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Liebe führt, wie zu erwarten, zu Dummheiten

von

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Gewöhnliche Gelassenheit

Er seufzte leise, als er mit dem Löffel in seinem Tee herumrührte. Ihm fehlte mal wieder der Appetit, etwas, was in letzter Zeit definitiv zu häufig vorkam. Dennoch war er nicht in der Lage dazu, etwas dagegen zu tun, denn aufgeben wollte er die Freundschaft mit Kai nicht und erst recht nicht die mögliche Beziehung mit ihm.

Dennoch saß er jetzt in einem Café, Takao gegenüber und blies Trübsal. Der Kerl der seine Gedanken bestimmte, machte sich bisher rar. Wie immer eben, aber gerade belastete es ihn sehr. Er hatte versucht Kai dazu zu bringen, mit ihm in das Café zu kommen, in der Hoffnung, dass sie das schon vorher klären könnten, aber Kai hatte abgelehnt. Auch nichts Ungewöhnliches, aber es gab ihm noch mehr das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung war.

Das machte ihm Sorgen. Und es machte ihm nicht nur Sorgen, dass Kai sich so verhielt, sondern auch, dass er sich überhaupt Sorgen machte, obwohl alles ganz normal war. Das war untypisch für ihn und das gefiel ihm nicht, zeigte aber, dass da doch mehr Gefühle waren, als er sich das eingestand. Das würde beim Abschied zu Problemen führen, aber da musste er wohl durch. Auch wenn er schon jetzt Angst davor verspürte.
 

"Mann, alter. Was ist denn wieder los mit dir? Du sitzt hier wie der letzte Trauerkloß. Was ist denn los? Ist was mit Kai?"

Rei seufzte nur wieder und stützte sein Kinn lustlos auf seiner Hand auf.

"Ich denke er sagt mir am Samstag, dass wir uns zukünftig nicht mehr sehen werden."

Erstaunen schwemmte ihm so heftig entgegen, dass er es fast physisch spüren konnte.

"Wie jetzt? Aber... hä? Was ist denn passiert? Habt ihr euch gestritten?"

Etwas hilflos zuckte Rei daraufhin mit den Schultern und wusste nicht so recht was er sagen sollte.

"Nicht so richtig denke ich. Nein, es geht eher um seinen Großvater. Er ist am Weihnachtsmorgen plötzlich aufgetaucht und na ja.... sagen wir, unser Aufeinandertreffen war nicht das Beste. Aber Kai respektiert seinen Großvater und ich denke nicht, dass der will, dass er mit jemandem wie mir rumhängt. Er hat mich schon als Gesindel bezeichnet oder so was. Er wird ihm sicher sagen, dass er mich nicht mehr sehen soll, weil ich ihm nicht gut tue."

Und, dass er sich in den Streit eingemischt hatte, war sicherlich auch noch ein Punkt. Ob Kai noch sauer auf ihn war? Aber er hatte ihn danach geküsst und das nicht gerade gefühlsarm. Das schien ihm geklärt zu sein und Kai hatte auch eher erleichtert gewirkt. Rei seufzte noch einmal.
 

"Irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen...", meinte Takao nachdenklich. Er lehnte sich etwas zurück und legte den Kopf schief. Mit den verschränkten Armen vor der Brust sah das etwas merkwürdig aus, zeigte aber, dass er sich wirklich Gedanken machte.

"Also nicht, dass sein Großvater ihm das verbietet. Das scheint mir recht logisch, wobei ich ihn ja nicht kenne. Aber Kai lässt so wenige Leute an sich ran, dass ich mir wirklich nicht vorstellen kann, dass er die dann einfach so fallen lässt. Außerdem... gut er mag seinen Großvater respektieren oder so, aber er wirkt nicht gerade wie der typische, folgsame Enkel, oder? In der Schule rebelliert er ständig, das wird seinem Opa auch nicht passen."
 

So wirklich überzeugt war er nicht, wenn er ehrlich war und die gut gemeinten Worte verfehlten auch ansonsten seine Wirkung. Er fühlte sich nicht wirklich besser. Er seufzte schon wieder.

"Und ich bin dann Schuld, wenn sein Verhältnis mit seinem Großvater zu Bruch geht? Oder er ständig ärger mit ihm hat? Das sind auch keine schönen Aussichten..."

Doch Takao grinste darauf nur, was seine Stimmung noch weiter in den Keller sinken ließ. Warum grinste der denn jetzt?

"Was hast du denn gedacht? Dass er dich als seinen neuen Schwiegersohn mit offenen Armen empfängt?"

Kurz hielt Rei inne bei diesen Worten. Ja, was hatte er eigentlich erwartet?

"Ich denke, so was wie wohlwollende Neutralität?"

Doch Takao lachte nur leise dazu und machte eine wegwerfende Handbewegung ehe er sich vor lehnte und ihn leicht angrinste:

"Das ist ein Hiwatari. Solltest du nicht selbst wissen, dass es keine Neutralität dabei gibt? Es gibt kein zwischen Ding. Nur mögen oder nicht mögen."

Rei seufzte wieder und rührte in seinem Tee.

"Du hast ja Recht aber..."

Und wieder ein seufzen.

"Hey... du hast dich wirklich in ihn verschossen, oder?"

Daraufhin ließ der Chinese seine Schultern noch ein wenig mehr hängen und seufzte nur wieder. Was sollte er darauf auch antworten? Ja, sicher hatte er das. Aber das laut zuzugeben würde bedeuten, die Gefühle wirklich anzuerkennen und er wusste noch nicht, ob er wirklich bereit dazu war. Nicht jetzt, wo er Kai vielleicht aus dem Weg gehen musste. Langsam verstand er, warum der junge Russe so viel Angst davor gehabt hatte, dass sie sich zu nahe kamen. Jetzt gerade hatte er auch Angst davor. Er war auf eine frühzeitige Trennung nicht vorbereitet gewesen.

"Alter, Kopf hoch. Seit wann gibst du denn eine Schlacht auf bevor sie geschlagen wurde? Ziehst du jetzt plötzlich den Schwanz ein? Wo du vorher so sehr gekämpft hast? Wenn Liebe so absurde Sachen macht, bin ich wirklich froh, mich noch nie verliebt zu haben."

"So ist das nicht, Takao..."

Aber wie war es dann? War es das nicht? Gab er nicht auf, noch bevor überhaupt etwas entschieden war?

"Es ist... ich denke... ich... liebe ihn..."
 

*
 

Nervös ging er in seiner Wohnung auf und ab, starrte immer wieder die Uhr an. Bald war die Zeit, zu der sie sich immer trafen, gekommen. Nicht mehr lange. Kai würde pünktlich sein, wie immer. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und wenn er ehrlich war, war er nicht besonders weit davon entfernt Tränen zu vergießen. Er würde es nicht tun, sein Stolz verbot es ihm, aber er fühlte sich mies und das wollte eben irgendwie raus.

Je nachdem wie das Gespräch verlaufen würde, würde er wohl trainieren gehen. In eines der beiden Dojos, in denen er sich für Kurse angemeldet hatte. Da würde er seine Gefühle rauslassen und verarbeiten können. Aber alles zu seiner Zeit, vielleicht war das alles auch gar nicht so schlimm. Das versuchte er sich auf jedenfall die ganze Zeit einzureden. Funktionierte nur mäßig, aber dann hatte er wenigstens etwas zu tun.
 

Nervös starrte er auf den Sekundenzeiger, der sich langsam der zwölf näherte. Nur noch wenige Sekunden. Tick... tick... tick...

Doch das ersehnte Klingeln der Tür blieb aus, als der Zeiger die zwölf passierte und emsig wieder die neue Runde begann.

Ha ha.... natürlich würde Kai nicht so pünktlich sein. Er war akribisch, aber definitiv nicht so irre auf die Sekunde genau hier zu sein. Er würde sich ged...

Rei schrak zusammen, als das schellen der Türklingeln die angespannte Stille durchbrach, wie ein Donnerschlag eine Gewitternacht. Himmel, ihm wäre fast das Herz stehen geblieben!

Mehr aus der Routine heraus reagierte er, sein Kopf immer noch zu langsam vor Schreck, und ging zum Eingang der Wohnung um seinem Gast zu öffnen. Es war tatsächlich Kai!

Irgendwie erleichtert ließ er ihn herein und schloss die Tür wieder. Tief in seinem Inneren hatte er wohl doch befürchtet, dass er einfach nicht auftauchen würde, aber jetzt kam ihm das dumm vor. Kai brach keine Abmachungen. Zumindest nicht ohne einen sehr triftigen Grund.
 

"Hey", begann Rei etwas unbeholfen mit einer Begrüßung.

"Ehm... willst du vielleicht etwas trinken?"

Doch sein Gast schüttelte nur den Kopf und ging in Richtung Wohnzimmer: "Ich werde nicht lange bleiben."

Und mit einem Mal wäre Rei vor diesem Gespräch am liebsten davon gelaufen. Er wollte es nicht hören... er wusste es. Er wusste was Kai ihm sagen würde. Er würde bald wieder gehen, sobald er ihm mitgeteilt hatte, dass sie sich nicht mehr sehen würden.

Kälte schloss sich schmerzhaft um sein Herz, ein die Gewissheit ihn traf. Er würde die nächsten Monate allein sein....

"Ich verstehe...", begann er langsam, was Kai sich ein wenig verwundert umdrehen ließ.

"Dein... dein Großvater will, dass du mich nicht mehr siehst, nicht wahr?"

Kais Miene entspannte sich wieder und fand ihre gewöhnliche Gelassenheit.

"Ja.", antwortete er und ließ Reis Herz in tausend Teile zersplittern.


Nachwort zu diesem Kapitel:
2 Kapitel sind es jetzt noch, dann ist Schluss mit diesem Teil. Es steht fest! Ich habe mich heute entschieden. Eigentlich sollten es noch mehr Teile werden, aber beim Schreiben der letzten Szene wusste ich plötzlich, wie ich das Ganze hier zuende bringen will. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Akikou_Tsukishima
2015-11-08T08:08:53+00:00 08.11.2015 09:08
Nooooiiiin

Hoffentlich kein sad end bitte :-(

Aber du wolltest ja irgendwie ne Fortsetzung schreiben richtig?
Antwort von:  Lyndis
08.11.2015 09:12
Ja, es gibt eine Fortsetzung (und nicht nur eine)


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