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Urlaubsreif^2

auch ein Chef braucht mal Urlaub
von

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Matt und Cian

Endlich war es etwas ruhiger im Haus. Es hatte nicht nur gefühlt Stunden gedauert, bis die Zwillinge müde genug waren und sich sogar freiwillig zum Mittagsschlaf hingelegt hatten. Mittlerweile wohl eher ein Nachmittagsschlaf. Wo nahmen die zwei nur diese Energie her? Er selbst war bereits jetzt zum Umfallen müde und dabei war es noch nicht einmal fünf Uhr nachmittags.

Martine saß ihm auf dem weichen, roten Teppich des Saals im ersten Stock gegenüber, umgeben von unzähligen Katalogen und Musterbüchern. Ab und zu machte sie sich Notizen auf einen Block, wenn ihr eine Kombination gefiel. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass die erste Vorauswahl von Wandfarbe, Boden und Teppichen ihr vorbehalten war. Er würde es dann abnicken, wenn es ihm zusagte oder sich dann eben doch mit ihr in den Wahnsinn aus Anschauungsmaterialien stürzen. So blieb ihm Zeit für eine wunderbare, spannende Aufgabe, die als knapp vierzig Zentimeter hoher Stapel neben ihm lag. Nie ihm Leben hätte er mit so viel Resonanz gerechnet! Aber er kam nicht darum herum, sich genau durch jede einzelne Bewerbung zu lesen. Denn nur mit zwei Köchen und ihm würde das Hotel nie so laufen, wie er es sich vorstellte.
 

Eine Stunde später streckte er sich auf dem Boden lang und atmete seufzend aus. Das konnte doch nicht so schwer sein! Er hatte im ersten Durchlauf die Unterlagen überflogen und Stapel angelegt. Die, die ihm gar nicht zusagten, die, die ihm ein wenig zusagten und die, die er in die engere Wahl ziehen würde. Doch als er die letzte Bewerbung zur Seite gelegt hatte, stellte sich heraus, dass bis jetzt nur der erste Stapel existierte. Bei Stapel zwei und drei herrschte gähnende Leere. Und wenn er sie sich noch einmal ansah – diesmal mit etwas heruntergeschraubten Ansprüchen? Das war doch lächerlich! Er wusste bei jedem einzelnen Bewerber noch ganz genau, was ihn für die jeweilige Stelle disqualifizierte und er konnte sein Niveau gar nicht so sehr senken, dass es passen würde. Das war zum Haare raufen!

„Martine?“

„Mhm?“ Sie sah nicht zu ihm auf und nuckelte überlegend am Ende ihres Bleistifts.

„Wie weit bist du?“

„Erdbeersorbet.“

„Wie bitte?!“ War sie denn überhaupt nicht ansprechbar? „Ich wollte von dir wissen, wie weit du bist – nicht welches Eis du willst. Aber auch ne gute Idee.“

Flink stand er auf und holte sich aus der Küche im Erdgeschoss zwei große Schalen mit Eis. Erst die kalte Süßspeise in ihrem unmittelbaren Sichtfeld ließ Martine hochschrecken.

„Oh. Danke“, nahm sie ihm die Hälfte seiner Last ab. „Für die ersten drei Häuser hab ich ein Konzept. Haus Vier wolltest du ja machen – aber ich hab auch da ein paar Vorschläge für dich. Keine Angst! Hab mich an das gehalten was du magst. Und für Haus Fünf und Sechs habe ich zumindest eine Idee. Wie sieht es bei dir aus?“

„Ganz ehrlich?“ Er nahm ihr gegenüber Platz, weil um sie herum die Kataloge so dicht lagen, dass sie noch nicht einmal die Beine ausstrecken konnte. „Beschissen.“

Wenigstens war das Eis gut und beruhigte etwas seine Nerven.

„Die meisten sind unterqualifiziert und bringen leider aus ihrem privaten Umfeld auch nicht ausreichend Erfahrung mit. Diejenigen, die rein fachlich etwas wären, hören sich in ihrem Begleitschreiben so arrogant und schwer umgänglich an, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, mit ihnen zu arbeiten.“ Er zuckte mit den Schultern und aß weiter.

Plötzlich hatte er eine Idee. „Duhu?“

„Ja, Kleiner?“

„Du bist doch auch schon viel herumgekommen.“

Sie nickte, den Eislöffel in ihrem Mund dabei nicht loslassend.

„Dabei hast du nicht rein zufällig mal ein Hotel mit gut gepflegtem Garten gesehen, oder?“ Er setzte seinen besten Hundeblick auf und fürchtete schon, dass er sein Eis vorzeitig zum Schmelzen gebracht hatte, als sie endlich einknickte. „Okay. Vielleicht – aber wirklich nur vielleicht – wüsste ich da jemanden für dich. - Aber auch nur, weil ich dich nicht leiden sehen kann.“ Schnell notierte sie etwas auf einer frischen Seite. „Frag hier nach Matthew. Sag ihm, dass ich dich geschickt habe. Und biete ihm auf jeden Fall beide Stellen an. Hast du mich verstanden?“

Eifrig nickte er. „Matthew. Von dir geschickt. Beide Stellen. Kann ich mir merken.“ Schon etwas besser gelaunt nahm er den Zettel entgegen und las ihn durch. „Aber das ist doch in ...“
 

Jeder andere hätte Martine unterstellt, dass sie ihn hatte loswerden wollen. Aber Chef glaubte seine Tante mittlerweile gut genug zu kennen. Sie hätte ihn nie spontan in die USA geschickt, nur um für ein paar Tage ihre Ruhe vor ihm zu haben – besonders, weil das hieß, dass sie sich alleine um Ethan und Clara kümmern musste, weil Maximillion gerade viel in der Firma zu tun hatte und nicht in das Ferienhaus kommen konnte. Wobei... die letzten Wochen hatten sie ziemlich viel aufeinander gehockt.

Als das Taxi hielt, war es bereits dunkel draußen, doch er konnte immer noch erkennen, dass Ryan bei dem Hotel vor Begeisterung halb durchgedreht wäre. Das wuchtige Gebäude war bestimmt mehrere Jahrhunderte alt und sah eins zu eins aus wie eines dieser stolzen Herrenhäuser, die so oft als Kulisse von kitschigen Fernsehverfilmungen herhalten mussten. Und Ryan liebte sie! Er hatte sich inzwischen so viele davon ansehen müssen, dass er den Plot nach einer Viertelstunde vorhersagen konnte. Auch gut. Dann konnte er sich darauf konzentrieren, sich an seinen Freund zu kuscheln, während dieser mit dem Liebespaar mitfieberte und ihm immer wieder glauben machen wollte, dass es in England tatsächlich so viele sonnige Tage gab. Leider war er gerade mal wieder in seiner regnerischen Heimat. Kaum zu glauben, dass er ihm nach eineinhalb Wochen bereits so fehlte. Immerhin hatte ein Großteil seiner Beziehungen gerade mal so lange gehalten!

Nachdem er den Taxifahrer bezahlt hatte, schnappte er sich seinen kleinen Koffer und machte sich auf den Weg zur Rezeption. Der ältere Herr dahinter war vertieft in einen Krimi und sah erst auf, als Chef sich einmal vernehmlich räusperte. Schnell sprang er auf und sie regelten alle notwendigen Formalien. Zum Schluss bekam er einen wuchtigen Zimmerschlüssel und eine wage Wegbeschreibung, die sich jedoch als ausreichend erwies. Er nahm sich nicht wirklich die Zeit, das Zimmer zu bewundern, sondern zog sich einfach schnell aus und schlüpfte unter die warme Bettdecke.

Mit bereits geschlossenen Augen huschten seine Gedanken wieder zu Ryan. Sie waren bereits mehrere Monate zusammen – seine bisher längste Beziehung, wenn er sich recht besann – und immer noch schwebte er auf Wolke sieben. Kaum zu glauben, dass sie sich gefunden hatten. Schließlich hatte er ihn am Anfang wegen seiner äußeren Erscheinung einfach ignorieren wollen, doch Ryan hatte nicht locker gelassen. Sah man von seiner Hartnäckigkeit ab, hatte er ein eher sanftes Gemüt – außer in geschäftlichen Verhandlungen – und schenkte ihm so viel Liebe und Zuneigung, dass er sich an manchen Tagen wie berauscht fühlte. Vielleicht sollten sie sich bald mal einen gemeinsamen Urlaub gönnen. Nur sie zwei. Seinetwegen auch an einem Ort, der einem Kitschroman entsprungen zu sein schien. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief er ein.
 

Als er am nächsten Morgen aufwachte, war es immer noch dunkel im Zimmer, obwohl seine Armbanduhr irgendetwas von neun Uhr behauptete. Das konnten sie alle behaupten. Aber er fühlte sich ausgeschlafen, trotz des langen Fluges. Seltsam. Nach einigem Tasten fand er den Lichtschalter der Nachttischlampe und sah sich, sobald sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten, im Zimmer um.

Oh ja, er war geradewegs in der Kulisse eines Kitschfilms gelandet. Aber eigentlich sah das alles ziemlich gemütlich und stilvoll aus. Ein plüschiges Sofa. Neben dem massiven Holzschrank gab es auch noch eine Kommode aus dazu passendem dunklen Holz und … Vorhänge! Die waren ihm am Vorabend aber noch nicht aufgefallen. Mal schauen wie die Welt da draußen aussah.

Erstens war sie ganz schön hell, als er den schweren Stoff etwas zur Seite schob. Der Himmel war strahlend blau und klar und bildete einen gelungenen Kontrast zum Grün des weitläufigen Gartens, in dem sich auch Gäste aufhalten durften, wie der Portier ihm erklärt hatte. Er hatte ihm doch aber noch was gesagt. War da nicht was mit „Bitte seien Sie zum Frühstück spätestens um halb zehn im Wintergarten“? Zweitens lag dieses Glasgebilde direkt unter seinem Zimmer. Drittens war es inzwischen... er schluckte und legte den Turbogang ein. 9.20Uhr!

Schnell kramte er aus dem Koffer ein paar frische Sachen hervor, spurtete ins Badezimmer, klatschte sich eine Hand voll Wasser ins Gesicht, benutzte Deo, zog sich an und bändigte gerade noch ausreichend seine Haare. Dann schoss er aus dem Zimmer, vergaß beinahe noch abzuschließen und wechselte erst wenige Meter vor dem Durchgang zum Wintergarten in eine ruhigere Gangart, die er oft bei Gästen in Hotels gesehen hatte, die wie selbstverständlich erst auf den letzten Drücker erschienen.
 

Das Frühstück war die kurze Hektik auf jeden Fall wert gewesen. Er hatte deftig begonnen und sich zu süß vorgearbeitet am noch aufgebauten Buffet. Etwas zusätzliche Energie konnte er immerhin gut gebrauchen. Wer wusste schon wie groß der „Garten“ war und wann und wo er diesem Matthew über den Weg laufen würde. Nach Möglichkeit wollte er es vermeiden, das restliche Hotelpersonal nach ihm zu fragen. Was sollte er denn auch schon antworten, wenn sie ihn nach seinen Gründen fragten. „Entschuldigung, aber ich würde ihnen gerne ihren fantastischen Gärtner abwerben?“ Wohl eher nicht.

Der Rasen war dicht und kurz geschnitten. Also lief er größtenteils auf ihm. Wege gab es eh nicht so viele. Gerade blieb er stehen, um sich ein Beet mit Stauden genauer anzusehen, als ihn eine tiefe, brummende Stimme ansprach: „Entschuldigung? Könnten Sie mir bitte kurz die kleine Schaufel reichen, die neben ihrem linken Fuß liegt?“

„Ja, natürlich.“ Brav hob er die Schaufel auf und sah sich dann nach demjenigen um, der ihn darum gebeten hatte. Einen halben Meter vor ihm zwischen den Pflanzen wurde er fündig. Dankbar nahm der Mann das Utensil entgegen und schippte die Erde um eine neue Pflanze in das Loch zurück. Fasziniert beobachtete Chef, mit welcher Geduld er dabei vorging. Aber eigentlich arbeite er schnell und effektiv. Danach kam er hoch und nahm sich eine Gießkanne, die bereits auf seiner Seite des Beets stand und schwemmte die Erde richtig ein.

„Vielen Dank, nochmal. Sind Sie Gast im Hotel?“

„Ja. Gestern angekommen.“ Ihn verwunderte die Frage etwas. Er war doch hoffentlich nicht aus Versehen in irgendeinen Privatpark eingebrochen. Das wäre dann nämlich ziemlich peinlich für ihn.

„Erstaunlich.“ Der Grizzly – das war Chefs erste Assoziation – packte seine Sachen in die in der Nähe stehende Schubkarre. „Normalerweise verirren die sich nicht soweit in den Garten.“

„Das ist aber schade. Dieser Teil ist doch wirklich schön.“

„Da sind Sie mit ihrer Meinung aber allein unter Ihresgleichen.“ Kurz zögerte er. „Ich bin im Übringen Matt. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen noch ein bisschen mehr vom Garten zeigen und ein wenig erklären. Hab jetzt eh Mittagspause.“ Damit nahm er sich aus der Schubkarre mehrere in Papier gewickelte Brote.

„Gerne. Chef.“

Sie schüttelten sich kurz die Hände. Es schien Matt zu gefallen, dass er nicht zögerte, obwohl die Hände des Gärtners noch leicht erdig waren, selbst nachdem er seine Arbeitshandschuhe ausgezogen hatte.

„Chef?“

„Kurzform für Joseph“, erklärte er kurz. Doch die erwartete erstaunte Antwort blieb aus und wurde ersetzt von den ersten Erklärungen zu den Bäumen, auf die sie nun langsam zu schlenderten. Danach folgten noch mehrere Beete, ein Gewächshaus mit eigener Aufzucht von Setzlingen, mit denen sich aber eher Matts Kollegen beschäftigten. Und eigentlich konnte so lang keine Mittagspause der Welt dauern. Schließlich standen sie wieder bei der Schubkarre und reichten sich zum Abschied wieder die Hände. Chef hatte einen Tipp bekommen für einen Pub in der nahegelegenen Ortschaft und würde wohl dort sich etwas Essbares beschaffen.

„Also dann. Ich wünsche Ihnen noch ein paar angenehme Tage bei uns“, wünschte Matt, während er in seine Handschuhe schlüpfte.

„Die werde ich hoffentlich haben. Auch wenn der Zweck meiner Reise schon erreicht ist.“ Chef holte sein Kärtchen aus der Hosentasche hervor. „Ich suche für mein neugegründetes Hotel in Japan einen Gärtner und jemanden, der sich allgemein um den Haushalt und die Räume der Gäste kümmern könnte. Das wären aber natürlich zwei Stellen. Martine hat Sie mir empfohlen, weswegen ich mich freuen würde, von Ihnen zu hören.“

Verdattert nahm Matt die Visitenkarte entgegen und meinte nur: „Ich werd's mir durch den Kopf gehen lassen.“
 

Nervös betrat Chef am nächsten Tag den Pub, in dem er wirklich vorzüglich gegessen hatte. Matt verstand anscheinend nicht nur einiges von Pflanzen, sondern auch von gutem Essen. Suchend blickte er sich um und entdeckte ihn zusammen mit einem ebenfalls nicht gerade zierlichen Rothaarigen in einer der hinteren Ecken. Er hatte ihn am Morgen angerufen und für mittags hierher bestellt, um etwas mehr über die ihm angebotene Stelle zu erfahren.

„Hallo“, gesellte er sich zu den beiden und nahm Platz.

„Hallo“, grüßte Matt zurück und stellte die zwei sich Unbekannten vor. „Das hier ist Cian. Er interessiert sich für die zweite Stelle. Und das hier ist Joseph.“

„Chef“, korrigierte er, während er in Cians angebotene Hand einschlug.

„Also. Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen.“

„Kein Problem. Ich habe Ihnen ja schon gesagt, dass Sie der Grund sind, weswegen ich hier bin.“

Eine Kellnerin kam, nahm seine Bestellung auf und verschwand wieder.

„Um es kurz zu machen. Prinzipiell wären wir nicht abgeneigt, ihr Angebot anzunehmen. Allerdings hätten wir da noch ein paar Fragen. Erstens...“

„Wie stehen Sie dazu, wenn es bereits bestehende Beziehungen zwischen Ihren Angestellten gibt?“, wurde Matt fließend unterbrochen.

„Cian!“, zischte dieser. „Wir waren uns doch einig, das Thema erst ganz am Ende anzusprechen!“

„Du warst dir einig. Ich finde das einen ziemlich wichtigen Punkt. Schließlich hast du mich unter anderem damit geködert, dass ich mich dann nicht mehr wegen meiner sexuellen Orientierung von meinem Boss nieder machen lassen muss.“

Chef wollte gerade nachfragen, ob er sich kurz vom Tisch entfernen sollte, als er bemerkte, worüber die zwei gerade, wenn auch sehr leise, stritten. „Sie beide sind schwul?“

Mit einigem Zögern nickten die zwei.

„Und in einer Beziehung?“

Wieder wurde zweimal genickt.

„Wie lange schon?“

„Über zehn Jahre“, antwortete Cian für sie beide.

„Respekt! Ich bin schon stolz auf die paar Monate, die ich jetzt mit meinem Freund zusammen bin. Aber über zehn Jahre ist schon ein Wort.“

Verblüfft starrten die beiden ihn an.

„Sie sind auch...?“

„Jein. Eigentlich bi. Aber lassen wir das Thema. Der Kernpunkt ist, dass ich kein Problem mit Ihrer Beziehung haben werde, wenn Sie für mich arbeiten. Obwohl ich genau so was natürlich vermeiden wollte. Aber wenn Sie beide mir versprechen, dass sich ihre Beziehung in keinster Weise auf ihre Arbeit auswirkt, dürfte es eigentlich nichts machen.“

Die Kellnerin kam mit der Bestellung zurück.

„Was ist? Wieso schauen Sie mich so ungläubig an?“, fragte er, als die junge Frau außer Hörweite war.

„Wir sind einfach nicht so viel Toleranz gewohnt“, brachte es Matt auf den Punkt. „Nach unserem Wissensstand sind wir im Umkreis von 10 Kilometern die einzigen Schwulen und entsprechend niedrig ist die Akzeptanz der restlichen Bevölkerung.“ Das wiederum erstaunte nun wiederum Chef.

Nach einigen Minuten, in denen sie schweigend etwas tranken, wollte er wissen: „Das war also erstens. Was war zweitens?“

„Ob Sie mit „Martine“ Martine Pegasus meinen. Dann hat sie mich nämlich bestimmt mit „Matthew“ betitelt“, erwiderte Matt.

„Ja und Ja. Meine Tante hat Sie beim vollständigen Vornamen erwähnt.“

Matt brauchte nur einen kurzen Moment, dann hakte er nach: „Sie sind Max' Adoptivsohn?“

„Ja. Der bin ich.“ Wer zum Teufel traute sich Pegasus so zu nennen?

Plötzlich wurde er schwungvoll mit einer Umarmung quer über den Tisch gezogen. „Wieso sagen Sie das nicht gleich! Dann ist alles geklärt. Wir nehmen die Stellen!“

Erst im Laufe der nächsten halben Stunde setzte sich das Bild für ihn etwas klarer zusammen. Seine Tante war vielleicht eine! Aber er hatte die feste Zusage und damit sein Team vollständig besetzt. Außerdem schienen Matt und Cian wirklich glücklich von der Westküste der USA wegzukommen.
 

Bevor er klingelte, versteckte der Junge noch schnell beide Skateboards in den Büschen. Zwar war diese Vorsichtsmaßnahme unnötig gewesen, denn statt der Mutter, öffnete die Haushälterin, aber man konnte ja nie wissen.

„Hallo, Matt. Was kann ich für dich tun?“, fragte die alte Dame freundlich.

„Ist Max schon mit den Hausaufgaben fertig und kann zum Spielen rauskommen?“

„Fertig schon, aber er hat gerade noch Geigenunterricht. Aber Martine ist im Spielzimmer. Vielleicht kannst du ja solange bei ihr vorbei schauen. Sie freut sich bestimmt. Du kennst ja den Weg.“

Eilig hechtete er die Stufen hoch und in den angegebenen Raum, nachdem er sich kurz bedankt hatte. Die Frau war wirklich nett und machte traumhafte Blaubeermuffins.

„Salut, Martine“, sagte er sanft, als er in den großen Raum neben dem Wohnzimmer, aus dem ganz klägliche Geräusche drangen, trat. Die Fünfjährige sah auf und strahlte ihn an dann an.

„Bonjour, Matt!“, rannte sie auf ihn zu. Seit ihrer Geburt hatte er die Erlaubnis ihrer Eltern mit ihr Französisch zu sprechen, was sich darin bezahlt machte, dass sie bereits jetzt besser sprach als ihr großer Bruder.

„Ich dachte ich schau mal vorbei – solange dein Bruder nebenan noch die Katze quält. Was spielst du gerade Schönes?“

Zwanzig Minuten später kam ihr Bruder herein, völlig fertig und trotzdem breit grinsend, als er den Nachbarsjungen sah, wie er geduldig bei seiner kleinen Schwester am Kaufmannsladen einkaufte.

„Bin endlich fertig mit Geigen für heute!“, schnaufte er. „Martine, für mich ein großes Glas Milch.“

„Hab nur Flaschen, Lion. Und du hast vergessen bitte zu sagen!“ Frech streckte sie ihm die Zunge raus.

„Dann eben eine Flasche. Bitte.“

Wenn man sie so nebeneinander sah, war ihre Verwandtschaft nicht zu leugnen. Sie war eindeutig eine jüngere Ausgabe von ihm – zumindest äußerlich.

Matt blieb noch die fünf Minuten bei Martine, die Max brauchte um sich seine bereits zerschlissene Hose anzuziehen - als er das erste Mal vom Skaten nach Hause gekommen war, hatte seine Mutter einen Tobsuchtsanfall gehabt – und schnappte sich dann draußen mit ihm die Bretter.
 

„An was denkst du?“, fragte Cian, während er Matt sanft zur Seite schob, damit er auch Platz im Bett hatte. „An nichts Bestimmtes. Nur ein wenig zurück an Kanada.“

„Für dich hoffe ich, dass du nicht an den Typen denkst, der dir in der High School den Kopf verdreht hat!“ Mittlerweile lag er neben ihm und forderte nun eher kuschelnd seine Hälfte der Matratze ein.

„Nö, an die Familie die früher bei uns in der Nachbarschaft gewohnt hat. Die, bei denen ich mich im Garten austoben durfte. Du weißt schon. Die mit dem Jungen, dem ich Skateboard und Rollschuhfahren beigebracht habe, und dem Mädchen, das dank mir heute besser in Französisch fluchen kann als so mancher Muttersprachler.“

„Ach, die. Dann weiß ich's tatsächlich schon. Nacht.“

„Nacht.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Etwas Ruhe und Harmonie vor den Dingen, die da jetzt noch kommen.
Tatsächlich ist es das einzige Kapitel, das in meinem Konzept keine Notizen hat. Ich wusste nur, dass ich über die zwei was erzählen wollte - auch wenn jetzt immer noch nicht geklärt ist, wie Cian und Matt sich kennen gelernt haben...egal, dafür habt ihr ein wenig mehr über Ryan erfahren. ;-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Onlyknow3
2015-12-19T17:56:39+00:00 19.12.2015 18:56
Auf diese weiße, erfährt man aber auch wie die beiden zu Joeys Team kamen und das finde ich gut.
Mach weiter so, freue mich auf die anderen Kapitel die ich noch lesen kann jetzt.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  flower_in_sunlight
20.12.2015 16:13
Genau. Allerdings habe ich Hans weggelassen in der Reihe, da Chef das ja bereits in Teil 1 erzählt - und ich die restlichen Zwischenkapitel nun für Chef brauche.
Von:  Seelendieb
2015-11-27T05:49:53+00:00 27.11.2015 06:49
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süüüüüüüüüüüüüüüß. Einfach nur süüüüüüüß! <3


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