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Er liebt mich, er liebt mich nicht 2

[Secret Love]
von

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Als das Iaidô-Training beendet war, tat Takeda jeder Knochen weh. Er hatte sich gefühlte fünfhundert Mal verbeugt, doch er hatte nicht den Eindruck, dass der Clubvorsitzende Shirai auch nur die geringste Notiz von ihm genommen hatte. Wie bei allen Göttern sollte er so jemals zu seinem Schwert kommen?

Wenigstens hatte Kuroi die ganze Zeit über so getan, als wäre er Takeda gar nicht da. Vielleicht hatte er seine Lektion gelernt. Das konnte Takeda jedenfalls nur hoffen.

„Was machst du denn hier?“

Eine vertraute, kalte Stimme riss Takeda aus seinen Gedanken. Einen Augenblick lang war er wie erstarrt, dann wandte er sich ganz langsam um.

Nicht mehr als eine Armlänge von ihm entfernt stand Hirakawa. Er musste gerade auf dem Weg in die Umkleidekabine gewesen sein – zumindest trug er noch immer die dunkelblaue Kendô-Uniform. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos, sein Tonfall so geschäftlich, dass sich Takedas Herz schmerzhaft zusammenzog. Nichts an Hirakawas Auftreten ließ auch nur erahnen, dass die beiden mehr waren als einfache Klassenkameraden.

„Ich war beim Iaidô-Club-Treffen“, antwortete Takeda leiser, als er es beabsichtigt hatte. Die Spannung, die in der Luft lag, schien ihn beinahe zu erdrücken. Er konnte den finsteren Blick, der in Hirakawas Augen lag, einfach nicht ertragen. Am liebsten wäre er davongelaufen – oder ihm einfach um den Hals gefallen.

Doch Hirakawa fuhr unbeirrt fort: „Was soll das sein? Eine Racheaktion wegen heute morgen?“

„Was?“, Takedas Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Das kann doch nicht dein Ernst sein.“

Hirakawa trat langsam näher an ihn heran. Mit jedem Schritt wich Takeda unwillkürlich weiter zurück, bis er die Wand des Ganges in seinem Rücken spürte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.

„Dann willst du also sagen, dass es nichts mit mir zu tun hat, dass du aus dem Kendô-Club ausgetreten bist?“, sagte Hirakawa leise, sein Gesicht so nahe an Takedas, dass er seinen Atem auf der Haut spüren konnte. Viel zu nah... Takeda musste den Kopf zur Seite wenden, damit sein rasendes Herz nicht aus seiner Brust sprang.

„Natürlich hat es etwas mit dir zu tun“, stieß er atemlos hervor. „Ich bin schließlich nur wegen dir überhaupt erst in den Kendô-Club eingetreten.“

Die Worte flossen aus Takeda heraus, ohne dass er sie halten konnte - als hätte jemand die Schnur eines Ballons gelöst, der nun unaufhaltsam in die Ferne trieb: „Ich versuche einfach nur mein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Aber du machst mir das wirklich schwer.“

Als hätte Takeda ihn geschlagen, wich Hirakawa abrupt von ihm zurück: „Heißt das, das war's jetzt mit uns?“

Die Zeit schien stillzustehen. Takeda war wie erstarrt, das Blut in seinen Adern gefroren, während doch die Sekunden verstrichen, fort flossen, ohne dass Takeda sie halten konnte. Und Hirakawa wandte sich ab.

„Nein“, stieß Takeda hervor und packte Hirakawas Arm, um ihn aufzuhalten. Er konnte spüren wie sich heiße Tränen in seinen Augenwinkeln sammelten, doch er machte sich nicht die Mühe, sie zu verbergen.

„Wieso können wir uns nicht einfach wieder vertragen?“, setzte er mit erstickter Stimme nach, den Blick hilflos auf Hirakawas Hinterkopf geheftet, als könnte er ihm eine Antwort geben.

Für einen kurzen Moment glaubte Takeda, Hirakawa würde seine Hand abschütteln, doch dann sagte sagte er: „Okay.“

Es war nicht mehr als dieses kleine Wort, doch für Takeda bedeutete es eine ganze Welt. Mit ihm hatte Hirakawa seinen Stolz überwunden – und Takeda wusste, wie viel ihn das gekostet haben musste. Ohne zu zögern schlang er die Arme um die Brust seines Freundes und drückte sich an seinen Rücken.

„Danke“, flüsterte er.

Doch Hirakawa schob ihn von sich fort: „Nicht in der Öffentlichkeit, hast du gesagt.“

Ja, das hatte er gesagt. Doch die Worte nun aus Hirakawas Mund zu hören, seine Abweisung zu spüren, traf Takeda wie ein Pfeil ins Herz. Ob sich Hirakawa genauso gefühlt hatte, an jedem Tag unter den Kirschbäumen?

„Du hast Recht, tut mir Leid. Ich habe nicht nachgedacht“, räumte Takeda schließlich ein, den Blick gen Boden gerichtet.

„Du denkst meistens nicht nach, das ist dein Problem“, gab Hirakawa zurück. Und auch wenn seine Worte hart waren, bildete sich Takeda ein, einen weichen Unterton in seiner Stimme mitschwingen zu hören.

Takedas Mundwinkel verzogen sich unwillkürlich zu einem leisen Lächeln. Wahrscheinlich hatte Hirakawa auch in diesem Punkt Recht: Takeda dachte einfach zu wenig nach.

Doch als er den Kopf hob, um zu antworten, schlug die Tür der Umkleidekabine bereits hinter Hirakawa zu.



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