraft kehrte zurück zu seinem Ursprung.

Mom sah zu Dad hoch und dann sah ich ihre Tränen. Sie rollten unaufhaltsam über ihre Wangen. Dad sah sie aber nur an und irgendwas war in seinem Blick, dass sie weiter machen ließ, denn sie sah wieder zu Hades und murmelte wieder etwas. Hades schrie noch mal auf und dann sackte sein Körper in sich zusammen. Auch Mom sackte in sich zusammen, aber bevor sie auf dem Boden ankam, kniete Dad schon neben ihr und hielt sie im Arm. Mein Blick schweifte zu Hades. Der helle Lichtstrahl hatte sich zu einer weiteren Kugel geformt, die langsam herunter schwebte. Sie hielt vor Mom und Dad an. Mom schluchzte und sah zu der Lichtkugel. Sanft strich sie über diese und schob sie dann auch in Dads Brust.

Das war es. Mom hatte Hades seine ganze Lebensenergie und auch seine ganze Macht genommen, sodass er keinen schmerzhaften tod sterben musste … oder aber auch, dass keiner von uns unseren eigenen Bruder töten musste. Was ich nicht verstehen konnte. Hades hatte auch nicht gezögert, wenn er die Gelegenheit gehabt hätte, hätte er uns alle getötet. Er verdiente keinen ehrenvollen tot.

Meine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Ich konnte nicht anders, Aiden“, hauchte Mom, aber ich sah sie nicht an. Das alles hätte erst gar nicht passieren dürfen. Und vor allem hätte ich Dylen hier raus halten sollen. Ich hätte sie nicht hier mit her bringen sollen, ich hätte sie schnell nach unten bringen sollen, in Sicherheit. Sie verstecken sollen. Ihr tot war meine Schuld, meine einzige. Ich hätte schneller reagieren sollen oder sie erst gar nicht mit Hades reden lassen sollen. Einzig und allein meine Schuld, nur weil ich durchsickern ließ, dass sie mir mehr bedeutete als alles andere auf der Welt. … sie bedeutete mir sogar noch mehr wie Daphne. Und jetzt hatte ich beide verloren.

Ich drehte mich um. Dylen lag vor mir. Ihre Haut war leichenblass und ich wusste auch, dass sie eiskalt war. Jess sah mich an.

„Tu das nicht, Aiden“, sagte sie und stand wackelnd auf.

„Lass mich in Ruhe, Jess“, sagte ich nur und ging an ihr vorbei. Doch sie umklammerte mein Handgelenk und stoppte mich so.

„Geh nicht. Bleib hier und versteck dich nicht wieder.“ Ich riss mich los und ging weiter.

Aiden, versuchte Jess es noch mal in meinem Kopf, aber ich drängte sie hinaus und ging durch die Flügeltüren des Thronsaales. In einem teleportierte ich mich herunter auf die Erde, in meine alte Wohnung. Aber ich sah nichts mehr in dieser kleinen Wohnung. Es war nur noch ein Ort, an dem ich früher mal glücklich gewesen war. Mehr nicht.

Ich packte ein paar Sachen und verließ zum letzten Mal diese Wohnung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein Monat später

 

 

Jess versuchte mich zu erreichen, aber ich blieb untergetaucht. Ich wollte keinen von ihnen sehen oder hören. Jetzt zog ich mein Ding durch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwei Monate später

 

 

Jess gab einfach nicht auf. Sie versuchte mich aufzuspüren, egal wie.

Jetzt hatte ich ein neues Handy.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vier Monate später

 

Jess hatte aufgehört mich zu suchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Acht Monate später

 

Eine neue Wohnung. Eine neue Stadt. Ein Job.

Ich war Kellner in einem Club, manchmal spielte ich auch den Rausschmeißer, aber nicht oft, weil jeder Angst vor mir hatte und sich noch nicht mal traute irgendeinen Scheiß zu machen. Ares gefiel es zwar nicht, dass ich in einem Club arbeitete, aber ich wollte nicht auf einem Zimmer rumsitzen und nichts tun. Ein neues Leben war wohl die beste Idee gewesen.

Die letzten acht Monate war ich nur umher gestreift, war nirgendwo zuhause und fühlte mich auch nie wohl. Das pendeln hatte mir geholfen über einige Sachen klar zu werden und deswegen war ich dann auch hier geblieben, um neu anzufangen.

„Hey, Großer, bringst du mir noch ein Sex on the beach?“, lächelte mich eine Blondine von der Seite an. Sie saß mit ihren vier Freundinnen in einer Sitzecke, lästerte über andere Frauen und vor allem versuchte sie schon seit geschlagenen zwei Stunden mit mir zu flirten.

„Sonst noch was?“, fragte ich.

„Hast du nicht Lust, dich was zu uns zu setzten?“

„Ich muss arbeiten“, meinte ich nur und ging ihr den Cocktail holen.

Nachdem ich einem weiteren Flirtversuch von ihr ausgewichen war, ging ich zurück zur Bar. Doch da sammelten sich einige Leute zusammen und ich hörte eine Frauenstimme aus dem ganzen Getümmel heraus.

„Lass die Finger von mir“, knurrte diese.

„Ist aber ein süßer Hintern“, meinte ein Typ. Ich räusperte mich und sofort machten alle für mich platz.

„Was ist hier los?“, fragte ich und kam in der Mitte des Kreises an.

„Aiden?“, fragte die Frau und ich sah sie direkt an. Lange braune Haare, nussbraune Augen.

„Liliana?“, fragte ich verblüfft. Sie nickte und hatte den Typen, der sie angegrabscht hatte total vergessen.

„Wir haben dich überall gesucht, aber nicht gefunden.“

„Das war der Plan“, meinte ich und ging an ihr vorbei, zu dem Typen. „Lass deine Hände bei dir, sonst schmeiß ich dich hochkant raus, verstanden?“ Der Typ grinste aber nur. Ja, so Typen gab es auch, die eben keine Angst vor mir hatten und dachten, sie hätten eine Chance gegen mich.

„Vor dir hab ich keine Angst“, meinte er nur. Ich zuckte die Schultern, packte ihn an seinem Hemd und schleifte ihn nach draußen.

„Den nicht mehr rein lassen“, meinte ich zu den Türstehern. Diese nickten und ich drehte mich einfach um. Der Typ war viel zu schwach gewesen, um überhaupt irgendetwas gegen mich auszurichten.

Drinnen kam Liliana wieder auf mich zu, aber ich ging einfach zur Bar zurück. Ich wollte nicht mit ihr reden.

„Aiden, jetzt warte mal“, meinte sie und setzte sich an die Bar. „Wo warst du? Warum ...“

„Weil ich nicht zurück kommen will, Liliana, verstehst du das nicht? Und du kannst dir auch den Atem sparen und wieder gehen. Ich werde hier bleiben“, unterbrach ich sie und drehte mich zu einem Gast um.

„Jess hat dich aber gesucht, Aiden. Sie macht sich Sorgen um dich.“

„Du hast ja jetzt gesehen, dass es mir gut geht.“ Ich mixte einen Cocktail und gab ihn dann dem Gast, dann stempelte ich die Getränkekarte ab und er verschwand.

„Aiden ...“

„Verschwinde Liliana.“

„Sie heiraten in fünf Tagen, Aiden. Jess und Adam wollen dich dabei haben.“ Ich zuckte die Schultern. „Dylen ...“

„Hör auf!“, schrie ich und sah sie aus wilden Augen an. „Geh bitte, geh einfach und lass mich in Ruhe.“ Sie schluckte, holte etwas aus ihrer Tasche und legte es auf die Theke.

„Überleg es dir.“ Damit ging sie und wurde von der Menge verschluckt.

Ich sah auf das Stück ein laminiertes Papier, was sie zurück gelassen hatte. Es war Adams und Jess Einladung zur Hochzeit.

 

WIR SAGEN JA!

 

Adam und Jessica

 

 

Wir geben uns in unserem kleinen, festlich geschmückten Garten

das Ja-Wort.

Dazu wollen wir euch herzlich einladen und freuen uns auf einen unvergesslichen Abend.

 

Zur Hochzeit ist das schenken Sitte.

Wir haben deshalb eine Bitte.

Vom kleinen Löffel bis zum Bett

ist unser Hausstand schon komplett.

Für diesen alten Brauch

da tut´s was für´s Sparschwein auch.

 

 

Neben dem Text war noch ein Bild von zwei Händen, mit Ringen. Ich erkannte beide Hände sofort. Es waren Jess und Adams Hände.

Wir sollten hin gehen, meinte Ares in meinem Kopf.

Ich will nicht mehr zurück.

Sie heiraten, Aiden.

Wütend nahm ich mir die Einladung und steckte sie mir in die Gesäßtasche. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. 



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