Zum Inhalt der Seite

Bakeneko

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

“Die Bakeneko (japanisch ‘Monsterkatze’, ‘Katzenmonster’) […] ist ein Katzendämon aus der Gruppe der Yôkai [...]. Bakenekos werden als bösartig beschrieben und gelten [...] als das Gegenstück zur Glück bringenden Maneki-Neko (‚Winke-Katze‘).“

(Quelle: Wikipedia)

 

 

 

Die Sommertage ziehen sich immer mehr in die Länge. Wenn Sayu glaubt, sie könnten nicht mehr länger werden, belehrt die Zeit sie eines Besseren.

Jeder Tag läuft gleich ab. Spätestens um 11 zwingt sie sich, aufzustehen und einen Espresso herunterzuwürgen. Wenn nötig, steigt sie auf das Fahrrad und radelt zum nächsten Supermarkt. Sie holt die Post herein, bereitet sich ein Sandwich und isst es, bevor sie leise Musik aufdreht und im Wohnzimmer die kühleren Stunden abwartet. Sobald die Hitze erträglich wird, legt sie sich draußen ins Gras und starrt in den unerträglich blauen Himmel. Meistens schläft sie dabei ein.

Nach der ersten Woche kann sie sich nicht mehr an das jeweilige Datum erinnern. Die Tage verschmelzen miteinander ebenso wie ihr Eis vom Stiel schmilzt.

Lautlos und unmerklich kommt die Zeit zum Stehen und läuft erst wieder an, als die Katze auftaucht. Sayu sitzt mit Hesses Steppenwolf auf den warmen Steinfliesen der Veranda. Als sie aufblickt, hüpft die Katze über die niedrige Stufe und setzt sich neben sie. Sayu bekommt das Gefühl, sie wollte ihr Gesellschaft leisten, obwohl die Katze sie keines Blickes würdigt.

Sie ist eine gewöhnliche Hauskatze, schlank und gepflegt, das einzig Außergewöhnliche sind ihre Farben, schwarz, weiß und sandbraun. Eine Glückskatze. Sayu wagt nicht, sie mit einer Kopfbewegung zu verscheuchen, und betrachtet sie stattdessen aus den Augenwinkeln.

Nach einer halben Seite entblößt die Katze gähnend ihre spitzen Zähnchen und sinkt in eine liegende Position. Später rollt sie auf die Seite und entblößt das flauschige weiße Fell ihres Bauches.

Sayu liest weiter, obwohl ihre Gedanken sich um die Katze drehen. Sie denkt sich verschiedene Geschichten über ihre Herkunft aus, die zusehends in ungewöhnliche Richtungen abdriften.

Als die Steinfliesen kühler werden und die Zeit für Abendessen näher rückt, erhebt sie sich sehr vorsichtig. Die Katze zuckt nicht zusammen, öffnet nur schläfrig ein goldgesprenkeltes Auge, um ihr einen gelangweilten Blick zuzuwerfen.

Als Sayu eine Stunde später aus dem Fenster sieht, ist die Katze verschwunden.

Nach dieser Begegnung besucht die Katze sie zwar nicht regelmäßig, aber immer öfter. Eines Abends teilt Sayu Stücke ihres Thunfisch-Salats mit ihr. Danach macht sie es sich zur Gewohnheit, jeden Abend eine Wasserschale und einen Teller mit Fisch oder Fleischresten auf die Veranda zu stellen. An manchen Tagen frisst die Katze ihre Gaben auf, an anderen rührt sie nichts an.

Dinge, die Sayu über die Katze herausfindet: Zu jeder Zeit wirkt sie ruhig und ein wenig gelangweilt. Nichts kann sie erschrecken, nicht einmal Motorengeräusche oder Staubsauger. Sie bevorzugt Fisch. An guten Tagen erlaubt sie Sayu, sie am Bauch zu kraulen, aber den gescheckten Kopf windet sie jedes Mal unter ihrer Hand hervor. (Einmal schnappt sie warnend nach Sayus Fingern.)

Als Sayu beginnt, mit der Katze zu reden, ist ihre Stimme rau und rostig. Nach einigen Sätzen nimmt sie einen milchsanften Ton an, der der Katze zu gefallen scheint. Sie redet über alles und nichts.

Immer öfter erzählt sie von ihrem Tag. „Weißt du, es ist schwierig, mit einer fristlosen Kündigung im Lebenslauf wieder Arbeit zu finden. Alle denken, wenn du einmal wegläufst, wirst du immer weglaufen. Sie stempeln mich ab ohne mich zu kennen.“

Sie hält kurz inne, bevor sie den Kopf schüttelt. „Aber meine Ersparnisse sind fast aufgebraucht. Heute habe ich wieder drei Bewerbungen abgeschickt. Früher oder später muss sich ja jemand für mich interessieren!“

Die Katze gähnt und rollt auf die Seite. Sayu streckt die Hand aus, um das weiche Fell am Bauch zu streicheln.

„Meinst du nicht auch?“

Die Katze zeigt mit nichts an, dass sie Sayus Worte verstanden hat. Trotzdem hat Sayu wie so oft das Gefühl, dass sie zuhört. In den Tiefen der golden funkelnden Augen tanzen Geheimnisse, die Sayu niemals begreifen wird. Längst glaubt sie an die Weisheit der Katze ohne ihr wahres Ausmaß zu kennen.

Die Zeit ist quietschend und ächzend wieder angelaufen. Sayu wird zu einem Vorstellungstermin eingeladen, bei dem sie mit einer anderen Bewerberin ins Gespräch kommt. Eine Stunde nach Ende des Termins tauschen sie Telefonnummern aus und trennen sich.

Zwei Tage später lädt die junge Frau, die sich als Tomo vorgestellt hat, Sayu ins Theater ein. Das Stück wurde ihr von einer Freundin empfohlen, angeblich die neue Inszenierung eines uralten Märchens.

Am Abend der Verabredung wartet sie vergeblich auf die Katze. Als sie sich aufrafft, muss sie sich beeilen, um nicht zu spät zu kommen.

Tomo erwartet sie auf den Stufen vor dem Eingang. Sie ist klein und zart mit schwarzen Haaren, die wie Lack glänzen. Trotzdem strahlt sie etwas aus, das sie von anderen Menschen abhebt, eine Schärfe des Blickes und natürliche Eleganz, die an ein wildes Tier erinnert. Sayu entdeckt sie auf den ersten Blick.

Das Lächeln, mit dem sie Tomos Begrüßung erwidert, fühlt sich fremd an. Aber als sie das Theater betreten, an der Garderobe anstehen und ihre Plätze suchen, verblasst dieses Gefühl.

Das Stück, das Tomo ausgewählt hat, trifft wie ein Pfeil ins Schwarze. Während Sayu im Dunkeln der Zuschauerreihen sitzt und auf die hell erleuchtete Bühne starrt, überkommt sie plötzlicher Schwindel. Wäre sie nicht gesessen, hätten ihre Knie nachgegeben. So sinkt sie nur tiefer in den Sessel. Zehn Minuten später sieht sie wieder klar, aber ein Rest an nebelhafter Unruhe bleibt zurück.

Der sich teilende Vorhang zeigt einen Lord und seinen Untergebenen beim Go-Spiel. Als letzterer den Lord schlägt, wird dieser wütend und lässt ihn hinrichten. Der Schauplatz wechselt zur Ehefrau des Dieners, die ihr Leid der Hauskatze klagt, bevor sie sich mit einem Küchenmesser die Pulsadern aufschneidet. Während sie sterbend am Boden liegt, neigt sich die Katze zur Blutlache hinab und leckt daran. Dadurch verwandelt sie sich in einen rachsüchtigen Dämon, der jede Nacht das Schloss des Lords heimsucht und ihn quält. Schließlich stellt sich sein bester Krieger dem Dämon entgegen und besiegt ihn in einem spektakulären Kampf.

Im Tod verwandelt sich der Dämon zur Hauskatze zurück und der Lord ist wieder frei. Trotzdem bleibt eine vage Unzufriedenheit in Sayu zurück, die sie auch anspricht, als Tomo sie nach ihrer Meinung fragt.

Tomo lacht auf. „Gerade das macht das Stück außergewöhnlich! Hätte der Katzendämon den Lord in den Selbstmord getrieben, wäre es nur eine weitere Geschichte über Unrecht und Rache geworden.“

„Aber wo bleibt der Sinn, wenn die Rachsucht nicht gestillt wird?“

Tomo grinst und ihre Augen blitzen in der laternenerleuchteten Dunkelheit vor dem Theater. „Das ist eine gute Frage, auf die ich dir keine Antwort geben kann.“

Sie führt Sayu um ein paar Straßenecken und in eine kleine Bar, die mit dunklen Holzverkleidungen und Spiegeln hinter den Getränkeregalen geschmackvoll eingerichtet ist. Sie stecken die Köpfe über dem Tisch zusammen und unterhalten sich leise. Nach einer Weile färbt der gedämpfte Rausch des Rotweins Sayus Gedanken, aber sie kann nicht erkennen, ob es Tomo ebenso geht. Nichts scheint die Schärfe ihres schwarzen Blickes trüben zu können.

Je weiter die Zeiger auf der großen Uhr vorrücken, desto mehr bekommt Sayu das Gefühl, in den unergründlichen Tiefen dieses Blickes zu ertrinken. Tomo wendet sich nur selten ab und scheint noch seltener zu blinzeln.

Später zahlt sie für beide, bevor Sayu protestieren kann, und hakt sich in der samtenen Nachtluft bei ihr unter. „Das muss sich seltsam anhören, aber ich will nicht, dass der Abend hier endet.“

„Nein ... Mir geht es genauso.“

„Es ist schon spät. Ich will meine Mitbewohner nicht aufwecken, wenn ich nach Hause komme.“

Sayu stolpert über die Bordkante, aber Tomos kühler Arm bewahrt sie vor dem Fall. Ein albernes Kichern entfährt ihr, bevor sie sich an die gesprochenen Worte erinnert. „Warum kommst du nicht zu mir?“

„Im Ernst?“

„Du kannst am Sofa schlafen, wenn du willst. Ich wohne in letzter Zeit mit einer dreifarbigen Katze zusammen, aber eigentlich alleine.“

Tomo grinst und drückt dankbar ihren Arm. „Da sag ich nicht Nein.“

Sayu reißt sich zusammen, um ihre Freundin durch das Gewirr der Straßen und Bahnlinien zu ihrem Haus im grünen Außenbezirk der Stadt zu führen. In ihrer Straße rührt sich nichts, nur ein paar schlaflose Grillen zirpen und Blätter rascheln in der nachtblauen Brise.

Die Katze ist nicht gekommen. Das weiße Rauschen der Dusche in den Ohren, holt Sayu den getrockneten Thunfisch herein, den die Streunerin nicht angerührt hat, und wäscht die Schale ab.

Sie hinterlässt eine Decke auf dem Sofa im Wohnzimmer. Als Tomo aus dem Bad kommt, zieht sie Sayus Duft hinter sich her: Ananas und Kokos. Erst als sie selbst unter dem Vorhang aus warmem Wasser steht, merkt Sayu, wie sehr sie dieser Duft irritiert hat. Als hätte Tomo sich in sie verwandelt wie die Hauskatze im Theaterstück. Kopfschüttelnd schiebt sie den Gedanken beiseite und konzentriert sich auf die Wärme, die langsam in ihre Knochen tröpfelt.

Als sie auf feuchten Sohlen aus dem Bad tappt, ist Tomo nicht wie erwartet im Wohnzimmer. Stattdessen liegt sie ausgestreckt auf ihrem Bett, die Decke zurückgeschlagen, und sieht ihr mit einem herausfordernden Lächeln entgegen.

Angesichts der glatten Formen und der mondhellen Haut, die in der Dämmerung der städtischen Nacht noch lieblicher wirken, versagt Sayu die Stimme. Sie öffnet den Mund und klappt ihn wieder zu.

Tomo weiß, dass sie nichts tun muss, um Sayu zu verführen. Ihr Anblick ist genug, der Anblick eines Wesens, das zufrieden mit sich selbst und seiner Wirkung auf andere völlig sicher ist. Wilder und natürlicher als alle Menschen, die Sayu bisher getroffen hat. In ihr mischen sich Neid und die Sehnsucht einer abgestumpften Städterin zu einem schwelenden Knäuel. In dem Moment wird ihr klar, dass der Duft dieses frischen Windes fast aus ihrer Erinnerung verschwunden ist.

Mit einem Schlag kehrt alles, was sie unbewusst vermisst hat, zurück und treibt sie an den Rand der Ohnmacht.

Sie schließt kurz die Augen, bevor sie einen Schritt auf Tomo zu macht. Im nächsten Moment liegt sie in den kühlen festen Armen der anderen und empfängt ihre Lippen. Der erste Kuss ist unerwartet trocken, aber wärmer und weicher als alles, was sie bisher kannte.

Kein Mann kann eine Frau so küssen wie Tomo Sayu.

Das Rascheln der Laken und die kleinen Geräusche ihrer Körper füllen Sayus Ohren. Sie sieht nichts mehr außer die sanfte Rundung von Tomos kleinen Brüsten, die elegante Kurve ihrer Wangenknochen und die niedliche Spitze ihrer Stupsnase. Die Nacht, die durch das Fenster tropft wie schweres Wasser, wirft ihr samtenes Tuch über ihre Körper und bringt sie einander noch näher.

Zwischen federleichten Berührungen, Küssen süß wie Sahne und dem berauschenden Duft nackter Haut weiß Sayu bald nicht mehr, wo sie aufhört und Tomo beginnt. Sie werden eins.

Sie wagt nicht, sich zu bewegen, aus Furcht, diese wundersame Einheit zu zerstören. Ihre stille Zweisamkeit bewahrt sie in einer warmen Blase der Geborgenheit.

Nach und nach nimmt sie Dinge wahr, bemerkt Tomos Hand auf ihrer Hüfte und Haarsträhnen unter ihrer Wange, fedriger und weicher als ihre eigenen. Der Morgen scheint anzubrechen, obwohl vor dem Fenster noch Dunkelheit herrscht. Ein Gefühl als tauche sie aus einem tiefen dunklen Loch auf, genau wie Alice, die dem Kaninchen gefolgt ist. Zurück bleibt der Duft nach frisch gemähtem Gras und Sex.

Als sie den Blick hebt, reißen die Spinnweben der Schläfrigkeit für einen Moment auf und entblößen einen Schatten an der Wand.

Den Schatten einer Katze, die mit aufgestellten Ohren und zuckendem Schwanz hinter ihr lauert.

Erschrocken senkt sie den Blick auf Tomos Gesicht, aber ihre Augen sind geschlossen. Das tiefe Licht ihres Blickes ist erloschen.

Der anbrechende Morgen bestärkt sie in der Hoffnung, dass sie sich die Erscheinung nur eingebildet hat. Es ist lange her, dass eine Frau sie so sehr fasziniert hat, und sie gibt sexueller Unzufriedenheit die Schuld.

Aber Tomos Abschied weckt neue Zweifel. Sie umarmt Sayu mit vorsichtiger Zutraulichkeit, bevor sie ihren Blick einfängt. „Noch etwas: Wach auf, Sayu. Hör auf, dich so sehr für etwas anzustrengen, was du nicht willst, und du wirst glücklich sein.“

Als sie die Tür öffnet, plätschert ihnen leiser Sommerregen entgegen. Sayu leiht Tomo ihren gelben Regenschirm und bleibt einen Moment in der Tür stehen, um ihr nachzusehen. Fast kann sie an Tomos Rücken ablesen, wo ihre Hände die samtweiche Haut berührt haben. Aus unerfindlichen Gründen hat sie eher das Gefühl, von Tomo besessen worden zu sein als umgekehrt.

An diesem Tag schafft Sayu so viel Arbeit wie noch nie. Später bekommt sie eine E-Mail, die sie zu einem weiteren Vorstellungsgespräch einlädt. Singend tanzt sie durch das Wohnzimmer, denn diesen Job würde sie nicht nur aus Notwendigkeit, sondern mit Begeisterung annehmen.

Die dreifarbige Katze besucht sie am nächsten Abend, einem der letzten trockenen vor der Regenzeit. Gierig verschlingt sie die Stücke Hasenfleisch, die Sayu auf die Veranda gestellt hat, und schleckt anschließend die Wasserschale bis auf den letzten Tropfen leer.

Sayu sitzt an der Kante, Gras unter ihren nackten Fußsohlen, und liest Kerouacs Unterwegs. Nach ihrem Abendmahl gesellt sich die Katze zu ihr, letzte Sonnenstrahlen im Fell.

Sayu wirft ihr einen kurzen Blick zu. „Tomo hat sich nicht gemeldet. Meinst du, ich sehe sie wieder? Es ist seltsam, aber ich glaube, es sollte bei dieser einen Nacht bleiben. Es muss so sein.“

Die Katze ignoriert sie wie immer.

„Sie ist gekommen, um mich von meinen Dämonen zu befreien. Ich musste in das Kaninchenloch fallen und wieder auftauchen. Das konnte ich nur mit ihrer Hilfe. Jetzt weiß ich endlich, was zu tun ist.“

Die Katze gähnt. Sayu glaubt, in der Art, wie sie ihren Kopf hält, so etwas wie Zustimmung zu erkennen.

Einen Monat später bekommt Sayu den Anruf, auf den sie gewartet hat. Mit einem Glas Sekt setzt sie sich an den Küchentisch und redet den ganzen Abend lang mit dem Stuhl gegenüber, in dem sie sich Tomo oder ihre dreifarbige Katze vorstellt.

Irgendwann in den letzten Wochen sind die beiden in ihrer Vorstellung miteinander verschmolzen. Auch die Katze scheint weitergezogen zu sein.

Sayu vermisst sie ein wenig, aber sie weiß jetzt, dass Veränderungen mit offenen Armen begrüßt werden wollen. Sie bedeuten einen Schritt nach vorne, immer und immer wieder.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kerstin-san
2016-05-15T08:58:57+00:00 15.05.2016 10:58
Hallo,
 
eine echt ungewöhnliche, aber auch sehr einnehmende Geschichte, die du hier beschrieben hast. Am Anfang erscheint alles so eintönig, während man Sayus Alltag beobachtet. Alles sehr routiniert, keine Abweichungen vom gewohnten Muster, der Alltagstrott eben, aus dem sie erst ein bisschen herausgerissen wird, als sie der Katze begegnet.
 
Im Nachhinein ist es witzig, dass Sayu die Katze von Anfang an als Glückskatze ansieht, während du in der Einleitung über die bösartigen Bakanekos schreibst. Ich hab automatisch erwartet, dass in der Geschichte irgendwann der Knackpunkt kommt, an dem sich die Katze (bzw. später Tomo) als komplett bösartig entpuppt und war umso positiver überrascht, dass gerade das ausgeblieben ist. Damit hast du mich wirklich komplett auf eine falsche Fährte gelockt.
Generell mochte ich die Beschreibung der Katze. Sayu hat instinktiv erkannt, dass es keine gewöhnliche Katze ist, sondern das hinter der Fassade viel mehr steckt. Das Gleiche gilt dann ja auch für Tomo.
 
Auch bei ihr entdeckt sie etwas, was nicht recht zum Gesamtbild zu passen scheint, auch wenn sie es nicht richtig zuordnen kann. Gerade bei der Theaterszene, in der Sayu plötzlich von dieser unnatürlichen Schwäche heimgesucht wird, hab ich mit Spannung erwartet, dass Tomo ihr wahres Gesicht zeigt. Generell hat das Theaterstück an sich einfach hervorragend in den Gesamtkontext gepasst. Wie aus der schlichten Hauskatze ein rachsüchtiger Katzendämon wirkt. Da hats einem wirklich einen eiskalten Schauder über den Rücken gejagt.
 
Auch später bei Sayu zu Hause hatte man als Leser ein richtig beklemmendes Gefühl. Gerade die Duschszene und Sayus Verwunderung über Tomos Art sich quasi in sie zu verwandeln, was sie ja dann als Hirngespinst abtut. Spätestens da hing ich richtig gebannt vor dem Bildschirm. Deine Art so subtil den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, ist echt bemerkenswert. Oha und dann kam der Katzenschatten an der Wand. Wirklich klasse. Auch, das Tomo genauso abrupt verschwindet, wie sie aufgetaucht ist und stattdessen die dreifarbige Katze wieder bei Sayu vorbei schaut, war super umgesetzt. Da kann sich jetzt jeder Leser überlegen, wie er das interpretiert. Auf jeden Fall hat bleibt das gute Gefühl, dass es bei Sayu jetzt wieder Berg auf geht.
 
Liebe Grüße
Kerstin (Helferlein der KomMission)
Antwort von:  Melange
15.05.2016 11:28
Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar!

Es freut mich, dass ich dich mit der Bakeneko, die doch nicht bösartig war, ein wenig überraschen konnte! (Hoffe, es war eine angenehme Überraschung.) Ich wollte mit den unheimlichen Momenten eher darstellen, dass Tomo eben nicht menschlich ist, obwohl sie auf den ersten Blick so aussieht. Schön, dass sie dir gefallen haben. :)
Von:  Guardian
2015-08-04T16:15:48+00:00 04.08.2015 18:15
Guten Tag :)

Der Titel war für mich neu, da ich mich erstmal fragen musste, was es bedeuetet und war daher sehr neugierig

Inhaltlich hat mich am meisten erfreut, das deine Hauptperson keine Mary Sue darstellt. War also sehr positiv überrascht. Auch die Darstellung der Katze war irgendwie Typisch, musste meistens oder des Öfteren schmunzeln, da die meistens Katzen mit Ignoranz. Das hast du also sehr gut getroffen. Du hast auch einige Problematiken angesprochen (Berwerbung + fristlose Kündigung ect.), das macht es einiges lebentiger.

Dein Schreibstil ist im gesamten sehr leserlich und einfach zu lesen. Das einzige, was so manch einen Stören könnte, mich nicht, da ich einiges Gewöhnt bin. Du solltest, also nur als Tipp, ist eine Geschichte meistens lesenswerter oder übersichtlicher, wenn du sichtbare Absätze in deiner Geschichte mit einbauchst. Denn so manch einer kann schnell in der Zeile verutschen beim lesen, das kann manchmal sehr iritierend sein.

Mein Gesamteindruck: Im großen und ganzen eine super Geschichte mit einer interessanten Wendung, mit dieser ich nicht gerechnet habe. Wirklich super.
Antwort von:  Melange
04.08.2015 18:45
Hallo,

Vielen Dank für den ausführlichen Kommentar! Freut mich, dass du die Geschichte realistisch und spannend fandest. Genau so war sie gedacht. :)

Mit Absätzen meinst du sicher Leerzeilen, oder? Erstere hab ich sehr wohl eingebaut, letztere nicht. Ursprünglich wollte ich fließende Übergänge zwischen einzelnen Szenen bzw. Abschnitten versuchen - scheint wohl nicht so geklappt zu haben. Den Punkt behalte ich auf jeden Fall im Hinterkopf!


Zurück