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Die Unsterblichen und ich

von

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Kapitel 13

Kapitel 13

 

Das Bad hatte mir schon gut getan. Ich war viel entspannter und ich hatte für eine kurze Zeit ausspannen können, auch wenn Loona und Dragana mich ausgefragt hatten. Ich nahm ihnen das nicht übel. So wie es aussah, brachten die Jungs nicht oft Frauen mit. Obwohl ich mir das gar nicht vorstellen konnte. Auch wenn ich nur Derek und Aiden kannte, war ich mir doch sicher, dass die anderen drei genauso waren wie sie. Ihnen liefen die Frauen doch in Scharen hinter her. Und doch bekam Dragana diese Massen bestimmt nicht mit, weil die Jungs nur unten auf der Erde ihr Unwesen trieben. Um ehrlich zu sein, würde ich – wenn ich so viele Bettgeschichten hätte – auch nicht jeden meinen Eltern vorstellen.

Jetzt nach dem ganzen Entspannen hatte Loona mich in ein Zimmer gebracht, wo auch schon meine Tasche gestanden hatte. Ich hatte erst gedacht, dass es Dereks Zimmer sei, aber hier standen keine Persönlichen Sachen. Kein Foto gar nichts. Erst hatte ich erleichtert ausgeatmet, aber dann kam der Schrecken, dass er vielleicht gar keine Fotos besaß. Aber nach einem Blick in den Kleiderschrank war ich wieder beruhigter. Besagter war nämlich leer. Ich wollte nunmal nicht zusammen mit ihm in einem Zimmer schlafen. Das alles war einfach noch Neuland für mich und vor allem, graute es mir wirklich davor mich mit Derek einzulassen.

Seufzend zog ich mir mein T-Shirt über den Kopf und schlüpfte dann in meine Chucks. Eben war mir aufgefallen, dass ich die falschen Sachen eingepackt hatte. Ich war hier bei der Göttin schlecht hin und trage Jeans und T-Shirt … armselig. Aber was konnte ich jetzt schon daran ändern? Gar nichts, also ließ ich es dabei. Nachdem dann auch meine Schuhe zugeschnürt waren ging ich langsam aus dem großen Schlafgemach hinaus und stand wieder in dem langen Gang, allerdings eine Etage höher. Loona hatte mir erzählt, dass es im Erdgeschoss nur der Thronsaal, ein kleinerer Ballsaal, ein Speisesaal und die Küche befand, mehr nicht. Unten im Keller gab es einmal den Ost- und Westflügel. Im Westflügel war ich mit Dragana und Loona gewesen, wo dieses unglaubliche Bad war. Außerdem hatten sich die Jungs, als sie größer geworden waren, ein Fitnessstudio eingerichtet. Zudem gab es noch eine kleine Bibliothek. Über den Ostflügel hatte sie nicht mit mir reden wollen. Und genau deswegen hatte ich eine kleine Ahnung, was da sein könnte. Ich meine, dass hier war ein Schloss und Dragana lebte schon lange und wer weiß, was früher hier gewesen war. Ich wette, dort waren Kerker. Und die musste ich wirklich nicht sehen.

Hier im ersten Stock gab es nur Gemächer. Von klein bis mittel bis groß und jedes Zimmer hatte noch ein Badezimmer. Wie Dragana schon sagte, ein bisschen Luxus muss auch sein.

Ich ging die große Treppe hinunter zum Erdgeschoss, wo ich dann erst einmal nach links und rechts schauen musste, wo ich überhaupt lang musste. Aber da erkannte ich eines der Bilder, die ich mir angesehen hatte, als ich mit Loona und Dragana zu den riesigen Bad gegangen war. Mit schnellen Schritten war ich bei diesem Bild und sah es mir noch einmal an. Es war nicht so ein Krikelkrackel, es sah schon nach etwas aus. In der Mitte war eine kleine Insel mit zwei Palmen, wo eine Hängematte gespannt war. Rechts und links an der Insel war Wasser und oben rechts in der Ecke, war die Sonne.

„Wunschdenken eines kleinen Kindes“, ertönte hinter mir eine Stimme, die mir seit den letzten Tagen sehr bekannt geworden war. Seine dunkle Stimme war einfach unverkennbar. Aiden.

„Ich hätte nie gedacht, dass du alleine auf eine Einsame Insel fliehen würdest.“

„Als Kind weiß man nie, wie man später wird.“ Ich sah neben mich. Aiden stand recht nah neben mir. Wenn ich mich ein bisschen zu ihm lehnen würde, dann würden sich unsere Arme berühren. Es wäre so einfach, mich einfach an ihn zu lehnen, aber ich tat es nicht. Stattdessen musterte ich ihn. Er trug eine schwarze Jeans und eine schwarze Tunika mit einem V-Ausschnitt. Dieser war mit goldenen Ranken faziert. Er sah richtig gut aus.

„Aber das Kind bleibt doch in einem“, meinte ich und sah wieder auf das Bild. Es sah so fröhlich aus, das genaue Gegenteil von Aiden. Er hatte einen grimmigen Gesichtsausdruck und auch seine Körperhaltung war verschlossen.

„Es ist viel zu viel passiert.“ Wie von selbst bewegte sich meine Hand und legte sich auf seine Schulter. Aiden sah zu dieser und dann mir ins Gesicht. Er sagte kein Wort, nahm meine Hand nur in seine und löste meinen Griff von seiner Schulter. Dann ließ er meine Hand los und ging an mir vorbei. Jedes Kribbeln, was ich gestern gespürt hatte, als er mich geküsst hatte, war dahin. Er stellte auf unnahbar und ließ niemanden an sich heran.

Was war nur mit ihm passiert?

Leise folgte ich ihm bis wir zum Thronsaal gelangten. Aiden machte die Türen auf und ließ mich zuerst eintreten. Dragana saß wieder auf ihrem Thron. Sie trug wieder das Kleid von eben und hatte die Beine überschlagen. Links neben ihr stand Loona und rechts stand ein Mann, den ich noch nicht kannte, aber das machte auch nichts. Sobald ich ihn sah, wusste ich genau, wer er war. Er war Draganas Mann, der Gott aller Götter oder besser bekannt als Zeus. Er war fast genauso, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Groß, voller Muskeln und schön, allerdings sah man ihm seine Jahre auch etwas an. Es waren keine Falten in seinem Gesicht, aber man sah, dass er schon sehr alt war. Was ich mir allerdings nicht so vorgestellt hatte, waren seine Haare. Wenn ich an den Gott aller Götter dachte, sah ich weiße lange Haare, die einfach so herunter fielen, aber was er da auf seinem Kopf hatte, war ein bisschen … unvorstellbar. Er hatte Dreadlocks. Rabenschwarze Dreadlocks. Allerdings sahen sie nicht ungepflegt aus, es sah ziemlich gut aus.

„Er hat sich nicht daran gehalten“, holte mich Dereks Stimme aus dem Staunen. Ich sah zu ihm, da er direkt vor uns und dem Thron stand. Er trug genauso wie Aiden eine Tunika, allerdings war seine weiß. Aiden und ich traten neben ihn.

„Worum geht es?“, fragte Aiden mit einer monotonen Stimme.

„Das weißt du ganz genau“, schnauzte Derek ihn an. Mir wurde sofort schlecht. Ging es wieder um den Kuss? Wie konnte er nur die ganze Zeit darauf herumreiten?

„Derek, meinst du nicht, dass du ein bisschen ...“, fing ich an, aber Derek hob die Hand, damit ich still wurde und redete mir auch noch hinein.

„Du hältst dich daraus“, befahl er mir. Bitte was? Wie redete er denn mit mir? Meint er, nur weil seine Mutter behauptet, dass wir zwei zusammen gehörten, ich mich ihm unterordnete?

„Wie redest du mit mir?“, herrschte ich ihn an.

„Sei einfach still.“ Mir klappte die Kinnlade herunter. Das war echt die Krönung.

„Weißt du worum es geht, Aiden?“, meldete sich jetzt auch Zeus zu Wort und sofort waren alle still. Seine Stimme und die Wucht dahinter haute mich einfach um. Ich starrte diesen Mann einfach nur an und musste mich anstrengen, dass mir meine Kinnlade nicht herunter viel. Seine Stimme war hart, stark, dunkel und sowas von rau … unglaublich.

„Ja, weiß ich, Vater“, meinte Aiden und neigte den Kopf zu einer leichten Verbeugung.

„Willst du uns erklären, was passiert ist und warum dein Bruder so außer sich ist?“ Aiden ballte eine Hand zur Faust und sah dann seinen Vater unverwandt an.

„Mit dem Wissen, dass Dylen Dereks Seelenverwandte ist, habe ich sie geküsst.“ Meine Augen weiteten sich und ich wurde stock steif. Ach du Scheiße, was geht denn hier ab?

„Etwas zu deiner Verteidigung?“

„Nein.“

„Derek?“

„Sein Geruch war an ihrem ganzen Körper“, meinte Derek nur.

„Sie wurde angegriffen und musste sich in einen Wolf verwandeln, nach dieser Verwandlung sind Werwölfe immer nackt. Ich habe ihr mein Hemd gegeben, damit sie nicht nackt auf der Straße stand“, meinte Aiden nüchtern. Ging das gerade wirklich hier ab? Verlangte Derek eine Bestrafung, weil Aiden mich angefasst hatte? Weil er mir sein Hemd gegeben hatte? Aiden war sofort ehrlich gewesen und hatte Derek gesagt, dass wir uns geküsst hatten und jetzt stand er hier und nahm alles auf sich und trotzdem setzte Derek noch einen drauf. Wie konnte er nur? „Außerdem musste ich das Blut des Dämonen aus ihrer Wunde saugen“, berichtete Aiden weiter. Und jetzt wurde ich Feuer rot. Wollte er das wirklich erzählen?

„Und wo war diese Wunde?“, brummte Derek. … Das wusste er nicht … oh man, das war doch alles nur ein Scherz. Ich musste etwas tun. Schnell legte ich meine Hand auf Dereks Oberarm.

„Muss das sein?“, fragte ich ihn. „Es war ein Einmaliger Ausrutscher.“

„Wo ist die Wunde, Dylen?“, fragte er jetzt mich, etwas netter und sanfter, als er eben mit mir geredet hatte.

„Dafür darfst du ihn nicht verantwortlich machen, Derek. Egal wo die Wunde war. Hätten wir auf dich gewartet, wäre ich tot gewesen.“

„Ich will wissen, wo sie ist.“ Ich schluckte.

„Unter meiner Brust“, murmelte ich. Sofort ballte er seine Hände und fixierte Aiden mit seinem Blick. „Derek, ist das wirklich nötig?“

„Halt dich einfach daraus.“ Er drückte mich auf Seite und ging auf Aiden zu. Ich war doch in einem falschen Film. Warum griff Dragana nicht ein. Die Küsse waren vielleicht nicht zu verzeihen, aber Aiden hatte mich doch nur retten wollen.

Ich machte einen Schritt auf Derek zu, aber er packte auch schon Aiden, am Kragen der Tunika. Aiden ließ, wie auch eben bei mir, zu, dass Derek ihn unsanft packte. Dann holte Derek aus und verpasste Aiden noch einen Kinnhacken.

„Derek!“, schrie ich, aber er hörte nicht auf mich. Er holte noch einmal aus und ich dachte schon, mit diesem Schlag würde er Aiden endgültig die Nase brechen. Ich konnte das doch nicht zulassen. Diese beiden Holzköpfe stritten sich hier wegen mir. Wie dumm war das denn? Und überhaupt, was war das für eine Logik? Ich darf meinen Bruder windelweich schlagen, wenn er meine Freundin anfasst? Das ist doch Hirnverbrand.

Ich wollte dazwischen gehen und war auch schon bei Derek angekommen, da fegte ein Windstoß durch den Thronsaal. Ich starrte auf das Szenario vor mir. Denn Zeus war zwischen Aiden und Derek getreten und hatten Dereks Schlag mit seiner Hand abgefangen.

„Es reicht“, sagte er herrschend.

„Derek, reg dich ab“, meinte dann auch Dragana und stand auf. Dieser starrte Aiden immer noch an, aber dann von jetzt auf gleich ging er zwei Schritte zurück. „Ist dir das so wichtig? Dein Bruder hat sich all deiner Schläge gestellt. Willst du immer noch, dass er weitere Schläge aushält?“ Mein Blick schwenkte zu Dragana und dann wieder zu Derek.

„Ist das dein Ernst?“, fragte ich ihn. „Es war ein Kuss.“

„Du bist die meine“, meinte Derek nur.

„Ich bin die deine?“ Jetzt sah ich Rot. Ich klatschte ihm eine und starrte ihn wütend an. „Hast du noch alle Tassen im Schrank? Du kommst in mein Leben, bereitest mir eine schöne Woche und verschwindest dann ohne ein Wort und dann hast du echt die Eier dazu ein halbes Jahr danach wieder aufzutauchen und zu behaupten, dass du mich liebst? Wie krank ist das?“

„Es ist die Wahrheit.“

„Ein Dreck ist das“, rief ich aus.

„Ich kam wegen dir zurück, Dylen.“ Ich sah ihn nur ungläubig an. „Ich musste wissen, ob du zu mir gehörst, also habe ich Mutter gebeten die Sterne zu lesen. Ich musste einfach Gewissheit haben.“

„Und was bringt dir das jetzt? Du bist ohne ein Wort gegangen. Glaubst du, ich würde dir nachlaufen, wie all die anderen Mädels, die du dir in dein Bett holst? Ich bin keine deiner Bettgeschichten. Hast du mal darüber nachgedacht? Du hast mich verletzt, Derek. Ich komme nicht mit eingezogenem Schwanz zu dir zurück.“ Ich tobte richtig vor Wut, aber das schien Derek nicht zu beeindrucken, denn er beugte sich lächelnd zu mir herunter und flüsterte mir ins Ohr.

„Deswegen haben wir auch gestern miteinander geschlafen.“ Ich boxte ihn auf die Brust, weil ich schon wieder spürte, wie meine Beine weich wurden. Ich durfte jetzt nicht einknicken, vor allem wollte ich nicht schon wieder nachgeben. Ich wollte ihn nicht gewinnen lassen.

„Lass das“, motzte ich ihn an und drückte ihn von mir. Er grinste mich aber nur weiter an.

„Ich stimme Dylen zu. Es reicht doch endlich“, meinte Loona und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „So wie Aiden eben ausgesehen hat, hast du ihm doch schon gewaltig deine Meinung gegeigt. Und außerdem, kannst du Aiden nicht vorwerfen Dylen gerettet zu haben, auch wenn es dich zum rasen bringt.“ Ich sah dankend zu Loona. Endlich mal jemand der mitdenkt.

„Sehe ich auch so“, stimmte Dragana zu. „Was denkst du, Xander?“

„Du solltest es ruhen lassen, Derek“, sagte auch sein Vater und ging zurück auf seinen Platz, neben Dragana. Wo ich fand, dass er falsch war. Ganz sicher hatte er hier mehr zu sagen, als Dragana und doch sahen alle zu ihr.

„Du hast deinen Standpunkt schon genug zur Geltung gebracht“, entschied sie.

„Aber ...“, fing Derek an.

„Meine Güte, er hat doch nichts falsches getan“, regte ich mich auf.

„Es reicht“, sagte Dragana etwas lauter und das brachte Derek dann auch zum Schweigen. Wie konnte man nur so stur sein? Ich ging zu Aiden, aber er drehte sich nur zu seinen Eltern und wischte sich mit dem Handrücken das Blut von der Nase. „Also eigentlich hatte ich ja gehofft, dass wir ein schönes harmonisches Abendessen genießen können“, lenkte Dragana ab. „Schatz, ich wollte dir eigentlich die reizende Dylen vorstellen.“ Sofort lagen alle Augenpaare auf mir. Wie was?

„Hehe“, machte ich und wurde ein bisschen kleiner. Reizend? Ich und reizend?

Wie kommt sie denn darauf, dass du reizend bist?

Halt die Klappe!

Was denn? Ist doch so.

Ich ignorierte einfach die Stimme in meinem Kopf.

„Dylen, das ist mein Mann Xander. Xander, das ist Dylen“, machte Dragana einfach weiter. Ich lächelte Xander an und kam mir ein bisschen blöd vor. Vor ein paar Minuten hatte ich Derek noch angeschrien und jetzt sollte ich als reizend vorgestellt werden?

„Also reizend ist sie ja schon“, meinte Xander und lächelte mich an. Bitte was?! War ich im falschen Film? Es war, als hätte er einen Schalter umgelegt. Gerade musste er noch den strengen Vater spielen und jetzt war er so liebevoll und nett. Diese Familie war wirklich unglaublich. 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Miena
2015-09-23T20:42:11+00:00 23.09.2015 22:42
Uhh, es wird immer besser. *.*
Du beschreibst die Dinge so genial!
Die Familie is echt krass... Armer Aiden. :'(
Ich bleib echt dabei: Aiden is mein Liebling. :D
Freu mich auf die nächsten Kapitel. :)

Lg,
Miena


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