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A Rise

Der Phoenix aus der Asche?
von

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Schicksalsbegegnungen

Seit sie sich von Anju verabschiedet hatte, war Tsubasa in Gedanken gewesen. Die Bilder von PHOENIX und dem Mädchen, dass sie alle überstrahlt hatte, waren ihr einfach nicht aus dem Kopf gegangen. Immerhin konnte sie nun verstehen, warum so viele so begeistert von PHOENIX waren, denn hatte man sie einmal gehört, konnte man sich ihnen nicht entziehen. Davon, dass dies die Fähigkeiten richtiger Idole waren, hatte sie gehört, aber bis heute hatte sie es nicht geglaubt.

Mitten im Weg, einige Meter vor dem Gebäude mit gut 30 Mietswohungen, von der eine Tsubasa mit ihrer Familie eine bezog, war sie stehen geblieben und legte ihre Hand auf ihr Brust. Sie spürte noch immer den Takt des Liedes, dass in ihrem Herzen pulsierte und zu einem Teil ihrer Selbst geworden war.
 

„Tick Tick Tick,

mit unseren Herzen vereint,

mit euch gen Himmel empor

höher und höher

aus den Schatten hervor.

Tock Tock Tock

durch eine reine Brise gereinigt,

durch ein Lied berührt

mehr und mehr

bis es euch zu uns führt.“

Ohne es selbst wahrgenommen zu haben, sang Tsubasa die Textzeilen, die sie noch in Erinnerung hatte, weil das Lied selbst noch so frisch war. Und doch, während sie diese Zeilen sang, etwas fühlte sich nicht richtig an. Sie konnte aber den Finger nicht darauf legen. Fakt war nur, dass etwas mit dem Lied, von ihren Lippen gesungen, einfach nicht stimmte. Dabei sang sie nicht einmal schlecht. Aber wenn es ihr schon bei ihr erging, wie mochte es dann den Anwärterinnen gehen? Oder PHOENIX selbst, die all ihre Lieder vererbten? Alles was sie aufgebaut hatten.

'Nicht darüber nachdenken', ermahnte sich Tsukasa und schüttelte den Kopf. Ja wahrscheinlich war es besser, wirklich nicht darüber nachzudenken. Was interessierten sie schon Idole? Das hatte es noch nie getan und das würde es auch in Zukunft nicht tun.
 

**~~**
 

Niemand konnte wissen, was in Beni vor sich ging. Sie stand ganz alleine auf der großen Bühne, die seit einem Jahr so etwas wie ihr Zufluchtsort war. Ein Zufluchtsort, den sie mit ihren Freundinnen und ihren Namen geprägt hatte. Doch nun... Nun sollte das vorbei sein. Mit einem unwohlen Gefühl in der Magengegend sah sie zu den Sitzreihen, die vor wenigen Stunden noch gefüllt gewesen waren. Dieses Gefühl, welches sie mit Tori und Hiko auf der Bühne hatte, vereint als PHOENIX, es war einmalig. Genau dieses Gefühl wollte sie immer an ihre Fans tragen und es war doch sehr fraglich, ob ihre Nachfolger dies genauso gut konnten, wie sie.
 

„Das Feuer verbreitet sich,

ein Flügelschlag und es fließt über euch.

Das Feuer mit heiliger Kraft,

es beginnt zu lodern wenn Phoenix erwacht.

Unser Funkenregen wird euch erfassen,

mit jedem Flügelschlag wird die Erinnerung verblassen,

Unser Funkregen mit heiliger Kraft

wir sind Phoenix, wir sind erwacht.“

In ihren Erinnerungen erklang die Melodie ihres Liedes, dass zu ihrem Markensong geworden war. Selbst heute spielten man ihn in Akihabara rauf und runter ohne sich wahrscheinlich dessen bewusst zu sein, dass es das einzige Lied war, welches sie als PHOENIX wirklich geschrieben und komponiert hatten. Sie hatten Monate dafür gebraucht. Monate, in denen niemand aus der Schule auch nur ihren Namen gekannt hatte. Danach hatten sie alle Hilfe bekommen, die sie benötigt hatten. Der Musikclub hatte ihres ersten Liedes umgeschrieben, so dass ihr Ursprungslied, welches Beni immer in andächtiger Stille sang, vollkommen in Vergessenheit geraten war. Es war nicht mehr ihr Lied alleine, sondern das von UTX, weil so viele Mitschüler daran gearbeitet hatten. Vielleicht hatte Tori recht und PHOENIX gehörte gar nicht ihnen sondern der Schule. Dann hatten sie wirklich kein Recht egoistisch zu sein und sich dagegen zu verwehren, den Namen weiterzureichen, an eine neue Generation.

Dennoch, sie wollte nicht einfach so von etwas ablassen, dass ihr aus rein emotionaler Sicht wohl soviel mehr bedeutete, als den Fans von PHOENIX oder Watanabe.

„Bitte... Kami-sama, schenk uns ein Wunder“, wisperte sie leise, wobei ihr Gebet dennoch in der Halle widerhallte, als hätte sie diese laut ausgesprochen.
 

Tori hatte Beni auf der Bühne des Auditoriums bemerkt, als sie im Gang den Gesang eines vertrauten Liedes vernommen hatte. Leise war sie in das Auditorium geschlichen um so Beni zu beobachten. Der Streit von vor wenigen Stunden lag ihr schwer im Magen, vor allem weil sie Benis Gefühle nur zu gut verstehen konnte. Auch sie wollte PHOENIX nicht einfach so hergeben. Die Worte, dass PHOENIX der Schule gehörten, hatte sie in gewisser Weise auch so gemeint, doch gleichzeitig hatte sie sich selbst damit einen schmerzhaften Stich ins Herz versetzt.

Aus einem sicheren Versteck heraus beobachtete sie Beni, die mit ihren flammenroten Haar selbst bei wenig Licht noch aus der Dunkelheit heraus strahlte. In der Vergangenheit war sie das Irrlicht gewesen, dass ihnen den Weg geleuchtet und mit ihrer Leidenschaft auch das Feuer von Hiko und ihr entfacht hatte. Ein Feuer, dass so stark für PHOENIX brannte, dass es schmerzte nur daran zu denken, diesen Namen einfach so herzugeben, obwohl er für sie drei eine noch viel tiefer gehendere Bedeutung hatte, als für den Rest der Schule.

„Bitte... Kami-sama, schenk uns ein Wunder.“

Toris Augen weiteten sich, als sie das Gebet ihrer Freundin hörte. Sie brauchte nicht lange darüber nachdenken, auf was für ein Wunder sie hoffte. Doch gleichzeitig war ihr auch klar, dass es dieses Wunder nicht gab. Kein Gott der Welt konnte ihnen diesen Wunsch erfüllen. Und dennoch...

Tori fasste einen Entschluss und ballte die Hände zur Faust. Ihre verstorbene Großmutter hatte immer gesagt, dass man selbst für seine Wunder sorgen müsste, wenn Götter einen diese verwehrten. Sie würde also noch einmal, als aktuelle Leaderin von PHOENIX, mit Watanabe sprechen und ihn darum bitten, sie mitsamt ihrer Identität und allem was sie aufgebaut hatten, fliegen zu lassen.
 

**~~**
 

Erena hatte sich trotz des kleinen Dämpfers am Vortag sehr auf das Training gefreut. Die Mitglieder von PHOENIX wollten ihnen, den zehn Anwärterinnen, den Song vorstellen, den ausnahmslos jede von ihnen performen sollte. Es sollte gleichzeitig der Debütsong für die drei neuen Mitglieder von PHOENIX werden. Dafür hatten sie sich vorgenommen, viel zu trainieren und schon jetzt nach dem Trainingsplan der Idole zu leben. Schließlich würde dieser die nächsten Jahre ihr Leben sein.

„Guten Morgen, schön euch heute wieder so froh und munter zu sehen.“

Mit einem strahlenden Lächeln begrüßte Hiko die Anwärterinnen und verteilte den Text für ihr Lied. Erena war schon mehr als gespannt, was es für ein Lied sein sollte.

Ihre Hände zitterten, als Hiko ihr das Blatt mit dem Text gab und sie dabei sanft anlächelte. Wie schon am Tag zuvor, zeigte Hiko ihr am deutlichsten Sympathien und es ließ die Hoffnung in Erena keimen, dass sie ihre Nachfolgerin werden sollte. Zumindest sah sie diese Nähe als ein Zeichen dafür.

„Yukihiko wird euch heute die Choreographie zeigen und sie mit euch gemeinsam einstudieren. Er ist etwas harsch, aber ein echtes Genie was Choreographien angeht, demnach könnt ihr euch immer darauf verlassen, dass er euch gut aussehen lässt. Außerdem wird sein neuer Assistent Hiroki euch ebenfalls zur Seite stehen. Da Yukihiko wie wir dieses Jahr die UTX abschließt, wird Hiroki euch ab dem nächsten Jahr unter die Arme greifen.“

Erena horchte auf und sah zu dem Schüler im Trainingsanzug. Erneut offenbarte Hiko ein Geheimnis, von dem Erena hoffte, dass dies ein Geheimnis geblieben wäre, denn wenn sie ehrlich war, hatte sie immer geglaubt, dass die Moves, die Schritte allesamt in Teamarbeit von PHOENIX entstanden waren. Doch in Wahrheit schienen sie nichts davon erarbeitet haben. Sie repräsentierte in ihren Kostümen und Tanzschritten einfach nur jene, die ihnen alles beibrachten. Sie wirkten mit einem Mal wie Marionetten, die kein Mitspracherecht hatten. War es das, was sie wollte? Wollte sie eine Puppe werden?
 

**~~**
 

Tori hatte an diesem Morgen beschlossen nicht am Training teilzunehmen. Sie war sich sicher, dass Hiko und Beni die Anwärterinnen auch ohne ihre Hilfe bewerten konnte. Was diese nämlich nicht wussten, diese ganze Woche war dazu ausgelegt, zu erfahren, wer am besten miteinander agieren konnte, oder wer mehr Engagement zeigte, als die anderen. Sie konnten nur die besten nehmen, etwas anderes kam nicht in Frage.

Dennoch, Tori konnte nicht die ganze Zeit dieser Farce zusehen, wenn sie das ganze Drama aufhalten wollte. Die Neuen sollten nicht aus PHOENIX' Asche auferstehen, sie sollten lediglich einen kleinen Funken empfangen. Doch wenn sie Watanabe richtig einschätzte, würde er sie noch in die richtigen Rollen drängen und schließlich zerbrechen. Deswegen, hatte sie als aktuelle Leaderin von PHOENIX die Aufgabe ihn daran zu hindern. Auch wenn es respektlos erschien sie musste ihm das unbedingt ausreden.
 

„Tick Tick Tick,

mit unseren Herzen vereint,

mit euch gen Himmel empor

höher und höher

aus den Schatten hervor.

Tock Tock Tock

durch eine reine Brise gereinigt,

durch ein Lied berührt

mehr und mehr

bis es euch zu uns führt.“

Tori hielt inne, als eine leise Stimme durch den Flur hallte. Da noch keine Schüler da waren, konnte sie sehr gut lokalisieren, woher die Stimme kam. Und doch war es seltsam. Wenn wirklich keine Schüler da waren, wer sang da ihr Lied? Alle Anwärterinnen waren immerhin im Proberaum und studierten ihr Lied ein. Wer wagte sich also so früh in die UTX und sang dann auch noch ein Lied von PHOENIX.

'Eindeutig jemand, der eigentlich ungestört sein will', schoss es Tori durch den Kopf.

Ungestört würde sie diese Person auch lassen, allerdings war ihre Neugier nun doch geweckt, weswegen sie der Stimme folgte, bis sie in der Nähe der Schuleigenen Bibliothek war. Aus dem Inneren drang der Gesang, was verwunderlich war, angesichts der Tatsache, dass sie schalldicht war. Der Grund warum dennoch diese Stimme deutlich hörbar war, war schnell gefunden. Die Tür war einen Spalt breit geöffnet.

Vorsichtig zog Tori sie noch etwas weiter auf und blickte in das Innere. Nicht weit von ihr, saß eine Schülerin mit kurzen dunkelblonden Haar. Sie schien in ein Buch vertieft zu sein und doch sang sie leise für sich wieder und wieder dieselbe Textzeile.

„Argh... ich kann mich nicht konzentrieren...“, murmelte die Schülerin und erhob sich von ihrem Platz. Das Buch stelle sie wieder dahin, wo sie es hergenommen hatte. Kaum dass sie es aber aus den Händen gelegt hatte, begann sie wieder dieses Lied zu summen und im selben Atemzug, als würde sie die Melodie klar und deutlich hören, begann sie einen Teil der Choreographie zu tanzen. Wobei es nicht vollständig PHOENIX Choreographie war. Dennoch, fügte sich jede ihrer eigenen Bewegungen so perfekt in das ganze, als wäre es dazu bestimmt gewesen, in Wahrheit so zu sein.

„Mah... Was mache ich hier?“

Tori musste schmunzeln, als sie das Selbstgespräch der Schülerin vernahm. Scheinbar hatten sie diese am Tag zuvor vollständig in ihren Bann gezogen. Einen anderen Bann aber, dem die anderen Schüler nicht unterliegen würden.

Ein Lächeln zierte Toris Gesicht. Sie hatten ihren Zauber also immer noch nicht verloren. Ein Gedanke, der sie beruhigte, auch wenn ihr Zauber nicht mehr lange von ihnen geführt werden würde.

„Wieso lässt mich das nicht los?“, fragte sich die Schülerin und hielt ihre Hand an den Kopf. Sie schien wirklich über all das nachzudenken. Darüber, warum sie PHOENIX' Zauber unterlegen war. Doch die Wahrheit, dass erkannte Tori bei ihren nächsten Worten, war eine ganz andere.

„Weil das was sie tun... leer ist...“

Mit geweiteten Augen, sah Tori zu, wie das Mädchen zu einem neuen Buch griff und sich damit aus ihrem Blickfeld, in die hinterste Ecke der Bibliothek verzog.
 

„Weil das was sie tun... leer ist...“ Dieser Satz verfolgte Tori noch bis zum Büro des Direktors. Was meinte diese Schülerin damit? War das was sie taten leer? Inwiefern? Meinte sie vielleicht leblos? Aber wie konnte es leblos sein, wenn so viele an PHOENIX arbeiteten? Jeder gab sein bestes, damit sie drei erstrahlen konnten. Und sie drei bemühten sich das Umzusetzen oder zu präsentieren, woran die halbe Schule gearbeitet hatte. Niemals konnte das leblos sein.

„Sie hat einfach keine Ahnung...“, wisperte sich Tori zu und versuchte damit wieder an Fassung zurückzugewinnen, die sie verloren hatte. Ja, die andere hatte keine Ahnung. Das hatte man nur zu deutlich gemerkt. Sie war leicht beeinflussbar, ließ sich selbst jetzt noch von ihnen ablenken, wie sollten sie da also leer sein?

„Was mache ich mir eigentlich für Sorgen?“ Tori lachte leise und strich sich eine Strähne ihrer blonden Haare zurück hinters Ohr. Sie sollte besser andere Sorgen haben, bevor sie sich darum scherte, was irgendeine Nichtwissende sagte. Und doch, sie konnte nicht verhindern, dass dieser Satz immer noch in ihrem Herzen resonierte.

Doch diese Resonanz ignorierte sie und betrat stattdessen das Zimmer des Direktors, nachdem sie geklopft und dieser sie hereingebeten hatte. Das hier, hatte Vorrang, denn es ging um die Zukunft von PHOENIX und dessen Anwärterinnen.

„Du hier, Hino-san? Solltest du nicht mit den anderen das Training der Anwärter überwachen?“ Irgendwie war es klar gewesen, dass Watanabe das von ihr erwartete.

„Beni und Hiko werden auch ohne mich zurecht kommen. Watanabe-sensei, wir, PHOENIX, können nicht zulassen, dass drei unerfahrene Idole unseren Platz einnehmen. Selbst wenn wir sie in diesem Jahr anlernen und sie zu jedem unserer Auftritte mitnehmen, werden sie immer in unserem Schatten stehen. Sie können so niemals stark genug werden um gegen andere Schulidole zu bestehen.“ Tori hatte allen ihren Mut und alle Logik zusammengefasst um Watanabe davon zu überzeugen, dass die Neuen niemals ihren Platz als PHOENIX einnehmen konnten. Sie waren unreif, unerfahren wohingegen sie ein Jahr lang hart dafür gearbeitet hatten, ihren Namen bekannt zu machen.

Ernst sah den Direktor an, der wirklich über das was sie sagte nachzudenken schien. Hatte sie Erfolg gehabt? Durften sie als PHOENIX mitsamt dieses Namens von der Schule gehen?

„Mh... Du hast Recht. Die drei sollten dann eigene Erfahrungen sammeln. Eine Vogelmutter wirft schließlich ihre Kinder auch aus dem Nest, damit sie fliegen lernen. Vielleicht hast du Recht. Die drei sollten ihre eigene Gruppe gründen, die unabhängig von euch auftritt. Mit eigenem Namen...“

Toris Herz klopfte wie wild, als sie hörte, dass diese Gruppe ihren eigenen Namen tragen sollte. War das, das Wunder, welches sich Beni erhofft hatte?

„Es kann nicht schaden, wenn sie diese Erfahrungen machen um später dann eure Plätze in PHOENIX anzunehmen.“

Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Dahin war die Hoffnung auf das besagte Wunder. Für sie gab es keines, wenn sie jetzt nicht die Schlacht austrug und gewann.

„Und wenn sie mit ihrem eigenen Namen sich einen besseren Namen machen, als PHOENIX? Sie können dieser Gruppe dann nicht einfach ihren Namen nehmen und ihn austauschen!“

Tori ignorierte die Tatsache, dass sie lauter geworden war. Es musste einfach geschehen. Sie musste gewinnen. Für Beni, für Hiko und vor alle für sich selbst, die es nie gewagt hatte, richtig gegen den Direktor vorzugehen, der sie wie Spielzeuge behandelte. Das war Respektlos. Aber vor allem, war es nicht fair.

„Keine Sorge. Sie werden niemals aufsteigen. Denn sie werden nicht das haben, was PHOENIX besitzt. Den Rückhalt, der gesamten Schule. Wenn sie also den Rückhalt der Schule haben wollen, werden sie zu den neuen PHOENIX werden.“

Ein Lächeln zierte Watanabes Gesicht. Tori verstand sofort was er damit meinte. Ihre drei Nachfolger, würden ausgegrenzt werden. Sie würden sich alles selbst erarbeiten und nebenbei noch die Schule meisten müssen. Eine Aufgabe, an der Beni, Hiko und sie gescheitert waren, weswegen sie die Schule erst vereint hatten.

„Das ist Mobbing...“, wisperte sie ohne nachzudenken, mit wem sie hier sprach.

„Das ist Erziehung“, korrigierte Watanabe sie, ehe er ihr mit einer Geste klar machte, dass es für Zeit war zu gehen.
 

**~~**
 

Das Training war beendet und noch war genug Zeit, um vor der Schule etwas frische Luft zu schnappen. Luft, die Erena brauchte, nachdem was sie heute schon wieder erfahren hatte. Ihr Idealbild von PHOENIX zerbrach immer mehr und so langsam fragte sie sich, wen sie die ganze Zeit bewundert hatte. Nichts von dem, was sie gesehen hatte, schien mehr Real zu sein. Gar nichts.

Ein tiefer, inbrünstiger Seufzer kam ihr über die Lippen, als sie sich auf dem Geländer der Brücke stützte, die über einen kleinen Teich im hauseigenen, botanischen Garten der UTX gebaut worden war. In ihrer Hand hielt sie einen gekühlten Cappuccino aus einen der vielen Automaten.

„Wenn du so laut seufzt, lässt du all dein Glück dahin scheiden.“

Langsam sah Erena von der ihrer Spiegelung im Wasser auf und erblickte ein Mädchen in weißer UTX Uniform auf der anderen Seite des Teiches. In ihrer Hand hielt sie eine grüne Kanne, wahrscheinlich um die Blumen zu gießen. Seltsam, denn einen Schüler so früh hier zu sehen, hatte sie nicht erwartet.

„Vielleicht gibt es für mich kein Glück mehr“, antwortete Erena auf die Worte der Mitschülerin und fixierte sie weiterhin. Das Mädchen lächelte sie sanft an, geduldig, so als wartete sie darauf, dass Erena ihr ihre Geschichte erzählte oder ihre Behauptung noch angemessen untermauerte. Doch schließlich brach sie mit dem Vorsatz der Geduld.

„Du bist doch eine der zehn Anwärterinnen von PHOENIX. Steht auf eurem Trainingsplan, dass ihr schon so früh am Morgen trainieren müsst?“

Das man sie nun wohl kannte, damit hätte Erena rechnen müssen. Oder wohl eher nicht. Denn wenn man an ihren Auftritt vom vergangenen Tag zurück dachte, waren ja die Anwärterinnen eher im Schatten von PHOENIX gestanden. Eine Kleinigkeit mit der sie gut leben konnte. Dennoch, es war ein schönes Gefühl erkannt zu werden, weswegen Erena hauchzart lächelte.

„Ja. Wir sollen uns jetzt schon an den Plan für PHOENIX gewöhnen. Immerhin werden drei von uns ihre Nachfolger... wobei ich mir mittlerweile nicht einmal mehr sicher bin, ob ich das überhaupt will.“ Ja, wollte sie das überhaupt? Wollte sie an dieser Scharade von Gruppe teilhaben, wenn sie einfach nur, wie eine Marionette, dass zusammensetzte und ausführte, was andere ihre vorgaben?

„Wieso bist du so verunsichert? Ist der Druck zu groß? Oder ist die Konkurrenz zu übermächtig?“

Es war schon seltsam, ihren gegenüber zuzuhören. Ihre Art zu reden, klang ein wenig gezwungen, so als versuchte sie sich in ihrer Art zu reden zu manipulieren. Und doch war sie dabei so unsicher, was Erena deutlich an der Stimmlage hörte.

„Du kannst ruhig normal mit mir reden“, merkte Erena an, denn es bereitete ihr Unbehagen, wenn jemand sich verstellte.

„Verzeih... ich meine Sorry.“

Da war es wieder. Dieser Versuch eine Sprache zu verwenden, die ihr Gegenüber scheinbar nicht beherrschte und sie auf lächerliche Weise unnatürlich wirken ließ.

„Das meinte ich nicht. Du kannst ruhig reden wie du es für gewöhnlich tust. Du klingst alles als locker. Selbst deine Augenbrauen ziehen sich zusammen und wenn du weiter so machst, hast du bald zwei tiefe Falten zwischen den Augen.“

Verwundert hob das Mädchen ihre Hände und strich damit über ihre Augenbrauen, bis zur Mitte, dahin wo das Nasenbein begann. Scheinbar prüfte sie Erenas Aussage, die allein dieser Anblick alle Sorgen vergessen und ließ und ihr stattdessen ein erleichtertes Lachen entlockte.
 

Beide hatten sich am Automaten einen Saft gezogen und sich auf einer Bank bei den Rosenbüschen niedergelassen. „Also schön. Mein Name ist Toudou Erena und ja, ich bin eine Anwärterin für PHOENIX. Seit einem Jahr bewundere ich diese drei Mädchen und es war mein größter Wunsch hier herzukommen. Ich habe Gesangsunterricht genommen, Tanzunterricht und habe viele ihrer Outfits als Cosplays genäht. Alles nur um wie sie zu sein. Aber jetzt, da ich die Chance habe, sehe ich, was aus meinen Idolen geworden ist. Sie sind mehr Schein als Sein. Ihre Choreographien werden von anderen gemacht, ihre Kostüme und auf dem Liedtext den sie uns heute gegeben haben, stehen nicht ihre Namen als Verantwortliche für Komposition und Lyrics. Die ganze Schule macht soviel mehr für PHOENIX als diese drei. Sie fügen einfach zusammen was bereits fertig ist. Im Prinzip könnte jeder sie einfach so ersetzen. Aber das ist nicht das was ich will.“

Fest hielt Erena ihre Dose umklammert und sah in die Öffnung hinein. Nein, sie wollte PHOENIX nicht einfach nur ersetzen. Zumindest war das nie ihre Absicht gewesen. Sie wollte diesen Namen, diesen Titel erben und noch viel weiter verbreiten, aus eigener Kraft.

„Dein Idealbild von PHOENIX kollidiert also gerade mit der Realität? Das ist traurig. Aber, du solltest nicht aufgeben. Du kannst diesen Namen immer noch über alle Grenzen bekannt machen, eben indem du das tust, was du für Ideal erachtet hast. Niemand verlangt von PHOENIX, dass sie sich auf andere Verlassen müssen. Für dein Vorsprechen kannst du also deine Fähigkeiten nutzen, um aus der Masse hervorzustechen und gleich zu zeigen, was du kannst und wert bist. Du kannst dir eine eigene Choreographie ausdenken, oder vielleicht an dem Lied ein paar geringfügige Änderungen machen. Eben alles tun, damit du dem ganzen eine persönlichere Nuance gibst.“

Das was dieses Mädchen sagte, war nicht ganz falsch. Niemand hatte ihnen zum Beispiel verboten, dass sie ihr Bühnenoutfit selbst designen durften. Ebenso hatten sie nie gesagt, dass sie diese Choreographie auch für das Vorsprechen nutzen mussten. Sie sollten sie nur lernen für ihren ersten Auftritt als Nachfolger von PHOENIX. Damit standen Erena doch alle Türen offen. Sie konnte sich entfalten und zeigen, wozu sie als Sie selbst in der Lage war.

„Das ist wirklich eine fantastische Idee. Danke. Darf ich deinen Namen erfahren?“

Das Mädchen neben ihr lächelte sie an. Sie schien glücklich darüber zu sein, dass sie Erena eine Möglichkeit gezeigt hatte, die Dinge doch noch etwas anders anzugehen. Sich nicht einfach unterordnen zu müssen.

„Yuuki Anju. Ich bin höchst erfreut deine Bekanntschaft zu machen, Toudou-san.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  CharleyQueens
2015-05-13T18:05:51+00:00 13.05.2015 20:05
So, das nächste Kapi. Die arme Erena - wie grausam du doch bist, ihre Scheinwelt zu zerstören! Ts Ts Ts
Aber, ich mag es, das du dich der Schattenseite der Idole zuwendest und nicht alles nach Friede-Freude-Eierkuchen aussieht. (Boah, jetzt will ich Eierkuchen ~)
Oh, Tsubasas Satz  ist pure Gänsehaut ~ so viel Wahrheit wie dahinter steckt. Und Watanabe... argh! was für ein Sch***kerl. Wie gemein er doch ist.
Und uih. das erste Aufeinandertreffen von Anju und Erena <3 Hach, ich freu mich darauf, wenn es weitergeht. Man merkt die Krisen, die in der Luft liegen... Also Süße, hau rein!
Antwort von:  Erenya
13.05.2015 20:06
Ich schreib doch schon. Und morgen kommt Franzi und wir essen Eierkuchen XP
Antwort von:  CharleyQueens
13.05.2015 20:09
Frechheit! Ich will auch was!


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