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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 29

Kapitel 29

 

Drei Stunden waren wir jetzt unterwegs. Drei Stunden mit Derek in einem engen Raum. Wir redeten auch, aber nicht viel. Ich wusste einfach nicht, worüber ich mit Derek reden sollte. Er würde eh einen Weg finden, um mir das mit Aiden unter die Nase zu reiben, oder mir zu sagen, dass ich sein Eigentum war und DAS wollte ich nicht hören.

Wir waren erst zu der Adresse gefahren, die Aiden Derek gegeben hatte, aber wie dieser schon vermutet hatte, waren Jessica und Adam schon längst wieder umgezogen. Derek und ich hatten Glück, denn der Vermieter hatte Adams neue Adresse. Allerdings war der Vermieter sehr perplex gewesen, weil wir ihn nach Adam gefragt hatten.

„Ich kann euch zwar sagen, wo er hingezogen ist, aber ihr werdet ihn dort nicht antreffen. Ich habe von einem Unfall gehört, bei dem er und seine Freundin ums leben gekommen seien“, hatte der Mann gesagt und uns die Adresse aufgeschrieben. Klar, mussten Adam und Jessica verschleiern wo sie hin wollten. Sie konnten ja nicht einfach mit Leuten in Kontakt bleiben, die merken würden, dass sie nicht mehr altern.

„Meinst du wirklich wir finden sie dort?“, fragte ich Derek und nahm einen Schluck aus unserer Wasserflasche. „Aiden meinte, er habe Adam seit 80 Jahren nicht mehr gesehen.“

„Wenn er da nicht ist, dann müssen wir eben weiter fragen, anders kommen wir an Adam nicht ran.“

„Hattest du auch keinen Kontakt zu ihm?“

„Noch länger wie Aiden. Adam und ich … wir kommen zwar mit einander aus, aber wir streiten oft.“

„Das tust du auch mit Aiden“, murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Das ist was anderes. Aiden und ich waren früher unzertrennlich.“ Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn an.

„Im Ernst? Wie kommt es dann, das du so geworden bist?“

„Ich? Aiden hat sich von allen abgewandt. Am Anfang war er schlimm, Mutter und Vater hatten nicht gewusst, wie sie mit ihm umgehen sollten. Er repräsentierte etwas, was man nicht kontrollieren konnte.“ Derek machte eine Pause, um auf die Ausfahrtspur zu wechseln. Aiden repräsentierte etwas, was man nicht kontrollieren konnte? Meinte Derek damit den Gott in ihm? … nicht kontrollierbar? Gott? … Hades! Das ist doch nicht euer Ernst. Aiden soll Hades sein? Das kann nicht sein, das durfte nicht sein. „Irgendwann hat er sich dann verändert. Wir haben geredet und er kam wieder auf die richtige Bahn. Als Gott kannst du dich schon mal vergessen“, sprach Derek weiter und holte mich so aus meinem Schock heraus.

„Hatte er noch mal einen Rückfall?“

„Öfter.“ Derek zuckte mit den Schultern. „Trotzdem war er immer mein Bruder und wird es auch bleiben.“

„So verhältst du dich aber nicht.“

„Das ist eine andere Sache, Dylen. Bei einer Frau kann man nicht spaßen, das ist ernst.“

Derek nahm die Ausfahrt und fuhr in eine kleine Stadt.

„Ist es noch weit?“, wechselte ich das Thema. Wenn Derek über mich redete, konnte er sehr temperamentvoll werden und ich hatte keine Lust zu streiten.

„Nein.“ Derek bog links ab, dann rechts, wieder rechts und immer so weiter, bis wir mitten in der kleinen Stadt waren. Lange blieben wir aber nicht auf der Hauptstraße. Derek manövrierte das Auto durch kleine Straßen, bis wir in eine Sackgasse fuhren, an dessen Ende ein kleines Häuschen auf uns wartete. Generell standen in dieser Straße nur kleine niedliche Häuser. Einfamilienhäuser, nahm ich mal an. Derek parkte das Auto vor dem letzten Haus und schnallte sich ab.

Das Haus war niedlich und sah ziemlich klein aus. Es war von außen gelb angestrichen und hatte ein rotes Ziegeldach. Ein schönes Haus um eine Familie zu gründen.

„Das?“, fragte ich und sah Derek an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Gott in so einem kleinen niedlichen Haus wohnen würde. Da war die kleine Einzimmerwohnung von Aiden eher was. Oder halt ein riesiges Schloss … aber ich meine, jedem das seine, oder?

Wir stiegen aus und gingen durch ein kleines weißes Gartentörchen, was die Straße von einem hübschen Vorgarten trennte. Überall blühten Blumen und ein zwei Apfelbäume standen auch hier. Ich war noch fasziniert von dem Vorgarten, als Derek schon die Veranda herauf ging und klingelte. Als ich dann auch neben ihm stand, hörten wir jemanden rufen und dann ging auch schon die Türe auf. Mir stockte der Atmen und ich musste unseren Gegenüber anstarren.

„Aiden?“, hauchte ich und konnte meinen Augen nicht trauen. Die gleiche Größe, Muskeln, die gleichen braunen Haare, die überall abstanden, das gleiche markante Kinn, das gleiche hübsche Gesicht … aber die Narbe. Die Narbe über seinen Augen war weg, das konnte nicht sein. Mein Blick wanderte zu seinen Augen. Blaue Augen? Nein, Aiden hatte dunkelgrüne Augen. Das war nicht Aiden … das war …

„Derek? Was machst du denn hier?“, sprach das Aiden Imitat, aber nicht mit Aidens rauen, aber melodischen Stimme. Nein, der Mann vor mir hatte eine dunkle Stimme, ein angenehmer Bariton.

„Wir haben euch gesucht“, meinte Derek und nahm die dargebotene Hand an.

„Kommt rein.“ Derek packte mich am Arm und zog mich mit. Ich verstand gar nichts mehr, mein Hirn weigerte sich einfach eins und eins zusammen zuzählen.

„Schatz, wer war den an der ...“, ertönte eine sanfte und ruhige Stimme. Dieses Aiden-Imitat hatte uns in ein Wohnzimmer geführt, das sehr gemütlich wirkte. In der einen Ecke war ein kleiner Tisch mit zwei Sesseln, in der Mitte stand ein großes Ecksofa, das wie ein U aussah, davor ein großer Fernseher. Dann gab es noch Sideborads und Schränke, wo allerlei persönlicher Sachen standen. Fotos, Bücher, Blumen. Vom Wohnzimmer führte eine Treppe in den ersten Stock, eine Glastür an einer Fensterfront zum Garten und eine Türe – die ausgehangen war – in die Küche. Und genau in dieser Türe stand eine wunderschöne Frau mit langen hellblonden Haaren, die ihr über die Schulter fielen. Ich wette, sie gingen ihr bis zum Hintern. Jetzt wusste ich mit Sicherheit, das dieser Mann nicht Aiden sein könnte … Aiden hätte mich nie geküsst oder gar mit mir geschlafen, wenn er eine Frau oder Freundin gehabt hätte … so schätzte ich ihn nicht ein.

Die fehlenden Narben sprechen auch Bände.

Jaja, ich weiß. Lass mich doch.

„Derek“, sagte die Frau überrascht. Sie kannten sich?

Jaha! Darf dein Hirn dir endlich sagen, wer dein Aiden-Imitat ist? Meine Güte!

Lass mich doch! Keiner hat mir gesagt, dass Aiden einen Zwillingsbruder hat … ich meine in den Geschichtsbüchern steht nicht …

Wer weiß, vielleicht können sie ihr Äußeres ja auch verändern. Sind als Götter anders aufgetreten als sie eigentlich aussehen.

Darüber wollte ich jetzt nicht weiter nachdenken. Lieber sah ich mir die Frau genauer an, die sich die Hände an einer Schürze abputze, die sie um die Hüfte trug. Darunter hatte sie Jeans und T-Shirt an. Ganz normal eben. Ihre Haut war blass und genau deswegen wusste ich genau, was sie war. Sie war eine Nymphe. Zwar wusste ich nicht, welche Art von Nymphe, aber sie waren von Natur aus, blasser. Aber das machte bei ihr gar nichts, sie sah wunderschön aus.

„Was tust du hier, Bruder?“, lenkte das Aiden-Imitat meine Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings hielt das nicht lange, weil die Frau leise kicherte und ich sie wieder ansehen musste. Warum kicherte sie denn?

„Wir trommeln alle Brüder zusammen“, antworte Derek und legte mir eine Hand auf den Rücken, um mich dann zu dem Sofa zu drücken.

„Willst du uns nicht erst vorstellen?“, fragte die Frau.

„Stimmt“, murmelte Derek. „Also das hier ist Dylen O´Conner. Dylen, das ist mein Bruder Adam und seine Freundin Jessica“, stellte Derek uns alle vor. Jessica kam sofort auf mich zu und nahm meine Hand.

„Schön mal eine andere Göttin kennen zu lernen, die sich mit diesen Idioten herum schlagen muss“, grinste sie mich an. Oh ja, Idioten konnte sie laut sagen. Ihr Lächeln wurde größer und ich bewunderte strahlend weiße Zähne. Jessica war vielleicht ein Kopf kleiner wie ich. Und ich muss sagen, ich war eigentlich sehr stolz auf meine 1,75. Ich musterte Jessica weiter. Ihr Gesicht hatte keine Makel. Sie hatte eine kleine Stupsnase, volle Lippen, sanfte Wangenknochen und wunderschöne hellgrüne Augen.

„Ja, freut mich auch“, entgegnete ich.

„Setzt euch, ich mache gerade Tee. Wollt ihr auch welchen?“ Sie ging wieder Richtung Küche. Ich bejate, aber Derek meinte, er habe keinen Durst. Wir nahmen auf dem Großen Sofa platz, sodass wir uns gegenüber saßen. Adam auf der einen Seite, Derek und ich auf der anderen.

„Geht es um die Morde und verschwinden von anderen Wesen und Menschen?“, knüpfte Adam an seine Frage an. Als er vor mir gestanden hatte, hatte ich wirklich gedacht, dass er Aiden sei, aber jetzt … jetzt dachte ich das kein bisschen mehr. Die zwei sahen zwar gleich aus, aber sie waren von Grundauf verschieden. Wo Aiden gewaltvoll und roh war, war Adam elegant und auf eine beherrschende Art sanft. Aiden war der Krieger und Adam der Herrscher. Anders konnte man es nicht beschreiben.

„Ja. Die Dämonen reißen alles an sich. Aiden und ich sind erst vor ein paar Tagen von einem gemischten Haufen von Wesen angegriffen worden. Sie waren besessen“, erklärte Derek.

„Besessen sagst du?“, fragte Jessicas sanfte Stimme und kam mit einem Tablett wieder ins Wohnzimmer. Sie stellte es auf den kleinen Tisch vor uns und setzte sich neben Adam. „Ich bin erst gestern so jemanden begegnet. In der Stadt. Ich war einkaufen und da war diese Fee. Ihre Gedanken waren so mörderisch und so hasserfüllt. Feen sind nicht voller Hass. Sie sind friedliche Wesen. Ich hatte schon zu Adam gesagt, das da was nicht stimmt.“ Gedanken? Konnte sie etwa Gedanken lesen? „Ja, das kann ich“, lächelte sie mich an und gab mir eine Tasse voll Tee. „Allerdings kann ich es kontrollieren, wenn ich etwas nicht hören möchte, dann höre ich auch nicht. In der Stadt ist das so eine Sache, da streife ich einfach umher und dann kann es passieren, dass ich Gedanken mitbekomme.“

„Kann ich auch so was?“ Ich war total verblüfft, keiner hatte mir gesagt, dass wir irgendwelche Fähigkeiten hatten.

„Keine Ahnung.“ Sie lächelte entschuldigend.

„Wir haben es erst bei Jess herausgefunden“, erklärte Adam mir. „Sie konnte von Anfang an Gedankenlesen und daher nehmen wir an, dass jede Göttin ihre eigene Fähigkeit hat.“ Ich nickte.

„Ich kann keine Gedanken lesen.“

„Du hast bestimmt etwas anderes, keine Sorge. Das finden wir schon heraus“, meinte Jessica. Und jetzt begriff ich auch, warum sie eben gekichert hatte. Aiden-Imitation. „Ja, genau deswegen. Ich muss sagen, dass ich das gleiche von Aiden dachte, als ich ihn vor 85 Jahren kennengelernt hatte. Er war für mich eine Adam-Imitation“, zwinkerte sie mir zu. Ich wurde leicht rot und nahm einen Schluck von dem Tee. Es war ein leichter Früchtetee, Himbeere und Brombeere. Richtig lecker.

„Warum ist Aiden nicht gekommen?“, fragte Adam und lehnte sich zurück. Jessica schlug ihn aufs Bein.

„Sei nicht so unhöflich. Bruder ist Bruder“, mahnte sie ihn.

„Es war doch nicht böse gemeint. Ich hab mich nur gewundert.“ Sie kniff ihn in den Oberschenkel und sofort musste ich an Aiden denken. Das Gespräch von ihm und mir, als wir in seinem Auto gesessen hatten, um Adam und Jess zu finden. Als ich ihn über seine Brüder ausgefragt hatte und er Witze gemacht hatte. Ich hatte ihn genauso in den Oberschenkel gekniffen, wie Jess es bei Adam tat.

„So und wen habt ihr schon alles gefunden?“, fragte Adam, um wieder zum Thema zu kommen.

„Erst euch. Aiden und ich hatten uns getrennt. Ich war auf dem halben Weg zu Seth und Dylen und Aiden wollten zu euch“, erzählte Derek.

„Ihr hattet einen Unfall?“, rief Jess aus und sah mich besorgt an, aber dann sah sie blitzschnell zu Derek. Ihre hellgrünen Augen weiteten sich. „Derek!“

„Halt dich aus meinem Kopf raus, Jess“, beschwerte dieser sich. Was … was war denn jetzt los … aber da wusste ich es schon. Er hatte an Aiden gedacht, an unsere Verbindung und an Aidens Verrat. Ich wollte nicht wissen, was Derek von Aiden dachte, aber nach der Reaktion von Jess zu urteilen, war es nichts nettes.

„Tut mir leid, wenn du so etwas denkst, kann ich nichts anderes tun, als zuhören.“

„Wie wäre es, wenn Dylen und du nach draußen geht“, schlug Adam vor und legte eine Hand auf Jessicas Bein. Sie seufzte und starrte Derek böse an.

„Egal, wie sauer du auf ihn bist, das du so darauf bestanden hast, dass er bestraft wird hätte ich nie von dir gedacht.“ Sie stand auf und ging auf die Fensterfront zu. „Dylen kommst du?“ Ich senkte den Kopf und folgte ihr nach draußen in den Garten.

Dieser war genauso schön, wie der Vorgarten. Ein kleiner Teich war mitten im Garten und auch etliche Springbrunnen standen herum.

„Adam liebt Wasser, aber das weißt du sicher bereits“, meinte Jess und steuerte auf eine Hollywoodschaukel zu, die an dem Teich stand. Ich folgte ihr und setzte mich neben sie.

„Ich weiß, wie das für dich aussehen muss“, fing ich an zu erklären. Irgendwie wollte ich ihr erklären, was da zwischen Derek, Aiden und mir lief.

„Das brauchst du mir nicht erklären. Ich hab es in deinen Gedanken gelesen und ich habe auch in Dereks Gedanken gelesen.“

„Aber ...“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte mich an.

„Tut mir leid, ich wollte nicht schnüffeln. Ab jetzt zeihe ich mich zurück.“ Das war es nicht. Ich fand es nicht unangenehm, dass sie in meinen Gedanken las. Weil ich einfach nicht wusste, wie ich diese ganzen Gefühle erklären sollte. Es war einfacher, wenn jemand in mich hinein horchen konnte. „Ich war nur so aufgeregt, als ich Dereks Gedanken angestupst hatte und herausgefunden habe, dass du seine „Seelenverwandte“ bist.“

Seelenverwandte … das war so ein hartes Wort, so endgültig. Vor allem mit Derek im Zusammenhang.

„Ich weiß nicht, ob ich das wirklich bin.“

„Er hat dir wirklich wehgetan, das tut mir leid.“

„Ja, hat er und ich weiß nicht, ob ich ihm je wieder vertrauen kann, ihn wieder lieben kann.“ Es war komisch. Ich kannte Jess jetzt wie viele Minuten? Und schon saß ich hier und schüttete ihr mein Herz aus. Ich hatte mich ihr verbunden gefühlt. Wir teilten das gleiche Schicksal. Es war, wie eine lang verschwundene Freundin wiederzutreffen.

„Als wären wir irgendwie verbunden“, nickte Jess und lächelte mich an. „Ich hab noch keine andere Göttin getroffen. Außer Dragana und Loona natürlich, aber keine, die sich mit diesen sturen Göttern herumschlagen muss. Es ist komisch oder?“ Ich nickte, lächelte aber.

„Und doch fühlt es sich richtig an“, meinte ich … und doch wird es nicht lange andauern. Ich hatte meine Entscheidung getroffen und wenn das hier vorbei war, wenn wir es geschafft hatten das Böse zu vernichten, dann würde ich in mein Leben zurück kehren und keinen Unsterblichen mehr an mich heran lassen.

„Kann ich dich etwas fragen?“, fragte Jessica und sah auf den Teich. Ich sah sie an und nickte.

„Klar.“

„Das was du für Aiden empfindest, meinst du, dass ist echt? Ich meine, fühlt es sich richtig und sicher an? Oder findest du ihn einfach nur anziehend?“ Ich blinzelte und sah langsam zum Teich. Das war eine gute Frage. Klar, war da eine Spannung zwischen Aiden und mir und ja, diese Spannung war auf einer Intimen Spur. Aber es war nicht nur das, was mich an ihm reizte. In seiner Nähe fühlte ich mich zuhause, als gehörte ich genau dahin.

„Ja, fühlt es sich“, murmelte ich. „Es ist, als wäre er schon immer da gewesen.“

 

 

Jessica und ich unterhielten uns noch eine Weile weiter. Aber wir verloren kein Wort mehr über Aiden, Derek und mich. Sie erzählte mir, dass sie eine Meernymphe sei. Eine Nereiden um es genau zu sagen, eine sogenannte Nymphe des Mittelmeeres. Und genau da hatte sie Adam vor 85 Jahren kennengelernt, in Italien an der Küste. Sie waren beim Surfen aneinander geraten. Jess hatte mir erzählt, dass sie ihn sofort als einen Unsterblichen erkannt hatte, was ja nicht so schwer war und sich aber dann verboten hatte, in seinem Kopf herum zuschnüffeln. Sie hatten sich ein bisschen geärgert und dann hatte Adam sie zum Essen eingeladen. Es war eine kleine süße Geschichte, die mir ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert hatte. Ich hatte Jess nicht von Derek und mir erzählen brauchen, denn sie hatte es schon in seinen und auch in meinen Gedanken gelesen. Was mir nichts ausgemacht hatte. Wenn ich das alles wieder in Worte hätte fassen müssen, hätte ich das glaube ich nicht geschafft. Seit das alles passiert war, war ich einfach nur noch ein Nervenbündel und bei jeder Gelegenheit könnte ich weinen. Aber ich riss mich zusammen. Die Jungs brauchten den harten und starken Wolf in mir und das wollte ich ihnen auch geben.

Als wir wieder ins Wohnzimmer kamen, redeten Adam und Derek über Seth.

„Dort wirst du ihn nicht mehr finden“, meinte Adam. „Er ist weg gezogen. Ein bisschen weiter von hier.“

„Redet ihr von Seth?“, fragte Jess, worauf Adam nur nickte. „Er kommt ein Mal im Monat zum Essen.“

„Warum hat er sich nicht bei mir gemeldet?“, fragte Derek und war sichtlich gekränkt.

„Seth hatte Probleme mit Dämonen und du kennst ihn ja, er verschwindet lieber, als sich mit Dämonen zu befassen“, erklärte Adam. „Sie haben sein Haus in brannt gesteckt und dabei ist sein Handy drauf gegangen.“

„Wisst ihr, was ich nicht verstehe, warum ihr dann nicht einfach zu Dragana gegangen seid, um Bescheid zu sagen“, meinte ich. Dann hätten wir dieses ganze Gesuche nicht. Jess kicherte.

„Süße, diese Typen hier wollen nach Jahrhunderte langer Anpreisung auch mal alleine sein“, meinte sie.

„Es war nicht immer leicht ein Gott zu sein“, stimmte Derek zu. Seufzend setzte ich mich neben ihn. Wie selbstverständlich legte Derek seine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich drückte seine Hand weg und legte meine Hände auf meine Oberschenkel, damit er seine nicht mehr darauf legen konnte.

„Also wisst ihr, wo Seth ist?“, fragte ich. Adam nickte.

„Ich kann ihn anrufen, dann kann er zu Mutter kommen.“

„Das ist gut, also müssen wir nur noch Darien finden.“

„Das wird am schwersten“, murmelte Derek.

„Vielleicht weiß Seth etwas“, hatte ich die Hoffnung, doch Adam und Derek zuckten nur die Schultern. Super Einstellung, Jungs.

„Also das heißt, wir gehen hoch zu deiner Mutter?“, fragte Jess und wirkte ein bisschen nervös. Ich sah sie fragend an, aber Jess lächelte nur. „Na ja, sie wartet darauf, dass Adam und ich endlich heiraten. Hehe.“ Ich musste lachen und hielt mir die Hand vor den Mund.

„Das klingt so nach Dragana.“

„Ja, ich glaube, deswegen versteckt Adam sich auch.“ Sie kicherte und küsste Adam dann auf die Wange. „Dann gehe ich mal was packen. Ich denke nicht, dass wir so schnell wieder nach Hause kommen, oder Schatz?“

„Wohl eher weniger“, meinte dieser und stand auf. „Ist das okay, wenn wir euch kurz alleine lassen?“ Derek und ich nickten und die beiden verschwanden in den ersten Stock.

„Worüber habt ihr zwei geredet?“, fragte Derek mich sofort und legte seine Hand auf meine. Ich drückte seine Hand allerdings wieder weg und setzte mich etwas weiter von ihm weg.

„Jess hat mir erzählt, wie sie Adam kennengelernt hat“, meinte ich nur.

„Ihr habt euch von Anfang an gut verstanden, hatte ich das Gefühl.“ Ich nickte.

„Ja, sie ist super.“

„Vielleicht können wir ja hier her ziehen, wenn das alles vorbei ist.“ Sofort starrte ich Derek an.

„Ist das dein Ernst? Willst du echt wieder davon anfangen?“

„Ich? Ich wollte ein normales Gespräch mit dir führen, mehr nicht, Dylen. Ich mache mir Sorgen um dich und ich wünsche mir wirklich, dass du endlich auf hörst, mich die ganze Zeit von dir zu schieben.“ Er kam wieder etwas näher, aber ich stand auf.

„Bitte Derek. Ich möchte nicht angefasst werden.“ Kaum hatte ich es ausgesprochen, wurde Dereks Verhalten kälter.

„Gefällt dir nicht, wie ich aussehe? Brauchst du Narben und Verletzungen, um dich einem Mann nahe zu fühlen?“ Ich blinzelte und starrte ihn mit offenem Mund an. „Ich weiß, dass Aiden irgendetwas mit dir gemacht hat.“

„Bitte was?“ Hatte er das gerade wirklich gesagt? Hatte er wirklich gesagt, dass Aiden etwas mit mir gemacht hatte? „Geht es dir noch gut? Aiden hat nichts mit mir gemacht. Alles was da zwischen uns war, war echt, Derek.“

„Aber da darf nichts sein.“ Das gab mir den Rest. Da darf nichts sein?

„Ist das dein Ernst? Wie oft muss ich dir noch sagen, dass ich dich nicht mehr liebe, Derek?“

„Das kommt wieder, Dylen. Ich weiß, dass es nicht korrekt war, dich einfach so zu verlassen.“

„Nicht korrekt? Du hast mir das Herz gebrochen, Derek! Sowas kannst du nicht wieder gut machen.“

„Du gibst mir ja gar keine Chance“, rief er und stand auch auf.

„Wie könnte ich auch, wenn du auf einmal wieder auftauchst und mich sofort wieder ins Bett schleifst? Du hast mich nicht gefragt, was ich will. Du hast mich nicht gefragt, wie es mir ergangen ist.“

„Weil ich es nicht brauchte. Du gehörst zu mir, Dylen. Wir gehören zueinander, das wirst du auch noch merken.“ Er packte mich am Handgelenk und zog mich an sich. Ich wehrte mich und legte meine Hände auf seine Brust, um mich weg zu drücken, aber Derek war stärker wie ich. Er presste seine Lippen gegen meine und genau das war der Moment, als es mir reichte. Ich stieß ihn mit aller Kraft von mir und rannte zur Haustüre. „Dylen!“, rief er mir nach, aber ich blieb nicht stehen. Leise Tränen rannen mir über die Wange. Dieser Dummkopf, wie konnte er nur so mit mir umspringen? Sah er nicht, dass er mir damit nur weh tat?

Ich hörte Derek, wie er mir nach schrie, ich solle stehen bleiben, aber ich hörte nicht auf ihn. Ich wollte einfach nur weg und genau das tat meine Beine auch. Sie brachten mich fort von diesem Haus, weg von Derek. Ich lief die Straße zurück und bog dann ab. Ich wusste nicht, wo ich war oder wo ich hinwollte. Das einzige was in meinem Kopf war: weg!

Ich kam an der Hauptstraße an, lief aber weiter immer weiter bis in einen kleinen Park, wo ich mich gegen einen Baum lehnte. Derek war nicht hinter mir, ich hatte ihn irgendwie abgehängt.

Keuchend legte ich meinen Kopf zurück und schloss die Augen. Als Wolf wäre ich schneller gewesen und wäre nicht so außer Atem … aber meine Sachen waren noch im Auto und zum ausziehen hatte ich einfach keine Zeit gehabt.

„Vor wem bist du denn weg gelaufen?“ Augenblicklich öffnete ich die Augen. Diese Stimme! Ich kannte diese Stimme nur zu gut.

„Bec“, hauchte ich und starrte meinen Gegenüber an. Er war es wirklich, aber was machte er hier? Er grinste mich an und kam ein paar Schritte weiter auf mich zu. „Was tust du hier? Ich wusste gar nicht, dass du weg wolltest.“ Irgendwas stimmte hier nicht.

„Ich bin wegen dir hier, Dylen.“ Wegen mir? Das war nicht gut … aber es war zu spät. Blitzschnell packte Bec mich und presste mich an sich, sodass ich mit dem Rücken zu ihm stand. Da sah ich, dass Dämonen auf uns zukamen. Sie grinsten, aber als ich um Hilfe schreien wollte, drückte Bec mir ein Tuch über den Mund und die Nase. Es war mit Chloroform getränkt, was ich aber zu spät bemerkte und schon eingeatmet hatte. „Schlaf schön, süße Dylen“, flüsterte Bec mir ins Ohr.

„Aiden“, hauchte ich, aber ein ganz anderer Name ging mir durch den Kopf.

Ares!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miena
2015-09-29T08:47:42+00:00 29.09.2015 10:47
Oh nein! :(
Nicht Dylen! ... boah, ich könnte Derek erwürgen! >.<
Hoffentlich findet Aiden diese Schweine! :'(
Bin gespannt wie es weiter geht. :)

Lg,
Miena
Antwort von:  Ten-nii-san
29.09.2015 16:21
Muhaha mal sehen. :-D


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