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Cold to the touch

Hamburg in den Schatten
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
So, das ist dann auch das letzte Kapitel :)
Ich werde auch bald anfangen die Geschichten-Fassung des eigentlichen Spiels hochzuladen - allerdings werden die auf Englisch geschrieben sein ;)
Ich hoffe diese Geschichte hat gefallen ^-^ Komplett anzeigen

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Neubeginn

Es war bereits später Abend, als Joanne vor dem Wohnkomplex, in dem Robert lebte, vorfuhr. Mehr als hundert Mal war sie im Kopf durchgegangen, was sie zu ihm sagen wollte, doch sicher war sie sich noch immer nicht. Denn sie wusste, dass er ihr eventuell nicht verzeihen würde.

Seit dem Run auf den Hafen waren sieben Wochen vergangen – auch wenn sie diese sieben Wochen zu großen Teilen im Regenerationstank einer Schattenklinik verbracht hatte. Sie hatte mehr Glück gehabt, als irgendetwas sonst. Glück, dass die Kugel seitlich aus ihrem Kopf wieder ausgetreten war, anstatt ihr Gehirn zu durchbohren. Glück, dass die anderen Runner sie nicht im Stich gelassen hatten.

Ja, tatsächlich hatte sie ihre Vorurteile gegenüber Shadowrunnern überdenken müssen, als sie vor beinahe vier Wochen erfahren hatte, was geschehen war, nachdem sie das Bewusstsein verloren hatte.

Und zumindest hatte die Runbelohnung – denn die beiden Trolle hatten es trotz der widrigen Umstände geschafft, dass MacGuffin zum Schiff zurück zu bringen – gereicht, um ihre Behandlungskosten, Cyberaugen und das Leben für den letzten Monat zu bezahlen, wobei noch ein wenig etwas übrig war.

Sie klingelte und hoffte, dass Robert zuhause war, noch immer unsicher, was sie ihm sagen sollte.

Nach einer kurzen Weile hörte sie Rauschen aus der Gegensprechanlage. „Ja?“, hörte sie die belegte Stimme Roberts.

Sie hatte sich absichtlich so gestellt, dass ihr Gesicht nicht von der Kamera aufgezeichnet werden würde. „Ich habe hier eine Pizza für einen Herrn Robert Schneider“, sagte sie, die Stimme tiefer als normal.

Tatsächlich hatte sie Pizza geholt, doch eigentlich war es nur eine Ausrede, denn sie war sich nicht sicher, ob er ihr an der Gegensprechanlage glauben würde. Immerhin war sie – Joanne Snyder – offiziell tot.

Auch hierbei hatte sie – wenn man es so sagen wollte – Glück gehabt. Glück im Unglück, wie man es so schön sagte. Denn natürlich hätte sie ihre SIN verbrennen müssen, wenn nichts anderes passiert wäre, doch Michael hatte dafür gesorgt, dass Kameraaufzeichnungen davon, wie sie von Dantes Kugel getroffen wurde, korrekt abgespeichert worden waren. Zusammen mit der Lache aus Blut und anderen Beweismitteln, die sie auf dem Asphalt hinterlassen hatte, sowie einem gefälschten Aufnahmebericht, hatte es gereicht, damit Joanne Snyder laut allen Archiven der Stadt und des Staates verstorben war.

Ihre neue SIN gab sie als eine Mary Montgomery aus. Auch dafür war ein Teil der Runbelohnung draufgegangen.

„Ich habe keine Pizza bestellt“, erwiderte Robert.

„Aber meine Daten sagen mir, dass ich die Pizza hierhin bringen soll“, meinte Joanne.

„Es tut mir leid, dass muss sich um einen Fehler handeln.“ Robert klang bei weitem nicht so freundlich, wie sie es erwartet hatte.

„Das kann gut sein. Hören Sie, machen Sie mir bitte auf und unterschreiben mir, dass Sie nicht bestellt haben, ja? Sonst habe ich echt ein Problem.“ Dabei war Joanne klar, dass es nach einer Geschichte eines Einbrechers klingen würde.

Wahrscheinlich dachte auch Robert darüber nach, doch dann seufzte er. „Kommen Sie hoch. Fünfter Stock.“

„Danke“, erwiderte Joanne und wartete darauf, dass der Summer sie einließ.

Im Eingangsbereich des etwas heruntergekommenen Hauses holte sie noch einmal tief Luft und schloss die Augen. Tatsächlich hatte sie beinahe Angst davor, sich Robert zu stellen. Doch sie kam nicht umher: Sie wollte nicht, dass er in dem Glauben lebte, dass sie tot war. Und irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er verdient hatte zu wissen, was geschehen war.

Also nahm sie den Aufzug und fuhr, wie so oft schon, in den fünften Stock hoch. Viel zu schnell kam sie dort an, nur um Robert zu sehen, der im Flur stand und auf die vermeintliche Pizzabotin wartete.

Von dem Moment an, als sie aus dem Aufzug trat, starrte er sie an. Sie konnte sehen, wie verschiedene Emotionen über sein Gesicht wanderte. Zuerst Verwirrung, wahrscheinlich weil er ihr Gesicht als bekannt einordnete, es jedoch nicht sofort zuordnete. Kein Wunder, immerhin wirkten die Cyberaugen auch auf sie noch immer fremd, wenn sie in den Spiegel sah, und auch ihre Haare waren nun rot gefärbt.

Dann Erkennen, als er sie umso mehr anstarrte. Dann Unglaube und bald darauf erneute Verwirrung. „Joanne?“, flüsterte er ungläubig.

„Ja“, erwiderte sie und versuchte zu lächeln – merkte aber, wie es ihr misslang. „Und nein.“ Sie sah sich um, unsicher ob es funktionierende Überwachungskameras auf dieser Etage gab. „Lass uns reingehen.“

Robert zögerte sichtlich, schien hin und hergerissen, nickte dann aber. Er ließ sie in sein Apartment.

„Es...“, begann Joanne, als Robert die Tür hinter ihr geschlossen hatte, doch da umarmte er sie – so stürmisch, dass beide Pizzakartons auf dem Boden landeten.

„Ich dachte, du wärst tot“, hauchte er und sie hörte an seiner Stimme, dass er weinte.

Joanne seufzte. „Ich weiß. Es tut mir leid. Aber... Eigentlich bin ich das auch.“

Zuerst erwiderte er darauf nichts, doch schließlich löste er sich von ihr und sah sie – noch immer mit Tränen in den Augen – an. „Was meinst du damit?“

„Joanne Snyder ist tot“, erwiderte sie und bemühte sich ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. Sie konnte sich dennoch ein weiteres Seufzen nicht verkneifen. „Und das wird auch so bleiben.“ Eigentlich wusste sie, warum sie ihm soweit nicht erzählt hatte, was passiert war, doch machte es das nun umso schwerer. „Mein Name ist jetzt Mary Montgomery. Oder Pakhet – wenn du den Namen bevorzugst. Es darf niemand wissen, dass ich noch lebe, verstehst du?“

Robert starrte sie nur an, schüttelte den Kopf und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Mary? Pak... Pakhet? Ich verstehe überhaupt nichts. Wieso sollte niemand wissen, dass du noch lebst?“

„Weil ich dann Probleme bekommen könnte. Mit HanseSec oder Wuxing.“ Joanne seufzte, hob die Pizzaschachteln, die dankbarer Weise nicht aufgegangen waren, vom Boden auf, und ließ sich dann auf einen anderen Stuhl sinken. „Pizza?“

„Was?“ Verständnislos sah er sie an.

„Ich dachte du wärst hungrig“, meinte sie. „Ist nicht einmal Soy-Zeug. Also wäre es schade, wenn sie kalt wird.“

Noch immer war sein Blick verwirrt, was sie noch einmal seufzen ließ.

„Hör zu, Rob, ich werde dir alles – na ja, fast alles – erzählen. Aber... Es ist eine etwas längere Geschichte.“ Sie reichte ihm einen der beiden Kartons über. „Und bis ich damit fertig bin, ist die Pizza kalt oder zumindest matschig.“

Robert zögerte, doch schließlich nahm er den Karton. Auch er seufzte. „Dann schieß' los“, antwortete er, mit noch immer belegter Stimme.

Joanne nickte und fing an zu erzählen.



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